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,, Die Anmeldung einer Wahlversamminng durch einen Sozialdemokraten kann an sich, auch selbst in Verbindung mit der Anfündigung, daß in der Wahlversammlung ein Sozialdemokrat als Redner auftreten werde, nicht als Thatsache angesehen werden, welche gemäߧ 9 Absatz 2 des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 die Annahme rechtfertigt, daß die Versammlung zur Förderung der im Absatz 1 a. a. D.( am angeführten Drte) bezeichneten Bestrebungen bestimmt ist."
Wesentlich auf Grund des in dieser Resolution enthaltenen Prinzips Reichstag die Beanstandung ausgesprochen.
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Es dauerte fünf viertel Jahre, ehe der Reichstag in die Lage tam, die Angelegenheit endgiltig zu erledigen. Die vom Reichstag geforderten und daraufhin von der sächsischen Regierung angeordneten amtlichen Erhebungen zogen sich so in die Länge, daß die Wahlprüfungsvon tommission erst um legte Pfingsten von dem Resultat der amtlichen Erhebungen in Kenntniß gebracht ward und in Besitz des Aktenmaterials tam. Da die in dem Wahlprotest behaupteten Thatsachen, die zur Beanstan bung der Wahl geführt hatten, durch die amtlichen Erhebungen in den Hauptpuntten erwiesen wurden, so hatte die Wahlprüfungskommission dem Plenum des Reichstags die Kassirung der Leuschner'schen Wahl sowie die endgiltige Annahme der obigen Resolution vorzuschlagen. In der Sigung des 24. Juni gelangte die Materie zur Verhandlung, und nach einer längeren Debatte, innerhalb deren Genoffe Stolle, zum Theil aus eigener Anschauung, das skandalöse Verfahren der sächsischen Behörden schilderte, sprach der Reichstag mit großem Mehr die Ungiltigkeit der Wahl aus und nahm auch end giltig die fragliche Reso
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Dhne die Bedeutung und Tragweite dieser Resolution überschätzen zu wollen, kann doch nicht geleugnet werden, daß dieselbe in das Sozia liftengesetz ein Loch reißt und den Sozialdemokraten während der Wahlzeit einen Rechtsschutz gewährt.
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Rein Zweifel, die Behörden haben einen viel bequemeren Weg, den Sozialdemokraten das Versammlungsrecht abzuschneiden: man veranlaßt die Wirthe, ihre Lokale nicht für sozialdemokratische Versammlungen ini: berzugeben; kein Zweifel, es ist, falls dennoch sozialdemokratische Wahlversammlungen zu Stande kommen, den überwachenden Polizeibeamten eine Kleinigkeit, die Versammlungen wieder aufzulösen und, zur Rettung Gesellschaft, etliche Verhaftungen oder sonstige Gewaltstreiche zu verallein immerhin ist es ein Vortheil, daß sozialdemokratische Verjammlungen nicht von vorneherein verboten werden dürfen; die Wahlbie agitation wird uns durch diesen Reichstagsbeschluß entschieden erleichtert, noch und die Behörden werden sich zusammennehmen müssen, nicht ganz so vom lich wird der Beschluß in Sachsen gut wirken, wo der scharfe Tadel, tscht welchen die standalösen Wahlpraktiken im Reichstag gefunden haben, aren berbunden mit der kläglichen Haltung des von allen Seiten in die Enge getriebenen und förmlich mit Spießruthen gestäupten sächsischen Regie ichen rungskommissärs von Nostiz : Wallwig, unter den Beamten einen ich heilsamen Schreck hervorgebracht hat.
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und zwar indem er
fo ein möglichst ernſtes Gesicht dazu machte die kühne Behauptung aufgestellt, die sächsische Regierung sei diesen Unregelmäßigkeiten, ( un welche er theils stillschweigend zugab, theils blos schwächlich leugnete, 3per vollständig fremd; dem wurde aber mit allem Recht entgegengehalten, und daß die Lokalbehörden niemals gewagt haben würden, so zu handeln, Bid wenn sie sich nicht der Billigung der Regierung sicher gehalten hätten. ) be Jedenfalls tannte die Regierung das Vorgehen der Beamten; gleich beim ag vor und wurden zur Kenntniß der Regierung gebracht; allein die Regierung ließ sie ruhig gewähren. Sie trägt also die volle moralische Verantwortlichkeit, und auf ihren Rücken sind verdientermaßen die Hiebe viele gefallen.
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Sum Schluß sei noch bemerkt, daß unsere Genossen gut thun werden, ählig auf Wahlflugblättern u. f. w. den oben mitgetheilten Beschluß des hes Heichstages zu veröffentlichen, sowie den anderen, in die Gewerbeordjatte, nungsnovelle übergegangenen Beschluß, nach welchem Stimmzettel bie keine Druckschriften im Sinne des Gesetzes sind, die Verbreitung von gen. Stimmzetteln fsonach Niemand untersagt werden kann, auch Denjenigen nicht, welchen auf Grund des Sozialistengesetzes in der üblichen Manier Schriftenvertrieb entzogen worden ist.
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Diese zwei Beschlüsse sind für die Wahlagitation ebenso wichtig, wie in die allgemeinen Gesetzesbestimmungen, welche die„ Freiheit der Wahl" vers ären bürgen sollen.
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Am 24. Juni wurde vom Bundesrath der sächsische An= Vertrag auf Verlängerung des Belagerungszustandes daß für Leipzig und Umgebung ohne Debatte angenommen. Ueber tte die Thatsache ist kein Wort zu verlieren. Daß die sächsische Regierung ren diesen Antrag stellen würde, war ebenso selbstverständlich, wie daß der he, Bundesrath ihn mit Attlamation annehmen würde. Wozu haben wir en denn das Sozialistengesetz? Blos auf etwas Bemerkenswerthes wollen Ab wir hinweisen.
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Wie unseren Lesern bekannt, pflegte sich bisher der Polizei in Leipzig ungefähr zwei Monate vor Ablauf des gesetzlichen Belagerungsjahres eine fieberhafte Unruhe zu bemächtigen; die ohlfeld und Genossen dulbes dete es nicht mehr zu Hause oder in ihren Bureaux oder sonstigen norfale malen Thätigkeitskreisen: sie machten die extravagantesten Kreuz- und baß Duerzüge, liefen in fremde Häuser hinein und übten Einbruchs- Diebstähle trie und Hausfriedensbrüche aus und ein, eine polizeiliche Sitte und die Praxis, die schönfärberisch mit dem Namen Haussuchung bezeichnet wird, erzedirten systematisch gegen friedliche Bürger, indem sie dieselben ihrer persönlichen Freiheit beraubten und zu Zwangsspaziergängen und sonstiLitigen Zwangsvergnügungen gewaltsam nöthigten- furz, fie trieben alle möglichen Allotria, so daß jeder Mensch, der davon in den Zeitungen denn die Polizei trug merkwürdigerweise selbst Sorge dafür, daß ihre Streiche an die große Glocke gehängt wurden- mit Nothwendigkeit oll, denken mußte, das Vaterland, oder zum Mindesten die gute Seestadt Leipzig , sei in Gefahr und könne nur durch außerordentliche Maßregeln, ern wie zum Beispiel die fortdauernde Verhängung des Kleinen"" gerettet" Kleinen" ,, gerettet"
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Diesmal hat die Leipziger Polizei sich eines viel gesetzteren Benehmens befleißigt und von derartigen Allotrien so ziemlich ferngehalten. sie hatte es nicht nöthig. Der Reichstag hat erst vor sechs big Wochen die Verlängerung des Sozialistengeseges bewilligt und damit auch im Voraus die Sanktion für die Prolongirung des ,, Kleinen" gegeben. Wozu Extra- Anstrengungen und aufregende Extravaganzen, wenn hte man die„ Prolongirung" in der Tasche hat? Der Wechsel war rechtsgiltig ausgestellt und brauchte blos estomptirt zu werden. Das ist denn auch no geschehen.
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Und so erklärt es sich sehr natürlich, warum, abgesehen von einigen schüchternen Versuchen, den streikenden Maurern gegenüber Erzeffe zu verüben und zu provoziren, und abgesehen von der Ausweisung des wegen angeblicher Verbreitung des„ Sozialdemokrat" verurtheilten Genoffen th. Rösser während der letzten Wochen nicht viele Polizei- Attentate in Leipzig vorgekommen sind.
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Auf Grund des Sozialisten gesetzes sind in der letzten Beit wieder einige Verbote von Zeitungen erfolgt. Zunächst ist es die" New Yorker Volkszeitung" und das Wochenblatt derselben, deren Verbreitung im Bereiche der Bismarck 'schen Polizeigewalt nunmehr ein für allemal untersagt ist.
Dieser Empfehlung unseres trefflich redigirten Bruderorgans können wir uns nur anschließen, namentlich das umfangreiche Wochenblatt dürfte vielen unserer Genossen im Reiche gute Dienste thun. Es gibt eine Chronik der wichtigsten Ereignisse in aller Herren Länder, und drückt sich dabei mit einer Offenherzigkeit aus, die einem deutschen Musterbürger Entseßen einflößen könnte; deshalb auch das väterliche Verbot: die guten Unterthanen könnten verdorben werden.
Aus den gleichen väterlichen Gründen hat der Regierungspräsi bent von Königsberg das von Herrn Dr. Bruno Schönlant in München herausgegebene Königsberger Volksblatt" auf Grund § 11 des Sozialistengesetzes verboten. Die Motivirung ist ein wahres Monstrum patriarchalischer Fürsorge". In seinem lobenswerthen Eifer, die Königsberger Arbeiter vor Aufreizung zu den weit 2/3 gehendsten Forderungen" zu schützen, hat der Biedermann Studt ist sein Name leider ganz übersehen, daß seine Regierung für dieses Verbot gar nicht die zuständige Behörde ist, sondern daß das hl Recht, dem in München verlegten Blatte den Lebensfaden abzuschneiden, der Regierung von Oberbayern zusteht. Diese hat sich nun in
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| rührender Bescheidenheit schleunigst zu der Erklärung veranlaßt gesehen, rührender Bescheidenheit schleunigst zu der Erklärung veranlaßt gesehen,| Kampf für Verbesserung seiner Lage zu organisiren, ist ein Hetzer, daß sie die Rechtmäßigkeit des Verfahrens ihrer Königsberger Kollegin ein Aufwiegler und gehört ins Gefängniß. anerkenne eine Liebenswürdigkeit, die zwar für die Rechtmäßigkeit des Verbotes gar nichts beweist, die aber ein neuer Beweis dafür ist, wie hochherzig in Deutschland alle partikularistischen Schwächen aufgegeben werden, wenn es gilt, die Arbeiter zu schützen vor dem bösen Feind, genannt Sozialdemokratie.
Auf den Hund gekommen ist der Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer", Redakteur Richard Haertel in Leipzig . Dieses weitverbreitete Fachorgan zeichnet sich in der letzten Zeit durch eine Gesinnungstüchtigkeit" aus, die in der Arbeiterpreffe ihres Gleichen sucht. Wir verstehen es, wenn ein spezifisch gewerkschaftliches Blatt heutzutage keine Politik treibt; wenn aber eine Zeitung, die angeblich ein Arbeiter= blatt ist, sich dazu hergibt, die arbeiterfeindliche Sozialreform desselben Bismarck zu beweihräuchern, der den freien Organisationen der Arbeiter Luft und Licht entzieht, so ist das ein Verrath an der Sache der Arbeiter.
Man höre nur, wie der Korrespondent" sich prostituirt: In Nr. 61 vom 28. Mai d. J. heißt es in einem Artikel über deutsche Druckschrift: ,, Das ist doch wohl beachtenswerth in einer Zeit, in der die Fraktur in so argen Mißkredit gekommen, daß es der an der Spize des deutschen Reiches stehende germanische Recke an der Zeit fand, ihr mit seinem Ansehen eine Stütze zu geben."
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In Nr. 71 vom 22. Juni heißt es in einem Leitgedicht: 3 um Johannisfest 1884: mo ,, Bierhundert Jahr' trug Gutenberg's erhabne Kunst des Lichtes Strahlenmis
In Hütte und Palast und doch wer wollte das Erstaunen malen, Das Vieler Herzen faßte, als ein großer Geist, der's durfte wagen, Jüngst frant und frei der Nation mit trock'nem Tone fonnte sagen: Dem Menschen soll, was ihm gebührt, ihm soll das Recht auf Arbeit werden!" Fürwahr, es schien, als fürchte man,
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nun stürz' der Himntel auf die Erden, Die Federn knirschten in's Papier, es rasselten die Druckerpressen Und tausend Stimmen zeichneten das Wort als Jrrlehr' und vers neffen!" Darauf gehört nur eine Antwort: Pfui Teufel!
Die Feigheit der Deutsch freisinnigen trat in der vom Zaun gebrochenen Debatte über die Kolonialpolitik der Reichsregierung( 26. Juni) wieder einmal recht deutlich zu Tage. Der Abs geordnete app, einst serviler Bismarckanbeter, behauptete, sein ehemaliger Abgott, der jetzt dem Reichstag die planmäßige Verschleppung der Dampfersubventions- Vorlage zum Vorwurf macht, habe selber diese Vorlage, ehe er sie an den Reichstag gebracht, monatelang verschleppt. Bismarck erklärte diese Behauptung für unwahr, worauf Herr Kapp sie mit einigen Verklausulirungen zurückzog, was an sich schon eine Feigheit war, da Behauptung der Behauptung gegenübersteht und die Thatsachen im Widerspruch mit den Behauptungen Bismarc's find. Trozzdem genügte diese Zurückziehung und dieser Rückzug dem Herrn Reichstanzler nicht, der in eine unbeschreibliche Wuth gerieth und seinen Exanbeter mit beispielloser Heftigkeit anfuhr und herunterhunzte, wie ein frecher, roher Krautjunker in übler Laune seinen Hausknecht herunterzuhunzen pflegt. Der Ton, das Gebahren war so insolent, so beleidigend, daß ein Mann mit einem Funken von Stolz und Ehrgefühl sich nicht hätte enthalten können, den frechen Angreifer, in Ermangelung einer andern, zum mindesten eine moralische Züchtigung angedeihen zu lassen. Der Ex- Bismarckanbeter Kapp dachte aber an nichts derartiges, er stand zitternd da wie ein geprügelter Pudel und stammelte er der Jnfultirte! eine Entschuldigung, und nahm zitternd seine schon zurück genommene Behauptung nochmals zurück! Kann man sich wundern, daß Bismarck für die Jämmerlinge Verachtung entpfindet und sie en canaille behandelt? Wie man sich behandeln läßt, wird man behandelt, sagt das Sprichwort.
In Stuttgart fand am 25. Juni eine Nachwahl für den schwäbischen Landtag statt. Die muckerischen Reaktionäre hatten den Professor Wächter, die aufgeklärten" Reaktionäre den Minister Hölder, die Volksparteiler den Rechtsanwalt Tafel aufgestellt; von unserer Seite kandidirte unser bewährter Genosse G. Bronnens mayer von Göppingen .
Leider war das Resultat, bei allerdings sehr geringer Wahlbetheiligung, tein günstiges für die Sozialdemokratie. Bronnenmayer erhielt nur 1480 Stimmen, so daß der Volksparteiler mit 2710 Stimmen mit dem Mucker, der 3103 Stimmen erhielt, in Stichwahl kommt. Bei dieser wollen sich, wie wir aus einer Korrespondenz von dort, die wir in nächster Nummer zum Abdruck bringen werden, ersehen, unsere Genossen der Stimmgabe enthalten.
Bourgeoislogit. Aus Nord- und Mittel- Italien werden großartige Arbeitseinstellungen von Seiten der Landarbeiter gemeldet; die Zahl der Streikenden wird auf über 10,000 geschätzt. Aus Padua schreibt man der Allgemeinen Zeitung " das rüber:
,, Sicherlich gibt es kaum ein anderes Land, wo, wie in den venetia nischen Provinzen, der Feldarbeiter so schlecht entlohnt wird; doch wie wie soll es anders sein? Im Allgemeinen wird für denselben ein Sack Polenta zu ungefähr 80 Kilogramm und 10 Lire( 8 Mark) monatlich gerechnet nebst Wohnung und Holz: geht er im Winter in den Taglohn, erhält er 80 Centesimi, im Sommer eine Lire ( 80 Pfg.), so daß die armen Colonen das Jahr über kaum drei oder viermal Fleisch genießen, und auch dieses nur dann, wenn es ihnen zum Geschenk gemacht wird. Die Feld- und Schnitterarbeit ist die anstrengendste von allen Arbeiten, da sie, so zu sagen, unter kochendem Himmel vor sich geht; in Folge schlechter Ernährung schwinden die Kräfte immer mehr, und so ist der Wunsch einer Lohnerhöhung leicht erklärlich!"
Soweit ist der Brief ganz vernünftig, nun passe man auf, wie der Bourgeois und der Bourgeois logiker zum Vorschein kommt: Dazu kommt nun noch sozialistische Aufhetung"
Als ob nicht die Aufheßung" hier die Folge und nicht die Ursache wäre, als ob in dem ,, leicht erklärlichen Wunsch nach Lohnerhöhung" nicht die einzig richtige Erklärung für den Streit, die größte Rechtfertigung, die höchste Anerkennung für die etwaigen sozialistischen„ Aufheter" läge!
,, man fordert von dieser Seite aus die Feldarbeiter auf, die Felder zu verlassen, es ergeben sich Streitigkeiten und Reibereien mit den Carabinieri( Gensdarmen), und die Arbeitseinstellung hat bereits solche Dimensionen angenommen, daß man sich an manchen Orten ge= nöthigt fand, militärisch einzuschreiten. Aus unserer Stadt gingen bereits ein Kavallerie- Regiment und zwei Linien- Bataillone ab, eines vom 9., das andere vom 10. Infanterieregiment; von Verona fuhr mit Extrazug ein Bataillon des 67. direkt nach Rovigo , weitere drei Bataillone befinden sich bereits an den betreffenden Stellen mit Abtheilungen von Carabinieri und öffentlichen Sicherheitswächtern. Es kam zwischen den Widerspenstigsten und den Carabinieri da und dort schon zu Zus sammenstößen, wobei es auf beiden Seiten mehr oder minder schwere Verwundungen gab. Ungefähr 50 Arretirungen von Hetern(!!) fanden statt, an verschiedenen Orten vereinbarten sich die Schnitter, doch besteht da und dort noch eine heftige Agitation; die Arbeitseins steller berechnet man auf 10-12000. Die Präfekten der drei Provinzen veröffentlichten zwei Manifeste, worin sie die Bevölkerung zur Wiederaufnahme der Arbeit und zum Frieden ermahnen, in jeder Weise aber wird die Regierung alle Energie entfalten, um jene Ruhe störer zu bändigen, welche die wieder Arbeitenden daran zu hindern suchen. Nicht wahr, echte Bourgeoislogik? Erst wird zugestanden, was allerdings nicht mehr geleugnet werden kann, wie hundsmiserabel es den armen Ackerproletariern geht; und hinterher mit wahrer Behaglichkeit gerühmt, wie die Regierung die Drganisatoren der Bewegung-bas find nämlich die ,, Hetzer"! verhaftet und die Arbeiter mit Waffengewalt in ihr altes Joch zurücktreibt! Daß die Arbeiter unzufrieden sind, leuchtet ihm noch ein, aber daß sie auch das Recht haben sollen, für bessere Bedingungen zu kämpfen, das geht nicht in sein Bourgeoisgehirn. Wer dem Arbeiter hilft, sich zum nothwendig gewordenen
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Reichstagskandidaturen. Folgende neue Kandidaturen sind zu verzeichnen: Posen( Stadt): Buchbinder Janiszewski, 3. 3. Gefangener in Plößensee; Essen an der Ruhr: Vollmar; Rassel: Pfannkuch.
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Ein Zeichen der Zeit. Folgende Annonce stand jüngst im ,, Daily Telegraph ", einem der verbreitetsten Blätter Londons :
" Zu den bevorstehenden allgemeinen Wahlen: Gesucht ein Versammlungsredner mit guter Bildung und Stimme. Muß im Stande sein, speziell über das Recht des Eigenthums und die Wohnungsfrage zu sprechen."
Wer hätte das vor wenigen Monaten noch für möglich gehalten? schreibt die Londoner Justice", und setzt spottend hinzu, daß sie selbst ein besserer Vermittler für diese Annonce gewesen wäre. Denn nach 23 Nummern, die von ihr erschienen, dürften viele ihrer Leser im Stande sein, über die Rechte des Eigenthums zu sprechen. Es geht vorwärts in England!
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Desterreich. Jm Grazer Anarchistenprozeß wurden die Angeklagten von der Anklage des Hochverraths und der Vers abredung eines Attentats auf Franz Josef freigesprochen, dagegen wurden 11 von ihnen wegen Störung der öffentlichen Ruhe" und Verbreitung aufrührerischer Schriften" von den Geschworenen schuldig gesprochen und daraufhin von dem Gerichtshof zu folgenden Strafen verurtheilt:
Michael Rappauf zu 31%, Jahren schweren, mit Fasten verschärften Kerkers, Schrank zu 21%, Jahren, Krainer desgleichen, Schneider zu 2 Jahren, Lindner zu 3 Jahren, Roggenbauer und Huber zu 18 Monaten, Ledinegg zu 15 Monaten, Sleit zu 13 Monaten. Zweifelsohne haben die Herren Richter durch die Höhe der Strafen den Wahrspruch der Geschworenen„ ,, reftifiziren" wollen.
Aus den Verhandlungen ist nur noch die Art hervorzuheben, in welcher der Vertheidiger, Genoffe" Ellbogen, für die Angeklagten eintreten zu müssen glaubte.
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,, Sehen Sie sich den Angeklagten Rappauf an", rief er in seinem Plaidoyer aus, diesen biederen, gutmüthigen, offenherzigen Menschen, dem die Thränen über das Gesicht laufen, wenn er hört, welcher unerhörten Dinge man ihn beschuldigt" u. s. w. u. s. w.
Wir würden uns bedanken, so vertheidigt zu werden, indeß das ist eben Geschmackssache. Thatsächlich mögen wohl auch die meisten der Angeklagten sich erst vor Gericht über das wahre Geficht des Anarchis mus klar geworden sein. Besteht doch die ganze Taktik desselben darin, die Leute von jedem ruhigen Denken abzubringen, das Studium der thatsächlichen Verhältnisse zu verhöhnen und seine Gläubigen in allerhand Jllusionen, in einem beständigen Rausch zu erhalten, auf den naturgemäß ein desto kläglicherer Kazenjammer folgen muß. Es liegt uns mehr daran, dies zu konstatiren, als auf die Opfer der Anarchisteret einen Stein zu werfen. Sie haben sich eben eingebildet, was ihnen so oft gepredigt wurde, daß man ohne nennenswerthen Rückhalt im Volke eine Revolution machen könne, und müssen jezt für ihren Irrthum büßen, zur größeren Ehre büßen, zur größeren Ehre Peuterts."
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Frankreich . Der Nationalrath der Arbeiterpartei ( Roanner Programms), dessen Siz nach dem Beschluß des Roubairer Kongresses für das Jahr 1884/85 Reims ist, besteht aus den Genossen: Ch. Melin, korrespondirender Sekretär, E. Pedron, Schriftführer, 2. Baudelot, Kassier, Lecrique und Mant. Die Adresse des Ersteren ist: Ch. Melin, 100 rue du Champ- de- Mars .
Aus Dänemark . Ueber den glänzenden Erfolg unserer dänischen Genossen bei den jüngsten Wahlen zum Folkething erhalten wir folgende Zuschrift:
,, Die am 25. Juni in Kopenhagen stattgehabten Wahlen zum Folkething haben ein für die Sozialdemokratie unerwartet günstiges Resultat ergeben.
Im ersten Wahlkreise hatte man sich entschlossen, für den mit der Partei engbefreundeten Kandidaten Trier zu stimmen, um den Wahlfreis den Konservativen zu entreissen, deren Kandidat Rime st a d 2039 Stimmen erzielte, während Trier 2141 erhielt.
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Jm 5. Wahlkreis ist Genosse P. Holm, Schneider, mit 5385 Stim men gegen Goo3, Redakteur des Dagbladet"( 4493 St.), gewählt. Dieser Sieg ist um so erfreulicher, als Goos schurkisch genug war, in seinem Blatte wiederholt die strafrechtliche Verfolgung der Vertreter der Syndikatskammern zu verlangen, welche gelegentlich des letzten Streits die den Beschlüssen des Streikkomites zuwiderhandelnden Arbeiter auf den Inder gesetzt hatten.
Genosse Holst erhielt im 7. Wahlkreis 500 Stimmen gegen den Marineminister( 1070).
Jm 9. Wahlkreis ward Genoffe Hördum, Administrator unseres Drgans ,, Sozialdemokraten ", das jetzt in täglicher Ausgabe in einer Auflage von 13,000 Exemplaren erscheint, mit 920 gegen 675 Stimmen für Capt. Paulsen gewählt.
Endlich haben die Genossen in Aarhus einen glänzenden Sieg davongetragen und zugleich einen kräftigen Protest erhoben gegen die bekannte Maßregelung unseres Freundes Dr. J. Pingel, der aus Kopenhagen verwiesen wurde, weil er Liebknecht gelegentlich des deutschen Parteikongresses eingeladen hatte, im Studentenverein einen Vortrag zu halten. Mit 2,686 Stimmen wurde er auf's Schild erhoben gegen Ingerlew( 2,129).
Wie man sieht, sind die dänischen Genossen nicht unthätig gewesen; ein so gewaltiger Aufschwung kommt nicht unerwartet, ist aber um so erfreulicher. Im 5. Wahlkreise hatte Pio im Jahre 1872 nur 192 Stimmen erhalten, und noch geringere Stimmabgabe war in den übrigen Kreisen zu konstatiren; überhaupt war die Wahlbetheiligung eine weitaus regere gegenüber den letzten Wahlen von 1872, wo kaum 20 Proz. der Berechtigten ihre Stimmen abgaben, während jetzt von 37,300 Wahlberechtigten 21,335 gestimmt haben, also 57 Proz."
Soweit unser Korrespondent.
Wie man uns aus Berlin schreibt, hat der Sieg unserer dänischen Genossen, der überall, wo Sozialdemokraten sind, mit Jubel begrüßt worden ist, unsere Reichstagsfraktion zur Absendung eines warmen Glückwunschtelegramms an die dänischen Genossen und deren Erwählte veranlaßt. Dasselbe wurde von den Adressaten sofort mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie aller Länder beantwortet. Selbstverständlich schließen wir uns dem Vorgehen unserer Vertreter im Reichstage von Herzen an und senden den wackeren Freunden, die durch ihre rastlose Thätigkeit die Fahne des Sozialismus in Dänemarck wieder zu Ehren gebracht, ein kräftiges Hoch! Soviel für heute; in nächster Nummer denken wir unsern Lesern einen eingehenderen Bericht vorlegen zu können.
Aus Amerika . Wie es bei den Schneidern New Yorks zugeht. Die ,, New- Yorker Volkszeitung" hat in ihren Nummern vom 13. bis 18. Juni eine Reihe von hochinteressanten Berichten über die Verhältnisse des Schneidergeschäftes in Newyork gebracht. Es ist eine Art Enquete, die unser Bruderorgan hat anstellen lassen, und die Bilder von Noth und Elend enthüllt, welche die Wenigsten in der glücklichen Republik zu finden erwarten. Schändlich sind die Zustände, die in der Hausindustrie, in den sogenannten Tennements häusern ebenso wie in den Shops( Werkstätten) der Kontraktoren" jener zwischen Arbeiter und Verkäufer sich drängenden Zwischenliefes
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herrschen.
,, Die Arbeitstheilung", heißt es in dem Bericht, wie sie in den Kontraktoren- Shops ausgebildet worden ist, hat eine solche Vervollkomm nung erreicht, daß nahezu ein Jeder für diese Arbeit in kurzer Zeit ans gelernt werden kann.
Die Folge davon ist niedrigerer Lohn als je und Ausdehnung der Konkurrenz auf alle Arbeitslose. In den Shops findet man ehemalige Bäcker, Goldarbeiter, Kaufleute, Maschinisten, kurz Vertreter aller Arbeitsbranchen an der Nähmaschine, am Bügelbrett und auf dem Schneidertisch. Sie haben sämmtlich nur einige wenige Handgriffe zu machen. So wird z. B. ein Rock von sieben Personen hergestellt; dies selben sind: Der Baister, welcher den zugeschnittenen Rock zusammens heftet und das Futter hineinsetzt, so daß der Operator ihn auf der Maschine nähen kann, dann geht er zum Finishen( Fertigmachen), welches gewöhnlich von Frauen besorgt wird und in dem Beseten und Einfassen der Nähte und Ränder besteht; hierauf bekommt der Knopfa