es die himmlische Autorität, Gottes" ist, welches die sozialen Gewissen hart, die Herzen roh und habsüchtig, die Klassenregierung allmächtig macht, an der also fort und fort die Millionen der um ein menschenwürdiges Loos ringenden Arbeiter verbluten und die sozialpolitischen Feldzüge der Arbeiter mißlingen. Oder sprechen die immer neuen Rüdschritte im Gerichtsverfahren, in Volksschule, Konfessionsschule, im Prügelregiment, Todesstrafe noch nicht deutlich genug?
Glauben, Sitten, Ueberzeugung müssen geändert werden, dann erst ändern sich die Gesetze und jede Gewaltthat bleibt ohne die Aende
rung der herrschenden Ideen machtlos. Es möge also das traurige Gerede von Zersplitterung der Kräfte durch religiösen Befreiungskampf einmal aufhören! Den entscheidenden Kampf vielmehr, den unumgänglichsten, allernächst nöthigen Kampf für Lohnverhältnisse, Besitzverhältniffe, Gesetzgebung, für Sittenmacht wie Exekutivmacht kämpfen Dies jenigen, welche es mit dem religiösen Ungeheuer, dem Alp der Jahrtausende aufnehmen, und nur daß so Wenige ihn theilen, läßt den Kampf noch unbedeutend erscheinen. In Wahrheit ist er auch keinem Denkenden zu unbedeutend, wohl aber Vielen zu schwer, und in der Ablehnung verbirgt sich die Schwäche.
Sie ist natürlich in der Vereinzelung, aber in der Vereinigung verschwindet sie; und diese hat zur Form, vielleicht vorübergehend, aber organisch nothwendig die freidenkende Gemeinde, als kompetentes, zu jedem Mithandeln fähiges Glied der Gesellschaft.
Daß Jemand in zwingender Noth und Lebensnothdurft seinen atheistischen Glauben verleugnet oder mit Leichtigkeit gar bei innerlich ungeheuer freisinnigen Ansichten öffentlich den demüthigenden Segen des Priesters empfängt, das allerdings ist ,, Privatsache"; aber ein soziales Gut von allerhöchster Wichtigkeit ist es, daß man seinen atheistischen Glauben bekennt; daß man durch Zusammenstehen sich fähig macht, ihn mit Nachdruck und mit Erfolg zu bekennen, durch Gemeindeverband sich fähig macht, die Gleichberechtigung, das Verschwinden der Klassenunterschiede, die brüderliche Gesinnung, an der noch viel Mangel ist, zur sozialen Thatsache in Fleisch und Blut zu gestalten; sich fähig macht, die zurückgebliebene Frauenwelt, eines der größten Hindernisse im wirthschaftlichen und persönlichen Befreiungskampfe, als Genossen in die Schlachtstellung einzureihen und die Kinder der Verdummung zu entreißen, sie zu selbstbewußten Streitern zu erziehen.
Die Anbetungsreligion, die im wirthschaftlichen Kampfe die Klassenherrschaft des Vorrechts bedeutet, hat in allen Schichten vom Thron bis zum Bauer noch ergebene, ja fanatische Streiter, und darum herrscht sie.
Gegen Macht hilft Macht, gegen Jdee nur Jdee. Der Atheismus nicht minder muß öffentliche soziale Macht werden, muß überzeugend und öffentlich wirken durch seine Hingebung in That und Bekenntniß an die Naturgefeßlichkeit statt des Willfürgottes, an Wissenserkenntniß und Menschenrechte statt der verderblichen Moral der Bibel, an das Erdenleben und seine Rechte statt des Gespensterhimmels.
Dann erst kann der pessimistischen Verzweiflung, welche neun Zehntel der Arbeiterwelt in freiwilligem Elend hält, gewehrt, kann der Unterdrückungsgott der wirthschaftlich Stärkeren gestürzt, die Idee der Gleichheit aber Leben und That werden! Denn ohne Ideensieg gibt es keinen Machtsieg, und nur durch persönliche Hingebung siegen die Jdeen! A. D. Und nun unsere Antwort.
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Selbst wenn die Freidenkergemeinden sammt und sonders auf dem vom Einsender entwickelten Standpunkt ständen, was indeß nicht einmal der Fall, würden wir uns gegen sie wenden, sie bekämpfen müssen; denn selbst diejenigen, die mit den sogenannten Offenbarungsreligionen gebrochen haben, laufen auf neue Religionsbildungen vernünftige, natürliche, monistische und weiß noch was für Religionen hinaus. Es sind Konkurrenzgesellschaften der bestehenden Religionsgesellschaften, und erhalten vor Allem Eines wach: das Interesse an religiösen Fragen. Die Firma wird gewechselt, statt Gott wird Weltganzes, Wissenschaft, Humanität oder irgend ein anderes Wort gesetzt, bei dem sich Jeder denken kann, was er will, und auf dieses Wort wird dann eine neue Religion, eine neue Konfession aufgebaut, die ihren Weisen Stoff zu mehr oder weniger langweiligen, aber stets geistreichen Reden manchmal nennt man es auch Predigten geben muß. Natürlich können alle diesen freien und freidenkerischen Religionen und Religiönchen nie gegen die Offenbarungsreligionen aufkommen, sie sind zu ewiger verschwindender Minorität, zu ewiger sittlicher Entrüftung" ob des religiösen Aberglaubens verdammt, was ein sehr harmloses Vergnügen ist, und an welchem sich deshalb aufgeklärte alte Jungfern beiderlei Geschlechts mit Vorliebe betheiligen.
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Was heißt Freidenker? Ein Mensch, der frei, d. h. frei von Vorurtheilen, frei von Voreingenommenheit denkt oder zu denken strebt. Eine schöne Sache, gewiß! Aber wenn wir diesen Maßstab anlegen, sind die meisten Freidenker Nicht freidenker, stecken sie voller Vorurtheile, wie etwa ,,, daß es die himmlische Autorität ,, Gottes " ist, welche die sozialen Gewissen hart, die Herzen roh und habsüchtig, die Klassenregierung allmächtig macht" ein Sak, der Wort für Wort just das Gegentheil von dem behauptet, was die Geschichte lehrt, was die Thatsachen jeden Tag beweisen.
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Ihr Freidenken bezieht sich fast nur auf den Bibelglauben, das„, religiöse Ungeheuer", das aber für Leute, welche nicht unter dem Banne dieses Freidenkerthums stehen, keineswegs ein Ungeheuer ist, sondern eine aus den materiellen Zuständen zu erklärende Thatsache. Mit den verschiedenen Gebieten des menschlichen Wissens und Erkennens beschäftigen sie sich, befangen von ihrem Freidenkerthum, nur soweit, als es dessen speziellen Zwecken dient, in wirthschaftlichen Dingen, in der sozialen Frage, sind sie sogar meist nicht minder bornirt als der erste beste ,, Konfessionsgläubige".
Solange die Freidenkerei nur in bürgerlichen Kreisen betrieben wird, kann man sie den Leuten als ein harmloses, meist gutgemeintes Vergnügen gönnen. In die Arbeiterbewegung eingeführt, verliert sie aber diesen harmlosen Charakter und wird ein Mittel, diese Bewegung zu fälschen, sie von ihrem sehr realen Kampfgebiet auf das dürre, unfruchtbare Gebiet der Idee" zu locken, aus revolutionären Sozialisten Kulturfämpfer zu machen. Diese Tendenz ist so naturnothwendig mit diesem Freidenkerthum verbunden, daß sie schließlich selbst da sich zeigt, wo die Freidenkerei ursprünglich nur als Mittel zum Zwecke betrieben wurde. Anstatt mit dem religiösen Kram zu brechen und nun mit um so größerer Energie in den Kampf für seine politische und soziale Besserstellung zu gehen, wie es der sozialistische Arbeiter thut, bleibt der freidenkerische Arbeiter beständig in seinem freireligiösen Bann befangen. Er wird von seinen wirklichen Klassenbestrebungen abgelenkt oder widmet sich ihnen doch nur mit halbem Eifer.
Wenn in den romanischen Ländern die sozialistische Bewegung so lang= sam Fortschritte macht, so ist eine der Ursachen, die dazu beitragen, der Einfluß, den die Freidenker( die„ libres penseurs ") auf die Arbeiter dort noch genießen. Im wallonischen Belgien z. B. ist die Arbeiterbewegung unter dem Einfluß der Freidenkergesellschaften vollständig versimpelt worden.
Das ist nun freilich in Deutschland nicht zu fürchten, immerhin hat es an Versuchen dazu nicht gefehlt und wird es an solchen nicht fehlen, und deshalb halten wir es für unsere Pflicht, den deutschen Arbeitern die Halbheiten dieser so anmaßlich auftretenden Gesellschaften offen zu zeigen. Die wenigen Ausnahmen dürfen uns darin nicht beirren.
Liebknecht's Rede über die Verlängerung des Sozialistengesetzes.
Unserm Versprechen gemäß, bringen wir hiermit einige wesentliche Stellen aus Liebknecht's Rede nach dem amtlichen stenographischen Bericht:
Abgeordneter Liebknecht : Meine Herren! Indem ich mir vorbehalte, die theoretischen und Prinzipienfragen, welche hier zur Sprache gekommen sind, in einem späteren Stadium der Gesetzgebungsmaterie zu behandeln, werde ich mich heute nur zu einzelnen Punkten wenden, welche von unserer Seite noch kurz besprochen werden müssen. Zunächst habe ich zu erklären, daß wir gegen die Berathung der Gesezvorlage in einer Kommission stimmen werden. Wir verlangen, daß die Entscheidung möglichst rasch stattfinde, und wir wünschen nicht, daß die Zeit, welche die Kommissionsberathungen in Anspruch nehmen würden, zu allerhand Handelsgeschäften nach dieser oder jener Richtung hin benutzt werde. Es ist in diesem Hause Jeder über die Wirkungen des Sozia
listengesetes vollkommen schlüssig, dieselben liegen so klar zu Tage, daß nicht in einem einzigen Kopfe Unschlüssigkeit bestehen kann, darum entscheide man rasch!
Was den Vorschlag betrifft, daß, wenn eine Kommission gewählt werde, man einen Sozialdemokraten hineinziehen möge, so habe ich im Namen meiner sämmtlichen Parteigenossen zu erklären, daß wir dies zurückweisen; wir treten nimmermehr in eine Kommission ein, in der man uns in die Rolle des Angeklagten herabdrücken würde. Wir und nicht werden hier auf der Rednerbühne auftreten wie bisher als Angeklagte, sondern in der Rolle, die allein uns zukommt, in der Rolle der Ankläger gegen Sie!
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Ich selbst bin unmittelbar nach dem( Frankfurter) ,, Attentat", als ich merkte, daß man es gegen uns ausnüßen wollte, nach Frankfurt gegangen. Ich habe mich dort in allen Kreisen, in denen ich genaue Informationen erwarten konnte, auf's sorgfältigste erkundigt, stimmig ist mir erklärt worden: es ist nicht der geringste Anhalt dafür, daß dieses Attentat von irgend einer politischen Partei ausgegangen sei; umgekehrt, alles spricht dagegen. Man war damals der Ansicht, daß es entweder direkt im Auftrag des Herrn Rumpff, oder von einem mißvergnügten, kurz vorher aus dem Dienst entlassenen Polizeibeamten angestellt worden ist.
Seitdem ist nun die Sache in ein anderes, wenn auch nicht verschiedenes Licht gestellt worden. Es ist nämlich als dieses Attentats verdächtig ein gewisser Reinsdorf verhaftet worden. Der Herr Minister hat uns ja vorhin von ihm erzählt. Dieser Name erinnerte uns sofort an allerhand, was früher vorgefallen war. Ein gewisser Reinsdorf war schon bei verschiedenen Gelegenheiten in Deutschland aufgetaucht, und jedesmal folgten seiner Spur Verhaftungen, Haussuchungen und Verwandtes; und der besagte Reinsdorf gelangte in Folge deffen allgemein bei unserer Partei in den Geruch, ein Werkzeug der Polizei zu sein.
Als wir dann des Weiteren noch erfuhren, daß derselbe Reinsdorf auch in Elberfeld gewesen sei, und daß dort Dynamitattentate versucht worden seien, so stellten wir Nachforschungen an, und diese haben als Resultat ergeben: alle diejenigen, welche durch Herrn Reinsdorf hineingeritten worden sind, haben bei dem Verhör gefunden, daß die Polizei und die richterlichen Behörden Thatsachen tannten, die Und alle, allein Reinsdorf gewußt haben konnte. welche durch ihn an's Messer geliefert oder in Untersuchung gebracht wurden, sind durch das, was ihnen im Laufe der Untersuchung bekannt wurde, einstimmig zu der Ueberzeugung gekommen, daß dieser Reinsdorf ein Agent der Polizei ist und in deren Sold steht. Herr von Puttkamer , Sie vertreten uns gegenüber so lebhaft die Sitt lichkeit, ist das etwa sittlich, daß die Polizei sich solcher Mittel bedient? Nichts Neues ist das freilich. Haben wir denn nicht den Prozeß Waldeck gehabt? Glauben Sie, daß unsere Polizei seitdem besser geworden sei? Nein, im Gegentheil ich glaube, gerade in Folge des Sozialistengesetzes, dadurch, daß unsere Polizei zu einer großen Spioniranstalt gemacht worden ist
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( Glocke des Präsidenten) Präsident: Ich muß den Herrn Abgeordneten darauf aufmerksam machen, daß er eine bestehende staatliche Institution hier nicht beschimpfen darf.
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Abgeordneter Liebknecht : Aehnliche Dinge sind sehr viele vor gekommen. Es sind gestern von dem Herrn Minister des Innern mehrere Aeußerungen gegen mich ins Feld geführt worden, ich soll namentlich in London als Festredner bei einer Märzfeier die soziale Revolution haben hochleben lassen. Das habe ich allerdings gethan; aber, meine Herren, wenn Sie da glauben, hiermit ein für Ihre reaktionären Zwecke verwerthbares Eingeständniß zu haben, muß ich Ihnen dieses Vergnügen rauben, indem ich Sie auf einen sehr nationalen, sehr patriotischen und sehr reaktionären Schriftsteller verweise, den Herrn Professor Treitschke , der in seiner neuesten Geschichte Deutschlands , die ich allerdings gerade nicht als Geschichtswerk empfehlen will,
( Buruf links: nein!)
die Stein'sche Gesetzgebung als eine soziale Revolu= tion" bezeichnet und feiert.
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( Hört! hört! links.)
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in Desterreich ihr Werk treiben, haben in Deutschland keinen Boden J warum? Weil in Deutschland an dieser festgeschlossenen Organisation wens der Sozialdemokratie die wahnsinnigen Pläne jener Menschen gescheiter Die sind; weil das deutsche Proletariat angesichts der Fruchtlosigkeit Ihres dürf Sozialistengesetes noch nicht die Hoffnung aufgegeben hat, auf dem der Wege der sozialistischen Propaganda und Agitation friedlich zu seinem einer einem Ziele zu kommen. Wenn wenn Ih Heue ich sagte Ihnen das früher schon einmal Gesetz nicht pro nihilo wäre, dann wäre es pro nihilismo. Wenn das ftills deutsche Proletariat nicht mehr an die Wirksamkeit unserer jetzigen wird Taktik glaubt, wenn wir fänden, daß wir die Organisation und der tapfe Zusammenhalt der Partei nicht mehr aufrecht erhalten können, was rung würde geschehen? Wir würden einfach erklären, wir haben mit der fortg Leitung der Partei nichts mehr zu thun, wir können nicht mehr verant und wortlich sein, die Gewalthaber wollen nicht, daß unsere Partei fort ein bestehe, man will uns vernichten wohlan, vernichten läßt sic Per keine Partei, da gilt vor allen Dingen das Gesetz der ein Vertheidigung, der Selbsterhaltung; und wenn di irte, organisirte Leitung fehlt, dann haben Sie anarchistische zu werd stände, in welchen alles dem Einzelnen überlassen ist.
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Und glauben Sie etwa- Sie haben doch die Tapferkeit der Deutschen Abfti da wo es Ihren Interessen entspricht, gar oft in den Himmel erhoben- fie e glauben Sie, daß die Hunderttausende von deutscher effic Sozialdemokraten Feiglinge sind? Glauben Sie, das und das, was in Rußland geschehen ist, nicht möglich wäre in Deutschland lifter falls es Ihnen gelänge, russische Zustände in Deutschland zu erzeugen und Indeß, meine Herren, das wird Ihnen nie und nimmermehr gelingen der und Jeder, der das ernsthaft will, daß uns russische Zustände er spart bleiben, mit allem, was sie im Gefolge haben, Jeder, der das will stimm und dem, um an die gestrigen Schlußworte des Herrn Ministers de har Inneren anzuknüpfen, die Ehre, die Freiheit und di Sicherheit des deutschen Vaterlandes am Herzen ber F1 liegt, der stimme gegen die Regierungsvorlage und beseitige da Sozialisten geseh, dieses Denkmal ewiger Schand Herz für seine Urheber.
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( Bravo ! bei den Sozialdemokraten. Dh! oh! rechts.) Präsident: Ich muß den Herrn Redner wegen des legten Aus Stre drucks zur Drdnung rufen.
Sozialpolitische Rundschau.
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trotz aller begeistern vero
Die kaiserliche Geburtstagsrede hat ihre Wirkung nicht verfehlt, besonders in der deutschen feigsinnigen Parte macht sich ein erhebliches Schwanken bemerkbar den und begeisterten Reden auf den verschiedenen Parteitagen. Wiverse daß
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konnte man auch von den weiland Nationalliberalen Anderes erwarten Jung gewohnt, alt gethan. Die„ treugebliebenen" Mitglieder des Natio nalliberalismus sind ganz andere Leute; die haben das System, er schem Nein, und dann in dritter Lesung Ja zu sagen, vollständig aufgeſted Ober und sagen jetzt vergnügt und munter gleich in erster Lesung J vero Nicht sie sind die Halben, sondern die Abgefallenen, die Sezessionisten unte und wenn man sich das vergegenwärtigt, wird man es auch begreifen betri warum sie jetzt mit großem Eifer behaupten, die Stellung zum Sozi Stat e ch listengesetze sei bei der Vereinigung nicht verbindlich erklärt worden. Warum soll die freisinnige Partei um der schönen Augen der Sozia derm demokratie willen ihre Position( d. h. ihre of fähigkeit) schädigen" für fragt irgend ein fallsüchtiger Schlaumeier in der„ Nationalzeitung" Diese Frage, welche durch die ganze Presse hindurchklingt, hat uns wah And haft erheitert. Um der schönen Augen der Sozialdemokratie willen SU Nein, Verehrteste, denen zu Liebe brauchen Sie sich in der That nic stads in Unannehmlichkeiten zu stürzen, Rücksicht auf uns verlangen wir vo
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Niemand!
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Aber daß eine Partei, die sich freisinnig nennt, welche die ent pori schiedene Nichtung des bürgerlichen Liberalismus zu repräsentiren bean
Und die Gesinnung" des Herrn von Treitschke ist doch sicherlich( zur Rechten) nach Ihrem Geschmack. Wenn Sie, meine Herren, uns gegenüber das Wort„ soziale Revolution" durchaus im Polizeisinnsprucht, daß eine solche Partei, um sich nicht urlächerlich zu machen, un nehmen, durchaus darunter verstehen wollen, daß man gleich mit Dresch flegeln dreinschlägt oder Barrikaden baut, so kann ich Ihnen eben nicht helfen. Aber wenn eine Partei, wie die unsrige, die neben ihrer agitatorischen Thätigkeit sich zu gleicher Zeit auf dem Boden der Wissenschaft bewegt und in ihrem Wesen wissenschaftlich ist, wenn unsere Partei einen solchen Ausdruck in dem Sinne, welchen er in der Wissenschaft hat, gebraucht, so haben Sie nicht das Recht, ihn derart zu verdrehen, daß er etwas anderes bedeutet, als was wir darunter verstehen.
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Und da wir von Gewalt reden es ist hier die Aeußerung von Marg zitirt worden, daß die Gewalt die Geburtshelferin bei politischen und sozialen Neubildungen ist. Ist etwa das neue deutsche Reich oder dessen Vorgänger, der norddeutsche Bund, mit Lavendelund Rosenöl gemacht worden? Das war doch wahrhaftig eine Geburt mit Gewaltanwendung, eine Neubildung, wo im eminentesten Sinne des Worts die Gewalt Geburtshelferin war; und das Regime, deffen Hauptvertreter die Politik von Blut und Eisen als sein Programm hingestellt hat, sollte wirklich nicht so zimperlich sein, sich vor einem Wörtchen zu fürchten.
Man hat mir und mehreren meiner Freunde den Vorwurf gemacht, daß wir uns an einer internationalen Kundgebung in Paris betheiligt hätten. Nun, eine internationale Kundgebung war es zwar nicht, aber die Thatsache ist richtig, wir haben den Brief, der hier auszugsweise verlesen waro, geschrieben. Wir stehen mit unseren französischen Parteigenossen in Beziehung, wir betrachten sie als unsere Brüder. Wir sind international. Wer jedoch glauben sollte, daß man, um international zu sein, antinational sein muß, versteht nicht, was international ist; national sind wir alle kraft unserer Geburt. In Deutschland sind wir geboren, also der Nationalität nach sind wir Deutsche ; aber als Kulturmenschen müssen wir wissen und anerkennen, daß die Kultur, welche wir in Deutschland haben, eine kosmopolitische, eine internationale ist. Der Herr Abgeordnete Dr. Windthorst hat früher schon einmal einem nationalliberalen Heißsporn gegenüber, der von einer deutschen Wissenschaft sprach, die Wahrheit ausgesprochen: die Wissenschaft ist nicht deutsch, so wenig wie sie französisch oder römisch ist, die Wissenschaft ist kosmopolitisch, international; und wer das internationale Prinzip verleugnet, stellt sich außerhalb der modernen Kultur. Wir behalten uns natürlich das Recht vor, mit unseren Genossen im Ausland gerade so zu verkehren, wie es uns im Interesse unserer Partei gut dünkt.
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Als der Herr Abgeordnete von Kardorss vorhin erwähnte, daß Bebel vor 12 Jahren hier im Reichstag für die Pariser Kommune eintrat, ließ er den Ausdruck fallen, Bebel sei eingetreten für Gesindel, das die heiligsten nationalen Traditionen der französischen Geschichte zerstört habe". Was waren diese heiligsten Traditionen der französischen Geschichte? Das war die Vendômesäule, dieses Symbol der mit Blut und Eisen geschriebenen Geschichte Frankreichs , welche den Haß gegen Deutschland , die Eroberungspolitik, die Gewaltherrschaft, kurz das Blutund Eisensystem bedeutete. Mit jener Politik der Barbarei wollte das französische Proletariat brechen, und um diesen Bruch zu besiegeln und diesem hohen Kulturgedanken Ausdruck zu geben, warf es die Vendômesäule nieder. Die deutschen Vendômesäulen werden auch noch niedergeworfen werden!
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( Lachen rechts. Zuruf rechts: Aber alles friedlich!- Heiterkeit.) Je nachdem!
Ich habe zum Schlusse noch zu bemerken: für uns als Partei ist es sehr gleichgiltig, wie Sie über das Gesetz entscheiden, an unserer Partei prallen alle Versuche, uns niederzuwerfen, ab, wir stehen über dem Bereich Ihrer Macht; das Sozialistengesetz hat einzelnen Pers sonen unsäglich geschadet, allein gerade dadurch uns als Partei intensiv gestärkt! es hat eine Saat des Hasses ausgestreut, die eines Tages Früchte tragen wird. Meine Herren, wir sind gefaßt auf Alles; wir wissen, Sie haben noch manchen Schachzug in petto, wir werden stets den Gegenzug finden. Bis jetzt ist es Ihnen nicht gelungen, unsere Organisation zu zerstören, und ich bin überzeugt, es wird Ihnen niemals gelingen. Ich glaube, für Sie selbst wäre es das größte Unglüd, wenn es Ihnen gelänge. Die Anarchisten, die jetzt
sich nicht vor sich selbst zu blamiren, gegen das Ausnahmegesetz stimme muß, daß, wenn sie als Oppositionspartei Macht gewinnen will, den oppositionellen Geist im Volke durch entschiedene Stellungnahm unter allen Umständen stärken muß das solltet Ihr einsehen! Indeß wir sind ja in Deutschland , wo man alle Fragen nach sentime talen Rücksichten beurtheilt. In jedem anderen Lande wäre eine sold zimperliche Opposition unmöglich, in jedem anderen Lande würde d Ansprache des alten Wilhelm auf einen energischen Protest seitens d Oppositionspresse gestoßen sein in Deutschland nichts von Alledem Allerunterthänigst wird die Ansprache des Kaisers den Lesern mitgetheil nicht einmal ein Kommentar wird riskirt. Die Frankfurter Beitung half sich dadurch aus der Verlegenheit da sie als„ Organ der Dem fratie" doch etwas sagen mußte die Echtheit der Lesart zu zweifeln. Eine schlaue Ausflucht, nicht wahr?
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Nur einige rheinische Zentrumsblätter schwangen sich zu ein Kritik auf, und eines derselben meinte nicht unrichtig, daß es Pflid der Reichstagsdeputation gewesen wäre, sofort den Kaiser gehorsamst ohne das geht es natürlich in Deutschland nicht eines Befferen Da seien die alten Stände manchmal muthiger gewesen." Das wollen wir meinen!
belehren!
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Es bismarcktriselt wieder. Bismarck will seinen Bost im preußischen Ministerium niederlegen aus Gesundheitsrücksicht Diese Gesundheitsrücksichten bestehen in Konflikten mit Buttkamer u verschiedenen anderen Größen, heißt es. Uns scheint die Lesart glau hafter, daß Bismarck den Kulturkampfkarren, den er gründlich in d Dreck gefahren, nicht wieder herausbekommt und deshalb seine Arbeit traft schonen" will. Heißt es doch in dem offiziösen Waschzettel, der d Publikum auf den bevorstehenden Personenwechsel vorbereiten soll:
Ch
hin
stehe
Ja, es steht zu erwarten, daß, wie immer verhältnißmäßig ring die Einwirkung des Ressortministers für die auswärtigen A gelegenheiten auf die innere Landesgesetzgebung sein muß, gleichwo dem Fürsten Bismarck die Hauptverantwortlichkeit für die Akte d Gesetzgebung aufgebürdet werden würde. Wenigstens führen Erfahrungen aus der Periode von 1873 und den folgenden Jahr mit Sicherheit zu diesem Schlusse. So hat der Fürst Bisma beispielsweise an der Kirchenpolitischen Gesetzgebung jener Jah wie nüßlich und berechtigt dieselbe immerhin zu ihrer Zeit gewesen sein mag, lediglich in seiner Eigenschaft als preußischer Minis der auswärtigen Angelegenheiten mitgewirkt. Trotz dieses beschei nen Maßes der Mitwirkung wird aber die Hauptverantwortung jene Gesetzgebung dem Reichskanzler nach wie vor aufgebürdet." Der arme Bismarck! Ganz unschuldig an dem Kulturkampf, ga unschuldig. Trotzdem er sich damals als den Drachentödter feiern li trotzdem er Kulturkampfreden über Kulturkampfreden hielt, war sei Mitwirkung doch nur ganz bescheiden". Nicht er hat Falk beruf fizin sondern Falk wahrscheinlich ihn, er saß nur als harmloser Minister Aeußeren daneben, als die Kulturkampfgesetze gemacht wurden, die zu ihrer Zeit" ganz berechtigt gewesen" sein mögen, es also he augenscheinlich nicht mehr sind.
Das ist von jeher bei großen Männern so gewesen: Erfolge komm auf ihre Rechnung, Niederlagen werden auf die Andern abgewälzt. sehr praktisches Verfahren, das allerdings in unserem zweifelsüchtig Jahrhundert nicht mehr so zieht wie früher.
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,, Die goldene Hundertzehn"*), schreibt man uns, ist te Hundertzehn mehr, sondern blos noch eine simple Hundert Prozent Diskonto. Es sind nämlich 10 Mitglieder, die ehemals sezessionistischen und der fortschrittlichen Fraktion zubehörten, der„ ne för aus Gründen, die uns hier nichts angeh Partei" nicht beigetreten Mit der stärksten Partei" des Reichstags ist es demnach nichts. Zentrum zählt 106 Mannen und steht nach wie vor an der Spize Reichstagsfraktionen.
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wi
för
D
ma
En
A
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*) Diesen Titel hatte die„ Süddeutsche Post" sehr wikig der ne freifinnigen Partei" beigelegt.