reichung" für nicht bewiesen, was vollkommen richtig ist, und bestä tigten das verurtheilende Erkenntniß erster Instanz. Das höchfte Recht ist das höchste Unrecht summum jus summa injustitia sagt das alte lateinische Sprichwort, welches das Geheimniß der Jurisprudenz enthält, dieser sogenannten Rechtswissenschaft, welche aber in Wahrheit die Wissenschaft des Unrechts ist. Uebrigens wird der Leipziger Prozeß noch ein Nachspiel haben in Nürnberg .
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Wie's im Auslande ausschaut. Unsere Auslandsrundschau hat infolge der Kongreßarbeiten in letzter Zeit arg leiden müssen, wir wollen aber wenigstens heute einen kurzen Rückblick auf die wesentlichsten Vorgänge im Ausland werfen. In Irland ist auf Grund der Aussagen des schurkischen Verräthers Tarey und noch zwei weiterer ,, Abgefallenen" der wegen der Ermordung Burk's angeklagte Jos. Brady zum Tode verurtheilt worden. Die englische Regierung wendet alle Mittel der politischen Korruption an, um der irischen Revolution Herr zu werden. In Frankreich sind noch immer Verhaftungen und Verurtheilungen von Sozialisten auf der Tagesordnung. Eine bodenlose Gemeinheit der republikanischen Polizei ist die Ausweisung unseres Genossen Blume aus Paris , angeblich weil er in französischen Versammlungen aufrührerische Reden gehalten habe, während Blume, der Familienvater ist, die französische Sprache keineswegs genügend beherrscht. In Marseille , wo die Hafenarbeiter streifen, intervenirt die„, republitanische" Regierung wie gewohnt mittels Militär zu Gunsten der Ausbeuter. In Spanien dauern die Verhaftungen der Sozialisten gleichfalls fort, den Vorwand liefern die Erhebungen der schwarzen Hand". In Portugal , in Italien , in Dänemark und Norwegen nimmt die republikanische Bewegung immer mehr an Kraft zu, in den drei erstgenannten Ländern auch die sozialistische. Die Nachrichten, die aus Rußland kommen, konstatiren, daß die nihilistische Bewegung keineswegs erdrückt ist. Selbst die farblose„ Tägliche Rundschau" bringt einen Bericht, nach welchem ganze große Kreise, wie Chartow,„ vollständig revolutionsreif find. Glück auf! Die Krönung Aleranders III. ist wieder einmal verschoben worden, und zwar auf den 10. Juni. Jn Odessa und St. Petersburg führt die Regierung zwei Gerichtstomödien wider politische Verbrecher" auf. In Oester reich Ungarn blüht im Parlament die Korruption, außerhalb desselben die Niedertracht der Polizei. Die Empörung über dieselbe ist so groß, daß als jüngst in einer( anarchistischen) Volksversammlung der Regierungskommiffar dieselbe wegen nichts und wieder nichts auflösen wollte, die Versammelten Widerstand leisteten und entschlossen weiter tagten.
Aus Odessa ( Südrußland) ist der Auftrag eingelaufen, einen Kranz mit rother Schleife und folgender Inschrift auf das Brab von Karl Marx niederzulegen:
Karl Marx , dem Schöpfer des„ Kapital" und Begründer der Internationalen ArbeiterAffoziation, von einer Gruppe Sozialisten der Odessaer Universität, seinen Schülern und Jüngern, gewidmet.
Korrespondenzen.
Von der Saar schreibt uns ein Genosse Anfangs April: Die schlimmen Zustände sind in hiesiger Gegend derart entwickelt, daß es nur der Arbeit einiger tüchtigen, thunlichst unabhängigen Genoffen bedarf, unsere Sache hier wieder in vollsten Fluß zu bringen und hochzuhalten.*) Der Gewerbs- und Handarbeiter ist eben auch hier wie überall vom Ausbeuter derart abhängig, daß er sich offen kaum rühren kann, so unzufrieden er auch ist. Daß es den Bergarbeitern nicht zu wohl ergeht, dafür sorgt in erster Linie die Berginspektion; die Eisenbahnarbeiter tragen den Kappzaum ihrer Vorgesetzten, denen die Privatausbeuterschaft auf den übrigen Gebieten nicht zurücksteht Diese Dreifaltigkeit überschattet das ganze Saar - und Moselgebiet. Die große Armee der weißen Sklaven aus dem 3arenreich Stumm" läßt sich den letzten Tropfen Blut aus den Rippen herausreglementiren, sie schwanten mit 30-40 Jahren, also im besten Mannesalter, gebrochen der Arbeit nach, bis das Ende kommt, endlich aber welches Ende? Nicht umsonst haben zwar die Herren dieses getnechteten Gebietes unsere früheren Vorfämpfer Hackenberger, Rauliz 2c. vor 6 Jahren in den Kerker hineinmeucheln helfen, die Arbeiterpresse erdrosselt, den Mägen der Widerspenstigen Stodprügel aufgezählt.
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Die 7 fetten Jahre der Volkshenker find indeß schweigend überschritten worden, und da sich die Menschennatur weder mit Gotteswort" noch mit Gottesgnade" in alle Ewigkeit vergewaltigen und schinden läßt, so dürften die 7 dürren Jahre den hohen Herren bald ihr finsteres Antlitz zeigen. Die sozialdemokratische Gluth ist nicht erstickt, unter der Dede glimmt's und brodelt's im ganzen Revier, der Sozialdem o- frat" macht seinen Rundgang und findet seine Leute, die ihre Schuldigkeit für unsere hehre Sache allezeit und unermüdlich zu thun wissen
werden.
Großenhain, im Februar.( Wegen Stoffandrang verspätet.) Wohl trat nach der Nachwahl in unserem Wahlkreise in gewisser Beziehung etwas Ruhe ein, wie sie nach einem besonders belebten Afte einzutreten pflegt, aber keineswegs eine Ruhe zu Ungunsten der Partei. Man verkehrt in engeren Kreisen, und was öffentlich nicht geschehen darf, das blüht doch im Geheimen.
Die Rückkehr unseres Genossen Geyer aus Zwickau, der nunmehr ein eigenes Geschäft zum Merger vieler Gegner errichtete, trug ebenfalls etwas zur Klärung der Situation bei, und so stehen wir denn immer gerüstet. Und was tönnte uns auch vernichten? Der Fortschrittssieg bei der Wahl etwa? Du lieber Gott", möchten wir sagen, der wird durch unsere Ausnutzung zum zweischneidigen Schwert für unser Gegner. Oder etwa die Polizei, die hohe Schirmerin? Es ist zum Lachen, wenn man sie ins Auge faßt. Ihr größter Schnüffler, der sich beim ehemals Meeranischen Streberbürgermeister Ludwig- Wolf die Sporen als Sancho Bansa verdiente, führt im Bolksmunde die Spitznamen nörté, Nante 2c. Bekundet dies etwa Furcht vor der Spürnase? Trotzdem ist der Betreffende Niemand Geringeres als der Stadtsekretär Kunath, der nach der Konstatirung des Henkers und Straftammerdirektors Mangold in Dresden die hiesigen Prostriptionslisten anlegte, natürlich im Intereffe des Allgemeinwohls". In seinem speziellen Interesse aber legt derselbe Bump auf Pump an, und wenn sonst nicht der verstorbene Brauer 3ocher einmal die finanziellen Verhältnisse dieses Schmierers arrangirt hätte, so wäre früher schon eingetreten, was ohne besonderen Schwindel jetzt noch nicht ausgeschlossen ist, nämlich der Konturs.
Ja, ja, so ist es beschaffen um die rechte Hand unserer Stadtobrig keit, die nur dann die Schlafmüße abnimmt, wenn es sich um Sozialiftenvertilgung handelt. Im Vertrauen sei übrigens den hiesigen Genoffen mitgetheilt: Knörte soll sich mit der Hoffnung auf Ergatterung der hiesigen sozialistischen Feldpoft tragen. Es fehe sich also Jeder vor. Ein gutes Früchtchen im Stadtrath ist auch der Kohlenhändler Kohlase, der mit seinen der Stadt aufgedrängten Kohlen( das Geschäft wird durch Submission keineswegs beeinträchtigt) den Steuerzahlern mit einheizt. Der Biedermann ist Friedensrichter, als welcher er sich insofern eignet, als er klagführenden Armen die Nachtheile der Gerechtigkeit von heute in den unverschämtesten Moralpredigten darlegt. So Mancher ließ sich schon breitschlagen und gab sein gutes Recht auf Grund dieser Beeinflussungen auf. Hoffentlich wird auch diese Gesell schaftsstüße einmal mit Glanz abtreten, wie sein Vorgänger, der Spiz
*) Einige erfahrene Genoffen geeigneten Ortes unterzubringen, muß diesfalls Eure Sorge sein. Eine Heranziehung von Auswärts wäre mit größter Umficht und unauffällig zu bewerkstelligen. Zur Adressen. bermittlung sind wir selbstverständlich bereit. Die Red.
bube und meineidige Kirchenrechnungsführer Bäz, der sich aushenkte, da seine Spitzbüberei offenkundig wurde.
Die Kirche, ach die göttliche Kirche, was birgt und nährt sie für Geziefer! Der so eifrige Diatonus Peter, ein Held im Hencheln und eine Hyäne voll Haß, gibt sich verzweifelte Mühe, die verlorenen Schäflein einzufammeln. Wie oft er aber auch den Stuhl vor die Thüre gesetzt betam, seine Frechheit kennt keine Grenzen. Er spionirt und repressirt, ja er droht mit Denunziationen bei Arbeitgebern, wie er auch schon mehrere Arbeiter auf solche Weise außer Arbeit brachte. Darum nehmt den Besen, Genossen, und fegt dies Geziefer hinaus, wenn es Eure Schwelle begeifert. Die chriftliche Liebe gab der Edle neulich seinem Dienstmädchen gegenüber fund, das nicht nach seiner Pfeife tanzte. Dasselbe sollte ansteckend frank sein, wurde unter diesem Vorwand zum Arzt geschickt, wo es sich der Untersuchung, weil bei ihr unnöthig, widersetzte. Darob jagte sie der chriftliche Diener außer Dienst mit der Bemerkung im Attest, sie habe sich unmoralisch aufgeführt. O, du Heuchler! Dieser göttliche Schäfer aber ist der Liebling unserer frommen Fabrikanten und aller Mucker. Das ist erklärlich, denn die frömmsten Fabrikanten sind auch die größten Schinder.
Apropos! Es hat die Lohnbewegung auch die hiesigen Weber erfaßt, und fanden im verflossenen Oktober und November einige Weberversammlungen statt. Eine sehr höfliche Petition ging an den Fabritantenverein, worin um die bei guter Geschäftszeit in Aussicht gestellte Lohnzulage ersucht wurde. Es handelte sich um Ausgleich eines früher eingeführten, bis jetzt bestehenden Abzugs von 10 Prozent. Resultat: Momentane Abweisung, jedoch Vertröftung bis zur nächsten Saison. Da kommt nun aber jetzt schon das von der Polizei, den Fabrikanten und anderen Blutsaugern beeinflußte Amtsblatt mit einer Darstellung der Leipziger Neujahrsmesse, wonach die hiesigen Wollwaaren feinen Absatz gefunden haben sollen und bei den Fabrikanten geradezu Opfermuth vorhanden wäre, wenn sie unter solchen Umständen weiter arbeiten ließen. Siehst du wohl, Webervolt, sei froh, daß du Arbeit haft, anstatt die Fabrikanten durch höhere Löhne auszubenten. Laß für die nächste Saison nur den Traum von Fabrikantengüte und erträglicherem Leben verfliegen. Es ist Alles eitel, nur dein Wille nicht, wenn du ihn auf feste Verei nigung richtest, mit der du einst den eitlen Humbug von der schönen göttlichen Ordnung, die dir gebietet, zu beten und zu arbeiten, aber nicht zu viel zu effen, vernichten wirst. Und wahrlich, ein Fachverein ist erstanden. Aber wie? Wird er der satten Moval Stand halten können? Hoffen wir das Beste. Die Gewerkvereinler, die in dieser Lohnbewegung abermals eine erbärmliche Rolle spielten, sind dem Wachsthum dieses Vereins nicht hinderlich, zumal jetzt besondere Gerüchte über Unehrlichkeit der Vorstände in Umlauf sind, die zu einer gerichtlichen Untersuchung treiben, deren Ergebniß wir dann mittheilen werden. Trotzdem hatten diese Vereinszwerge eine öffentliche Versammlung gegen die obligatorische Einführung von Arbeitsbüchern einberufen, nachdem Tags zuvor der Weberfach verein in einer Versammlung selbständig eine Petition beschloffen hatte. Referent war Dr. Fränkel aus Lindenan bei Leipzig, eine unbekannte fortschrittliche Größe, die vom Genoffen Geyer zum Ergößen der den Saal füllenden Genossen gebührend abgeführt wurde. Weil Genoffe Geyer den von Fränkel aufgetischten verquickten Unsinn: ,, Auf der Unfreiheit beruhe der Fortschritt", in weitgehender und dem Doktor wahrscheinlich imponirender Weise richtig stellte und dabei den Nachweis führte, daß die politische Gleichheit ohne die wirthschaftliche eine Phrase bleibe, verstieg sich darauf unter dem spottenden Gelächter der Versammlung der„ immaterielle" Doktor zu der Behauptung:„ Genosse Geyer habe mit seiner Erklärung seinen Austritt aus der Partei erklärt, der er bis vor fünf Minuten angehört habe." Es ist doch hoch erfreulich, daß es in so ernster Zeit noch harmlose Spaßvögel gibt. H. Tanut.
Pirna( in Sachsen), Ende März. Gründe billig wie Bromberen", die aber doch zur Charakterisirung unserer obrigkeitlichen Volks- und Arbeiterfreunde bekannt zu werden verdienen, haben auch bei uns während der Arbeitsbücher Revolutionsär a" die Stadt zweimal gerettet.
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Wir meldeten neulich auch hierorts eine öffentliche Versammlung an, um das Arbeitsbücherthema öffentlich zu behandeln. Unser „ Herr Bürgermeister" aber erkannte sofort, daß derartige Besprechungen staatsgefährlich werden können und verbot diese Versammlung, weil die Einberufer notorische Sozialdemokraten sind. Hu! hu! Das Verbot einer zweiten Versammlung, die wir sodann zu ermöglichen suchten, war u. A. auch damit motivirt ,,, daß eine Arbeiter versammlung nicht mehr nothwendig erscheine, da der Ackermann'sche Antrag durch Beschluß des Reichstags abgelehnt sei"!!
Um die bürgermeisterliche ,, Erleuchtung" durch die Kreishauptmannschaft heilig sprechen zu lassen, haben wir Beschwerde erhoben, bis jetzt aber( seit ca. drei Wochen) noch keinen Bescheid erhalten. That nichts. Der brave und friedliche Staatsbürger" fann schließlich doch lernen, daß wem der Herr ein Amt gibt, dem er auch Verstand gibt notorische Sozialdemokraten natürlich ausgenommen.
Neumünster( in Holstein). Am 20. Januar starb in dem benacbarten Orte Nortorf im Alter von 30 Jahren der Genosse Bernhard Rohweder,
Cigarrenmacher,
auf Grund des infamen Ausnahmegesetzes zuerst aus Wandsbeck, später aus Harburg ausgewiesen. Von Harburg war Rohweder nach Bremen gegangen; da er sich aber förperlich gebrochen fühlte, so reiste er in seine Heimath, wo er dann ein Opfer unserer miserablen Zu stände im Alter von nur 30 Jahren starb. Seine Freunde und Genoffen verlieren in ihm einen thatkräftigen Streiter für die Menschenrechte.
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Da wir der Beerdigung nicht beiwohnen konnten, so legten wir nachträglich einen Kranz mit rother Schleife auf das Grab, der die Juschrift trug:„ Ehretsein Angedenten! Von Freunden aus Neuünster." Ebenso schickten Genossen aus Altona einen Kranz. Dieses den Freunden und Genoffen Rohweder's, welche größten theils nach Amerita gingen, zur Nachricht.
Sprechsaal.
Zur Parteiunterstütungsfrage.
Wir haben im Parteiorgan wiederholt erklärt, daß Unterstützungssuchende ( Flüchtige und Ausgewiesene) nicht blos ihre Polizeiausweisungen, Gerichtsvorladungen, Antlagen oder dergleichen als Legitimation beizubringen haben, sondern auch unbedingt vom Orte ihres letzten Aufenthaltes her durch bekannte Vertrauensleute retogno8zirt und empfohlen sein müssen. Wie unerläßlich nöthig es ist, dies allerwärts festzuhalten, zeigt neuerdings wieder der Fall Goldberg Antwerpen), den wir ausführlich hier folgen lassen, wie er uns von den dortigen Genoffen berichtet ist:
Antwerpen, 3. März.
Der seinerzeit aus Berlin und Hamburg ausgewiesene Tapezierer Rudolf Goldberg tam Anfangs Dezember vergangenen Jahres nach hier in vollständig heruntergekommenen Zustande. Da er sich den hier weilenden Genossen als Gesinnungsgenoffe vorstellte, wurde ihm unser feits alle mögliche Hilfe gewährt, und zwar so, daß er wochenlang vollständig unterhalten wurde. Dafür benutzte er die Gelegenheit bei dem Feste am 18., Parteigelder, welche in seine Hände gefommen, zu behalten und für seine Zwecke zu ver wenden. Außerdem betrog er verschiedene Genossen, versuchte Jeden anzupumpen, betrug fich flegelhaft und gemein und verschwand
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dort, er wolle sich von der Polizei über die Grenze setzen lassen, um dann jedenfalls wieder in Deutschland mit seiner Ausweisung aus Belgien" zu prahlen, wie er hier im selben Sinn mit der„, Ausweisung aus Berlin und Hamburg" that. Wir glauben hiermit den Burschen genügend gekennzeichnet zu haben und bitten deshalb, um andere Genossen vor Schaden zu bewahren und einen Lump an den Pranger zu stellen, beifolgende Warnung( siehe Nr. 15) zu erlassen, für deren Wahrheit wir bürgen, und die wir verantworten.
NB. Die dem Goldberg seinerzeit( woher? Die Red.) gesandte Unterstützung von 31 Fr. legte er in Bier und Schnaps und in den verschiedenen Cafechantants nieder, wo er, solange es reichte, eine vielgesehene Person war. cus
Die Antwerpener Varteigenossen."
Subjekte der Goldberg' schen Sorte suchen, wie die Erfahrung mehrfach gelehrt hat, mit Vorliebe Holland, Belgien und die Schweiz auf, weil sie vermuthen, daß man sie da schwerer zu kontroliren habe und schon aus Gründen der Humanität im Ausland ihr„ Martyrium" alles Mißtrauen besiegen müsse. Aber gerade um aller wirklich redlichen Genossen Willen muß allseits darauf bestanden werden, strengstens auf genügende Legitimation zu dringen, und in deren Ermangelung sofort gleichzeitig mit der allernothwendigsten Handreichung Recherchen einzuholen, wo der Betreffende zur Organisation gehört haben oder genauer bekannt sein will.
Jede Unterlassung aus blindem Vertrauen, Gutmüthigkeit oder weil der Hilfesuchende besonders guten Eindruck machte, ist ein unverantwortlicher Verstoß gegen die Interessen und Rechte der wirklich hilfsberechtigten, eine Begünstigung und Förderung der Korruption in den eigenen Reihen, welche Polizeischuften und Schwindelbrüdern aller Art leichtes Spiel macht.
Wir fordern des Allerentschiedensten, daß ieder Parteigenosse in dieser Richtung seine volle Schuldigkeit thue, und werden dem no ch strenger als bisher speziell für die Schweiz Nachdruck zu verleihen wissen. Wo Gefahr im Verzuge ist, genügen für Flüchtige 3-4 Tage längstens, Nachsendung der etwa fehlenden Legitimation des Vertrauensmannes 2c. zu veranlaffen.
Die Redaktion und Expedition des, Sozialdemokrat" zugleich für die
Zürcher Vertrauensleute.
Aufgepakt!
Aus Baden signalifirt man uns folgende zwei der Regierungsspikelei verdächtige Cavaliere:
1. Herrn von Neuenstein, verarmter badischer Adeliger und gewesener österreichischer Offizier. Derselbe hat den letzten Feldzug daselbst mitgemacht. Spricht schlechten badischen Oberländerdialekt und wird positiv als Spizzel bezeichnet.
Signalement: Mittelgroß, trägt goldene Brille, Schnurrund verzotteten Backenbart. Haare dunkelbraun, Gesicht voll. Neuenstein soll am 9. April über Stuttgart nach Zürich gereift sein. Ein Anverwandter ist Oberlandesgerichtsrath im Badischen.
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2. Graf Batlika 3. 3. in Genf, pensionirter österreichischer Ulanenoffizier und professionirter Spieler. Soll Leiter der politischen internationalen( russischen, deutschen und österreichischen) Polizei sein und den in seinen( Spionir-) Geschäften nicht genügend thätigen preußischen Konsul beaufsich tigt und denunzirt haben.
Zatlika verkehrt in den höchsten Kreisen, tritt stets nobel auf, ift unvermögend und hazardirt fortgesetzt mit Verlusten, welche mit seiner Pension 2c. in grellem Widerspruch stehen, was als besonderes Verdachtsmoment hinzutritt.
Signalement wird erwartet.
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Briefkasten
der Redaktion: An Alle, die es angeht: Es sind uns in den letzten Wochen eine ganze Reihe hochintereffanter Korrespondenzen und Mittheilungen zugegangen, gerade zu einer Zeit, wo der Kongreßbericht einen wesentlichen Theil unseres leider so knapp bemessenen Raumes in Anspruch nimmt. Wir bitten daher die verschiedenen Einsender hiermit freundschaftlichst um Entschuldigung. Wir werden, sobald der Kongreßbericht zu Ende ist, das Versäumte dadurch nachholen, daß wir zeitweise dem Korrespondenzentheil einen größeren Raum im Parteiorgan einräumen werden. Rittinghausen: Für diese Nummer zu spät. Paul Brousse: Wegen Raummangel erst in nächster Nummer. C. H . in Basel: Sie haben selbstverständlich Recht, die betreffende Aeußerung war wohl auch nur ironisch gemeint. Bismarc ist weder bewußt noch unbewußt Sozialist, was indeß nicht hindert, daß er der Sozialdemokratie unleugbar schon bedeutende Dienste geleistet hat und noch leistet allerdings wider Willen. Da es nun in politischen Dingen nicht darauf antommt, was Einer will, sondern darauf, was er thatsächlich ausrichtet, so werden Sie begreifen, warum wir Sozialisten dem deutschen Reichskanzler nichts lebhafter wünschen als Gesundheit und ein recht langes Leben!
der Expedition: L. K. J.: Mt.-40 für Schft. erh.- R. E. Dubuque: Fr. 5,05 Ab. 2. 1. 3. Qu. erh. Adr. geordnet.- A. L. B.: Mr. 48,- Ab. 4. Qu. 82 u. 1. Qu. 83 erh. Bei verspäteter Zahlung haften wir nicht für komplette Lfrg. Sdg. bis Nr. 13 fort. F. Bloch: mt. 100,- à Cto. Ab. erh. durch Frdshd. Serlow: Fr. 3,10 für Schft. u. Bldr. erh. Rechthaber: Fr. 2,35 Ab. 2 Qu. u. Schft. erh. A. D. Mm.: Mt. 3,- Ab. 2. Qu. erh. Rothbart: Mt. 300,
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à Cto. Ab. erh. Schftsdg. abgg. Hansen: Mt. 7,20 f. Schft. erh. Bruderbund Antwpn: Fr. 25,- Ab. 2. Qu. u. Schft. erh. Fr. 7, dem„ r." dtd. abgeliefert. Betr. Notiz betraf Sie nicht. Sch. u. Gen. Lt.: Mt. 18,- Ab. 2. Qu. erh. Prßbrg. H. ö. fl. 6,- für
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Schft. erh. Weiteres abgg. Altes Kgr.-Pr. nicht mehr zu schaffen. Catilina: Fr.-, 25 f. Schft. erh. W. D. Lausanne: Fr. 3,15 zum Ausgl. des Cto. durch K. erh. Sdg. folgt ferner vach Vorschr. Badener: Bf. v. 15. hier. Alles nach Vorschr. besorgt u. 2 Berichte nebst 16 an M. direkt abgesandt. G. 2. London: War bereits in 2 Expl. abgeg. Ferdinand: Bf. v. 16. hier und notifizirt.+++ himmel Immer noch ohne! Bf. v. 16. erh.-B. IV.: Bf. v. 9. am 16./4. beantw. Adr. notirt. Nordlicht: Mehrbestllg. u. Weiteres notirt. Rother Holländer: Mt. 3,50 Ab. 2. Ou. u. Porto erh. Mt. 1, f. d. Gehetzten dfd. verwendet. 50 Pfg. an D. überwiesen u. briefl. am 17. an N. Weiteres. R. in N. unbekannt. Hebert: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh.
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Felix: Mt. 49,20 Ab. 1. Qu. erh. Grm. 3.: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Ontel: Mt. 48,40 Ab. 2. Qu. u. Schft. erh. Sp. geordnet. Weiteres dkd. vorgemerkt. Blli: Fr. 5,15 Schft. i. d. Vers. b. 14./4. Kirschenbaum: Fr. 2, Ab. 2. Du. erh. Jd. Zh.: Fr. 4,-
erh.
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Ab. 1. u. 2. Qu. erh. H. Ptd.: Mt. 13,40 b. 2. Qu. erh. Adr. geordnet. Borwärts Buenos- Ayres: Halifar: Wird geschehen. Fr. 28,60 à to. Ab. u. Schft. v. R. M., sowie Fr. 73,- pr. fbs. dtd. erh. Bf. folgt. 1871er: Mt. 12,- pr. Agfds. dtd. erh. Flgbl. u. f. w. abges. T. v. Main: Mt. 36,- Ab. 1. Qu. erh. Mehrbeftellg. notirt. Soll Einspänner fiftirt werden? M. u. 3.- 3. Fr. 6, Ab. 2. Qu. erh. N. K. Oftrß.: Fr. 4, Ab. 2. Qu. erh. St. Louis v. d. ehemaligen Dresdnern: Fr. 25,33 pr. Agfds. u. Fr. 25,32 pr. Ufds. dtd. erb. 1. a. D.: Mt. 24,50 Ab. 2. Qu. erh. Abr. geordnet. Brüssel Sch.: Fr. 4,80 P. B. 1. Qu. dtd. erh. Mten folgen. A= n: P.-K. u. Bf. erh. Alles besorgt u. B. angetrieben. Personalbeschrbg. 3. erw. Hyppokrates: Neue Adr. notirt. Mt. 13,- à Cto. erh. Bstllg. 2c. fort. Stud. M. Sfld: Fr. 1,70 Ab.- Rest 2. Qu. erh. Stoffel: Bf. v. 16. erh. Alles beachtet.
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dann von hier. Er tauchte dann in Brüssel wieder auf, und äußerte Lausanne Bureifenden Barteigenossen zur Nachricht, daß das
*) Es ist dies scheint's derselbe Goldberg, vor welchem unsere Genossen in Oldenburg( siehe.. Sozialdemokrat" Nr. 50 von 1882) schon gewarnt haben.
Die Expedition des„ Sozialdemokrat."