eigentlich zu dieser herrlichen Aufgabe berufen sei. Jeder Theoretiker glaubt, in seiner Raffe die bevorzugte zu sehen; bald ist es daher die slavische Rasse, bald die germanische, dann wieder die romanische, auch die mongolische, welche als die höchststehende Rasse bezeichnet wird. Aber diese Rassentheorie, welche die zu eng gewordene Idee des Vaterlandes durch eine andere zu ersehen sucht, ist nichts als eine modernisirte ur­alte Geschichte, es ist die biblische Theorie, ihrer naiven Poesie beraubt. So sind die Historiker und Denker der Bourgeoisie mit ihrer schließlichen Raffentheorie unvermerkt an dem Punkt angelangt, den sie zuerst ver­laffen haben: bei der Einmischung eines Gottes; denn wer anders als ein außerhalb und über der Menschheit stehender Gott wäre im Stande, das auserwählte Volk" mit den hervorragenden Eigen­schaften zu begaben, die ihm die Weltherrschaft sichern?

Die Geschichtsphilosophie hat in einem Kreise( circulus vitiosus) herum­geirrt, ohne den Ausgang finden zu können.

Wenn die Historiker und Philosophen sich unfähig erwiesen, die Ge­setze zu erforschen, welche die Entwicklung ver Gesellschaft bestimmen, so ist die Ursache davon darin zu suchen, daß sie den Kopf in dem be­rauschendenden Nebel idealistischer Phantasien stecken hatten; sie ver­schmähten es, die materiellen Grundlagen des Bestehens der Menschen und der Gesellschaften zu studiren; sie beobachteten nicht die Leiden­schaften, die Bedürfnisse und die Interessen, welche diese erzeugen; sie betrachteten den Menschen als ein Wesen, das außerhalb der mate­riellen Verhältnisse schwebt und in sich selbst oder in übernatürlichen Göttern die Ursachen seiner Handlungen findet; für Hegel, den letzten der großen Metaphysiker, war es die Idee, die sich selbst auf den Kopf stellte, und so vermöge eines Purzelbaumes fich entwickelte und durch ihre Entwicklung die Erscheinungen der Natur und Gesellschaft her­vorrief.

Wenn die Dekonomen, die sich doch mit den materiellen Bedingungen beschäftigten, ebenso unvermögend waren, so lag der Grund darin, daß sie die ökonomischen Verhältnisse nach der Weise der Idealisten studir ten; die ökonomischen Erscheinungen und deren Gesetze waren für sie ewige und unabänderliche; sie fürchteten sich zu untersuchen, wie die ökonomischen Erscheinungen auf das Menschenmaterial wirkten und wie die Gegenwirkung dieses Materials die ökonomischen Verhält­nisse weiter entwickelt; sie glaubten oder gaben vor, zu glauben, der Mensch sei ebensowenig im Stande auf die ökonomischen Verhältnisse einzuwirken, als er im Stande sei, den Lauf der Planeten zu beeinflussen. Die ökonomischen Erscheinungen und Kräfte sind nicht unwandelbar; sie entwickeln sich, und da sie Menschenwerk sind, erfolgen ihre Wand­lungen schneller als die der anderen Naturerscheinungen; der Mensch aber bleibt nur so lange ihr Spielball, als er ihre Richtung, ihre Thätigkeit, ihre Wirkungen nicht erkannt hat: wenn dieß geschehen, dann hat er auch die Macht, sie zu regeln und zu seinem Besten zu lenken. Der Mensch hat die Natur gebändigt: Die elektrische Kraft, die im Blik ihm so zerstörend gegenübertritt, ist heute seine Sklavin geworden; sie über­trägt Bewegung und Gedanken, sie erleuchtet unsere Nächte und erwärmt unsern Kochtopf.

Die mechanische Produktion, welche die produktive Kraft des Menschen verhundertfacht hat, welche die fruchtbare Mutter aller Reichthümer der tapitalistischen Gesellschaft ist, hat sich bisher nur als die Geißel für die arbeitenden Klassen erwiesen; niemals, in keiner bisherigen Gesellschafts­form, war das Loos der Arbeiter so elend und so unsicher wie jetzt. Nur die Beaulieus von der offiziellen Dekonomie stellen das in Abrede. Niemals war die Ueberarbeit des Menschen, die von Frauen und Kin­dern, die ehemals am häuslichen Herde verweilten, so lang und so er­drückend; und doch verkürzt die Maschine die menschliche Arbeit, sie ist Arbeitsersparerin( labour saving machine, wie die Engländer sagen). Die Herren Dekonomen rufen den Arbeitern zu: beugt Euer Haupt, ergebt Euch in Euer Schicksal, denn wie schon Jesus erklärte, es wird stets Arme auf Erden geben, auch wenn dieselbe von Reich­thümern überfließen sollte. Die Dekonomen kommen auf den verthieren­den Fatalismus der Spiritualisten hinaus, auf den Fatalismus der Ent­sagung und des unterthänigen zu Kreuze Kriechens.

Der ökonomische Materialismus von Mary rüttelt den Menschen aus der Erstarrung des spiritualistischen Fatalismus auf und ruft dem Ar­beiter zu: Erhebe did, studire die ökonomischen Kräfte, die Dich erdrücken, sie sind aus der Hand des Menschen hervorgegangen, wie die Götter aus seinem Gehirne. Du kannst sie kontroliren; wenn Du willst, so wird die Maschine, dieses schreckliche Marterinstrument, zum erlösenden Gott, der den Menschen von der mühevollen Arbeit befreien und ihm Muße verschaffen wird, körperlich und geistig zu genießen. Der ökono­mische Materialismus ruft die Proletarier der zivilisirten Nationen zur Revolte auf; er lehrt ihnen, daß sie sich nicht früher emanzipiren wer­den, als bis sie das wirthschaftliche Getriebe der kapitalistischen Gesell­schaft zermalmt haben. Die menschlichen Gesellschaften entwickeln sich nur dadurch, daß sie die ökonomischen Formen sprengen, sobald sie für ihre Bedürfnisse zu eng geworden sind. Der menschliche Geist schreitet nicht vorwärts, ohne die Religionen und philosophischen Systeme zu zertreten, die an seiner Wiege entstanden und die, nachdem sie ihm als Führer gedient, sich in Mittel des Rückschrittes und der Unterdrückung zu ver­wandeln pflegen.

Seitdem die Menschheit aus dem urwüchsigen Kommunismus heraus­getreten, haben die menschlichen Gesellschaften sich in drei ökonomischen Formen entwickelt, die durch ihre eigenthümlichen Produktionsarten charakterisirt sind: Sklaverei, Hörigkeit, Lohnarbeit.

Die Produktionsart dieser ökonomischen Formen hat Interessengegen­säge unter den Menschen hervorgerufen, sie in antagonistische Klassen gespalten. Die Geschichte der menschlichen Gesellschaften ist die Geschichte des Kampfes der Klassen, aus denen diese sich zusammensetzen; und so bildet, wie Engels es so klar ausgedrückt, die jedesmalige ökonomische Struktur der Gesellschaft die Grundlage, aus der der gesammte Ueberbau der rechtlichen und politischen Einrichtungen, sowie der religiösen, philo­sophischen und sonstigen Vorstellungsweise eines jeden geschichtlichen Zeit­abschnittes in letter Instanz zu erklären sind. Hegel hatte die Geschichts­auffassung von der Metaphysik befreit, er hatte sie dialektisch gemacht aber seine Auffassung der Geschichte war wesentlich idealistisch. Jetzt war der Jdealismus aus seinem letzten Zufluchtsort, aus der Geschichtsauf­fassung, vertrieben, eine materialistische Geschichtsauffassung gegeben, und der Weg gefunden, um das Bewußtsein der Menschen aus ihrem Sein, statt wie bisher ihr Sein aus ihrem Bewußtsein zu erklären."

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In der denkwürdigen Diskussion über die Einheit der Entwicklung, die das wissenschaftliche Europa in Athem erhielt, sagte Geoffroy St. Hilaire zu seinem berühmtem Gegner Cuvier , der die Er­schaffung der Arten einem Gott zuschrieb:

Ihre Naturwissenschaft ist nichts als ein Sammelsurium von That­sachen; was nüßen diese Materialien, wenn man sie nicht verwerthet, wenn man sie nicht zu einem System zusammenfügt."

Sozialpolitische Rundschau.

Zürich , 30. April 1884.

Herr Gladstone und seine Regierung haben sich den Haß und die Verachtung der ganzen zivilisirten Welt", d. h. der Welt der Kouponsabschneider, zugezogen, weil sie erstens Anstand nehmen, englische Truppen zur Bekämpfung des Mahdi in den Sudan zu ent­senden, und zweitens, und dies ist noch schlimmer, ein Projekt zur Rege­lung der egyptischen Finanzen ausgearbeitet haben, welches im höchsten Grade zivilisations, d. h. kouponsabschneidungswidrig ist. Egypten, das bisher gewissermaßen unter dem Protektorat des zivilisirten" Europa stand, hat auf Grund einer Vereinbarung desselben ein doppeltes Budget: eines für Deckung seiner eigenen Bedürfnisse, und ein zweites zur Deck­ung seiner Schulden oder vielmehr der Zinsen seiner Schulden Wucherzinsen in des Wortes verwegenſter Bedeutung. Während nun das erste Budget an fortwährenden Defizits leidet, erfreut sich das zweite beständiger Ueberschüsse, denn das zivilisirte", d. h. kouponsab schneidende Europa hat dafür gesorgt, daß alle leistungsfähigen Ein­nahmequellen Egyptens in dieses zweite höchst kulturelle Budget sich er­gießen. Das soll nun nach Englands Vorschlag eine Zeit lang anders werden, damit Egypten auch sein eigentliches Budget in Ordnung bringen fann.

Aber es konnte nicht anders sein, solange man außerhalb der Natur die Ur­sachen der Naturerscheinungen suchte. Erst seit Darwin die große Theorie von Lamarck und St. Hilaire wieder aufgenommen und sie durch ein erdrückendes Thatsachenmaterial und geniale Entdeckungen unwiderleglich bewiesen hat, ist der Jdealismus aus der Naturgeschichte verjagt und die Naturwissenschaft, wie Geoffroy St. Hilaire vorhergesagt, eine umfassende und philosophische Wissenschaft geworden." Ihre Philosophie stürzt alle metaphysischen Systeme um.

Die Inhaber der egyptischen Staatspapiere sollen für eine Zeit lang gar keine oder wenigftens geringere Zinsen erhalten, etwa statt 15-20 Prozent nur 10 oder gar nur 5 Prozent!

Nun befinden sich diese egyptischen Papiere vorzugsweise in den Hän­den der hohen Finanz. Die Rothschilds und ihre Kunden, fast sämmt­liche gekrönten Häupter Europas haben ihr ihren Völkern abgespartes Privatvermögen in diesen und ähnlichen Papierchens angelegt, daher allerseits die koloffalfte Entrüstung über die unerhörte Zumuthung Eng­lands. Die Bismarck 'sche christlich- germanische Presse spricht in liebevoller Harmonie mit den französischen Börsenorganen England die Fähigkeit ab, die europäischen Interessen in Egypten zu vertreten, das Revanche­geschrei ist verstummt, denn die heiligsten Interessen stehen auf dem Spiele, die Interessen der Zivilisation, die Interessen der unifizir ten Schuld!

Mary hat die Theorie des Einflusses der Umgebung in die Geschichte der Menschheit eingeführt; aber man glaube nicht, daß der ökonomische Materialismus von Mary und Engels eine jener gewöhnlichen Anwen­dungen der naturalistischen Theorien auf die Sozialwissenschaft sei, an denen die Darwinianer Deutschlands , Englands und Frankreichs neuer­dings so fruchtbar sind. Nein, Mary trat zuerst auf den Plan. Zur Zeit wo die Theorie des Einflusses der Umgebung noch in jenem tiefen Schlummer lag, der von 1830 an datirt, formulirte Marr die Theorie des Klassenkampfes in seiner 1847 in französischer Sprache erschienenen Misère de la Philosophie*) und ein Jahr darauf, 1848, segten Mary und Engels im kommunistischen Manifest auseinander, wie die sozialen Umformungen durch die Umformungen der Umgebung gezeitigt wurden. Der ökonomische Materialismus von Mary und Engels tödtet den historischen Idealismus und dessen verthierenden Fatalismus. Er schafft die Philosophie der Geschichte und bereitet die denkenden Köpfe des Pro­letariats für die kommende Revolution vor, welche die Eingangsthore einer neuen Welt öffnen wird, der Welt der freien Arbeit.

*) Das Elend der Philosophie ." Diese glänzende Streitschrift gegen Proudhon wird nunmehr endlich auch dem deutschen Publikum zugängig gemacht werden. Eine Uebersetzung derselben ist in Arbeit und wird noch im Laufe deses Jahres erscheinen.

És fällt uns natürlich nicht ein, der gänzlich verfahrenen Politik Eng­lands in der egyptischen Frage das Wort reden zu wollen, sie trägt den Stempel der jammervollen Halbheit so offen auf der Stirn, daß es müssig ist, ein Wort darüber zu verlieren. Aber die Verurtheilung, welche sie in der kapitalistischen Presse Englands selbst, insbesondere der Times", sowie namentlich des kontinentalen Europas findet, entstammt Sen entgegengesetzten Motiven, als die Verurtheilung, welche wir und unsere englischen Genossen über sie aussprechen müssen. Sie hat mit den Intereffen der Kouponsabschneider nichts zu thun. Für diese einzu­treten überlassen wir den christlich- konservativen Organen des christlich­germanischen Sozialreformers Bismarck- Bleichröder.

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Seit einiger Zeit ist Herr Stöcker recht kleinlaut geworden, auch Herr Adolf Wagner läßt wenig von sich hören. Sollte ihnen das Pulver ausgegangen sein? Das thäte uns aufrichtig leid. Es fehlt doch, wie Figura zeigt, feineswegs an Stoff zur Fortsetzung des fröhlichen Kampfes wider das verjudete Europa .

Also frisch auf, Herr Hofprediger, wir heßen mit!

Eine Ente. Durch die Berliner Presse( ,, Vossische Zeitung" ,, Volkszeitung" u. s. w.) geht eine Notiz, dahin lautend, die Fraktion der sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten habe( im Widerspruch mit dem bekannten Kopenhagener Kongreßbeschluß) den Beschluß gefaßt, im Falle einer Reichstagsauflösung den sozialdemokratischen Wählern für Stichwahlen, bei denen keine sozialdemokratischen Kandidaten in Betracht kommen, zu empfehlen, sie möchten denjenigen Kandidaten ihre Stimme geben, die sich verpflichten, gegen die Verlängerung des Sozialisten geseges zu stimm men.

Diese Notiz ist gänzlich unwahr. Ein solcher und ähnlicher Beschluß ist von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion nicht gefaßt worden, und es versteht sich von selbst, daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktion den Boden der Kopenhagener Beschlüsse nicht ver­Laffen wird. eige

Uebrigens ist der betreffende copenhagener Beschluß blos eine Er­neuerung des Wydene Beschlusses, der seinerseits nur eine neue Auflage früherer Beschlüsse war. In Bezug auf die Haltung der sozialdemokratischen Wähler bei Stichwahlen hat also der Kopenhage­ner Kongreß für unsere Partei keine neue Basis oder Praxis geschaffen. Umsoweniger Veranlassung hat die sozialistische Fraktion, Ber­haltungsmaßregeln in Bezug au einen Punkt zu empfehlen", über den sich die Parteigenossen vollkommen klar sind und der, wie die Erfahr­ung zur Genüge bewiesen hat, sich nicht schablonenmäßig par ordre du moufti erledigen läßt. Mit den vorhandenen Kongreßbeschlüssen vor Augen und dem sozialdemokratischen Programm im Kopf und Herzen werden unsere Genossen den richtigen Weg gehen, ohne daß man ihn ihnen zu empfehlen" braucht.

Buttkämerchen, schreibt man uns, hat nicht blos guten Ge­schmack, er hat auch Wig. Und wenn keinen anderen, doch wenigstens Treppenwig. Die guten und geistreichen Gedanken kommen ihm hintennach. Spät kommen sie, aber sie kommen doch, und lieber spät als gar nicht, sagt das eng ische Sprichwort. Die guten Gedanken, die ihm bei der letzten Sozialistengesegdebatte nicht kamen, kamen ihm, als er die Reichstagstreppe hinunterstieg, und konnten dem Polizei­Assessor 3 a cher mitgetheilt werden, der sie zu einer antisozialdemo­kratischen Dynamitbombe in Gestalt einer unheimlich rothbeumschlagten Broschüre mit dem unheimlichen Titel: Die rothe Internationale" ver­arbeitete. Wenn diese journalistische Dynamitbombe ohne die beabsichtigte Wirkung zerplatte und die deutsche Sozialdemokratie, statt in Atome zerrissen zu sein, noch unter den Lebenden wandelt und auf das Sozia­liftengeset pfeift", so ist das nicht die Schuld des Herrn v. Puttkamer , sondern offenbar die des Polizeiassessors 3 a cher, der bei der Füllung der Bombe wohl eine Kleinigkeit übersehen haben wird.

Ein Mißerfolg kann natürlich einen großen Geist nicht geniren. Und Buttkämerchen ist ein großer Geist. Als großer Geist ist er auch der Mann der großen Gesichtspunkte" und der großen Mittel." So ist er denn jetzt auf ein großes Mittel" zur Durchdrückung des Sozialisten­gesetzes verfallen.

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Mein im Reichstag gesprochenes Material genügt Euch nicht, mein vom Zacher gedrucktes Material mügt Euch nicht wohlan, Ihr sollt Material haben!" denkt Buttkämhen, und am Tage der zweiten Lesung des Sozialistengefeßes wird er das seiner Rodtasche verderbenschwangeres Material herausziehen schreckliche Enthüllungen über grauenhafte Attentate en gros, Rollettiv und Massenabschlacht un­gen von Fürsten und anderen hohen Herren, welche grauenhafte Attentate en gros und Kollektiv und Massenabschlachtungen von Fürsten und anderen hohen Herren in 3 Werk gesetzt werden sollten durch­Reinsdorf.

Wir haben auf diese furchtba en Enthüllungen im Voraus aufmerksam gemacht, um zu verhüten, das einer unserer Leser beim Losgehen in Ohnmacht falle.

sation", den Machthabern unserer Kulturstaaten, in seiner gleichen Eigen­schaft in einem Umfange verwendet worden, der gar nicht mit dem ver­glichen werden kann, was Nihilisten, Invicibles 2c. bisher geleistet. Man mache also da den Anfang, wenn man der ,, verbrecherischen Gefährdung von Menschenleben durch gefährliche Explosivstoffe" ernstlich steuern will.

Dem Buttkämerchen aber rathen wir, wenn er in die Rocktasche greift, ja dafür zu sorgen, daß seine Rodschöße von Niemanden gesehen werden.

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Verlogener Blödsinn. Die Leipziger Zeitung", das amtliche Organ der sächsischen Regierung, beginnt einen Leitartikel zur Geburtstagsfeier des Königs Albert( 23. April) mit folgenden Tiraden: " L'empire c'est la paix so unwahr dies Wort auch klingen mag in dem Munde, von dem es ausging, so grausam die Welt­geschichte die unwahrheit in der Person ihres Urhebers, des zweiten der Napoleoniden, gerächt hat, so ist es dennoch wahr: das echte Königthum, 23 das Königthum, wie es ein gutes Geschick unter allen jetzt lebenden(!) Völkern allein unserem deutschen Volke erhalten hat, das deutsche Königthum, es ist der Friede."

Der Mann, der das geschrieben hat, kann unmöglich in ganz nüch ternem Zustande gewesen sein, denn sonst würde er nicht

1) Empire, welches Wort Kaiserreich, Reich heißt, mit ,, Königthum" übersetzt;

2) den todten zweiten Napoleoniden" durch das Wörtchen ,, mag" nicht als lebendige Person behandelt; und

3) ein ,, so un wahres Wort" nicht im Handumdrehen zu einem ,, so wahren" gemacht haben.

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Doch ganz abgesehen von den Wirkungen des Alkoholismus, dem diese wunderlichen Ausgleitungen( lapsus) der Feder und des ge sunden Menschenverstandes aus Nächstenliebe auf die Rechnung ge schrieben sein sollen, ist es denn wahr, daß das Königthum in Tel Deutschland so etwas ganz Apartes ift, wofür wir einem guten Geschick zu danken hätten? Wir wissen aus der Geschichte, die doch wahrlich nicht zu Ungunsten gela der Könige geschrieben ist, daß die Könige und sonstigen Fürsten in lung Deutschland ebensoviel geraubt, gemordet, die ,, Unterthanen" unterdrückt, alle geknechtet und ausgesogen, und in sonstigen Beziehungen ihren ge meinsten Leidenschaften gefröhnt haben, wie in anderen Ländern. Wenn das amtliche Organ der sächsischen Regierung dies nicht weiß, so möge es in das erste beste Geschichtswerk die Nase stecken. Und ist es denn insbesondere wahr, daß das Königthum, welches ein höd gutes Geschick unter allen jetzt lebenden Völkern unserm deutschen Volke allein erhalten hat", der Friede ist?

Nachschrift. Diese Notiz war bereits gesetzt, als die Zeitungen die Nachricht brachten von den Mittheilungen des Herrn Eugen Richter in der Sigung der Sozialistengesegkommission vom 26. April, wonach Reinsdorf und Genossen feinerzeit den Plan gefaßt haben sollen, das Niederwalddenkmal mitsammt den zu seiner Einweihung anwesenden Gästen mittelst Dynamit in die Luft zu sprengen, an welcher Absicht sie nicht durch das Sozialistengeseh, wohl aber durch die naffe Witterung" verhindert worden seien. Eugen hat mit dieser Enthüllung" zweifelsohne Herrn Buttkamer ,, in die Suppe gespuckt", der Knalleffekt ist verdorben. Die Freisinnigen" geben jetzt als Parole gegen Verlängerung des Sozia listengesetzes die Forderung eines scharfen Gesetzes gegen den Mißbrauch von Sprengstoffen aus. Das ist eine sehr schwache Deckung. Sowenig wie das Sozialistengesetz wird ein Dynamitgesetz Attentate zu verhindern im Stande sein, wider solche überhaupt kein Gesetz geschaffen werden tann. Für einen wirklich freisinnigen Menschen ist das Dynamitgesetz auch schon deshalb unannehmbar, weil es eine jämmerliche Halbheit iſt. Lange bevor Dynamit als Mittel zur Zerstörung von Gebäuden und zur Vernichtung von Menschenleben zu politisch- revolutionären Zwecken in Anwendung tam, ist es von den berufenen Vertretern der Zivili­

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Genau das Gegentheil ist die Wahrheit. Die Könige und sonstigen Fürsten keines anderen Landes haben, wie die Weltgeschichte uns lehrt, so viel Kriege geführt, so viel nach Eroberungen getrachtet, wie die deutschen . Die deutschen Könige waren sogar ihrem Amt und ihrer Würde nach wesentlich Eroberer, die zur Zeit der Völker wanderung, wo sie in die Geschichte eintraten, wesentlich für Erobes gan rungszüge gewählt wurden ähnlich den nordischen See gef fönigen" einer etwas späteren Zeit. Wenn das amtliche Organ der Reg sächsischen Regierung diese kriegerische Eigenschaft und Beson stimmung der spezifisch deutschen Könige nicht kennt, dann möge es was wiederum seine amtliche Nase in das erste beste Geschichtswerk stecken und Und hat das amtliche Organ der sächsischen Regierung etwa vergessen stän was jedem Schulkind auf der Schulbank gelehrt wird: Daß zur Zeit so F der Völkerwanderung die ganze zivilisirte Welt von den deutschen M Königen( Volkskönigen" würde die Norddeutsche Allgemeine" sagen von mit Krieg überzogen und erobert worden ist, und daß unsere brad neuerzeitlichen Kriege mit Frankreich und Italien ( das amtliche beste Organ der sächsischen Regierung wird uns hoffentlich noch erlauben Tijd Desterreich noch zu Deutschland zu zählen) im Grunde genommen nur Met die nothwendigen Konsequenzen jener Eroberungs gesti kriege der deutschen Könige sind, gewissermaßen der historische Rüd noch Nov schlag. Doch um uns nicht auf eine ferne Vergangenheit zu beschränken dig wie verhält es sich denn mit der Friedlichkeit der beiden moderne taffe Königthümer, für welche das amtliche Drgan ver sächsischen Regierung eine sich jedenfalls am meisten interessirt: des sächsischen und de ständ preußischen?

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Je nun, das sächsische Königthum ist freilich in neuerer Zeit sehr wenn friedlich geworden, jedoch nur aus einem ähnlichen Grund, wie jenes als Fräulein fromm wurde, sobald sie nicht mehr lieben funnt!" Solang solche die sächsischen Fürsten , Kurfürsten und Könige Krieg führen und au gesch Eroberungen ausgehen ,, tunnten", thaten sie es nach Kräften. Un heite da das amtliche Organ der sächsischen Regierung offenbar ein schwache Sozi Gedächtniß hat, so wollen wir es nämlich das Organ u. A. nu A an einen gewissen Moritz von Sachsen und an die polnische Schr Abenteuer verschiedener sächsischer Fürsten erinnern. Seit Friedrich nicht genannt der Große, den Eroberungs- und Großmachtsgelüften de kasse sächsischen Fürsten für immer einen Dämpfer auffeyte, ist das sächsisch D Königthum" allerdings eminent friedlich" geworden, und wir wolle Ra über das fatale Jahr 1866 hinwegsehend, dem amtlichen Organ de ser sächsischen Regierung gern zugeben, daß das sächsische Königthu jet der Friede ist". Das heißt an und für sich. Zum Unglü Bun ( oder unsertwegen auch Glück) ist es aber das Anhängsel eine Hau anderen Königthums geworden, für dessen organische Friedlichkeit A sogar das amtliche Organ der sächsischen Regierung die Verantwortum unse Absc taum übernehmen möchte: wir meinen das preußische.

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Hat das amtliche Organ der sächsischen Regierung, um nicht weit a zurückzugreifen, die Raub- und Eroberungszüge des Preußenkönig batt Friedrich, genannt der Große, nach Sachsen vergessen? Hat es d die Theilung Sachsens durch den Preußenkönig Friedri war Wilhelm III. am Ende der Freiheitskriege" vergessen? Hat es de Bruderkrieg" vergessen, welchen der Preußenkönig Wilhelm im Jahre 1866 gegen das übrige Deutschland und auch speziell geg Sachsen ins Werk jeste? Das waren wohl Laute lauter Beweise dafür, daß das deutsche Königthu nun, nachdem wir das amtliche Organ d

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der Friede ist? sächsischen Regierung mit einem verdienten Klaps auf die Finger lassen haben, ein Wort der Entschuldigung an den Leser:

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Es ist ja bloß eine Kleinigkeit, womit wir uns beschäftigt haben, un solche Kleinigkeiten kommen täglich zu hunderten vor; allein wenn m berartige Kleinigkeiten stets unbeachtet läßt, so gewöhnt mansi daran und verliert allmählich das Gefühl des Ékels und d Entrüstung, welches Lüge und Speichelleckerei in jede halbwegs unverdorbenen Menschen erwecken müssen und sollen. Es deshalb nothwendig, dann und wann irgend ein Erempel herauszugreife und ein Erempel zu statuiren. Ich verstehe nicht, sagte uns jüngst der Parteipolitik ganz fernstehender Mann vom Lande bei einem spräch über das Sozialistengesetz und die Mänöper zur Verlängeru desselben ich verstehe nicht, wie Menschen mit gesundem Mensch ling verstand sich durch solche Manöver täuschen und für ein Gesetz eintret können, das ein so flagranter Unsinn und eine so flagrante ungerecht glei feit ist". Ja, Menschen mit gesundem Menschenverstand frei Eg nicht, aber die gesammte Regierungskunst läuft heutzutage darauf hina den gesunden Menschenverstand zu vernichten u in einen ungesunden Menschenverstand oder Menschen u verstand zu verwandeln".

Hat unsere Regierungs-, Bourgeois- und Pfaffenpresse etwa ein anderen Zweck? Das Volk wird systematisch vergiftet und verdum Und diesen Vergiftungs- und Verdummungsprozeß, diese geistige Gif mischerei und Falschmünzerei wollten wir an einem Beispi in corpore vilian dem amtlichen Organ der fächsischen Regieru zeigen. Und die Leipziger Zeitung" gilt noch für das anständig der deutschen Regierungsblätter!

Also endlich stieg er doch in den Pott, nämlich Herr Miquel. Er war bei JHM und fikt fest auf der Leimrut ER braucht ,, liberalen" Vorspann, um den Kronprinzen zu sich in Wagen nehmen zu können, und da sind die Reste der großen nat nalliberalen Partei" gut zu verwenden, obgleich sie sonst zu nichts m ver gut sind.

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Byzantinismus, mit diesem Worte bezeichnet der Spra gebrauch das hündische Schweifwedeln und Speichellecken vor den Gro und Mächtigen dieser Erde, welches im byzantinischen Kaiserreich fe höchste Blüthe, wenn dieser Ausdruck gestattet ist, erreicht haben Soll, sagen wir ausdrücklich, denn was im aufgeklärten 19. Jahrhund im aufgeklärten Europa , namentlich im aufgeklärten Deutschland , in die Artikel geleistet wird, übersteigt an Nichtswürdigkeit Alles, was von dem Treiben an dem Hofe zu Byzanz berichtet worden. Dort wa

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