pieller Agitationsthätigkeit sei es sehr wohl möglich, auch die Massen| interessen einzutreten. Von mehreren Seiten wurde befürchtet,| bekam der gnädige Herr freie Hand. Ein Theil der Bauern zur Wahlenthaltung zu bringen.

Bei der Abstimmung wurde der Antrag:

Bei Stichwahlen, in denen kein Sozialdemokrat in Frage kommt, find die Parteigenossen verpflichtet, überall sich der Stimmabgabe zu enthalten", unter Namensaufruf mit 34 gegen 24 Stimmen abgelehnt und burch Annahme des folgenden:

" Der Kongreß geht unter Hinweis auf die Wydener Kongreßbeschlüsse*) über alle Anträge zur Tagesordnung

über"

der bisherige Standpunkt beibehalten.

Es gelangt ferner ein Antrag bezüglich der aufzu stellenden Kandidaten zur Diskussion, der verlangt, daß dieselben das Parteiprogramm voll und ganz anerkennen, sowie den Beschlüssen der Partei Folge leisten. Gegen denselben wird geltend gemacht, daß er zwar an sich selbstverständlich sei, daß aber seine Annahme der Vermuthung Raum geben würde, als entsprächen die bisherigen Abgeordneten diesen Anforderungen nicht. Diese Absicht wird von dem Antragsteller bestritten und von ihm sowie von nachfolgenden Rednern darauf hingewiesen, daß Manche, die früher kandidirt hätten, heute Angstmeier seien. Der Antrag sei an sich allerdings selbstverständlich, aber das könne tein Grund zur Ablehnung sein, vielmehr müsse man mit Rücksicht auf bestimmte Vorkommnisse für die Zukunft eine Richt­schnur schaffen. Die bloße Anerkennung des Parteiprogramms genüge nicht, es müsse auch die direkte Bethätigung der Partei zugehörigkeit gefordert werden.

Der Antrag gelangt dann unter dieser Motivirung in folgender Fassung zur Annahme:

"

,, Es sind nur solche Kandidaten aufzustellen, die unser Programm voll und ganz anerkennen und sich der Partei­disziplin unterordnen, indem sie sich verpflichten, an allen durch Gesammtbeschluß der Parteivertretung herbeigeführten Aktionen sich zu betheiligen."

.

daß die Sanktionirung einer derartigen Dezentralisation die Thätigkeit der Partei lähmen würde, was Andere bestritten.

Der Antrag auf Errichtung einer Korrespondenz stelle in Deutschland ruft eine kurze Debatte hervor, und wird beschlossen, der Parteivertretung anheimzugeben, eine solche einzurichten, wenn sie die Zeit für geeignet halte.

Eine längere Diskussion entspinnt sich alsdann über lokale Strei­tigkeiten in Bremen . Die Annahme eines Antrags, diese An­gelegenheit den Reichstagsabgeordneten der Partei zur schieds: gerichtlichen Entscheidung zu überweisen, erledigt vorläufig den unerquicklichen Streit.

Der Wunsch, die Expedition des Sozialdemokrat" in Zürich möge in Bälde ein Schriftenverzeichniß der dort lagernden Partei­broschüren herausgeben, wurde der Betreffenden zur schleunigen Berücksichtigung empfohlen.

Hiermit ist dieser Punkt der Tagesordnung erledigt.

Der folgende Punkt betrifft die Verlängerung des Sozialisten gesezes, Taktik der Partei und Hal­tung des Parteiorgans.

Der erste Redner hält die Frage der Verlängerung des Sozialistengesezes für eine akademische, erachtet es aber für noth wendig, daß der Kongreß doch hiezu Stellung nehme. Die heu­tige Zusammensetzung des Reichstags böte teine Gewähr dafür, daß das Gesetz aufgehoben würde, im günstigsten Falle sei eine Streichung des Belagerungszustandes zu erwarten. Aber auch hier dürfe man sich keiner Illusion hingeben, namentlich sei bavor zu warnen, von einem Thronwechsel irgend welchen Wandel zu erwarten, denn nach einem solchen befände die Sozialdemo­fratie sich denselben Klassen wie vorher gegenüber, von denen fie nach wie vor mit den schärfsten Mitteln bekämpft werden würde. Es sei mehr als thöricht, wolle man sich bezüglich der mit großen Pomp angekündigten Sozialreform Hoffnungen hingeben, die unter dem jezigen Regime nie verwirklicht werden könnten. Selbst den guten Willen einmal vorausgesetzt, sei die Regierung ohn­Als Zwischenfall wird gemeldet, daß unten vor dem Hause mächtig, die von Interessenkämpfen mächtig durchwühlten herr: sich verschiedene dänische Geheimpolizisten zeigten, die zu erfahren schenden Klassen einer großen staatlichen Idee unterzuordnen. suchten, wer die Versammelten seien und was der Zweck ihrer Das deutsche Reich und dessen Parlamentarismus böte das Anwesenheit sei. Es wird festgestellt, daß nach dänischem Landes- lebendige Beispiel der Zerrissenheit. Die ökonomischen Verhält gesetz die Polizei nicht die Macht habe, ohne Einwilligung des nisse hätten die politischen Parteiverhältnisse derartig verschoben, Besizers in ein geschlossenes Lokal zu bringen, und man also also daß es keiner Regierung möglich werde, eine dauernde feft­ihre direkte Einmischung nicht zu befürchten habe. Dagegen be geschlossene Majorität für sich zu gewinnen, um wahren sozialen size die Polizei das Recht, Ausländer, die ihr verdächtig seien, Reformen die Wege zu ebnen. So woge denn der von individuellen auszuweisen. Ob man dazu schreiten werbe, sei zweifelhaft. Man Intereffen geleitete Kampf der herrschenden Klassen, die, sich gegen tommt über verschiedene Verhaltungsmaßregeln überein, beschließt, seitig zerfleischend, keiner großen Jdee mehr fähig sind, hin und juristischen Rath einzuholen und im Uebrigen die Dinge ruhig her, um mit Naturnothwendigkeit in einem Zusammenbruch der an sich herankommen zu lassen. heutigen Gesellschaft zu endigen. So wie in Deutschland sähe es auch in allen anderen europäischen Staaten aus. Die Frage, wie die Sozialdemokratie sich im Falle einer Verlängerung des Sozialistengesetzes zu verhalten habe, sei einfach dahin zu be­antworten, daß sie ganz dieselbe Taktik wie bisher beizubehalten habe. Die Frage, ob Verlängerung oder Nichtverlängerung, dürfe uns in keiner Weise in unserer Haltung irre machen.

Um bei der Eventualität einer Auflösung nicht mit den wich­tigsten Arbeiten im Rückstande zu sein, wird eine Aenderung der Tagesordnung beschlossen, außerdem dem Bureau Vollmacht er­theilt, nach Umständen den Kongreß nach Schweden und zwar nach Malmö zu verlegen.

Darauf wird in den Verhandlungen weiter fortgefahren.

Zum Schluß werden noch verschiedene, auf die Wahlagitation bezügliche Wünsche und Anträge, u. A. die Agitation in Elsaß­Lothringen und den polnischen Provinzen betreffend, der Partei­vertretung zur Begutachtung und eventuellen Berücksichtigung

überwiesen.

Schluß: Nachmittags 2 Uhr.

Fünfte Sizung am 31. März, Nachmittags 3 Uhr.

Zu

Tagesordnung: Organisation und Agitation. diesem Punkte der Tagesordnung liegt eine große Reihe von Anträgen vor, die vom Vorsitzenden verlesen werden. Der zur Debatte gestellte Antrag:

Ueber alle in Bezug auf Herausgabe neuer Flugschriften, Brochüren 2c. gestellte Anträge geht der Kongreß zur Tagesordnung über, indem er der Parteivertretung empfiehlt, von den darin enthaltenen Anregungen und Vorschlägen Notiz zu nehmen und dieselben, soweit möglich und im Interesse der Partei nothwendig, zur Ausführung zu bringen"

wird von der großen Mehrheit angenommen, nachdem in der Diskussion vorwiegend betont wurde, daß die Neben der Reichs­tagsabgeordneten unserer Fraktion sich am Besten zur Agitation und zur Beitreibung der Unterſtüßungsgelder für die Familien

der Ausgewiesenen bewährt haben.

Weiter wird beantragt:

"

Mit der Führung der Partei im Wahlkampfe 2c. wer den die Reichstagsabgeordneten mit dem Rechte der Coop­tation betraut. Denselben bleibt es überlassen, aus ihrer Mitte ein Subkomite zur Führung der Geschäfte zu be­stimmen."

Der Antrag wird angenommen.

Ueber mehrere Anträge, betreffend bestimmte Organisations­vorschläge, wie z. B. Deutschland in Korrespondenzbezirke einzu­zutheilen, um eine energische Agitation einestheils, und andern­theils schnellere Auskunft über Personen und Vorgänge zu er langen, wird zur Tagesordnung übergegangen.

Und zwar wird darauf hingewiesen, daß eine bestimmte ge­schlossene Organisation über Deutschland Angesichts des Sozia­listengesetzes und der strafrechtlichen Bestimmungen über geheime Organisation unmöglich sei, da eine solche über kurz oder lang der Polizei zweifellos bekannt werden und dann die willkommene Handhabe für eine allgemeine Verfolgung bieten dürfte. Sei die Partei bisher ohne eine solche Organisation ausgekommen, dann tönne fie dies in Zukunft erst recht, da der Geist der Zusammen gehörigkeit wesentlich gewachsen fei.

Den Parteigenossen an den einzelnen Orten wird jedoch em­pfohlen, nach Kräften die Agitation auf umliegende Gebiete aus­zubehnen und je nach Lage der Verhältnisse für die Partei

*) Der diesbezügliche Wydener Beschluß lautet: In allen Wahlkreisen ohne Rücksicht auf die Zahl der Gesinnungsgenossen bei der Wahl selbst­ständig vorzugehen und nur eigene Kandidaten aufzustellen Für den Fall von Stichwahlen empfehlen die An­wesenden den deutschen Parteigen offen im Allge. meinen Wahlenthaltung."

Die Haltung der sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichs­tage sei im Großen und Ganzen eine korrekte gewesen; ins­besondere auch die Haltung des Sozialdemokrat". Die Angriffe im Reichstag gegen letteren müßten stets zurückgewiesen werden mit dem Hinweis darauf, daß das Sozialistengesetz die Existenz einer Parteipresse in Deutschland unmöglich mache und die Sprache des Blattes die nothwendige Folge des Ausnahmes gesetzes sei. Redner ecklärt sich mit der Resolution der fünf sächsischen Wahlkreise, die der Sozialdemokrat" veröffentlichte, vollkommen einverstanden, sieht sich aber veranlaßt, den Passus betreffend der Reichstagsabgeordneten abzulehnen. Darin läge ein Vorwurf gegen die nichtgenannten Abgeordneten, der den Glauben erwecken könne, als hätten diese nicht ihre Pflicht er­füllt.

Von zustehender Seite wird die in der erwähnten Resolution, die Abgeordneten betr. Stelle zurückgezogen, und erklärt, daß es nicht im Sinne der Antragsteller gelegen haben, ein Mißtrauens­nicht im Sinne der Antragsteller gelegen haben, ein Mißtrauens­votum hervorzurufen.

Die sächsische Resolution, welche sich über die Haltung der Abgeordneten und des, Sozialdemokrat" ausspricht, ruft eine sehr lange Debatte hervor. Es wurde von verschie denen Seiten hervorgehoben, daß nicht nur Meinungs-, sondern auch prinzipielle Differenzen bei den Abgeordneten zu konstatiren seien. Diese Ansicht wurde durch einen Brief, der seitens Bebel's an die New- Yorker Parteigenossen gesandt und in der New- Yorker Volkszeitung" abgedruckt wurde, belegt. Es könnten wohl, wie ausgeführt wurde, alle Abgeordneten auf dem Boden bes Programms stehen, im Wesentlichen käme es doch auf die Ausführung desselben an. Es sei nicht daran zu denken, daß erfolgen könne, es gebräche ben herschenden Kreiſen an Kraft eine Aenderung der gesellschaftlichen Verhältnisse auf friedlichem Wege und Willen, eine Sozialreform durchzuführen. Nichtsdestoweniger sei es aber Aufgabe unserer Reichstagsabgeordneten im Reichs: tage an der Gefeßgebung theilzunehmen und in energischer Weise die Interessen der Arbeiter zu vertreten.

Nach vierstündiger, sehr lebhafter Debatte wird die Verhand lung in Rücksicht auf das stattfindende Bankett am Abend auf nächsten Morgen 8 Uhr vertagt.

Schluß Abends 8 Uhr.

30 min depois si

1500

Die Mark.

( Schluß.)

3312

Diese neue Vergewaltigung hatte dazu noch einen ökono­mischen Grund. Aus den Kämpfen der Reformationszeit hatten allein die deutschen Landesfürsten vermehrte Macht ge­wonnen. Mit dem edlen Räuberhandwerk des Adels war es nun aus. Wollte er nicht untergehen, so mußte er aus seinem Grundbesitz mehr Einkünfte herausschlagen. Der einzige Weg aber war der, nach dem Vorbild der größeren Landesherren und namentlich der Klöster, wenigstens einen Theil dieses Be­sizes für eigene Rechnung zu bewirthschaften. Was bisher nur Ausnahme, wurde jetzt Bedürfniß. Aber dieser neuen Betriebsweise stand im Wege, daß der Boden fast überall an die Zinsbauern ausgegeben war. Indem die freien oder hörigen Zinebauern in volle Leibeigne verwandelt wurden,

wurde, wie der Kunstausdruck lautet, gelegt", d. h. entweder weggejagt, oder zu Kotsassen mit bloßer Hütte und etwas Gartenland degradirt, ihre Hofgüter zu einem großen Herren­hofgut zusammengeschlagen und von den neuen Kotsassen und noch übrig gebliebenen Bauern im Frohndienst bebaut. Nicht nur wurden so eine Menge Bauern einfach verdrängt, sondern die Frohndienste der noch übrigen bedeutend, und zwar immer mehr gesteigert. Die kapitalistische Periode kündete sich an auf dem Lande als Periode des landwirthschaftlichen Groß­betriebs auf Grundlage der leibeignen Frohnarbeit.

Diese Umwandlung vollzog sich indeß Anfangs noch ziemlich langsam. Da kam der dreißigjährige Krieg. Während eines ganzen Menschenalters wurde Deutschland die Kreuz und Quer durchzogen von der zuchtlosesten Soldateska, die die Geschichte kennt. Ueberall wurde gebrandschatzt, geplündert, gesengt, genothzüchtigt, gemordet. Am meisten litt der Bauer da, wo abseits der großen Heere die kleineren Freischaaren oder vielmehr Freibeuter auf eigene Faust und für eigene Rechnung handtierten. Die Verwüstung und Entvölkerung war grenzenlos. Als der Friede kam, lag Deutschland hülf­los, zertreten, zerfetzt, blutend am Boden; am elendeſten aber war wieder der Bauer.

Der grundbesitzende Adel wurde nun alleiniger Herr auf dem Lande. Die Fürsten , die seine politischen Rechte in den Ständeversammlungen gerade damals vernichteten, ließen ihm dafür freie Hand gegen die Bauern. Die letzte Widerstands­kraft der Bauern aber war durch den Krieg gebrochen. So konnte der Adel alle ländlichen Verhältnisse so einrichten, wie es zur Wiederherstellung seiner ruinirten Finanzen am paſsendsten war. Nicht nur wurden die verlassenen Bauernhöe kurzer Hand mit dem Herrenhofgut vereinigt; das Bauernle en wurde erst jetzt im Großen und systematisch betrieben. Je größer das herrschaftliche Hofgut, desto größer natürlich de Frohn­dienste der Bauern. Die Zeit der ungemessenen Dienste" brach wieder an; der gnädige Herr konnte den Bauern, seine Familie, sein Vieh zur Arbeit kommandiren, so oft und so lange es ihm gefiel. Die Leibeigenschaft wurde jetzt allgemein; ein freier Bauer war nun so selten wie ein wei er Rabe. Und damit der gnädige Herr im Stande sei, jeden, auch den geringsten Widerstand der Bauern im Keim zu ersticken, erhielt er vom Landesfürsten die Patrimonialgerichtsbarkeit, d. h. er wurde zum alleinigen Richter ernannt für alle kleineren Ver­gehen und Streitigkeiten der Bauern, selbst wenn ein Bauer mit ihm, dem Herrn, im Streit, der Herr also Richter in eigener Sache war! Von da an herrschten auf dem Lande Stock und Peitsche. Wie das ganze Deutschland , so war der deutsche Bauer bei seiner tiefsten Erniedrigung angekommen. Wie ganz Deutschland , so war auch der Bauer so kraftlos geworden, daß alle Selbsthülfe versagte, daß Rettung nur von Außen kommen konnte.

Und sie fam. Mit der französischen Revolution brach auch für Deutschland und den deutschen Bauer die Morgenröthe einer besseren Zeit an. Kaum hatten die Revolutionsarmeen das linke Rheinufer erobert, so verschwand dort der ganze alte Plunder von Frohndiensten, Zins, Abgaben aller Art an den gnädigen Herrn, mit sammt dieſem selbst, wie durch einen Zauberschlag. Der linksrheinische Bauer war nun Herr auf seinem Besitz und erhielt obendrein in dem zur Revolutionszeit entworfenen, von Napoleon nur verhunzten Code civil ein Gesetzbuch, das seiner neuen Lage angepaßt war und das er nicht nur verstehen, sondern auch bequem in der Tasche tragen

konnte.

Aber der rechtsrheinische Bauer mußte noch lange warten Zwar wurden in Preußen, nach der wohlverdienten Niederlage von Jena , einige der allerschmählichsten Adelsrechte abgeschafft und die sogenannte Ablösung der übrigen bäuerlichen Lasten gesetzlich ermöglicht. Aber das stand größtentheils und lange Zeit blos auf dem Papier. In den übrigen Staaten geschah noch weniger. Es bedurfte einer zweiten französischen Revo­lution 1830, um wenigstens in Baden und einigen andern, Frankreich benachbarten Kleinſtaaten die Ablösung in Gang zu bringen. Und als die dritte französische Revolution 1848 endlich auch Deutschland mit sich fortriß, da war die Ablösung in Preußen noch lange nicht fertig und in Bayern noch gar nicht angefangen! Jezt ging es freilich rascher; die Frohn­arbeit der diesmal selbst rebellisch gewordenen Bauern hatte eben allen Werth verloren.

Und worin bestand diese Ablösung? Dafür daß der gnädige

Herr eine bestimmte Summe in Geld oder ein Stück Land sich vom Bauern abtreten ließ, dafür sollte er nunmehr den noch übrigen Boden des Bauern als dessen freies unbelastetes Eigenthum anerkennen wo doch die sämmtlichen, dem gnä­digen Herrn schon früher gehörigen Ländereien nichts waren als gestohlenes Bauernland! Damit nicht genug. Bei der Auseinandersetzung hielten natürlich die damit beauftragten Beamten fast regelmäßig mit dem gnädigen Herrn, bei dem sie wohnten und kneipten, so daß die Bauern selbst gegen den Wortlaut des Gesetzes noch ganz folossal übervortheilt wurden. Und so sind wir denn endlich, Dank drei französischen Re­volutionen und einer deutschen , dahin gekommen, daß wir wieder freie Bauern haben. Aber wie sehr steht unser heutiger freier Bauer zurück gegen den freien Markgenossen der alten Zeit! Sein Hofgut ist meist weit kleiner, und die ungetheilte Mark ist bis auf wenige, sehr verkleinerte und verkommene Gemeindewaldungen dahin. Ohne Marknugung aber kein Vieh für den Kleinbauern, ohne Vich fein Dünger, ohne Dünger fein rationeller Ackerbau. Der Steuereinnehmer und der hinter ihm drohende Gerichtsvollzieher, die der heutige Bauer nur zu gut fennt, waren dem alten Markgenossen unbekannte Leute, ebenso wie der Hypothekarwucherer, dessen Krallen ein Bauern­hof nach dem andern verfällt. Und was das Beste ist: diese neuen freien Bauern, deren Güter und deren Flügel so sehr beschnitten sind, wurden in Deutschland , wo Alles zu spät ge­geschieht, geschaffen zu einer Zeit, wo nicht nur die wissen­schaftliche Landwirthschaft, sondern auch schon die neuerfundenen landwirthschaftlichen Maschinen den Kleinbetrieb mehr und mehr zu einer veralteten, nicht mehr lebensfähigen Betriebs­weise machen. Wie die mechanische Spinnerei und Weberei das Spinnrad und den Handwebstuhl, so müssen diese neuen landwirthschaftlichen Produktionsmethoden die ländliche Par zellenwirthschaft rettungslos vernichten und durch das große