Da wäre das Geheimniß der Dampfersubvention und der Kolonialpolitik heraus!
Millionäre sollen geschaffen werden.
Zunächst ein Wort über die bodenlose Ignoranz des Redners. Eng land soll seine Millionäre seinen Kolonien verdanken! Durch die eng lischen Kolonien ist allerdings eine Anzahl englischer Kapitalisten bereichert worden, seinen ungeheuren Reichthum verdankt England aber seiner Industrie, welche die der anderen Kulturländer überflügelte, so daß sie den Weltmarkt erobern konnte. Durch Arbeit wird der Reichthum erzeugt, und in England ist mehr gearbeitet worden und wird auch heute mehr ge obgleich der Unterschied allmälig verschwindet noch arbeitet als in den anderen Kulturländern. Daß der durch die nationale Arbeit erzeugte Reichthum Englands zahlreiche Millionäre geschaffen" hat, ist freilich richtig, es ist das jedoch wahrlich kein Glüd für England, insofern es auf Kosten des arbeitenden Volkes geschehen ist.
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Und seinen Millionären soll England es verdanken, daß es einen so zahlreichen und gesunden Mittelstand hat!
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Der eiserne Ranzler" wirft hier das englische Wort: middle class Mittelklasse mit dem deutschen Wort Mitte I stand zusammen. Beide Wörter bezeichnen jedoch ganz verschiedene Begriffe. Die englische Mittelklasse ist das Groß bürgerthum, der deutsche Mittel ft and das Klein bürgerthum. Das englische Klein bürgerthum hat längst aufgehört, zu egiften: es ist dem Groß bürgerthum, der Mittel fIasse zum Opfer gefallen. Und die Millionäre sind ein Theil der Mittelklasse, die in England unzweifelhaft sehr reich ist.
Ein ärgeres Tohuwabohu, einen tolleren Gallimathias tann man sich in der That nicht denken!
Millionäre will Bismarck in Deutschland und für Deutschland schaffen! Er scheint keine Ahnung davon zu haben, daß die Millionen und Milliarden ein Land nicht reich und glücklich machen können.
Spanien ist inmitten der kolossalen Gold- und Silberschätze der neuen Welt verarmt und verlumpt, und was uns der franzöfifche Milliardensegen genügt hat, das sollte gerade Bismarck am besten wiffen.
Indeß lassen wir das! Seine Ignoranz kannten wir vorher; und eklatantere Proben, als er schon wiederholt abgelegt hatte, konnte er auch am 13. März 1885 nicht ablegen.
Was uns hauptsächlich interessirt, ist, daß er den Schleier, welchen er bisher über seine wirthschaftlichen und sozialreformatorischen Pläne zu breiten verstand, zynisch bei Seite geworfen und sich offen als Anwalt der Millionäre hingestellt hat.
Vor vier Jahren pfiff er aus einer anderen Tonart. Da floß er über von praktischem Christenthum" und proklamirte sich als Anwalt des ,, armen Mannes"! Das sind jetzt vergangene Zeiten, überwundene Jufionen. Der pommersche Junker ist in die Haut des französischen Bourgeoisministers unter dem Bürgerfönig Louis Philipp geschlüpft und ruft gleich seinem Vorbilde den Herren Bourgeois zu: Enrichissez- vous! Bereichert Euch! Indem Ihr Euch bereichert, bereichert Ihr das Land! Und bereichert Ihr auch das Land nicht, wenn Ihr nur Euch selber bereichert!
Blos ein Unterschied ist vorhanden.
Guizot war persönlich ein ehrlicher Mann! Er selber bereicherte sich nicht, und darum rief er auch aus; Enrichissez- vous: Bereichert Euch! in der zweiten Person.
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wir haben blos die auf das sogenannte Verfassungs= leben bezügliche Thätigkeit der Herren im Auge. Beruhen nicht die meisten Staatswesen der Gegenwart, soweit sie nicht demokratisch sind, auf Staatsstreichen? Beruht insbesondere das neue deutsche Reich" nicht auf einem Staatsstreich? Oder war 1866 etwa nicht ein Staatsstreich in des Wortes verwegenster und blutigster Bedeutung?
Bismarck macht selber mit bei dem Tanz um das goldene Kalb. Er hat die Klinke der Gesetzgebung in der Hand, wo es sich um seine Interessen handelt. Von Eisenbahnen ,. Schnapsbrennerei und sonstigen schönen Dingen sei hier nicht geredet. Wir wollen nur an die Kornund Holzzölle erinnern, die Millionen in die Taschen des Reichstanzlers bringen.
Und ist, soweit das Kriterium der Gewalt in Frage kommt, ein wesentlicher Unterschied zwischen Revolution von Oben und Revolution von Unten? Hatten die Prätorianer des ersten Napoleon nicht scharf geladen am 18. Brumaire? Haben die Prätorianer des zweiten Napoleon nicht scharf geschossen am 2. Dezember? Jft im Jahre des Bruderkriegs oder der chirurgischen Operation", wie Bismarck das Ding euphemistisch nennt, nicht das berühmte Wort Eulenburg's durch die That antezipirt worden: Die Flinte schießt, der Säbel haut"?
Er ruft also nicht in der zweiten Person: Enrichissez- vous! Bereichert Euch! sondern in der er sten: Enrichissons- nous: Bereichern wir uns! Zanzen wir luftig um das goldene Kalb! Züchten wir Millionäre! Mag das arbeitende Volk verhungern! Mag das Maffenelend zunehmen! Wenn nur tüchtig Millionäre geschaffen" und Millionen in die Tasche geschafft werden!
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Und so steht der Anwalt des armen Mannes" denn plötzlich in seiner wahren Gestalt vor uns: als der Anwalt der Millio:
näre!
Und die Heuchlermaste liegt am Boden.
Sozialpolitische Rundschau.
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Ein wesentlicher Unterschied ist allerdings vorhanden zwischen den Revolutionen von Oben und den Revolutionen von unten, es ist aber ein Unterschied, der zu Gunsten der letzteren spricht. Die Gewalthaber, welche die Revolutionen von Oben machen, sind im Besize der Staatsgewalt, sie haben die Klinke der Gesetzgebung in der Hand und befinden sich daher in der Lage, ihre Interessen auf dem Wege des Ge= setzes zur Geltung zu bringen, soweit dies überhaupt möglich ist. Diejenigen dagegen, welche bisher die Revolution von unten gemacht haben oder gemacht haben sollen, waren ausnahmslos durch die Gewalthaber daran verhindert, gewaltsam verhindert, ihre Interessen und Wünsche auf gesetzlichem Wege zur Geltung zu bringen, so daß sie sich thatsächlich im Zustande der Nothwehr befanden.
Und hat man der Sozialdemokratie, welcher von den Gewalthabern die Absicht einer Revolution von Unten hartnäckig zugeschrieben wird, nicht gerade durch das Sozialistengeset den gesetzlichen Weg abge= schnitten? wir kennen unsere Pappenheimer, und wissen, daß ihr Genug Abscheu vor gewaltsamem Umsturz pure Heuchelei ist, mit der sie uns beffer verschonten.
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Aus Berlin , 19. März, schreibt man uns: Die Debatten über die Dampfersubventionsvorlage beschäftigten, in zweiter Lesung, den Reichstag volle vier Sizungen hindurch und werden ihn wahrscheinlich noch zwei Tage lang in dritter Lesung beschäftigen. Ueber Bismarck's Auslassungen haben wir schon gesprochen. Im Namen unserer Partei befürwortete Diet die von der Fraktion gestellten Anträge, welche sämmtlich abgelehnt wurden. Das Resultat der Ab= stimmungen war insofern ein ziemlich unerwartetes, als nicht blos die oftastatische, sondern auch die australische Linie mitsammt der Samoa 3weiglinie, an deren Ablehnung man allgemein, selbst in Regierungstreifen geglaubt hatte, mit kleiner Majorität angenommen und nur die afrikanische Linie verworfen wurde.
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wurde, Stolle und Pfannkuch. Gegen die Erhöhung des Ein besonde fuhrzolls auf Gemüſe hatte am 17. März eine das Wort ergriffen. Der e
Dieses unerwartete Resultat ist dem Abfall" oder„ Umfall" von 16 Zentrumsleuten zuzuschreiben, die für die australische Linie stimmten. Möglich, daß bei der dritten Lesung, die nächsten Montag beginnen soll, das Resultat noch geändert wird; es haben nämlich zahlreiche Gegner der Vorlage oder doch der kolonialpolitischen Linien" bei den entschei denden Abstimmungen gefehlt. Darunter auch 11 Sozialdemokraten. Herr Eugen Richter sprengt mit seiner bekannten plumpen Perfidie in den von ihm unsicher gemachten Zeitungen aus, die fehlenden Sozial demokraten seien, abkommandirt" worden. Beiläufig eine recht traurige Retourtutsche. 3u welchem 3 wecke, in welcher Absicht, abkommandirt", darüber schweigt Herr Eugen Richter sich allerdings hartnäckig aus. Aus einer dunklen Wendung scheint freilich hervorzugehen, daß er den Glauben erwecken will, die sozialdemokratische Fraktion habe Bismard einen kleinen Dienst leisten wollen, wohl zum Dank für das Sozialistengesetz, dessen Verlängerung wir den Richter'schen ,, Abkommandirungen" verdanken!
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Der achtzehnte März ist auch dieses Jahr von den Sozia fein listen aller Länder in gebührender Weise gefeiert worden. In Deutsch : I and haben die Genossen an verschiedenen Orten, in Elberfeld , Kiel Sanziba Leibichu u. s. w., den Gedenktag der Revolution durch Aufhiffen der rothen Fahne verherrlicht. In Berlin haben die Arbeiter wie alljährlich die zu den Gräber der Märzgefallenen mit Kränzen geschmückt und durch zahlreichen Besuch das Andenken der für die Freiheit gefallenen Märzkämpfer
Herr Nichter selbst ist natürlich nicht so dumm, eine solche Albernheit zu glauben, aber den fortschrittlichen Wählern, die gegen die bösen Sozialdemokraten verhett werden müssen, meint der edle Eugen sie wohl zumuthen zu dürfen.
geehrt.
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Recht und Gerechtigkeit in Deutschland . Einem Briefe aus Hamburg entnehmen wir folgenden charakteristischen Bei Tagen trag zum Thema von der Rechtspflege im großen herrlichen Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte:
Am 13. März wurde hier der Oberlehrer Dr. philos. Toeppen wegen ,, Majestätsbeleidigung" zu 3 Monaten Gefängniß ver urtheilt. Nach bekanntem Muster wurde die Verhandlung ,, wegen Se fährdung der öffentlichen Ordnung" unter Ausschluß der Deffentlichkeit geführt; trotzdem sind die Einzelheiten derselben in die Deffentlichkeit gedrungen. Der Angeklagte hatte in einer Korrespondenz, die in einem Buenos Ayres 'schen Blatte in spanischer Sprache erschien, unter Anderm und die
Die Erfolge der Sozialiſten bei der Partei anlangend,
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besprochen. Bei den Vertretern der Partei anlangend, bezeichnete er Viered als eine interessante Persönlichkeit. Denn wenn es wahr wäre, daß in den Adern desselben hohenzollern 'sches Blut fließe, wie es ges rüchtsweise in Deutschland verlaute, so müßte es im Reichstage ein treff liches Bild abgeben, wenn ein Hohenzoller sich gegen die Politik seines Vaters auflehne. In diesen Aeußerungen, die durch gute Patrioten nach hier verschleppt sind, hat die Staatsanwaltschaft eine Majestätsbeleidigung gefunden, und die Richter haben der Ansicht derselben zugestimmt. Sehr charakteristisch für diese Richter! Wenn Bebel einmal im Reichstag sagte, Weiß er habe im Richterstand ehrenhafte und unparteiische Männer kennen ge lernt, so lassen wir das dahin gestellt sein; heute aber möchten wir wirk lich behaupten: solche Männer gibts nicht mehr! Vorliegender Fall ist wieder ein Beweis dafür, und an einem andern Fall werde ich dasselbe zeigen. Rann ein vernünftiger Mensch in den Aeußerungen Toeppens eine Beleidigung finden? Ich glaube, nein! Denn in Buenos Ayres in spanischer Sprache eine Anekdote zu erzählen, die nur den Zweck hat, eine Korrespondenz interessant zu machen, ist doch gar zu harmlos und höchstens als eine Geschmacklosigkeit zu bezeichnen, die aber nicht dazu angethan ist, einen jungen Schulmeister 3 Monate verschwinden zu lassen, und aus seiner Stellung zu bringen. Pfui, Ihr Richter! Während man aber die harmlosesten Menschen mit schweren Strafen trifft, läßt man die wirklichen Bestien in Menschengestalt durch Richterspruch in Amt und Ehren. Da liest man heute in der Zeitung, daß erwiesenermaßen ein Kapitän, ein Maschinist und ein Arzt sich auf See an Bord eines Dam pfers in der abscheulichsten Weise gegen einen Rohlentrimmer vergangen haben. Letzterer war frant und dienstuntauglich geworden, was den ge nannten Herren nicht in den Kram paßte. Um ihm nun das Krantjein zu verleiden, sperrten sie den armen Burschen drei Tage in eine Koje, ließen ihn Hunger und Durst leiden, und fütterten ihn mit einem teuf lischen Pulver, welches äußerst schlecht schmeckt und start abführend wirkt. Behufs Befriedigung seiner Bedürfnisse hatte man einen Eimer in den Raum gestellt, der aber in den drei Tagen nicht geleert wurde und so mit die Luft in dem Raum verpestete. Der arme Teufel meldete sich in Folge dieser bestialischen Behandlung wieder gesund, doch nach ein paar Tagen harter Arbeit brach er ohnmächtig zusammen und starb nach wenigen Stunden. Noch andere Prozeduren, die der arme Mensch wäh rend seiner Krankheit hat bestehen müssen und die auch eine hochgradige Brutalität in sich schließen, wollen wir nicht mehr erwähnen. Aber jest den Hut ab vor dem Richterspruch! Dieses himmelschreiende Unrecht wird gutgeheißen, weil die drei dunklen Ehrenmänner 9011 ihr Opfer für einen Simulanten hielten!!!
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Sieht man sich die Richter etwas näher an, so erklärt sich freilich Alles. Die dümmsten Juristen, die sich als Rechtsanwälte nicht ernäh ren können, melden sich zum Staatsdienst. Die Reichsten haben für die Staatsversorgungsanstalt natürlicherweise den Vorzug. Ihrer entgeg
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bürgerlichen Stellung und ihrem Bildungsgrad gemäß fällen sie auch ml.
Zürich , 26. März 1885 Revolution. Unsere Feinde thun, wenn das Wort Revolution ausgesprochen wird, immer so, als ob eine Gänshaut sie überliefe. In Wirklichkeit spielen sie aber nur ein bischen Komödie wobei wir natürlich nicht an die Philister denken, die eine wirkliche Gänsehaut überläuft, denen wir aber die Benennung: Feinde nicht zuzuerkennen vermögen. Unsere Feinde, die Gewalthaber, find in Herzens Grund insgesammt auch Gewaltmenschen, und das Gesetz gilt ihnen blos solange, als es ihren Macht- und Ausbeutungsbedürfnissen dient und genügt. Wendet das Gesetz sich wider sie, oder kommt es ihren Gegner zu gut, so wollen sie sofort von dem Gesetz nichts wissen, und sie erblicken ihre Zuflucht in der nackten Gewalt, durch welche das Gesetz zertrümmert werden muß. Die gewaltsame Bertrümmerung der Geseze von Oben nennt man in der modernen Sprache Staatsstreich; die gewaltsame Zertrümmerung von unten Revolution. Staatsstreich ist Revolution von Oben.
Die Staatsstreich gelüfte treten in neuerer Zeit wieder ans Tageslicht. Dem Herrn Bismarck und seinen reaktionären Mannen gefällt es nicht, daß das allgemeine Stimmrecht eine ernsthafte Waffe in der Hand des Volkes geworden ist; es gefällt ihnen nicht, daß der Reichstag , so biegfam er in vielen Fragen auch ist, doch nicht vollständig in dem Willen des Reichskanzlers aufgeht; und als neulich der Schwabe Wöllwarth anläßlich des Adressen und Loyalitätsschwindels mit einem Staatsstreiche drohte, wurde er, trotz der ausdrücklichen Aufforderung von Windthorst, von seinen konservativen Genossen durchaus nicht desavouirt mon
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Und dieser Tage hat das freifonservative Drgan, die ,, Post", also das Organ der sogenannten Botschafterpartei", in einem Leitartikel über die innere Lage es für wünschenswerth erklärt ,,, durch ein außerordentliches Mittel diesen Zustand( der inneren Berfahrenheit" und des, Parteihaders") abzukürzen." Die ,, Abkürzung" ,, durch ein außerordentliches Mittel" ist eine euphemistische( schönred nerische) Umschreibung des Wortes Staatsstreich.
Komischer Weise schreibt Herr Richter in der nämlichen Korrespondenz, innerhalb der sozialdemokratischen Fraktion seien in Bezug auf diese Frage starte Meinungsdifferenzen zu Tage getreten, und veröffentlicht die Namen der fehlenden Sozialdemokraten, unter denen sich auch verschiedene' dem Herrn Richter sehr genau als entschiedene Gegner der Dampfersubvention bekannte Mitglieder befinden. Wie sollen nun aber entschiedene Gegner der Dampfersubvention dazu kommen, sich ,, abkommandiren" zu lassen, wo Aussicht vorhanden ist, daß sie die Vorlage, deren Ablehnung sie erstreben, durch ihr Votum zu Falle zu bringen?
Das ist ja zu dumm, edler Eugen! Das ,, Abkommandiren" ist keine sozialdemokratische Sitte, es ist eine Eigenthümlichkeit derjenigen Parteien, welche die politische Heuchelei" kultiviren und von Phrasen leben, deren Verwirklichung sie fürchten.
Wir glauben nicht, daß es in Deutschland vorerst zum Staatsstreich tommen wird; soweit sind wir noch nicht"; spitzen sich die Gegensätze auch mehr und mehr zu, so sind sie doch unseres Erachtens noch nicht so zugespitzt, daß den Gewalthabern ein Staatsstreich als unmittelbare Nothwendigkeit erscheinen könnte. Der Reichstag ist ja unzweifelhaft manchmal recht bodbeinig, allein in den wichtigsten Dingen hat er sich noch stets gefügt, und in der brennendsten Frage dieser Legislatur periode, der Verlängerung des Sozialistengesetes, wird er, wenn es zum Klappen kommt, ebenso gefügig sein wie der vorige Reichstag. Indeß die Reibungen werden nicht aufhören, und schon die bloße Thatsache, daß die Gewalthaber vor der Deffentlichkeit Rechenschaft ablegen und sich über ihre An- und Absichten aussprechen müssen, macht bas das parlamentarische Regiment Männern und Parteien verhaßt, die für das persönliche Regiment schwärmen, und muß in ihnen den Wunsch nach einer Aenderung erwecken, die in ihrem Sinn nur durch einen Staatsstreich bewirkt werden kann. Und Staatsstreich, wie gesagt, das heißt Revolution von Oben- Revolution in des Wortes schlimmster Bedeutung, nämlich gewaltsamen Umsturz der gesetzlichen Ordnung
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Das Fehlen der 11 sozialdemokratischen Abgeordneten erklärt sich auf die natürlichste Art von der Welt: zwei sind krank oder durch Krankheit in der Familie abgehalten, und für die übrigen, die sich sämmtlich durch ihre Arbeit ernähren müssen, war es unmöglich, die unerwartet lange Zeit, welche die zweite Lesung in Anspruch nahm von Donnerstag bis Montag, ununterbrochen in Berlin zu bleiben. Die entscheidenden Abstimmungen fanden an einem Montag statt, und Montag ist überhaupt derjenige Tag, an welchem die Reichstagssigungen die geringste Frequenz aufweisen. Die Mehrzahl der Abgeordneten, d. h. alle, die nicht zu weit von Berlin entfernt wohnen, pflegen Sonnabends nach Hause zu fahren, um nach Geschäft und Familie zu sehen. Das gilt von allen Parteien.
Also gerade die heißspornigsten und konsequentesten unserer Feinde, die es unserer Partei als Kapitalverbrechen vorwerfen, daß fie die Revolution, den gewaltsamen Umsturz wolle, erstreben selber die Nevolution und den gewaltsamen Umsturz.
Das werden wir uns merken. Oder richtiger: wir werden unsere Feinde gelegentlich daran erinnern; denn zu merken brauchen wir's uns nicht, weil wir es schon längst gewußt haben. Wann wären die Gewalthaber je vor Gewaltthaten zurückgeschreckt? Wir wollen da gar nicht von Massenschlächtereien und ähnlichen Mord- und Staatsaktionen
Dazu kommt noch, daß man allgemein angenommen hatte, die Abftimmungen würden erst am Dienstag kommen; und in der That wurde die Debatte ja auch durch einen Gewaltstreich beendigt, und fanden die Abstimmungen zu einer so späten Stunde statt, d. h. nach einer so langen Sizung, wie sie im deutschen Reichstag wohl noch niemals vorgekommen ist. Die Sigung dauerte nämlich von 11 Uhr Vormittags bis 7 Uhr Abends. Uebrigens waren fünf der fehlenden sozialdemokratischen Abgeordneten als( frank oder beurlaubt) entschuldigt. Dies zur Aufklärung für die Genossen nicht für den abfichtlich lügenden Eugen und seine Trabanten.
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Nachschrift. Seit Obiges geschrieben worden, ist uns die Don nerstags- Nummer der Frankfurter Zeitung " zu Gesicht gekommen, in welcher der Richter'sche Erguß ebenfalls abgedruckt ist. Auch Du, Sonnemann! Herr Sonnemann weiß von Bebel z. B. sehr genau, daß dieser die ganze Dampfersubventionsvorlage entschieden bekämpft hat, trotzdem führt er ihn ganz gemüthlich als einen zum Zweck der Durchsetzung der Vorlage, Abkommandirten" auf!
In der That, ein Sakrifizium des Jntelletts, wie es traffer nicht gedacht werden fann.
Die Dampfersubvention ist am Montag in dritter Lesung vom Reichstage nach Wiederherstellung der Samoazweiglinie 2c. ange nommen worden. Die sozialdemokratischen Abgeord= neten stimmten dagegen.
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ihre Urtheile, dafür legen die beiden beschriebenen Fälle ein berebtes wäre Zeugniß ab.
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Den Lehrern am hiesigen Real- Gymnasium rufen wir zu: Legt Eure demokratischen Halbheiten bei Seite und lernt endlich einsehen, daß nur die sozialdemokratische Partei berufen ist, durch Erstrebung einer auf ten gleichem Recht und gleicher Pflicht für Alle basirenden Gesellschaftsord nung alle Schäden in der Gesellschaft zu heilen!
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Eine süße Steuer. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres sind in Deutschland fünf Millionen Mart mehr an Vergütig neten ungen für exportirten Zucker bezahlt worden, als die Zuckersteuer selbst zu be eingebracht hat, das heißt, der Staat hat den Herren Zuckerindustriellen find. - fast alles steinreiche Leute auf Kosten der Steuerzahler ein Ge schent von fünf Millionen Mark gemacht. Dieser Unfug, daß den Herren bei der Ausfuhr mehr Steuer zurückvergütet wird, als sie bei der Fa aufge brikation erlegt, dauert nun schon jahrelang, aber noch immer kann man sich nicht dazu entschließen, ihm ernsthaft zu Leibe zu gehen. Natürlich, handelt es sich ja in erster Linie um die Interessen der Herren Groß In grundbesizer, und da gilt es, sehr vorsichtig vorzugehen, auf daß Reich. man ihnen sowenig als möglich wehe thut, just wie beim Schnaps. Um er bis so schneller war man bei der Hand, als es sich um Erhöhung der Ge treidezölle handelte. Der hatte recht, der brave Magdeburger Polizist der kürzlich eine Bersammlung auflöfte, als der Abgeordnete Heine in lautet einem Vortrag über Heinrich Heine den Vers zitirte: dod
Wahrhaft schamlos tritt die Interessenpolitik der Herren Agrarier in der Holzzollfrage zu Tag. Während man bei den Getreide zöllen noch das Interesse der Landwirthschaft wenigstens mit einigem Scheine von Ernst ins Feld führen konnte, fehlt es bei den Holzzöllen an jeglicher Beschönigung. Von einer überwältigenden Konkurrenz des Auslandes" kann nicht die Rede sein, da die Natur der Waare die Möglichkeit eines Massenimports ausschließt, da gibt es kein Feigenblatt für die nackte Habgier der reichen Grundbesizer, welche auf Kosten des ,, armen Mannes" die Taschen sich füllen wollen. Der Preis des Holzes soll in die Höhe geschnellt und das Einkommen der Waldeigenthümer gesteigert, der Werth ihrer Befizungen vermehrt werden das ist der Zweck! Und dieser Zweck wird auch erreicht.indi@
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Ein öffentliches Intereffe kommt gar nicht ins Spiel handelt sich einzig und allein um das Privat intereffe, welchem das öffentliche geopfert und zu dessen Gunsten ein Diebstahl an dem arbeitendem Volte begangen wird an demselben ,, armen Mann", als dessen Anwalt Bismarck , der Führer der Agrarier, sich zu proklamiren bie Dreiftigkeit gehabt hat.
Sozialistischerseits sprachen zu den Holzzöllen Grillenberger, auf dessen Antrag der Zoll auf bestimmte Arten von Nugholz herabge ett
Wenn Du aber gar nichts hast,
Mensch, so laffe Dich begraben, Hecht zum Lebent, Lump, Denn ein
Haben nur, die etwas haben!
So etwas auszusprechen, grenzt wirklich an Hoch- und Landesverrath Heine war ein frivoler Jude, im deutschen Reiche aber herrscht Gottes furcht, fromme Sitte uno praktisches Christenthum!
Die Renten der Arbeiter so nannte Jules Guesde einmal mit treffendem Sarkasmus die Unfälle, denen der Arbeiter heute in seinem Kampfe ums tägliche Brod preisgegeben ist: zerbrochene Gliedmaffen, Berrüttung der Gesundheit, vorzeitige Bernichtung des Lebens, das sind die Renten, welche dem Arbeiter heutzutage aus seiner industriellen Thätigkeit erblühen, während die armen Unternehmer jahr aus, jahrein Arbeitskraft, Intelligenz und Kapital aus reiner Menschen liebe zusetzen.
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Da
Die Renten der Arbeiter! Kaum ist der Eindruck des fürchterlichen Karwiner Unglücks überwunden, so trifft auch schon die Kunde von einer Ratastrophe ein, der noch mehr Arbeiter als dem ersteren zum Opfer gefallen find. Hundertfünfundsiebzig Bergleut find am 17. März durch eine Explosion in der Grube Ramp hundertfünfundsiebzig hausen bei Saarbrücken getödtet worden Menschenleben auf dem Schlachtfelde der Industrie dahingerafft! Natur lich ist die Ursache der Explosion und ihrer großen Ausdehnung noc unbekannt, zur Erklärung der letzteren wird nur angeführt, daß di Gruben des Saarreviers sehr trocken sind und die dort gewonnen Rohle sehr stäubt die Ventilation soll in bester Ordnung gewesen er war angeblich sei sein, aber ein Wetterschacht fehlte längerer Zeit im Bau! Verschiedenerseits werden öffentliche Sammlungen zu Gunsten de geme Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute vorgenommen, wir werden Aliq sehen, ob sich der deutsche Philister hier ebenso generös benehmen wir tags: als bei der Bismarckspende.
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Recht erfreuliche Nachrichten über das Wachsthum de stück sozialistischen Bewegung liegen aus Holland und Dänemart vor So Das Organ unserer dänischen Genossen, Sozialdemokraten", erschein went jezt in einer Auflage von 18,000 Exemplaren, und Recht voor Allen" nen das holländische Parteiorgan, hat seine Auflage so vergrößert, daß es sein vom 1. März an, statt wie früher wöchentlich einmal, jest wöchentlid Ehre zweimal erscheint den Feinden der Arbeitersache zum Verdruß, ihre mad Borkämpfern als treffliche Waffe im Streit. Wir beglückwünschen unser bere dänischen und holländischen Genossen auf's Wärmste zu diesen Erfolge Unb ihrer unermüdlichen Agitation. Sie werden ihnen ein Sporn sein, in Rampf nicht nachzulassen. nandable p
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