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und die mannigfachen Bestrebungen zu ihrer weiteren Hebung auf­merksam betrachtet, wird einstimmen in den Ausspruch Gladstone's: Das 19. Jahrhundert ist die Aera der Arbeiterklasse." Allerdings haben eigentlich erst die bestgestellten Schichten der Arbeiterklasse an diesen Fortschritten Theil, und es ist möglich, ja es zeigen sich hier und da, wo die Arbeiter eines Gewerbes am meisten erreicht haben, schon Spuren, daß, nachdem die höchsten Schichten der Arbeiterklasse an den Segnungen der Kultur Antheil erlangt haben, dem befrie­digten vierten ein unbefriedigter fünfter Stand gegenüber­trete. Die heutige englische   Arbeiterklasse ist keineswegs eine har­monische( bomogene?) Masse mit absolut gleichen Interessen. Allein dies kann nicht erschrecken, sondern nur erfreuen. Denn der bisherige Verlauf der Geschichte läßt uns mit Sicherheit hoffen, daß aus den neuen Kämpfen, wenn solche entstehen sollten, nur die Hervorrufung einer neuen größeren Masse zur Kultur hervorgehen werde." Jetzt weiß der Leser, warum wir die Ueberschrift gewählt.

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Die Stelle, welche wir hier aus dem Brentano'schen Buche abgedruckt haben, ist charakteristisch für den Verfasser und den ganzen von ihm ver­tretenen Kathebersozialismus. Ein wunderliches Gemisch richtiger Auf­faffung und schiefsten Urtheils. Born Sozialismus, hinten Manchesterei, und überall Philisterthum das ist Brentano, das ist der Ka­theder sozialismus. Während Herr Brentano, unter dem Einfluß der entwickelten englischen Verhältniffe, zu Anfang ganz forrekt von einer Arbeiter klasse gesprochen, fällt er gleich darauf in die deutsch  - man­chefterliche( die englischen Manchesterlente machen sich einer solchen Naivetät nicht schuldig) Anschauung von einem Arbeiter stand zurück.

Bei den sonstigen Mißverständnissen des Herrn Brentano wollen wir uns nicht aufhalten. Daß er die Phrase des Herrn Gladstone ernst ge­nommen und auf's Romischste mißverstanden hat, sei nur angedeutet. Herr Gladstone wollte nämlich nur sagen, daß jetzt alle Regie rungen in Arbeiterfreundlichkeit zu machen haben. Also nicht an eine Aera der Arbeiterklasse hat der Erzheuchler und Humbuger Gladstone gedacht, sondern an eine A era der Be= moglung der Arbeiterklasse durch philanthropistische Bour geois und praktisch- christliche Krautjunker.

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Und das ist doch ein kleiner Unterschied. Solo big dat Was uns vor Allem interessirt, ist die Klasse" und der Stand" Es ist in diesem Blatte schon einmal darauf hingewiesen worden yadaß die Stände ein mittelalterlicher Begriff sind, und daß nur das in dem ökonomisch entwickeltsten Lande der Welt: in England aufgekommene Wort Klasse den modernen Verhältnissen entspricht. Für das europäische Festland wurden die Stände an jenem denkwürdigen Tage des Jahres 1789 begraben, wo die franzöfifchen General stånde sich zur französischen   Nationalversammlung erklärten. Damals fiegte der dritte Stand", das heißt das gesammte fran­ zösische   Volf mit alleinigem Ausschluß des Klerus und des Adels( der beiden ersten Stände), und in dem der dritte Stand" siegte, vernichtete er das gesammte Ständewesen und brach die Bahn für die Entwicklung der Klassen und der Klaffengegensäge. andom 14 thrud 9 do d

Die Stände waren allerdings numerirt und auf den ersten Blick erscheint es natürlich, daß, so gut wie man einen dritten Stand gehabt, man auch einen vierten haben könne, dem selbstverständlich ein fünfter u. s. w. folgen könne. Hätte der ökonomische Aufschwung, das Entstehen der Großproduktion und des Kapitalismus nicht die Klaffen­entwickelung nothwendig gemacht, so würde im Lauf der Zeit sich allerdings aus dem dritten Stand herans allmälig ein vierter Stand gebildet haben, und aus dem vierten ein fünfter gerade wie Herr Brentano sich das denkt. Aber wir haben überhaupt feine Stände mehr. In England wäre schon vor 120 Jahren Jeder aus­gelacht worden, der von einem Arbeiter st and geredet hätte. Und für das Festland hat der Ständebegriff feit faft 100 Jahren seinen lebendigen Inhalt und Sinn verloren. Daß Lassalle, nach einem unpräzisen fran­ zösischen   Vorbild, den vierten Stand" in die deutsche   Literatur hat ein­führen helfen, ist bedauerlich; wenn nun aber Herr Brentano uns gar mit einem fünften Stande beschenken will, so wird das komisch, und mobilnprüdsigt ala milffen wir höflichst danken. Also laffe man endlich den ständischen Zopf! mod sit must Wenn nun die Stände numerirt wurden, so hatte dies darin; seinen Grund, daß jede ständische Schicht als besonderer Stand betrachtet wer­den konnte. Allein der Klassenbegriffschließt eine solche Bielgliederung aus. Es gibt nur zwei Klassen und kann, der Natur des Klaffenbegriffes nach, der ja gerade den gesell­schaftlichen 3 wiespalt, die gesellschaftliche 3 weitheilung be deutet, nur zwei klassen geben: politisch ausgedrückt: die Klaffe der Herrschenden und die der Beherrschten; ökonomisch ausgedrückt die Klasse der Ausbeuter und die der Ausgebeuteten; der Benennung der Glieder nach ausgedrückt die Bourgeoistlaffe und die Arbeiterklasse.

Gerade wie die Bourgeoisklasse verschiedene Bestandtheile enthält, ſo anch die Arbeiterklasse. Allein das Wesen der Klassen entwicklung, im Unterschiede von dem der Stände entwicklung, bringt es mit sich, daß diese verschiedenen Bestandtheile immer an einander geguetscht und zulet zu einer bomo­genen( gleichartigen) Masse zusammengestampft werden, wohingegen die Stände eine fortwährende Abgliederung zuließen. Shots And

Herr Brentano hat Recht die Arbeiter der englischen Gewerkvereine, von denen er merkwürdigerweise meint, daß fie die soziale Frage gelöst hätten, repräsentiren eine Art Aristokratie innerhalb der Arbeiterklasse; und außerhalb der Gewerkschaften fehen Millionen von Arbeitern die wahrscheinlich, ja unzweifelhaft gelegentlich eine andere politisch- soziale Taktik befolgen werden, als jetzt die Gewerk vereine oder sagen wir lieber Gewerksgenoſſenſchaften, das Wort Gewerkverein ist durch die Hirsch- Dunder'sche Karritatur zu sehr in Mißkredit gekommen.

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Aber der ökonomische Entwidlungsprozeß, welcher die Aristokratie ber Arbeiter mitsammt dem Rest des Kleinbürger- und Handwerkerthums Bauern sind längst in England ein überwundener Standpunkt zu der großen Masse auf dem Boden der fozialen Sölle unwiderstehlich hinunterdrängt, forgt zur Genüge dafür, daß die Gegensätze innerhalb des Proletariats verschwinden müssen und blos der eine große Gegenfas zwischen Bour­geoistlasse und Arbeiterklasse übrig bleibt.id slog& im quig dao ni di

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didas Louis Blanc  .

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bit nid and Ein Mann, dessen Name einst der Bourgeoisie aller Länder ein ge­misses Grauen einflößte, während die vorgeschrittenen Arbeiter ihn hoch verehrten, ist gestorben. Die Presse der Bourgeoisie widmet ihm sym­pathische Nachrufe, die aus Bourgeois zusammengesetzte französische   Kammer beschließt, ihn auf Staatskosten zu bestatten, auf dem Transport nach Paris  ist seine Leiche der Gegenstand offizieller Ehrenbezeugungen, die klaffen­bewußten Arbeiter aber stehen fühl und theilnahmlos abseits, die franzö­fischen Sozialisten find einstimmig in der Erklärung: Für uns ist der Mann längst todt, wir haben keinen Verlust zu beklagen.

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Und doch wäre es unbillig, zu sagen, daß Louis Blanc   ein Verräther an den einst von ihm vertretenen Grundsätzen gewesen sei, vielmehr ge­bietet uns die Gerechtigkeit, ihm das Zeugniß auszustellen, daß er sich während seines Lebens durchaus treu geblieben ister ist zeitlebens ein Halber gewesen.

Louis Blanc   war stets nur ein bürgerlicher Demokrat, sein Sozialis­mus war ihm nur das Mittel, die arbeitenden Klassen mit der herrschen­

den Gesellschaft zu versöhnen. Er träumte von einer friedlichen Lösung der sozialen Frage, von einer Organisation der Arbeit neben der ka­ pitalistischen   Gesellschaft. Deshalb fonnte er so lange eine Rolle bei den Sozialisten spielen, als der Sozialismus Sache des Gefühls, eines dunklen Dranges war. In dem Augenblicke aber, wo es sich darum handelte, das Gefühl durch die That zu bekräftigen, zeigte er sich in feiner ganzen Ohnmacht. 1848 spielt Louis Blanc   die klägliche Rolle des Genasführten, 1871 die jämmerliche des feigen Schwächlings.

In den Biographien, welche die bürgerliche Preffe über Louis Blanc  veröffentlicht, fehlt natürlich nicht die längst widerlegte Behauptung, daß die im Frühjahr 1848 errichteten sogenannten Nationalwerkstätten die Unhaltbarkeit der Louis Blanc  'schen Organisation der Arbeit bewiesen hätten. Das ist, wie gesagt, eine Lüge; sie konnten das gar nicht, weil fie durchaus nicht den von Louis Blanc   entwickelten Grundsätzen ent­sprachen. Aber sie zeigten, daß die Bourgeoisie, selbst während einer Revolution, nun und nimmer freiwillig auf ihre Ausbeuterrechte ver­zichtet, nun und nimmer die Mittel hergibt, welche erforderlich wären, um die Produktivgenossenschaften in dem Umfang zu organisiren, daß sie wirklich zur Organisation der Arbeit führen könnten. Das hieße frei­willige Abbankung, und eine solche leiftet keine herrschende Klaffe.

Louis Blanc   sah, daß seine Kollegen von der provisorischen Regierung sich über ihn luftig machten, und duldete es. Er diskutirte im Luxem­ burg  - Palais mit seinen Anhängern über die verschiedenen Projekte zur Lösung der sozialen Frage, während man in den sogenannten National­werkstätten eine Prätorianergarde gegen ihn organisirte. Das revolu tionäre Pariser   Volk merkte früher, daß man es betrügen wollte, als Antwort auf eine reaktionäre Demonstration zogen schon am 16. März über 100,000 Mann bar das Stadthaus, an der Spitze erprobte Revo­lutionäre: Blanqui  , Cabet 2c., um sich der provisorischen Regierung zur Verfügung zu stellen. Man schickte sie nach Hause, und Louis Blanc   ta­delte ihren Uebereifer". Damals bereits packte ihn einer der von der Masse abgeschickten Delegirten an dem Arm und rief ihm zu: Also auch Du bist ein Verräther!" gube motor

Immer deutlicher zeigt die Nationalversammlung ihre Unfähigkeit und ihren schlechten Willen, Louis Blanc   beschwichtigt die Massen und ermahnt sie zur Geduld und Gesetzlichkeit. Der Sturm auf die Natio­nalversammlung vom 15. Mai mißglüdt, Blanqui   und seine muthigsten Anhänger werden verhaftet, Louis Blanc   protestirt eifrig dagegen, daß man seine Bestrebungen mit denen dieser Leute identifizirt. Die große Masse jedoch traute ihm noch immer. Dank seiner Schwäche nahm die Nationalversammlung eine immer herausforderndere Haltung gegen die Arbeiter eines tam zum Junikampf. Selbst als sie fämpf­

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Sozialpolitische Rundschau.

3ürich, 13. Dezember 1882.

- Junterweisheit. In der Sitzung des preußischen Ab­geordnetenhauses vom 5. Dezember benutzte, als die Rede auf die sogenannte ,, Vagabunden frage" tam, Herr Rauchhaupt, der für den fähigsten der preußischen Konservativen gilt, diese Gelegenheit zur Empfehlung der von ihm entdeckten Lösung, zwar nicht der ganzen sozialen Frage, aber doch der Vagabundenfrage, welche immerhin ein tüchtiges Stitc derselben ist. Wir wissen ja, das Entdecken von Lösungen ist, seit Fürst Bismarck   fich auf die soziale Kurpfuscherei geworfen hat, förmlich zur Seuche geworden.

Das Heilmittel des Herrn Rauchhaupt hat den Vorzug außerordent­licher Einfachheit; es ist übrigens auch gleich anderen Heilmitteln- nicht neu, nur daß die volle Heilkraft erst von Herrn Rauchhaupt, der nebenbei seines Zeichens preußischer Landrath ist, ausfindig gemacht wurde. Das Heilmittel lautet: Arbeitsbuch! Wenn die Arbeits­bücher eingeführt werden, so kann man sofort unterscheiden, ob der Mann, welcher Unterstützung verlangt, ein wirklicher Arbeiter ist oder ob er in die Klasse der professionsmäßigen Vagabunden gehört. In der jetzt vor­handenen Unmöglichkeit, diese Scheidung vorzunehmen, liegt die Schwie­rigkeit der Vagabundenfrage. Sind die wirklichen Arbeiter von den wirk­lichen Vagabunden getrennt, so ist die Sache sehr einfach: man packt die Vagabunden beim Wickel und steckt sie in's Arbeithaus, mit obligater Prügelsuppe, die ja nach der Meinung der Rauchhaupt und Konsorten die beste Nahrung für die Kanaille Volk ist.

Man muß sagen, das Mittel ist ebenso drastisch wie einfach. Um solche Kleinigkeiten, wie z. B. daß aus wirklichen, ehrlichen Arbeitern mit der Zeit durch unsere elenden Gesellschaftszustände Vagabunden der schlimmsten Sorte gemacht werden und daß der Vagabund schlimmster Sorte einmal ein ehrlicher Mensch gewesen, daß das Bagabundenthum im wahren Sinne des Wortes ein Produkt der heutigen Gesellschaft ist mit solchen Kleinigkeiten befaßt sich natürlich ein so großer Landrath, Junker und Sozialreformer nicht.

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Doch da lesen wir in der Rede des Herrn Rauch haupt weiter und finden, daß wir die Wirkung seines Heilmittels start unterschätzt haben. Nicht blos die Vagabundenfrage, also nicht blos ein Stück der sozialen Frage nein, die ganze soziale Frage heilt es. Hören wir:

Die Arbeitsbücher find der größte Schutz für den Arbeiter, denn er bekommt dadurch bei jedem ehrlichen Arbeitgeber Arbeit."

ten, glaubten die Arbeiter noch an Louis Blanc  , er aber verhielt sich wenn jeder ehrliche Arbeiter, wohlgemerkt, der ein Arbeitsbuch hat,

still, ja, noch während man sie niedermezzelte, verlängnete er die Junifämpfer. Nur wenige Monate später befand er sich in London   im Eril. Die Reaktion macht teine so feinen Unterschiede zwischen ihren Gegnern. Erst nach dem Sturze des Kaiserreiches kehrte Louis Blanc   nach Paris  zurück. Die Arbeiter hatten seine Schwäche vergessen oder sie ihm ver­ziehen. Bei den Wahlen zur Versailler   Nationalversammlung erhielt er von allen in Paris   aufgestellten Kandidaten die meisten Stimmen. In der Nationalversammlung war Louis Blanc   von Anfang an Zeuge des Komplotte, welches die Krautjunker derselben gegen die Republik   schmie­deten; er sah, wie Garibaldi insultirt wurde, er sah, wie man Paris  systematisch demüthigte, er hatte nicht den Muth, für seine Wähler ent­fchloffen einzutreten. Als die Kommuneerhebung ausbrach, blieb er in Versailles. tisdal

Das französische   Volt war durchaus nicht so erbittert gegen die Pa­ riser   Bevölkerung, als die Hyäne Thiers die Welt glauben machen wollte. Ende April und Anfangs Mai liefen erwiesenermaßen in Versailles  hunderte von Zuschriften, eine Deputation nach der andern ein, welche die Nationalversammlung ausforderten, mit den Erschießungen der Ge­fangenen aufzuhören, Unterhandlungen mit den Aufständischen anzuknüpfen. Die meisten dieser Deputationen wandten sich an Louis Blanc  , um von diesem abgewiesen zu werden. Mit wem soll man in Paris   unter­handeln?" ist seine Antwort an eine Deputation aus Toulouse  . Die Leute, welche sich da um die Herrschaft streiten, sind meist Fanatiker, Dummköpfe oder Schurken, abgesehen von bonapartistischen und anderen Intriguen."

Auf die infamen Verläumdungen, welche Thiers über Baris in die Welt setzt, findet Louis Blanc   keine Antwort; er hat nur spießbürger­liche Thränen über den schrecklichen Bürgerkrieg."

Und als am 22. Mai die Versailler in Paris   eingedrungen waren und das Massacre begann, als die Nationalversammlung der herrlichen Armee, die sich um das Vaterland wohl verdient gemacht hat", ihren Dank votirte und Grevy die Einstimmigkeit dieses Votums feststellte, da findet Louis Blanc  , der Erstgewählte von Paris  , wiederum nicht den Muth, seine Stimme gegen das beginnende Massacre zu erheben.

Aber auf eine Provokation des höheren Prostitutionsblattes Figaro" antwortet er am 8. Juni 1871, während das Pflaster von Paris   noch rauchte vom Blute der gemezelten Proletarier: Welcher ehrenhafte Mann würde nicht die Achtung, die er sich selbst schuldet, verletzen, wenn er sich zu der ausdrücklichen Erklärung verpflichtet hielte, daß ihm Raub, Mord und Brand Abscheu einflößen? Ich halte genug von mir, mein Herr, um zu fühlen, daß eine solche Erklärung meinerseits überflüssig ist. Selbst wenn die öffentliche Entrüftung so gerechtfertigt und so groß ifte Sie wissen, mein Herr, daß den Zuschauern in den Ge­richtshöfen untersagt ist, sich zu äußern, und so ist es die Pflicht eines Jeden, zu schweigen, wenn die Richter zu sprechen anfangen." Die Versailler Henter Richter! dd a nis fidhe Louis Seine Wähler saßen zu Tausenden in den Gefängnissen, Blanc spricht von Raub, Mord und Brandstiftung! Tenis   chod Man begreift jetzt, warum die Pariser   Sozialisten einstimmig find in der Zurückweisung jeder Solidarität mit dem ehemaligen Abgott des Pariser Proletariats.

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bei jedem ehrlichen Arbeitgeber Arbeit findet, dann ist die Arbeiterfrage gelöst und mit der Arbeiterfrage die ganze soziale Frage. Das bedarf feiner weiteren Auseinandersetzung.

Die Sache hat nur einen Haken. Der Patient, für welchen die Medizin bestimmt ist, will sie nicht verschlucken. Er sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen. Und zwar in aller Herren Ländern. In England haben die Gewerkschaften( Trades Unions) einen Kampf auf Leben und Tod gegen das System der Entlassungsscheine und Arbeits­zeugnisse geführt; in Frankreich   ballt sich die Faust jedes Arbeiters, wenn er das Wort: Livret  *) hört; und unter den deutschen Arbeitern befindet sich nicht Einer, der nicht von zorniger Entrüstung ergriffen worden wäre, als die Nachricht auftauchte, die sächsische Regierung habe in ihrer be­tannten ,, Gemüthlichkeit" und gleich bekannten ,, Arbeiterfreundlichkeit" im Bundesrathe den Antrag auf Wiedereinführung der Arbeitsbücher ein­gebracht.

Herr Rauchhaupt sagt: Das Arbeitsbuch ist der beste Schutz des Arbeiters."

Die Arbeiter sagen: Das Arbeitsbuch ist eine Sklaventette, es überliefert den Arbeiter gefeffelt in die Hände des Arbeitgebers und der Polizei."

Herr Rauchhaupt sagt: Das Arbeitsbuch sichert dem Arbeiter bei jedem ehrlichen Arbeitgeber Arbeit."

Die Arbeiter sagen: Herr Rauchhaupt ist ein Esel. Wenn feine Nachfrage nach Arbeit ist, wird der Arbeiter nicht beschäftigt, ob er ein Arbeitsbuch hat oder nicht. Und das Arbeitsbuch kann der Arbeiter nicht effen. Daß die Arbeitgeber die Wiedereinführung der Arbeitsbücher wünschen, begreift sich, denn die Arbeitsbücher geben ihnen despotische Gewalt über fie. In guten Zeiten, d. h. wenn die Arbeitgeber Arbeiter brauchen, würden die Arbeitsbücher freilich den Arbeitern nicht sehr läftig werden, weil die Arbeitgeber dann nicht wählerisch sind. In Zeiten da­gegen, wo die Arbeit schlecht geht, würde das Arbeitsbuch zum Urias­brief für jeden unabhängigen Arbeiter werden. In der guten Zeit bekommt der Arbeiter so wie so Arbeit, und in der schlechten verschafft ihm das Arbeitsbuch keine, wohl aber wird es Tausende braver Arbeiter, die nicht schweif­wedeln und ihre persönliche Ehre und die Inter essen ihrer Klasse vertreten, um die Arbeit bringen. Kurz: Herr Rauchhaupt hat dummes Zeug geredet und soll mit seiner landräthlichen Weisheit daheim bleiben."

So sagen und denken die Arbeiter.

Und die Arbeiter haben Recht. of

Herr Rauchhaupt hat Blech geschwägt und steht genau auf der geistigen Höhe der übrigen sozialen Kurpfuscher, die unter der Aegide des Ober charlatans Bismarc jetzt ihr Wesen treiben und die unfreiwillige Mission erfüllen, den Beweis zu liefern, mit wie wenig Verstand, Wissen und Ehr­lichkeit die Welt heutzutage regiert wird. und so

Aus dem deutschen Reichstage. Am 5. Dez. zeigte Herr Leveyow, der aristokratische Reichstagspräsident, daß es mit seiner viel­gerühmten Unparteilichkeit auch nicht weit her ist. Was der konservative Junter sich gegen unsern Genossen Frohme herausnahm, das über­trifft beinahe noch die Leistungen des famosen liberalen" Präsidenten Fordenbed. Es war bei Berathung des Antrages Philipps- Lenz­ Und ein hüben, ein Drülben nur gift!" mann auf Entschädigung unschuldig Verhafteter und Verurtheilter, ein Und ein hüben, ein Dritben nur gilt!" Antrag, über deffen Prinzip eigentlich gar nicht erst diskutirt zu werden

Louis Blanc   hat später sehr thätig für die Amnestie gewirkt, aber das entschuldigt nicht seine Feigheit im entscheidenden Moment. Jedes­itsmini od def dis 1915 mal, wenn es hieß

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da war er drüben, bei den Vertretern der alten Gesellschaft. 89 Und doch war, wie wir anfangs fagten, Louis Blanc   kein eigentlicher Verräther.onNicht er hat die Arbeiter betrogen, sondern die Arbeiter ha­ben sich in ihm betrogen. Er war nie ein Revolutionär und hat auch nie behauptet, einer zu sein. Er war ein Demokrat mit etwas soziali ftischer Beimischung, verschwommen religiös und national gesinnt. Als Geschichtsschreiber der französischen   Revolution verherrlichte er Robespierre  auf Kosten der revolutionären Klubs.

Sein Sozialismus gipfelt in der Forderung des Rechtes auf Ar­beit". Heute wiffen wir, daß dieses Recht auf Arbeit eine inhaltlose Phrase ist, hinter der man sich alles Mögliche denken kann und am besten thut, wenn man sich gar nichts dahinter denkt. Die Sozialisten von heute erstreben das Recht auf Existenz bei allgemeiner Arbeits pflicht. Sie wollen nicht hinter dem Rücken der alten Gesellschaft vermittels Affoziationen eine neue errichten, sondern sie wollen die alte Gesellschaft mit deren eigenen Mitteln aus den Angeln heben.

Mögen die bürgerlich radikalen Elemente das Andenken Louis Blanc's  feiern, die Sozialdemokratie steht abseite. Zwischen uns und ihm wälzt sich ein dunkelrother Strom: das Blut der Junitämpfer von 1848 und der Kommunards von 1871.

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braucht, so selbstverständlich ist es. Es herrschte auch unter den Abgeord­neten so ziemlich Einstimmigkeit darüber, nur das Wie wurde noch dis­futirt. Der Regierungsvertreter, Staatssekretär von Schelling dagegen, der kleine Sohn des großen Vaters", um mit Lassalle zu reden, ant­wortete mit einigen schnoddrigen Bemerkungen, deren Sinn darauf hin auslief die Regierungen würden sich nicht darauf einlaffen. Die Re gierung des Herrn Schelling fann eben ohne Inhaftirung und Ber urtheilung Unschuldiger nicht bestehen. Jm Berlaufe der Debatte nahm der Antrag war bekanntlich in der ersten auch Frohme das Wortestehen. Seffion des neaen Reichstages von unsern Abgeordneten eingebracht worden, kam aber damals nicht mehr zur Berathung und ging, nach einer Burechtweisung an die Adresse des Herrn Schelling, dazu über, die Rechtszustände in Deutschland   überhaupt zu kritisiren, insbesondere die politischen Verhältnisse. Aber damit kam er, trotzdem er sich einer fast übertrieben gemäßigten Sprache befleißigte, schlecht an. Zweimal schulmeisterte ihn der Herr Präsident zur Ordnung( nach dem dritten Male hat er bekanntlich das Recht, die Entziehung des Wortes zu be­antragen), und wir müssen wirklich die Geduld Frohme's bewundern, daß er sich das so ruhig gefallen ließ. Bei einer solchen Beschränkung des Wortes hört nämlich jedes Recht der Kritik auf. Man höre nur: Frohme: Nach dem Attentate vor vier Jahren haben wir es er­lebt, daß die Justiz, oder wenigstens viele Beamte der Justiz mit einem

*) Diese Unter- Polizeiaufsichts- Stellung des Proletariats", heißt es im Minimumprogramme.