an, undNun sprachNun lese man folgenden Bericht über die Wallfahrt des Wiener�hubertbundes nach dem Niederwald-Denkmal, der die Runde durch die»«erale preußisch-deutsche und die deutsche Presse Oesterreichs macht:.»Die Wiener Sänger zogen bei wundervollem Morgenwetter durchbeflaggte Rüdesheim und fuhren in festlich geschmückten Wagen mit�r Bahn zum Niederwald-Denkmal. Dort angelangt, sang der„Schubert-Md" ein Helles„Grüß Gott!" und Vorstand Bobies hielt folgendeTäsprache:„Brüder, wir sind an der historisch merkwürdigsten Stätte des deut-Yen Reiches angelangt. Als ganz Deutschland auszog, seine gekränkte,«hre zu retten, da fühlte Leid und Freud mit ihm, was deutsch sich| J�int in Oestreich. Unser Staat(!) ist mit Deutschland eng be-lseundet, wie seineHerrscher(!!) e s s i n d; möge dieses Bündniß� immer aufrecht bleiben. Unter den Klängen der„Wacht am Rhein"i!°3en sie im Jahre 1870 dem Erbfeinde s!) entgegen, und als die"Weren Krieger ruhmvoll zurückkehrten, errichtete ihnen das deutschejtolt dieses Siegesdenkmal: die treue„Germania" bewachend den»Hein.""Chormeister Mair stimmte nun die„Wacht am Rhein"pausend drang das Lied an der ehernen Statue empor. N� Vereinsmitglied Stiegler:«Dies ergriffen sind wir Alle angesichts dieser Majestät(!); selteneine solche Schaar deutsch-österreichischer Sänger ihren Tribut dar-�ngen, selten so viele wackere Männer, welche berufen sind, die deutscheMgend zu erziehen. Der Schulmeister siegte, hieß es in Deutschland,� denn, so haltet sürder treu an deutscher Sitte und» u l t u r!" Schwört es der Germania inmitten dieses herrlichen«»dieses!"(!!)„Der Redner schloß mit einem Hoch auf„unser deutsches Oesterreich".�ch einem allgemeinen donnernden Hoch wurde das„Deutsche Lied"Rungen. Eme Deputation von Militärs des dritten Armeekorps be-Rißle die Oesterreicher mit der von der Mainzer Kapelle gespielten�lkshymne, welche enblößten Hauptes(!) von den Wienern mitgesungenmirde. Deutsche Frauen bekränzten mit Eichenlaub Schuberts Banner,� mit einem„Bhüt Gott" schied man tiesbewegt von dem� h r e n M o n u m e n t."—. Sollte man nicht meinen, die Vertreter eines in gräßlicher Unter-«ückung schmachtenden Volkes hätten ihren gepreßten Herzen Luft ge-?°cht?! Und statt dessen:„Unser Staat ist mit Deutschland eng be-Rundet",„unsere Herrscher sind es auch". Ja, was wollen die Herren-°nn eigentlich? Ein„deutsches Oesterreich"? Aber davon wollen jaTOde„unsere Herrscher" nichts wissen. Zu feig, eine ernsthafte Opposition� Machen, zu eingebildet, um einzusehen, daß man im 13. Jahrhunderte>Ne Ueberlegenheit nicht mehr vermittelst bloßer bureaukratischer Herr-�»st geltend machen kann, liebäugeln sie nach Deutschland hinüber,mochten sie je eher je lieber von Deutschland annektirt werden, um ihrlerviles D e u t s ch t h u m nur ja an den Mann bringen zu können.Cine traurige Gesellschaft!.— Wirhattenrecht. Ein neues Attentätchen ist bereitsl«tig, und es ist ein Attentätchen auf den Kronprinzen. Es gibt!">e lateinische Regel, daß, wer den unbekannten Urheber einer That!uchen wolle, sich die Frage vorzulegen habe: Cui bono? Wem erwächstRhen daraus? Und dann käme man auf die Spur des Thäters. Wem«er nützt ein Attentätchen auf den Kronprinz? Wer hat ein Interesse«ran, den etwas widerhaarigen Kronprinzen gefügig zu machen und vonher Rothwendigkeit des herrschenden Polizei- und Willkürregiments zu«erzeugen? Die Antwort pfeifen die Spatzen von den Dächern her-»Itter.Genug, der brave Otto und fein Madai sind wieder an der Arbeit,wir werden bald noch von anderen Attentaten hören..— Der Liebe M ü h' u m s o n st. Aus C h e m n i tz, 25. Juli,tottd uns geschrieben: Gestern„sprengte"(Stil des hiesigen„Tageblatts")6 Polizei unter Anführung des bekannten W u r st- A n n e x a n d e r«»r„geheime sozialdemokratische Versammlung" und beging dabei dieUnvorsichtigkeit, den anwesenden Gen. L i e b n e ch t zu verhaften, der aber«rdern Tags sofort entlassen wurde, weil die„geheime sozialdemokrattsche�«sammlung" nur in der Phantasie des besagten Wurst-Anncxander«rhanden war. Die Sache hat verschiedene interessante und lehrreiche�Nten, und wir werden deshalb in der nächsten Stummer einen aus-ehrlichen Bericht bringen.Daß den Chemnitzer Genossen der Humor nicht ausgegangen, ersehen� aus beiliegendem Festprogramm.(Zur Erheiterung unserer Leser lassen wir dasselbe auszugsweise hier-' folgen. Die Redaktion):„Großartige Einladungzumkolossalen Ausflugnach EinsiedelSonntag, den 10. August 1884,veranstaltet voms-f")- Chor der Rache ftftttTages-Ordnung:Vt2 Uhr: Abmarsch von Baumann's Menagerie und Milch-garten.--V,3 Uhr: Versteuerung des mitgesührten Rindviehes an demChausseehaus zu Erfenschlag.(Theilnehmer mit rothen Abzeichen haben Vorsichtzu beobachten.)——V»4 Uhr: Ankunft aus dem Festplatze. Ungeheuerer Empfangvon der ganzen Bevölkerung.---Vorführung einer Truppe Zulukaffern. Dieselbenwerden sich unter der Menge bewegen und dürfennicht gereizt werden.0 Uhr: Anschneiden der großen Wurst, verbunden mitFestrede.U. s. w. u. s. w.Abends: Rückmarsch.(Für persönliche Sicherheit ist gesorgt.)Der Ausschuß."Arme Zulukaffern, armer Wurst-Beckert, armes� Rindvieh!— Rußlands freiwillige Hausknechte. Herr Madai,«r Polizeipascha von Berlin und Oberhaupt der preußisch- deutschenSpitzelgarde, hat wieder einmal einen Beweis davon abgelegt, wie sehrdieser Sybarit darnach lechzt, gleich seinen russischen Kollegen über recht«ele Existenzen nach Willkür verfügen zu können. Ein von ihm erlassenerükas bestimmt, daß jeder in Preußen und speziell in Berlin lebendediusse jeden Augenblick der Ausweisung gewärtig sein muß; und um zu�weisen, daß dies keine leere Drohung ist, hat er auch sofort einerAnzahl Russen, darunter solchen, die seit Jahrzehnten in Berlin ansässig,Familienväter sind, die Ordre zugehen lassen, Berlin zu ver-�»ssen.. Dieser Akt gemeinster Polizeibrutalität ist natürlich nichts als einserviler Liebesdienst gegen die russische Regierung. So verächtlich erbereits wäre, wenn er auf Verlangen dieser erfolgt«, so scheint das fürAladai und Comp, noch nicht der Schmach genug. Sie lassen daher inihren offiziösen Organen, erklären, daß er lediglich auf eigene Jni-Ratio e der preußischen Polizei zurückzuführen, mit anderenMorien, daß Madai und Kompagnie freiwillig die Hausknechts-Seschäste Väterchens besorgen.Run, offiziell mag Rußland an diesem Ukas„unschuldig" sein, das ist»der absolut kein Beweis dafür, daß er nicht doch aus VerlangenVäterchens erfolgt ist. So schmutzige Geschäfte macht man eben gern"Unter der Hand" ab; für die blöde Masse findet sich ja immer einBorwand, und wäre es auch nur Der, daß„im Jahre 1878 ein Russebt Berlin studirt habe, von dem sich bei seiner Verhaftung heraus-stellte, daß er zu der Partei der Nihilisten gehörte".Entsetzlich!- U n g a r i s ch e I u st i, z u st ä n d e. Wie man im„steten" Ungarn>nit politischen„Verbrechern", wenn sie dem A r b e i t e r st a n d e an-gehören, umgeht, beweist folgender, von der Budapester„Arbeiter-Wochen-Chronik" mitgetheilte Fall:Ein junger Tischler, aus Alt-Ofen gebürtig. der längere Zeit inTeutschland und der Schweiz gearbeitet und sich dort der Sozialdemo-ttatie angeschlossen hatte, war eines Tages an der deutsch-schweizerischenGrenze von deutschen Grenzwächtern, angeblich wegen Schmuggelns ver-botener Schriften, verhaftet worden. Nach mehrwöchentlicher Haft lieferteihn die preußisch-deutsche Polizei als„Reichsfeind" nach Oesterreich aus,und dort hatte man nichts Eiligeres zu thun, als den Delinquenten soschnell wie möglich in seine Heimath, nach Ungarn, zu spediren. Nunhätte man meinen sollen, daß damit für den Betreffenden die Erlösunggekommen wäre; aber mit Nichten.„Jetzt sollte derselbe erst lernen, was es heißt, ungarischer Staats-angehöriger zu sein.„Während ihm in Deutschland, wie auch im reaktionären Oesterreich,eine halbwegs menschliche Behandlung zu Theil wurde, wurde derselbehier an den Händen gefesselt und mit anderen Schüblingen zusaminen-gekoppelt, gleich einem wilden Thiere von Station zu Station getrieben,woselbst er in Löchern mit ungenügender Ventilation mit zwanzig undmehr Leidensgefährten zusammengepfercht wurde. In den meisten Ver-bleibstationen erhielten diese Unglücklichen auch keine Nahrung, und beidringlicher Verlang einer solchen gab es nebst den schmählichsten Beschim-pfungen noch eine Tracht Prügel von rohen, jedes menschlichen Gefühlesbaren Organen dieser herrlichen Musterwirthschaft. Bei Uebergabe dernach Ungarn zuständigen Schüblinge entsetzte sich sogar derösterreichische Gensdarm vor den schauderhaftenUnterkunftsräumlichkeiten, worin dieSchüblingegebracht wurde n."Was weiter mit dem„Verbrecher an der deutschen Paßfreiheit" ge-schehen, theilt unser ungarisches Bruderorgan nicht mit, und da es—wahrscheinlich aus guten Gründen— auch den Namen desselben nichtnennt, so enthalten wir unS vorderhand jedes Kommentars über diesenspeziellen Fall. Die allgemeine Seite ist ja nicht nur die Behandlungder politischen Verbrecher, sondern auch jener Unglücklichen, derengesellschaftliches Verbrechen darin besteht, keine Existenzmittel zubesitzen. Ihnen gegenüber kennen die Herren Gesetzeswächter wirklich„keinen Unterschied vor dem Gesetze". Da werden sie alle zusammen-geworfen: der halbzivilisirte slovakijche Landarbeiter, dem Reinlichkeit einunbekanntes Bedürsniß ist, der wirklich verkommene Landstreicher undder arbeitslose städtische Industriearbeiter, da wird„demokratisch" nivellirtund nicht lange gefragt, ob, was der Eine in stumpssinniger Gleichgil-tigkeit erträgt, für den Anvern Ursache moralischer Verzweiflung ist,—Nichts haben ist ein Verbrechen, für das keine Strafe zu groß ist—freilich nicht nur in Ungarn; aber dieses„Land der Freiheit" ist es, demvor allen übrigen Europas die Palme gebührt.— Wunderbare Bekehrung.„Alles, was bisher gegen denNihilismus unternommen wurde, hat sich als vollkommen wirkungslosherausgestellt. Es gibt nur ein Mittel, den Nihilismus zu vernichten,nämlich seine Forderungen zu bewillige n."Also zu lesen im„Leipziger Tageblatt" vom 28. Juli.Wir haben das schon vor 6 Jahren gesagt.— Die deutsche Spitzelpolizei ist bekanntlich nicht mttübermäßig viel Verstand ausgestattet. Abgesehen davon, daß sie entsetzlichplump ist, hat sie ihre Kunststückchen alle von den französischenMeistern gelernt— freilich meist nach der Manier des:„Wie er sichräuspert und wie er spuckt" ic.Im Vidocq steht zu lesen, daß die Pariser Geheimpolizei hauptsäch-lich Dirnen und Kellner in ihren Diensten hat, namentlich dieersteren. Da in Deutschland das Trinken eine größere Rolle spielt alsdie Liebe— umgekehrt wie bei den galanten Franzosen—, haben diedeutschen Nachäffer die Reihenfolge umgekehrt: Kellner und Dirnen,namentlich die ersteren. Wir machen aus diesen Umstand ernsthaft auf-merksam. Ein sehr großer Theil der deutschen Kellnerist in Polizeidiensten. Wir haben dafür positiveBeweise. Bulyghinist durch einen Kellner des„Freiburger Hofs"in Freiburg an's Messer geliefert worden; in P l a g w i tz bei Leipzigwurde vorige Woche eine angeblich geheime Sozialisten-Versainmlungdurch einen Kellner denunzirt; dasselbe geschah dieser Tage auch inChemnitz.Der Beispiele ließen sich zu Dutzenden anführen. Uebrigens ist unsdie Thatsache von Kellnern selbst bestätigt worden.Also Vorsicht!— Die sozialdemokratische Partei ist wieder einmalgespalten. Neulich war es das K r a n k e n k a s s e n g e s e tz, dasals Keil diente. Heute ist es das U n f a l l g e s e tz, für das namentlichGrillenberger schwärmen soll, wie weiland K a y s e r für dasKrankenkassengesetz. Unsere Gegner sind wirklich sehr bescheidene Leute,daß sie an solchen(selbsterfundenen) Geschichtchen ein kindliches Gefallenhaben.Wie lange werden sie diese Spaltung anhalten lassen?— Brave Jungens scheinen der Goldschmidt B o u i l l e t undder Weber Dentroux zu sein, welche von Lyon zur Kolonialaus-ausstellung nach Amsterdam geschickt worden waren und in ihremBericht, zur großen Freude der„Sozialkorrespondenz" des Herrn vonStudnitz, von den deutschen Arbeiterverhältnissen„ein überaus freund-liches Bild" entworfen haben.„Nach ihrer Meinung befindet sich der deutsche Arbeiter besser als derfranzösische und gar der holländische, namentlich weil er durch Kranken-und Unfallversicherung besser gestützt und geschützt werde. Auch in seinerindustriellen Praxis habe der deutsche Arbeiter bedeutende Fortschrittegemacht und repräsentire jetzt für den französischen fast eine noch gefähr-lichere Konkurrenz als der englische Arbeiter. Da diese internationaleKonkurrenz weitere Lohnerhöhungen nicht gestatte, sowerde der f r a nz ö s i s ch e A r b e i te r an eine Verringe-rungseinerAusgaden(>) zudenkenhaben, und da schlagendie beiden französischen Berichterstatter vor, nach dem Vorbilde Deutsch-lands zunächst Konsumvereine zu gründen, wodurch man billige Lebens-mittel erhalten könne. Auch auf die deutschen Volksbanken wird empfehlendhingewiesen."—In der That, besser kann kein Bohmert den Gesichtspunkten derBourgeoisie Ausdruck geben als diese„Arbeiter". Ihr Zeugniß ist um so— unverdächttger, als sie auf Kosten der Gemeinde, d. h. mit denihnen vom Gemeinderath von Lyon bewilligten Mitteln dieJnstruktionsreise nach Amsterdam unternommen. Nur hätten wir nochgerne gewußt, wie diese beiden erleuchteten Geister zu ihrem Mandatgekommen, ob sie von ihren Arbeitsgenossen gewählt oder von der Be-Hörde zu ihrer ehrenvollen Mission ernannt worden sind. Wir habenalle Ursache, das Erster« zu bezweifeln, denn die Lyoner Weber werdenschwerlich einem Mann ein Mandat anvertrauen, der ihnen den Rathgibt, an eine Verringerung ihrer Ausgaben zu denken.Wir haben seinerzeit die Berichte der unabhängigen Arbeiter-Delegation in Amsterdam gelesen, aber nichts von solchenRathschlägen darin gesunden. Die organisirten französischen Arbeiterhaben noch stets bei Subventionen für Delegationen nach Ausstellungs-orten volle Unabhängigkeit bei Wahl ihrer Delegaten verlangt, und woihnen diese nicht zugestanden wurde, Staat oder Gemeinde ihnen etwasdazwischenreden wollten, überhaupt auf jede Wahl verzichtet. Das dürftediesmal in Lyon der Fall gewesen sein, wo die Majorität des Gemeinde-rathes opportunistisch ist und sich es sicher nicht hat nehmen lassen, Dele-girte nach ihrem Geschmack zu ernennen.— Auch ein Grund wider den gesetzlichenMaximal-Arbeitstag. In Reichenberg(Böhmen) gab jüngst ein Anarchist,A. Behr, in einer Volksversammlung folgendes Argument gegen einegesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit zum Besten:„Kurze Arbeitszeit ist gut, aber einen Normalarbeitstag verlangen, istein Unding. Erstens werden die Fabrikanten trachten, denselben zu um-gehen; dort wo er gehalten wird, würden die Arbeiter aus den FabrikenArbeit mit nach Hause nehmen, dieselbe zu Hause verrichten."Dazu bemerkt ein Korrespondent des Brünner„Volksfreund" mit be-rechtigtem Spotte:„Goethe läßt einen Schüler von Faust rufen:„Mir wird von Alledemso dumm, als ging ein Aiühlrad mir im Kopf herum." Ein Zimmer-mann nimmt sich einen Balken, ein Schloffer eine Feile und ein StückEisen, nöthigenfalls ein halbes Maschinenrad, ein Spinner einen Sel-faktor, ein Schmied einen Dampfkessel, ein Maurer ein Stück einesHauses, ein Zimmermaler eine Seitenwand eines Zimmers u. s. w. mitnach Hause."Damit soll die Thatsache, daß viele Arbeiter, um ihrem schlechtenVerdienst nachzuhelfen, ihre wenigen Freistunden noch der Hausindusttieopfern, natürlich nicht abgeleugnet werden, es liegt aber aus der Hand,daß wenn der Maximalarbeitstag, den kein Sozialist für ein Universal-Heilmittel hält, diesem Unfug nicht steuern kann, die berühmte„Freiheitdes Individuums" dazu erst recht nicht im Stande ist. Aber verlangeEiner von einem Anarchisten Logik! Die Logik selbst ist ja ein Verstoßgegen die„absolute Freiheit".— Zur K r i s i s. Aus Birmingham schreibt man der Londoner„Justice", daß in der Juwelindustrie 4000 Personen ohne Arbeit sindund gegen 15,000„kurze Zeit" arbeiten, wobei sie per Woche im Durch-schnitt weniger als 10 Shilling verdienen.„Keine Aussicht aufBesserung!"— Verschiedene Zeitungen berichten, daß der russische RevolutionärLeo Hartmann sich inNewyorkdas Leben genommen habe. DieseNachricht beruht augenscheinlich auf einer Verwechslung mit einemamerikanischen Sozialisten Namens Max Hartmann, der, wie wirden dortigen Parteiblättern entnehmen, allerdings die Absicht hatte, sichdas Leben zu nehmen, aber noch rechtzeitig daran verhindert werdenkonnte. Ein Brief Hartmann's, worin er seinen Entschluß mittheilte,hatte das Gerücht auskommen lassen, daß er denselben bereits zur Thatgemacht, und die Blätter machten dann aus dem amerikanischen— oderwahrscheinlich deutschen— Sozialisten kurzerhand einen russischen„Nihilisten".— Reichstagskandidatur. Waldenburg(in Schlesien):Bauerngutsbesitzer Müller in A l t w e i st r i tz bei Habelschwerdt.—— Ein wohlbegründetes Verbot. In dem Lande, wo dieWissenschaft und ihre Lehre geknebelt sind, ist selbstverständlich auchdie Muse des Fretheitsgesanges verfehmt. In richtiger Würdigung dieserThatsache— darin sind sie ja stets große Logiker gewesen— hat daherdie Leipziger Kreishauptmannschast das soeben erschienene erste Heft dervon der Volksbuchhandlung in Hottingen-Zürich her-ausgegebenen Gedichtsammlung„Vorwärts!" auf Grund des gemein-gefährlichen Gesetzes verboten.Wenn es einer Empfehlung dieses Unternehmens noch bedurfte, soliegt sie unbedingt in diesem Verbot. Es besagt, daß in dieser„Samm-lung von Gedichten für das arbeitende Volk" demselben eine Kost gegebenwird, welche ihm seine liebevollen Vormünder in Deutschland nichtgönnen. Und in der That, es ist eine kräftige, herzstärkende Kost, welche„Vorwärts!" den deutschen Arbeitern auftischt.„Viel echtes, lauteresGold", um mit einem schweizerischen demokratischen Blatte zu reden.Und woraus besteht die Sammlung?„Es sind sammt und sonders Kampfgedichte", heißt es im Vorwort,„Lieder und Gedichte, welche den großen weltgeschichtlichen Kampf derEnterbten gegen die Besitzenden, der Unterdrückten gegen die Unterdrücker,der Rechtlosen gegen die Machthaber, der nach Erkennwih Ringendengegen die Monopolisten der Wissenschaft und der Feinde des freien Ge-dankens zum Vorwurf haben."...„Es sind Kampfgedichte, mögen sieder Klage der Verzweiflung, dem Wuthschrei des Unterliegenden oderdem Jubel des freudig in die Zukunft Blickenden Ausdruck geben, oderaber in der Form der Satire, des Spottgedichtes, die Schwächen derGegner, die Gebrechen der Zeit verhöhnen.".....„Begeisterung undLeidenschaft...., sie finden ihren vollen Ausdruck erst im Gesänge.Nur trockene Philister können von der Poesie verlangen, daß sie leiden-schaftslos, tendenzlos sein soll— sie hat gewiß auch andere Aufgaben,aber die Tendenz aus ihrem Wirkungskreis verbannen, heißt sie ihrerkräftigsten Aeußerungen berauben, heißt in Wirklichkeit sie kastriren.Gibt es ein tendenziöseres Lied als die Marseillaise? Gewiß nicht!Und man wollte diesem feurigen Aufruf zum Kampf wider die blutigeTyrannei, der Hunderttausende, Millionen Herzen höher schlagen gemacht,das Bürgerrecht in der Welt der Poesie versagen! Athmen das„Liedvom Brote" von P. Dupont, das„Lied vom Hemde" eines ThomasHood, ein„Bei' und arbeit'!" von Georg Herwegh nicht in jeder ZeileTendenz? Und sie sollten um dieser Eigenschaft willen nicht voll geltengegenüber einem Frühlingsliede von Geibel, einer Ballade von Uhland,einem Sonett von Platen! Geht doch! Ihr wähnt den Tempel derKunst vor profanen Eindringlingen zu schützen, und Ihr umgebt sie stattdessen mit einer chinesischen Mauer."...„Die deutschen Arbeiter habenin ihren Kämpfen die Macht des gesungenen Wortes, die Macht despoetischen Ausdruckes schätzen gelernt. Herwegh's„Bet' und arbeit' I"mit seinem energischen:„Mann der Arbeit, aufgewacht! Und erkenneDeine Macht!" hat in Hunderttausenden von Arbeiterherzen kräftigenWiderhall gefunden; die Wirkung von Freiligrath's„Revolution" mitihrem triumphirenden:„Ich bin, ich war, ich werde sein!" kann keinSozialistengesetz, kein Polizeiverbot aufheben, und wo nur deutsche Sozia-listen die Weise der Marseillaise ertönen hören, da legen sie ihr fastmechanisch die energischen Verse Audorf's unter, unwillkürlich stimmensie mit ein, und Der soll noch gefunden werden unter uns, dessen Pulsenicht höher schlagen bei den Worten:Schließt die Phalanx in dichten Reihen!Je höher uns umrauscht die Fluth,Je mehr mit der Begeisterung GluthDem heil' gen Kampfe uns zu weihen!Nicht zählen wir den Feind,Nicht die Gefahren all'!Marsch, marsch, marsch, marsch!Und wär's zum Tod!Denn unsre Fahn' ist roth!Vorwärts!"—Bereits in dem ersten Hefte finden wir neben den Dichtern von Be-ruf, neben einem Freiligrath, Herwegh, Heine, Hoffmann von FallerS-leben-c. die eigentliche Arbeiterpoesie des In- und Auslandes— letzterenatürlich in Uebersetzungen— zahlreich vertreten; in den folgendenHeften wird dieselbe wohl noch stärker in den Vordergrund treten.Unserer Ansicht nach würden die Herausgeber den Wünschen vieler Ge-nassen entsprechen, wenn sie— vielleicht in der letzten Lieferung— diehistorischen Freiheitslieder des Auslandes(z. B. dieMarseillaise, die Carmagnole, den Cbant du döpart, die Garibaldihymneu. s. w.) im Original und in der Uebersetzung einreihten.Jedenfalls füllt„Vorwärts!" eine fühlbare Lücke in unserer Partei-literatur aus; und nachdem es von so k o m p e t e nt e r Seite, wie dieKreishauptmannschast Leipzig, dem deutschen Proletariat zum Kaufeempfohlen worden ist, können wir uns jeder weiteren Empfehlung ent-halten.— England. Die Liberalen sind nicht wenig stolz aus den großenErsolg der Demonstrationen zu Gunsten der Stimmrechtsresorm, und inder That ist es ihnen, Dank der Mitwirkung der Herren Gewerkschafts-führer und Dank vor Allem der Unpopularität, deren sich das Hausder Lords verdientermaßen im Volk erfreut, gelungen, weite Arbeiter-kreise für ihre Sache zu gewinnen. So selbstverständlich es nun ist, daßjeder Arbeiter für die Erweiterung der polittschen Rechte einzutretenhat, so erscheint es uns doch fast unbegreiflich, daß sich die demonstriren-den Arbeiter mit der Erweiterung des Wahlrechtes aus die Haushaltungs»vorstände im Lande begnügten und nicht mindestens das allgemeineStimmrecht für alle Erwachsenen auf ihre Fahnen schrieben. Aber diegroße Masse der englischen Arbeiter, oder sagen wir lieber, der englischenGewerkschastler ist nun einmal gewohnt, im Schlepptau der großenpolitischen Parteien zu marschiren, und so ließen sie es sich auch gefallen,daß der Demonstration in dem Hyde-Park von vornherein die Spitzeabgebrochen und die gegen das Oberhaus gerichtete Resolution nach demSystem:„Wasch' mir den Pelz und mach' ihn mir nicht naß" zugestutztwurde. Nur auf ihren Fahnen und Emblemen wagten es verschiedeneArbeitervereine, eine deutlichere Sprache zu führen. Und auch das warnach dem Geschmack der Liberalen. Die Arbeiter in ihrem Gefolge, imweiteren Hintergrund geballte Fäuste— was verlangt das Herznoch mehr?Und so hatten denn auch die gesetzlichsten deutschen Blätter, die beijedem scharfen Wort, das in deutschen Arbeiterversammlungen fällt, beijeder Drohung, die von deutschen Arbeitern ausgesprochen wird, sofortnach Polizei rufen, nur Worte der Anerkennung und A u s m u n-terung für die keineswegs verblümten Drohungen der englischen Ar-beiter. Als Schwanz der bürgerlichen polittschen Parteien dürfen sich dieArbeiter eben Manches gestatten, was sofort zum Verbrechen wird, wennsie es selbstständig, als eigne politische Partei, zu thun wagen.Ueber den Verlauf der Demonstration in London werden unsereLeser durch die Tagespresse unterrichtet sein. Die Zahl der Theilnehmerwird von den Berichterstattern verschieden abgeschätzt— Alles in Allemmögen wohl 200,000 bis 300,000 Menschen, sei es im Zuge, sei es