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Zürich ( Schweiz )

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Boltsbuchhandlung Hettingen- Zürich.

Voksendungen franco gegen franco.

Gewöhnliche Briefe

nach der Schweiz foften

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M N: 36.

Der Sozialdemokrat

Bentral- Organ der deutschen Sozialdemokratie.

Donnerstag, 30. Auguft.

vis an die Abonnenten und Jorrespondenten des Sozialdemokrat".

Da der Sozialdemokrat" sowohl in Deutschland als auch in Desterreich berboten ist, bezw. verfolgt wird, und die dortigen Behörden ich alle Mühe geben, unsere Berbindungen nach jenen Bändern möglich zu erschweren, resp. Briefe von dort an uns and unfere Zeitungs- und sonstigen Sendungen nach dort abzufangen, so i bie äußerste Borsicht im Boftverkehr nothwendig und barf teine Borfichtsmaßregel versäumt werden, die Briefmarder über den wahren Absender und Empfänger, sowie den Inhalt br Sendungen ju täuschen, und letztere dadurch zu schützen. Haupterfordernis is hiezu einerseits, daß unsere Freunde so selten

Parteigenoffen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Zu Tode gehezt!

Am 25. August endete ein Hirnschlag das Leben eines unserer bravsten Genoffen.

Daniel Lehmann,

der langjährige Vorfämpfer unserer Bewegung in Pforzheim , ift der schleichenden Niedertracht des dortigen Ordnungsbanditenthums schließlich erlegen. Wie man dem unermüdlichen Vertreter der Volkssache, der sich vom einfachen Brauersknecht durch Selbststudium zu einem in Schrift und Rede gleich gewandten Kämpen unserer Sache emporgearbeitet, um jeden Preis die Existenz zu untergrabeu suchte und leider! auch verstand, wie man ihn der bürgerlichen Ehre durch einen Unterschlagungsprozeß, der fich als ein Tendenzprozeß schlimmster Art herausstellte, zu berauben versuchte, was allerdings nicht gelang, das ist den Lesern des Sozial­demokrat" bekannt, ebenso daß Lehmann schließlich auf Grund eines falschen Zeugnisses zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. Diese sechs Monate Haft in dem berüchtigten Hunger-, Kälte- und Ungeziefer­Bagno zu Freiburg gaben ihm den Rest. Als man ihn nach Verlauf derselben ,, frei" abschob, war seine Kraft gebrochen. Nun haben fie es erreicht der Häuptling der Pforzheimer Sozialisten" ist nicht mehr.

Aber wie der Verstorbene bis zum letzten Augenblic treu zu unserer Sache hielt, und an deren endlichem Sieg trozzalledem nicht verzagte, so sollen seine Widersacher bald inne werden, daß sie sich seines Hinganges vergebens gefreut haben.

Die Pforzheimer Genoffen werden den Gegnern durch verdoppelten Eifer zeigen, daß sie die geistige Erbschaft des Verstorbenen angetreten haben, und seinen Tod durch unermüdliches Wirken in seinem Sinne zu rächen suchen, bis der Tag kommt, an dem seine Mörder zur Rech en­schaft gezogen werden, der Tag, an dem, wie der Verstorbene in einem im Gefängniß verfaßten Gedichte, welches wir in nächster Nummer zum Abdruck bringen werden, sagt:

-

,, Der Donnerruf der freien Brüder" Dem Nachtgesindel in die Ohren gellt:

Hier stehn von nun an wir, der Freiheit Hüter, Die Machtvollstreder einer neuen Welt!

Der Name Daniel Lehmannn wird in den Annalen unserer Partei zu den besten gezählt werden; für Alle, die den Verstorbenen kannten, sei er das Losungswort des Haffes gegen alle Niedertracht!

Der Herrscher Sünden

- der Beherrschten Fluch.

Binnen wenigen Tagen feiert das offizielle Deutschland die Erinnerung an den Tag von Sedan, und es braucht keiner Propheten gabe, um vorauszusagen, daß die Betheiligung des Volkes an derselben diesmal noch geringer sein wird als in den früheren Jahren. Instinktiv fühlt selbst die große Masse, daß sie keine Ursache hat, den Jahrestag des Sieges vom 2. September 1870 zu feiern.

Welchen Hoffnungen gab sich das deutsche Volt nicht seinerzeit hin, als die Kunde von der Kapitulation von Sedan nach Deutschland gelangte! Und in der That, lagen damals die Ver= hältnisse nicht so, daß man hätte erwarten dürfen, nun sei die Aera des Friedens und der Freiheit angebrochen?

Unter dem Eindruck der von Napoleon , dem Staatsstreichhelden, erfolgten Kriegserklärung, hatte sich die lang ersehnte Einigung Deutschlands thatsächlich vollzogen. Der Strom der patriotischen Begeisterung war so allgewaltig, daß sich ihm nichts ernsthaft zu widersetzen vermochte. Alles Vergangene war vergessen, willig ließ sich das Volk die preußische Führung gefallen, willig gab es sein Leben, mit dem ehrgeizige Generäle in einer bisher un­erhörten Weise wirthschafteten, hin, und als endlich bei Sedan der bermeintliche Urheber des Krieges gefangen ward, da ging allgemeiner Jubel durch das Land: der Friede war da, die Einigkeit gesichert, nun konnte das Werk der Freiheit in Angriff genommen werden. Oleichtherziges, leichtgläubiges Volt, Du solltest bitter ent­täuscht werden! Im Rathe der Oberen war es anders beschlossen. Hätten die deutschen Machthaber damals mit der unmittelbar nach Sedan entstandenen französischen Republik Frieden geschlossen, es wäre zum Heil für beide Völker gewesen. Die besten Ele­Die besten Ele­mente Frankreichs wußten Deutschland Dank, daß es sie von dem meineidigen Dezembermann befreit hatte, sie hätten gern jede Kriegsentschädigung bewilligt, auch die Schleifung der Festungen an der Grenze hätten sie zugestanden, und die Grenzlande Elsaß­Lothringen wären die Vermittler des friedlichen Verkehrs zwischen zwei hervorragenden Kulturvölkern geworden.

Aber eine solche Beendigung des Krieges paßte nicht in die hohenzoller'sche Rechnung. Wie konnte man einem preußischen König zumuthen, die Republik anzuerkennen! Trug nicht schon die Volts: strömung in Deutschland einen viel zu demokratischen Charakter, der später unbequem werden konnte? Und im dynastischen, nicht im Volksintereſſe ward der Krieg weiter geführt, nicht zur Ver­theidigung gegen ungebührliche Zumuthungen, sondern zum An­griff gegen die Demokratie. Es ward die Parole aus­

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1883.

als möglich an den Sozialdemokrat, resp. deffen Berlag selbst adressiren, sondern sich möglichst an irgend eine unverdächtige Adresse außerhalb Deutschlands und Oesterreichs wenden, welche sich dann mit uns in Verbindung setzt; anderseits aber, daß auch uns möglichst unverfängliche Zustellungsadreffen mitgetheilt werden. In zweifelhaften Fällen empfiehlt sich behufs größerer Sicherheit Retommandirung. Soviel an uns liegt, werden wir gewiß weder Mühe noch Kosten scheuen, um trotz aller entgegen­Rehenden Schwierigkeiten den Sozialdemokrat unsern Abonnenten möglichst regelmäßig zu liefern.

gegeben, man müsse die französische Nation züchtigen", es ward Stimmung gemacht für die gewaltsame Annerion von Elsaß = Lothringen . Aus dem Vertheidigungskrieg ward ein Er= oberungskrieg- ein Krieg, der die nationalen Leidenschaft en bis auf's Aeußerste entflammte.

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Nach unendlichen Opfern an Menschenleben mußte Frankreich schließlich die Waffen strecken. Elsaß und Lothringen wurden dwier den Willen ihrer Bewohner Deutschland einverleibt, überall Heeres. pries man den Ruhm des deutschen Jetzt war die Herrschaft des Militarismus gesichert, jetzt durfte ein Moltke verkünden, daß Deutschland noch 50 Jahre zu vertheidigen haben werde, was es in wenigen Monaten gewonnen. Jezt durfte man auch hoffen, die wenigen Brocken von Freiheit, die man anfangs dem Volke für seine opferwillige Haltung hin­werfen mußte, allmälig ihm wieder entziehen zu können. Denn Eroberungen erheischen vor allen Dingen zu ihrer Sicherung eine starte Regierung.

So ist der Tag von Sedan, Dank der Wendung, die der Krieg nach ihm nahm, statt zum Segen, zum Fluch für das deutsche Volk geworden.

Vor Jahr zu Jahr zeigt sich das deutlicher.

Die wiedergewonnenen Brüder" in den Reichslanden wollen von Deutschland nichts wissen. Statt Friedensvermittler zu sein, schüren sie den Krieg zwischen den beiden Nachbarvölkern. Hüben wie drüben werden alle Hilfsquellen des Landes zu Rüstungen auf den Krieg, den man für unvermeiblich erklärt, erschöpft, hüben wie drüben verhindert die Rücksicht auf den kommenden Krieg die Schaffung lebenskräftiger demokratischer Einrichtungen, läßt die jederzeit drohende Kriegsgefahr das Volk nicht zur Ruhe

tommen.

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Und welch' schamloser Unfug wird gerade deutscherseits mit den beständigen Kriegsdrohungen getrieben! Ohne Rücksicht auf die Wohlfahrt von Tausenden und Abertausenden wird, wenn es den Zwecken der hohen Diplomatie dient, ein kalter Wasserstrahl" nach Paris losgelassen, der Handel und Verkehr lähmt, die Gemüther auf's Neue beunruhigt und gewöhnlich abgesehen davon, daß er einigen eingeweihten Börsengrößen Ge= bie legenheit zu verdienstvollen Spekulationen gewährt Bewilligung neuer Opfer für den Militärmoloch zur schließlichen Folge hat. Wehe Dem, der sich dieser Bewilligung widersetzen wollte, bas Vaterland ist ja in Gefahr!

Das Vaterland in Gefahr!

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Das ist die Frucht des glorreichsten aller Kriege"! Und da soll das Volk nicht schließlich die Geduld verlieren und sich fragen, wofür in aller Welt haben denn unsere Söhne, unsere Brüder auf den Schlachtfeldern damals ihr Leben gelassen? Da

Die guten Feinde.

Wer kennt nicht das Wort jenes Fürsten aus der Zeit der deutschen Religionstämpfe: Gott behüte mich vor meinen Freunden! Mit meinen Feinden will ich schon selbst fertig werden!"? Mit den Feinden ist nicht nur leichter fertig zu werden als mit gefährlichen Freunden; sie sind in der That auch häufig viel nüßlicher und erzeigen uns bessere Dienste als die besten und eifrigsten Freunde.

Es ist schon oft gesagt worden, Bismarck sei unser erfolgreichster Agitator; und nicht mit Unrecht haben unsere Genoffen derartige Feinde zu Ehrenmitgliedern der Partei ernannt.

Heute möchten wir allen Ernstes die Frage aufwerfen, ob nicht über­haupt die Sache der Freiheit und des menschlichen Fortschrittes, um zu raschem Siege zu gelangen, der Feinde und der Verfolger bedürfe. Ein Blick auf die Staaten Europa' s läßt an der Richtigkeit dieser Auffassung kaum einen Zweifel. Gerade in denjenigen Ländern ist die freiheitliche und humanitäre, d. h. die sozialdemokratische Kulturbewegung am stärksten, welche die freiheitfeindlichsten und brutalften Regierungen haben: in Deutschland und in Rußland . Daß in Rußland der Nihilismus das natürliche Kind des zarischen Auto­fratismus ist, wird jetzt auch von der gegnerischen Presse fast allgemein zugestanden. Daß es in Deutschland sich ganz ähnlich verhält, erzeigt der Vergleich mit anderen Ländern, die uns in der wirthschaftlichen Entwick­lung entweder mindestens gleich find, wie Frankreich , oder bedeutend überlegen, wie England. Und unter normalen und sonst gleichen Bedin­gungen muß die Stärke der sozialdemokratischen Bewegung doch genau der Höhe der wirthschaftlichen Entwicklung eines Voltes entsprechen. Nun ist aber in Frankreich wenn es auch in politisch revolutionärer Beziehung unserem Deutschland weit voraus ist die sozialdemokratische Bewegung notorisch lange nicht so start wie in Deutschland . Und in England gar, wo in Gemäßheit der ökonomischen Entwicklung unter allen Staaten der Welt die extensivste und intensivste sozialdemokratische Bewegung sein müßte, ist thatsächlich so gut wie gar teine vorhanden.

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Es ist wahr, Frankreich hatte zweimal eine große revolutionär­sozialistische Bewegung: 1848 und 1871; aber es war dies beides­mal zu Zeiten, wo Frankreich soeben das Joch freiheits- und kulturfeind­licher Regierungen abgeschüttelt hatte und das Proletariat sich durch die herrschenden Klassen in seiner Existenz bedroht sah. Also auch in diesem Fall sehen wir, daß die Sozialdemokratie durch ihre Feinde groß­gezogen wurde.

Nach der Amnestirung der Kommunekämpfer, vor 4 Jahren, prophe­zeite die gesammte Reaktionspresse Europa' s, die revolutionär- sozialistische Bewegung würde sich wie ein Lauffener über Frankreich verbreiten und mit ihren lodernden Flammen die Republik verzehren. Die Prophezeiung hat sich nicht erfüllt. Das Gegentheil ist eingetreten. Die Republik hatte aufgehört, die sozialdemokratische Bewegung brutal zu bekämpfen, und die sozialdemokratische Bewegung konnte nicht zur Kraft gelangen, die anar­chistische Revolutionsphrase aber wurde zum Kinderspotte.

In England haben wir in den Trades- Unions mächtige Arbeiterorga­nisationen, welche in ihrer imposanten Macht der gewaltigen Entwicklung des englischen Proletariats würdig sind, allein von einer sozialdemokra­

soll das Volk nicht die Lust verlieren, Feste zu feiern, die ihm tischen Bewegung ist seit einem Menschenalter, seit dem Erlöschen des nur nichterfüllte Hoffnungen in's Gedächtniß zurückrufen?

Freilich, noch fühlt die Masse des Volkes nur instinktiv, daß der Tag von Sedan kein Volksfest sein kann, noch ist ihm nicht zum Bewußtsein gekommen, welch' frevelhaftes Spiel seiner­nicht zum Bewußtsein gekommen, welch' frevelhaftes Spiel seiner­zeit nach Seban mit ihm getrieben wurde. Aber mit unerbitt­licher Deutlichkeit sprechen die Thatsachen eine Sprache, die selbst dem einfachsten Manne des Volkes einleuchtet.

Eingeteilt zwischen zwei ihm feindliche, durch die Bismarck 'sche Politit aufgehezte Nationen, muß das deutsche Volt jeben Augenblick eines Krieges gewärtig sein. Das ist ein Zustand, den heute auf die Dauer kein Volk aushält, und wäre es das reichste. Und so entschieden diese Gegner find, so lau sind die gepriesenen und so entschieden diese Gegner find, so lau sind die gepriesenen Alliirten Deutschlands : das durch und durch zerwühlte und durch Bismarck obendrein der slavischen Hochfluth ausgelieferte Defter reich wie Italien , dessen Bevölkerung einen traditionellen Haß gegen Desterreich hegt und nie aufrichtig mit diesem Hand in Hand gehen wird.

So steht's in der äußeren Politik, und die Rückwirkungen dieses ungesunden Verhältnisses auf die Lage der Dinge im Innern machen sich auf Schritt und Tritt bemerkbar. In keinem Kulturlande ist das Volk so absolut rechtlos wie in Deutschland , in keinem Lande die sozialen Zustände so ungesund. Von Deutsch­ land ging die das Volksleben vergiftende Rassenverhebung aus, in Deutschland feiert die kirchliche und gesellschaftliche Heuchelei ihre Triumphe, Deutschland ist der Mittelpunkt der heiligen Allianz aller gekrönten und nichtgekrönten Thronbanditen.

Chartismus nicht die Spur zu erblicken. Dann und wann kleine Anläufe, die jedoch bis jetzt regelmäßig zu nichts geführt haben. Und wie erklärt sich diese merkwürdige Erscheinung? In England regieren teine unwiffenden Krautjunker und Polizeibüttel, sondern kluge Politiker, welche sich wohl hitten, den Staat und die Regierung dem Haß und der Verachtung preiszugeben und durch Unterdrückung, Verfolgung und Chi­tanirung die Leidenschaften des Volkes zu entfachen und in revolutionäre Bahnen zu drängen.*)

Freilich wird darum England nicht der sozialen Revolution entgehen, allein Dank der Geschicklichkeit der Regierung wird sie länger hinausge halten als in Ländern, die für die soziale Revolution weit weniger ,, reif" find, aber unter der Herrschaft roher politischer Pfuscher stehen, bie durch ihre Rohheiten und Pfuschereien den historischen Entwicklungs­prozeß beschleunigen und die soziale Revolution an den Haaren herbeiziehen.

Goethe hat die Bismarck und Konsorten geahnt, als er jene Kraft verhöhnte: Die stets das Böse will und stets das Gute schafft."

Briefe aus der Reichshauptstadt.

Sm.

Berlin, den 24. August 1883.

Krieg in Sicht! Bismard hat wieder einen ,, talten Wafferstrahl" nach Paris hinüber­gefprigt und in seinem Privatmoniteur, der Norddeutschen Allgemeinen Beitung", die Anklage gegen die französische Republik erhoben, fie bedrohe den Frieden Europa' s.

*) Es sind wohl auch noch andere Faktoren, die einer starken sozia­

So muß das deutsche Volk heute seine besten Kräfte nutzlos bergeuden, Dank einer politischen Situtation, die es nicht selbst, die seine Herrscher geschaffen. Es ist die Verletzung der heiligsten Grundsätze der Demokratie von Seiten der deutschen Machthaber, liftischen Bewegung in England bisher erfolgreich entgegengewirkt haben. welche sich bitter am deutschen Volke rächt. Nur dadurch, daß diese Grundsäße wieder zur Geltung gebracht werden, kann das brohende Unheil eines blutigen Krieges abgewendet werden. Sezen wir daher der Politik der Herrscher die Politik der Beherrschten entgegen! Mögen die Regierenden in Frankreich und Deutschland sich befehben, die deutschen Arbeiter reichen ihren französischen Brüdern, die Unterdrückten dieseits des Rheins den Unterdrückten jenseits des Rheins die Hand, zum gemeinsamen Kampf gegen

alle Unterdrückung, zum energischen Protest gegen die Politik der nationalen Verhebung.

Dant dem englischen Kolonialbesitz hat nicht nur der englische Arbeiter im Durchschnitt einen weit höheren standard of live( Lebens­unterhalt) als sein feftländischer Kollege, liegt nicht nur die Auswanderung ihm weit näher als diesem, er fand auch bisher in den eingeborenen Lohnstlaven der Kolonien eine noch unter ihm stehende Menschenklasse, deren Ausbeutung ihm indirekt gleichfalls zu Gute tam. Seitdem aber neuerdings die englische Hauptkolonie, Indien , anfängt, ihre Rohstoffe selbst industriell zu verarbeiten, andere Kolonien eine eigene Wirthschafts­politik befolgen, dürfte es mit der quafi privilegirten Stellung der eng­lischen Arbeiter Matthäi am letzten sein. Vielleicht werden wir daher schon in naher Zukunft Zeuge von Vorgängen sein, welche mit den bis­herigen Traditionen Englands in strikteftem Widerspruch stehen. Anm. der Redaktion.