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Man überschätzt vielfach die Bedeutung der Güter vertheilung*) des Handels und unterschäßt entsprechend die der Güter erzeu Der an gung Produktion. Die Uebel, an denen die Gesellschaft krankt, Op ern haben weniger in der ungerechten und unvernünftigen Güter verthei­fich in lung dem Handel ihren Grund, als in dem gemeinschädlichen ßtheit System der Güter erzeugung, aus welchem unsere unvernünftige ein er und ungerechte Güter vertheilung erst hervorgegangen ist, gears auf dem sie beruht und mit dem sie steht und fällt. he und

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Die Verhältnisse, welche es bewirken, daß eine gute Ernte für ganze Sei der Klassen der Bevölkerung zu einer nationalen Kalamität und für das ar­in beitende Volk zu einer gleichgültigen Sache werden kann, haben mit der terken. Güter vertheilung gar nichts zu schaffen. Wäre der Kornhandel in den Händen des Staats, so würden nach wie vor die Großgrund­rtei besiger ihren Vernichtungskrieg gegen die Kleinbauern fortsetzen, so würde n die nach wie vor dem Großkapital der Löwenantheil des Nationalreichthums sollte: jufallen, so würde nach wie vor das arbeitende Volt mit Noth und n, an Dangel zu kämpfen haben; so würde es nach wie vor, auch bei den Lang billigsten Brodpreisen, Hungernde und Verhungernde geben. , ebe

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Mit der Verstaatlichung des Korn handels ist's also nicht gethan. er Po Was verstaatlicht werden muß jedoch nicht im Sinne der Bismarck­eime" hen Verstaatlichung, wie der Regierungsprofessor Wagner sie durch eine ihrer wissenschaftliche Sauce mundgerecht zu machen versucht das ist die manis Getreide produktion, der gesammte Ackerbau. Nur wenn das Land, der gesammte Grund und Boden, in den Biston, Besitz der Allgemeinheit zurückkehrt, wird gründlicher Wandel geschafft und werden. Mit der Verstaatlichung des Grund und Bodens allein ist's allerdings nicht gethan. Außer dem Grund und Boden müssen sämmt­prächliche Arbeitsinstrumente verstaatlicht und der Allgemeinheit ump nugbar gemacht werden. Die ungerechte und unvernünftige Verthei ichkeit ung der Güter, unter der wir heute so schwer leiden, würde dann walt bor selbst wegfallen, wohingegen eine gerechte und vernünftige Verthei­lung der Güter bei Fortdauer der kapitalistischen Produktionsweise auch und des Privateigenthums einfach unmöglich ist. of solissa

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deutscher Freisinn! Als bei der letzten Abstimmung richtet über die Verlängerung des Sozialistengesetzes die famosen 26 abschwenk det ten und ohne Rücksicht auf die pomphaften Erklärungen Richter's und erren Rickert's bei Gründung der Fusion Ja! sagten, da hieß es, um den Plan Sturm der Entrüstung, der sich bei den Gläubigen der alten Fortschritts­Ver partei erhob, zu dämpfen: Aber dies ist das letzte Mal gewesen, von nisa nun an wird die Partei wie Ein Mann gegen die Verlängerung u be des Ausnahmegesetzes stimmen. Wie Ein Mann" welche Aufschneiderei! Als ob Mollusken je Kon eines männlichen Entschlusses fähig wären. Als ob die Biedermänner Brofit von der liberalen Vereinigung" im Interesse der politischen Freiheit

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und nicht aus wirthschaftspolitischen Gründen ihre Sezession vom festes Nationalliberalismus vollzogen. Wer diese Herren von früher her und fannte, der mußte wissen, daß sie allenfalls ein wenig Opposition spie mm len, nie aber sich zu einer Partei der demokratischen Volksrechte auf­tvor schwingen würden.

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here. Und so zeigt sich denn schon jetzt, bei den Wahlen, welchen Werth das rirten pathetische ,, wie Ein Mann" hatte. Wie ein Weichthier, so sucht Einer Rech nach dem Andern sich um eine bindende Erklärung zu drücken. Sie sind der reaktionärste Vor natürlich für Abschaffung des infamen Gesezes Prin Pommersche Junker ist es auch aber sie wissen noch nicht", wie sie und diesmal stimmen werden, die Frieß, die Horwiz, die Forckenbeck. Der ei in hrenwerthe Oberbürgermeister von Berlin , der Mann des heroischen heit Burück auf die Schanzen!" hat sich über diesen Punkt mit einer Zwei­blos deutigkeit ausgesprochen, die an die schönsten Tage des Nationalliberalis­Er erachte die Rückkehr auf den Weg des gemeinen zen mus erinnert. Rechtes anzustreben( au!) für geboten, aber eine bestimmte Ver­efühlpflichtung in dieser wie in allen andern Frageu müsse er ab= heißt es in der Magdeburger Zeitung". etzten lehnen

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Das ist eine Erklärung, würdig des parteiischsten Präsidenten, den I ge der deutsche Reichstag bisher gehabt.

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Natürlich werden sich die Herren hinter ihre Wähler verstecken, und wir glauben es ohne Weiteres, daß die Macher" in den liberalen Wahlkreisen, die Dottor X. und Kaufmann Y. und Advokat 3., es gar rfen, nicht gern sehen würden, wenn die bösen Sozialdemokraten wieder offen lichst agitiren und gewisse Lokalgrößen in ihrer Hohlheit bloßstellen könnten. Aber das entschuldigt die Herren nicht. Ein Mann von Ueberzeugung macht sich nicht zum Knecht der sogenannten öffentlichen Meinung; er muß sie zu gewinnen suchen, im Nothfall aber ihr Widerstand zu leisten wissen.

Aber damit käme man bei den braven Deutsch- Freisinnigen schön an. els Sie sind mit dem guten Beispiel des Mantel nach dem Wind Tragens erden vorangegangen, sie haben ihre Wählerschaft korrumpirt und sie werden aben die Lezten sein, ihr wieder Konsequenz zu lehren. Ihr ganzer Ehrgeiz cacht. bestand darin, die Repräsentanten des deutschen Bürgerthums" zu sein, Bamberger. irth und was das heißt, darüber siehe eitet.

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So werden wir denn im gegebenen Moment den erhebenden Genuß haben, wieder eine Kolonne tapferer Jasager nach rechts abschwenken zu offen sehen, um, sie wissen selbst nicht, wie"( Ausspruch des Herin Frieß), Ver das Ausnahmegesek verlängern zu helfen. Und so wird dieses Gesetz lung fortdauern, bis der Wind von andersher bläst.

olche Dieser Wind aber dürfte voraussichtlich auch die deutsch - freisinnigen lan Jammerburschen wegblasen.

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In Breslau wurden am 30. September 11 Genossen wegen stört Geheimbündelei" abgeurtheilt, und zwar auf das Zeugniß des mittler­weile verstorbenen Schuftes Wessely hin. Dieser Elende war seiner­zeit aus Breslau , beziehungsweise ganz Preußen ausgewiesen worden, weil man ihn im Laden des Genossen Windhorst mit einem Packet Erem­tung plare der nicht verbotenen ,, Süddeutschen Post" betroffen hatte; igen hatte sich nach Prag gewendet und von dort aus im Zeitraum von vier mlich Wochen zirka 600 Mart Unterstügungsgeldertheils von der Redaktion nicht der Südd. Post", theils von den Breslauer Arbeitern gesammelt wohl sich und seine in Breslau zurückgebliebene Familie erhalten. Damit und enen mit der Zusicherung der Breslauer Sozialisten, seiner Familie wöchent llen lich 8 Mart und die Miethe zu zahlen, war der Bursche aber noch nicht freis zufrieden, er kehrte zurück und verkaufte seine Genossen an die Po­815) lizei. Die 11 Angeklagten find angeblich Mitglieder einer Gruppe ge­ihler wesen, zu der auch Wessely gehörte. Und auf das Zeugniß dieses viel Schurken und seiner Gattin hin wurden sie auch mit einer Aus­iches nahme verurtheilt, und zwar: Joh. Windhorst, Cigarrenmacher, dzu 7 Monaten( der Staatsanwalt hatte 18 Monate beantragt!), sen, Jos. Büttner, Strohhutpresser, zu 4 Monaten( Antrag 9 Mon.), nicht Al. Jakob, Zigarrenmacher, zu 5 Mon.( Antrag 15 Mon.), Jul. Die Weiß, Bureaudiener, zu 4 Mon.( Antrag 6 Mon.), Paul Klein, = zu Tischler, Fr. Bachsteffen, Drechsler, Karl Lindner, Schlosser, nehr und Fritsch, Zimmermann, zu je 3 Mon.( Antrag 4 Mon.) E. Wal­ideer, Zimmermann, zu 2 Mon.( Antrag 4 Mon.), K. Schulzek, Schneider, zu 2 Monaten. Den vier Erstgenannten wurde die se ch s gen, monatliche Untersuchungshaft mit 2 Monaten gnädigst in Anrech­nung gebracht.

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Dieser Prozeß zeigt so recht die Niedertracht des Sozialistengeſetzes.

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*) Um Mißverständnisse zu vermeiden, bemerken wir, daß hier nur bei von Vertheilung im Sinne von Zirkulation, d. h. 3uführung der uem Produkte an die Konsumenten die Rede ist, nicht etwa auch in Bezug Ges auf die Eigenthums resp. Einkommensverhältnisse, die übrigens gleichfalls von mit der Produktionsweise in engem Zusammenhang stehen.

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Bei dieser Gelegenheit möchten wir den Ausführungen unseres werthen aus Mitarbeiters noch Folgendes hinzufügen: Wer den Handel, beziehungs­dem weise die Vertheilung der Erzeugnisse irgend eines Wirthschaftszweiges rch in der Hand hat, der hat einen so nachhaltigen Einfluß auf die Produk­nig, tion selbst, daß da, wo der Wille dazu da ist, von der Uebernahme der der Vertheilung bis zur Uebernahme der Produktion überhaupt nur ein fich Schritt ist. Vom heutigen Ausbeuterstaat nun haben wir weder zu er­und warten, daß er seinen Einfluß auf die Produktion zu Gunsten der Ar­jen, beiter geltend machen wird, noch daß die Arbeiter in ihm einen besseren rde Arbeitgeber finden würden, als in ihren heutigen Ausbeutern. Er würde eil vielmehr, wie oben ausgeführt, im fiskalischen Sinne wirthschaften Ettel und seinen Einfluß auf die von ihm abhängigen Produzenten dazu be­In nugen, seine Macht, d. h. die Macht der Ausbeuterklasse, deren Ausdruck er ist, noch zu verstärken. Deshalb sind wir dem heutigen reaktionären äre Klassenstaat gegenüber durchaus verstaatlichungsfeindlich. Die Schäden, uch welche der Handel unleugbar im Gefolge hat, erscheinen da noch als die ingeringeren, namentlich was den Getreidehandel anbetrifft.

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Arbeiter, denen jedes gesetzliche Mittel, ihre gemeinsamen Angelegenheiten öffentlich zu besprechen, genommen ist, kommen periodisch in einem klei­neren Lokal zusammen, um wenigstens im engeren Kreise ihrer Gesinnung Ausdruck zu geben; da findet sich unter ihnen ein Schuft, und siehe da, der Staat ist um 10,, Verbrecher" reicher und eine Anzahl Familien wer­den auf monatelang ihrer Ernährer beraubt. Welcher Erfolg für diesen Staat, welche Ehre für ihn, gerettet zu sein durch das Zeugniß eines nichtswürdigen Hallunken!

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Hoch Mecklenburg ! Während in Preußen, und speziell in Berlin , die Polizei das Versammlungsrecht mit einer Willkür wir können nicht sagen: handhabt, sondern miß­handelt, heute Versammlungen gestattet und morgen verbietet, gleich­viel ob derselbe Referent und dasselbe Thema angegeben ist, ihre Gott­ähnlichkeit also dadurch kundzuthun sucht, daß ihre Rathschläge gleichfalls ,, dunkel und unerforschlich" sind, hat die Regierung von Mecklenburg­Schwerin vor Kurzem ein Versammlungsverbot mit dem ausdrücklichen Hinweis auf den Reichstagsbeschluß, daß Wahlversammiungen, auch wenn sie ein bekannter Sozialdemokrat anmeldet, dadurch noch nicht von vorneherein unter das Sozialistengesez fallen, für ungesetzlich

erklärt.

Der Rechtsstaat" Preußen von dem feudalen Mecklenburg beschämt, das hat in der That noch gefehlt, um die glorreiche Aera Bismarck­Puttkamer zu kennzeichnen. So muß man's anfangen, Herr Madai, um Partitularismus. Propaganda zu machen für den

Nun, der 28. Oktober wird Ihnen hoffentlich zeigen, daß Ihre Taktik der plumpen Faust auch noch für etwas ganz Anderes Propaganda macht!

Die vorstehende Notiz war bereits gesezt, als uns die erfreuliche Kunde ward, daß die tölpelhafte Loyalität denn anders kann man sie doch wohl nicht bezeichnen der mecklenburgischen Regierung wieder gut gemacht worden ist in dem partikularischsten aller Staaten in Bayern .

Auch in München hat die Polizei sich mit Eleganz über den Reichs­tagsbeschluß hinweggesezt und eine von sozialdemokratischer Seite ein­berufene Wählerversammlung von vorneherein verboten, weil Ginberufer wie Referent, amtsbefannte Agitatoren" seien. Und zu dieser wunderbaren Motivirung fügen sie die noch wunderbarere hinzu, daß der Leiter einer zwei Wochen früher abgehaltenen Versammlung noch nicht 25 Jahre alt, und der Vorsitzende einer acht Tage früher ab­gehaltenen Versammlung schon wegen sozialistischer Umtriebe bestraft worden sei!!

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Häng' Dich, Madai, auf solche Schlauheit wärest selbst Du nicht ge­kommen! Beiläufig scheint es in München wirklich bedenklich zu stehen. So hat sich der hochwürdige Erzbischof dieser Stadt veranlaßt gefunden, ein feierfiches Bittamt zu Gunsten eines gedeihlichen" Ausganges der Wahlen antuordnen. Hoffen wir, daß es seine Wirkung nicht verfehle. Unsere Zeit ist ja an Wundern nicht arm. Vielleicht läßt sich der himmlische Bater herbei und sendet am 28. Oftober zwischen 5 und 6 Uhr Abends einen Erzengel mit dem Auftrage herab, die Stimmzettel auf den Namen des ttt Bollmar in solche auf seinen lieben gottesfürchtigen Pfarrer von St. Peter umzuwandeln.

mein, Herr Westermayer, die Schnadahüpfeln!

Einen köstl östlichen Beitrag zur Charakteristik des Natio= nalliberalismus finden wir in der Frankfurter Zeitung " vom 3. Oktober. Die Redaktion macht sich den Spaß, die Kandidatenrede des Dr. Wallichs, seines Zeichens Gymnasialdirektor, nach dem Bericht des Hamburger Korrespondenten" in Frage und Antwort einzutheilen, um die Ueberzeugungstreue des biederen ,, Heidelbergers" in ihrer ganzen Größe hervortreten zu lassen. Als klassisches Zeugniß für die politische Reife der gebildeten Stände" Deutschlands lassen wir es hiermit folgen:

Frage: Wie denken Sie über die Heeresfrage? Kandidat: Ueber Ersparungen und Absetzung einzelner Posten können verschiedene Meinungen herrschen und die Regierung tann nicht erwarten, immer Alles und Jedes auch von befreundeter Seite genehmigt zu sehen; indeß(!) werde ich mit Hücksicht auf die Sicherheit der He ich s= grenzen der Verlängerung des Septennats zustimmen." Das Septennat als Schuß der Reichsgrenzen ist neu. Aber warum diesen Schuß alle sieben Jahre gefährden, Herr Wallichs? Ein ordent­eisernes licher Patriot muß diesen Schuß für alle Zeiten wollen, ergo Militärbudget for ever. Wie sich dann Ersparungen und Absetzungen machen lassen werden, weiß der Kandidat gewiß, nur sollte er das Kunst­stück verrathen, denn sonst bleibt es ein unnüßes Geheimniß. Frage: Wie werden Sie sich zu den Vorschlägen auf Vermeh= rung der Steuern stellen?

Kandidat: Ich habe an Vermehrung der Steuern so wenig Freude wie sonst Jemand, aber wenn die Sicherheit der äußeren und inneren Verhältnisse des Vaterlandes davon abhängen sollte, so wird man sich derselben nicht entziehen fönnen."

Bravo , bravissimo,' sintemalen ja die Regierung nur von der Sorge für die Sicherheit unserer Verhältnisse geleitet wird, wenn sie höhere Zölle und Steuern fordert. Sie verlange also nur, Herr Wallichs wird gewähren.

Frage: Wie soll denn die Steuervermehrung vor sich gehen? ok Kandidat: Darüber herrscht bekanntlich Streit. Nur längere Er­fahrung kann lehren, ob das von der Regierung angestrebte System eine Opposition verdient, wie sie demselben von mancher Seite zu Theil wird; deshalb halte ich es für richtig, die Regierung auch in dieser Frage zu unterſtügen."

Deshalb das Wort ist köstlich an dieser Stelle. Es ist die feierliche Deklaration des ,, beschränkten Unterthanenverstandes", die einem Rochow imponiren könnte. od mestu

Frage: Was halten Sie von der Verlängerung des Sozialisten­gesetzes?

Kandidat: Ich werde ihr zustimmen."

Frage: Wie denken Sie über obligatorische Innungen?

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tischen Blätter" der Herren Philipps und Lenzmann veröffentlichen näm­lich eine Serie von Artikeln Ein Jahr aus der Geschichte der christlich­sozialen Partei" unter Zugrundelegung der Aufzeichnungen des Herrn Grüneberg, des ersten Waffenbruders von Stöcker; und da findet sich unter Anderem auch die Behauptung, daß nicht nur Hödel, sondern auch Nobiling der christlich- sozialen Partei angehörten. Der brave Grüne­berg ist nun allerdings kein sehr glaubwürdiger Zeuge, bei dem geringen Werth aber, den wir überhaupt auf die Frage legen, welcher Partei die beiden Attentäter angehörten, wird man es uns, denen sie zuerst an die Rockschöße gehängt wurden, nicht verargen, wenn wir Spasses halber nun auch diese neue Lesart folgen lassen. Die betreffenden Auslassungen Grüneberg's sind auch sonst nicht uninteressant.

Grüneberg erzählt zunächst, wie er nach dem Hödel'schen Attentat zum Verhör vor den Landgerichtsrath Johl geführt wurde. Dort," fährt er fort ,,, wurde ich mehrere Male verhört und stark angegangen, daß ich Mittheilungen über die anarchistische Partei machen sollte. Obwohl ich zehn Jahre der sozialdemokratischen Partei gedient hatte, vermochte ich doch keine andere Auskunft zu geben, als daß ich durch Gollombeck und Stöcker zu diesem Menschen gekommen sei. Herr Stöcker war natür­lich sehr entrüstet über diese Mitgliedschaft, ließ den Namen sofort streichen und mahnte zur Vorsicht bei der Aufnahme. Wie aber hätte ich Vor­sicht üben sollen? War doch Herr Stöcker umgeben von einer Schaar schiffbrüchiger Existenzen: Studirender, Doktoren und zweifelhaften Größen aller Art. Solche Leute erschienen dann bei mir und verlangten im Namen Stöcker's Aufnahme in die Partei. So ging es auch mit Nobiling. Nobiling war ebenfalls Mitglied der christlich- sozialen Partei und die christlich- soziale Partei kann nur Gott danken, daß die Mitgliedskarte nicht wie bei Hödel, so auch bei Nobiling gefunden worden ist. Ich habe diesen Mann nur einmal gesehen, als er mich um Aufnahme bat, indem er mir versicherte, schon vorher mit Herrn Hofprediger Stöcker Rüdsprache genommen zu haben. So trug

ich ihn in die Mitgliederliste ein und habe von ihm nicht eher wieder etwas gehört, als an dem Tage des Attentats. Damals vernich tete ich sofort die alte Mitgliederliste und fertigte eine neue unter Weglassung des Namens Nobiling an. Indeß war die Vorsicht überflüssig, denn die Polizei nahm in diesem Falle Abstand davon, bei uns zu recherchiren."

So Grüneberg. Was den letzten Punkt, die hofpredigerliche Leibgarde, anbetrifft, so dürfte er auf jeden Fall nicht so ganz Unrecht haben. In Bezug der Mitgliedschaft Nobiling's überlassen wir es unseren Lesern, wie viel sie davon glauben wollen. Konsequenzen lassen sich ja aus derselben nicht ziehen.

Viel interessanter als die Frage, welcher Partei Nobiling angehört habe, ist die, wie viel sein Schuß den preußischen Junkern, sowie den deutschen Kapitalisten überhaupt baar eingebracht. Denn erst die Wahlen? des Attentatssommer brachten die agrarisch- schutzöllnerische Majorität zusammen, der wir die famose Steuer- und Wirthschaftsrefom verdanken.

Eine ganz wunderbare Entdeckung hat die freikonsers vative Berliner " Post" gemacht. Sie schreibt:

,, Bei der Agitation zu den Reichstagswahlen, welche die sozialdemo­kratische Partei diesmal mit außerordentlichem Eifer und Geschick be= treibt, scheint auch die Verbreitung des bekanntlich im Auslande, und zwar in der Schweiz unter dem Titel ,, Der Sozialdemokrat" erschei nenden offiziellen Parteiorgans eine große Rolle zu spielen. Fast täglich finden sich in irgend einem Provinzialblatte Referate über gerichtliche Verhandlungen, in denen sich Personen wegen Verbreitung dieser in Deutschland verbotenen Zeitung zu verantworten haben, und fast ebenso häufig begegnet man Notizen, nach denen hier und dort ganze Ballen des Blattes von den Polizeibehörden abgefangen sind. So ist es, wie wir in dem ,, Mündener Kreisblatt" lesen, erst kürzlich wieder der dor: tigen Polizei gelungen, kurz hinter einander zwei große Sendungen, welche für die Herren Sipert und Falter bestimmt waren, mit Beschlag zu belegen. Wenn man, wohl mit gutem Recht, annehmen darf, daß bei der bekannten Vorsicht und Schlauheit unserer Sozialdemokraten immer­hin nur ein kleiner Bruchtheil der Polizei in die Hände fällt, so muß in der That die Auflage des Blattes eine Höhe erreicht haben, um die manches Organ anderer Parteien dasselbe beneiden möchte." Wirklich?

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Die Angst der Ultramontanen vor dem Eindringen der t Sozialdemokratie in ihre bisherigen Domänen äußert sich in allerhand lustigen Bocksprüngen. So finden wir z. B. in den rheinischen christlich- sozialen Blättern unter Hinweis auf die Kandidatur Bebel's im Landkreis! Köln eine überaus spaßhafte öffentliche Prüfung des Kandidaten Bebel". Daß es bei dieser Prüfung auf Bebel's Stellung zur Religion, Sittlichkeit, Revolution 2c. 2c. nicht ohne Verdrehungen und Fälschun­gen abgeht, nehmen wir den frommen Herren nicht weiter übel, das gehört einmal zum Geschäft", aber daß sie dabei so wenig Wiz ent­falten, so geschmacklos vorgehen, wie der erste beste Stöcker, das hätten wir eigentlich nicht von ihnen erwartet. Der verstorbene Kaplan Bon­gart scheint noch nicht ersetzt zu sein.

Als erheiternde Probe der christlichen Prüfung" laffen wir hiermit Punkt 6 folgen:

,, Die Trunksu cht allein übergeht Bebel( in seinem Buch über die Frau) unter allen aufgezählten, zum Verschwinden bestimmten Sünden. ( S. 179.) Die Fleischeslust verherrlicht er( S. 36 ff.) und die Trunk­sucht schont er, denn freilich der Weiber und der Schnapspulle becarf es, um Verbrecher und Umsturzmänner zu erziehen. Ist das nicht raffinirt?

Mit solchen Albernheiten die Arbeiter von Kalt, Nippes , Mülheim 2c. ihrem Kandidaten abwendig machen zu wollen, sagen Sie selbst, hoch= würdigste Herren, ist das nicht blödsinnig?

Noch ein deutscher Agent provokateur soll, nach der ,, Schweizer Grenzpost", entlarvt worden sein, und zwar in der Person eines Kandidaten der Medizin, der bisher als Assistent an einem Kranken­hause in Bern fungirt und nach der Entlarvung des Spizel Weiß dieser Stadt urplößlich den Rücken gekehrt hat. Der Betreffende, heißt es,

Kandidat: Darüber kann ich keine bestimmte Erklärung abgeben, habe mit den Anarchisten in Verbindung gestanden, ihnen Geldmittel zus

weil die Handwerker sich in diesem Punkte noch zu wenig einig sind und weil die Reichsregierung bekanntlich Bedenken trägt, den Antrag Ackermann anzunehmen."

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Das Weil" dieser Antwort ist ein würdiges Pendant zu dem oben begrüßten ,, deshalb". Die Handwerker brauchen nur über Zwangs­innungen einiger zu werden, die Regierung braucht nur den Ackermann­schen Antrag zum Gesetz zu machen, so ist Herr Wallichs für Zünfte. Der Kandidat ist hier offenbar ein Schalk; wenn die Regierung noch nicht weiß, was sie will, denkt er, wie kann ich wissen, was ich will? Weiß sie es erst, so weiß ich's sofort auch.

Frage: Wie stehen Sie zu dem allgemeinen, gleichen direkten Wahl­recht mit geheimer Abstimmung?

Kandidat: Für die nächste Wahlperiode würde ich auch dafür stimmen." of sp

Für die nächste Wahlperiode? Also bis 1890. Und dann? Das kann doch ein Kind errathen: dann mag's fallen. Wie nun, wenn die Regie­rung mit einer Vorlage über Beseitigung oder Aenderung des Wahl­systems kommt, deren letzter Paragraph heißt: Dieses Gesetz tritt am 1. Oftober 1890 in Kraft", dann, Herr Wallichs, können Sie doch wohl nichts dagegen haben, denn die Katz', die Kay'", die nächste Wahlperiode, ist ja gerettet."

Uebrigens würden die biederen Schleswiger Bürger, welcher die vor­stehenden Antworten beifällig über sich ergehen ließen, auch nichts da­gegen eingewendet haben, wenn Herr Wallichs seine Stellung zum allgemeinen Wahlrecht von der Ansicht der Regierung abhängig gemacht hätte. D. 9

Mit berechtigtem Spotte fährt die Franks. Zeitung" fort: ,, Gallige Geister werden vielleicht spottend fragen: Wozu überhaupt noch eine Volksvertretung, wenn Wähler und Gewählte sich zu jenem Katechismus bekennen? Aber sie beweisen damit nur, daß sie noch nicht in den wahren Begriff des Konstitutionalismus eingedrungen sind, der sich dahin fassen läßt, daß er die Unterordnung der Bürger unter die Einsicht und den Willen der Regierung darstellt."

Stimmt!

Und bei solch niederträchtiger Feigheit des deutschen Bürgerthums ist die Festigkeit und Schneid' unserer Genossen doppelt anerkennenswerth. Hödel und Nobiling an Stöcker's Rockschößen

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das ist das Neueste auf dem Gebiet der Enthüllungen. Die Demokras

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fließen lassen, sich aber selbst den Rücken freizuhalten verstanden. So weit die offiziöse Darstellung der Schweizer Grenzpost". Ein Berner Lokalblatt nennt sogar den Namen des Betreffenden. Da wir jedoch in der obigen Darstellung keinen Anhaltspunkt dafür erblicken, f daß der Mann als von irgend einer Regierung bezahlter Agent ge= handelt, so warten wir vorläufig Weiteres ab, ehe wir ihn hier an den Pranger stellen. Dagegen wiederholen wir unsere Warnung an die Ge­nossen des In- und Auslandes, vor jenen bramarbasirenden Wirthshaus­politikern, jenen ,, Radikalsten der Radikalen", auf der Hut zu sein, die sich in allen möglichen Gestalten an die Arbeiter heranmachen und sie zu Dummheiten aller Art zu verleiten suchen. Klarheit über das, was wir wollen und sollen, Vorsicht gegen Jeden, der sich nicht als zuverlässig erwiesen, Abweisung aller abenteuerlichen Projekte das sind die besten Schutzmittel gegen freiwillige und bezahlte Agents provokateurs! Nachschrift. Wie man uns soeben mittheilt, soll der obenerwähnte f Mediziner sehr energisch gegen die Verdächtigung als Agent provokateur protestirt und beschlossen haben, die Aussprenger jener Nachricht gericht- i lich zu belangen. Warten wir also ab.

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Verurtheilungen. In Halberstadt wurde Genosse Aug. Heine wegen Beleidigung des Vorstehers der Arbeitskolonie d Seyda zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt. Natürlich liegt hier ein Aft krasser Parteijustiz vor. Genosse Heine ist sozialistis I scher Kandidat für Halberstadt und Magdeburg ; schon dieser Umstand mußte in den Augen der weisen und gerechten Richter als straferschwerend I in's Gewicht fallen. In München hat Genosse Bruno Schönlanti wegen Beleidigung der Münchener Polizei 3 Wochen Gefängniß aufge=" brummt erhalten. Der Staatsanwalt hatte 3 Monate beantragt. Eine 9 ganze Reihe weiterer Prozesse stehen für ihn indeß noch in Aussicht. In Villingen ( Baden) wurde der Apotheker Lutz wegen Verbreitung d verbotener Schriften und ähnlicher Verbrechen zu acht Monaten d Gefängniß verurtheilt. Ueber diesen Prozeß, sowie über verschiedene sonstige Stückchen badischer Rechtspflege in nächster Nummer.

Die Affen und die Nüsse. Eine zeitgemäße Fabel.( Aus der Londoner Justice".) Ein Trupp Affen, der einen Haufen Nüsse gesammelt hatte, trat vor seine Führer und bat sie, die Vertheilung vor­zunehmen. Die Führer behielten über die Hälfte für sich, den Rest vers

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