da den deutschen   Kaisern aus dem Stamme der Hohenzollern   wohnt noch eine größere Wunderkraft inne als den Königen des alten Frankreich  , denn ver diese konnten durch das Auflegen ihrer Hände doch blos den Kropf zeifter furiren. mische Herr Ackermann hat nicht nur eine weiße Weste, er hat Sonig eund unter derselben auch ein Herz, ein fühlendes Baterherz, das jetzt fast ftern gebrochen ist vor Kummer und Schmerz: denn, ach! seine Vaterfreuden der find dahin, sein jüngster Sprößling ist eine Mißgeburt. Es stellt sich jekt heraus, daß seinem Schooßkinde, das er so zärtlich gehätschelt und gepflegt und welches zum Riesen heranwachsen sollte, der die Noth eifte des Kleinhandwerks todtschlägt, eine Kleinigkeit fehlt nämlich die Beine zum Laufen!

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Man beruhige sich! Nicht um ein Wesen von Fleisch und Blut handelt es sich, sondern um das famose Innungsmeister angs geseg. Demselben fehlen die Strafbestimmungen. eine überglückliche Vater merkte das gar nicht, und eben so wenig die hnen zahlreichen Pathen und Geburtshelfer. Erst hintendrein entpuppte sich Herrn Ackermann's Sprößling als eine grandiose Mißgeburt. das bei einem Gesetze, für welches man sich mit aller Kraft in's Zeug legte, zu dessen Durchdrückung man Alles aufbot! Wie viel Blödsinn mag erst in all den Gesetzen enthalten sein, welche die Majorität in eine ihrer beliebten Manier fabrikmäßig abthut!

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Sehr amusirt hat uns der Umstand, daß die Majorität, welche dies Gesetz machte, zum bei weitem größten Theile aus erlauchten Fürsten, Grafen   und Baronen bestand. Wie wär's, wenn die Herren, um weitere Mißgeburten zu vermeiden, sich auch im Parlamente von und ihren Stallknechten vertreten ließen?

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Die Cholera beginnt wieder einmal ihren Rundgang durch Europa  , unsere tapfere Bourgeoiste fast ebenso sehr erschreckend, als wäre sie bereits die Revolution selbst. Zu ihrer Beruhigung theilen jetzt be­rühmte Aerzte mit, daß die Reichen von der Cholera wenig zu fürchten haben. Nur" die Armen sind es, in deren Reihen sie weise müthet.

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So hielt Profeffor Billroth in Wien   am 2. Juli einen Vortrag, in dem er( nach der Berl. Volksztg.") u. A. sagte:

Wenn wir die durch Erbrechen und durch den Stuhlgang hervor gerufenen Ausscheidungen sofort wegschaffen, wird sich die Cholera nicht weiter entwickeln können. Daß dies in den engen Wohnräumen der Armen nicht schnell und gründlich genug erfolgen kann, das ist die Ur­ewiß sache, weshalb bei armen Leuten, in schlechten Wohnungen, beim Zusam­mrenwohnen vieler Individuen, die auch oft nur ein Bettzeug haben, das somit nicht gewechselt werden kann, oder wo vielleicht in einem zu Hause eine Sentgrube ist, in der die Cholera- Bacillen*) sich ungestört weiter entwickeln, das ist die Ursache, weshalb die Krankheit in den armen Volksschichten gewöhnlich so rasch um sich greift.

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Vermögende Leute mit gut ventilirten Häusern, mit gut eingerichteten Aborten und reichlicher Wasserspülung, mit der Möglichkeit, das Bett­zeug, wenn es beschmukt ist, sofort zu wechseln, den Kranken in ein anderes Bett zu bringen, die beschmutzte Wäsche in einem etwa auf dem Korridor befindlichen Rübel in schwacher Sublimatlösung zu waschen, mit absoluter Reinlichkeit und rascher Hilfeleistung für den Kranken, solche gutfituirte Leute haben weniger unter der Ansteckungsfähigkeit der Seuche

zu leiden....

" Es können selbstverständlich auch vermögende Leute in Hotels, auf Eisenbahnen 2c. von der Cholera angesteckt werden, aber im Ganzen und Großen muß man doch sagen und macht immer wieder die Erfahrung, daß es hauptsächlich die schlechten Wohnungen der Armen sind, in denen aus den erwähnten Gründen sich die Krankheit rapid weiter verbreitet."

Sehr beruhigend für die Herrschenden, fürwahr. Oder nicht? Sollte in ihnen nicht eine Ahnung aufdämmern von der Verzweiflung, die den Proletarier erfassen muß, wenn er seine Lieben rettungslos dahinsterben glieb sieht? Von seiner Wuth, wenn er sieht, daß seine Armuth sein Henker ist?

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Wahrlich, daß die Cholera gerade die Krankheit der Armen ist, das macht sie für die Reichen noch furchtbarer. Vor der Krankheit können sie sich schützen, vor der Volks wuth nicht.

Reichstagstandidaturen. Crefeld  : Karl Grillen

berger.

Desterreich. Der Antisemitismus ist in Desterreich in starkem Wachsthum begriffen. Davon zeugt auch die Wahlbewegung für die Landtage die gegenwärtig in Desterreich vor sich geht. In Nieder­ österreich   sind bereits zwei Antisemiten gewählt worden. Um so er­freulicher ist, daß das lohnarbeitende Proletariat Wiens entschieden Stellung genommen hat gegen diesen Kleinbürgerlich= reaktionären igter Schwindel. Es geschah dies in einer öffentlichen Versammlung des Ver­eins ,, Wahrheit" am 30. Juni. Bei dieser Gelegenheit erinnern wir uns eines treffenden Wortes von Börne. In dem Pariser Briefe vom 8. Oktober 1831 sagte er u. A.:

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Die Juden sind dümmer wie Vieh, wenn sie sich einreden, bei ent­stehender Revolution würden sie von den Regierungen geschützt werden. nich Nein, man würde sie dem Voltshasse aufopfern; die Regierun gen würden suchen, sich um diesen Preis von der Re­volution loszukaufen. Wenn man in Indien   die gräuliche tge Braschlange erlegen will, jagt man ihr einen Ochsen entgegen; den frißt sie ganz auf, und dann, wenn sie sich nicht mehr bewegen kann, tödtet man sie. Die Juden werden die Ochsen sein, die man der Revolution in den Rachen führt."

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Treffender kann man die Motive der von oben genährten Juden­hehe kaum kennzeichnen. Zum Glück zeigt die Revolution keine Luft, anzubeißen und sich an den Juden den Magen zu verderben. Sie be wahrt sich ihren gesunden Appetit, bis sie im Stande ist, den ganzen fetten Braten des Kapitalismus zu verdauen.

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Aus dem Lande der Niedertracht. Am 21. Juni wurde in Wien   Genoffe Wolfrumb verhaftet, jedoch nach kurzem Verhör freigelassen. Die Ursache seiner Verhaftung war folgende: Nachdem er bereits im März in Folge einer anonymen Denunziation mit einer Haussuchung beglückt worden, erhielt er am 15. April ein Paket aus Preßburg  , welches ihm verdächtig erschien und dessen Annahme er daher verweigerte. Da der Absender des Pakets fingirt war, gelangte dasselbe schließlich in die Hände der Polizei, welche in demselben Dy= namit und ein Schreiben fand, welches voll von mystischen Andeutun gen war, die den Glauben erwecken sollten, Wolfrumb sei Theilnehmer an einer Verschwörung und das Dynamit zu Attentatszwecken bestimmt. Daraufhin erfolgte die Verhaftung.

Sonst pflegen solche Schurkenstreiche nur von Polizisten auszugehen; aber in Desterreich erstreckt sich die Niedertracht nicht auf diese allein.

Von wem das feige Bubenstück ausging, kann man leicht ermessen, wenn man bedenkt, daß Wolfrum einer der entschiedensten Gegner des Anarchismus in Wien   ist. Das Attentat auf ihn entspricht voll­kommen der Haltung der Anarchisten. Es steht im Einklang mit den Erklärun­gen der Herren Rappauf und Genossen, die jüngst in Graz erklärten: ,, Bon den ,, Gemäßigten", d. h. den Sozialdemokraten, wollen wir nichts wissen, das Wahlrecht ist uns verhaßt, aber unseren Kaiser lieben wir." Da ist es ganz natürlich, daß sie sich der Polizei ihres geliebten Kaisers Sen bedienen, um den Gemäßigten" zu schaden, wenn diesen anders nicht mehr beizukommen ist!

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Zu ihrem Malheur haben sich die Inszenirer des Schurkenstreichs einen kleinen geographischen Frrthum zu Schulden kommen lassen. Wien  liegt nicht im Geltungsbereiche des deutschen   Dynamitgesezes, welches für solche Fälle eigens fabrizirt worden. Geht nach Deutschland  , Ihr Anarchisten, Polizisten und verwandtes Lumpengesindel, da ist die Gesetzgebung für Eure Bedürfnisse noch besser zugeschnitten als in Desterreich, und da ist's noch leichter, einen ehrlichen Mann in's Zucht­teich. haus zu bringen!

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*) Die Gelehrten der Volkszeitung" und anderer deutscher   Blätter, darunter solche, welche ob ihrer Wissenschaftlichkeit" verachtungsvoll auf die ungebildete Menge" herabblicken, schreiben mit rührender Kon­fequenz Baccillen( mit zwei c). Das Wort kommt von baculum, Stab, bacillum, Stäbchen, nicht von bacca, die Beere, Dlive. Die Bacillen, ungemein kleine Spaltpilze, haben ihren Namen von ihrer Form, der eines furzen, beweglichen Stäbchens.

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Aus Dänemark   schreibt man uns unterm 4. Juli: Sie wer­den bereits von dem Wahlsiege unterrichtet sein, welchen wir hier in Kopenhagen   errungen haben, indem unsere Genossen Hördum und Holm in das Folkething( den dänischen Reichstag  ) gewählt worden find. Es dürfte vielleicht für Sie von Interesse sein, etwas Näheres von unserem Wahlkampf wie überhaupt über die hiesige Bewegung zu vernehmen.

Zuerst die Mittheilung, daß unser Parteiorgan ,, Sozial- Demokraten", welches wöchentlich sechsmal in großem Format( genau doppelt so groß wie der Sozialdemokrat") erscheint, nun über 15,000 Abonnenten zählt, und daß die Bewegung seit dem Kongresse unserer deutschen   Bruder­partei am hiesigen Orte riesenmäßige Fortschritte gemacht hat. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Partei seit Juli v. J. auch ein Organ in Dänemarks   zweitgrößter Stadt, in Aarhus  , besitzt, nämlich das ,, Sozialdemokratische Wochenblatt."

In vier Kopenhagener Kreisen haben wir sozialdemokratische Wahl­vereine gegründet, welche uns sehr gute Dienste leisteten. Als die Re­gierung vierzehn Tage vor der Wahl die Neuwahlen ausschrieb, waren wir so organisirt, daß wir mit Kraft in den Wahlkampf eintreten konnten. Das Ministerium Estrup, welches nun seit neun Jahren am Ruder sitzt und die Junkerpartei sowie die höhere Bourgeoisie repräsentirt, hat sich durch seine freiheitsfeindlichen Handlungen so gründlich verhaßt ge­macht, daß wir es als einen guten Schachzug betrachten mußten, die Hand anzunehmen, welche uns die in allen politischen Farben schillernden ,, Liberalen  " entgegenstreckten.

Unter dem Kampfruf: Weg mit Estrup!" trat die ganze Opposition vereinigt auf den Wahlplay, wobei wir jedoch auch nicht eine einzige Gelegenheit versäumten, genau zu präzisiren, daß wir nichts Anderes mit den Liberalen gemein haben als jenen Schlachtruf, und daß wir nicht um ein Haar breit von unserem Programm abwichen. Hör du m dum und Holm sind denn auch auf Grund dieses Pro­grammes gewählt worden. Im 1. Kreis trat unser früherer Kandidat, Pianofortearbeiter V. T. Holst, zurück, um einem Manne Platz zu machen, welcher sich der Sympathie aller freisinnigen Arbeiter erfreuen kann, indem er sich die Aufgabe gestellt hat, die Arbeiter in frei­heitlicher Beziehung aufzuklären, und der diesen Plan zum Schrecken der Bourgeoisie auch wirklich realisirt hat, nämlich cand. phil. er mann Trier  . Der Kampf in diesem Kreis war ein heißer; galt es doch, Dänemarks   ersten Kronjuristen und blinden Anhänger der Regierung, Riemestad, aus dem Sattel zu werfen. Bei der vorigen Wahl hatte unser Genosse o I st nach zweitägiger Agitation 260 Stimmen erhalten, Riemestad dagegen 811; diesmal siegte Trier   mit 2141 Stimmen über seinen Gegner, der 2039 Stimmen erhielt.

Der Kampf im 5. Kreis, wo Genosse Holm siegreich aus den Pro­tokollen hervorging, hatte die Aufmerksamkeit ganz Dänemarks   auf sich gezogen, und nicht zum wenigsten dadurch, daß der juristische Professor, Freidenker, Kirchenvorstand, Kathedersozialist, Reaktionär, Herausgeber des ,, Dagbladet" u. s. w., Goos, eine Bande gewissenloser Lumpe ge= miethet hatte, an deren Spize die ,, anarchistisch" manipulirende Baronesse Liljenkrant stand, um unsere Kandidaten wie deren Frauen und Kinder auf eine ganz niederträchtige Art im Schmugblatt Den nye Socialist" zu besudeln.( Vier Tage nach der Wahl hörte das Blatt zu erschienen auf.) Der Plan kam rechtzeitig an das Licht, und hätte es nur eines Winkes bedurft, und der ehrenwerthe Professor 2c. Goos wäre gehörig durchgebläut werden. Nun begnügten sich die aufgebrachten Arbeiter damit, ihm die Abhaltung seiner legten Wahlversammlung zu vereiteln.

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Bei der vorigen Wahl erhielt Holm 1429 Stimmen und G003 2286, diesmal siegte Holm mit 5 385 Stimmen über Goos, welcher 4493 erhielt. Als das Wahlresultat Nachts 12 Uhr verkündet wurde, brauste ein endloser Jubel durch die Straßen der Stadt. Vorher waren die Arbeiter schon durch die Wahl des Genossen Hördum im neunten Kreis, wo er mit 930 gegen 675 Stimmen einen Kapitän aus dem Sattel warf, und ebenso durch den Sieg Trier's begeistert worden, gleichwie auch die Wahl Dr. Pingel's in Aarhus   mit großer Befriedigung aufgenommen wurde.

Dr. Pingel steht unserer Partei sehr nahe, obgleich er sich aus­drücklich nicht Sozialist nennt und auch nicht in allen Punkten unserem eigentlichen sozialistischen   Programm folgen kann; er hat sich ebenfalls um die Aufklärung der Arbeiter verdient gemacht und seine Entlassung als Lehrer, welche die Regierung in Kopenhagen   gegen ihn verhängte, es auch nicht weil er es öffentlich erklärte und widerrufen wollte, daß er mit der Sozialdemo= fratie sympathisire, hat ihm auch die Hochachtung aller Arbeiter eingebracht.

Jm 8. Kopenhagener Kreise hatte Genosse Holst sich diesmal an den Kriegs- und Marinemister Ravn herangemacht; nach kaum vierzehntägiger Agitation erhielt so I st 500 Stimmen, während Ravn mit 1050 Stimmen siegte; für den letzteren bedeutet dies natür­lich nur eine Galgenfrist.

Alles in Allem hat die Wahl am 25. Juni den Ausbeutern und junkerlichen Grükköpfen gezeigt, daß der Sozialismus in Dänemark   eine Macht geworden ist, mit der man rechnen muß; dies wurde übrigens schon am 5. Juni auf das Schlagendste bewiesen, indem die hier be­stehenden drei Parteien die Reaktionären, die Liberalen und wir

jede für sich zur Feier des Grundgesetzes einen Festzug veranstaltet hatten, von welchen der unsere mit ca. 90 Vereinen, ungefähr 80, zum größten Theile rothen Fahnen und 21 Musikkorps mindestens 15,000 Theilnehmer zählte, während die beiden anderen Parteien es kaum auf 3-4000 bringen konnten.

Unser Wahlfest am Nachmittag war von mindestens 30,000 Per­sonen besucht. Die gegnerische Presse konnte es trotz ihrem Aerger nicht leugnen, daß die Haltung unserer Genossen eine musterhafte war.

Sowohl die sozialistische, als auch die gewerkschaftliche Bewegung nimmt im ganzen Lande immer größere Dimensionen an, doch sind unsere materiellen Kräfte durch einige größere und langwierige Streits sehr angegriffen worden. Für den Augenblick haben wir haupt­sächlich die ausgesperrten Böttcher( Küfer) und streifenden Weber zu unterstützen. Es ist Aussicht vorhanden, daß diese bald den Sieg er­ringen werden. P. Knudsen.

England. Durch die deutsche Presse geht folgende Notiz: ,, Ueber das englische Oberhaus sprach sich Professor Thorold Rogers  , Mitglied des Parlaments, in einer öffentlichen Versammlung in Tom­worth in folgender originellen Weise aus: Die einzigen Privilegien, welche die Verfassung den Peers gewähre, beständen darin, daß sie frei umhergehen könnten und das Recht hätten, wegen Mords von ihrer eigenen Klasse gerichtet zu werden. Dieses Recht hätten sie seit zwei Jahrhunderten besessen und nur ein einziger sei gehängt worden. Wenn er ihnen( den Zuhörern) aber sagen sollte, wie viele verdient hätten, gehängt zu werden, dann würde er sie bis zum nächsten Morgen aufhalten müssen, denn die Hälfte der Peers lebe in Verworfen­heit. Man sehe sich nur die Berichte über die Verhandlungen des Che­scheidungsgerichtshofes an; diesen Leuten würden oft Dinge vorgeworfen, welche in keiner anderen Gesellschaftsklasse in einem nur annähernd ähnlichen Verhältnisse vorkämen. Einige Philosophen behaupteten, daß der Mensch vom Affen abstamme, aber wenn er in das Haus der Lords gehe, beginne er zu fürchten, daß der Mensch wiederum zu dem Affen zurückgehe.

,, Diese Ausführungen wurden mit Lachen und Beifall von der Menge aufgenommen."

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Gewiß sehr bezeichnend für die Gesetzgeber Englands. Aber noch merk­würdiger erscheint uns, daß man in der deutschen   Presse dergleichen nur ,, originell" findet sobald es ein Professor sagt. Wenn wir einmal etwa erklärten, die Hälfte der deutschen   Parlamentarier ver­diene gehängt zu werden, und im deutschen   Reichstag beginne man zu fürchten, daß der Mensch wieder zum Affen zurückgehe, welch' Entsegen unserer ästhetischen Gebildeten" über solche Brutalität"! Es ist die alte Geschichte. Wenn die Gebildeten" und Herrschenden unter einander sich streiten und dabei derb werden, so ist das originell"; wenn aber der ausgebeutete, mißhandelte Proletarier es einmal wagt, das Kind bei seinem wahren Namen zu nennen, so ist das ,, Brutalität."

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Anarchistisch e s. Die Briefe, welche der anarchistische Heros Stellmacher an die Polizei schrieb, liegen seinen Gesinnungs­genossen sehr im Magen. Sie winden sich in der verschiedensten Weise, um sie zu verdauen. Unter ihnen auch der Revolté." Da seine diesbezüglichen Ausführungen Fragen berühren, die auch für weitere Kreise Interesse haben, seien sie hier mitgetheilt.

Der ,, Revolté" schreibt:

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" Der Züricher Sozialdemokrat" druckt gewisse Briefe ab, welche Stellmacher mit Wissen und in Folge Aufforderung seiner Freunde schrieb, um seine guten Dienste" gewissen offiziellen Persönlichkeiten ( dem österreichischen Gesandten in Bern   und dem berüchtigten preußischen Polizeikommissar Kaltenbach) anzubieten. Aus diesem folgert er, daß alle Anarchisten käuflich seien. Unglücklicherweise vergessen diese ,, guten Freunde" hervorzuheben, daß in Wahrheit Niemand diesen Herren einen Dienst erwiesen hat also ein bischen mehr Wahrheitsliebe, Ihr Herren vom Sozialdemokrat"!

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Sich in die Reihen der Polizei zu mengen, um Kenntniß von ge­wissen Dingen zu erlangen, die man auf andere Weise nicht gewinnen kann, und die sehr oft nothwendig ist, um gewisse Polizeimanöver zu vereiteln, das ist eine Idee, die Jeder so beurtheilt, wie er's versteht. Wir wissen übrigens, daß die russischen Freunde des Sozialdemokrat" einen anderen Standpunkt in dieser Frage einnehmen und daß gewisse russische Genossen, die sich in die Polizei, die dritte Sektion und sogar in die Nähe des schurkischen Sudeikin selbst eingeschlichen hatten, im Stande waren, ihren Genossen unermeßliche Dienste zu leisten. Und schließlich ist die tugendhafte Entrüstung des Sozialdemokrat" sehr schlecht angebracht, da seine Freunde, die Nauert und Konsorten, bereits 1876-78 in Leipzig   unserem Genossen Reinsdorf   gegenüber bewiesen haben, daß man Denunziant sein kann, ohne in die Polizei eingereiht zu sein, und die Resolution des Wydener Kongresses war nur die offizielle Gutheißung der Maxime des Herrn Liebknecht."

Die letzteren Säge sind wohl der Verlegenheit der Herren vom Revolté zuzuschreiben, da nach anarchistischer Maxime das Anschwärzen Anderer das beste Mittel zur eigenen Weißwaschung ist. Es wäre uns sonst unerfindlich, was die letzten Ausführungen mit den Stellmacher'schen Briefen zu thun haben. Reinsdorf   wurde in Leipzig   den Arbeitern denunzirt, nicht der Polizei, und zwar denunzirt als Agent provo­fateur und Polizeispion, eine Denunziation, die Herrn Reinsdorf in den Augen der Polizei blos nüßen konnte und genügt hat.

Was aber Stellmacher anbelangt, so ist zu konstatiren, daß der= selbe nicht nur zur Denunziation sich angeboten, sondern eine solche verübt hat in dem Briefe an den österreichischen Gesandten. Er hat in demselben den betreffenden Redakteur nicht genannt, aber in einer Weise gekennzeichnet, daß man keinen Augenblick in Zweifel sein konnte, wer damit gemeint sei. Daß die österreichische Polizei den Denunzirten nicht faßte, lag an der damaligen anarchistenfreundlichen Politik der österreichischen   Regierung. Daß die Denunziation durch Stellmacher von seinen Freunden gebilligt wurde, macht die That nicht ehrenhafter. Einen Parteigenossen ans Messer zu liefern, ist ein Schurken­streich, gleichviel, ob ein einzelnes Individuum oder die ganze Partei an demselben betheiligt sind.

Die Ausflucht, man müsse sich unter die Polizisten mischen, um etwas von ihnen zu erfahren, ist sehr faul. Stellmacher konnte nie erwarten, zum Lohne für seine Denunziation auch nur das Mindest e von den den Plänen der Polizei zu erfahren, Pläne, die auch niederen Polizei­organen verborgen bleiben. Wir haben keine russischen Polizeizustände. Das Einzige, was Stellmacher und Konsorten für ihre Denunziation ers warten konnten, war Geld.

Man weise nicht auf Rußland   hin, da sind die Verhältnisse ganz an­ders gestaltet, wie in Westeuropa  . Aber auch für Rußland   hat sich die Praxis des Einschleichens in die Reihen der Polizei als zweischneidiges Schwert erwiesen, welche zum mindesten ebensoviel Schaden als Nugen gestiftet hat. Wo diese Praxis sich eingebürgert, hat man bald jeden Maßstab dafür verloren, wer als Polizist, wer als Parteigenosse zu be trachten sei. Woran kennt man den Polizeispion, welcher zum Schein der Partei, woran den Parteigenossen, welcher zum Scheine der Polizei Dienste leistet? Es kommt schließlich soweit, daß auf der einen Seite jeder entlarvte Polizeispion erklärt, er sei nur im Interesse der Partei mit der Polizei in Verbindung getreten, und daß auf der andern Seite mancher Genosse, der in den Reihen der Polizei arbeitet, und an dessen Treue diese zu zweifeln beginnt, sich genöthigt sieht, sein Ansehen durch einen gelungenen Streich wieder herzustellen. Unsere russischen Genossen können davon erzählen. Ja, schließlich geht jeder sittliche Maßstab für das betreffende Individuum selbst verloren, und es spielt, seinem Gutdünken gemäß, bald die Partei gegen die Polizei, bald die Polizei gegen die Partei aus. Die Herren vom Revolté" mögen sich bei den russischen Revolutionären in Genf   erkundigen, wer die Figner verrathen hat. Die Schwärmerei für ihre Parteigenossen, welche Polizistendienste leisten, wird sich dann vielleicht doch etwas ab­fühlen.

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- Einer Zuschrift aus Chicago   entnehmen wir folgende Mit­theilungen:

Unsere Partei, die sozialistische Arbeiterpartei, hat jetzt Sammellisten in Umlauf gesezt, um für unsere deutschen   Genossen einen Kriegsschaz zusammenzubringen. Natürlich bieten die hiesigen Maulhelden( Anarchisten genannt) alles auf, um unsere Bemühungen zu hintertreiben.

Nur Dynamit und Waffen! Das ist ihr Paradepferd.

Im Allgemeinen geht die Bewegung hier sehr langsam, trotzdem geschrieben und gesprochen werden kann wie man will, denn noch giebts hier kein Maulkorb- und Preßgeset. Aber hier sind und werden die Menschen wie die Witterung ist: jeden Augenblick anders; und was die Hauptsache ist- die rastlose Jagd nach dem verfluchten Dollar ertödtet jedes andere Streben. Ueber diesen Herrgott der Neuzeit wird hier alles Gute und Edle vergessen, wird ein Arbeiter an dem andern zum Verräther. Man könnte hier zu Zeiten wirklich an dem Verstand des amerikanischen   Volkes verzweifeln.

Was die Arbeitsverhältnisse betrifft, so sind dieselben trauriger Natur; es laufen hier Tausende von Arbeitern umher, die Arbeit suchen, aber keine finden können, und wenn gearbeitet wird, dann geht es immer im rasenden Galopp. Ich möchte jedem Menschen abrathen, nach Amerika   zu kommen.

Wer nicht hört und sieht, wie die Verhältnisse hier sind, der hält es für unmöglich, daß solche Zustände herrschen können: korrupt und faul durch und durch. Recht hat nur Derjenige, welcher den Dollar hat. Wenn Sie im Parteiorgan Gelegenheit haben sollten, so warnen Sie wenigstens unsere Genossen, hierher zu kommen. Wenn ich das Glück hätte, so viel Geld für mich zusammenzubekommen, um nach Deutschland  zu reisen, o wie gern! Aber! Aber! -wl.

Mit sozialdemokratischem Gruß!

Nachruf.

In letter Stunde erhalten wir aus Genf   die Kunde von dem Ableben unseres Genossen

Dickstein.

Troydem derselbe in Warschau   die Universität glänzend absolvirt und durch selbstständige Arbeiten auf dem Gebiete der Zoologie sich in der Wissenschaft bekannt gemacht hat, verzichtete er doch auf die Carrière, die sich ihm eröffnete, um sich mit voller Kraft in die revolutionäre Bewegung zu werfen.

Natürlich blieben die Verfolgungen nicht aus; er mußte aus Polen  flüchten, wandte sich nach der Schweiz  , von da nach Paris  , um neben jeiner Parteithätigkeit wieder der Wissenschaft zu leben. Aber gänzlich mittellos, erlag er nur zu bald dem Kampf ums Dasein. Wir haben in ihm einen braven Genossen verloren. Ehre seinem Andenken!

Korrespondenzen.

Pirua. Aus dem 8. sächsischen Wahlkreis. In Nach stehendem wollen wir versuchen, von einigen auch für weitere Kreise interessanten Vorgängen Kenntniß zu geben. Was zunächst den Stand unserer Bewegung am hiesigen Ort betrifft, so können wir zufrieden sein. Der Geist, der unter den Genossen herrscht, ist ein guter, und getrost blicken wir der kommenden Wahl entgegen, hoffend, daß es durch raftlose Thätigkeit unsererseits, wie auch durch die, wenn auch unfreis willige, Förderung von Seiten unserer Gegner gelingen wird, auf unsern Kandidaten eine bes Genossen J. J. Peters in Dresden  deutend höhere Stimmenzahl zu vereinigen, als wir vor drei Jahren

errangen.

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