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strien thätigen Arbeiter verdreifacht hat, die Fabriken selbst nur auf wenig mehr als das Doppelte sich vermehrt habe, d. h. auf die einzelne Fabrit tamen 1880 3 Arbeiter, wo 1850 nur 2 tamen. Von 1870 auf 1880 ist dagegen die Zahl der Fabriken nicht einmal um ein Prozent gewachsen. Desto höher aber ist das in den einzelnen Fabriken verwandte Kapital gestiegen: seit 1850 um mehr als das Fünffa che, von 1870 auf 1880 immer noch beinahe um das Doppelte*) Es ist das ein drastischer Beweis für die von Mary im Kapital" gegebene Darftellung der modernen industriellen Entwickelung, die darauf hinausläuft, beständig das konstante Kapital( d. h. das in Maschinen zc. angelegte) auf Kosten des variablen( des für Arbeitslöhne zu verwendenden) zu vermehren. Absolut ist zwar auch die Zahl der Arbeiter gestiegen, relativ aber, d. h. in ihrem Verhältniß zum angewandten Kapital, um die Hälfte gefallen. Der einzelne Fabrikant gebietet heute über mehr Arbeiter als vor 30 Jahren, und der einzelne Arbeiter hat weit weniger Möglichkeit, sich selbstständig zu etabliren.
Interessant ist auch ein Blick auf das Verhältniß von Arbeitslohn und Werth des Arbeitsproduktes. Da finden wir im Jahre 1880 den Werth der Fabrikate angegeben mit: Mt. 21,478,320,000.
Ziehen wir davon den Preis der verbrauchten Materialien ab:
bleibt als Werth der Produktion;
Die Arbeiter bezogen davon an Löhnen:
Bleiben:
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13,587,300,000, 7,891,020,000. 3,791,820,000,
4,099,2000,000, in welches Sümmchen sich die Ausbeuter, deren Schmarozer und Handlanger zu theilen hatten. Auf Deutsch nennt man das Entbehrungslohn!
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- Die Fortschrittspartei ist so vollständig mit dem Manchesterthum verquickt und hat eine so heilige Scheu vor jeglicher Arbeiterorganisation, daß sie nicht einmal die Gewerkvereine des Herrn Dr. Mar Hirsch, deren Leitung doch wahrhaftig von keinem sozialistischen Gift angesteckt ist, ausstehen kann. Der arme Mar Hirsch wird in der Fortschrittspartei selbst, also seitens seiner eigenen Fraktionsgenossen, auf's Geringschätzigste behandelt und derart malträtirt, daß er längst ausgetreten wäre, wenn der unglückliche Musterknabe" ein Fünfchen Ehr- und Selbstgefühl im Leibe hätte. Nicht genug, den armen Max privatim zu fchuhriegeln, hat man ihn in der Volkszeitung" zweimal öffentlich abgetanzelt, ja geradezu mit Fußtritten regalirt. Direkt darauf zu antworten, wagt Mar natürlich nicht indirekt versucht er es in der von seinem Fattotum Polto redigirten Freien Zeitung". Indeß auch dieser wendet sich nicht gegen die Fortschrittspartei im Allgemeinen, nicht gegen den ,, Diktator" Eugen im Besonderen, der die„ Hazz" auf den Gewerkvereins- Hirsch hauptsächlich veranlaßt hat, sondern gegen die relativ unschuldige„ Volkszeitung" und deren Redakteur Philipps.
Uebrigens ist die Abneigung der Fortschrittspartei nicht ganz ohne Grund. Schon der Kathedersozialist Lexis hat in seinem Buch über die französische Arbeiterbewegung den Nachweis geliefert, daß je de Arbeiterorganisation ohne Ausnahme, fuße sie Anfangs auf welchem Programme fie immer wolle, durch die unwiderstehliche Logik der Thatsachen schließlich zur Verfechtung der Klasseninteressen, mit anderen Worten zum Klassenkampf gelangen muß. Das ist vollkommen richtig und hat sich auch bei den Hirsch- Duncker'schen Gewerkschaften gezeigt, so oft dieselben durch die Gewalt der Verhältnisse in einen irgendwie ernsthaften Konflikt mit dem Kapital verwickelt wurden.
Soviel steht unter allen Umständen fest, die Fortschrittspartei hat sich von der Hoffnungslosigkeit des Versuchs, einen Theil der Arbeiter gegen ihre eigene Klasse zu organisiren, überzeugt und sie hat kein Interesse mehr, die Gewerkvereine zu poussiren, die ihr die erwarteten Dienste nicht geleistet haben und auch nie leisten
werden.
Herr Dr. Mar Hirsch aber erfährt jetzt das Schicksal aller abgenutzten, und unbrauchbar gewordenen Werkzeuge er wird bei Seite ge worfen und mit Füßen getreten. Mitleid hat er nicht verdient.
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Ein sauberer Patron ist der Biedermann, der als„ Hüter des Rechtes", zu deutsch Staatsanwalt, in dem Prozeß gegen die Ber liner Fachvereine figurirte. Ein echter Typus eines Zöglings der Bismardischen Korruptions ära. Was dieser Rasse an Kenntnissen und Verftand abgeht, das sucht sie durch Unverschämtheiten und Gemeinheiten zu ersetzen. Wundern darf man sich daher nicht, daß diese elenden Streber von Tag zu Tag frecher werden. Gesinnungslosigkeit und eine freche Stirn ist ja das Einzige, was im Rechtsstaate Preußen von einem Musterbeamten heute verlangt wird. Der Biedermann von Staatsanwalt also von Mart heißt der Edle erfrechte sich, in seiner Anklagerede den Schuldbeweis für die Uebertretung des Vereinsgesetzes! aus der Gesinnung der Angeklagten herleiten zu wollen, und verstieg sich sogar so weit, darauf aufmerksam machen zu wollen, daß unter den Angeklagten sechs Dissidenten sich befinden, was für Jeden, der da weiß, daß für die nicht mit höherem Bildungsgrad ausgerüsteten Personen, Dissident" mit, religionslos" überhaupt gleichbedeutend sein müsse." Natürlich beantragte dieser elende Streber neben hoher Geldftrafe für jeden Angeklagten 100 Mart Geldbuße Schließung fämmtlicher Vereine.
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Dieser freche Eingriff in die auch verfassungsmäßig" gewährleistete Gewissensfreiheit charakterisirt fich von selbst. Er wird aber noch ganz besonders durch die Thatsache illustrirt, daß diejenigen Gewerkschaftsvorstände, welche der christlich sozialen Partei angehören, wie z. B. ein gewisser Liebig, trotzdem sie an den gemeinsamen Berathungen theilnahmen, von der Anklage verschont geblieben sind. Da kann man wirklich sagen: Kommentar überflüssig. Denn schamloser kann die famose„ Gleichheit vor dem Gesetz " gar nicht mit Füßen getreten werden.
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Um den sozialdemokratischen Charakter der Gewerkschaften zu konstatiren, wollte der 2c. von Mark auch einige Stellen aus dem. ,, Sozialdemokrat" vorlesen. So sehr die Vertheidiger, die Rechtsanwälte A. Ladewig und Ifidor Cohn, sachlich im Rechte waren, als sie dagegen Protest einlegten, so hätten wir diesmal doch gewünscht, die Verlesung wäre erfolgt. Denn es ist uns nie eingefallen, die Gewerkschaften oder deren Leiter als zur Partei gehörig zu bezeichnen. Einmal, weil es eine Unwahrheit wäre denn die Gewerkschaften waren von jeher als solche dann aber auch, weil wir die Gemeinheit der preußischen unpolitisch Justizpfaffen sattsam kennen und keine Luft haben, ihnen schäzbares Anklagematerial" zu liefern. Woran sie uns aber nicht verhindern werden, das ist, der Berliner Gewerkschaftsbewegung, wie überhaupt jeder se lbständigen Arbeiterbewegung unsere volle und rückhaltlose Sympathie zuzuwenden. Aus dieser haben wir nie einen Hehl gemacht, und werden wir auch in Zukunft keinen Hehl machen- trotz aller schmutzigen Denunziationen und schamlosen Rechtsverlegungen.
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Arbeiter und Handwerker. Das Auftreten des Arbeiters Gördi auf dem Handwerkertage in Hannover hat in Berlin noch ein Nachspiel gehabt, welches für die politische Klarheit der klassenbewußten Arbeiter Berlins glänzendes Zeugniß ablegt.
Am 27. Mai referirte, wie wir einem Bericht der Frankfurter 3tg." entnehmen, Gördi in einer sehr start besuchten Arbeiterversammlung im „ Neuen Gesellschaftshause" über den Handwerkertag in Hannover . Er
*) Die Werthzahlen von 1870 find nämlich um ein Viertel zu reduziren, weil der Census von 1870 auf Grund der damaligen Papierwährung erfolgte.
führte aus, heißt es da, daß er mit seinem Korreferat über die Untrennbarkeit der Handwerker- von der Arbeiterfrage wohl ungetheilten Beifall erhalten, dies jedoch den Handwerkertag im weiteren Verlaufe nicht gehindert habe, ein ganz reaktionäres Programm aufzustellen. Die Herren haben den Beweis geliefert, daß sie die anfänglich zur Schau getragene Arbeiterfreundlichkeit keineswegs ehrlich meinen, sondern es lediglich auf die Stimmen der Arbeiter bei den politischen Wahlen abgesehen haben. Allein die Arbeiter haben sich stets als selbstbewußte politische Männer bewährt und werden sich jetzt am allerwenigsten von einer Anzahl reaktionärer hand. werksmeister als Stimmoieh mißbrauchen lassen." Stürmischer lang anhaltender Beifall, verzeichnet der Bericht hierauf. Nach Görcki sprach im gleichen Sinne der sozialistische Abgeordnete Frohme, der namentlich auf die großen Fortschritte hinwies, die Dampf und Elektrizität heute in der Jadustrie bewirken. Es wurde alsdann eine Resolution angenommen, wonach sich die Versammlung mit dem Verhalten Görcki's auf dem Handwerkertage einverstanden erklärt und es ausspricht:„ Der Handwerkertag ist nicht als der Ausdruck der gesammten deutschen Handwerker zu betrachten, er repräsentirt nur eine reaktionäre Partei, mit der die Arbeiter niemals zusammengehen können."
Aber damit war die Sache nicht erledigt. Eine Anzahl Arbeiter, nämlich Tischler Voigt, Tischler Tuzauer, Klempner 2 it de und Tischler Meißner stellten hierauf Gördi in sehr entschiedener Weise zur Rede, daß er den Handwerkertag überhaupt besucht und dort als Staffage gedient habe. Ein Mandat habe Görcki von Niemandem gehabt, dagegen sei bewiesen, daß Görcki von Dr. Stolp, einem Mitglied des konservativen Zentralfomite's, eingeladen worden sei und auch von diesem das Reisegeld und Diäten erhalten habe. Daß auf dem Handwerkertage für die Arbeiter nichts zu erreichen gewesen sei, hätte Görcki, der in Berlin Führer der Arbeiter sein wolle, wissen müssen. Wenn Görcki mit dem konservativen Zentral Komite liebäugle, dann ,, werden die Berliner Arbeiter wissen, was sie zu thun haben". Auf diese, unter großem Beifall und Lärm gemachten Ausführungen erwiderte Gör ki: Er habe von vornherein betont, daß er kein Mandat gehabt und daß er deshalb auch in die Diskussion nicht eingreifen konnte. Seinen Standpunkt habe er in Hannover voll und ganz vertreten; wenn Herr Abg. Frohme dies anerkannt habe, so dürfte das wohl genitgen. Der Handwerkertag wurde mit der Parole einberufen, mit allen politischen Parteien zu brechen. Der Sache der Arbeiter konnte sein Auftreten in Hannover nur von Nutzen sein.( Stürmischer Beifall und Widerspruch.) Nach einer längeren, sehr stürmischen persönlichen Auseinandersetzung unter den letzten Rednern wurde die Versammlung geschloffen. Die Versammelten brachten auf den Abg. Frohme ein Hoch aus."
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So der Bericht. Mit Genugthuung registriren wir ihn als einen weiteren Beweis, wie eifersüchtig die Berliner Arbeiter darüber wachen, daß ihre Wortführer sich und sie nicht zu reaktionär- fleinbürgerlichen Zweden mißbrauchen lassen, und wie Recht wir hatten, als wir in Nr. 23 sagten, daß, wenn es den Herren auch gelungen wäre, Görcki zu gewinnen was nach dem obigen Bericht also auch nicht einmal der Fall ist sie die Arbeiter klasse doch nun und nimmer dazu werden bewegen tönnen, auf ihre Phrasen hineinzufallen. Der Handwerker, der nicht erkannt hat, daß die Zeit der Meisterherrlichkeit vorüber ist, und daß er mit der Arbeiterklasse gemeinsame Sache zu machen hat, der Handwerker, der den Handwerkerstand als solchen erhalten will, ist der schlimmste Feind des Arbeiters, wie er ja auch heute meist der schlimmste Ausbeuter ift.
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Obertonfufionsräthe. Auf was für lächerliche Vorschläge die Herren Handwerker" in ihrem Bestreben, gegen die moderne Entwickelung zu kämpfen, schließlich verfallen, beweist der in Hannover angenommene Antrag auf Besteuerung der Maschinen. Die Maschinen sollten womöglich im selben Verhältniß besteuert werden, als sie Arbeiter überflüssig machen. Die alleinige Thatsache, daß heute jeder Handwerker selbst Maschinenprodukte braucht, genügt, um das Blöde dieser Forderung so evident zu kennzeichnen, daß jede sonstige Kritik desselben überflüssig ist. Kuriositätshalber wollen wir indeß noch au fügen, daß ein Herr Freiburg in Frankfurt a. M. nun noch einen Schritt weiter gegangen ist und auch alle Motoren, die mit Dampf oder Wasser getrieben werden, möglichst hoch besteuern will.
Wie übrigens Bismard's Beispiel ansteckt! Diese guten Spießbürger können sich keine Reform" denken, die nicht gleichzeitig eine neue Stener im Gefolge hat. Oder soll die Steuer nur der Köder sein, damit Bismarck auf den Blödsinn anbeißt? Wäre nicht sehr schmeichelhaft für den Genialen".
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-Rechtso! Ju München hat ein sozialdemokratischer Arbeiter die Zahlung der Steuern verweigert, weil, wie er dem mit der Pfändung betrauten Stener Beamten erklärte, er und seine Partei durch das Sozialistengesetz der den übrigen Staatsbürgern zustehenden Rechte beraubt sei und sich demnach nicht verpflichtet sehe, dem ihn seiner Rechte beraubenden Staate auch noch Abgaben zu leisten." Auf Grund dieser Ecklärung wurde, wie die ,, Münchener Gerichtsztg." mittheilt, Anklage gegen ihn erhoben, und zwar wegen Verächt lich machung von Staatseinrichtungen!
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Wir würden mit diesem staatsanwaltlichen Schritt ganz einverstanden sein, wenn zur Strafbarkeit der Verächtlichmachung von Staatseinrich tungen 2c. nicht gehörte, daß sie auf erdichteten oder entstellten Thatsachen beruhen. Davon kann hier natürlich keine Rede sein, dagegen ist es ganz richtig, daß die obige Erklärung eine Verächtlichmachung des Sozialistengesetzes diefer hervorragenden Staatseinrichtung" einschließt, nur ist es nicht der Erklärer, der das Sozialistengesetz verächtlich gemacht hat. Dieses Verdienst gebührt seinen Urhebern und seinen Bollstreckern. Dem Steuerverweigerer aber ein kräftiges Bravo! Wenn sein Vorgehen auch keinen praktischen Erfolg im engeren Sinne haben wird, so wird es doch wieder Gelegenheit bieten, weiteren Voltskreisen die Infamie des Sozialistengefeges ad oculos vorzudemonstriren. Und das ist gewiß praktisch und wird nicht ohne Nutzen bleiben.
Ein Wunder. Aus Leipzig schreibt man uns: Der unschuldig behaussuchte, unschuldig eingesperrte und als unschuldig wieder entlassene „ Geschäftsmann" ist noch immer nicht ausgewiesen! Woran das liegen mag? Will man die Bescheerung für das Ende des Monats aufsparen, damit die Sache bei Verlängerung des Kleinen" nicht schon vergeffen ist? Oder hätte die Polizei wirklich einen Anfall von Gewissenhaftigkeit, und scheut sie sich, einen Mann zu ruiniren, von dem sie selber am besten weiß, daß er nicht blos an den ihm zur Laft gelegten Bergehen" und Verbrechen" ganz unschuldig, sondern auch gar nicht einmal Mitglied der sozialistischen Partei ist?( Gleich mir hatten viele Genoffen den Namen, ehe er vom„ Tageblatt" veröffentlicht wurde, gar nicht gehört.) Nun, eine solche Annahme wäre sehr naiv. Die Polizei wird schon ihre Schuldigkeit thun.
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Für den, der sich Jllusionen hingeben sollte, eine kleine Thatsache Das von Freunden der Wittwe Küngel an das Ministerium, persönlich an Herrn v. Nostiz- Wall wit, adresfirte Gesuch, dem trot freisprechenden gerichtlichen Urtheils ausgewiesenen Schwager der Frau Künzel die Rückkehr nach Leipzig zu geftatten, ist, wie ich soeben erfahre, abschlägig beschieden wor worden. Ein Kommentar ist überflüssig. Die Leser sehen, ich hatte das praktische Christenthum" des Herrn Noftiz- Wallwig richtig tarirt.
- Die Lohnbewegung in Berlin nimmt im Allgemeinen einen für die Arbeitersache günstigen Verlauf. Durch festes Zusammenhalten, fluges, umsichtiges Vorgehen und Dank der Unterstützung der
Kollegen von auswärts haben die Maurer, die Maler, die Schreiner 2c. in den meisten Arbeitsplätzen ihre Forderungen bereits durchgesetzt.
Auch der Streit der Schreiner in Köln ist zwar noch nicht beendet, kann aber so gut als gewonnen betrachtet werden; die Nachricht der Köln . 3tg.", er sei in's Wasser gefallen, war eine elende Tendenzlige. Jn Nürnberg haben die Schreiner in einer außerordentlich gut besuchten Versammlung beschlossen, die Forderung einer 2 ohnerhöhung um 20 Prozent und eine Arbeitszeit von 10 Stunden zu erheben. In Frankfurt a/ M. dauert der Streit der Arbeiter der Schuhwaarenfabrik von Otto Herz u. Co. noch immer fort. Vor Zuzug wird dringend gewarnt!
-Wahrhaftetelerregend sind die fortgesetzten Korruptionsversuche, mittelft deren die Stöcker und Konsorten die Berliner Arbeiter zu gesinnungs- und gewiffenlosen Schurken zu erziehen" suchen. Man muß nur ihr Organ lesen, um die niedrige Denkart dieser Leute so recht würdigen zu lernen. Da wird in einem Athem gedroht und geschmeichelt, gedreht und gedeutelt, und das Ende vom Lied ist immer der Unkenruf: Werdet besonnene Realpolitiker!" Das soll nämlich beißen: Laßt alle Ueberzeugung, alle Grundsätze zum Teufel fahren, und nehmet was ihr kriegen könnt, das heißt, was man Euch hinwirft. Und diese niederträchtige Gesinnung wird von denselben Leuten gepredigt, die beständig über das„ Anwachsen des Materialismus" jammern. Gibt es einen roheren Materialismus, als diese ,, Real"-Politit des Verkaufens der prinzipiellen Ueberzeugung, des Verschacherus des guten Rechts um den Preis einer milden Gabe"? Nein, vor diesem grundsatzlosen Materialismus, der eines Hundes würdig ist, können die deutschen Arbeiter sich nicht genug hüten, und sie thun recht daran, ihn den Frommen im Lande zu überlassen. Ist ja doch deren immaterielle" Religion mit ihrer famosen Lehre von der Auferstehung des Fleisches nur der Ausfluß einer jämmerlichen Verquickung von übersinnlichen Wahnvorstellungen, mit einer bornirt materialistischen Denkweise, die mit dem wissenschaftlichen Materialismus ebensowenig gemein hat als der gesunde Realismus der deutschen Arbeiter mit der ihnen von Stöcker anempfohlenen„ Realpolitik", bei der sie, wie das Beispiel des Musterrealpolitiker, der Nationalliberalen, gezeigt hat, naturnothwendig auf den- Hund kommen würden.
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Der Meeraner Streit ist also thatsächlich zu Gunsten der Arbeiter beendet. Die Herren Fabrikanten haben in letzter Stunde Angst bekommen, wozu namentlich unser Flugblatt, welches von Meeraner Genossen zur Ermuthigung in gehöriger Anzahl verbreitet worden war, ganz erheblich beigetragen hat. Es erfüllt uns mit höchfter Genugthuung, zu sehen, welchen Respekt unsere Gegner vor unserer Partei, ihrer Thatkraft und Energie, und namentlich vor dem kräftigen Solidaritätsgeist und Opfermuth der deutschen Sozialisten haben, während andererseits das Vertrauen selbst der großen indifferenten Maffe in die Sozialdemokratie, als ihrer berufenen Vorkämpferin, stetig wächst. Der praktische Nutzen dieser moralischen" Wirkung ist durchaus nicht zu unterschätzen, er ist vielmehr im politischen wie im ökonomischen Kampfe ein gewaltig in die Wagschaale fallender Faftor. Die Opferw lligkeit der deutschen Sozialisten, welche unserer Partei ihre eigentliche Kampffähigkeit verleiht, ist gesunde Realpolitik, deren Früchte nicht ausbleiben, während die Realpolitik der christlich- sozialen und jüdisch- liberalen Harmonieapostel die Arbeiterklasse entnervt und ihre Widersacher stärkt. Der Sieg der Meeraner Arbeiter wird, wie wir früher bereits bemerkten, nicht verfehlen, im ganzen Bereich des erzgebirgischen Industriebezirks den dortigen Arbeitern Muth einzuflößen. Schon haben in Chemnitz die Arbeiter der Aktienspinnerei den Kampf um Lohnerhöhung und gegen eine unverschämte Fabrikordnung aufgenommen, weitere Kämpfe von Arbeit wider Kapitaldruck werden folgen. Es empfiehlt sich daher dringend, bie Sammlungen zur Unterstützung der fächsischen Weber nicht einzustellen, sondern nach Kräften fortzusetzen. Dadurch würde auch der Sieg der Meeraner ganz erheblich gesichert werden, denn die Fabrikanten warten natürlich nur auf die erste Gelegenheit, ihr Wort wieder zu brechen.
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Unsere Reichsboten haben in den letzten Tagen in verschiedenen Städten Deutschlands Versammlungen, und zwar überall mit beftem Erfolge. Jn Spremberg sprach Kayser, in Königs. berg Vollmar, in Herford Kräcker und in Bielefeld Blo 8. In allen diesen Versammlungen war die Arbeiterversicherung, bezw. die sogenannte Sozialreform Gegenstand der Tagesordnung, und überall stimmten die Arbeiter mit stürmischem Beifall der scharfen Kritik bei, welche unsere Redner dem jammervollen Machwerk angedeihen ließen.
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Ergötzlich ist der Ingrimm, mit welchem die gegnerische Presse über diese Versammlungen berichtet, die sämmtlich in musterhafter Ordnung verliefen. Ganz aus dem Häuschen ist z. B. die Neue Westphälische Volkszeitung", das Organ des streitbaren Pfarrers Diet , Stöcker's Bruder in Christo, der in Bielefeld Blos entgegentreteten war, aber tläglich abfiel. Er jammert über die Intoleranz" der Sozialdemokraten, ohne zu sagen, worin diese denn eigentlich bestehe, und klagt dann:
" Daß Herr Blos bei seinen Parteigenossen Beifall und Redakteur Dietz heftigen Widerspruch fand, versteht sich von selber, hat aber nicht viel zu bedeuten. Sehr bedauerlich ist es aber, daß ein gellendes Hohngelächter ausbrach, als Redakteur Diet gegen Schluß seiner Rede sagte, daß unser Heiland Jesus Chriftus der beste und zuverlässigste Arbeiterfreund sei."
So etwas in Bielefeld , dem Eldorado des, praktischen Christenthums", wo ein Wohlthätigkeits" institut an das andere sich reiht, ist allerdings zum Verzweifeln."
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Wer hat dich, du schöner Wald? Bismarc's warmes Interesse an der Erhaltung des deutschen Waldes", d. h. an der Erhöhung der Holzpreise durch erhöhte Holzzölle, wird durch die vom„ Reichsfreund" mitgetheilte Thatsache in's schönste Licht gestellt, daß der große Sozialreformer aus dem dem Lauenburger Lande gesetzlich -nur gesetzlich abgeannektirten Sachsenwalde bereits in den ersten sechs Jahren für durchschnittlich 308,072 Mart Holz hat schlagen lassen. Wer da nicht einsteht, daß der deutsche Wald schutz bedürftig ist, dem ist überhaupt nicht mehr zu helfen.
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Schwabenstreiche. Jn Stuttgart wurde ein Schreiner wegen ,, ngebühr" polizeilich zu einem Tag Haft verurtheilt, weil er bei einer Tellersammlung auch der in der betr. Versammlung anwesenden Polizei, die sich übrigens nicht legitimirt hatte, den Teller hinhielt und dieselbe mit lächelnder Miene" um einen Beitrag ansprach. Wie kann man aber auch in Deutschland die Polizei anlächeln?
Fabrikanten humanität. Am Roßstall des Millionärs Gonzenbach, des Hauptbesitzers der Maschinenfabrik zur Neumühle, schreibt die Arbeiterstimme", befindet sich gegen die Pelikanstraße zu folgender etwas holperige Vers, der von Humanität gegen die Thiere ftroßt:
Hat ein Pferd sich wohl gehalten
Und beginnt zuletzt zu alten
Und nichts taugt mehr in der Schlacht,
Es muß fressen, bis stirbt,
Ja, tein alter Hund verdirbt,
Der uns treulich hat bewacht.
Das muß erst ein humaner Mann gegen Menschen sein, der so viel