oder weniger verfälschten Proudhonismus bei Seite läßt und sich die Popularifirung der Lehren Mary' und Engels' zur Aufgabe sezen.

,, Es ist wahr, bei uns ist noch sehr die Meinung verbreitet, daß die Aufgaben der russischen Sozialisten fich wesentlich von denjenigen ihrer westeuropäischen Genossen unterscheiden. Indessen abgesehen davon, daß das schließliche Ziel der Sozialisten aller Länder dasselbe fein muß, ist eine rationelle Stellungnahme unserer So­zialisten zu den Eigenthümlichkeiten der russischen ökonomischen Verhält niffe nur bei richtigem Verständnisse der sozialen Entwickelung West­ Europa's   möglich. Die Werke von Marr und Engels sind eine unersegliche Quelle zur Erforschung der sozialen Verhält niffe des Westens." sinni

Die letzten Säße zeigen, daß Plechanoff, trotzdem er die gegenwärtige Lage der sozialistischen   Propaganda optimistischer auffaßt als Stepniat, doch in dem Hauptpunkte mit ihm übereinstimmt, daß es nämlich eine Jalusion ist, wenn man glaubt, über nothwendige soziale Entwicklungs­ftadien eines Volkes sich mit ein paar revolutionär klingenden Redens­arten hinwegsetzen zu können. id snis dnspy bin sd 110

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Korrespondenzen.

Berlin  . Das Berliner   Spigelthum vor Gericht. Nachdem wir in voriger Nummer die als Dokument zur Zeitgeschichte so charakteristische Anklage gegen unsere Berliner   Genossen in unserer Rundschau veröffentlicht haben, bringen wir heute an dieser Stelle eine uns von Arbeitern zugegangene Schilderung des Prozesses selbst:

Es war ein regnerischer, unfreundlicher Tag, der 31. Oktober, also auch " Hohenzollern- Wetter"; nur daß der Himmel Freudenthränen darüber ver­goß, daß nunmehr der Aufruhrprozeß gegen 11 unserer Genossen ver­handelt werden sollte. Sieben der Angeklagten waren inhaftirt, tie andern vier hatte man, wenn auch sehr ungern, auf freiem Fuß belassen müssen, da die Belastungsmomente so schwach waren, daß gegen eine der Angeklagten, Frau Malchert, die Staatsanwaltschaft die Klage zurück­nahm, und daß bei den beiden Anderen, den Genossen Pohl und Struve, die Freisprechung beantragt wurde. sm Die hiesigen Genossen waren sich von Anfang an ihrer Aufgabe be­wußt und, wie der Ausgang des Prozesses beweist, wohl auch gewachsen. Wir waren uns hier im Klaren, daß es nicht blos auf die Freisprechung oder geringe Bestrafung der Beklagten ankam, sondern daß in erster Linie das skandalöse Benehmen der hiesigen Polizei zur Kenntniß des Publikums, wie zur Beurtheilung der Richter gelangen müßte. Es war ein freudiges, ermuthigendes Zeichen, daß auf wenige Aufforde rungen unsererseits der größte Theil der am 15. Juli auf dem Anhalter Bahnhof   anwesenden Genossen als Zeugen sich zu unserer Disposition stellten. Wohl wußten sie, daß es Herr von Madai an Beaufsichtigung nicht fehlen laffen würde, aber lieber wollten sie sich der Eventualität einer Aus­weisung aussetzen, lieber wollten sie Weib und Kind als ihre bedrängten Genossen im Stich laffen. Es konnte nur der kleinste Theil der Ge­meldeten berücksichtigt werden, aber immerhin ließen wir die stattliche Zahl von 65 Entlastungszeugen laden.

Daß das Loos der Angeklagten auch in nicht zu uns gehörenden Kreisen der Bevölkerung die regfte Theilnahme hervorrief, bewies wohl am Besten der von Anfang bis zu Ende dicht besetzte Zuhöreraum, der aber auch außergewöhnlich stark von der besseren Gesellschaft" besucht war. in Herr von Madai hatte seine Lieben und Getreuen gleichfalls in statt­licher Zahl entbieten lassen. Nicht weniger als 18 uniformirte Schutz­leute und dann 24 jener, im schäbigsten Zivilanzuge herumlungernder Tagediebe, die zeitweilig politische Polizei spielen, um bei ihrer nächsten Verhaftung als Einbrecher u. s. w. gnädige Beurtheilung zu finden. Im Foyer des Gerichtsgebäudes machte sich unter den als Zeugen ge­ladenen Genossen eine sehr animirte Stimmung geltend. Namentlich frente man sich darüber, daß man hier einen großen Theil jener Leute von Angesicht zu Angesicht kennen lernte, die, wie im Verlauf der Ver­handlung fonstatirt wurde, der Volksmund mit dem Namen Fauler" bezeichnet. Vox populi, vox dei!

Das Zusammensein mit diesen Leuten war ungemein lehrreich und in­soweit angenehm, als es sich deutlich herausstellte, daß unbetheiligte Dritte den etwa noch mangelnden Grad von Hochachtung für Herrn von Madai und seine Knechte nun glücklich gefunden haben. Auch an kleineren Zusammenstößen hat es nicht gefehlt, bei welchen sich das moralische Uebergewicht auf unserer Seite drastisch geltend machte.

So verbat sich Genoffe G. in etwas derber Weise, als er Frau Pötting gegen die Aufdringlichkeit eines Faulen" in Schutz nahm, von demselben angesprochen zu werden. Ein anderer Genosse Lo. bemerkte, wie ein " Fauler" sich in das Zeugenzimmer zu schmuggeln versuchte, und inter­venirte so stürmisch und energisch, daß man sofort unsern Bruder Faulen" am Rodärmel wieder hinausbeförderte. Derselbe Genosse ließ auch den Herrn Lieutenant nicht schlecht abfahren. Bei Begleichung der Zeugengebühren verlangte Lieutenant Henke Bescheidenheit ist eine hervorragende Eigenschaft der hiesigen Bolizisten die Vergütung für eine Droschke 1. Klasse. Dieses Verlangen verursachte so drastische Aeußerungen des Volkswizzes, daß der Polizist Hente es vorzog, auf Begleichung zu verzichten.

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Uebrigens hatte das Schicksal Herrn Henke an diesem Tage ganz be­sonders auf's Korn genommen. Kaum hatte er sich vor dem Gelächter im Foyer in den Saal geflüchtet, um als Zeuge vernommen zu werden, so ertönte ein homerisches Gelächter aus dem Zuhörerraum ob der tief­finnigen Antworten unseres Gönners jetzt dürfen wir ihn dreift so Hente. Hat man sie angegriffen?" wurde er gefragt, worauf er Nein!" erwiderte. Warum haben Sie angegriffen?"" Weil weil weil, hm, hm, weil die Wellen mir über dem Kopf zusammen­schlugen". Das war so der Ton, in welchen sich die Belastungszeugen geftelen!

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Die Angeklagten verhielten sich alle, bis auf einen Gergs muster­haft. Die Frage des Präsidenten, des national miserablen Abgeordneten Hagen  , ob fie Sozialisten feien, bejahten Alle bis auf vorgenannten Gerge. Der Angeklagte Bohl bemerkte dem Präsidenten, die Gesinnung sei doch wohl Nebensache, der Thatbestand wäre ja doch festzustellen, und nicht die Gesinnung der Einzelnen; er nehme übrigens keinen Anstand, vor jedem Menschen zu bekennen, daß er Sozialist sei, aber er bezweifle, ob man auch einen Konservativen um seine Parteistellung befragen würde, Wahrhaft niederschmetternd für die Polizei des Herrn Madai gestaltete fich das Kreuzberhör der Belastungszeugen. Selbst der Staatsanwalt and nach der Aussage der Belastungszeugen es für unmöglich, die die Anklage weiter aufrecht zu erhalten und ließ die Aufruhrs Bara­graphen fallen. Aber auch in seinen Einzelheiten war das Verhör von gleicher Wirkung. higit s bil

Es wurde festgestellt, daß zwei Drittel der anwesenden Polizisten in Zivil rothe Netten trugen, provozirten und durch anzügliche Fragen Leute unglücklich zu machen suchten. Auffallend war, oder auch micht, die Sicherheit und Ruhe, mit welcher diese Leute die wider. sprechendsten Aussagen beschworen, eine Sicherheit, die man nur durch langjährige Uebung und stetes Unbestraftwerden bei Meineiden erlangen kann. Namentlich zeichnete sich in dieser Hinsicht ein gewiffer Stuhlmann aus, der nach dem, was die Frau Fama erzählt, begnadigter Sträfling sein soll, unwillkürlich wird man, wenn man denselben hört oder sieht, an den berüchtigen Münchner   Meineids­michel, alias Gehret, erinnert.

Stuhlmann ist ein würdiges Pendent zu jenem weit über die Grenzen Bayerns   hinaus bekannten Schuft; diese Beiden find wohl der klassischste Ausdruck der hente herrschenden Verkommenheit, aber auch die tüchtigsten, beften Stützen unserer heutigen Machthaber.

Die Vertheidigung, die in sehr energischer und umsichtiger Weise von den Herren Mundel, Salomon und Cohn, den besten Ver­theidigern Berlins   geführt wurde,( Herr Lenzmann in Lüdenscheid  , welcher auch zugesagt hatte, und auf welchen wir bestimmt rechneten, ließ uns eines verrenkten Fußes(?) halber im Stich) erzielte durch ihre Fragen manches Eingeständniß. Stuhlmann leugnete anfänglich, eine rothe Nelke getragen zu haben, durch Fragen gedrängt, bestand er darauf, teine im Knopfloch getragen zu haben, um hernach einzuräumen, daß er

*) Anmerkung. Entnommen dem in Genf   erscheinenden liberal­revolutionären ,, Baltischen Föderalist."

dieselbe am Hute getragen hätte; dieses Geständniß hinderte ihn natürlich nicht daran, 5 Minuten später zu beschwören, daß er überhaupt gar teine Blume oder Abzeichen getragen habe!!! dub

Nun fage Einer noch, was heutzutage Meineid it! Der national­miserable Gerichtspräsident Hagen   fühlte sich nicht veranlaßt, einzu schreiten, während der Staatsanwalt Höppner sichtbar seine Erregung niederkämpfen mußte, und wohl mehr der Noth gehorchte, als dem eignen Triebe, als er feinen Verhaftungsantrag stellte. Stuhlmann wird unter den Hohenzollern   Karriere machen. Stieber II. flingt doch gar nicht ohne! dongeid ng male sided( Fortsetzung folgt.) all silica godisd sid his si Effen, Mitte November. So muß es fommen", sagt Neumann. Der Rheinisch- Westfälische Merkur" meldete kürzlich Nach­stehendes:

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,,! W!( Erfinderische Köpfe.) Daß die Sozialdemokraten auch nach dem Intrafttreten des Ausnahmegesetzes, durch welches ihre gesammte Breffe einging und ihnen so die öffentliche Agitation entzogen wurde, um kein Mittel verlegen find, ihre Lehren unter das Volk zu bringen, zeigt folgende uns zugegangene Mittheilung. In einer hiesigen Wirthschaft, in welcher sonst Sozialisten nicht zu verkehren pflegen, lag gestern eine Nummer des in Zürich   erscheinenden Hauptorgans der deutschen   Sozialdemokratie, welche in der ungefähren Größe der Essener Volkszeitung" erscheint und mit dem Titel der letzteren versehen war. Auf diese Weise sorgen die Sozialisten dafür, daß ihre Anschauungen zur allgemeinen Kenntniß gelangen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat eine große Zahl der Gäste sich über den Inhalt der betr. Nummer informirt. In dieser Nummer soll auch eine bekannte Elberfelder Affaire geschildert sein. Wie wir hören, sind derartige Versuche auch in anderen Städten mit Er­folg durchgeführt worden."

Da können Sie nun sehen, wie wir auf dem Posten sind und ,, immer man unverzagt", denn der Humor ist auch des Kampfes Würze. Sobald nämlich Merkurius  ", dem der Schreck in allen Gliedern saß, Feuerlärm gemacht hatte, ließ unser Lotal- Stieber", Gene­ralmarsch schlagen und die ganze Büttelgarde rückte aus. Sämmt­liche Wirthschaften mußten diesmal nicht nach Flüssigem, sondern nach dem verkappten Sozialdemokrat" ausgeschnüffelt werden, und das Ende vom Lied war viel Dorscht und feene Bohne! Um stille Theilnahme bitten daher Die schwarzen Rothen.

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Brieg  , Mitte November. Die Korrespondenz aus Ohlau   in Nr. 46 veranlaßt mich, auch einmal etwas von uns hören zu lassen. Gutes ist es zwar nicht, denn von einer Partei kann hier nicht die Rede sein; im hiesigen Kreise sind die Arbeiter die reinen Engel, für ihren lieben guten Kaiser lassen sie ihr Leben, und wenn es sein muß, erschießt der Sohn aus reiner Königstreue seinen eigenen Bater. Trotzdem machen die wenigen Genossen hierorts den Herren von der Polizei doch zuweilen etwas Arbeit, wie folgende Affäre zeigt:

Kurz vor der Wahl im vorigen Jahre waren wir übereingekommen, einen eigenen Kandidaten aufzustellen und die umliegenden Dörfer mit Flugblättern zu belegen, was auch ohne alle Hindernisse gelang. Darauf machten sich einige Genossen den Spaß, die Flugblätter in der Stadt selbst an den Straßenecken anzutleben; eines Morgens, als die Bürger oder richtiger gesagt: die deutschen   Michel aufstanden, fanden sie die Stadt mit sozialistischen Flugblättern geschmückt. Nun tam die Polizei in Aufregung, und der Polizeiinspektor oder Großknecht, wie er hier genannt wird, zog mit seinen 5 Kreaturen aus, um die Stadt von diesem Gräuel zu befreien. Das ging indeß nicht so leicht, da die Genossen die schönsten Häuser ausgesucht hatten, wo die Herren Polizisten nicht fragen durften. Nach längerer Ueberlegung fand unsere Wohllöbliche endlich doch Rath, sie bewaffnete sich zu unserer größten Beluftigung mit nassen Lappen und so gelang es ihr, die gute Stadt zu retten. Nachdem nun noch bei den Genossen Hoffmann und Lepehne gehaussucht worden war, wobei das Resultat gleich Null war- die Polizei kommt hier wie an anderen Orten gewöhnlich zu spät, war Alles wieder in Ordnung. Michel durfte die Müze wieder über's Ohr ziehen.

Nunmehr zur eigentlichen Hauptsache meines Schreibens.

Der Staatsanwalt, von dem der Korrespondent aus Ohlau   berichtete, heißt Hedemann und ist keineswegr ein so junger Mann, wie der Korrespondent annimmt, sondern schon ein alter Sünder. Der Vorsitzende heißt v. Bergen, ein adeliger Schuft; von den Beisitzern kann ich nur zwei namhaft machen: 3ucker und Schwarz. Diese sauberen Herren find nicht liberal, sondern strengtonservativ, und wehe jedem Genossen, der diesen Schuften in die Hände fällt. Gegen unsern Lepehne haben sie auch schon einmal den§ 131 in Anwendung ge­bracht; trotzdem er Entlastungszeugen vorgeschlagen hatte, wurde er den­noch verurtheilt, denn die Herren hielten die Zeugen nicht für glaub­wiirdig.

Aber der Tag wird ja auch kommen, wo man mit diesen Herren ein­gehend Abrechnung pflegen kann.

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R.

Mülhausen im Elsaß  , Ende Oktober. Genosse Nuber, der am 4. Februar im vorigen Winter verhaftet wurde, ist am 25. Sep­tember aus dem Gefängniß wieder entlassen worden. Die meisten Leser des Sozialdemokrat" werden sich noch der in Nr. 21 des Sozialdemo frat" mitgetheilten Verhaftung von 18 Genossen in Mülhausen   erinnern, bei welcher der Kriminal- Kommissar 3 a hn sich durch schamlose Infamie anszeichnete. Denn nicht genug, daß die verkommene Ordnungsfippschaft bei den verhafteten Genossen alles durchschnüffelte gefunden haben ste nicht viel mehr als einzelne Nummern und sogar die Frauen Einzelner auf's Polizeiamt schleppte, und sie dort nackt ausziehen ließ, um zu untersuchen, ob sie auch nichts Staatsgefährliches am Leibe hätten, ging das Gefirdel sogar so weit, als das Schnüffeln resultatlos blieb, selbst hochschwangere Frauen auf so schändliche Art zu mißhandeln. Aber nicht genug damit, das Schändlichste kommt noch.

Es mußte ja absolut etwas gemacht" werden, und da ist den ver­tommenenen Wächtern der göttlichen Weltordnung" tein Mittel zu schlecht, und leider finden sie auch immer Subjekte, die sich für einige Groschen als Werkzeug ihrer Infamien gebrauchen lassen. Auch dieses Mal fand sich unter den Verhafteten ein Elender, ein gewiffer Lai ble aus dem Württembergischen, der um einen Judaslohn den Verräther spielte, und zwar nicht ohne Gewissensbisse; denn man sah es ihm an, daß er mit sich selbst zu kämpfen hatte, indem er vier verschiedene Aus­sagen machte, von denen eine der anderen widersprach. Es würde zu weit führen, wollte ich über alle Schändlichkeiten einzeln berichten, die bei diesem Prozeß zu Tage traten; es genügt die Mittheilung der Haupt­vorgänge, um dem Leser zu zeigen, daß die nach preußischem Muster abgerichteten Büttel fich ihrem Amte auch hier würdig zeigen. Nach zweimonatlicher Untersuchungshaft wurde Nuber vor das Landgericht ge­führt, wo sich der Präsident Namens Wolf, ein wahrer Sozialisten­freffer, der mittlerweile das Zeitliche gesegnet hat, besonders auszeichnete. Trotzdem Laible sich selbst widersprochen hatte, äußerte der saubere Rechtspfaffe, daß man nur Laible glauben tönne und nicht Nuber, da Laible ein unbescholtener Mann sei und Nuber nicht. Laible hatte nämlich gegen Naber ausgesagt, daß er von Nuber den Sozialdemo frat  " erhalten habe, woraus geschlossen werden konnte, daß Nuber der Berbreiter desselben war. Trotzdem Nuber dagegen protestirte und geltend machte, daß man einem Mann nicht glauben könne, der ver­schiedene Aussagen gemacht, und trotzdem selbst der Staatsanwalt mil­dernde Umstände beantragte, wurde Nuber zur höchst- zulässigen Strafe von sechs Monaten Gefängniß verdonnert. Der Wolf erklärte, man müsse Nuber die ganze Strenge des Gesetzes fühlen lassen, so wurde neben der Gefängnißftrafe auch auf Aufenthaltsverweis erkannt. Warum? Nun, die Antwort ist sehr leicht. Die Retter der göttlichen Weltordnung" wollen sich in ihrer ganzen Größe zeigen. So ging Nuber nach seiner zweimonatlichen Untersuchungshaft ins Gefängniß über. suita Es ist wirklich haarstränbend, wie es unserem Genossen während seiner Gefangenschaft erging, und ich glaube, es übertrifft alles, was bis jest über derartige Fälle im Sozialdemokrat" beschrieben wurde. Ich lasse hier Nuber selbst reden:

,, Als ich aus der Untersuchungshaft in das Gefängniß überführt wurde, steckte man mich unter gemeine Verbrecher, es wäre noch zu ertragen ge wesen, deun trotzdem es sehr rohe Gesellen waren, schickt man sich schließ­lich in das Unvermeidliche.

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Aber wenn man noch brutaler behandelt wird als ein gemeiner Ver­brecher, nur deswegen, weil man andere Ansichten hat, als ein xbelie­biger Bourgeois, der für nichts Sinn hat, als seinen persönlichen Vor­theil, und dessen Hauptforge ist, wie er die Arbeiter am besten aus­beuten kann, das ist wirklich erbärmlich. Am infamsten wurde ich von

dem Schuft von Oberaufseher Herzmann behandelt, der mich bei jeder Gelegenheit wegen meiner sozialistischen Ansichten beschimpfte und mich Theiler nannte; ebenso ließ mich der Pfaffe von der Kanzel nicht in Ruhe, immer wieder zog er gegen die verdorbene Gesellschaft der Sozialdemokraten los, nannte sie Theiler, die den Reichen alles nehmen wollten, damit sie nicht zu arbeiten brauchen u.. w.

So ging es die ganzen sechs Monate hindurch, ohne Aufhören. Mit dieser geistigen Tortur ging die körperliche Hand in Hand, ich meine die berüchtigten Stockprügel auf den Magen. Trotzdem es vorgeschrieben ist, daß das Essen an die Gefangenen gesund und reinlich verabfolgt werden foll, haben wir Brod erhalten, in welchem die Würmer herum­trochen. Ein jeder halbwegs anständige Mensch hätte sich geschämt, mit solchem Brode Schweine zu füttern, wir aber mußten es genießen, trotzdem ich beim Gefängniß- Inspektor reklamirt habe. Ich hatte auch beim Oberaufseher Herzmann reklamirt, ich erhielt aber zur Antwort, daß das Brod für solche Leute gut genug sei; man kann dem Bäcker nicht zumuthen, eine ganze Lieferung Mehl wegzuwerfen." solic So Nuber. Muß nicht jedem rechtlich Denkenden die Fauft sich ballen, wenn er solche Schändlichkeiten vernimmt?

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Als Nuber aus dem Gefängniß heraustam, wurde er von zwei Ge­nossen, die seiner warteten, in Empfang genommen, und ihm im Kreise bewährter Genossen ein geselliger Abend bereitet; besonders herver­zuheben ist, daß die Genossen von Mülhausen   45 Franken zusammen­steuerten, die Nuber übergeben wurden, als er aus dem Gefängniß heraustam.

Zum Schluß fordere ich die Genossen in Mülhausen   auf, unerschütter­lich fest zur Fahne der Volksbefreiung zu stehen, und nicht abzulassen, für unsere erhabene Sache zu agitiren, bis der Tag kommt, wo das Volk sich aufrafft und dieser Schandwirthschaft ein gründliches Ende bereitet, bis es in Wahrheit heißen wird:

Kein Herrscher mehr und keine Sklaven! Genug der Knechtschaft tragt ihr schon! Platz für das Volt, Platz für die Braven! Hoch, hoch die Revolution!

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Sprechsaal.

Waldemar.

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An die Redaktion des Sozialdemokrat". Neuchatel  , 16. November 1882. Jn Nr. 37 der Freiheit", Organ der sog. Sozialrevolutionäre, befindet sich eine Korrespondenz aus Bern  , überschrieben: 3ur Rich- tigstellung", in welcher sich der Aerger der aus dem deutschen Arbeiterverein Bern ausgeschlossenen Sozialrevolutionäre in der bei diesen Herren üblichen Weise Luft macht; unter Anderem kommt der Verfasser auch auf die beabsichtigte Zentralifirung der Deutschen   Vereine in der Schweiz   zu sprechen und fühlt sich angeblich verpflichtet, vor dem gut­geplanten(!) Gimpelfang, welcher von den Herren in Zürich   so eifrig be­trieben wird, zu warnen."

Dem gegenüber erklären wir hiermit:

daß dieser Zentralisationsplan nur von hier, von unterzeichnetem Ver­ein ausgegangen ist, und zwar aus freier Iniziative;

daß unseres Wissens diese Angelegenheit von Zürich   aus noch nicht betrieben wurde, im Gegentheil der Landesausschuß auf eine diesbezüg­liche gelegentliche Mittheilung abrathend antwortete;

daß über die eingelaufenen Antworten feinem Verein gegenüber zur Lüge gegriffen wurde, dies auch durchaus nicht nöthig gewesen ist, indem wir hier nur wiederholen, daß fast sämmtliche Antworten im Prinzip zustimmend lauten;

daß vielmehr dieser Freiheits" held, der Artikelschreiber, zu dem so billigen Mittel der Lüge und Verleumdung" greift, resp. greifen mußte, um ein Schreckgespenst vorführen zu können.

Nun, wenn die Freiheits" männer in Bern   stets mit solchen Waffen gefämpft haben, so haben sie sich wahrlich nicht zu beschweren, wenn sie vom dortigen Deutschen Arbeiterverein den Stuhl vor die Thüre gesetzt

betamen.

Ob sich die Deutschen Arbeitervereine in der Schweiz   zentralisiren oder nicht, werden lediglich sie selbst nach bestem Ermessen entscheiden, unbe­kümmert darum, ob ihre Entschlüsse den Beifall der Berner Sozialrevo­lutionäre haben werden oder nicht. Namens des Deutschen Arbeitervereins Neuenburg: Der Vorstand.

Auf Wunsch theilen wir hierdurch mit, daß das in Bremen   folpor­tirte Gerücht, Genosse F. W. Frick sei aus der Partei ausgeschlossen, unbegründet ist. Die Redaktion des Sozialdemokrat".

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chalds and Briefkasten out

der Redaktion: Eine Anzahl Einsendungen, ein Theil der Rund­schau, sowie der Schluß des Artikels: Zur Spaltung in der franzöft­schen Arbeiterpartei" mußten wegen Stoffandrangs für nächste Nummer zurückgestellt werden.

der Expedition. S. 3ug: Fr. 18,- Ab. 4. Du. erh. Weiteres besorgt, Befillg. folgt. C. Shum. Cincinn.: Mehrbestllg. mit 48 abgg. Rechng. desgl. Weiteres stets willkommen. W. Sbr. Paris  : Bstllg. abgg. Auszug folgt mit brieft. Aufschluß. Unversöhnlicher: Nach

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10 Wochen sollen wir noch Luft schaffen? Wenn ich einmal der Herr­gott wär!" Mehrbstlg. und Bf. fort. Ontel: Aenderung nunmehr bewirkt. Unterwegs Befindliches fraglich, da Nachr. erft 21./11. erh. 1. a. D. 681: Nur M. 5,- in Bfm. vorgefunden; also M. 3,- Ab. 4. Qu. u. bis auf Weiteres M. 1,50 u. M.-, 50 p. Ufds. dtd. ver­wendet. Weiteres notifizirt. D. B. B.: M. 3, pr. Ab. Dez., Jan.

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u. Febr. verwendet. Werden nicht ermangeln. F. Bloch: M. 70,-

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à Cto. Ab. gutgebr. Die zweite" u. Auszg. folgen, wie das Weitere. Gen. Königsberg   i. Pr.: M. 30, d. Ufds. dkd. zugew. Von einem bekehrten Ultramontanen in Crefeld  : M. 2, pr. Agfd. dkd. erh. C. Gr. 3.: Fr. 2, Ab. 4. Qu. erh. Märzveilchen: M. 1,50 Ab. Co. 4. Qu. gutgebr. J. H. H. M. 1,70 d. Ufd. zugew. M.-, 30 Porto f. d. Rotte Kora. Folgt Neue Welt- Kal. statt O. Weiteres besorgt. C. F. Anvers: Fr. 7,50 Ab. 4. Qu. erh. Sdg. nach Vorschr. abgg. Silefia: M. 6,50 Ab.- Refst u. Schrft. erh. Alles beherzigt. Hpl. Chur: Fr. 2, f. d. streikenden Crimmitschauer dtd. erh. u. besorgt. Nitsche N. Yort: Fr. 101,25 à Cto. am 16./11. eingetrff. Roth schwanz: Fr. 15,53 Ab. 4. Du. u. Schft. erh. Bf. erwartet. Berliner  Jude: M. 2, Ab. 4. Qu. 2c. dkd. erh. M. E. Lst.: M. 5, Ab. Nov. 82 bis Ende März 83 erh. F. M. Kopenhagen  : Fr. 3, P. B. July Oft., u. Fr. 2, Abtrag auf die von Hoffm. nicht gesandten P. B. erh. F. St. Mon: öflw. 1,80 Ab. 4. Qu. durch Freundeshand erh. Die Rothen Mich.: Mt. 3, Ab. 3. Du. erh. Soll uns freuen. Die Getreuen Fever: Mt. 6,- Ab. 4. Du. erh. Weiteres geordnet. Der rothe Albertinus: Wir sehen, daß seine Wünsche erfüllt sind. Maulwurf Gz.: Mt. 36, à Cto. Ab. 4. Qu. und Mt. 4,10 f. N. pr. Flgfd. erh. Adr. geordnet. Dt. folgt. Der alte Rothe G.: Mr. 5,- Ab. Reft 3. Qu., Mt. 25, à Cto. 4. Qu., Mt. 16, f. 4 Antheile erh. Weiteres fort. Die alten Tannen: Mt. 4,30 pr. Ufd. dko. erh. R. Wormser: Mt. 100, à to. Ab. und Bf. vom 19./11. eingetroffen. Bilg. folgt. Otto: Bf. v. 18./11. erh. Mehrbestllg. notirt. Schrft. folgen. Columbus: Bf. v. 15./11. haben sich gekreuzt. Aufftlg. 2c. notirt. Cfld.: Mehrbstllg. und Adr. vorgemerkt und Fr. 18,41 pr. Ab. erh. Ferdinand: Bf. v. 20./11. erh. Alles in Ordnung. Gruß. H. M. Gf.: Fr. 57,30 Ab. 4. Qu. erh. Agft.: Mr. 81, à Cto. Ab. 2c. eingetroffen.

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Café Kessler

Zürich. Samstag, den 25. November, Abends 8 Uhr, im Geschlossene Versammlung der deutschen  Sozialisten.

Da sehr wichtige Parteiangelegenheiten zur Verhandlung kommen, sind die Parteigenossen aufgefordert, sämmtlich zu erscheinen. Jedes Mitglied ist verpflichtet, die Mitgliedskarte vorzuzeigen. Ohne diese kein Eintritt gestattet.

Der Lokalausschuss der deutschen   Sozialisten.

Schweizerische Genossenschaftsbuchdruderei Hottingen  - Zürich  .