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der

berühmten revolutionären Kämpferin Wera Sassulitsch   vorausgeht. Nicht nur die Thatsache, daß W. Sassulitsch sowohl selbst am politischen Kampfe den thätigsten Antheil genommen, als auch in noch weit höherem Grade die verschiedenen Phasen desselben zu beobachten, Zeugin seiner Siege und seiner Niederlagen zu sein, seine leitenden Kämpfer kennen zu lernen und Freud und Leid mit ihnen zu theilen Gelegenheit hatte, sondern der Werth ihrer Ausführungen an sich lassen es mir lohnend erscheinen, die Leser des Sozialdemokrat" mit dem Inhalt dieser Vor­rede, bekannt zu machen.

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Ehe ich jedoch dazu übergehe, kann ich die Bemerkung nicht unter­drücken, daß schon die Thatsache der aktiven Betheiligung Wera Saffulitsch's an der russischen sozialistischen   Literatur von jedem Freunde unserer Sache nur mit Freuden begrüßt werden dürfte. In der That, Wera Sassulitsch   scheint eine ganz besondere Mission in den revolutio­nären Kämpfen, welche sich heute in Rußland   abspielen, beschieden zu sein: an jedem Wendepunkt des Labyrinthes sozialpolitischer Kampf in Rußland   genannt den ersten festen Schritt zu thun. Sie war es, welche durch ihren berühmten Schuß auf Trepoff, durch ihren Helden­muth vor, bei und nach der Gerichtsverhandlung, eine fast ohne Gleichen in der Geschichte dastehende Phase unseres Kampfes eröffnete; sie ist es wiederum, welche zuerst von allen russischen Sozialistinnen mit einer ernsten literarischen Auseinandersetzung an ihre Mitstreiter herantritt. Wenden wir uns nunmehr zum eigentlichen Thema.

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Wera Sassulitsch   theilt zunächst den russischen Lesern mit, welchen Er­folg die deutsche   Ausgabe der Engels'schen Broschüre gehabt, daß schon vorher dieser Auszug aus der Widerlegung Dühring's in französischer und polnischer Sprache erschienen war, und spricht dann ihr Bedauern darüber aus, daß die Uebertragung ins Russische so lange auf sich habe warten lassen, während gerade in dieser Broschüre die Geschichte und die Duintessenz des modernen Sozialismus in überaus glänzender Weise und aus kompetentester Feder dargestellt ist. So große Hochachtung man auch bei uns( in Rußland  ) den Ideen von Mary zollt, so sind die­selben bisher keineswegs genügend popularisirt worden, um in ihrem ganzen Umfang erkannt zu werden. Die vorliegende Schrift von Engels ist am besten dazu geeignet, diese Lücke ausfüllen zu helfen." ,, Die Befreiung des Volkes war von Anbeginn an die Grundidee unserer Be­wegung die einzige, der sie nie untreu geworden ist. In allem Uebrigen aber, in der Theorie wie in der Praxis, sind wir durch den Druck, unter dem wir unsere Aufgabe uns Klarmachen, die Mittel und Wege zur Erreichung unseres Zieles aufsuchen mußten, dazu getrieben worden, nach alen Seiten hin zu experimentiren. Wir brachten es nur dahin, die sozialistischen   Theorien in Bruchstücken, in unvollendeter, un­vollständiger Weise kennen zu lernen, und faßten noch am Besten die ethische Seite derselben auf: die Ungerechtigkeit der bestehenden Ordnung, die unabweisbare Pflicht des Kampfes 2c. Bei den praktischen Versuchen aber, die Bedingungen dieses Kampfes vorzubereiten, betraten wir bald den einen, bald den andern Weg, und kamen nicht dazu, auch nur nach einer Richtung hin eine halbwegs systematische und andauernde Thätigkeit

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zu entfalten.

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Der Despotismus aber, der die Sozialisten einem steigernden Mar­tyrium preisgab, trieb dieselben schließlich bis zu einem so intensiven Grade revolutionären Fühlens, daß sich unsere revolutionären Intelli­genzen die wohl die moralische Kraft, die Macht der Idee, für sich, aber keine materielle Kraft hinter sich hatten auf den Offen­fiv Kampf mit dem Despotismus warfen! Das Fehlen der mate= riellen Machtmittel wird durch das Dynamit ersetzt; die winzige Zahl der Kämpfer durch ihre grenzenlose Hingebung vervielfacht. Der moralische Sieg über den Despotismus ist vollkommen errungen, aber noch ist das Ziel unserer Anstrengungen nicht erreicht, einen materiellen Rückhalt, einen Stützpunkt für den Kampf zu finden.

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Wenn man die Geschichte dieses Suchens nach einem praktischen Pro­gramm im Kampfe für die Voltsbefreiung von Anfang an durchgeht, so kommt man zu dem Schlusse, daß uns hauptsächlich die Einsicht in thatsächlichen, geschichtlichen Bedingungen dieser Volksbefrei ung abging. Wir wußten, was gerecht, was revolutionär, aber nicht, was möglich und zweckmäßig sei. Es mangelte uns dazu an dem Leitfaden im Labyrinth der geschichtlich gewordenen Bedingungen unseres Vater­landes, und diesen Leitfaden konnte uns weder der Bakunismus geben, noch die übrigen in unseren Reihen geläufigen, unflaren Bruchstücke der schen, geschichtlichen und philosophischen Anschauungen des wissenschaft lichen Sozialismus hätte uns dazu behilflich sein können, unseren Platz unter den Faktoren des russischen Lebens, einen festen Wirkungskreis für unsere Thätigkeit zu finden."

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Nun waren aber viele russische Kämpfer der Theorie des wissenschaft­lichen Sozialismus aus Gefühlsrücksichten abgeneigt. Sie meinten, daß dieser Theorie zufolge jedes kulturell zurückgebliebene Volk dazu verdammt sei, denselben langen, qualvollen Weg zurückzulegen, all' die Entwickelungs­phasen durchzumachen, die die modernen Länder Westeuropas   zum Kapi­talismus und dann erst zur Möglichkeit eines erfolgreichen Kampfes für die Befreiung der arbeitenden Klassen geführt hatten. Diese Ansicht beruht aber meint Wera Saffulitsch

auf einem

mischen Ausbeutung und nicht umgekehrt, für einen außerordentlich glücklichen Griff unserer russischen Genossen. Es würde sich eigentlich em­pfehlen, diese Kapitel auch für deutsche Leser im Separatabdruck er­scheinen zu lassen.

Feuilleton.

Das Recht auf Faulheit. ( Nachtrag.)

Eine Auseinandersehung mit den Moralisten. Unsere Moralisten sind sehr bescheidene Leute. Wenn sie auch das Dogma von der Arbeit erfunden haben, so sind sie doch über den Ein­fluß derselben auf die Beruhigung der Seele, die Erhebung des Geistes und die gesunde Funktion der Nieren und der übrigen Organe nicht ganz im Klaren; sie wollen die Sache erst einmal bei der Volksmasse probiren, das Experiment erst in anima vili"( an einem niedrigen Wesen) machen, ehe sie sie gegen die Kapitalisten kehren, deren Laster zu erklären und gutzuheißen ihre Mission ist.

Aber Philosophen zu 20 Pfennigen das Dußend, warum denn Euer Hirn so quälen, eine Moral auszudüfteln, deren Praktizirung Ihr Euren Brotgebern nicht anzurathen wagt? Wollt Ihr Euer Dogma von der Arbeit, auf welches Ihr Euch so viel zu Gute thut, verhöhnt, verdammt sehen? So schlagt die Geschichte der Alten, die Schriften ihrer Philosophen und ihrer Gesetzgeber nach:

Ich vermag nicht zu sagen," schreibt der Vater der Geschichte, He= rodot, ob die Griechen die Verachtung, mit der sie auf die Arbeit blicken, von den Egyptern haben, weil ich dieselbe Verachtung bei den Thrakiern, bei den Skythen, bei den Persern und den Lydern verbreitet finde; mit einem Worte, weil bei den meisten Barbaren  ( Nichtgriechen) Diejenigen, welche die Handwerke erlernen, und selbst deren Kinder, als die letzten Bürger betrachtet werden...; alle Griechen werden in diesen Grundsäßen erzogen, besonders die Lakedämonier."

" In Athen   waren die Bürger wirkliche Edle, welche sich nur mit der Vertheidigung und Verwaltung der Gemeinschaft beschäftigten, gleich den wilden Kriegern, von denen sie ihre Abstammung herleiteten. Da sie somit über ihre ganze Zeit frei verfügen mußten, um ihre intellek­tuelle und körperliche Kraft der Sorge für die Interessen der Republik  zu widmen, so übertrugen sie alle Arbeiten den Sklaven. Ebenso durften in Lakedämon selbst die Frauen weder spinnen noch weben, um ihrem Adel keinen Abbruch zu thun."( Biot  . De l'abolition de l'esclavage ancien en Occident. 1840.)

Die Römer tannten nur zwei edle und freie Berufe: Landbau und Waffendienst; alle Bürger lebten von Rechts wegen auf Kosten des Staatsschayes, ohne daß sie gezwungen werden konnten, für ihren Unter­halt durch eine der sordidae artes"( schmußigen Künste", so nannte sie die Handwerke) aufzukommen, die von Rechtswegen den Sklaven zu­tamen. Als Brutus der Aeltere das Volk aufwiegeln wollte, warf er Tarquinius  , dem Tyrannen, namentlich vor, daß er freie Bürger zu Hand­werkern und Maurern gemacht habe.( Titus Livius  , 1. Buch.)

Die alten Philofophen stritten sich über den Ursprung der Ideen, aber

groben Mißverständniß und widerspricht der Theorie, als deren Ausfluß sie hingestellt wird.

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,, Wohl betrachtet der Sozialismus die ökonomischen Kategorien als die Grundpfeiler in der Geschichte der Menschheit, aber als geschicht liche Grundpfeiler, als ein dem Wesen nach durch und durch geschichtliches Material, d. h. als ein wechselvolles, in jedem Lande, für jede Generation desselben Landes verschiedenes Material. Die gleichen Produktionsweisen, die gleichen Tauschformen, auf die man in verschie­denen Ländern und in verschiedenen geschichtlichen Perioden stößt, unter­liegen den gleichen Gesetzen und beeinflussen den ferneren Gang der ökonomischen Entwickelung nach einer gleichen bestimmten Richtung hin. Allein dieser Gang der ökonomischen Entwickelung wird für jedes gegebene Land durch das Zusammenwirken aller auf denselben Einfluß übenden Faktoren bestimmt; die Kombination dieser Faktoren ist aber bis in's Unendliche variirend.

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Jm modernen Rußland   finden wir gleichzeitig die von Eisenbahnstraßen und großen Industriezentren entfernte, in ihrer ursprünglichen Reinheit erhaltene Dorfgemeinde, Handwerke, als häusliche Arbeiten für den eigenen Bedarf; und gleichzeitig ungeheuere Fabriken, Aktiengesellschaften, Banken, Eisenbahnen und Telegraphen; die primitivsten geschichtlichen Formationen die die westeuropäischen Völker in verschiedenen aufein­anderfolgenden Zeiträumen durchzumachen hatten, bis diese Formationen neben Schöpfun­in Fäulniß übergegangen waren und verschwanden gen, die das letzte Ergebniß der Geschichte Westeuropas   bilden, und die Rußland   demselben in fertig zugeschnittener, moderner Form entlehnt. Eben dieses Entlehnen, dieser beständig zunehmende Einfluß West­ europas   auf den Gang unserer Entwickelung schließt die Möglichkeit aus, daß Rußland   die aufeinanderfolgenden Phasen der eigenartigen Entwicke lung Englands oder Frankreichs   auch durchmachen müsse.

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Unserer Großproduktion wird nicht die Aufgabe bevorstehen, aus dem kleinen Handwerk allmälig sich zu entwickeln, sondern im Gegentheil höchst wahrscheinlich die, eine umfangreiche Entwickelung des letteren zu ver­hindern, und die Produkte der Hausarbeit für eigenen Bedarf mit einem Schlage durch Fabrikprodukte zu ersetzen.

Die Arbeit des russischen Arbeiters an einem aus England erhaltenen oder nach englischem Muster in Rußland   selbst fabrizirten Webstuhl mit Dampfkraft wird sofort fast ebenso produktiv, wie die Arbeit des eng­lischen Arbeiters an derselben Maschine. Mit den Maschinen entlehnt unsere Großproduktion auch den ganzen dazu gehörigen Organisations­apparat, alle Manipulationen der Arbeiterausbeutung, nur mit dem Unterschiede, daß sie die lettere, da jeglicher organisirte Widerstand fehlt, mit größerer Raffinirtheit anzuwenden sich erlauben darf. Eben im Entstehen begriffen, läßt unsere Großproduktion schon alle wesentlichen Merkmale der westeuropäischen erkennen und unterscheidet sich von dieser nicht dem Wesen und der Form, sondern nur dem Umfange nach. Sie hat sich nicht weiter zu entwickeln, sondern nur sich weiter zu verbreiten, was aber von der Schnelligkeit der Kapitalienanhäufung und von der Auffindung neuer Waarenmärkte abhängt.

In erster Reihe kommt natürlich der interne Markt für sie in Betracht, dessen immer größere Ausdehnung von einer entsprechenden Verdrängung der auf den Dörfern im Hause und für den Hausbedarf betriebenen Produktion begleitet sein wird. Die in der Obschtina( der russischen, auf Gemeineigenthum an Grund und Boden basirten Landgemeinde) immer mehr sich ausbildende Ungleichheit der Eigenthumsverhältnisse zwingt einerseits die ruinirten Bauern, in die Städte zu gehen und dort Arbeiter zu werden, und steigert anderseits die Bedürfnisse der wohlhabenderen Gemeindeangehörigen. Auf diese Art werden sowohl die Einen wie die Andern naturnothwendig zu Konsumenten von Fabriksartikeln. Dieser Prozeß, der Zersehungsprozeß der Obschtina, wird von den Kennern und Erforschern der bäuerlichen Verhältnisse Jahr für Jahr mehr kon­statirt." Das untrüglichste Anzeichen für diesen Prozeß, und zugleich der wirksamste und unausrottbare Faktor desselben ist der Kulak( Aus­beuter im Dorfe, der emporgekommene ehemalige Bauer). Der Kulak versteht aus Allem Geld herauszuschlagen; er untergräbt alle Lebens­bedingungen des Gemeindekommunismus, und ist, wie gesagt, unausrott­bar. Wir sehen also, daß der allmälige Zerfall der Obschtina, die Kapi­talanhäufung und das Wachsthum der Großproduktion nur durch solche Maßregeln abgewendet werden können, die jede Möglichkeit das Entstehens von Eigenthumsungleichheiten im Keim ersticken.

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Dem Wachsthum des Kapitalismus gehört die nächste Zukunft Ruß­Letvekkeer Wblika bürste ihm schwerlich beschieden sein. Die moderne nächſte eine Lebensdauer bis zum vollständigen wirthschaftliche Entwickelung Rußlands   steht in zu engem Zusammenhang mit der Entwickelung Westeuropas  , und in letzterem wird die Stunde des Kapitalismus bald geschlagen haben. Die sozialistische Revolution im Westen wird auch dem Kapitalismus im Osten Zügel anlegen, und gerade dann können die noch vorhandenen Einrichtungen der Obschtina Rußland einen großen Dienst leisten."

Um meine Auszüge nicht zu lang werden zu lassen, will ich die Stellen übergehen, wo Wera Sassulitsch   Betrachtungen darüber anstellt, wie sich die Agrarverhältnisse in den Hauptstaaten Frankreich  , England und Deutschland   im Vergleich zu Rußland   am Tage nach der Revolution gestalten werden. Erwähnen will ich nur, daß der sozialistische Staat nicht nur anerkannt, sondern auch für Rußland   als Ziel hingestellt wird. Ueber die Bakunistische Anarchie verliert Wera Sassulitsch   kein Wort. Sich wieder zur Gegenwart wendend, sagt sie:

,, Die zwar ihrem Bestehen, nicht aber ihrem Wesen nach junge russische Bourgeoisie ist als Klasse einer revolutionären Initiative nicht mehr fähig, wie sie die westeuropäische Bourgeoisie in ihrer Sturm- und

sie waren einig, wenn es galt, die Arbeit zu perhorresziren. ,, Die Natur," schreibt Plato   in seiner Gesellschafts- Utopie, in seiner ,, Musterrepublik", ,, die Natur hat weder Schuhmacher noch Schmiede geschaffen; solche Be­schäftigungen entwürdigen die Leute, die sie ausüben: niedrige Lohnar­beiter, Elende ohne Namen, die durch ihren Stand bereits von den poli­tischen Rechten ausgeschlossen sind. Was die Händler betrifft, die an Lügen und Betrügen gewohnt sind, so wird man sie in der Gemeinde nur als ein nothwendiges Uebel betrachten. Der Bürger, der sich durch Handelsgeschäfte erniedrigt, soll für dieses Vergehen bestraft werden. Wird er überführt, so soll er zu einem Jahre Gefängniß verurtheilt werden. Bei jedem Rückfall ist die Strafe zu verdoppeln."( Plato  , Die Republik, Buch 5.)

In seiner Dekonomik schreibt Xenophon  : Die Leute, die sich mit Handarbeit abgeben, werden nie zu höheren Posten erhoben, und man hat Recht. Gezwungen, den ganzen Tag zu ſizen, einige sogar ein beständiges Feuer auszuhalten, werden die meisten von ihnen es nicht verhindern können, daß ihr Körper sich verunstaltet, und es ist kaum möglich, daß das nicht auch auf den Geist zurückwirkt."

Was kann aus einem Laden Ehrenhaftes kommen?" erklärt Cicero  , ,, und was kann der Handel Ehrenvolles hervorbringen? Alles, was Laden heißt, ist eines ehrenhaften Mannes unwürdig.... da die Kauf­leute, ohne zu lügen, nichts verdienen können; und was ist schändlicher als die Lüge? Deshalb muß das Gewerbe Derer, die ihre Mühe und Geschicklichkeit verkaufen, als niedrig und gemein betrachtet werden, denn wer seine Arbeit für Geld hergibt, verkauft sich selbst und stellt sich auf eine Stufe mit den Sklaven."( Cicero  , Von den Pflichten I, Tit 8, Rap. 18.)

Proletarier, die man durch das Dogma von der Arbeit verdummt hat, hört Ihr die Sprache dieser Philosophen, die man Euch mit eifer­süchtiger Sorge verbirgt? Ein Bürger, der seine Arbeit für Geld hergibt, erniedrigt sich zum Rang eines Sklaven; er begeht ein Verbrechen, das jahrelanges Gefängniß verdient!!

Die christliche Heuchelei und der kapitalistische Utilitarismus( Nüßlich­keitslehre) hatten diese Philosophen des Alterthums noch nicht verdorben; da sie für freie Männer lehrten, so sprachen sie unbefangen ihre Ge­danken aus. Plato   und Aristoteles  , diese Riesendenter, denen unsere Modephilosophen, und wenn sie sich auf die Fußspiken stellen, noch nicht bis an die Knöchel reichen, wollten, daß die Bürger ihrer Jdealrepubliken der größten Muße genössen, denn, sette Xenophon hinzu, die Arbeit nimmt die ganze Zeit in Anspruch und bei ihr hat man keine Zeit für die Republik   und seine Freunde." Nach Plutarch   hatte Lyturg, der weiſeſte aller Menschen", deshalb den großen Anspruch auf die Bewunderung der Nachwelt, weil er den Bürgern der Republik   Muße zusprach, indem er ihnen die Ausübung irgend eines Handwerks untersagte.*)

*) Plato  : Die Republik V, Die Geseze VIII; Aristoteles  : Politik II und VII; Xenophon  : Dekonomik IV und VI; Plutarch  : Das Leben Lykurgs.

die Aus Drangperiode aufzuweisen hat. Nicht die Bourgeoisie ist es daher, Peri bei uns das Banner des Kampfes gegen den Absolutismus, unter dem seinerzeit die westeuropäische Bourgeoisie kämpfte, entrollt hat. Zu laut legte erschallen jetzt in der Welt neue revolutionäre Losungsworte, welche nie mals die ihren sein können.

Dem russischen Bourgeois wird es auch nie einfallen, sich für den Vorkämpfer der Interessen der gesammten arbeitenden Klasse zu halten, ebensowenig wie es auch unseren Fabrikarbeitern je in den Sinn kommen wird, von den Fabrikanten und Unternehmern besondere Wohlthaten zu

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Bei uns, die wir mit den Maschinen 2c. auch das moderne Verhältnis I zwischen Unternehmern und Arbeitern in fertiger Form von Westeurop Fab importirt haben, nahmen Fabrikant und Arbeiter von vorneherein die sich. entgegengesetten Stufen der gesellschaftlichen Leiter ein, und begegnen sich um als Menschen mit einander widersprechenden Interessen.

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Die Beziehungen unseres Fabrikarbeiters zum Unternehmer sind klar und bestimmt, sie können einer Entwickelung des Klassenbewußtseins in irgen dem Ersteren in keiner Weise Eintrag thun. Nur ist unser Arbeiter noch verse D Neuling in der Stadt, er besitzt keine historische Vergangenheit, feine tüh revolutionäre Tradition wie der französische, keine Uebung im solidari schen, organisirten Vorgehen wie der englische   Arbeiter. Es fehlen ihm eine ganze Masse von Voraussetzungen, die aus dem europäischen   Ar tung beiter, noch bevor ihn die sozialistische Propaganda erreichte, eine gesell noch schaftliche Macht schufen! Was aber die systematische Verkündigung des dem Sozialismus leisten kann, beweist uns am glänzendsten die Geschichte fabr Deutschlands  .

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Deutschlands   kapitalistische Produktion und seine politische Halbfreiheit grum sind viel späteren Ursprungs als die von England und Frankreich  , und scher doch hat die sozialistische Propaganda dort die bestentwickelte und bewußtest Ind  Arbeiterpartei der Welt geschaffen.

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Unserer Arbeiterklasse dazu zu verhelfen, daß sie sich zur bewußter ung gesellschaftlichen Macht emporarbeitet, ihren Mangel an geschichtlicher Er unte fahrung einigermaßen zu ergänzen und mit ihr gemeinsam für die Be dem freiung der gesammten arbeitenden Bevölkerung Rußlands   zu kämpfen Klein das ist die Aufgabe unserer revolutionären Intelligenz, deren Geistes ihre Schla entwicklung es ihr ermöglicht, sich mit den Gesammtresultaten der ge viele schichtlichen Erfahrung der Menschheit vertraut zu machen. Aber zu diesem Behufe muß man zunächst die Furcht vor der Theorie des wissen ähnl schaftlichen Sozialismus, der angeblich zum müssigen Warten verdammt beide ablegen, man muß die Theorie begreifenlernen, sie so gründlich studiren Erift auf, daß man nicht als sklavischer Nachtreter der westeuropäischen Sozialisten

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sondern als selbständiger Kämpfer unter den Bedingungen unseres Landes fläre

aufzutreten im Stande ist." Damit schließt Wera Saffulitsch ihre Vorrede.

Sozialpolitische Rundschau.

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Zürich  , 30. Januar.

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- Zur Krisis schreibt die Newyorker Volkszeitung": In D st indien haben die Briten   dem amerikanischen   Getreide handel einen Feind erweckt, welcher gefährlich zu werden anfängt John W. Bookwalter, welcher 1882 der geschlagene Governorfandida Min von Ohio   war, ist soeben von einer Reise nach Ostindien zurückgekehrt Steu Auf genaue Erkundigungen hin hat er sich überzeugt, daß die ostindischer Bauern im Stande find, alle amerikanischen   Getreidepreise weit zu unter bieten und nach England jede beliebige Menge Weizen so wohlfeil a liefern, daß amerikanische   Farmer den Mitbewerb aufgeben müffen. Th Lebensunterhalt ist unglaublich wohlfeil; die britische   Regierung liefer ihnen bessere Ackerbau- Werkzeuge und Maschinen zu lächerlich niedrige Preisen. Zweige der großen Eisenbahnen sind in alle guten Ackerbau Diftritte hineingebaut worden und werden noch vermehrt. Jeder Bushe Weizens findet seinen Weg an die Seeküste und auf die britischen   Fracht dampfer, weil im Lande selbst kein Weizen verzehrt wird, und di britische   Regierung thut in Indien   Alles, was sie kann, um den Weizen laffe hau und den Transport nach Enaland zu verbessern und das Produk S zu verwohlfeilern. Kein Eisenbahnmonopol und feine Kombination de Dampferlinien wird geduldet, welche die Fracht vertheuern könnten Im letzten Jahre allein ist die Fracht auf den Eisenbahnen um 6% Cents per Bushel(= 35,72 Liter) herabgesetzt worden. Wenn man dazu rechnet, was dieselbe Regierung in Egypten thut, un die Getreideproduktion zu verwohlfeilern, sowie in allen ihren Kolonien so wird die Sache für unsere Farmer bedenklich. Aber auch für unser Durchbahnen, welche hauptsächlich von der Getreidefracht abhängen. J demselben Maße leiden darunter die großen Getreidespekulanten in Chi cago und Newyork, welche Lieferungskontrakte für April und Mai z hohen Preisen abgeschlossen haben. Diese müssen mit dem seit Monate andauernden Sinken der Preise bankrott werden oder mächtige Ohrfeiger bekommen, und die Eisenbahnkönige, welche ein gut Theil Kapital i diese Spekulation gesteckt haben, nicht viel minder. Ueberhaupt ist di Ph Stimmung an unseren Aktien- und Produktenbörsen überaus gedrückt Der finanzielle Krach ist wohl viel näher, als wir unlängst noch selbs daß gedacht hätten. f 10

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Aber, werden die Treitschke, die Windthorst, die Wagne habe der christlichen und der kapitalistischen   Moral antworten, diese Denker Gese diese Philosophen predigten die Sklaverei! Ganz richtig, aber konnte e zu t unter den wirthschaftlichen und politischen Verhältnissen ihrer Epoch anders sein? Der Krieg war der normale Zustand der antiken Gesell schaften; der freie Mann mußte seine Zeit der Berathung der Geset ganz und der Sorge für die Vertheidigung des Staates widmen; das Hand erthe werk war damals zu unentwickelt und zu hart, als daß man neben seine an i Ausübung seinen Beruf als Bürger und Soldat hätte nachgehen können Es um Krieger freie Bürger zu haben, mußten die Philosophen un wir Gesetzgeber in ihren heroischen Republiken Sklaven dulden. gege Aber predigen nicht die Moraliften und Dekonomen des Kapitalismu er die moderne Sklaverei, das Lohnsystem? Und was sind es für Leute Dän denen der kapitalistische Sklave Muße verschafft? Die Rothschild, di nicht Bleichröder, die Stumm unnüße und schädliche Schmaroher, Sklave demi ihrer Laster und Bedienten. Das Vorurtheil der Sklaverei beherrscht hätte den Geist von Aristoteles   und Pythagoras  ," hat man verächtlich geschrie fluß ben, und doch träumte Aristoteles  : ,, Wenn jedes Werkzeug auf Geheiß oder Gese auch vorausahnend, das ihm zukommende Werk verrichten könnte, wi Beis des Dädalus   Kunstwerke sich von selbst bewegten, oder die Dreifüße de Fo Hephästus aus eigenem Antrieb an die heilige Arbeit gingen, wenn so di Ge Webeschiffe von selbst webten, so bedürfte es weder für den Werkmeiſte mit der Gehilfen, noch für die Herren der Sklaven."**) Der Traum des Aristo und teles ist heute Wirklichkeit geworden. Unsere Maschinen verrichten, feuri D gen Athems, mit stählernen, unermüdlichen Gliedern, mit wunderbarer wird unerschöpflicher Zeugungskraft, gelehrig und von selbst ihre heilige Arbeit fähr und doch bleibt der Geist der großen Philosophen des Kapitalismus nach wi Kam vor beherrscht vom Vorurtheil des Lohnsystems, der schlimmsten aller Skla   rufe vereien. Sie begreifen noch nicht, daß die Maschine der Erlöser der Menschhei und ist, der Gott, der den Menschen von den sordidae artes" und der Lohn und arbeit loskaufen, der Gott  , der ihnen Muße und Freiheit bringen wird auch bo aid ined gem

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**) ,, Die Heiden, ja die Heiden!" Sie begriffen, wie der gescheidt sehr Bastiat entdeckt hat und vor ihm schon der noch flügere Mac Cul loch, nichts von politischer Dekonomie und Christenthum. Sie begriffen u. A. nicht, daß die Maschine das probateste Mittel zur Verlängerung» des Arbeitstages ist. Sie entschuldigten etwa die Sklaverei des Einer als Mittel zur vollen menschlichen Entwickelung des Andern. Aber gröf Sklaverei der Massen predigen, um einige rohe oder halbgebildete Par Der möc venüs( Emporkömmlinge) zu eminent spinners"," extensive sausag makers" und" influential shoe blak dears"( ,, Hervorragenden Spin es 1 To nern" ,,, Wurstgroßfabrikanten", einflußreichen Schuhwichshändlern") 31 machen, dazu fehlte ihnen das spezifisch- christliche Organ."( Marx, Da wer Rapital. 2. Auflage. S. 428.) sin

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