zurückgegangen find."- Wenn ,, viele Personen aus den hohen und höchsten Einkommensklassen in eine niedere Stufe zurückgegangen find" und die mittleren Klassen in allen 5 Jahren dasselbe Prozentverhältniß beibe­halten haben", so geht daraus mit zwingender Nothwendigkeit hervor, daß viele Personen aus den mittleren Einkommens klaffen in die unteren, nicht zurückgegang en", nein hinein geworfen find­was Böhmert begreift, aber mit gewohnter Ehrlichkeit verschweigt. Wir haben übrigens an dieser Stelle sachlich mit Herrn Böhmert nicht zu rechten, es kam uns nur darauf an, zu konstatiren, daß auch ein Böhmert noch lernt, was zu der weiteren Hoffnung berechtigt, daß er auch noch begreift, daß das Jahr 1875 nicht zum Ausgangspunkt einer vergleichenden Einkommensstatistik gemacht werden darf.

Die Statistit des Einkommens der sächsischen Bevölkerung ist noch jungen Datums. Das Einkommensteuergesetz wurde im Jahre 1874 ge­geben, 1875 fanden die ersten Einschätzungen statt, ohne daß Steuern auf Grund des Gesezes erhoben worden wären. Noch während der Ein­schäzungen bemerkte man, daß die Behörden nicht genügend instruirt worden waren, so daß das Gesetz in der verschiedensten Weise von den Einschätzungskommiffionen interpretirt worden war. 1877 fanden zum zweiten Male Einschätzungen statt, die Steuer wurde aber nur theilweise erhoben; den größten Theil des Bedarfs deckte man auch in diesem Jahre durch die schon längst als unhaltbar erkannte Gewerbe- und Personal­stener, und erst als im Jahre 1878 das Einkommensteuergesetz einer Re­vision unterworfen worden war, wurden die vollen Steuersätze erhoben und die Gewerbe- und Personalsteuer fallen gelassen.

Es ist also ein verhältnißmäßig kurzer Zeitraum, auf den sich unsere vergleichende Einkommenstatistik erstreckt, und doch sind ihre Resultate hochbedeutsame und unterstützen durchaus die sozialdemokratische Kritik der bürgerlichen Gesellschaft.

Zunächst die Zahlen:

Einkommen

Sehr dürftige, bis 500 Mt.

Eingeschäßte Personen

1878

Zahl

Proz.

474, 272 46.92

Dürftige

950

339, 257

"

"

33.55

Kleine

1600

"

"

10.60

Mittlere Gute Große

3300

"

"

60,914

9600

24,227

"

"

6.02 2.40

über 9600

"

107,098

1882

Zahl Proz. 580,904 49.96 363,988 31.31 117,480 10.11 67,247 5.78 26,697 2.30 5,191 0.51 6,378 0.54 Zusammen: 1,010,959 100.00 1,162,694 100.00

-

Als allgemeinstes Resultat dieser Uebersicht ergibt sich, daß in den 5 Jahren von 1878 bis 1882 die Zahl der Eingeschätzten mit einem sehr dürftigen Einkommen"( also die Blutarmen) absolut und relativ ge fliegen ist, desgleichen die der mit einem großen Einkommen" eingeschätzten Personen; alle dazwischen liegenden Einkommensklassen aber haben an Steuerzahlern nur absolut gewonnen relativ, im Verhältniß zur Ge­sammtzahl der Eingeschätzten, haben sie verloren. Die Zahl der Armen ( Einkommen bis mit 950 Mt.) bildeten 1878: 8042 Pro3., 1882: 81/27 Prozent der sämmtlichen Eingeschätzten; die kleineren, mittleren und guten Einkommen", also der Mittelstand repräsentirte 1878: 19,02 Proz. und 1882 nur noch 18,9 Prozent und die Zahl der Reichen mit einem Einkommen von über 9600 Mt. stieg von 0,51 Prozent im Jahre 1878 auf 0,54 Prozent im Jahre 1882. Das gewaltige Steigen der Zahl der Umso ustesser springt in die Augen; es tritt noch deutlicher hervor, wenn man sich die folgenden Zahlen ansieht. In dem von uns betrachteten Zeitraum vermehrten fich je 100 Steuerzahler in den bei gesetzten Ein­tommenstlaffen auf:

Bis 500 Mart

122148

950

"

107,39

"

1600

109,70

"

"

3300

"

110,40

"

"

9600 Ueber 9600

110,21

"

122185

"

Im Durchschnitt: 115,01.

Besser kann das progressive Wachsen der Gegensätze von Arm und Reich und die Vernichtung des Mittelstandes nicht illustrirt werden. Während sich je 100 Umsonstesser in 5 Jahren auf 122, so vermehrten, die ganz Armen von 100 auf 122, 4s gestiegen waren, hatten die Steuerzahler mit einem Einkommen von 500 bis 950 Mart eine Zunahme von 7,29; die von 950 bis 1600 Mark eine solche von 9,70 und die beiden anderen Klassen eine desgleichen von rund 10 pro 100 aufzuweisen. Welches Einkommen immer man als das des Mittel­standes annimmt, ob 1600 oder 3300 oder 5000 Mart, unsere Tabelle läßt teinen Zweifel übrig. Eine Zunahme im Verhältniß zur Zahl der Gesammteingeschätzten weisen nur die Paupers( ganz Armen) und die ,, entsagenden" Kapitalisten auf, alle übrigen Stände: besser fituirte Lohnarbeiter, Handwerksmeister, kleine Geschäftsleute 2c. befinden sich in einem verhältnißmäßig rapiden Rückgang. Die sächsische Bevöl­terung wird eben immer mehr zu Fabritarbeitern degradirt, die nicht mehr oder weniger qualifizirte Arbeit, sondern als Theile der Maschinen unterschiedslose Nachtwächterarbeit zu liefern haben und dafür einen Nachtwächterlohn erhalten.

Die ,, liberale" Dekonomie lehrt: Wie der Arbeitslohn die Be­lohnung der Arbeiter, so ist der Profit die gebührende Belohnung der Enthaltsamkeit der Kapitalisten.

-

Betrachten wir an der Hand der sächsischen Einkommensstatistik den Lohn der vom frühen Morgen bis späten Abend sich abrackernden Arbeiter und den Profit der entsagenden Kapitalisten die Entsagung besteht darin, daß die guten Kapitalisten nicht Hundertmarkscheine, Maschinen, Fabritschornsteine 2c. 2c. verschluden etwas näher:

Gesammt Einkommen Relative in Millionen Mart Zahl der Ein geschätzten

1878

1882

Durchschnittliches Einkommen eines Eingeschätzten

abjo

abso %

Lut

lut

% 1878 1882

1878 1882

Bis

500 Mt. 950

36

180 19.3 221 20.87 46.92 49.96

379

380

"

" 1

69

229 24. 247 23.34 33.55 31.31

1600

"

130 14.0 143 13.5 10.60 10.1

675 1,215

679

3300

1,218 2,227 2,233

"

"

9600

"

"

"

-

"

136 14.62 150 14.18 6.02 5.78

124 13. 136 12.86 2.40 2.30 5,107 5,104

26

100,000 94 20.51 125 11.80 0.50 0.53 19,252 20,064 leber 100,000 32 3.42 36 3.43 0.01 0.01 241,913 237,954 Welch' ,, enthaltsames" Volk, die sächsischen Kapitalisten! Die Ueber­100,000- Mart- Männer, 0,01 Prozent sämmtlicher Eingeschätzten- absolut 153 Personen absorbiren 3,43 Proz. oder 36 Millionen des gesammten Einkommens; diese 153 Kapitalisten haben für ihre Entsagung" genan so viel Profit, wie 94,337(!!!) Profetarier für ihre aufreibende Arbeit an Lohn haben, oder 616 Paupers verdienten zusammen genau soviel, wie ein Umsonstesser verjubeln konnte. Es lebe die ,, Entsagung"!

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"

Sozialpolitische Rundschau.

ானி

Zürich, 8. August 1883.

Wir sind unterlegen, aber nicht besiegt, das ist das Endergebniß der Nachwahl in Kiel . Ein weiterer Zuwachs von über 2000 Stimmen, die glänzende Mehrheit in den städtischen Bezirken

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mit diesem Resultat darf die Sozialdemokratie wohl zufrieden sein. Unsere

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wackeren Genossen im 7. schleswig - Holsteinischen Wahlkreise haben ihre Pflicht voll und ganz erfüllt, der böhmische Schneider" Heinzel­die braven, mit ihrer prinzipiellen Agitationsweise so dickthuenden Fort schrittler haben sich die Thatsache, daß Genoffe Heinzel aus Böhmen stammt, natürlich nicht entgehen lassen- hat dem großen Staatsmann" Hänel arg zu schaffen gemacht, und wenn diesen nicht die Bauern aus alter Anhänglichkeit und bornirtem Stolze herausgerissen hätten, so war's um sein Mandat geschehen. Den holsteinischen Bauern geht es eben noch zu gut, fie können sich den Lurus eines sanften Liberalismus einstweilen noch erlauben. Wie lange noch? ist indeß eine andere Frage. Daß aber auch für sie die Zeit kommt, wo sie durch die Wucht der Thatsachen auf ein Zusammengehen mit den Arbeitern, mit diesen, Habenichtsen", auf welche fie in ihrer großen Mehrheit jetzt so vornehm und geringschäßig herab­blicken, angewieſen find, das beweist uns England, wo die Landfrage heute bereits zu einer brennenden geworden ist.

Darum nicht nachgelassen, Ihr Braven in Kiel und Rendsburg , in Neumünster und Preez, die Zukunft ist doch unser! Uebrigens wäre es grundfalsch, selbst den augenblicklichen Erfolg nach der Frage: Wer ist gewählt?" zu entscheiden. Die Thatsache, daß ihm die Sozialisten so nahe auf dem Nacken fizzen, wird dem kompromiß­süchtigen Profeffor wohl in figlichen Momenten ein Memento! sein, deffen Eindruck er sich nicht entziehen dürfte.

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Das definitive Resultat ist: Hänel 13,243, Heinzel 8,830 Stimmen. Damit ist für uns die 1877 erreichte Stimmenzahl bereits wieder überholt, während das bei der Stichwahl 1874 erreichte Resultat von 9539 Stimmen nur deshalb noch nicht wieder eingeholt werden konnte, weil, wie aus der Rendsburger Korrespondenz in Nr. 32 ersichtlich, die Zahl der Arbeiter im Wahlkreise erheblich abgenommen hat.

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Die Sozialdemokratie und die Luther feier. In Deutschland wird gegenwärtig ungeheuer viel Aufhebens von der bevor­ftehenden Jubilarfeier des vierhundertjährigen Geburtstages des Refor mators Martin Luther gemacht; liberale und konservative Prote­stanten liegen sich bereits in den Haaren über die Frage, wer von ihnen eigentlich mit größerem Rechte Luther für sich reklamiren kann. Die Sozialdemokratie steht diesem häuslichen Zwift fühl bis an's Herz hinan gegenüber, für sie ist Luther eine Persönlichkeit, die trotz aller ihr an­haftenden Halbheiten und Inkonsequenzen eine ganz achtungswerthe Stellung in der Geschichte des deutschen Volkes einnimmt, aber feines­wegs in die Reihe der größten Vorkämpfer für die geistige und politische Freiheit des Volkes gehört, selbst wenn wir als Maßstab die Kulturhöhe seines Zeitalters anlegen. In der großen Bewegung der Geister, die wir heute unter dem Namen der Reformation zusammenfassen, und die keines­wegs in den engen Rahmen der protestantischen Reformation eingeschachtelt werden darf, gehört Martin Luther durchaus nicht zu den erleuchteten Geistern ersten Ranges, geistig beschränkt und mit einer gehörigen Portion von Vorurtheilen und Aberglauben ausgestattet glaubte er doch sogar an den persönlichen Teufel! eignete er sich vielmehr vorzüglich dazu, Führer der antipäpstlichen Reaktion zu werden. Mit Luther beginnt nicht die Reformationsbewegung, fie findet durch ihn, soweit man einem Menschen überhaupt einen solchen Einfluß beimeffen darf, vielmehr einen Abschluß, und zwar im rückläufigen Sinne des Wortes, einen Abschluß, der, wie die folgenden Kriege, und namentlich der dreißigjährige zeigen, keineswegs dem deutschen Volke zum Heile gereichte. Luther leitete die Reformation in Bahnen, die dem damals aufstrebenden deutschen Fürsten­thum sehr von Nutzen waren, deshalb hatte sein Werk Bestand, sonst hätte es das Schicksal aller Halbheiten theilen müssen. Und an der Halb­um nicht heit krankt es heute noch. Luther's gleichfalls inkonsequentes mehr zu sagen Verhalten den aufständischen Bauern gegenüber ist auch nicht geeignet, uns für den Mann zu erwärmen. Anfangs trat er, wenn auch ziemlich lau, für die Sache der aufständischen Bauern ein, als diese aber Ernst machten, hetzte er die Fürsten und Herren" auf sie, und als dann die brutalen Schinder in grausamfter Weise unter den unglücklichen Bauern wütheten, predigte er wiederum Mäßigung. Einer Meute gehetzter Bluthunde Mäßigung predigen! Wem fällt hier nicht der brave Thiers ein, der die Republik " gegen die Kommunards ,, rettete".

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Ist nun schon die Persönlichkeit Luther's nicht geeignet, uns für eine dem Andenken dieses Mannes bestimmte Feier zu erwärmen, so müssen wir uns ihr direkt feindselig gegenüberstellen, wenn wir sehen, zu welch' infam- reaktionärem Humbug fie benutzt wird. Da stellt fich der Berliner Garnisonpfaffe Frommel hin und hält im ,, christlichen Verein junger Männer"- allerdings eine schöne Gegend! über Luther und die Soldaten". Da heißt es denn:

einen Vortrag

Die Lehre der Baptisten, die den Kriegerstand als verwerflich bezeichnen, hat er( Luther ) schon damals treffend aus der heiligen Schrift widerlegt.(!) Luther spricht vielmehr aus, daß auch der Soldatenstand ein Gott wohlgefälliger(!) sei, und ermuntert die Krieger, im Kampfe ehrlich zu fechten und dabei ihre Faust und ihren Spieß als Gottes Werkzeuge(!) zu betrachten. Gott hat dem Kaiser das Schwert gegeben; dieser gibt es seinen Dienern zur Vollstreckung des Urtheils. Unberechtigte sollen aber nicht zu den Waffen greifen, am wenigsten dieselben gegen die Obrigkeit gebrauchen. Eine schlechte Obrigkeit sei besser als gar kein e.(!!) Ein Beispiel ist uns die Revolutionszeit in Frankreich . Auch Luther macht einen Unterschied zwischen Krieg führen müssen und Krieg führen wollen. Den Soldaten soll es aber nicht fümmern; er soll nicht entscheiden wollen, auf welcher Seite das Recht sei. Im Ver­trauen auf die gute Sache seines Fürsten soll er fechten, wie ein rechter Mann." tod og ind

In dieser Tonart, der offiziellen in Preußen- Deutschland , welche wirklich keines Kommentars mehr bedarf", tönt es uns aus allen Ecken und Enden entgegen. Es ist der Befürworter der Theorie vom be­schränkten Unterthanenverstand, der gefeiert wird: der Hof­pfaffe Luther. Darum stellt sich auch der preußische Oberkonsistorialrath in der Monatsver­Bauer soviel wir wissen, auch Hofpfaffe! sammlung der Freunde der pofitiven Union" hin und erfrecht sich zu folgendem Ausspruch( vergleiche die Krenzzeitung" vom 1. August d. J., die ihn wohlgefällig folportirt):

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" Luther uur(!) einzureihen in die Reihe der Göthe, Schiller, Humboldt zc., welchen in Berlin Denkmäler errichtet worden sind, dazu ist Luther zu groß." id Dahin hat man es im aufgeklärten" Preußen glücklich gebracht, Dank der religiösen Bänkereien, die bei der notorischen Feigheit der Liberalen schließlich immer zu Gunsten der ganzen" Dunkelmänner ausfallen müssen. So ist denn auch der Lutherkultus der Liberalen nichts als eine Frucht ihrer feigen Halbheit. Sie suchen Luther als einen Mann des Fortschritts und der Freiheit zu feiern, der er im Grunde nie war, nur um sich hinter ihm verkriechen zu können. Dadurch arbeiten sie natürlich nur den wahren Erben Luther's " in die Hände und stärken auf jeden Fall die pfäffischen Bestrebungen. ist dale

Nur ein Mittel gibt es heute, diese Manöver zu durchkreuzen: nicht dem tendenziösen Luther der Pfaffen einen tendenziösen, ebenso unwahren, frei­finnigen" Luther gegenübergestellt, sondern den wirklichen Luther ! Den Nimbus, den immer verderblichen, zerrissen! Fort mit der inter­efsirten Gesdichtefälschung. Was das Volk braucht, ist Wahrheit, volle, rücksichtslose Wahrheit.

Die aber wird bei der Lutherfeier nicht vertreten sein, weder hüben noch drüben.

Wie hoher Herren Söhne Examen machen. Unsere Leser werden den ältesten, wohlgerathenen Sohn unseres Freundes Puttkamer , den lieben Jesto mit dem guten Geschmack" sicher­lich noch so gut im Gedächtniß haben, daß sie auch das fernere Schicksal dieses

hoffnungsvollen Sprößlings des preußischen Staatsministers interessiren wird, umsomehr, als es einen lehrreichen Einblick in das Kapitel gestattet, wie man in Preußen, wenn auch nicht sofort, so doch nach und nach" Präsident wird. Nachdem nämlich unser Jesko vom Schauplatz seiner Justerburger Heldenthaten hatte verdusten müssen, schickte man ihn aufs Land", auf die Domäne Röbel , wo er beim Pächter Strehl Landwirthschaft und bei einem russischen Präzeptor die russische Sprache erlernen sollte, um, als in Preußen unverwendbar, sein Glück später in Rußland versuchen zu können. Indeß, es wollte mit dem Russisch Lernen partout nicht gehen, und so wurde Jesko nach dem Grundsatz, grau, theuerer Freund, ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum", bei einem weiland berühmten preußischen Rechts­gelehrten, der zur Zeit große Güter in Rußland besitzt, dort unter­gebracht. Nach einer kurzen Probezeit aber entdeckte dieser, daß Jesko entschieden immer noch mehr Talent zum preußischen Beamten als zum Lernen 1 der russischen Sprache habe, und pautte Jesko zum juristischen Examen ein, worauf unser Held zur Ablegung desselben nach Königsberg zog. Und es ging noch immer nicht. Jesko mußte noch ein halbes Jahr Student spielen, geächtet", wie wir früher mitgetheilt, von seinen einstigen Corpsbrüdern. Endlich nahte der große Tag der Prüfung heran, diesmal konnte es gar nicht fehlen, denn welche wunderbare Fügung! - bereits mehrere Stunden bevor die Prüfung begann, lief vom Fürsten Bismard folgendes Telegramm an den Vor­fizenden der Examinations- Kommission ein: Bestellen Sie meinen Glückwunsch an Herrn Jesto von Buttkamer zu glüd lich bestandenem Examen."

-

-

Professoren sind auch Menschen, in Preußen sind sie sogar königliche Beamte Jesto bestand daher sein Examen! Warum auch nicht?

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Sie werden sich sicher gewundert haben, Herr von Buttkamer! Sie haben zwar die Depesche nicht abgeschickt, aber nicht wahr! so einen kleinen Wink haben Sie Ihrem verehrten Schwager zukommen laffen? Und der hat in Dergleichen Uebung, wiffen wir doch aus sehr zu­es wird wohl verlässiger Duelle, daß, als einer von dessen Söhnen Bill, der geschulte" gewesen sein in's Examen ging, der Herr Bapa an den Professor Adolph Wagner am Vorabend des Examens die zaumpfahlartigen Worte richtete: Morgen macht mein Sohn Examen, gehen Sie gnädig mit ihm um." Und der Kolporteur vom Patrimonium der Enterbten", ist kein Unmensch, das weiß am Besten sein Freund und Parteigenosse

Bill.

So kommt der preußische Staat zu Beamten, die ihm Ehre machen. Und daß sie hinwiderum Karriere machen werden, wer wagt es, daran zu zweifeln?

Exzellenz Puttkamer aber wird ersucht, wenn er in der bevorstehenden Session wieder Zitate aus dem Sozialdemokrat" braucht, um die nieder trächtigen Ausweisungen zu rechtfertigen, die jest wieder, zweifellos auf einen Wint von Oben, auf der ganzen Linie praktizirt werden, diese fleine Notiz nicht zu vergessen. Wir garantiren ihm, fie wird im Reichs­tag wie im Lande ihre Wirkung nicht verfehlen.

Ein Jubiläum in Aussicht. Am 26. Oktober sind es 25 Jahre, daß Wilhelm, damals Regent von Preußen, den Eid auf die preußische Verfaffung ablegte, den er seitdem bekanntlich wiederholt ge brochen hat. Dieser Tag soll festlich begangen werden, auch die gute fortschrittliche ,, Volkszeitung" spricht sich dafür aus.

Wir haben natürlich auch nichts dagegen, vielmehr verpflichten wir uns, durch einen recht gediegenen Festartikel ganz besonders zur Feier des Tages beizutragen. Er wird als Motto die Worte Gneist's tragen: Das Kainszeichen des Eidbruch 8. Nachschrift. Wilhelm hat abgewunken. Nicht übel!

Soldatenfreuden im Frieden. Beim Train- Bataillon Nr. 3 in Berlin ", schreibt uns ein dortiger Genoffe ,,, wurde ein Rekru ( Ludwig) beim Egerziren matt; zur Strafe mußte er zwei Stunden nachererzieren, wobei er fortwährend langsamen Schritt machen mußte; hierbei wurde er von dem Unteroffizier so lange malträtirt, bis er schließ lich bewußtlos zusammenbrach. Man schleppte ihn in den Stall, und dort fiel der Hallunke von Unteroffizier über den ohnmächtig und wehrlos am Boden Liegenden her, und bearbeitete den Aermften in brutalfter Weise derart, daß er am andern Tage in's Lazareth geschafft werden mußte, wo er in Folge innerer Verletzungen schon über acht Wochen zubringt. Solche und ähnliche Fälle paffiren beinahe alle Tage, und da glaubt man, die Söhne des Voltes als Brudermörder verwenden zu

können!

Wenn den Fürften die Nachsucht plaget,

Und ihm des Nachbarn Gut behaget, Muß ein Jeder auf sein Wort

Hinaus in's Feld auf Raub und Mord! Hütet euch, ihr Herren von Gottesgnadenthum, die Stunde der Ver geltung ist nicht mehr fern, wo man euch das schnöde Handwerk legen wird! Schon steigt die Morgenröthe empor, um dem geknechteten Volke die Freiheit zu bringen! garitas

Nur vorwärts, Genossen, und der Sieg soll und wird unser sein."

" Ja, Bauer, das ist ganz was anders!" In den nationalliberalen Blättern wird jetzt anläßlich einer Wahl für den pren ßischen Landtag die Frage besprochen, ob ein zum Landtagsabgeordneten gewählter deutscher Reichsbürger, der aber nicht Bürger des Bundes staats ist, in deffen Landtag er gewählt ward, rechtskräftig und gültig gewählt sei. Und die gesammte liberale Presse ist einig darin, sich für die Gültigkeit einer solchen Wahl auszusprechen. Mit vollem Recht! sagen mir, obgleich von anderen Voraussetzungen ausgehend, wie die Herren Nationalliberalen, denen es vor Allem darauf ankommt, daß das Reichs bürgerrecht über das Einzelstaats- Bürgerrecht gestellt wird. Was uns betrifft, so pfeifen wir auf das Reichsbürgerrecht, das teinen Schuß Pulver werth ist, sintemalen es seinen Besitzer nicht vor den gemeinsten Polizei und sonstigen Chikanen und Verfolgungen schützen kann, aber um so höher achten wir die Volts souveränität, und den durch eine Wahl bekundeten Willen des Volte 8. Der Wille des Volkes ist das höchste Gesetz, und steht deshalb über jedem geschriebenen Gesetz. Wo dieses mit ihm in Widerspruch tommt, hat es zurückzutreten und ist thatsächlich abgeschafft. Wenn ein Landtagswahlkreis irgend eine Person mit dem Mandat der Volksvertretung betraut, so ist das Mandat eo ipso giltig, denn es gibt keine andere Person oder Körperschaft, welche gleich gut oder besser entscheiden könnte, wer der Vertreter eines Wahl freises sein soll, als die Wähler selbst.

Genug, die liberale Preffe hat sich jetzt einstimmig dahin ausgesprochen, daß jeder deutsche Staatsbürger in jedem deutschen Bundesstaat ( vorausgesetzt, daß er den sonstigen Bedingungen entspricht) zum Land tagsabgeordneten gewählt werden kann.

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Vor sechs Jahren urtheilte die gesammte liberale Preffe allerdings anders. Es handelte sich um die erste Wahl Liebknechts in den sächsischen Landtag. Die Behörden hatten entdeckt, daß der Gewählte noch nicht lange genug sächsischer Bürger sei die liberale Preffe gab den Behörden Recht und unter dem einstimmigen Jubel der liberalen Presse wurde die Wahl Liebknechts für ungültig erklärt( was übrigens nicht hinderte, daß der Wahlkreis trotzdem der Sozialdemokratie verblieb).

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Aus Leipzig , 4. August, schreibt man uns: Eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus das ist ein alter Spruch und wird

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Wie kommt es, daß die Liberalen in dieser Frage heute genau auf dem entgegengesetzten Standpunkte stehen, wie vor sechs Jahren. Der Schlüffel des Räthsels ist nicht schwer zu finden: Damals war der Ge wählte ein Sozialdemokrat. Und heute ist der Gewählte ein Liberaler. Nach liberaler Logit ist dem Sozialdemokraten nicht billig, was dem Liberalen recht.

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für die menschliche Gesellschaft auch wahr bleiben, so lange diese von