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theilten sie derart unter die Gesammtheit, daß sie einigen 20, anderen 10, wieder anderen 5 und einer großen Anzahl gar keine Nüsse gaben. Als nun die, welche 20 Nüsse erhalten hatten, darüber Beschwerde führ= ten, daß die Führer so viel für sich behalten, antworteten ihnen diese: ,, Seid doch ruhig, ihr Thoren! seid ihr nicht viel besser dran als die, welche nur 10 Nüsse bekommen haben?" Und sie gaben sich zufrieden. Die aber, welche sich beschwerten, daß sie nur 10 Nüsse bekommen, erhiel­ten zur Antwort: Seid zufrieden; haben nicht andere nur 5 Nüsse erhalten?" worauf sie den Mund hielten. Ebenso wurden die, welche nur 5 Nüsse erhalten hatten, mit der Erwiederung heimgeschickt: Was? Seht doch nur, wie viele gar keine Nüsse erhalten haben!" Als jedoch die Letzteren über die ungerechte Vertheilung Klage führten und einen Antheil verlangten, da traten die Häuptlinge vor und riefen denen, die 20, 10 und 5 Nüsse erhalten hatten, zu:" Seht doch die Unverschämt­heit dieser Affen! Sie sind unzufrieden, weil sie keine Nüsse erhalten haben, und möchten daher euch eures Eigenthums berauben!" und alle fielen über die Affen, die nichts erhalten, her und bissen sie, bis sie genug hatten. and

Moral: Die Selbstsucht der Kleinbürger ist der Schuhwall für die großen Räuber. Näheres zu erfragen bei den Zünstlern und Gesin­nungsgenossen.

Frankreich  . Sie sind sich doch überall gleich die Herren Fabri­tanten! In verschiedenen industriellen Zentren des südlichen Frankreichs  , besonders in Lyon  , St. Etienne 2c., herrscht so kolossale Arbeits­losigkeit, daß die offizielle Welt wohl oder übel davon Kenntniß neh­men mußte. Es unterbrachen daher auch von der famosen Enquete­Kommission der Kammer, den berühmten 44, welche im Frühjahre ein­gesetzt worden waren, die Ausdehnung und die Ursachen der damals namentlich in Paris   starken Geschäftskrisis zu untersuchen, 7 Mitglieder ihre beschauliche Ruhe zu einer Untersuchungsreise. Jn St. Etienne wurden sie auch sofort von den dortigen Fabrikanten( Bandwebern 2c.) em­pfangen, die ihnen die Noth nicht schwarz genug malen konnten und als Abhilfsmittel verlangten: 1) Aufhebung der Einfuhrzölle auf feinere Gespinnste, 2) Einführung einer Ausfuhr prämie auf Gewebe. Das bedeutet doch nichts anderes, als daß die Herren die Krisis dazu benußen wollen, sich auf Kosten des Staatssäckels Extraprofite zu ver: schaffen, welche sie in die Lage setzen sollen, die Ueberproduktion noch zu steigern.

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Wohin das System der Ausfuhrprämien heutzutage führt, das zeigt recht deutlich die Krisis in der Zuckerindustrie. Da haben die Herren Zuckerfabrikanten solange auf Staatskosten losgegründet, bis der Krach mit elementarer Gewalt hereingebrochen ist. Und während sie die fetten Dividenden einsteckten, fällt der Schaden auf die armen Zuckerrübenbauern, die ihre Rüben nur noch zu Preisen anbringen, bei denen sie zu Grunde gehen müssen. Die Herren Fabrikanten Alles Großgrundbesitzer! aber möchten heute am liebsten noch Extra- Staats­

hilfe haben, und wer weiß, ob sie sie nicht auch erhalten. Es ist die alte Geschichte!

In Rennes   findet seit Sonntag der Jahreskongreß des sozialistischen  Arbeiterverbandes von Frankreich   statt. Auf der Tagesordnung stehen fast nur Fragen der Arbeitsgesetzgebung: gesetzliche Reduktion der Arbeitszeit u. s. w. Ueber die Zahl der Theilnehmer des Kongresses liegen noch keine Berichte vor.

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Belgien  . Wie wir in voriger Nummer berichteten, treten un­sere Genossen in Brüssel   nunmehr selbständig bei nen Kommunal­wahlen auf, und zwar mit einer Liste von 5 Kandidaten( 31 sind zn wählen!). Es sind dies die Genossen 2. Bertrand, Expedient, Fr. Renard, Bildhauer, N. Vanlos, Schriftseter, J. Volders' Journalist, A. Wormhout, Schriftsezer.

An einen Sieg ist natürlich nicht zu denken. Die famose Wahlreform vom vorigen Jahre hat die Wählerzahl für Brüssel  ( mit seinen 400,000 Einwohnern!) von 8,951 auf 12,730, d. h. um netto 3,788 erhöht. Von diesen sind wiederum nur 626 Arbeiter, d. h. wenn wir die Werk­führer und ähnliche Kategorien auch als Arbeiter betrachten, sonst bleiben knapp 400 wahlberechtigte Arbeiter übrig.

Das Schönste ist, daß die Liberalen, welche dieses schöne Wahlgesetz fabrizirt haben, jetzt auf die geringe Zahl der wahlberechtigten Arbeiter hinweisen, um die Forderung derselben auf eigene Vertretung im Ge­meinderath abzulehnen.

Wahrlich, es bedarf der ganzen Charakterfestigkeit, welche die klassen­bewußten Arbeiter auszeichnet, wenn dieselben trok so schnöder Behand lung durch die Liberalen jedes Zusammengehen mit den Ultramontanen schroff zurückweisen. Sie haben aber Recht, wenn sie von diesen Feinden der Volksschule nichts wissen wollen.

Korrespondenzen.

Altona  , 10. Oktober. Vor einiger Zeit wurde der Cigarren= arbeiter Berlander aus Skandinavien   wegen Straßen­unfug verhaftet. Bei der Visitation im Gefängniß fand man das deutsche Alphabet in seinem Taschenbuch verzeichnet. Unser Engel witterte dahinter eine Chiffrir- Tabelle und verordnete selbstverständlich eine so­fortige Haussuchung bei dem Berlander. Gefunden wurden sozialistische Schriften, verbotene und nicht verbotene. Befragt, von wo er dieselben her habe, gab er zur Antwort, er habe sie von dem Cigarren­arbeiter Meißner getauft, infolge dessen auch dieser vorgeladen und verhaftet wurde. Vor den Untersuchungsrichter geführt, bestritt M. entschieden, an Berlander irgend welche Schriften verkauft zu haben. Vorläufig wurde er dann auf freien Fuß gesetzt. Der Berlander be= sch wor später seine Aussagen, auch behauptete er auf der Polizei, Meißner persönlich gegenüber dasselbe, stellte jedoch, von seinen Kollegen mit Vorwürfen überhäuft, diesen gegenüber seine Aussagen in Abrede. Unser Engel muß wohl einen Gleichgesinnten gefunden haben, denn es vergeht beinahe kein Tag, wo derselbe diesen Berlander nicht zitiren läßt. Bei einer dieser Vorladungen sagte Letterer aus, daß jeden Sonn­abend zwischen 5 und 8 Uhr Leute in den verschiedenen Fabriken herum: gehen, Broschüren sozialistischen Inhalts verkaufen und Gelder auf Sammellisten einsammeln. Auch denunzirte er direkt verschiedene Fabri­fen, wo solches stattfände. Wir warnen daher nachdrücklichst vor diesem Subjekt, da jede unbedachte Aeußerung sicherlich von ihm an unsern Engel hinterbracht wird.

Signalement: Dunkles Haar, kleinen dunkeln Schnurrbart, schlank, hager; spricht sehr schlecht deutsch  .

Berlander arbeitet augenblicklich in Böhle's Cigarrenfabrik, Schauen­burgerstraße, Hamburg  .

Crimmitschau  , Anfangs September. Es ist nun bereits Jahres, frist, daß von uns nichts im Drgan zu lesen war, und wir halten es deshalb für unsere Pflicht, einen kurzen Bericht folgen zu lassen. Die Parteibewegung steht hier vorzüglich. Auf der ganzen Linie ist der Rampf entbrannt. Crimmitschau  , die alte Hochburg der Sozialdemokratie, ist trotz aller Anfeindungen, trok aller innern Zwistigkeiten, trotz allem Malheur, welches die Genossen getroffen, nicht nur geblieben, was es war, sondern die Sache des Proletariats macht bedeutende Fortschritte. Dies trifft sowohl in Bezug auf unsere Partei, als auch in Bezug auf die allgemeine Arbeiterbewegung zu.

Mit Gründung des Fachvereins, welche nach dem Streik im Herbst 1882 stattfand, wurde für Lettere der erste Keim wieder zu einem festen Zusammenhang gegeben. Der Fachverein der Weber zählt bereits zirka 1200 Mitglieder. Aber auch die sogenannten ,, Rothen" halten fester als je zusammen und sind nie um Mittel verlegen, um auch Angelegenheiten, welche für das Dhr der löblichen Polizei nicht passen, zu besprechen. Eines derselben, das noch nie fehlgeschlagen, besteht darin, daß wir Sonntags, wenn Zanzmusit stattfindet, zu ,, Tanz" gehen, uns am ersten besten Orte niederlassen, ohne daß die Hochlöbliche auch nur eine Ahnung davon hat, daß wir geheime Versammlung" haben. So z. B. haben wir während des Vogelschießens im größten Zelte auf dem Schüßen­anger( Meyer's Konditorei), getagt", und zwar in einer Stärke von zirka 200 Genossen.

Auf der Bezirkskonferenz unseres Wahlkreises waren außer Zwickau   und Werdau   die meisten größeren Ortschaften um Zwickau   durch Delegirte vertreten, und aus den Berichten derselben ersah man, daß die Vorbereitungen zur Wahlschlacht vollständig getroffen sind und den An­

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griffen der Feinde sehr ruhig entgegengesehen werden kann. Wir freuen uns, wieder einmal mit diesen Herren" gründlich abrechnen zu können. Außer diesen intimen 3nsammenkünften haben wir aber auch öffent liche Volksversammlungen abgehalten. Die erste war dieses Frühjahr im Deutschen Haus", wo Genosse Liebknecht in seiner üblichen hin reißenden Weise referirte. Der Saal war, trotzdem seitens der Polizei angeordnet war, daß nur 400 Mann Einlaß finden sollten, vollständig überfüllt, außerdem mußten Hunderte wieder umkehren, ohne Zutritt gefunden zu haben. Weiter fand in Frankenhausen eine Wähler: versammlung statt, wo Stolle referirte. Dieselbe war trotz des schlechten Wetters ebenfalls gut besucht, namentlich hatten sich die Bauern sehr zahlreich eingefunden. In Wahlen sollte zu Pfingsten eine Wähler­versammlung stattfinden, doch wurde selbige seitens der Amtshauptmann­schaft verboten, da anzunehmen sei, Stolle wollte für seine Wahl Stimmen gewinnen und somit einer sozialdemokratischen Wahl Vorschub leisten." Auch nicht übel! Eine weitere Versammlung war für den 7. Juli festgesetzt. Wir hatten dazu, da wir hier einen größern Saal nicht bekommer, ein großes Zelt auf dem Schüßenanger gemiethet, hatten auch bereits Ver­sammlungsgenehmigung seitens des Stadtraths in Händen, als auf ein­mal eine Bekanntmachung des Schüßenmajors Uhlig angeschlagen wurde, in welcher es hieß, daß auf dem Schütenplak nur die Schützen als Behörde gelten, die Polizei hätte da gar nichts zu sagen, und da der Herr" Major nicht um Erlaubniß gefragt worden wäre, dürfte die Ver= sammlung nicht stattfinden." Selbstverständlich kam denn auch die löbliche Polizei nachgehinkt und verbot die Versammlung nach­träglich. Wie uns nun von authentischer Seite mitgetheilt wird, soll nächstens das hiesige Polizei- Institut aufgelöst und dafür die hiesigen Schützenkompagnien als städtische Polizeiverwaltung einrücken. Als Polizeistadtrath hat man den Schütenmajor Th. Uhlig, als dessen Stellvertreter die ,, Woll Marie" in's Auge gefaßt. Marketenderinnen" als ,, pikante" Unterhaltung zum Nacht­dienst werden bereits in den Amtsblättern gegen hohen Lohn gesucht. Tamboure werden zurückgewiesen, da man mit der Zeit selbige selbst stellen will. Nicht wahr, Herr Uhlig?

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Am 11. Juli sollte eine Arbeiterversammlung im Saale des Deutschen Hauses" stattfinden, welche namentlich für die Färberei- und Spinnerei­Arbeiter bestimmt war. Zweck derselben war: Kürzere Arbeitszeit und Erzielung höherer Löhne. Stimmung ausgezeichnet. Streik jeden­falls unvermeidlich. Die Versammlung wurde wegen Ueber­füllung verboten.

Gleichzeitig sind wir aber auch gezwungen, an alle Arbeiter ohne Aus­nahme eine ernste Mahnung ergehen zu lassen. Wie Ihr wißt, haben sich sämmtliche hiesigen Wirthe, welche größere Säle zur Verfügung haben, verschworen, den Sozialdemokraten ihre Säle zu Versammlungen nicht herzugeben. Es ist dies eine Handlung, welche unbedingt nicht unge­straft bleiben darf, denn ohne das Geld der Arbeiter wären die Herren Wirthe mit ihren Sälen längst, wo der Pfeffer wächst. Wir rathen Euch deshalb Meidet die betreffenden Sääle; gehet nicht hin zu den Herren Jäh( Grünthal), Fuchs( Weintraube) u. s. w., sondern verzehret Euer Geld und haltet Eure Vergnügen da ab( dies namentlich denjenigen Genossen zur Beherzigung, welche in Vergnügungsgesellschaften sich befinden, da muß Alles gethan werden, um die Maßregelung zur Wahrheit werden zu lassen), wo man Euch zu Volksversammlungen gern sieht, und da heben wir namentlich Herrn Köhler im Deutschen Haus" hervor. Ehre dem Ehre gebührt! Nächstens mehr.

Chemnitz  , 2. Oktober. Wie ich soeben erfahren habe, fand die 14 Tage zuvor von Ihnen angemeldete Haussuchung bei unserera Ge­nossen 3. statt, jedoch resultatlos. Derselbe war an fraglichem Tag nicht zu Hause und fand in Folge dessen die Haussuchung nicht ohne Gesetzverlegung von Seiten der Polizisten statt. Vier Mann hoch, ohne Zeugen, ohne sich der allein anmesenden Frau gegen über zu legitimiren, stöberten sie in Wohnung und Geschäftslokalitäten herum. Geschäfts- und Familienbriefe wurden von A bis 3 gelesen, ohne auf die Reklamation der Frau zu achten, welche den Spürh- elden wiederholt sagte, daß diese Briefe sie nichts angingen.( Wurscht=) Bekert hatte die Führung übernommen.

3. hatte andern Tages eine Bestellung zum Amtsgericht und wurde gefragt, ob er mit einem gewissen Haug in Freiburg   i. B. bekannt und verschwägert sei. Die Herren sollen nicht wenig erstaunt gewesen sein, als ihnen Genosse 3. sagte, um was es sich handle und ihnen die bereits ersetzte Nr. 35 vorlegte. Die Sache hatte sich natürlich sehr schnell erledigt, da das Einzel- Abonnement des Sozial­demokrat" geseglich erlaubt ist. Ueber die Bornirtheit einer Staatsanwaltschaft muß man sich aber doch verwundern, die das nicht weiß und heutigen Tags noch bei Briefabonnenten haussuchen läßt, deren verschlossene Briefe sie selbstverständlich nur er stiebert haben haben kann. Wenn's auf die Paar Blättchen bei den Herren ankommt, dann ist's gut. Mögen sie sich zeitweilig damit amüsiren, uns daran zu erinnern, daß jeder gewissenhafte Sozialdemokrat stündlich des Weisheits­spruches der Bourgeois eingedenk sein muß: Dich nicht er= wischen!"

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C. Th. Bom Main, 11. Oktober. Der vergangene Sonntag brachte die Polizei des deutschen Reiches nicht wenig in Aufregung. Ueberall wurden nämlich Wahlmanifeste der Sozialdemokraten gefunden, und nur in verschwindend wenig Fällen gelang es der heiligen Herman­dad, einige Verbreiter zu erwischen. Die Razzia der Polizeibüttel auf das Manifest war an einzelnen Stellen recht interessant, und ganz be= sonders zeichnete sich wieder die Büttelgarde der Herren Ehren­Rumpf und Ehren Blei in Frankfurt   aus. Dort wurden

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18 Genossen verhaftet, von denen heute noch einige im Klapperfeld sißen. Der Schuft Rumpf hat die Leute in der ausgesprochenen Absicht einge­steckt, um von ihnen Einiges über die geheime Verbindung" zu erfahren, die in Frankfurt   existiren soll. Der Herr Polizeirath sucht einen zwei­ten Horsch zu erhalten und bedauert offenbar sehr, daß er so wenig Glück damit hat. Der gute Herr meinte den Verhafteten gegenüber, er habe schon vorher gewußt, daß die Vertheilung stattfinden solle; auch Zeit und Ort, von wo aus die Vertheilung erfolgen sollte, habe er ge­wußt, ja selbst die Kiste, in der die Manifeste angekommen, will der Allwisser vorher gesehen haben. Daß sich unsere Leute durch derartige Finten nicht fangen lassen, versteht sich wohl von selbst; immerhin zeigt dies Benehmen aber, wie erstaunlich dumm die Polizeiseelen sind.

Außer in Frankfurt   fanden noch an einigen anderen Orten Verhaf­tungen statt, doch erfolgte dort meistens nach Feststellung der Personalien die sofortige Entlassung der Verbreiter. Wenn man bedenkt, daß das Wahlmanifest in zirka zwei Millionen Exemplaren verbreitet wurde, so muß man die ,, Findigkeit" der Polizei bewundern; sie bekam kaum einige Dußend der Verbreiter und nur ebensoviel Exemplare des Manifestes in ihre Finger, alle andern wurden an die richtige Adresse befördert und dürften ihre Wirkung nicht verfehlen.

Daß mit der Verbreitung des Manifestes auch die Haussuchungen wieder lebhafter werden würden, stand zu erwarten. Hunderte von Durchstöberungen und Beschnüffelungen der Privatwohnungen und Sachen find in wenigen Tagen vorgekommen und durchweg hatte die Polizei Pech. Sie fand nicht, was sie suchte; es wollte sich gar kein Material für die Geheimbundsanklage auftreiben lassen, und so herrscht denn bei allen Polizisten ein arges Mißvergnügen, das sich in allerhand drolligen Streichen Luft macht und die Genossen natürlich köstlich amüsirt.

An Vorkommnissen von Bedeutung dürfte wohl nicht unerwähnt blei­ben, daß Genosse Liebknecht   in Mainz   in der Stadthalle vor zirka 5000 Menschen das Programm der Partei in 2stündiger Rede besprach und ganz besonders die Stellung der Partei der heutigen Produktions­weise gegenüber klarstellte. In scharfen Zügen wies er auf die Krisen hin und betonte, daß die Menschheit nicht früher sicher sei vor derartigen Auswüchsen der privatkapitalistischen Produktion, als bis dieselbe a b geschafft und die sozialistische Produktion eingeführt sei. Merkwürdig bei der ganzen Sache war übrigens, daß die Gegner behaupteten, Lieb­knecht habe vermuthlich weil er nicht geschimpft gemäßigt" ge= sprochen. Nun, uns kann's recht sein; wir streiten nicht über gemäßigt" und radikal"; es genügt uns, daß die letzten Konsequenzen unseres Programms vor der Wählerschaft entwickelt wurden.

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Vom Saarbecken, Ende September. Wir haben hier bald alle Tage Haussuchungen durchzumachen, auch sind verschiedene Maßregelungen vorgekommen und noch zu gewärtigen. Trotzdem alle Haussuch un­gen resultat los waren, wurde heute ein Genoffe in Saarbrücken  

entlassen und ein zweiter wird wohl auch springen" müssen. Wir sind den Polizei chikanen hier ununterbrochen ausgesetzt, die Schufte sorgen also fleißig für die zu unserm Kampfe hier besonders nüßliche Ausbreitung von Haß und Verachtung. Am Sonntag wurden 2000 Wahlmanifeste vertheilt, was in den drei Städten St. Johann, Saarbrücken  , Malstatt Burbach   großes Aufsehen machte. Drei Mann wurden beim Verbreiten erwischt.

* Ueber eine Haussuchung muß ich noch bemerken, daß der Betreffende in Gladbach   in Westfalen   auf Montage(?) war, weshalb zuerst in Saarbrücken   bei seiner Frau gehaussucht wurde. Dann wurde an die Staatsretter nach Gladbach   berichtet, aber zu unserer größten Freude mußte die Schnüffelgarde mit langen Nasen abziehen. Bis jetzt haben wir im Ganzen neun resultatlose Haussuchungen gehabt. ,, Viel Lärm um nichts." Wer den Vogel in's Knopfloch braucht, das wird erst später klar werden.

Warnung.

Wir warnen unsere Genossen hiermit vor einem gewissen Luke, Bildhauer, angeblich aus Berlin   ausgewiesen und auf der Flucht, welcher unter betrügerischen Vorspiegelungen Gelder zu erschwindeln sucht. Er soll sich nach Zürich   wenden wollen. Weiteres folgt.

Quittung.

Durch den 2andesausschuß der deutschen Sozialisten gingen für den Wahlfond ein:

Deutscher   Verein Basel   Fr. 16 40. Dtschr. Ver. Uster   7 10. Dtschr. Verein Derlikon 10- Dtschr. Ver. Wädensweil 5- Dtschr. Ver. Locle 20. Dtschr. Ver. Glarus 20. Mitgliedschaft Schaffhausen Mtgldsch. Biel 16 Mtgldsch. Basel   25- Deutscher Verein Winterthur 10. Durch Sander, Zürich 2-. Summa: Fr. 151 50.

20­

Für den Wahlfond per Conto Landesausschuß sind auf Zirkuläre eingegangen:

A. V., Bern   Fr. 20 Arbeiter aus der Werkstelle K. W., Außer­sihl 5 W. Bern 5. H. Oberstraß 5. J. R. Moos 1-, gesam melt bei einer gemüthlichen Zusammenkunft 4 50. Arbeiterverein Velt­heim bei Winterthur 20­

Summa: Fr. 60 50.

Spezielle Abrechnung erfolgt später durch Zirkulär. Für den Landesausschuß: E. Beck, Kassier.

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Briefkasten

der Redaktion: Gr. in P.: Für diese Nummer zu spät. Besten Gruß! Dieggen in Newyork  : 8 und 9 dankend erhalten. Schöngeist in M.: Sie haben durchaus recht gehandelt. Im Noth­falle sollen Sie sich über uns nicht zu beklagen haben. Nur immer feste druff!

erh.

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der Expedition: Ferd.: Bf. vom 12 erh.. wird besorgt. Fuchs: Adr. geordnet. Bf. am 13/10. abgegg. Auszg. folgt. Alte Flagge: Bstllg. Fr. besorgt. G. Sch. Liège: Fr. 6 Ab. 3. Du. erh. Dr. G. A. B.: Fr. 12 25 f. Schft. erh. Mr. 2- Rest u. Schft. eingetroffen. Viroflay  : Bf. vom 6/10. hier. Doppelte Benüßung liegt an Zwischenhand. Bstlg. folgt. Simson: R. war abbestellt. Alles unterwegs. Von U.: Fr. 1 f. 2 Probehefte pr. Wfd. dkd. Bingermann: Mt. 1 60 Ab. 4. Du. erh. Hansen: Mt. 372 f. Schft. erh. Blschke B. P.: Fr. 10 96 Ab. 4. Du. u. Schft erh. Bftllg. fort. Dtschr. Ver. L. F. Genf  : Fr. 55 50 Ab. 3. Du. erh. Weiteres besorgt.-b.-dr. M.: Beforgt. Ob der Teufel die Zerstreuten" oder ,, Gelehrten" vorzieht, wird sich zeigen, wenn's ans Holen geht. 1871r.: Mf. 27 Ab. 3. Du. erh. Adr. geordnet. Bfl. am 13/10. mehr. 2. Sch. D.: Mt. 1 50 Nachzhlg. pr. Porto 4. Du. erh. Oncel: Mr. 26­à Cto. Ab. erh. Schwäb. Heiland: Einspänner folgt. Nur nicht bange. 2. T. W.: Ob Sie mit dem unbekannten Absen­der bekannt oder verschwägert seien, frägt Sie das Amts­gericht? Auch nicht übel. Arb.- Leseclub Lausanne  : Fr. 29 15 Ab. 3. Du. u. Schft. erh. Fr. 250 an Arbst. abgel. Blanc: Mt. 4 30 Ab. 4. Du. erh. Weiteres besorgt. Rebus: Mt. 6 Ab. Juli erh. Bfl. am 13/10. geantw. WB. 3.: Fr. 2 Ab. 4. Du. erh. B. J.: Mt. 3 Ab. 4. Du. erh. Feuerländer: Mt. 50 à Cto. gutgeb. Mt. 10- Ggrchg. beanstandet. Volksbuchhand­lung hat Gegenrechnung. Bfl. mehr. J. K. G.: öwfl. 1 70 Ab. 4. Du. erh. Chicago  : Mt. 10- v. C. Michel u. 2. Bach pr. Wfd. dkd. erh. Chicago  : Mr. 41( Doll. 10 50) bei der Chicagoer ,, Arbeiter- Zeitung  " eingegg. pr. A. Spieß dkd. erh. Verrina: Mt. 573 60 26. 3. Du. erh. Bfl. am 14/10. mehr. Philadelphia  :( Doll.

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5 20) Fr. 26- v. Mitgliedern d. Metallarbeiter- Union durch G. Fiedler pr. Ufd. dkd. erh. 2. M. H. Mt. 4 30 Abon. 4. Du. erh. F. H. Ptdm.: Mt. 22 20 Ab. 4. Du. erh. Adr. notirt Michel Stieber: Mt. 235 à Cto. Ab. 2c. erh. C. Dbgu. Plki.: Fr. 60 à Cto. Schft. 2c. gutgebr. J. V. Nuova Helvetia: Fr. 5- Ab. 4. Du. 84 u. 1. Du. 85 erh. Gr. i. M.: Mt. 4 30 Ab. 4. Du. 120 Schft. und Porto und 50 Pfg. pr. Ufd. dkd. erh. Edelweiß K. Mt. 130 Portozuschlag erh. Fr. längst fort. Liegt an Zwischenhand. L. T. J.: Mt. 5- Ab. 4. Du. 2c. erh. Bstllg. folgt. Landesausschuß 3.: Fr. 75, Mr. 2 63, Fr. 151 50 u. 60 50 p. Wahlfd. dfd. erh. S. Fdsquttg. unter Luzifer K. F. sowie Spezialquttg. des Landesaussch. Rother Teufel: Mt. 12 90 Ab. 4. Du. erh. Fehlendes recherchirt. C. 2. g.: Mt. 3 90 zuzgl. 40 Pfg. Strafporto pr. Abon. 4. Du. verw. Wim­ bledon  : Mt. 5 pr. Wfds. v. H. Dalchow dkd. erh. Paris  : Fr. 10- zum Gedenktag unserer Mutter von Max und Bodow pr. Wfd. dkd. erh. Fr. 10 Sängerklub- Abschiedsfeier, Brasserie Ziesel, und Fr. 80- v. Lesekub. Prof. v. 2. 3.: Fr. 10 80 Ab. 3. u. 4. Du. erh. V. K. Aylle: Fr. 50- à Cto. Schft. erh. W. A. B.: Fr. 3 40

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à Cto. erh. Bfl. Weiteres. Fs. Liège: Fr. 12- à Cto. erh. Brüssel   J. B.: Nachr. erh. Ersatz folgt. Adr. geordnet. à Cto. Ab. 2c. erh. Bf. erw.

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Gweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei Hottingen- Zürich  .

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Die Expedition des Sozialdemokrat."