Als er ein paar Wochen gesessen hatte, wurde ihm plöglich mitgetheilt, es sei neuerdings in Bezug auf die Nachtrags- Erkenntnisse( Gesammtstrafe") eine andere Entscheidung getroffen worden; die vor Erlaß des Nachtrags- Erkenntnisses angetretenen Strafen müßten nun sofort vollständig verbüßt werden( ohne daß jedoch der Verurtheilte der Vortheile des Nachtragserkenntnisses die Gesammtstrafe ist kleiner als die Einzelstrafen zusammengenommen verlustig gehe); und wenn Liebknecht zum Reichstag wolle, müsse er beim Justizministerium um Urlaub nachsuchen. Das that Liebknecht dann auch, stützte sich auf das Versprechen des Staatsanwalts( mit dessen ausdrücklicher Ermächtigung), setzte auseinander, daß er ohne dies Versprechen die Strafe entweder früher angetreten oder den Revisionsantrag gar nicht zurückgezogen hätte. Und wurde abschlägig beschieden. Den Vers darauf kann sich Jeder selbst machen. Uebrigens ist Liebknecht seit dem 17. ds. Reichstag in die Ferien gegangen,
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drei Tage, nachdem der wieder in Freiheit oder was man
Aus Leipzig . Preißer ist in Zwickau nachträglich richtig zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Natürlich§ 131. Der Wint mit dem Zaunpfahl, den das Reichsgericht ertheilte, konnte seine Wirkung unmöglich verfehlen. Wer aber leugnet, daß wir unabhängige Richter haben, macht sich eines Vergehens gegen§ 131 schuldig.
Hr. Ackermann von Dresden , der in vielen Farben schillernde und mit allen Hunden gehezte Streber hat Pech gehabt. Jn Berlin Agrarier und Sozialreformer unterschrieb er dort den Antrag auf Einführung der Börsensteuer, vergaß dabei aber, daß er in Dresden selber Börsensyndikus ist und vom„ Gistbaum" hübsche goldene Nepfelchen bezog. Da haben ihm denn die Herren vom Giftbaum das Gedächtniß geschärft und ihm seine Absetzung angekündigt, worauf er mit affenartiger Geschwindigkeit " freiwillig" die Stelle niederlegte. Das kommt davon, wenn man ein schwaches Gedächtniß, ein weites Gewissen und vielerlei Ueberzeugungen hat. Armer Ackermann!
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Herr Nost iz Wallwitz , sächsischer Minister des Innern, Putttamer en miniature, liebt es," Wize" zu machen. Daß sie nicht gut ausfallen, daran ist wenigstens sein guter Wille nicht schuld und nach dem Sage: ultra posse nemo obligatur, ein Schelm gibt mehr als er hat, muß ihm das verziehen werden. Einen seiner üblichen Witze" hat er in dem von ihm verfertigten Theil der„ Denkschrift" über den„ Kleinen" gemacht, indem er es als besonders erschwerend hervorhebt, daß verschiedene der ans Leipzig Ausgewiesenen in der Nähe bleiben, und Geschäft und Familie in Leipzig laffen. Seine gemüthliche" und" witzige" Exzellenz denkt hierbei an Borsdorf und die dort wenn sie nicht im Gefängniß untergebracht sind wohnhaften Genossen Bebel und Liebknecht. Also beide hätten, um Herrn Nostiz zu befriedigen, in Leipzig Alles verkaufen und mit der Familie wo anders hingehen sollen. Die gemüthliche" und" wißige" Exzellenz scheint zu denken, ein Geschäft, wie das Bebel'sche, ließe sich in der Reisetasche forttragen, und die Uebersiedlung einer großen Familie, wie Liebknecht sie hat, ließe sich im Handumdrehen bewerkstelligen. Und wohin sollten denn beide mit den Familien gehen? Auf ein Dorf? Aber da läßt sich kein Geschäft anlegen, und fehlt's an den Schulen für die Kinder. In eine Stadt? Ja, wer bürgt denn dafür, daß die von ihnen ausgesuchte Stadt nicht auch mit dem kleinen" beglückt und einstweilen, nach dem famosen sächsischen Gesetz, durch lotale Ausweisung der gefährlichen Eindringlinge, gerettet" wird? Und dann soll das Wandern mit Geschäft und Familie wohl wieder von Neuem angehen? Erzellenz von Nostiz- Wallwitz hat sich ja selber ausdrücklich für derartige Fälle das sächsische Ausweisungsrecht vorbehalten. Und daß man keine Luft hat, ihm zur Ausübung dieses herrlichen Rechts Veranlassung zu geben das ärgert ihn. Der gute Mann. Schade, daß wir ihm nicht helfen können.
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Auch ein Ridgang unserer Partei. Jn Nürnberg haben bei den Wahlen zum gewerblichen Schiedsgericht unsere Genossen sogar bei den Arbeitgeberwahlen ihre Kandidaten durchgesetzt. Manken auch die Berge selbst?
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- In Hamburg wurden am 11. Dezember wegen Verbreitung des Sozialdemokrat" Genosse Kittel( Buchbinder) zu 2 Monaten, Genoffe Gewand( Kolporteur) zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte bei ersterem 8 Monate, bei letzterem 6 Monate beantragt. Schuhmacher Bluft wurde freigesprochen. Sämmtliche drei Genoffen hatten 8 Monate in Untersuchungshaft zugebracht.
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Amerita. Ein in hohem Grade erhebendes Arbeiterfest wurde am 30. November in Brooklyn bei Newyork von unseren Genoffen gefeiert: die Einweihung eines der Befreiung der Arbeiter gewidmeten Arbeiterbildungsinstituts( Labor Lyceum). Den Grund und Boden zu dem Gebäude hatte im Frühjahr ein hochherziger Genosse, Dr. Franz Gerau, der Partei zum Geschenk gemacht, während zu den Baukosten die Genossen weit und breit freiwillige Spenden beisteuerten. Jetzt ist das Gebäude nach den Entwürfen des Genoffen Fabian fertiggestellt. Es hat vier Stockwerke, dessen zweites eine Halle enthält, in der ungefähr 2000 Personen bequem Platz finden. Im ersten Stockwerke find Versammlungs- und Speisezimmer, im dritten Bibliothek und Schulsaal, im vierten Sitzungszimmer und die Wohnung des Verwalters. Mit der Halle ist auch ein Kindergarten verbunden.
Die Einweihungsfeier gestaltete sich zu einer großartigen Demonstra tion. Tausende von Arbeitern waren, zum Theil meilenweit, herbeigeströmt, um sich an derselben zu betheiligen. Die Feier wurde nach einleitender Musik mit einem von Gen. Hugo Schlag gedichteten und von Gen. Fritz Milke vorgetragenen schönen Prolog eröffnet. Darauf hielt Dr. Gerau, der Präsident der„ Labour Lyceum Association" eine mit brausendem Beifall aufgenommene Ansprache, in der es heißt:
" Für die Wahl der Mittel zu unserem Ziele ist uns der Instinkt des Volkes Führer. Wohin das unmittelbarste Bedürfniß die geistige Regsamteit konzentrirt, dort suchen wir die Anknüpfungspunkte für unsere Wirksamkeit. In diesem Lande bethätigt sich der Drang nach Besserung vorzugsweise in Organisationen, die am verständlichsten der fühlbaren Noth baldige Abhilfe versprechen. Diese Organisationen find die ArbeiterGewerkschaften. Sie müssen die hohe Schule werden für die Aufklärung der Arbeiterklasse; sie müssen dieselbe begreifen lehren, daß sie von der Humanität einzelner Arbeitgeber nichts zu erwarten habe und daß nicht die Härte Anderer die Schuld trägt für ihre Lage, sondern das System, das Berhältniß, daß jene Arbeitgeber, Fabritbesitzer, Kapitalisten sind, und sie selber profitschaffende Werkzeuge zu fremdem Nutzen, um den vollen Preis ihrer Mühe betrogene Parias. Sie müssen einsehen lernen, daß, um das System zu ändern, sie selber die System Macher, die Herren im Staate werden müssen; einsehen endlich, aller Sophistit zum Trotz, daß nur eine zu politischer Aktion geschulte Arbeiterpartei die alte Spitzbubenwelt aus dem Geleise bringen und eine vernünftige Gesellschaftsordnung begründen kann."
Weitere Ansprachen hielten noch die Genossen A. Jonas, J. Franz, Th. F. Cuno und Andere, während in der Zwischenzeit Chor- und Massengefänge abwechselten. Ein Ball sowie eine Verloosung schloffen die Feier, zu der wir unsere Brooklyner Freunde nur beglückwünschen
fönnen.
Korrespondenzen.
Dresden . Dem Vorgehen unserer Genossen in Barmen Elberfeld folgend, wollen auch wir uns gestatten, zur Stanbalchronik unserer hohen
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Polizei einen kleinen Beitrag zu liefern. Beginnen wir diesmal mit einem der untergeordneten Organe, da die Affaire Schmidt unseren Kory phäen vorläufig wohl einige Unannehmlichkeiten bringen dürfte, und deshalb Indiskretionen unsererseits, welche die werthen Personen dieser Herren betreffen, später immer noch ihren Zweck erreichen werden. Der Mann, mit dem wir uns heute beschäftigen wollen, heißt Kirsten und bekleidet bei der Dresdener Polizei das Amt eines Sittenpolizisten, also ein Mann, dem die Aufrechterhaltung der Ordnung in gewissen, von unseren Bourgeois start besuchten Häusern obliegt und der außerdem darauf zu sehen hat, daß sich gewisse Damen an öffentlichen Orten nicht über die Gebühr hervorthun. Zur Jagd auf Rothwild" wurde der Betreffende nur zu Zeiten, wenn die Wogen der politischen Bewegung ungewöhnlich hochgingen, also bei den letzten Landtags- und Reichsrathswahlen, verwandt. Von einem Manne also, der das Amt eines Sittenwächters bekleidet, sollte man deshalb voraussetzen dürfen, daß er selbst ein wahrer Hohepriester der Tugend sein müsse; doch weit gefehlt! Obgleich Kirsten verheirathet und Vater zweier Kinder ist, verschmäht er es doch nicht, mit einem anderen Frauenzimmer im Konkubinat zu leben. Er war auch dann noch nicht zu bewegen, dies Verhältniß aufzugeben, als seine Frau davon Kenntniß erhielt und es dieserhalb zwischen ihr und ihm zu den heftigsten Auftritten kam. Als nun jüngst die Ehefrau des pp. Kirsten ihren Mann nach mehrtägiger Abwesenheit wieder einmal in der Wohnung seiner Konkubine aussuchen wollte, war das Pärchen ausgeflogen; Kirsten hatte eine neue Wohnung gemiethet und diese mit seiner Angebeteten als„ Braut und Bräutigam" bezogen. Kirsten verlangt nun von seiner Frau, daß sie in eine Scheidung willige, diese aber will davon nichts wissen; sie hofft vielmehr immer noch, daß sie ihren Ehemann zu besserer Einsicht befehre", und möchte namentlich( nach ihrer eigenen Aussage) nicht die verschiedenen Geschenke" entbehren, welche für ihren Mann bei Ausübung seines Berufs in den feinen Etablissements der Demimonde abfallen, wenn er einmal eine Auge oder nach Befinden auch alle zwei zudrücken soll, und welche außer baarem Geld zum Theil in Naturalien und nicht unbeträchtlichen Quantitäten Wein bestehen. Schließlich hat die Frau sogar gedroht, das Verhalten ihres Mannes seinen Vorgesetzten zur Anzeige zu bringen, was Kirsten so aus dem Häuschen gebracht haben soll, daß er sagte, er würde sich dann erschießen. Dem sist jedoch tein großer Werth beizumessen, denn Kirsten weiß ebenfalls ganz genau, daß es seine Vorgesetzten um kein Haar besser treiben, und eine Krähe hackt der anderen die Augen nicht aus. Die Aufgabe, hier einmal gründliche Abhilfe zu treffen, ist nur der Sozialdemokratie beschieden, und daß dies recht bald geschehe, darnach zu streben ist Pflicht eines jeden wackeren Parteigenossen.
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B.
Radeberg bei Dresden , im Dezember. Auch wir wollen heut einmal den Raum des„ Sozialdemokrat" in Anspruch nehmen, um einige schlaue Streiche unserer Wohllöblichen zur allgemeinen Kenntniß zu bringen; denn Radeberg stellt sich nach den neueren Polizeistückchen würdig an die Seite von Schilda.
Genosse Hinigen wurde am 13. September unter dem Vorwand verhaftet, er solle beleidigende Aeußerungen über den Kaiser gethan haben, ja es läge sogar die Möglichkeit eines Attentats vor; und so wurde dieser Mann, der sich nur mittelst Krücken fortbewegen kann, 17 Tage in Haft behalten, um dann wieder entlaffen zu werden, weil die Staatsanwaltschaft keinen Grund zur Anklage finden konnte. Da aus diesem Prozeß Nichts wurde, so mußte, um die Blamage wieder auszuwegen und der staunenden Menschheit von Radeberg die Gefährlichkeit der Sozialisten und die Nothwendigkeit der Polizei zu beweisen, etwas anderes her.
Bei der Beerdigung des Genossen Mägel hatten die hiesigen Sozia liften demselben einen Kranz mit rother Schleife auf das Grab gelegt, darob großes Entsezen; es war aber einmal geschehen, und man konnte nichts dagegen machen, als daß die Frau des Verstorbenen veranlaßt wurde. die Schleife wieder zurückschicken. Etwas mußte aber doch gefunden werden, um den Rothen was am Zeuge zu flicken, und richtig, Polizist Barden war der Schlaumeier: er fand das Gesuchte.
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Nachdem er die anwesenden Sozialisten mit seiner Gaunervisage lange Zeit angeglotzt hatte, bemerkte er plöglich etwas Rothes; die Augen gehen ihm vor Freude über, er hats entdeckt flugs die Anzeige geschrieben, und ein kleines Prozeßchen wird schon fertig werden. Einige Tage später wird die Frau des Genossen Lehmann zum Amtsanwalt Heinze geladen und ihr die Entdeckung des Polizisten Barden, sowie ihre ganze Gefährlichkeit vor Augen geführt. Die Unglückliche! schuldbeladen steht sie da, fie fühlt die ganze Wucht dieser furchtbaren Anklage und das corpus delicti, um was es sich handelt, liegt in ihrer Wohnung ein simpler Strohhut mit einer kleinen rothen Schleife war an allem Schuld.
Trotzdem Frau Lehmann diesen Hut in Radeberg und Dresden bis dato unbeanstandet getragen hatte, ist er jetzt in den Augen des Amtsanwalts Heinze in so hohem Grade staatsgefährlich, daß von Amtswegen eingeschritten werden muß; die kleine rothe Schleife mache das deutsche Reich mit seinem herrlichen Kriegsheer erzittern!
Uns gegenüber aber wird Heinze mit diesem Prozeß nicht mehr Glück haben als mit dem Hünigen'schen. Alle diese Unzuträglichkeiten machen nur, daß wir uns um so fefter aneinanderschließen, und ist unser Häuslein bis jetzt auch noch flein, so vermehrt es doch die Kraft der großen Freiheitsarmee.
Soweit hatte ich dies geschrieben, da erfahre ich soeben, daß Frau Lehmann wegen Tragens republikanischer Abzeichen" geschehen durch die oben angeführte rothe Schleife auf dem Hute, zu vier Tagen Gefängniß verurtheilt worden ist. Das ist die Krone der Infamie.
Amtsanwalt Heinze kommt auf Konto.
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Stuttgart . Am Mittwoch, den 20. Dezember, finden die württembergischen Landtagswahlen statt und sind auch wir in die Agitation eingetreten. Ueber die hier am 20. November abgehaltene Versammlung, in der unser Kandidat für Stuttgart , Dr. Dult, sprach, hat der Sozialdemokrat" schon berichtet. Für Stuttgart - Stadt sind bis jezt nur zwei Kandidaten aufgestellt: Dr. Dulk und der Kandidat der Regierungspartei, Oberbürgermeister Dr. von Had. Die Volkspartei studirt noch, ob es angesichts des Volkbank Kraches thunlich ist, dem Regierungstandidaten Konkurrenz zu machen.
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Für Stuttgart Amt werden wir wohl in Ermangelung eines geeigneten Kandidaten Dr. Dult als Zählkandidat aufstellen.
In Eßlingen wird Genosse Kaufmann, Rothgerber, kandidiren. Im Weiteren wurde seit dem letzten Bericht in der Agitation auch nichts versäumt. Das Resultat bei der Nachwahl zum Reichstage in dem 14. Wahlkreis ist bekannt. Der Reichstagsabgeordnete Kayser hat in diesem Wahlkreise in Heidenheim und Schnaitheim Versammlungen abgehalten, sowie auch in Cannstatt , Göppingen , Eß lingen , Gmünd, Stuttgart , Heilbronn und Ravens. burg in Versammlungen über die Kranken-, Unfall und InnungsGesetzesvorlagen referirt. In Gaisburg wollte der Schultheiß den Staat retten und löste die Versammlung auf Grund des Sozialistengesetzes auf, bevor noch Kayser sprach. In Folge Beschwerde an das Oberamt wurde jedoch eine weitere Versammlung genehmigt und referirte dann, in Verhinderung von Kayser, Genosse Löbenberg. Auch in Reutlingen wurden zwei anberaumte Versammlungen verboten, weshalb Kayser Beschwerde führte. In Gaislingen hat bei der Wahl zum Reichstage der dortige Stadtschultheiß, als ein Genosse für Bebel sprechen wollte, die merkwürdige Entdeckung gemacht, daß ein Sozialdemokrat nicht das Recht habe, in Wählerversammlungen zu sprechen, und strafte den Verbrecher mit Entziehung des Wortes.
Hannover , Anfangs Dezember. Tapezirer Flügge, vor 1878 ein sehr tilchtiger Genosse, hat Anklage erhalten wegen eines Patetes, welches zu Pfingsten hier mit fingirtem Absendernamen versandt wurde und wieder retour tam. Die Handschrift soll identisch mit der seinigen sein, und doch ist der Mann unschuldig. Daß Genoffen so unvorsichtig gewesen seien, diesen Namen zu wählen, ist kaum anzunehmen, da es doch Gegnernamen genug gibt, auf welche man hätte ,, sündigen" können. Wer mag da also die Hand im Spiele haben? Cigarrenmacher Ademeier, Hauptleiter eines Streites und Abonnent des Sozialdemokrat", wurde verhaftet wegen Bedrohung der Arbeiterinnen. Man fand bei ihm verschiedene Nummern. In den ersten 24 Stunden wurde er verhört, dann nicht mehr und wissen die Götter! glücklich nach vier Wochen wieder entlassen! Warum? Das
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Forst( Niederlaufit). Am 2. Dezember fand hier eine von einem unserer Genoffen einberufene Bolksversammlung statt. Es war die erste seit Inkrafttreten des famosen Gesetzes vom 21. Oktober 1878, zu der einer unserer Reichstagsabgeordneten, Genosse Kayser, das Referat übernommen hatte. Auf der Tagesordnung stand:„ Die Arbeitergesetzgebung im Reichstage." Nach Eröffnung stellte einer der Anwesenden den Antrag, die Kosten durch eine Tellersammlung zu decken, worauf der anwesende Bürgermeister erklärte, daß, wenn ein derartiger Beschluß gefaßt würde, er die Versammlung gleich auflösen müsse. Die Abstimmung unterblieb deshalb.
Genosse Kayser besprach sodann das Thema in eingehender und kritischer Weise in anderthalbstündigem, seitens der ca. 1000 Personen zählenden Versammlung mit Beifall aufgenommenen Vortrage. Doch bei dem Passus der Rede: es sei das Mißtrauen der Arbeiter zu den„ guten" Absichten der Regierung sehr erklärlich, indem u. A. verschiedene Lokalbehörden das Sammeln von Geldern zu nichtpolitischen Zweden, wie 3. B. zum Crimmitschauer Weberstreik, wo es sich doch nur um Aufbefferung der Löhne, also um materielle Befferstellung der Arbeiter, handele, riß das Haar am Damoklesschwert über dem Haupte des Redners, und unser gestrenger Stadttyrann erklärte in schüchternem Tone die Versammlung für aufgelöst. Er behielt jedoch dabei seine Pelzmüze wie weiland der französische Bauer auf dem Kopfe, wahrscheinlich aus Furcht, daß seine paar Gramm Verstand zum Eisklumpen werden könnten oder auch aus angeborener„ Höflichkeit". Die Polizei hatte der Gestrenge vollständig aufgeboten, sogar aus den benachbarten Orten Berge und Pförten waren Gensdarmen anwesend, jedoch ging die Versammlung nach Aufforderung des Vorsitzenden ruhig auseinander, ohne die ersehnte Veranlassung für den" Sabul" zu geben.
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Doch genug, der Vortrag wie die Auflösung, beides hat zu unsere n Gunsten mächtig gewirkt. Nur öfter und überall so, und die Arbeiter kommen immer mehr zur Einsicht über das Eine, was uns noth thut! Im Auftrage: G. F.
Warnung.
Wir warnen hiemit sämmtliche Vereine und Genossen vor dem Buchbinder Reinhold Köhler aus Altenburg , flüchtig" aus Stuttgart , zuletzt in Bern und Zürich , als einem gemeinen Dieb und Betrüger. Näheres in nächster Nummer. Die Zürcher Vertrauensleute.
Briefkasten
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f. Schft. erh. Bf. folgt. Drosselbruder: M. 40,- à
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der Redaktion: Pickelhaube: Mittheilung, H. betreffend, sehr interessant, indeß zur Veröffentlichung ungeeignet. Eine solche würde einer Denunziation H.'s gleichkommen, und obwohl wir unsern Verdacht bezüglich dessen unsauberer Rolle aufrecht erhalten, müssen wir doch die Gerichtsverhandlung abwarten, bevor wir weitere Schritte in der Angelegenheit thun. Jedenfalls sagen wir Ihnen hiermit bestens Dant. Einsender aus Crimmitschau : Ihre höchst interessante Zuſchrift tommt in nächster Nummer zum Abdruck. F. X. in Hoboken : Desgleichen. der Expedition: Kollegium Chur: Fr. 1,50 f. d. Gem. dkd. erh. A. Lanferm. Chicago : Fr. 101,25( 20 Doll.) à Cto. erh. E. a. R.: M. 12, Ab. Okt. u. Nov. M. 1, Rother Strahl: Bf. erh. Addr. notirt. Cto. Ab. 4. Qu. erh. Bft. Weiteres. P. M. London : Fr. 1, f. Schft. erh. Addr. an" Arbst." gemeldet. H. W. i. J. M. 30,- à Cto. Ab. erh. Bf. erwartet. Sttz. 3.: Fr. 1,50 Spes. u. Porto erh. H. M. Disch. Ver. Genf : Fr. 16,10 à Cto. erh. Rebus: M. 6,- Ab. Dez. erh. Weiteres unbekannt, da nicht an uns gesandt. Außer Ihnen keine Verbdg. mit dort. v. d. Eider : M. 58,20 à Cto. Ab. 4. Qu. erh. Addr. u. Mehrbstllg. notirt. F. Bloch: M. 3,- Ab. 1. Qu. f. H. M. erh. F. Bir. Ashl.: Fr. 4,15 f. Schft. erh. T. i. B.: M. 4,80( nicht M. 5,-) erh. Weiteres anderseitig. Fthl. Fr. 2,10 erh. Kilian: M. 36,- Ab. 4. Qu. erh. Addr. notirt. Bfl. am 18/12. Weiteres. Flensburg v. Gen. d. alten Schlages: M. 11,30 pr. Ufds. u. M. 24,- pr. Athl.- Cto. dkd. erh. Tönning durch F. M. 3,10 p. Ufds. dkd. erh. Otto Bfe. v. 14. u. 15/12. erh. Weiteres besorgt. Bravo für die 201! Peter: Jn Nro. 51 irrig unter Franz" quittirt. Bfl. am 18/12, mehr. Blanc: M. 5,- á Cto. erh. und am 19/12. geantw. Mercurius : Betr. Addr. ist ganz gut. Rother Hans: Bf. v. 16/12. hier. Gut. Alles notirt. Rother Greif: Bf. vom 12. erh. Bf. folgt. K. Wormser: Sdg. vom 15/12. 2c. erh. Alles besorgt.- W. B. B.: M. 1,75 f. Schft. erh. R. Carlson Newyork: Fr. 253,15( 50 Doll.) Weihnachtsgeschenk v. einig. Cig.- Arb. bei Straiton u. Storm pr. Agfds. u. Ufds. dkd. verwendet. R. R.: M. 10, à Cto. Ab. erh. P. G. Izehoe: M. 16,- p. Anthl.- Cto. gutgebracht. A. V. Paris : Fr. 178,25 Ab. 4. Qu. erh. Bftllg. abgg. Rafi: M. 50.- à Cto. Ab. erh. Bericht erwartet.- Johannes B.: Mr. -.50 f. Schft. erh. Alle versorgt. Weiteres sobald reagirt wird. Prof. C. Sch. Manchester : Fr. 12.50 Ab. bis Ende Dezbr. 83 erh. Fr. 12.10 d. Afd. dkd. zugew. Flöhptm. Selbst an die Betr. schreiben. Profit! P. G. Gera : Mt. 15.- baar und Mt. 40.- pro Sept. Ott., Nov. und Dez. in Ggrchg. d. Ufd. einverleibt.
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A. J.
Zürich Montag den 25. Dezember, als am Weihnachtsfeste, im großen Saale des alten Schüßenhauses Weihnachtsfeier der deutschen Sozialisten, bestehend in Musit, Gesang, Festrede, Detlamationen, unter gefälliger Mitwirkung der Gesangssektion des deutschen Vereins ,, Eintracht" und Gabenverlosung zu Gunsten des deutschen Unterstützungsfonds. Entree 20 Cts.
Beginn Abends 6 Uhr. Zu zahlreichem Erscheinen ladet die Genossen mit ihren Familien, sowie die Freunde der Arbeiterfache ein Der Lokalausschuß.
Abonnements- Einladung.
Mit 1. Januar 1883 beginnt ein neues Quartalsabonnement auf den ,, Sozialdemokrat". Wir ersuchen unsere Genossen und Freunde für die Gewinnung neuer Abonnenten unablässig thätig zu sein. Weder das Abonnement auf den ,, Sozialdemokrat doch das Empfehlen desselben ist in Deutschland strafbar, sondern lediglich die direkte Verbreitung.
Es ist deshalb Pflicht wie Interesse jedes Parteigen offen, auf's eifrigste für die Verbreitung des Sozialdemokrat ju wirken. Da der Sozialdemokrat" in Deutschland bekanntlich auf Grund des Ausnahmegefeges verboten ist, so muß die Verbreitung selbstverständlich mit größter Borsicht geschehen; lettere angewandt, ist die Sache übrigens durchaus ungefährlich und leicht ausführbar. Das bloße Abonnement ohne Weitervers breitung ist gesetzlich erlaubt.
Der Sozialdemokrat wurde vom letzten Parteikongreß einstimmig jum einzigen offiziellen Organ der sozialistischen Arbeiterpartei Deutsch = lands erklärt.
Der vorauszahlbare Abonnementspreis des Sozialdem." beträgt vierteljl. für Deutschland und Oesterreich 3 Mart( 1 f. 70 kr.), wofür das Blatt wöchentlich als verschlossener Brief versandt wird; für die Schweiz 2 Fr., für alle übrigen Länder des Weltpostvereins 2. Fr. 50 Cts.( unter Band). Dieser Preis tann indessen, namentlich in Deutschland , bedeutend ermäßigt werden, wenn sich die Genoffen eines Ortes zum Bezug im Großen bereinigen. Wenn unverdächtige Empfangsadressen gewählt werden und damit ftets gewechselt wird, wenn ferner die geheime Vertheilung an die abonnirten Genossen vorsichtig geschieht dann ist die Gefahr der Entdeckung beim Gesammtbezug weit geringer wie bei den Brieffendungen.
Bis zu 16 Exemplaren fönnen in Doppelbrief übermittelt werden; bei größeren Bestellungen ist die Zusendung in Badet vorzuziehen. Bei Bezug von zehn Exemplaren an ist der Preis per Quartal auf M. 1. 80. franto ins Haus festgesetzt, und ist der Betrag monatlich mit 60 Pf. im Voraus einzusenden. Sämmtliche Sendungen werden gut verpadt, nicht in der Schweiz , sondern in Deutschland aufgegeben.
Briefmarten aller Länder werden für voll angenommen; größere Beiträge in Papier . geld mittelst eingeschriebenem Brief oder Post- Einzahlung.
Da nicht unbedeutende Kosten durch ungenügendes Frantiren entstehen, so machen wir darauf aufmerksam, daß einfache Briefe( bis 15 Gramm) nach der Schweiz 20 Pfg., resp. 10 Kreuzer 3. W. toften, bei schwereren Briefen je 15 Gramm weitere 20 Pfg., resp. 10 Kreuzer.
Man wende sich bei Einzelbestellungen an die Expedition, Hottingen - Zürich , bei gemeinsamem Abonnement und um Aufschlüsse an die bekannten Agenten in Deutschland , oder an die Unterzeichneten durch Vermittlung in der Schweiz oder sonst im Ausland lebender Freunde.
Monatliche Vorausbezahlung des Abonnementspreises an unsere Ber frauensmänner und Filialeverwalter ist unerläßlich! Parteigenossen! Sammelt Euch um Eure Fahne und benügt die Euch gegebene Waffe mit Eifer und Geschic; seid rührig und thut Eure Pflicht!
Redaktion und Expedition des ,, Sozialdemokrat. Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei Hottingen - Zürich .