..Wird es Richter in Chemnitz geben(Guesde hatte vom Prozeß Kollmar und Genossen gesprochen), wie es deren im vorigen Jahrhundert in Berlin gegeben haben soll? Oder werden die Bannerträger des deutschen Proletariats ihre Freiheit in jenem juristischen Hinterhalt ver- üeren, wohin sie alle unsere Wünsche, die Sympathie der Sozialisten Weier Welten begleiten? Wir wissen es nicht, obwohl das Verdikt nicht niehr lange ausstehen kann. «Was wir dagegen wissen, und was den Wackeren jenseits der Vogesen Mattet, über die jahrelange Hast, die über ihren Häuptern schwebt, zu Ipotten, ist, daß, welches auch der Ausgang dieses Monstreprozesses sein »ird, ihr Sieg auf dem Gebiet des allgemeinen Wahlrechts für Niemand selbst nicht sür Herrn Bismarck ein Zweifel ist. Gelreu ihrer Taktik welche auch die unsere ist, vor Allem die kahlen zur Rekrutirung und Organisirung zu benutzen, haben unsere brüder in Deutschland ihre Schlachtfront bedeutend erweitert. Die Preise, in denen sie den Kamps aufnehmen, belaufen sich auf 144. Und wi nur die feindliche Presse zu hören, haben sie alle Aussicht, in 41 «»von zu siegen.. «Nehmen wir an, daß die Furcht die deutsche Bourgeoisie doppelt ihen macht und daß der revolutionäre Sozialismus nur zwanzig Erfolge >» verzeichnen haben wird. Ist es nicht wunderbar, daß, ohne Organe, ohne Versammlungen, Bit lediglich den von den Arbeitern im Geheimen gesammelten Groschen «er Kommunismus in Deutschland in 20 Wahlkreisen über die gesammten "ourgeoisparteien zu triumphiren vermag, während vor acht Jahren, Bs noch kein Belagerungszustand bestand, die sozialistischen Arbeiter, die iwnals über 50 Zeitungen und 7 Druckereien verfügten, als ihre Orga- Bsation in aller Oefsentlichkeit fungirte, kaum acht Deputirten in das Parlament ihrer Herren zu senden vermochten. Wir unsererseits begrüßen mit Bewunderung eine so wunderbare Vermehrung, die geschuldet ist einer unermüdlichen Energie und einer durch nichts zu erschütternden Einheit. Wir wünschen unserer jungen Arbeiterpartei eine gleich schnelle Entwicklung. «Und wir harren der Zeit, wo die Grenzen, die in den Herzen der Arbeiter bereits beseitigt sind, thatsächlich von uns beseitigt und wir»n �tr Lage sein werden, auf beiden Seiten der Vogesen gemeinsame Wahl- schlachten zu schlagen bis die Stunde des gemeinsamen revolutionären Eutscheidungskampfes geschlagen." Die BudapesterArbeiter-Wochenchronik schreibt: Wir können nicht umhin, auf die Wahlen in Deutschland unser ganzes Augenmerk zu richten, sind wir doch direkt an dem Ausfall der- 'Bben interessirt; die Schlacht, die dort geschlagen wird, sie gilt ja der Vroletariersache aller Länder.". Hoffen wir, daß unsere Freunde im Auslande in ihren Erwartungen »icht enttäuscht werden. Tiefer hängen!Genossen! Hintertreibt die Wahl von Liebknecht und Komplizen mit allen Mitteln, denn sie sind der Krebs i>er Arbeiter-Cmanzipation. Nieder mit ihnen!"(Freiheit" vom 20. September 1884.) - Auch demStandar d", dem größten konservativen Organe Englands, wird von seinem Berliner Korrespondenten telegraphirt, daß »ufere Partei aus dem gegenwärtigen Wahlkampf zweifelsohne siegreich hervorgehen wird.Daß die Anhänger des Sozialismus oder der Sozialdemokratie," heißt es da, in den letzten Jahren in Deutschland bedeutend an Zahl zugenommen haben, ist eine unbestrittene Thailache... Wie auch die Wahlen sür die andern politischen Parteien aussallen Mögen, so ist es fast sicher, daß die Zahl der sozialistischen Deputirten ili dem neuen Reichstag sich aus das Doppelte vermehren wird... Das ist um so wichtiger, als die Sozialisten dann stark genug sein werden, Anträge einzubringen, ohne die Hülse anderer Parteien in Anspruch zu Nehmen.... Außerdem aber werden die Sozialisten oft die Wage der Parteien in der Hand haben, da in dem Reichstag wichtige Fragen oft durch wenige Stimmen entschieden wor- diu sind"... Das ist richtig. Und darum ist es doppelt wünschenswerth, daß der Standard" Recht behält. Aus Leipzig , den 4. Oktober, schreibt man uns! Schließlich hat man doch aus der Zloty eine Tugend gemacht, und wird in Ermang­lung eines Besseren den Schützenfest-Bürgermeister als Kompromihkan- didaten der vereinigten Ordnungsparteien ausstellen. Derliberale" Herr Tröndlin, dem an einem Alandat sehr viel gelegen zu sein scheint, hat den Konservativen so ausreichende Bürgschaften seiner k o n s e r v a- l i v e n Gesinnung gegeben, daß sie sich, wenn auch erst nach langem Besinnen, entschlossen haben, ihn zu akzeptiren. Die Abneigung gegen diese Verlegenheitskandidatur ist jedoch nicht geschwunden, und sowohl in der Gefolgschaft des nationalliberalen wie des konservativenRings" befindet sich gar Mancher, der am 28. Oktober und auch bei der zu er- wartenden Stichwahl für den Katzenjammer- und Defizii-Kandidaten Nicht stimmen wird. Zu einer Stichwahl wird es vermuthlich kommen, da dieDeutsch-Freisinnigen" durchaus einen Kandidaten ausstellen wollen, und zwar charakteristischerweis- auch einen Kompromiß- Kandidaten, der die Eigenschaften vereinigen soll, deutsch-freisinnig, zünft- lerisch und grünweiß angehaucht zu sein. Man sollte denken, daß das Miteinander unverträgliche Eigenschaften seien, indeh unter den Deutsch- Freisinnigen finden sich gar merkwürdige Leute, die das Kunststück, all' diese Eigenschaften in sich zu vereinigen, doch wohl fertig bringen. Ueberhaupt haben die Deutsch -Freisinnigen große Rosinen in der Tasche. Die Gelüste stehen bekanntlich sehr oft zu den Kräften in um- S-kehrtem Verhältniß, und so ist es denn kein Wunder, daß der im- potente sächsische Deutsch-Freisinn nichts mehr und nichts weniger im Sinn hat, als ganz Sachsen zu erobern. In sämmtlichen 23 sächsischen Wahlkreisen sollen deutsch -sreisinnige Kandidaten aufgestellt werden. Nun, es gibt ein lateinisches Sprüchwort: Bei großen Dingen ist es schon »iel, gewollt zu haben. Man sieht, am Wollen fehlt es unseren Deutsch -Freisinnigen nicht über das Wollen werden sie freilich nicht hinauskommen. Sachsen in partidus bei der Wahl zu erobern, ist übrigens nicht ihr einziger großer Plan. Sie tragen sich auch mit dem kühnen Gedanken, hier in Leipzig einBlatt im großen Styl", ähnlich wie weiland die Tribüne" es war, mit Riesenformat und zwei täglichen Ausgaben zu gründen, wofür das bescheidene Sümmchen von 500,000 Mark angesetzt ist. DieTribüne", welche als Muster vorschwebt, hat binnen 2 Jahren «00,000 Mark verschlungen die Leipziger Nachahmung würde also günstigstenfalls, nämlich, wenn es ihr gelänge was jedoch aussichts- los die Abonnentenzahl derTribüne"(7000) zu erlangen, etwa fünf Vierteljahre brauchen, um mit dem halben Milliönchen fertig zu werden. Vorläufig ist leider das halbe Milliönchen noch nicht gefunden und wird auch nicht gefunden werden. Die sächsischen Wahlskandale des Jahres 1881, oder richtiger, der Skandal, den die sächsischen Wahlfkandale des Jahres 1881 im deutschen Reichstag hervorgerufen haben, verbunden mit der Kassirung so vieler sächsischer Wahlen, hat unserer Regierung und unseren Behörden denn doch einen heilsamen Schreck eingejagt. Herr von Nostiz Wallwitz, der im Landtag und im Reichstag mit eherner Stirn alleUnregelmäßig- leiten" ableugnete oder ableugnen ließ, hat ein Z i r k u l a r erlasfen, welches die Beamten zur äußersten Vorsicht ermahnt, und ihnen an's Herz legt, Alles zu vermeiden, was zu Wahlprotesten Anlaß geben könnte. Namentlich wird darauf aufmerksam gemacht, daß Stimmzettel unter kemen Umständen weggenommen werden dürfen. Wenn die Be- amten, was ihnen nicht verboten werden könne, sich durchaus an der Wahlbewegung betheiligen wollten, so sei es nothwendig, dies in einer Weise zu thun, die keinen Zweifel bestehen lasse, daß sie nicht in ihrer amtlichen Eigenschaft, sondern einfach als Privatpersonen und Reichs- tagswähler handelten. Wenn also der Kreishauptmann T., der Amts- Hauptmann A. und Landgerichtsdirektor Z. Wahlagitation treiben, so werden sie zu Beginn jeder vertraulichen oder öffentlichen Ansprache nicht zu bemerken vergessen:Meine Herren! Ich stehe hier nicht als Kreishauptmann£., oder Amtshauptmann I., oder Landgerichtsdirektor Z., sondern einfach als der Baron X., oder der Rittergutsbesitzerssohn Y., oder derPrivatus" Z." Und plus ya change, plus o'est la meme chose, sagen die Franzosen: je mehr es anders aussieht, desto mehr ist es dasselbe. Apch vor dem Verbot oder allzuhitziger Auflösung sozialdemokratischer Wählerversammlungen wird in dem Zirkular gewarnt, und zwar mit Hinblick aus den bekannten Reichstagsbeschluß. Das klingt sehr schön, und ist auch ganz ehrlich gemeint, hindert jedoch nicht, daß freilich mit etwas mehr Vorsicht als vor drei Jahren aus die W i r t h egedrückt" wird, damit sie ja ihre Säle nicht den Sozialdemokraten hergeben. So ist z. B. in Dresden und Umgegend, wo der Einfluß des braven Herrn von Nostiz am größten ist, eine voll- ständige Lokalsperre organisirt, was Herrn von Nostiz-Wallwitz nicht hindern wird, im nächsten Landtag ebenso pathetisch wie im vorigen zu betheuern, daß die Regierung mit dieser Lokalsperre gar nichts zu thun habe.*) O Schild«, mein Vaterland!" Ein Genosie sendet uns dieNeckar-Zeitung" vom 23. September, enthaltend den Bericht über ein Fest zu Ehren von 220 Mitgliedern des Nürnberger Industrie- und Külturvereins", die sich eine Spritztour nach H e i l b r o n n geleistet. Auf diesem Feste fehlte es natürlich nicht an Festrednern, und unter diesen Rednern befand sich einer, der unser ganz besonderes Interesse beanspruchen darf. Hören wir aber, ehe wir seinen Namen nennen, ein Stück den Schluß seiner Festrede: Aber noch Eines haben die beiden Städte gemeinsam: d i e t r e u e Anhänglichkeit an Kaiser undReich. Die deutschen Reichs- städte des Mittelalters seien zu allen Zeiten die besten Stützen der deutschen Kaisermacht gewesen. Sei irgend ein deutscher Kaiser ver- folgt oder bedrängt gewesen, so habe er an den Städten seine Stütze gefunden, während die deutschen Fürsten das Wohl des Reiches oft zurückgestellt haben hinter den eigenen persönlichen Vortheil. Und heute noch haben wir mehr als je Ursache, mit Stolz auf Kaiser und Reich zu blicken. Ein Kaiser stehe an der Spitze des Reiches, von Gott be- gnadet, wie keiner jemals vor ihm. Weit über das ge- wöhnliche menschliche Maß hinaus walte der ehrwürdige Greis seines Amtes mit Manneskraft und unerschütterlichem Pflichtgefühl und darum bitte er die Versammlung, die Gläser zu erheben und einzustimmen in ein Hoch auf Kaiser und Reich! Mit unbeschreiblichem Jubel wurden diese begeisternden Worte ausgenommen und donnernd brauste das Hoch auf Kaiser und Reich durch den Saal. Die Wacht am Rhein folgte als selbstverständliche Zugabe der durch.....'s treffliche Rede angeregten patriotischen Stimmun g." So der Bericht des nationalliberalen Blattes. Und wer war dieser patriotische Redner? Zweifelsohne irgend ein nationalliberaler oder konservativer Dutzendagitator, wird der Leser denken. Weit gefehlt! Diese schwungvollen, patriotischen Worte, diese Versicherungen dertreuen Anhänglichkeit an Kaiser und Reich" entflossen dem Munde des Reichs- und Landtagsabgeordneten Härle, Mitglied der dem o- kratischen Volkspartei. So redet ein Vertreter der ä u ß e r st e n Linken des deutschen Bürgerthums. Kann man die Versumpfung des politischen Lebens in Deutschland drastischer illustriren als durch Abdruck dieser Festrede eines demo kratischen Abgeordneten? O Schilda, mein Vaterland! Ueber die Cholera in Neapel , die Ursachen ihrer Ver- breitung und den Antheil der Sozialdemokratie an ihrer Bekämpfung theilt uns einer unserer Genossen aus Mailand einige Thatsachen mit, die für sich selbst sprechen und keines Kommentars bedürfen. Ich war, schreibt er u. A., die letzte Zeit über in N e a p e l als Theilnehmer der Freiwilligen-Kompagnie, welche unter Führung Cava- l o t t i' s nach dorten zur Bekämpfung der Cholera gegan- gen war. Gegenwärtig befindet sich die Abtheilung Mailänder hier in Ouaran- täne. Die ganze Expedition bestand aus 72 Mann, darunter viele Sozialisten, 36 aus Atailand, 30 aus Florenz und 6 aus Livorno . Obgleich sich allein in Mailand mehr als 200 gemeldet hatten, mußte die Expedition doch auf diese Zahl beschränkt werden, da verlangt wurde, daß jeder Theilnehmer für seinen Unterhalt selber sorge. Nur sehr wenige erhielten Zuschüsse, darunter ich. Das Elend, welches sich unseren Augen in Neapel geoffenbart hat, übersteigt alle Begriffe. Es müssen Begebenheiten, wie die jetzige Cholera- Epidemie vorkommen, damit diehöheren" Gesellschastsschichten den Zu- stand äußersten Elends, in welchem sich die arbeitenden Klassen fort- während befinden, auch nur ahnen. Die Stadttheile, in welchen die Armen wohnen, sind von den anderen vollständig abgeschlossen; in die- selben verirrt sich niemals jemand Anderer als Diejenigen, welche da- selbst wohnen, und nur bei Gelegenheiten wie die gegenwärtige dringen außer den Behörden Freiwilligen-Kompagnien hinein. Unsere Ausgabe war eine schwere, sowohl vom physischen als vom moralischen Standpunkt aus betrachtet. Wir haben uns in die vier eleu- besten und darum auch von der Seuche am schwersten heimgesuchten Stadttheile vertheilt, unter der Direktion der betreffenden Vizebürger- Aemter. Wir haben Kranke in ihren Wohnungen verpflegt, andere in Hospitäler transportirt, Tobte fortgeschafft, Häuser und Straßen gerei- nigt und desinfizirt und Armen Gutscheine auf Geld, Wäsche und Decken vertheilt. Aber was ist das Alles gegen die ungeheure Masse des Elends! Mindestens 300,000 Menschen leben in Neapel in fortwährendem Kampf mit dem äußersten Mangel. Der Anblick so ungeheuren Elends hat auf uns Alle einen so niederschmetternden Eindruck gemacht, daß auch nicht Einer unter uns den Wunsch aussprach, den schönen Theil Neapels zu sehen. Wir hatten genug am häßlichen. Viele unter uns, auch ich, wurden von der Cholera ergriffen. Auch haben wir leider zwei Tobte zu beklagen: Rocco Lombardo und Boschi Maximilians, beide überzeugte Soziali st en und eifrige Genossen. Gegenwärtig befinden sich noch 3 Kranke von uns in Neapel , gepflegt von vier anderen unserer Genoffen und dortigen Freunde. Möge der Tod unserer Genoffen unseren Gegnern und Verfolgern ein Beispiel sein, wie wir auf ihre Aechtungen, auf ihre Verurtheilungen als Malfattori(Uebelthäter) ,c. antworten. Außer mit unserer Expedition haben sich noch viele andere Sozialisten vereinzelt nach Neapel begeben. Ich nenne nur die Deputirten C o st a und M u s s i n i, sowie M a l a t e st a. Mit C o st a hatte ich mehrmals Gelegenheit zusammenzutreffen; er hat sich demgrünen Kreuz" ange- schloffen und ist Tag und Nacht mit der Pflege von Kranken beschäftigt gewesen. E. K. Ist die Mangel leidende menschlicheMaschine eine Frau, dann bleibt ihr ein letztes Mittel, einVortheil" ihres Geschlechts. Wenn sie Tags über Kleider näht, oder sonstige Sachen macht, und da- für zu wenig erhält, um leben zu können, so kann sie Nachts den letzten Schilling aus der Tasche eines Besoffenen oder Vagabunden zaubern. Großartige Erhabenheit der menschlichen Arbeitsmaschine! Wer hat jemals von einer Dampfmaschine gehört, die wegen Mangels an Dampf sich auf einige Stunden dem Teufel verschrieb, lediglich deshalb, um sür ihren ersten Besitzer billige Maaren herstellen zu können? Und doch ist es dies, was menschliche Arbeitsmaschmen jede Nacht und jede Stunde der Nacht in unserm herrlichen London thun. Frauen, die unsere Mütter, unsere Schwestern sein könnten, verkaufen sich dem Passanten, um billige Kleider für ihre Arbeitgeber machen zu können." So schrieb ein englisches sozialistisches Blatt im Jahre 1851. Stimmt leider auch heute noch. Freiheit, die ich meine." Wie wir der neuesten Nummer des ChicagoerVorbote" entnehmen, ist Paul Grottkau aus der Redaktion dieses Blattes ausgetreten, richtiger wohl ausgetreten worden. Seit er sich untersangen, dem großen Hans entgegenzutreten und gar abzuführen, wurde anarchistischerfeits und derVorbote" ist in anar- chistischen Händen so lange gegen ihn gehetzt, bis der unbequeme Kritiker glücklich herausgebissen war. Was ihm vollends den Rest gab, war, daß er die alberne Stellmacher-Komödie nicht mitmachte. So respektiren d i e Leute die freie Meinung, welche sich nicht genug darüber ereifern konnten, daß unsere Partei Herrn Rittinghausen nicht mehr zum Abgeordneten haben will, nachdem er erklärt hatte, die durch unsern Kampf doppelt nothwendig gewordene Parteidisziplin nicht an- zuerkennen. Es ist eben, wie wir schon öfter gesagt: Keine schlimmeren Tyrannen, als die Männer derabfoluten Freiheit". *) Daß vor einigen Tagen in Dresden im Lokal zur Stadt Altona doch eine, beiläufig glänzend besuchte WLHlerversammlung stattfand, in der Genosse Bebel seine Kandidatenrede hielt, steht mit den Angaben unseres Korrespondenten in keinem Widerspruch. Die Versammlung war eben nur möglich, weil der betreffende Wirth zwei Tage hinterher sein Lokal abgab, sich also nicht mehr um die Polizei zu kümmern brauchte. Ein Exempel, dasnichtstimmt.In Spanien zählt gegenwärtig die Internationale 60,934 gutstehende Mitglieder, welche in 663 Gruppen und 10 Distrikts-Föderationen organisirt sind. Und wohl gemerkt I das sind lauter revolutionäre kommunistische Anar- chisten. Wir dächten, derartige Zahlen fallen denn doch ganz anders in's Gewicht, als dieStimmen", welche dieFührer" der deutschen Sozialdemokraten so ergiebig auszunützen verstehen." So General Bumbuni in der neuesten Nummer seines Moniteur. 60,934 revolutionäre kommunistische Anarchisten, das ist in der That viel. Genügen doch, wie General Bumbum zu wiederholten Malen erklärt hat, schon 4000 von dieser Sorte, um die Welt aus den Angeln zu heben. Da erhebt sich nun für uns, in die Geheimnisse der Anarchie Uneingeweihte die Frage, wie es denn kommt, daß die 60,934 von derWelt" ganz abgesehen noch nicht einmal Spanien aus den Angeln gehoben haben. Da muß doch unzweifelhaft ein Fehler in der Rechnung vorliegen? Sollten es vielleicht, der tapfere Hans verzeihe uns die Anfrage, lauter Revolutionäre in Steifleinen sein?! Frankreich . In verschiedenen größeren Jndustrieorten, ganz besonders in Lyon , herrscht Arbeitslosigkeit; in Lyon allein ist kon- statirt, daß die Zahl der Arbeitslosen über 15,000 beträgt. Und das trotz der genialen Kolonialpolitik des Herrn Ferry. Die Arbeiter haben verschiedentlich Versammlungen abgehalten und von der Regierung und der Gemeindevertretung Abhülfe verlangt; aber die Einen wie die An- dern wiffen sich keinen Rath. Natürlich! Es fehlt ja nicht an Produk- ten, es fehlt nur an Käufern. Zu dem einzigen Mittel, welches Abhülfe schaffen könnte, zur gesetzlichen Reduktion der Arbeitszeit, kann inan sich nicht entschließen, weil das ein Eingriff in diepersönliche Freiheit" des Ausbeutens wäre und die Produktion nützlicher Gegenstände ver- mehren heißt die Ueber produktiv» vermehren, d. h. das Uebel ver- schlimmern. So hat man denn zu dem alten traurigen Auskunftsmittel seine Zuflucht genommen, die Arbeitslosen mit Erdarbeiten zu beschäf- tigen. Das kann natürlich nur eine Weile vorhalten, dann aber wird sich das Uebel in vergrößerter Gestalt zeigen. Arbeitslosigkeit und Ueber- produktiv», das sind die unheilbaren Uebel, an denen die heuttge Ge- sellschast zu Grunde gehen wird. Belgien . L e o p o l d hat als echter konstitutioneller König das ultramontane Schulgesetz unterschrieben, denn er erblickt in dem Willen der Mehrheit des Parlamentsden Willen des Landes." Die knapp hunderttausend Zensuswähler sind für ihndas Land". Es hat sich nun in Brüssel eine republikanische Liga gebildet und folgendes Manifest erlassen, das trotz der in Belgien bestehenden Preßfreiheit sofort beschlagnahmt wurde: An das belgische Volk! Im Jahre 1830 erhob sich die belgische Nation, müde des Drucks, unter dem ein König sie hielt, und eroberte ihre Unabhängigkeit. In den 54 Jahren des gegenwärtigen Regiments hat Belgien nicht einen einzigen Fortschritt verwirklicht, nicht Einen Schritt nach vor- wärts gemacht, ist es hinter allen Ländern Europas zurückgeblieben. Die ungeheure Mehrheit der Belgier ist in schimpflicher Weise des Wahlrechtes beraubt. Eine winzige Minorität regiert das Land und beutet es aus. Langsam und sicher breitet die Kirche die Herrschaft über unser Vater- land aus. Der öffentliche Unterricht ist dem Klerus in die Hand geliefert worden. Ignoranten, die kein Examen gemacht, kommen herbei, in unsern Schulen die Stelle weltlicher Lehrer einzunehmen. Die Monarchie hat sich zur Mitschuldigen des Klerus gemacht. Sie hat der Zerstörung unseres Unterrichtwesens Beistand geleistet, die Stunde ist gekommen, Bürger, sich um die republikanische Fahne zu schaaren. Wir wollen nicht länger eine Einrichtung haben, die es einem einzel- nen Menschen, einem unverantwortlichen Beamten, der den aristokratischen Ideen der Vergangenheit ergeben ist, erlaubt, dem Lande Gesetze vorzu- schreiben. Wir wollen keinen Hof, wo unsere gerechtfertigsten Bestrebun- gen, unsere heiligsten Rechte täglich mißachtet, beschimpft werden. Nur das allgemeine Stimmrecht und die Republik können dem Bürger« krieg ein Ende machen und Belgien Friede und Freiheit geben. Es lebe die Republik!" Das Manifest trägt 71 Unterschristen, darunter unsere Genoffen L. Bertrand, Ch. Delfosse, C. de Paepe, Standaart u. s. w. Ferner Leon D e f u i f s e a u x, der vor zwei Jahren in der Kammer die Einführung des allgemeinen Stimmrechts beantragt hatte, und als dieser Antrag mit allen gegen 2 Stimmen abgelehnt worden war, sein Mandat niederlegte, Eugen Steens, I. Degreef.L. Verrycken, frühere Mitglieder der Internationale, verschiedene Ver- treter von Arbeiterkorporationen ic. Die Liberalen, die von dem allgemeinen Stimmrecht nichts wiffen wollen, haben sich beeilt, das Manifest schleunigst zu desavouiren und zu erklären, daß sie nur aus streng konstitutionellem Wege ihre Sache verfechten werden. Bei verschiedenen Unterzeichnern des Aufrufs, u. A. bei d e P a e p e, haben Haussuchungen stattgefunden. Der Redakteur des republikanischen National" ist als Ausländer aus Belgien ausgewiesen worden. Die Sache wird interessant. Zunächst spitzt sich das Interesse auf die in wenigen Wochen stattfin- denden K o in m u n a l w a h l e n zu. Da dieselben bereits auf Grund des neuen Wahlgesetzes stattfinden werden, so werden auch die Sozialisten dabei in Aktion treten. Unter dem herrschenden Listensystem können ste freilich bei einem selbstständigen Vorgehen nicht darauf rechnen, ihre Kandidaten iurchzubringen, und gehen deshalb an mehreren Orten mit den vorgeschritteneren Elementen des Bürgerthums, den Demokraten rc., zusammen, derart, daß diese eine Anzahl von Sozialisten auf ihre Liste nehmen. Angesichts des rücksichtslosen Vorgehens der Ultramontanen gegen die Volksschulen hat dieses Zusammengehen wohl auch seine Be- rechtigung. Mit demregierungsfähigen" Liberalismus ist freilich ein Zusammengehen unmöglich. Diese Herren muthen den Arbeitern Dinge zu, auf welche dieselben unter keinen Umständden eingehen können. Natürlich sind sie gerne bereit, einige Arbeiter auf ihre Liste zu neh- men, aber sie wollen sich dieselben selbst aussuchen. Was das heißt, weih man, und die Arbeiter Brüffels sind gewitzigt genug, sich aus solche Finten nicht einzulassen. Korrespondenzen. Königsberg i. Pr., 27. September. Am vorigen Mittwoch Abend fand hier eine öffentliche Volksversammlung statt mit der Tagesordnung:Die Bedeutung der Reichstagswahlen und die politischen Partei« n". Zum Vorsitzenden wurde Genosse H e r b i g gewählt, das Referat hatte der Reichstagskandidat, Genosse Godau, übernommen. Derselbe sprach zuerst über die politi- schen Parteien, kritisirte die Konservativen, ihre Stellung zur Hand- werkersrage, sowie den ganzen Kolonialschwindel und ging dann zu den edlenDeutsch-Freisinnigen" über. Als er deren Verhalten bei der Ab- stimmung über das Sozialistengesetz besprach und diese erbärmlichen Volksvertreter an den Pranger stellte, erklärte der überwachende Polizei- beamte, Böttcher ist der Name dieses Gesellschaftsretters, die Ver- sammlung zum großen Erstaunen Aller sür ausgelöst. Bisher hat un- seres Wissens die Polizei denFreisinnigen" noch keine Handlanger- dienste geleistet! Natürlich wird man sich energisch beschweren. Uebrigen s kann Godau mit dem Resultat des Abends vollkommen zufrieden sein. Es befanden sich in der Versammlung viele Indifferente, die durch der- artige Ungerechtigkeit nur bestimmt werden, einer unterdrückten Partei sich anzuschließen. Die Stimmung unter den hiesigen Genossen ist eine vorzügliche. Sie sind eisrig thätig in der Agitation zu den Reichstags- wählen und hoffen am großen Schlachttage den Deutsch -Freisinnigen" zu zeigen, daß ihnen in den hiesigen Sozialdemokraten ein gesährlicher Gegner erstehen wird. Für die Thätigkeit und Energie, von der die Genossen beseelt sind, zeugt wohl der Ausspruch eines derselben:Am 28. Oktober sind die R e i ch s t a g s w a h l e n und am 29. Oktober beginnt die Agitation für die nächsten Wahlen." �i. Bremen , 27. September. Hier in Bremen , wo im Allgemeinen die Behörde solchen Affairen gern aus dem Wege geht, und wo wohl heut- zutage die Anhänger der Sozialdemokratte noch am wenigsten in Deutsch -