nalreichthums eine ebenso riesige Zunahme der Massenarmuth hergeht, und weil die, durch Vermehrung des in wenigen Händen kon­zentrirten Nationalreichthums" enorm gesteigerten Produktions­mittel zu einer toloffalen Steigerung der Produktion führen, während auf der anderen Seite durch die in rascher Steigerung zuneh­mende Massenarmuth die Kaufkraft" und somit die Konsum­tion entsprechend vermindert wird.

Abgesehen von diesem Moment, das bei den periodischen Krisen unmittelbar weniger in Betrachtung kommt, ist es die oben erwähnte Konkurrenz der Produzenten unter sich, welche die Har­monisirung von Produktion und Konsumtion unmöglich macht. Jeder produzirt für fich und gegen den andern. Jeder steht mit dem andern sucht

" Zürich , d. 24. September 1882. ,, An die Königliche Polizeidirektion in Stuttgart . Meine ergebene Offerte von vor. Woche, betreffend Mittheilungen über die hiesige Zentrale der deutschen Sozialdemokratie, bestätigend, würden Sie durch eine geneigte baldgefällige Entscheidung recht sehr verbinden Ihren hochachtungsvoll ergebenen F. Schmidt."

Adresse à Discret. Einschreiben! F. Schmidt 263. poste restante Zürich .

" Herrn F. Schmidt, Zürich wird hierauf erwidert, daß wir nicht zu machen.

auf dem Kriegſfuß, fußt ihn zu überſißen, zu betrügen, ihn vom Wartt Murſiteten Gebrauch ju modern, ist in der Sage find, von Ihre

zu verdrängen, ihm die Kundschaft abzujagen. weil Jeder täuscht, ist keiner im Stande, den Markt zu über. blicken, und für die Berechnung dessen, was er zur Deckung des wirklichen Bedarfs zu produziren hat, einen sicheren Boden zu gewinnen. Es ist Spekulation, Vermuthung, mehr oder weniger in's Blaue hinein, folglich falsches Rechnen, Selbsttäuschung. Die größte Vorsicht kann da vor falschem Rechnen nicht schützen. Nach jeder Krisis sind die Produzenten außerordentlich vorsichtig, es kommt aber doch immer wieder zur Ueberproduktion" und zu dem obligaten Krach.

Die Leipziger Zeitung" hat eine Ahnung hievon. Sie darf aber nicht sagen, daß es bei den Krisen mit dem Latein der Wirthschaftsreformer so gut wie mit dem der Manchesterleute zu Ende ist.

Die Krisen sind im Organismus der heutigen, den Wirthschaftsrefor­mern und Manchesterleuten gemeinsamen Gesellschaftsordnung und Produktionsweise begründet, und sie sind unvermeidlich, solange diese Ge­sellschaftsordnung und Produktionsweise besteht.

Wer die Krisen verhüten will, muß das Todesurtheil über den heuti­gen Klaffenstaat und die kapitalistische Produktionsweise aussprechen. Abschaffung der Krisen heißt Abschaffung der Bourgeoisgesellschaft.

raid

de asd phi

Ein entlarvtes Werkzeug Madai's.

Wir haben bereits in letter Nummer eine Notiz veröffentlicht, worin die Entlarvung eines deutschen Spizels, Namens Schmidt, gemeldet wird. Genauere Daten zu geben, war damals wegen der Kürze der Zeit unthunlich. Nach Sichtung des uns in die Hände gefallenen Materials waren wir sofort der Ansicht, daß das gesammte Spigeltreiben in einer besonderen Broschüre zur Darstellung kommen müsse. Eine solche Broschüre unter dem Titel: Die deutsche Geheimpolizei im Kampf mit der Sozialdemokratie. Aktenstücke und Enthüllungen", ist bereits im Druck. Dieselbe enthält eine gedrängte Darstellung des Spißeltreibens innerhalb und außerhalb Deutschlands seit dem Inkrafttreten des Sozia­listengesetzes und den wörtlichen Abdruck der bei Schmidt gefundenen Polizeikorrespondenzen.

An dieser Stelle publiziren wir von dem Material folgendes:

( Ohne die gewöhnliche Anrede und Adresse.)

,, Auf Ihre letzte Zuschrift vom 2. h. gebe ich Ihnen, weil Sie es erbeten haben, sofort Antwort, die jedoch nicht anders ausfallen tann, als so, wie ich in früheren Briefen schon wiederholt angedeutet habe.

Wir haben nur einen kleinen Dispositionsfond, der fast nur zur Unterstützung von unseren zahlreichen Beam­ten und den Hinterbliebenen solcher verwendet wird.

"

Alle anderen Ausgaben extraordinärer Art sind uns nur dann möglich, wenn wir auf erstatteten Bericht die nöthigen Gelder dazu von oben erhalten.

Da nun Jhre Notizen, obwohl zur Beurtheilung der allgemeinen Situation nicht uninteressant, doch für unsere hiesigen Verhältnisse zu wenig positiven Nutzen haben, so ist absolut nichts da mit herauszuschlagen.

Dr., 8. 11. 82.

W." Unsere Genossen im sächsischen Landtage werden Angesichts dieser Bekennt­nisse der schönen Seele Weller nicht ermangeln, bei der nächsten Budget­berathung den eigentlichen Zweck des Dispositionsfond etwas näher ins Auge zu fassen, sie werden dem Herrn von Nostiz- Wallwitz und dessen Kreaturen flar machen, daß es eine Schande ist, wenn ein Minister es wagt, Geld für hilflose Beamte und deren Hinterbliebene zu fordern, um dann den Schweiß des steuerzahlenden Voltes von elenden Subjekten à la Schmidt verprassen zu lassen und als Gegenwerth eine Portion Lügen in Empfang zu nehmen. Selbst in den sächsischen Bürgertreisen wird diese Enthüllung, wenn dort noch ein kleiner Rest von Ehrgefühl vorhanden ist, den Herren im Ministerfrack einen derben Stoß versetzen. Bon halb ernstem, halb humoristischem Interesse ist folgender Brief des berüchtigten faiserlichen Polizei- Jnspektors Kaltenbach in Mülhausen i. Elsaß :

Geehrter Herr!

Mülhausen , 11./8. 82.

,, Anliegend erhalten Sie den Betrag von 150 Mart. " Ich habe den Auftrag erhalten, unsere Verbin dungen fortzuseßen und Ihnen mitzutheilen, daß der pekuniäre Theil derselben stets zu Ihrer Befriedigung sein wird. Nähere Ab­machungen können erst stattfinden, wenn die Seitens meines Chefs gemachten Anträge höheren Orts genehmigt und die Fondsanwei­sungen erfolgt sein werden.

" Ich erlaube mir nun, Sie um gefällige Fortsetzung Ihrer Mit­theilungen zu bitten. Besonders wichtig für uns ist Auskunft über folgende Punkte zu erhalten:

1. Ju welchen Beziehungen steht der Wirth Eugen Weiß, Burg­gasse Nr. 3, zu den in der Schweiz lebenden Sozialisten, schreibt er ihnen u. s. w.? Beweise( etwa Briefe von Weiß) müssen den Aussagen zu Grunde liegen.

2. Stehen hiesige Beamte z. B. Schußmänner u. s. w. mit den dortigen oder hiesigen Nihilisten in Verbindung?

3. Hat Hirler*) Verbindungen mit solchen?

4. Suchen Sie von Hirler, mit welchen Personen er hier in Korrespondenz steht.

,, Weitere Punkte anzuführen halte ich für überflüssig, wissen Sie ja doch selbst sehr gut, was zu wissen uns nüßlich ist. " Ihrer baldigen Antwort entgegensehend, grüße Sie freundlichst Ihr ergebenster பக்

Adressen:

Kaltenbach.

Erster Brief: Herrn Postdirektor Lampel; zweiter: Herrn Kleemann, Wildemannsgasse 12; dritter an meine eigene Adresse, wie folgt: Frau Gertrud Kaltenbach, Hoffnungsgaffe 13." jenis

Der würdige Postdirektor 2 ampel, der Spizelgehilfe Kaltenbachs, der treffliche Wahrer des Postgeheimnisses in Mülhausen , in dessen Bureau Kaltenbach seine Briefdiebstähle ungestört ausgeführt, dürfte zur Kennzeichnung des Stephan'schen Postwesens im Reichstage aufmarschiren. Bekanntlich sagte schon Karl Marx in seinen Enthüllungen über den Kommunistenprozeß in Köln ", daß die preußische Boft mit Beobachtung des Postgeheimnisses die sonderbare Borstellung verbindet, sie sei ver­pflichtet, die ihr anvertrauten Briefe vor dem Adressaten geheim zu halten". Recht heiter ist auch die bange Frage nach den nihilistischen Beziehungen der Schußmänner in Mülhausen . Wenn erst die legten Säulen der heutigen Ordnung", wenn sogar die Unterpolizisten Kalten­bachs za wanken beginnen, dann mag es den hohen und höchsten " Ordnungs" repräsentanten allerdings unheimlich genug werden. Anfang vom Ende!

Der

Schließlich noch den Brief Schmidt's an die Stuttgarter Polizei

und die Rüdantwort:

*) H. ist ein aus Mülhausen gebürtiger Arbeiter, der zu jener Zeit als Schreiner in Zürich arbeitete.

Stuttgart , 2. Oktober 1882.

K. württ. Stadtdirektion Hoser."

Nun muß man nicht etwa glauben, daß politisches Ehrgefühl diese Ablehnung herbeigeführt. Denn der verhältnißmäßig lange Zwischen­raum zwischen erster Anfrage und schließlichem Entscheid beweist, daß man zuerst schwankte und zur Annahme neigte. Daran zweifelt Niemand, der die Stuttgarter Polizeigrößen Honold, Kern und Konsorten kennt. Entweder traute man dem Angebot nicht und suchte hinter demselben eine von den Sozialisten aufgestellte Falle, oder, was das Wahrschein lichere ist, die Berliner Polizei- Zentrale sorgt reichlich genug für ihre Freunde am Nesenbach, die gerne bereit sind, jedem Winke von dorther hündisch zu folgen.

-

Wir brechen hier ab. Wer sich für das Genauere intereffirt und das wird gewiß nicht nur bei Parteigenossen der Fall sein dem empfehlen wir das Studium der obenerwähnten Broschüre. Sie stellt die Herrlichkeit des Mabaischen Reiches in jo blendendes Licht, daß wohl auch manchem Blöden die Augen darüber aufgehen werden. Bemerkt sei noch, daß Schmidt innerhalb drei Monaten aus Dresdner und Mülhauser Polizei mitteln aftenmäßig nachweisbar zusammen Mt. 975.- empfangen hat. Wenn der Junker Bismard flagt, daß er die grrrroße Sozialreform" aus Mangel an Geldmitteln nicht durchführen könne, so sehen wir doch, daß er für seine Schnüffelgarde stets die Mittel zu beschaffen weiß, so lange der betrogene deutsche Michel bereitwillig zahlt. Aber auch das wird eines Tages aufhören, und dann ist es aus mit dem System Bis­marc; dann fällt nicht nur der Mantel, sondern auch der Herzog mit ihm!

Verbrecher Album.

Russisches aus Halle a. d. Saale .

Halle, im Oktober 1882.

Das Gebahren der hiesigen Polizei veranlaßt mich, noch einmal auf den Artikel in Nr. 17 des Sozialdemokrat"," Verbrecheralbum" über­schrieben, zurüdzukommen, die da gekennzeichneten Herren thun näm­lich, als wäre ihnen zuviel geschehen. In Wahrheit ist aber der Artikel noch verhältnißmäßig milde gefaßt, man könnte ganze Bände darüber schreiben, was hier unter der Schandwirthschaft des Herrn von Holly möglich ist.

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So hat der Polizist Huhn in dem Prozeß des Muttermörders Krüg vor mehreren Jahren einen Meineid Dienste id für 4000 Thlr. geleiftet; er behauptete nämlich, vom Hotel Stadt Zürich " die Rathhaus­uhr gesehen zu haben, was nicht möglich ist, weil der sogenannte rothe Thurm dazwischen steht, und sagte aus, er habe so und so viel Minuten nach 9 oder 10 Uhr den Krüg dort gesehen, was auch nicht wahr ift. Hat doch die Verhandlung in Sachen des Krüg zur Genüge bewiesen, wo der Krüg zu der von Huhn angegebenen Zeit war.

Aber keine Anklage auf meineid erfolgte. Welche Plage diese Wächter der Ordnung für die Geschäftsleute sind, darüber ließen sich Bücher schreiben, hier sei nur ein Fall erwähnt: Der­selbe Huhn entnahm vom Kürschner Jakobi für sich und seine Familie Pelzwaaren, ohne indeß dem Mann auch nur zu sagen, daß er nicht bezahlen will; natürlich fällt ihm das Bezahlen gar nicht ein. Für ihn und seinesgleichen gilt eben der Grundsatz: Wir nehmen, wo wir es finden.

Im Jahre 1879 bestellte der Polizist Huhn die unverehelichte Bechfted des Nachmittags, wo er wußte, daß ihn Niemand störte, auf die Polizei­wachtstube und nothzüchtigte sie. Das Mädchen ging zur Staatsanwalt­schaft, wurde aber wegen Beamtenbeleidigung zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. Sie appellirte und das Oberlandsgericht in Naumburg a. S. verwies die Sache zur nochmaligen Verhandlung nach Halle zurück, das Mädchen wurde zum zweiten Male verurtheilt, diesmal aber nur zu acht Tagen. Nach abermaliger Appellation in Naum­ burg a. S. wurde sie freigesprochen, weil eine Zeugin auftrat, die Frau des Kastellans vom hiesigen Stadttheater, die ebenfalls von Huhn genothzüchtigt worden war.

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Der Polizist Huhn blieb aber im Dienste der Ord uung und Moral. Nette Ordnung und Moral, nicht wahr?! Der unter dem Namen der hübsche Wilhelm bekannte Polizist Rottig, er trägt Nr. 31- fiel die Frau des Brauereibesitzer Rauch fuß Abends auf hiesigem Königsplate an. Sie wollte nämlich ihrem Mann entgegengehen, der zu seinem Schmied gegangen war. Herr Rauchfuß erhielt zur Antwort auf seine Beschwerde, wie sollten denn die Beamten ohne derartige Experimente eine wirt­liche Dirne erkennen? Man bedauerte, daß es gerade solche Leute, wie Herrn Rauchfuß, betroffen habe. Bei einem Arbeiter wäre es wahr­scheinlich in der Ordnung gewesen.

Ein Beweis, daß auch das Fauftrecht von Herrn von Holly nicht nur geduldet, sondern auch gefördert wird: Der Polizist Priefe schleppte den Student der Medizin Kögrich aus Steinbach- Hallenberg Nachts in angetrunkenem Zustand auf's Rathhaus, dort wurde der junge Mann von Briefe, welcher ein großer starter Mensch, während der Student klein und schwächlich ist, geschlagen, daß ihm das Blut aus Nase und Mund drang. Dann wurde er hinaus eskortirt. Die Sache verlief aber diesmal anders, der Vater war ein Regierungsbeamter und war nicht flein zu friegen. Priefe bekam sechs Monate Gefängniß, ging aus dem Dienst ins Gefängniß und aus dem Gefängniß wieder in den Dienst. Seiner Frau wurde in ihres Mannes Abwesenheit der volle Gehalt ausgezahlt, womit sie nicht wenig prahlte.minigol day Nun zum seitherigen Kriminal- Kommissar Ebert. Dieser Ordnungs­mannn betrieb die Spigbüberei en gros. Alles aufzuzählen, würde uns zu weit führen; ich will deshalb nur Einiges herausgreifen. Ein hiesiger Delikatessenhändler, Neumann, hatte mit seiner Frau den Entschluß ge­faßt, sich und ihren zwei Kindern( das dritte war bei Verwandten in Naumburg a. S.) durch Kohlendampf das Leben zu nehmen und hatte diesen Entschluß auch zur Ausführung gebracht; der Mann und die Kinder blieben todt die Frau war nach der Meinung Eberts gleichfalls nicht mehr zu retten.

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Wie es in solchen Fällen in der Regel zugeht, so auch hier: Der Herr Kommissar und ein paar Polizisten waren die ersten auf der Unglücks­stätte, damit nicht etwa etwas gestohlen werde. Es wurde u. A. ein nach Naumburg a. S. adresfirter Koffer vorgefunden und dieser von Herrn Ebert selbst mit Beschlag belegt. Wie fich später herausstellte, enthielt der Koffer die Werthsachen der Eheleute, die für das überlebende Kind bestimmt waren. Die Frau starb aber nicht. Ebert's Hoffnung bestand nun darin, die Frau werde wegen Mord und versuchten Selbstmord mehrere Jahre Zuchthaus bekommen und sein Raub gesichert sein. Das Schwurgericht in Halle a. S. sprach aber die Frau frei. Die Frau forderte im Verein mit dem Vormund des dritten Kindes, Restaurateur Saft, ihr Eigenthum zurück. Ebert machte aber allerhand Ausflüchte, schickte der Frau ganz werthlose Gegenstände, die fie aber zurückgab, bis sie schließlich die Geduld verlor und den Kriminal­beamten Welsch beauftragte, die Sache doch einmal Herrn von Holly

vorzustellen. Aber, o weh, der arme Welsch tam schlecht an! Holly schnauzte ihn an und sagte, wenn erst ein Beamter den andern schlecht mache, dann höre alles auf, er, der Welsch, möchte sofort seinen Dienst quittiren. Welsch war aber nicht ängstlich und sagte, es gäbe noch einen Kronprinz von von Preußen( was der da eigentlich mitzuschaffen hat, habe ich nicht erfahren können) und blieb im Dienst.

Die Herren haben auch mächtige Furcht vor ihren eigenen Leuten. So sagte der Polizist Huhn gelegentlich, als man ihn wegen seiner Streiche zur Rede stellte, wenn er springen müsse, sage er so viel, daß alle seine Vorgesezten hinter Schloß und Riegel tämen.

Nun, hoffentlich verhelfen ihm diese Zeilen dazu. Wir wären doch begierig, diese Amtsgeheimnisse kennen zu lernen.

Jetzt zum Ebert zurück. Dieser saubere Patron trieb seine Schwin­deleien ruhig weiter. Er hatte Strafgelder einzuziehen, wenn er aber gelegentlich nach dem Verbleib gefragt wurde, hatte er immer Extra­Ausgaben gehabt; so ein Kriminalkommissar kann sich schon ausreden. An den Fleischermeister Dettenborn war eine größere Geldsendung von der Post aus zu bestellen, sie wurde aber irrthümlich an den Tischler­meister Dettenborn ausgezahlt. Die Sache blieb indeß nicht verschwiegen, Ebert holte das Geld, lieferte es aber nicht ab, und als der Fleischer Dettenborn sich später bei der Behörde beschwerte, wurde ihm zur Ant­wort, so ein reicher Fleischer brauche um so ein paar Thaler keinen Lärm zu machen!

Solche und ähnliche Dinge könnte ich noch in Massen anführen, werde es auch vielleicht später thun. Endlich fand der Ebert doch seinen Mann, ein Kollege von ihm, der jetzige Bürgermeister in Lauchstedt , schenkte der Staatsanwaltschaft klaren Wein ein, und diesen ordnete Ebert's Ber­haftung an. Jedoch Herr von Holly schien in dieser Sache eine andere Meinung zu haben, er ließ Haftbefehl Haftbefehl sein, verständigte sich mit seinem Ebert, verschaffte ihm aus dem geheimen Polizeifond das nöthige Reisegeld, mit welchem sich unser Ebert schleunigst drückte. Herr Holly hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als 14 Tage später einen

Steckbrief zu erlassen, in welchem der 2c. Ebert gesucht wurde. Der Steckbrief wurde aber nicht mehr erneuert, trotzdem Ebert drei Viertel Jahre fort war; nach dieser Zeit tam er, wahrscheinlich von seinen Freunden verlassen, hierher zurüd. Nach vierzehntägigem Aufenthalt wurde ihm die Sache selbst zu langweilig, und ging nach Leipzig , um sich verhaften zu laffen.( Die Halle'schen hatten nicht den Muth oder waren zu, mitleidig", ihren Kollegen zu verhaften). Nun begann ein Prozeß; die ganze Stadt war in Aufregung, die Spießbürger flüsterten sich in die Ohren: Jetzt ist's mit der ganzen G- sellschaft aus, nun tommt viel an den Tag! Aber, o Schreck! Es stellte sich heraus, daß die wichtigsten Atten verschwunden waren,- und Ebert wurde wegen Mangel an Beweisen freigesprochen, und befindet sich jetzt im Kontor des konservativen Kommerzienrath Riebeck in Halle a. S.!

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In Nr. 17 d. Bl. von diesem Jahrgang wurde gesagt, der Nacht­wachmeister Gebhard fönnte, auf sein Galgengesicht hin beurtheilt, auch ein Verbrecher sein, hätte er nicht den fetten Poften. Aus Nach­folgendem werden die Leser ersehen, daß er es auch wirklich ist, und zwar an seinem eigenen Sohn, dem in Gera hingerichteten Commis Gebhardt. Er trieb sich mit seinen kaum der Schule entwachsenen Buben in Bordellwirthschaften die Restauration in der Herrenstraße Nr. 14 sei hier nur erwähnt herum, selbstverständlich wurde Gebhardt junior durch solche Anleitung zum Dieb und Betrüger, da er koloffale Geldsummen mit liederlichen Dirnen verpraßte, und zuletzt zum Mörder an seinem Prinzipal, damit dieser ihn wegen seiner Betrügereien nicht verhaften laffen könne.

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Nach alledem darf es nicht Wunder nehmen, daß die Halle 'sche Polizei, wie aus einer in der hiesigen Saalezeitung" veröffentlichten Notiz hervorgeht, die verhältnißmäßig theuerste in ganz Deutschland ist. Ein bekanntes Wortspiel sagt, es gibt in Halle drei Sorten Men­schen Hallenser , Halloren und Hallunken. Halloren heißen die Ar­heiter in den Salzwerken, sie gehören keiner politischen Partei an, schicken aber alljährlich zu Königs Geburtstag eine Deputation nach Berlin , um ,, ihrem" König zu gratuliren bei welcher Gelegenheit diese von dem Hofgeschmeiß als eine Art untergeordnete Kreaturen beaugenscheinigt werden*) Die Hallenser , bilden die Maffe der Bevölkerung: Arbeiter, Handwerker, Gewerbtreibende 2c. Die Hallunken aber nun, wer nach dem Obengeschilderten nicht weiß, wo in Halle die Hallunken zu finden sind, an dem ist sicher Hopfen und Malz ver­

loren!

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Und nun Ihr deutschen Philister, die Ihr Euch so erhaben glaubt über die Korruption im republikanischen Amerita, was sagt Ihr nun? Wollt Ihr noch immer nicht begreifen, daß auch im Reich der Gottes­furcht und frommen Sitte die Korruption ihre Heimstätte hat, und sich von der amerikanischen nur dadurch unterscheidet, daß sie es besser versteht, sich in den Mantel der Ehrbarkeit zu hüllen, und daß fie in der Lage ist, ihren Opfern durch Preß- und andere Knebel den Mund zu schließen. In das Ausland muß sich die Stimme der Entrüftung flüchten, die Wahrheit tann nur auf Schmuggelwegen dem deutschen Volte mitgetheilt werden. Raffe Dich auf, o deutsches Volt, raffe Dich auf zum heiligen Kampf gegen Betrug und Unterdrückung! Laßt nicht ab, Jhr, die Ihr schon im Kampfe steht, in Eurem gerechten Eifer! Kein Friede, fein Waffenstillstand mit den Verbrechern am Volke, keine Halbheit! Nicht nur die Korruption gilt es auszurotten, sondern auch ihre Ursachen, ihre Wurzeln die politische Unterdrückung, die ökonomische Ausbeutung. Wenn Keiner mehr aus dem Schweiße seiner Mitmenschen für sich Kapital schlagen kann, wenn Niemand mehr sagen kann, ich bin mehr als mein Mitbürger, dann hat auch die Korruption ein Ende. Darum nieder mit dem heutigen Klassenstaat, es lebe die Gesellschaft der Freien und Gleichen, die sozia­lins stabdan Suitero b. listische Republik!

msplatenfi dhist

Sozialpolitische Rundschau. d

2nd idlerb] of soni

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bidiricións and al Zürich, 22. November 1882.

- Kehrt nur vor Eurer eigenen Thüre! Nach der Schlacht von Tel- el- Kebir suchte der deutsche Mordspatriotismus den Sieg der Engländer denn von Rechtswegen dürfen natürlich nur preußische Generale fiegen dadurch zu verkleinern; daß er in sittliche Entrüiftung über von englischen Soldaten an egyptischen Verwundeten angeblich verübte Greuelthaten ausbrach, allen voran das liberale Welt­blatt" vom Rhein , die brave Kölnische Zeitung ":

Wir sagten ,,, angeblich verübt", weil die von der Kölnischen" mitge­theilten Vorgänge englischerseits beftritten werden, aber selbst wenn sie wahr wären, hätte Niemand weniger Recht, darüber zu lamentiren, als der deutsche Mordspatriot. Die betreffenden Gräuelthaten wären doch immer nur von Soldaten in der Wuth des Kampfes begangen worden, den englischen Führern aber wagt selbst der famose Kriegsbericht erstatter der Köln . Zeitung" nichts anzuhängen. Wie sieht es aber im Lager dieses edlen Blattes aus?

Die Berliner Volkszeitung", deren hyperenglischen Standpunkt wir natürlich durchaus nicht theilen, hat sich das Verdienst erworben, der " Kölnischen Zeitung " erwiesene Thatsachen aus der von diesem Blatte so sehr verhimmelten Hohenzollernsphäre unter die Nase zu reiben, frei­

*) Der oben charakterisirte Lumpazius Ebert war ein Halleren­sohn, und waren seine Stammesgenoffen immer recht stolz auf ihren Karl". Es hieß immer unter ihnen: Was Karl erst in die Hände. triegt, das kommt auch an den Tag".

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