schaften, deren Wichtigkeit der Verfaffer mit Recht hervorhebt, ohne ihre Schwächen zu verkennen. So sagt er am Schluß:

,, Politische Organisation des Proletariats ist ebenso unerläßlich, als die Gewerkschaftsorganisation, schon deshalb, weil in Folge der Theilung der Arbeit und in Folge des fluktuirenden Arbeitsmarktes nicht alle Arbeiter den Gewerkschaften angehören können. Tausende von Arbeitern find heute in diesem Gewerk thätig, morgen in jenem. Sie können des­halb nicht immer denselben Gewerkschaften angehören. Die Theilung der Arbeit verschiebt die Grenzen der einzelnen Gewerke mehr und mehr. Heute ist der Arbeiter an einem Ort und morgen an einem andern. Ferner werden häufig diejenigen Gewerkschafter, die sich als die eifrigsten Agita­toren oder als die Führer von Streits erwiesen, bei den Arbeitgebern mißliebig und ganz aus der Produktion hinausgemaßregelt. Natürlich müssen dieselben dann eine andere Lebensstellung einnehmen und können fich an dem gewerkschaftlichen Kampf nicht mehr bethätigen. Sollen alle diese Elemente zur Unthätigkeit in dem großen Befreiungskampfe des Proletariats gezwungen werden, während ihnen der Kampf auf politischem Boden hinreichend Gelegenheit gäbe, ihre Thätigkeit im Intereffe des Proletariats, dem sie ja doch angehören, zu entfalten? Außerdem gibt es Forderungen, wie z. B. obligatorischer Schulunterricht bis zu einem gewissen Alter, Regulirung der Frauenarbeit, Sanitäts- und Sicherheite. maßregeln in Fabriken u. s. w., die absolut nicht anders als durch politische Bewegung zu erreichen find. Die Gewerkschaften haben aber teine andere Waffe, um ihre Bedingungen zu erzwingen, als die Weige­rung, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, also den Streit, eine rein nega­tive Waffe. Die politische Bewegung dagegen hat die positive Waffe des Stimmrechts. Meiner Ansicht nach ist es absurd, wenn revolutionär oder radikal sein wollende Reformer die Politik deshalb verwerfen, weil fie mißbraucht werden könne; weil Professionspolitiker sich der Bewegung bemächtigen möchten und persönliche Vortheile daraus ziehen könnten! Professionspolitiker wird es geben, solange die kapitalistische Produktion besteht, sie wachsen gewissermaßen aus derselben heraus, wie die meisten anderen Uebel, mit denen die gegenwärtige Gesellschaft behaftet ist.

Nach der Theorie Jener dürften wir also nicht eher Politik treiben, als bis wir im sog. sozialen Volksstaat lebten.

Es gibt für die Professionspolitiker fein wirksameres Mittel, fie un­schädlich zu machen, als gerade die Politit. Solange fie fich in den alten Parteien befinden, brauchen sie die Stimmen der Arbeiter. Gibt es nun ein einfacheres Mittel für die Arbeiter, als eine selbstständige politische Organisation zu haben, um so dem profeffionellen Politiker die Stimmen zu entziehen? Natürlich darf dies nicht der Zweck der Arbeiterpartei sein, sondern nur eine Folge derselben. Der Zweck der Arbeiterpartei darf tein anderer sein, als solche nationalökonomische Reformen zu erzwingen, welche durch ausschließliche Gewerkschaftsbewegung auf tapitalistischer Rechtsgrundlage unerreichbar sind.

Wenn gewiffe radikal oder revolutionär sein Wollende, oder auch Peffi­misten, die Parole ausgeben: ,, Die Politik ist ein Humbug", so ist das ungefähr geradeso, als wenn man einem ungeschickten Menschen ein Rafir­messer gibt mit dem Auftrag, fich damit zu rasiren, und er sich dann das Gesicht gehörig damit versäbelt, das Rafirmesser in eine Ede wirft und entrüftet ausruft:" Das Rafirmesser taugt nichts, es ist ein Humbug!" Nicht das Rafirmesser war Schuld, daß er sich damit geschnitten hat, sondern seine Ungeschicklichkeit. Nicht das Stimmrecht ist Schuld, daß sich die Arbeiter nicht damit zu helfen wissen, sondern die Ungeschicklichkeit der Arbeiter. Um sich Geschicklichkeit in der Politik zu erwerben, müssen die Arbeiter selbstständige Politik treiben. Wenn man schwimmen lernen will, muß man in's Waffer gehen. Haben die Arbeiter keinen höheren Begriff von der Politik als die Profeffionspolitiker, dann ist unser Volk eben einfach in der Degeneration begriffen. Freilich werden sich in der Arbeiterbewegung auch Elemente aus der Arbeiterklasse selbst zu Aemter­jägern entwickeln, aber soll man deshalb die Politit verwerfen? Das hieße das Kind mit dem Bade ausgießen! Von den Professionspolitikern brauchen wir vorerst nicht zu fürchten, daß sie in unsere Partei tommen, denn sie halten stets zu der Partei, von der sie erwarten, daß sie siegreich am Stimmfaften ist. Hat sich unsere politische Bewegung aber erst ein­mal so weit entwickelt, daß dem mit Klassenbewußtsein erfüllten Prole­tariat ein Sieg am Stimmtasten bevorsteht, dann brauchen wir im großen Ganzen von den Professionspolitikern erst recht nichts mehr zu befürchten, denn sie sind so klug wie jeder Geschäftsmann; sie suchen ihre Kunden zufriedenzuellen. Sie sind bereit, sich zu irgend einem Prinzip zu beken­nen, wenn das Prinzip voraussichtlich die Mehrheit des Volkes auf seiner Seite hat.

Die Jdee, im heutigen Staat nicht stimmen zu wollen, sondern erst im Zukunftsstaat, wie fich viele unserer Genossen ausdrücken und womit fie gewissermaßen ihre Unthätigkeit beschönigen wollen, ist eine irrige. Sie treibt uns dem Fatalismus in die Arme. Sie ist gerade so irrig wie jene, wonach wir im heutigen Staat noch nicht die Arbeitszeit vermitt elft des Stimmtastens kontroliren dürften.

Die größte Gefahr für die selbstständige Arbeiterbewegung liegt nicht außerhalb, sondern innerhalb der Arbeiterpartei; fie liegt in dem falschen Begriff des Wortes ,, Erfolg". Des fogen. Erfolges" wegen wird häufig das Prinzip geopfert. Unter ,, Erfolg" am Stimmtasten verstehen die Partei­mitglieder meistens die Erwählung ihrer Kandidaten ohne Rücksicht auf Prinzip. Und meistens find es die Kandidaten selbst, welche diesen Erfolg haben wollen. Dies beweist aber nur, daß die Arbeiter das Wesen der Repräsentativrepublik noch nicht begriffen haben."

Sehr treffend heißt es am Schlusse der Broschüre:

Die Republit legt jedem Bürger die Pflicht auf, am öffentlichen Leben Antheil zu nehmen. Dem Arbeiter legt sie die Pflicht auf, sein Klassenintereffe zur politischen Frage zu machen, sonst wäre es überhaupt zwecklos, den Arbeiter das Wahlrecht ausüben zu lassen. Die Arbeiter von der Benutzung des Stimmtastens in ihrem Klasseninteresse abrathen zu wollen, heißt mit anderen Worten sie für politische Nullen halten, ihnen jede geistige Fähigkeit absprechen und sie überhaupt für unfähig halten, am Regierungswesen Antheil zu nehmen. Das Jnteresse der A: beiterklasse selbst macht sowohl die gewerkschaftliche als die politische Bewegung der Arbeiter zur Nothwendigkeit, und nur deshalb ist die Lösung der Arbeiterfrage die kulturgeschichtliche Aufgabe der Arbeiter felbft."

Da der Verfasser Werth darauf zu legen scheint, so wollen wir noch hervorheben, daß er ein Arbeiter( Schlosser) ist. Wir können seine Broschüre auf's Beste empfehlen.

Korrespondenzen.

Apolda  , 10. September. Schon längst wäre es Pflicht gewesen, über die hiesigen Parteiverhältnisse zu berichten, umsomehr als unseres Wiffens noch tein Bericht von hier an das Parteiorgan eingeschickt wor­den ist. Der Grund mag wohl der sein, daß die Leitung unserer Lokal­angelegenheiten nicht in den richtigen Händen war. Man trieb eben mehr Bierbantpolitit, als daß man etwas für eine praktische Organisation gethan und sich mit unserem Parteiorgan in Verbindung gesetzt hätte. Wir wollen nun versuchen, das Bersäumte, soweit es uns möglich, nach­holen.

Im Jahre 1878 machte sich nach den beiden Attentaten infolge der fünftlich erzeugten Aufregung auch hier eine gewiffe Strömung gegen die Sozialdemokratie geltend. Auch hier wurde denunzirt, gehaussucht und gemaßregelt. Es war hauptsächlich der Fortschrittsverein, welcher diese Aufregung benützte, um für sich und seine Partei daraus Kapital zu schlagen. Man schürte gefliffentlich den Haß, indem man die Attentate als Produkt der sozialdemokratischen Lehren hinstellte, was die Herren, nebenbei gesagt, ja selbst nicht glaubten. Es galt, die bösen Sozialdemo­traten, welche ihnen immer Opposition in ihren Versammlungen machten, zu vernichten. Auf diese Weise arbeiteten die Niedermänner für das Sozialistengesetz, das fie, obgleich sie es öffentlich bekämpften, heimlich doch wünschten. Sagte doch der tapfere Eugen" selbst in einer Ver­fammlung, die er hier nach Auslösung des Reichstags abhielt, nachdem ihm einige unserer Genossen etwas hart zugesetzt hatten, mit unverkenn­barer Schadenfreude: Es wird schon dafür gesorgt werden, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen!" Und richtig, der geheime Herzens­wunsch der Fortschrittler ging in Erfüllung, das Sozialistengesetz wurde angenommen und trat sofort in Kraft.

Genannter Fortschrittsverein wurde vor ca. 6 Jahren vom Kommer­zienrath Wiedemann, einem Philanthropen, soweit es ihm sein kom­merzienräthlicher Verstand erlaubt, zu dem Zweck gegründet, die Sozia­listen, welche hier bei den Wahlen stets die Majorität hatten, aus dem

Felde zu schlagen. Herr Wiedemann, welcher über bedeutende Mittel verfügt, die er sich menschenfreundlicherweise von seinen Arbeitern ver­dienen läßt, verwendet große Summen, um Erfolge für die Fortschritts­partei zu erkaufen, er läßt es sich viel kosten, die Sozialisten unschädlich zu machen.

Herr Wiedemann ist nach der Meinung seiner Speichellecker auch ein großer Freigeist, ist auch freireligiös, protegirt die hiesige freireligiöse Gemeinde und erhält den Prediger oder Sprecher derselben aus eigenen Mitteln. Doch das hindert ihn nicht, die Seinen zu treuen Schäflein der Kirche zu erziehen und bei den üblichen Gelegenheiten den kirchlichen Segen für dieselben in Anspruch zu nehmen.

Aber der Stern des Herrn Wiedemann ist im Sinken, wie bei der am 10. Juli d. J. stattgefundenen Bürgermeisterwahl deutlich zu erkennen war. Zum befferen Verständniß der Verhältnisse müssen wir voraus­schicken, daß nach der Großherzoglichen Gemeindeordnung der Bürger­meister von der Bürgerschaft gewählt wird und der Gewählte dann erft noch von der Regierung bestätigt sein muß. Es bildeten sich Wahlfomites für die zwei Kandidaten; die Einen traten für den bisherigen Bürger­meister Schrön auf, die Anderen für einen Herrn Kuhlmann, Bürgermeister aus Neustadt bei Koburg  . Unsere Parteigen offen beschloffen, in die Wahlagitation nicht einzutreten, bei der Wahl aber Jedem freizu­stellen, zu stimmen, für wen er wolle.

Die Motive zu diesem Beschluß waren:

1) Ein von uns aufgestellter Kandidat, welcher tonsequenterweise ein Parteigenoffe sein müßte, würde im Falle der Wahl von der Regierung nicht bestätigt.

2) War die Stimmung getheilt, ein Theil für Schrön, der andere für Kuhlmann.

3) Daß ein Bürgermeister, den die Regierung der Bestätigung wirdig hält, überhaupt gar nicht werth ist, daß wir uns für ihn in's Zeug werfen.

Leider hielten es einige Genoffen nicht für nöthig, sich an unseren Beschluß zu halten, stürzten vielmehr mit aller Macht für Kuhlmann in die Agitation, infolgedessen ein anderer wieder für Schrön eintrat. Und so hatten wir das widerliche Schauspiel, welches wir durch unseren Be­schluß verhindern wollten: Unsere Genossen bekämpften sich auf die ge­häffigste Weise. Solche Ungehörigkeiten sind unter allen Umständen zu verurtheilen und verdienen, an dieser Stelle gerügt zu werden.

Herr Wiedemann nun legte seinen ganzen Cinfluß für Kuhlmann in die Wagschale. Daffelbe hatte er vor 6 Jahren für Schrön gethan; dieser hatte sich aber von ihm nicht leiten laffen, war überhaupt unparteiisch und sollte daher springen. Diesmal hatte sich jedoch Herr Wiedemann verrechnet, er mußte erleben, daß er eine ganz klägliche Niederlage erlitt. Der von dem Herrn Kommerzienrath bekämpfte Schrön hatte nahezu 1600 Stimmen, während der von ihm so warm empfohlene Kuhlmann es auf etwas über 400 brachte. Der Grund dieses gar so kläglichen Fiastos mag auch in der überaus gehässigen Kampfesweise des Kuhlmann­Komites gelegen haben.

Und die Schöpfung des Herrn Kommerzienraths, der Fortschritts­berein? Nun, derselbe wird bald das Zeitliche segnen. Dieser mit so großen Zukunftsplänen gegründete Verein, welcher vermeinte, die Sozia liften vernichten zu können, besteht, einige wenige Ausnahmen abgerechnet, noch aus politischen Wetterfahnen, die von Herrn Wiedemann abhängig find oder sonst sich von ihm Vortheil versprechen, und wird über kurz oder lang begraben und vergessen sein und wir Sozialdemokraten werden ihm nachrufen: Friede seiner Asche!

Was unsere Partei anbetrifft, so ist dieselbe nach Inkrafttreten des Sozialistengesezes allerdings etwas zurückgegangen, doch waren es unzuverlässige Elemente, welche absprangen und an welchen die Partei nichts verloren, wohingegen andere, welche sonst zurückhaltend waren, um so fefter fich an uns anschlossen. Es stellt unsere Partei hier ein Fähn­lein, an Zahl zwar nicht sehr groß, aber überzeugungstreuer Kämpen, die jederzeit bereit sind, für unsere gute Sache, für die Sache der arbei­tenden Volkes, nach Kräften einzutreten. Das Sozialistengesetz hat über­haupt läuternd in unserer Partei gewirkt und würden die hiesigen Ge­noffen im Interesse der Partei gar nicht sehr wehklagen, wenn daffelbe noch einmal verlängert würde, da es einerseits als Agitationsmittel sehr gut zu verwenden ist, anderseits nach Innen festigt und gegen Schläge von Außen abhärtet.

Unsere Thätigkeit anlangend, ist zu berichten, daß wir außer den Reichstagswahlen auch bei den Gemeinderathswahlen auf den Kampfplatz traten. Während wir es bei den Reichstagswahlen infolge ungünstiger örtlicher Verhältnisse nur zu starten Minoritäten bringen, haben wir bei den Gemeinderathswahlen den Sieg stets auf unserer Seite. Auch zwei Volksversammlungen haben wir in letzter Zeit gehabt. Die erfte fand am 26. Juni d. J. ftatt. In derselben sprach Gen. Kayser über die Gewerbegesetznovelle. In der zweiten, am 30. Juli, referirte Genoffe Hasenelever über die Sozialreform des Fürsten Bismard. Beide Versammlung waren sehr zahlreich besucht und die Referenten ent­ledigten sich ihrer Aufgabe zu allgemeiner Zufriedenheit; die wohldurch­dachte populäre Vortragsweise Beider fand ein dankbares Publikum. Daffelbe lauschte den Ausführungen unserer Redner mit einer Ruhe und Aufmerksamkeit, welche auch dem Reichstag für seine Sigungen zu em­pfehlen wäre. Oppofition gab es nicht, obgleich viele Gegner anwesend waren, vielmehr hörten wir verschiedentlich den Wunsch äußern, es möchte bald wieder Gelegenheit geboten werden, ähnliche Vorträge zu hören.

Bezüglich der Notiz in Nr. 33 des Sozialdemokrat" betreffend den Streit der Wirter, wäre mitzutheilen, daß derselbe nach einer Dauer von ca. 2 Wochen beendet ist. Nur diejenigen Wirker hatten die Arbeit eingestellt, welche für auswärtige, speziell Berliner   Firmen arbeiteten, und ist ihre Forderung: Lohnerhöhung um 33%, Proz., auch bewilligt worden.

Der Streit hat dadurch eine größere Bedeutung gewonnen, daß man zur Gründung eines Fachvereins schritt, zu welchem bereits gegen 150 Beitrittserklärungen gezeichnet sind. Mit welch' erbärmlichen Mitteln die Gegner kämpfen, sieht man daran, daß die Zeichnungsliste zu diesem Fach­verein, welche in einem öffentlichen Lokale ausgelegt worden war, ge­stohlen worden ist. Das hält natürlich die Gründung des Fach­vereins nicht auf, es wird im Gegentheil Alles aufgeboten, denselben recht start zu machen, da gerade die obige Schusterei den Beweis geliefert hat, daß man ihn fürchtet.

Höchst- Usingen  , Anfang September. Der Sozialdemokrat" veröffentlichte in Nr. 33 eine Aufforderung, in dem Wahlkreise Höchft­Ufingen einen selbstständigen Kandidaten unserer Partei aufzustellen, und wird um einen Vorschlag ersucht. Diese Aufforderung ist eine unnöthige, ihre Auffassung eine irrige.

Es ist bisher zu jeder Wahl ein Kandidat von uns aufgestellt worden. Daß hauptsächlich die letzte Wahl ein schlechtes Resultat brachte, lag einestheils in der mangelhaften Organisation, anderntheils in der Gleich­giltigkeit des aufgestellten Kandidaten, diesen vorzugsweise aus Arbeitern bestehenden Wahlkreis zu erobern.

Für die nächste Wahl find wir um einen tüchtigen Vertreter nicht ver­legen, vielmehr benutzt Genosse Fleischmann schon längere Zeit jede Gelegenheit, das Feld zu erobern, und zwar mit sichtlichem Erfolge, obgleich die schwarz- weißen tagdiebischen Kreaturen jede Belehrung des Boltes zu verhindern suchen.

Ein Beispiel lieferte eine für Höchst einberufene allgemeine Arbeiter. versammlung, in der Genosse Fleischmann über die Lohnbewegung und das neue Krankenkassengesez referiren sollte. Nachdem die Versammlung bekannt gemacht war, bestürmten die Schwarzen sowohl wie die Weißen den Wirth des betreffenden Lokales, den Rothen doch nicht seinen Saal zu überlassen, und der schwarz- weiße Wirth sagte den rothen Gästen ab. In jedem anderen geeigneten Lokale war Belagerungszustand und keines zu haben, mit knapper Noth gelang es jedoch noch in letzter Stunde, die Bersammlung nach einem nahegelegenen Dorfe einzuberufen. Dieselbe war trotz dieser Chikane sehr zahlreich besucht und verlief zu unserer

besten Zufriedenheit.

Weiter hielt Genosse Fleischmann Bersammlungen ab in Nieder- Ursel und Rödelheim  ; letztere fand am 9. d. M. flatt, wurde aber, als Fleisch­mann das soziale Elend in den ländlichen Arbeiterhütten mit ihren zer­brochenen und verklebten Fenstern, durchsichtigen Thüren, abgedeckten Dächern als schreienden Kontraft gegen die Palais der Grundbesitzer ge­schildert und das von gewissen Leuten beständig im Munde geführte " praktische Christenthum gebührend charakterisirt hatte, auf Grund des famosen§ 9 des noch famoseren Ausnahmegesetzes aufgelöst.

In ähnlicher Weise wie bei der ersten Versammlung verfuhr man gegen die Gründung eines Fachvereins der Schreiner, gegen welchen die Be­hörden mit aller Macht opponirten, und dem wie in Dresden  ( vergleiche

Nr. 32 des ,, S.- D.") ein Lokal nach dem andern verweigert wurde. Es hat den Herren aber nichts genügt; heute haben wir einen Fachverein und eine Filiale der Zentraltrantentasse für Schreiner  .

Der Geist unter den Arbeitern im hiesigen Wahlkreise ist ein sehr guter; bei rühriger Arbeit in der Organisation kann der Erfolg nicht ausbleiben, Höchst- Ufingen muß genommen werden und Fleischmann ist sein würdigster Vertreter.

Genoffen allerorts, auf zur Organisation für die nächste Wahl! Schließt euch brüderlich an einander und werbt einen weiten Kreis neuer Anhän ger um Euch, dann wird auch der Erfolg unserer gemeinsamen Sache nicht ausbleiben und die Zeit kommen, wo der Ruf ertönt:

,, Auf zum letzen Krieg, Hinaus zu Kampf und Sieg!" Mit sozialdemokratischem Gruß!!

Quittung.

Der rothe Teufel.

Mr. 40,- aus Delitzsch   und Mt. 3,20, am Groitscher Schützenfest gesammelt, erhalten zu haben, bescheinigen Die Leipziger   Genossen.

Berichtigung.

In dem Artikel über die sächsischen Landtagswahlen in Nr. 39 wird gesagt, vom paffiven Wahlrecht seien 99 Prozent der Steuer­zahler in Sachsen   ausgeschlossen; es muß heißen: 93 Prozent.

Warnung.

Wir warnen die Genossen vor Heinrich Wische, Schreiner   aus Ham­ burg  . Derselbe hat gesammelte Partei- Unterstüßungsgelder unterschlagen und Vereinsmitglieder auf gemeine Weise betrogen. Sollte sein Aufenthalt bekannt sein, ersuchen wir, es uns zu berichten. Deutscher Arbeiterverein Bern  .

Bur Beachtung.

Die Genoffen Pforzheims haben eine

Photographie von Daniel Lehmann herstellen lassen, deren Erlös zur Errichtung eines Grabsteins für den­selben verwendet werden soll.

Die Expedition des, Sozialdemokrat" ist bereit, Bestel­lungen auf dieselben auszuführen; der Preis beträgt pro Eremplar 30 Pfg.$ 40 Cts.

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Brieffaften

der Redaktion: Minden  : Ausschnitte dankend empfangen, sollen in nächster Nummer entsprechend verwendet werden.- Forst ( Niederlaufit): Antwort an Pastor Gerlach in nächster Nr.

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der Expedition: A- n: öwfl.-, 25 pr. Agfd. erh. Bfl. W. am 4/10. fort. Vakat: Nur immer ,, fefte druf", der Sieg ist sicher! A. M. Hbg.: R. W. Paris  : Fr. 3,- Ab. 4. Qu. u. Schft. erh Mt. 4,30 Ab. 4. Qu. erh. ,, Eintracht Nachfolger": Mt. 40,- à Cto. gutgebracht. Weiteres besorgt. Der alte Lgz.: Mt. 9,- Ab. 4. Qu. erh. Rothe Pp. Lttgh.: Mt. 6, Ab. 2. u. 3. Qu. durch G. erh. B. Rbg.; Fahne: Mt. 18,- Abon. 3. Qu. erhalten. Adr. geordnet. +++ himmel­Mt. 3, Ab. 4. Qu. erh. - Mt. 27,- zuzügl. Gegrchg. nach Vorschrift verwendet. Von Lhsn. lag tein Zettel bei, nur A. Rilian: Mt. 39,60 Ab. 3. Qu. erh. Bftllg. vorgem. von R. Hr. Amsterdam: Fr. 2,50 b. 4. Qu. erh. F. W. St. B.: Mt. 3,- Abon. 4. Qu. erh. Gewünschtes mit 40 fort. H. Jen. Aarhus  : Fr. 2,25 Ab. 4. Qu. erh. Arb.- Wcht. Peft: Fr. 5,62 f. Schft. erh. Sdg. fort. Flgbl. hoffen dort.- P.-G. Brüssel: Fr. 4,60 für Mtn. pr. Agfds. gutgebr. Fr. 2,50 Caffareft d. Ufd. dtd. zugew. Gdwyz. Obfld.: Fr. 2, Ab. 4 Qu. erh. M. u. 3. 3.: Fr. 7,50 Ab. 4. Qu. erh. P. a. a. a.: Fr. K. Schble. Aarau  : Fr. 2, Ab. 4. u. erh. 15,80 Ab. 4. Qu. u. Schft. erh. P.-K. durch E. B. beantwortet. b. dr. Mchn.: Mt. 3,- J. Sch. Gz.: öwfl. 1,70 Ab. 4. Du. erh. H. Sch. O.: Mt. 4,40 Ab. 4. Qu. A. F. erh. Weiteres besorgt. Ab. 4. Qu. erh. Berrina: Mt. 500,- à Cto. Ab. erh. Bf. u. P.-K. hier und beantw. Bstllg. folgt.- Paris  : Fr. 161,10 Ab. 3. Qu. und Hansdampf: Fr. Schft. erh., ebenso Zurückerbetenes. Alles beachtet. 15,- à Cto. Schft. erh. Weiteres angenehm.. Rgr. W'thur: Fr. 12,50 C. M. Ohu: Abon. 3. Qu. in Baar u. Ggrchg. erh. Ab. notirt. Mt. 12, Ab. Auguft und September erhalten. J. 3. St. Gallen: Ptschm. W'thur: Fr.-, 75 f. Fr. 2,10 Ab. Sept. erh. Schft. abg. Otto Vorwärts Jammerthal: Mt. 73,20 à Cto. erh. Schft. erh. Bf. erwartet. Schwarzer Taugenichts: Mt. 25,80 Ab. 4. Qu. Kfhr. Epilog: und die neuen Comp. erh. Alles nach Vorschrift besorgt. Der fl. Thrgr.: Ggaufftlg. Fr. 90, à Cto. erh. Bf. v. 1/10. hier. erh. Bstllg. u. Bf. folgt. Maulwurf Gz.: Bf. toftet 50 Cts. Straf­O. N. Paris  : Fr. 2,50 porto, da unfrankirt. Weiteres beachtet. Von einem Nichtsozialisten: ö. fl. 5,- pr. Agfds. Ab. 4. Qu. erh. dkd. erh.

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Die Frau

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in der Vergangenheit, Gegenwart und Bukunft.

Von

A. Bebel.

Die Schrift, die 224 Seiten Großoktav umfaßt und gut aus­gestattet ist, foftet bei Bezug von mindestens fünf Erem plaren Mk. 1,50 Fr. 1,90 netto; bei weniger als fünf Exemplaren 2 Mk. Fr, 2,50 netto. Nur gegen Baaivorauszahlung. Porto extra.

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Der Kapitelinhalt der Schrift ist folgender:

Seite 1: Einleitung. S. 5: Die Frau in der Vergangenheit. S. 36: Die Frau in der Gegenwart. Der Geschlechtstrieb. Die Ehe. Ehehemm­und Hindernisse. S. 59: Weitere Ehehemm und-Hindernisse. Das Zahlenverhältniß der Geschlechter; seine Ursachen und Wirkungen. S. 77: Die Prostitution eine nothwendige soziale Jnstitution der bürgerlichen Welt. S. 89: Die Erwerbsstellung der Frau. Ihre geistigen Fähigkeiten. Der Darwinismus und der Sozialzustand der Gesellschaft. S. 116: Die rechtliche Stellung der Frau, ihre Stellung zur Politik. S. 129: Staat und Gesellschaft. S. 149: Die Sozialifirung der Gesellschaft. S. 192: Die Frau in der Zukunft. S. 195: Jnternationalität. S. 198: Ue bervölkerung. S. 215: Schluß.

Expedition des Sozialdemokrat"

Folksbuchhandlung

gottingen Zürih.

Unsern Abonnenten

zur gef. Kenntniß, daß wir diejenigen bisherigen Abonnenten, welche die Annahme unseres Blattes seit Beginn dieses Quartals nicht ablehnten, auch für das laufende Quartal als Abonnenten vortragen und Nachnahme mit Nr. 43 erheben werden, sofern bis zum 15. ds. M. die betreffenden Abonnementsbeträge nicht eingesandt wurden.

Die Expedition.

Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei Hottingen  - Zürich  .