es veritable Sklaven, angestellte Höflinge, die vor autokratischen Des poten krochen, der Sklavensinn lag in den Verhältnissen; hier sind es freie" Männer, unabhängige Gelehrte, die sich selbst zu Sklaven herabwürdigen, die freiwillig da in Hundedemuth ersterben, wo jeder Mann on Charakter verächtlich den Rücken kehren muß. Der Byzantinismus Des oströmischen Kaiserreiches war nicht halb so niederträchtig als die Bauchrutscherei im glorreichen preußischen Kaiserreiche deutscher Nation. Was uns zu dieser Bemerkung veranlaßt?
Der Prospekt eines neu erschienenen Prachtwertes:" Prinz Friedrich Karl im Morgenlande. Dargestellt von seinen Reisebegleitern Professor Dr. H. Brugsch- Pascha und Major von Garnier."
Bon Legtgenanntem wollen wir schweigen, er ist berufsmäßiger Schweifwebler. Herr Brugsch aber ist ein Gelehrter, dessen Verdienste um die Wissenschaft der Egyptologie ihm einen Ruf verschafft haben, der durch Die Verbindung mit irgend einem Prinzen, und wäre es selbst ein anständiger, absolut nichts gewinnen kann. Aber nichtsdestoweniger läßt Der Herr sich willig vor den Wagen eines als roh und gemein bekannten Stallknechts spannen, nur weil dieser Stallknecht aus föniglichem Hause und Generalfeldmarschall der preußischen Armee ist. Und er läßt einen Prospekt in die Welt hinaussenden, in dem es von den Gründen der besonders glänzenden Ausstattung des Prachtwertes heißt:
" Zunächst und in erster Linie natürlich die ritterliche Gestalt, die im Vordergrund stehend, dem Werke dauernden Werth verleihen wird. War s doch auch die schuldige Dankbarkeit gegen Prinz Friedrich Karl , die Den Herren Verfassern Anregung und Schaffensfreudigkeit gegeben hat. Längst schon erfüllt der Kriegsruhm des Prinzen die Welt, hier ist es weiteren Kreisen zum ersten Male vergönnt, einen Blick in die von Begeisterung für Alles, was schön und edel, erfüllte und dabei doch so anspruchslose Art seines Friedenslebens zu thun.
Begeisterung für Alles, was schön und edel!"- Wenn wüste Saufgelage und geschlechtliche Ausschweisungen schön, wenn brutale Mißhandung von Frau und Töchtern, wenn schmutzige Filzigkeit eel, dann allerdings ist an der Begeisterung des ritterlichen Prinzen in dieser Beiehung tein Zweifel möglich.
Diese Begeisterung" war ja bekanntlich die Ursache seiner Reise nach dem Drient, die anspruchslose Art", in der er sich ihr hingab, hatte selbst am Berliner Hofe so böses Blut gemacht, daß man es aller höchsterseits" für am gerathensten fand, dem rothen Prinzen eine Reise nach dem heiligen Grabe zur Buße" aufzudiktiren. Und da stellt sich ein deutscher Gelehrter hin und will dem Volke einreden, wissenschaftlicher Drang und wer weiß, was noch, sei die Triebfeder dieser Reise
gewesen.
Pfui über solche Gesinnungslumperei!
Aus Berlin wird uns geschrieben: Reichstag . Am vergangenen Dienstag stand die famose Novelle zum Hilfstassen gesetz zur Berathung. Die Debatte und namentlich das Benehmen des Regierungskommiffars, Geheimen Regierungsrathes 2ohmann( der sonst ein leidlich vernünftiger Mensch ist), bewiesen wieder recht deutlich, was von der so pomphaft angekündigten Sozialreform" zu halten ist, und welchen Haß Regierung und herrschende Klassen gegen jede selbstständige Arbeiterorganisation und sei dieselbe in ihren Zielen noch so harmlos und von„ Umstürzlerei" entfernt haben.
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Nachdem die konservativen Volksbeglücker eingesehen, daß die Arbeiter von der„ Glückseligkeit", die durch das Krankenkassengesetz über sie gebracht werden soll, nichts wissen wollen und sich massenhaft den bestehenden freien Zentral- Hilfskassen anschließen( die Tischlerkaffe ist seit 2 Jahren von ca. 5000 auf nahezu 30,000, die der Metallarbeiter im gleichen Zeitraum von ca. 3000 auf 22,000 Mitglieder gestiegen), suchen sie das Ausnahmegesetz betr. die Krankenversicherung noch durch ein weiteres Ansnahme gesetz, nämlich die genannte Novelle zum Hilfskaffengesetz zu verschärfen. Neben den nothwendigen Einführungsbestimmungen, durch welche die Stellung der Hilfstassen zum Krankenkassengesetz festgestellt werden muß, enthält die Novelle eine Reihe niederträchtiger Bolizeibestimmungen, durch welche jeder selbstständige Athemzug dieser Kassen erstickt werden soll. So sollen namentlich die Vorstände solcher Kassen mit hohen Strafen belegt werden, wenn sie in Versammlungen des Vereins Diskussionen über andere als Raffenangelegenheiten" zulassen. Im Aktien- und Unfallgesetz sind folche Strafen für die Bourgeois, wenn sie in den von der Regierung geschaffenen oder anerkannten Kapitalistenzünften andere" Angelegenheiten diskutiren, nicht vorgesehen. Natürlich, die Arbeiter könnten ja Sozialdemokratie treiben!
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Auch soll es jedem Polizeiesel gestattet sein, zu jeder Zeit seine Schnüffelnase in die Bücher und Schriften( b. h. alle Briefe) nicht blos der Zentral-, sondern auch der Lokalverwaltungen der Hilfstassen zu stecken u. s. w. u. s. w.
Die von unserer Bartei gestellten Gegenanträge wurden durch Genosse Rayser mit großer Sachkenntniß und Geschick vertreten, hatten aber selbstverständlich das Schicksal, welches alle Anträge haben, wenn und weil sie von uns kommen: sie wurden abgelehnt. Bum Schluß stellte sich die Beschlußunfähigkeit des„ hohen Hauses" heraus.
Am Freitag wurde die Debatte wieder aufgenommen und sprach unserseits Genosse Stolle in längerer Rede über den famosen§ 34 Absatz 2( Strafbestimmungen betr.), nachdem der bekannte KreuzzeitungsHammerstein in seiner polternden Manier denselben befürwortet hatte. Dieser Absatz wurde durch„ Hammelsprung" abgelehnt, dagegen die übrigen Paragraphen im Sinne der Regierung angenommen. Damit war die zweite Lesung erledigt.
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Die Windthorst'schen Anträge zum Sozialistengesetz haben dem braven Otto die Wahlparole" für den Fall der Auflösung verdorben, aber auch den Weg zu einem Kompromiß gebahnt. Wenn es dem braven Otto gelingt, den Kronprinzen einzu fangen, oder wenn sich eine Wahscheinlichkeit eröffnet, daß der alte Kaiser den Herbst erleben wird, bekommen wir keine Auflösung und die Verlängerung des SozialistengeSeges.
Unsere Partei hat aber für jeden Fall das Pulver troden zu halten!
Der wahre Gordon Pascha . Angesichts der heuchlerischen Entrüftung, welche die Kölnische Zeitung " und mit ihr fast das gejammte ,, liberale" Deutschland darüber zum Besten geben, daß die eng lische Regierung den biederen General Gordon in Khartum im Stich läßt, wollen wir auch einmal eine egyptische Stimme über diesen Schütz ling der europäischen Bourgeoisie zum Wort gelangen lassen. Das„ Echo" veröffentlicht in seiner letzten Nummer unter dem gleichfalls von uns gewählten Titel folgenden Auszug aus dem Bosphore Egyptien":
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„ Die zwei Paschas, welche der General Gordon nach seiner Niederlage von Helfaja erschießen ließ, sind vor kein Kriegsgericht gestellt worden. Gordon Pascha hatte sie nur im Verdacht, ihn verrathen zu haben, weil sie zu viel Munition für die Geschüße mitgenommen hatten.
Man muß hinzufügen, daß diese zwei Paschas von Gordon Pascha selbst vor zwei, drei Wochen das Paschalik erhalten haben!
Die Grausamkeit Gordon Paschas ist im ganzen Sudan bekannt; er wird wohl eine neue Aera von Terrorismus einführen. Bis heute haben wir nichts darüber gesagt, um nicht beschuldigt zu werden, die ohnehin erhitzten Gemüther noch mehr aufzuregen. Aber wir werden nicht immer diese Zurückhaltung beobachten und wenn Gordon Pascha fortfährt, werden wir diesen extravaganten Apostel, der Humanität predigt und fortwährend Blut vergießt, der Verachtung der zivilisirten Welt preisgeben."
Das wird dem Blatte nun wenig helfen. Der zivilisirten Welt" verfährt der Abenteuerer Gordon noch immer nicht ,, energisch" genug; die zivilisirte Welt" hat absolut nichts gegen Mord und Todtschlag einzuwenden, sobald es sich um ihr Zivilisationsideal, den heiligen unantaſtbaren Gott Profit handelt.
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Der Triumph der Zivilisation. Auf Fort Hamilton bei Brooklyn wurden, wie die ,, New- Yorker Volkszeitung" schreibt, am 12. April Versuche mit der neuen Dynamit- Kanone angestellt. Dieselbe hat eine Bohrung von 4 Zoll, ist von Kanonenmetall von Zoll Stärke und 40 Fuß lang. Das Geschoß wird vermittels
komprimirter Luft aus dem Rohr geschleudert. Die Komprimirung der Luft geschieht durch eine Dampfmaschine. Die Luft befindet sich in Kammern, welche mit dem Rohr in Verbindung stehen. Die Kammern sind 40 Zoll lang, 4 Zoll im Durchmesser und können 30 Kubikfuß Luft halten, was einem Druck von 28,800 Pfund per Quadratfuß gleichkommt. Das Geschütz kann 14 Mal abgefeuert werden, bevor die Kammern auf's Neue gefüllt zu werden brauchen. Läßt man die Luftpumpe, welche das Komprimiren besorgt, ununterbrochen arbeiten, so kann alle 30 Sekunden ein Schuß abgefeuert werden. Die Geschosse find 4-6 Fuß lang und enthalten 25 bis 100 Pfund Dynamit. Bei einer sechszölligen Ranone solt die Tragweite sich auf 3( englische) Meilen Entfernung belaufen. Die Hülse, in welcher sich das Dynamit befindet, ist aus Messing und hat eine tonische Spize. Das rückseitige Ende besteht aus Holz und dient dem Geschoß als eine Art Schweif beim Fliegen durch die Luft. Von einem Schiffe, das von einem solchen Geschoß getroffen wird, bleibt auch nicht ein Atom auf der Oberfläche des Wassers. Die Versuche wurden mit Patronen verschiedener Größe angestellt und in keinem Falle ging das Geschoß mehr wie 4 Fuß an dem Ziel vorbei. Die Distanz, auf welche geschossen wurde, betrug 2100 yard.
Wir drucken diese Notiz ab als schäzbares Material für die projektirte Gesetzgebung im deutschen Reiche gegen den Mißbrauch von Explosivstoffen".
Schwarz, roth, blau. Die Stuttgarter Unternehmer haben ihre schwarze Liste" im Buntdruck erscheinen lassen; die gefähr= lichsten Arbeiter sind schwarz, die minder gefährlichen roth, die verhältnißmäßig sanftesten blau darin verzeichnet. Wir können nicht umhin, diese Anordnung der Farben als sehr sinnreich zu bezeichnen. Blau die Farbe der Ausdauer; roth die der Leidenschaft und schwarz die des Fanatismus- sehr gut gewählt, in der That! Wenn aber die Arbeiter Lust verspüren, den Spieß umzukehren, dann werden auch sie diese Farben sehr gut gewählt finden: blau, roth, schwarz. Das ist eine ganz geeignete Stufenleiter zur Werth= schätzung selbst der unschäzbarsten Individuen.
Streits. Der Streit der Maurer und Zimmerer in Leizig dauert noch immer fort. Die sauberen Prinzipale verhandeln sich Arbeiter aus dem Auslande, wozu die nationalliberale
Presse, die sonst nicht genug deutschthümeln kann, wahre Jubelhymnen singt. Die anständige Münchner Allgemeine" läßt sich ohne jeden Anstand aus Leipzig schreiben: die Meister haben ihrerseits Schritte gethan, um schon in den nächsten Tagen fremde Arbeiter einzustellen, deren in Böhmen , Ungarn 2c. eine genügende Anzahl geworben; gerade diese Thatsache hat auch manchen Streifenden zur Vernunft und Wiederaufnahme der Arbeit gebracht."
Letzteres ist nun eitel Flunkerei, die fremden Arbeiter waren so vernünftig, wieder abzureisen, nachdem ihnen ihre deutschen Kollegen den Sachverhalt mitgetheilt, aber die edle Absicht bleibt die gleiche. Kann es übrigens ein schlagenderes Beispiel von der Verlogenheit der patriotischen Phrasen der Ausbeuterbande geben? Das Leipziger Tageblatt ", die Münchener Allgemeine" und tutti quanti wissen nicht genug zu heulmeiern über die Unterdrückung des Deutschthums in Ungarn , über Verdrängung des deutschen Elements in Böhmen 2C. 2C. Sobald es sich aber um die Ausbeutungsinteressen handelt, sind sie die ersten, die deutschen Arbeiter durch Ungarn , Böhmen , und was immer nur für ausländische Elemente zu haben sind, zu verdrängen. ErUnd hinterher wirft man den Arbeitern Vaterlandslosigkeit vor. bärmliches Heuchlerpack!
Um zur Sache selbst zurückzukommen, so ist festzustellen, daß der Streit fortdauert, Zuzug unbedingt fernzuhalten ist und etwaige Unterstützungen an Aug. Stamm, Leipzig , Preußergäßchen 5, zu senden sind..
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Der Streit der Nähmaschinenarbeiter der Fabrik von Frister und Roßmann in Berlin ist in ein neues Stadium getreten. Die Stadtverordneten Ewald und Herold haben, ohne von den Streikenden dazu autorisirt gewesen, eine Konferenz mit den Direktoren der Fabrik abgehalten, bei der allerdings zwei Arbeiter der Fabrik zur Kontrole" zugezogen waren, und erklären nunmehr, daß die Arbeiter Ursache hätten, auf die Vorschläge der Fabrikleiter ein zugehen. Diese Einmischung scheint von den Streikenden mit großem Mißbehagen aufgenommen zu sein, und auch wir müssen gestehen, daß sie uns sehr eigenthümlich vorkommt. Ein abgeschlossenes Urtheil zu bilden sind wir vorderhand allerdings nicht in der Lage, da wir den Verhältnissen zu fern stehen. Bis jetzt haben ca. 300 Arbeiter die Arbeit wieder aufgenommen, das Gros verharrt im Ausstand.
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Ein logischer Anarchist. Der Genfer Revolté" hat sich seit einiger Zeit den Titel: Anarchistisch kommunistisches Organ" beigelegt. Dafür wird er von einem Freunde" in einer Einsendung folgendermaßen abgekanzelt:
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Wozu denn das Wort„ anarchistisch" mit dem Ausdruck ,, kommunistisch" verquicken? Um zu bekunden, sagen Sie, daß wir gleichzeitig Anarchisten, d. h. Feinde der Autorität sind, wie Gegner des individuellen Eigenthums, das heißt Kommunisten. Es besteht da, glaube ich, ein Fehler in der Auffassung, der berichtigt werden muß, und zu diesem Zwecke genügt es, die Anarchie vollständiger und genauer zu definiren, als es bisher geschehen. Nach meiner Ansicht sollte sie Folgendes bedeuten: Ein Anarchist ist ein vom unveräußerlichen Recht aller menschlichen Wesen auf die volle Befriedigung aller ihrer Bedürfnisse, der allgemeinen wie besonderen, der dauernden wie der zeitweiligen, überzeugter Mensch; infolgedessen kann der Anarchist keine Gesellschaft voraussetzen, in der sich nur einige Privilegirte vereinigen, er ist daher jeglicher Individualisirung des Eigenthums, welcher Art ste auch sei, entgegengesetzt. Daraus folgt aber noch nicht, daß er Kommunist in dem Sinne sei, der mit diesem Wort verbunden wird, d. h. daß er durch soziale Vorschriften gezwungen werde und das ist ganz die kommunistische Dekonomie mit anderen zu theilen, was er zur persönlichen Befriedigung erlangen kann. Und man entsetze sich nicht: selbst in einer von allen autoritären Schranken, die uns heute hemmen, befreiten anarchistischen Gesellschaft. Wenn der Kommunismus bestände, so würde das menschliche Wesen nicht glücklich sein, weil es an eine Verpflichtung gebunden wäre, die man ihm nicht auferlegen kann, ohne seine Freiheit zu verlegen! Ich weiß wohl, daß man sagen wird, das wäre dann der reine Egoismus, daß die Anarchisten, wenn sie dieses System der zukünftigen Gesellschaft akzeptirten, nur ganz einfach frischaufgelegte Bourgeois seien. Das fümmert mich wenig, die Wahrheit liegt da; wenn man die heutige kapitalistische Gesellschaft zerstört haben wird, wenn alle Organe die Form autokratischer Maschinen, die sie in einem auf Privilegien beruhenden sozialen Zustand natürlich bekleiden, abgestreift haben werden, so wird nicht nur der Kommunismus- wie man ihn verstehen muß, wenn man nicht die Bedeutung der Worte verdrehen will- nicht eingeführt zu werden brauchen, er wird auch unausführbar sein: die menschlichen Willen werden während des Kampfes, der dem revolutionären Sieg vorhergegangen sein wird, so geschärft sein, sie werden so viel zu leiden gehabt haben, um von keinem Zügel, von keiner Einschränkung für ihre Freiheit etwas mehr wissen zu wollen, und daran werden sie gut thun, sie werden durch die Thatsachen folglich siegreich beweisen, daß das menschliche Wesen nur für sich selbst da ist( n'a charge que de lui même) und in seinem kurzen Leben nicht Zeit genug hat, sich mit den Interessen des Nächsten zu beschäftigen; das mag reaktionär und antisozialistisch erscheinen, aber das ist die wahre Devise der Anarchisten, die endlich in ihrer ganzen brutalen, aber einzig befriedigenden Realität lauten muß: Th'u', was Dir beliebt!"
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Das klingt allerdings nicht sehr einladend, ist aber in der That die einzig logische Konsequenz des Anarchismus. Anarchismus und Kommunismus sind eben unvereinbar, die absolute Freiheit des Individuums verträgt sich nicht mit einer kommunistischen Gesellschaft. Dem armen Revolté" aber wird vor diesem Freunde" vor Angst ganz übel, er windet sich und dreht sich, spricht von ,, falschen Auslegungen der Worte", vom Kampf um's Dasein à la Darwin und schließt mit der Frage, ob es für die Individuen in der zukünftigen Gesellschaft nicht vortheilhafter sein würde, unter Aufrechterhaltung ihrer vollständigen Antonomie, ihre Bemühungen zu vereinigen, um diese( schon vollständige) Autonomie dadurch zu vermehren, daß sie die zur Herstellung der nothwendigsten Existenzmittel nöthige Arbeitszeit verkürzen."
Wie sie das fertig bringen, ohne die Autonomie des Individuums anzutasten, verspricht der Revolté" in einem besonderen Artikel zu erörtern. Das kann lustig werden.
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Reichstagskandidaturen. Königsberg in Pr.: Schloſſermſtr. Go dan. München I. und II.: G. Vollmar.*) Unser Bruderorgan, der Brünner ,, Volkss freund" schreibt an hervorragender Stelle:
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Desterreich.
,, Wien . Möglicherweise dürfte nach Wiedereröffnung des öfterreichischen Reichsrathes der Normalarbeitstag zur Verhandlung gelangen. Da von liberaler" Seite voraussichtlich mit allen möglichen Mitteln gegen die Firirung eines solchen Stellung genommen wird und es nicht ausgeschlossen ist, daß einige sogar darauf hinweisen könnten, die Arbeiter verlangen keine kürzere Arbeitszeit, ist es dringend nothwendig, daß die Genossen überhaupt an Orten, wo die Industrie vertreten ist, mit aller Energie entweder in öffentlichen Versammlungen oder durch Erklärungen in den Arbeiterblättern für den zehnstündigen Normalarbeitstag eintreten. Die unbedingte Nothwendigkeit der Einführung desselben ist jedem Arbeiter hinlänglich klar." Bravo!
Demselben Blatte entnehmen wir folgende Notizen:
,, Vorige Woche fand in Prag vor Geschworenen die Verhandlung gegen den Bergmann Joh. Preiza aus Theresienfeld bei Mariaschein wegen des Verbrechens des Hochverrathes statt, den Preiza durch Verbreitung von Flugschriften begangen haben soll. Derselbe wurde von den Geschworenen schuldig" erkannt und zu der horrenden Strafe von 8 Jahren Kerker verurtheilt.
Das nennt man in Desterreich den Rechtssinn stärken!
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Auch Krakau hat ein Bombenattat gehabt. Ein junger Mann, Namens Malankiewicz hat eine Petarde mit Sprengstoffen gegen das Krakauer Polizeigebäude geschleudert, um, wie er später aussagte, das Volk von dem Polizeidirektor Kostrzewski zu befreien; jede weitere Auskunft verweigert er.
Da wir keine Attentatsschwärmer quand même sind, so halten wir mit unserem Urtheil über diese That, solange ihre Motive und näheren Umstände nicht aufgehellt, vorläufig zurück. Db der jugendliche Attentäter ein Einfaltspinsel" war, wie von gewisser Seite proklamirt wird, steht für uns noch dahin. Wer die polizeilichen Zustände Krakaus einigermaßen kennt, wird das nicht unbedingt zugeben.
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Frankreich . Am 4. Mai, also nächsten Sonntag, finden die Neuwahlen zum Gemeinderath statt, an welcher sich die Sozialisten mit ganz besonderem Eifer betheiligen, und bei der sie diesmal auch wohl größere Erfolge erringen werden als vor vier Jahren. In bedauerlicher Weise macht sich dabei die Spaltung geltend, so daß in einigen Bezirken drei sozialistische Kandidaten sich gegenüberstehen: des sozialistischen Arbeiterverbandes( sogen. Possibilisten), der Arbeiterpartei( Marristen) und der sozialistischen Republikaner ( Blanquisten). Erstere Richtung ist unbe stritten in Paris die stärkere und bestorganisirte, das Gros der Fachvereine( Syndikatskammern) hält zu ihr, und ihr wird daher auch der Löwenantheil zufallen. Ihr Mitglied Joffrin, bisher Vertreter eines Bezirkes im 18. Arrondissement( Montmartre ) wird zweifelsohne wiedergewählt werden, da die Radikalen sogar darauf verzichtet haben, ihm einen Gegenkandidaten gegenüberzustellen.
Ueberhaupt zeigt der Wahlkampf ganz unverkennbar, welche Macht trotz aller Zerwürfnisse der Sozialismus schon jetzt in Paris ist. Die Radikalen treten fast überall mit Forderungen auf, die fast wörtlich dem sozialistischen Programm entnommen sind, welches sie vor 4 Jahren noch als unsinnig bekämpften.
Unsere Jdeen", schreibt Jules Guesde im Eri du Peuple", sind nicht marschirt, sie sind gestürmt. Sie sind in die feindlichsten Kreise eingedrungen und haben die Achse der Politik der Intransigenten aus den Angeln gehoben. Und sollten wir auch in der Person unserer Kandidaten geschlagen werden, so sind wir doch nichtsdestoweniger moralisch die Sieger, weil es unsere Forderungen sind, die triumphiren, wenn auch unter anderer Firma.
,, Darin, daß die Arbeiterpartei eine Fraktion ihrer Gegner gezwungen hat, ihr die Waffen zu entlehnen, um sie zu bekämpfen, liegt ein erster Sieg, von dem wir Akt nehmen müssen und der übrigens nicht der einzige ist.
" Glücklicherweise ist die Zahl der Industriezentren nicht gering, wo infolge der durch die Maschinenproduktion geschaffenen Trennung der Klassen die Arbeiterpartei nicht nur in diesem oder jenem Programmpuntte, sondern mit ihrem ganzen Programm, welches die politische und ökonomische Expropriation der Bourgeoisie verlangt, in Person triumphiren wird."
Das hoffen auch wir.
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Holland . In dem Lande der Mynheers macht unsere Bewegung erfreuliche Fortschritte, was sich namentlich auch dadurch zeigt, daß seit einiger Zeit die Maßregelungen gegen unsere Genossen wegen ihrer Gesinnung beginnen, bisher in Holland etwas Unerhörtes. Man fängt eben an, die Bewegung, die man anfangs verlachte, für gefährlich zu halten ein glänzendes Zeugniß für den Eifer unserer holländischen Genossen. Ihr trefflich redigirtes Organ Recht voor Allen"( Recht für Alle), das bisher Genosse F. Domela Nieuwenhuis herausgab, ist von diesem, seitdem es seine Herstellungskosten deckt, freiwillig der Partei übergeben worden und soll demnächst zweimal wöchentlich erscheinen. Ebenso besigen unsere Genossen ein eigenes Parteilofal mit großem Versammlungssaal.
Soviel für heute; gelegentlich werden wir spezieller auf die Agitation in Holland eingehen.
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Amerika . Bezüglich der in voriger Nummer erwähnten großartigen Arbeiterversammlung von Newyork zur Besprechung der Cincinnatier Vorgänge entnehmen wir der brieflichen Mittheilung eines dort lebenden Genossen nachfolgende interessante Einzelheiten:
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Besonders erfreulich war es, daß die Mostianer so gründlich abfielen und damit an einem eklatanten Fall einmal dem hiesigen Publikum der Unterschied zwischen uns und ihnen demonstrirt wurde. Nachdem die Rednerliste erschöpft war und Mac Guire vortrat, um die Versammlung zu schließen, schrieen die im Saale vertheilten Anarchisten höchstens 20 bis 30 mit Ausdauer:„ Most! Most!" Wenn man nun weiß, wie schnell ein solcher Ruf in einer erregten Versammlung von 5000 Menschen, unter denen doch immerhin mindestens 1000 Menschen sind, die überhaupt keine bestimmte Parteistellung einnehmen, sondern einfach aus Wuth über solche Vorgänge kommen, zündet, da sollte man meinen, daß ein Fiasko gar nicht möglich war. Aber der Ruf fand nicht den geringsten widerhall, es blieb bei den paar Stimmen, die immer dünner wurden und ganz aufhörten, als Mac Guire in ruhiger, aber fester Weise die Situation erklärt hatte."
,, Und weshalb arrangirten die Herren nicht diesmal für sich eine Massenversammlung? Umsomehr da sie vollauf Zeit dazu hatten, da wir erst eine volle Woche nach dem Ereigniß tagten. Einfach weil die zu feig waren. Denn diesmal war wirklich Gefahr vorhanden. Hätte diesmal ihr Herr und Meister z. B. in seiner gewohnten blödsinnigen Weise zur Ermordung Vanderbilt's 2c. aufgefordert, so wäre er unzweifelhaft abgefaßt, vor eine Jury gestellt und als inciting to murder" zu 5 oder 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Und da ließen es die Helden lieber sein."
Am 14. April( Ostermontag) fand in Newyork auf dem Union Square eine von mindestens 15,000 Arbeitern besuchte Massendemonstration zu Gunsten einer Verkürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden statt. Genosse H. Walther ( früher in Hamburg ), G. Block, Fr. Heller, W. Brown und Andere fungirten als Redner in deutscher Sprache. Die Demonstration war von der Newyorker Central Labor Union arrangirt worden.
Sozialistische Presse und Literatur.„ Avanti!" ( Vorwärts), das ehedem in Imola erschien, vor einiger Zeit aber eingegangen war, erscheint jetzt in Rom . Wir wünschen ihm besten Erfolg! Aus Habana( Zentralamerika ) geht uns ein sozialistisches Wochenblatt El Obrero"( Der Arbeiter) zu, das namentlich die Interessen der dortigen Zigarrenarbeiter vertritt.
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*) Genosse Ernst ist aus privaten Gründen von seiner Kandidatur zurückgetreten.