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Die Schwaben   haben's getroffen. ,, Gine Spende ganz ffen. besonderer Art", schreibt die Berliner   ,, Bolkszeitung", haben die Gerber ber kleinen württembergischen Stadt Backnang   dem Fürsten   Bismarc Ozias feinem 70. Geburtstag zugedacht. Sie wollen ihm ein Paar Rürassierstiefel verehren, zu denen das Leber aus Kamerun   und Riel Zanzibar stammt. Nach eifrigem Suchen ist es ihnen gelungen, den Leibichuster des Kanzlers in Berlin   ausfindig zu machen und das Maß die zu den Stiefeln beizubringen."

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Da gibt's für gewiffe Leute wieder etwas zu lecken!

Wie sehr die anarchistische Taktik der sogenannten Propaganda der That" den Zwecken der reaktionären Staatsretter, und insbesondere der Polizei dient, das ist in diesen Lagen mit zynischer Offenheit von dem berüchtigten früheren französischen  Polizeipräfeften Andrieux ausgeplaudert worden. Herr Andrieur erzählt in seinen Erinnerungen ganz ungenirt, daß die Pariser anarchi­ftische Révolution sociale" im Jahre 1880 mit dem Gelde der Poli­gegründet wurde, um der wieder erwachenden sozialistischen   Agitation einen Stein in den Weg zu legen. Der Redakteur des von der Frei­heit" mit Jubel begrüßten Blattes, Serraug, al. Spillieur, war ein Polizeiagent, die Dynamitartikel erschienen unter der Aegide der Polizei, die gemeinen Beschimpfungen der deutschen  Sozialdemokratie, die Angriffe auf das Minimumprogramm der franzö­fischen Sozialisten, insbesondere aber die Inszenirung des famosen Lon­boner Revolutionskongresses, auf dem die noch famosere anarchistische Internationale Arbeiter- Assoziation  " gegründet wurde, erfreuten sich der Protettion der hohen Polizei. Was wir von jeher den Anar­giften zugerufen, daß ihre Verschwörungsspielerei Niemandem gefährlicher ja, wir ift als der Arbeiterbewegung, Niemandem aber ungefährlicher dürfen sogar sagen, angenehmer als der Polizei, hier wird es

offen

zugestanden.

Und glaubt man, das sei nur in Frankreich   so, und nicht etwa auch in Deutschland  ? Mit Nichten. Selbst wenn wir von Horsch, Palm, Weiß und ähnlichen kaiserlich- töniglich angestellten ,, Revolutionären" ganz absehen, braucht man nur die Reden Buttkamer's im Reichstag bei den list Berathungen über den Belagerungszustand nachzulesen, um zu sehen, wie jehr der Herr Polizeiminister bemüht ist, die Anarchisterei als recht stark zu schildern, wie er fast unverhüllt für sie Propaganda macht, davon s in pricht, daß ihm Most lieber sei als die Sozialisten wegen seiner hat, ffenheit", und man kann über die Seelenverwandtschaft zwischen Poli­zisten und wir wollen nicht sagen Anarchisten, das wäre ein Unrecht gegen die überzeugten Anhänger jener Lehre der Dyna mit­gar nicht mehr im Zweifel sein. Der Polizei gibt die Taktik man Anarchisten nur erhöhte wichtigkeit; fällt wirklich einmal Einer aus thren Reihen der Rache der Anarchisten zum Opfer, so vermehrt das nur den Heiz ihrer Stellung, und in der Regel auch ihre Bezahlung. Wenn man sich die Elemente, aus denen die Polizei sich zusammensetzt, näher ansieht, so weiß man auch, warum grade für diese Leute der bru­tale Kampf mit der Faust keine Schrecken hat. Und zudem liefert ihnen die Anarchisterei den besten Vorwand für ihre sonstigen Vergewaltigungen. Sie sorgt dafür, den Spießbürger in Angst zu halten.

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Koje Und thut sie es nicht genug, so hilft man ihnen von oben freundlichst nach. Da lesen wir z. B. in der Magdeburger Zeitung" folgenden Bericht aus Wittenberg  :

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" Gelegentlich der am Sonnabend hier abgehaltenen Generalversamm lung des konservativen Vereins erwähnte der Herr Land­rath v. Rauchhaupt- Stordwig eines neu entdeckten sozialisti chen ,, Agitationsmittels", dessen furchtbare Wirkung türzlich in dem Garten des Reichskanzlers( 1) durch eine wäh Rommiffion festgestellt wurde. Das Mittel ist eine Flüssigkeit, abige beren Fabrikation und Bestandtheile vorläufig noch Geheimniß sind, die jetzt sich aber an der Luft, also z. B. auf die Kleider eines Menschen gegossen, in furzer Zeit von selbst entzündet, und so den Be­inner gossenen unrettbar dem Feuerto de überliefert." Wen muß bei solcher Mittheilung nicht ein Gruseln überkommen! Ceilich Welcher geängstigte Spießbürgerund die Spießbürger bilden zur Zeit noch die Mehrheit! wird der Polizei nicht mit Freuden alle Mittel haben bewilligen, die sie für nöthig erklärt, um der schrecklichen Mordgesellschaft Ihrer entgegenzuwirken. Natürlich ist die Nachricht Humbug sie ist ein auch würdiges Seitenstück zur Buntpapierrede des Herrn Hartwig, wäre sie es nicht, so würde es ais interessanter Beitrag zu unserem Thema gelten fönnen, daß dass redliche anarchistische Agi­Die Berwegslung von anarchistisch und sozia­tationsmittel" listisch gehört zum Geschäft von einer Kommission im Gar auf ten des Reichskanzlers probirt wurde!

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Puttkameralia. Ein nettes Stückchen von dem ,, preußischen Buttkamer" tönnen wir in Folgendem erzählen: ahres Diesem Ehrenmanne liegt es bekanntlich ob, die von den Stadtverord­gütig neten größerer Städte zu Bürgermeistern u. s. w. gewählten Männer selbst zu bestätigen oder auch nicht je nachdem Erzellenz" gerade gelaunt riellen find. m Ge Ein Beispiel nun, wie es in solchen Fällen gemacht wird, geben wir Serren nachstehendem Brief, der als Wurstpapier" bei einem Schlächter r Fa aufgefunden wurde, ein Umstand, der erst recht deutlich zeigt, mit welcher man Sorgfalt und Diskretion der Herr Mi Minister die vertraulichen Ergüsse ürlich, feiner Untergebenen behandelt.

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roß Interessant ist auch, wie der Briefschreiber, der Präsident des deutschen  f daß Reichstages, über einen Parteigenossen" urtheilt, und mit welchem Wuth 3. Um er bittet, über seine Angaben den davon Betroffenen ,, möglichst im Un­Er Ge laren" zu lassen.

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lautet:

olizist Das Schriftstück, welches uns im Original vorliegt, Berlin  , 27. Februar 85.

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Daß di onnen ewesen Lich   sei

Euer Exzellenzrpoted beehre ich mich ergebenst zu erwidern, daß der Bürgermeister Melzbach in politischer Beziehung zu Bedenken keinen Anlaß bietet. Er zählt sich zur tonservativen Partei, und wenn auch seine politischen Verdienste nicht hoch anzuschlagen sein dürften, da er wenig Einfluß hat, so muß ich doch anerkennen, daß er bestrebt gewesen ist, in tonservativer Richtung zu wirken.dac

Dagegen darf ich Euer Exzellenz nicht verschweigen, daß es ihm an Takt in hohem Maße gebricht.

Dies hat ihn in zahlreiche Konflikte mit allen möglichen Behörden und Personen gestürzt.

Unter Anderem ist hierher die Differenz mit den Offizieren in Burg zu rechnen, von welcher der 2c. Meltzbach Euer Exzellenz er= zählt hat.

Das formelle Recht war in diesem Falle allerdings überwiegend auf Melzbach's   Seite, allein mit ein wenig Takt und Geschicklichkeit hätte die ganze Affäre vermieden werden können.

Ob diese Umstände genügenden Anlaß bieten würden, Melzbach die Bestätigung zu versagen, möchte ich dahin gestellt sein lassen, denn ich bin überzeugt, daß die Posener Stadtverordneten weit entfernt sein werden, ihn zu wählen, wenn sie nur einigermaßen sorgfältig Erkundigungen einziehen.

Indem ich zum Schluß Euer Exzellenz bitte, den pp. Melchthal über mein Urtheil möglichst im Untlaren zu lassen, bin ich in größter Berehrung Euer Exzellenz

ganz gehorsamster amtals@ galv. Wedell, Regierungs- Präsident." Wir haben unseren Lesern hiermit nur zeigen wollen, wie solche Sachen en de gemacht werden; wir wußten schon lange, daß die preußische Beamten­werder Klique dem Minister gegenüber we belt, auch wenn man Reichs n wir tagspräsident ift.

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Aus Magdeburg   geht uns von dortigen Genoffen ein Schrift um de ftück zu, welches sich in sehr erregter Form gegen die in Nr. 10 des t vor Soz." erschienene Berichtigung zu Gunsten des Polizeikommissars Krieter rschein wendet. Die Einsender geben zu, daß der Schreiber der dort angegriffe­Allen" nen Korrespondenz betreffs der Frau des Krieter falsch berichtet gewesen daß es sein mag, bestreiten aber auf das Entschiedenste, daß Krieter die politische hentlid Ehrenrettung verdient, die ihm in jener Berichtigung ertheilt wird. Sie 3, ihre machen für diese indeß weniger den Verfasser derselben, der sich ihnen unser bereits genannt hat, als dessen Gewährsmänner verantwortlich, deren Erfolge Unbefangenheit der Polizei gegenüber fie start in Zweifel ziehen. ein, in

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Wir haben unter solchen Umständen es für das Beste gehalten, die Sache an geeigneter Stelle zur Untersuchung, bezw. Schlichtung vorzu­

legen, und hoffen, den Wünschen der Einsender einstweilen dadurch zu genügen, daß wir an dieser Stelle von ihrem Protest Notiz nehmen.

Frankreich  . Wir erhalten folgendes 3irkulär in deutscher Sprache mit der Bitte um Veröffentlichung, der wir gerne nachkommen: Internationale Arbeiter Industrie- Ausstellung. Domizil: 14, Quai Jemmapes et Rue de la Folie- Méricourt. Paris  , im März 1885.

Arbeiter des Auslandes! Nach den Industrie- Ausstellungen von Amsterdam   nnd Boston   ver­sprachen wir uns, freundschaftliche Verbindungen auf dem Terrain der Arbeit gegenseitig anzuknüpfen; wir haben dies nicht vergessen, und als Männer von Wort kommen wir heute unserem Versprechen nach.

Um diesen Zweck zu erreichen, haben wir den Plan gefaßt, eine Internationale Arbeiter Industrie Ausstellung, mit Ausschluß jedweder offiziellen Protektion, ins Leben zu rufen, die am 1. April 1886 in Paris   eröffnet werden soll.

Für die Proletarier aller Länder ist es von größtem, unabweisbarem Interesse, sich zu sehen, sich gegenseitig kennen und achten zu lernen. Eine internationale Arbeiter Industrie- Ausstellung kann diese Aufgabe erfüllen und alle Arbeiter sollten sich hieran betheiligen.

An uns ist es, die Schwierigkeiten zu besiegen, die Hemmnisse zu be seitigen, welche die Regierungen uns in den Weg legen; kein Bürger, des Ehrennamens Arbeiter würdig, fann gegen unser rein humani­täres und soziales Werk protestiren; Niemand dürfte mit seiner Bethei­ligung an demselben zurückstehen.

Mit der größten Zuversicht erwarten wir deshalb auch Eure Ant. wort; aber Eure Mitwirkung muß eine sofortige sein, denn die Zeit ist kurz.

Der Pariser Munizipalrath hat auf unsere Reklamation hin die Summe von 5000 Fr. für die Kosten der Propaganda bewilligt, wodurch das Gelingen der Ausstellung garantirt ist.

Gruppirt Euch also, um Euch mit uns zu vereinigen, in diesem nach Emanzipation gerichteten Bestreben hin. Beweisen wir allen Ausbeutern, daß der Arbeiter weder Vormundschaft noch Direktion nothwendig hat, um zu produziren.

Wir werden, soviel in unseren Kräften steht, Euch die materiellen Schwierigkeiten des Transportes und der Installation bewältigen helfen. Thut uns Euren Beitritt in der möglichst kürzesten Frist zu wissen und empfanget unseren brüderlichen Gruß.

Der von der Kommission delegirte Sekretär für das Ausland: 2. Herbinet, Dessinateur( Zeichner) 35, rue des Poissonniers, Paris  .

( Auszug aus den Statuten betr. die ausländischen Aussteller.)

Art. 48. Die Klassifikation geschieht nach Industriezweigen in Reihen­folge nach den Seftionen der Provinz.

Art. 49. Die Produkte der Aussteller müssen franko bis in's Aus­stellungsgebäude befördert werden.

Die Kommission wird versuchen, zonfreie Einfuhr der auszustellenden Produkte sowie die Reduktion der Transporttarife für dieselben zu er Tangen.

Die Installation ist zu Lasten des Ausstellers.

Art. 50. Die Installation der Produkte und ihre Konservirung wird Sorge der Exekutivkommission sein.

Art. 51. Die ausstellenden Arbeitergruppen können sich einen Vertreter unter den Mitgliedern der Exekutivkommission erwählen.

Im Falle dieser Arbeiter- Vertreter außerhalb der Exekutivkommission genommen wird, zählt er als vollberechtigtes Mitglied zu derselben. Art. 52. Der Verkauf der Produkte kann durch Vermittlung der Exekutivkommission geschehen, wenn die ausstellenden Gruppen es wünschen; in diesem Falle würden sie eine Vollmacht zu schicken haben. Die Rückerpedition der ausgestellten Produkte wird durch die Exekutiv= tommission vermittelt werden, aber auf Kosten der Aussteller. Der Unterzeichner theilt uns ferner mit, daß er zu jeder Auskunft gern bereit ist.

Rußland. Wir erhalten folgende Zuschrift:

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In Nr. 12 des Sozialdemokrat" wurde schon mitgetheilt, daß in Rußland   eine Zeitung unter dem Titel: Der Arbeiter, Zeitung der Partei der russischen Sozialdemokraten"*) erschienen ist. In Nachstehendem wollen wir nun die Leser mit den Tendenzen und Zielen der Zirkel, beren Organ diese Zeitung ist, bekannt machen.

Infolge der Propaganda der bakunistischen und blanquistischen Ideen war der Name Sozialdemokratie so diskreditirt in Rußland  , daß keine Partei sich bisher entschließen konnte, sich als sozialdemokratisch zu be= zeichnen, aus Angst, als antirevolutionäre Reformpartei verdächtigt zu werden. Man wird daraus erst die Tragweite der Thatsache ermessen tönnen, daß sich jetzt endlich mehrere revolutionäre Zirkel entschlossen haben, sich Sozialdemokraten zu nennen und selbstverständlich mit den Lehren derselben sich solidarisch zu erklären.

Aller Anfang ist schwer, und mehr als anderswo in Rußland  , welches gegen das Durchbringen jeder vernünftigen Literatur fast durch eine chinesische Mauer verbarrikadirt ist. Es wird daher Niemand Wunder nehmen, wenn ein neues sozialdemokratisches Programm an verschiedenen, zum Theil sehr wichtigen Fehlern leidet; wir wollen uns jedoch nicht in Einzelheiten einlassen, sondern bemerken nur nebenbei, daß die Partei ihr Programm gar nicht als vollständig und abgeschlossen ausgibt. Da ,, die Partei" sich mit allen denjenigen Elementen, in Rußland   wie im Ausland, zu vereinigen strebt, die auf dem sozialdemokratischen Stand­punkt stehen, wird sie durch die Logik der Thatsachen genöthigt sein, ein Programm auszuarbeiten, welches die westeuropäische sozialdemokratische Lehre zum konsequenten Ausdruck bringt.

Zwei wichtige Punkte, die das Programm der Partei der russischen Sozialdemokraten" kennzeichnen, seien hier hervorgehoben:

( 1) Jm Gegensatz zu Bakunin   anerkennen sie den Staat als ein noth­wendiges Mittel, um die Ordnung der Bourgeoisie in eine sozialistische umjuändern.**)

2) Die Führerschaft im Kampfe der ausgebeuteten Klaffen zur Erreich­ung der politischen Gewalt und behufs Umsturz der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung liegt der Arbeiterklasse ob.

Von diesen Grundsäßen ausgehend wenden sie sich an den intelligenten Theil der Arbeiter mit der Aufforderung, unter sich eine Arbeiterpartei zu bilden mit einem Programm bestimmter Forderungen und einem festgesetzten Thätigkeitsplan. Nur eine solche Partei könne eine Ord­nung verwirklichen, bei welcher man die menschliche Würde( der Per­son) nicht so mit Füßen treten wird, wie es jetzt geschieht."

In einem Artikel, der auf die westeuropäischen sozialdemokratischen Parteien verweist, heißt es u. A.:,,Besonders start durch ihre Organi­sation ist die Arbeiterpartei in Deutschland  ; ihre Vertreter nennen sich Sozialdemokraten; sie hoffen, sich der Staatsgewalt zu bemäch­tigen und das gesellschaftliche Leben auf neuer Grundlage im Interesse der Mehrheit der Arbeiter umzubauen."

An anderer Stelle werden die Arbeiter von der Nutlosigkeit der unorganisirten Kämpfe gegen einzelne Personen gewarnt. Solche ein­zelne Bewegungen der Arbeiter", heißt es da, wie wir sie jetzt in Rußland   vorfinden, solche kleinliche vereinzelte Kämpfe gegen einzelne Personen dürfen die besten Elemente der Arbeiter nicht beirren; die richtige Aufgabe derselben ist, sich zu bemühen, überall Zirkel der intelli­genteren Arbeiter zu gründen, sie auf immer weitere Kreise auszudehnen, sie durch das feste Band gemeinsamer Sagungen in eine Arbeiterpartei zu vereinigen und sich beim ersten passenden Fall der Regierung entgegens zustellen als drohende Macht, mit welcher diese zu rechnen hat, und der gegenüber sie früher oder später abzutreten genöthigt sein wird." x. Wir heißen den neuen Mitstreiter bestens willkommen und hoffen, daß sowohl Der Arbeiter", als auch die Gruppen, welche ihn in's Leben

*) Die Notiz in Nr. 12 enthält einen Druckfehler. Es muß heißen: ,, der Partei der russischen Sozialdemokraten" statt: der russischen Sozia listen". Es gibt in Rußland   mehrere sozialistische Fraktionen, von denen die Partei der Sozialdemokraten eine ganz neue Richtung ist.

**) In der Frage des Staats scheinen sie auf dem Standpunkte Lassalle's   zu stehen, was sich aus ihrer Definition desselben zeigt: Das wahre und erste Ziel jeden Staates ist, allen seinen Witgliedern dieselbe Möglichkeit zu geben, den höchsten Grad ihrer Entwickelung zu er reichen."

gerufen, sich als ein tüchtiges Glied in der Armee des revolutionären Rußlands   bewähren mögen. Die Redaktion des, Sozialdemokrat."

Korrespondenzen.

Rendsburg  . Es sei mir vergönnt, nach fast zwei Jahren wiederum einmal den Raum des Parteiorgans in Anspruch zu nehmen. Der Aus­bei der letzten Reichstagswahl in unserem, dem 7. schleswig  - Holsteis Tiſchen Wahlkreis, bark als ein guter bezeichnet werden, benn von ber Nachwahl im Sommer 1883 bis zur Wahl 1884 ein Stimmenzuwachs von rund 400 Stimmen bedeutet, daß bei regelmäßig stattfindenden Reichstagswahlen unser Wahlkreis im Jahre 1890 von den Sozialdemo= fraten für immer erobert wird, und nach Berechnungen aus den statistis schen Berichten über das Stimmenverhältniß bei der letzten Reichstags= wahl dürfte sich dasselbe in noch recht vielen anderen Wahlkreisen voll­ziehen, so daß die jetzt herrschende Klasse wohl oder übel mit uns zu rechnen hat, und infolgedessen den arbeitenden Klassen entgegenkommen muß. Während der Wahlperiode ging es hier ziemlich ruhig her, denn die hiesigen Genossen hatten beschlossen, sich nicht wieder in den gegnerischen Wählerversammlungen als Lokalfüllungs- Material verbrauchen zu lassen, da weder von den Freisinnigen noch von den Konservativen Redefreiheit gewährt wird. Eine von uns angemeldete Wählerversammlung wurde auf Grund des Maulkorb- Gesetzes verboten, das betreffende Schriftstück haben wir an unsere Fraktion gesandt, um dasselbe bei dem Protest über die Hänel'sche Wahl zu benutzen. Wir Genossen waren bei Vertheilnng des Manifestes, eines zweiten Flugblattes, der Stimmzettel, der Haus­agitation und am Wahltag unermüdlich thätig und erreichten dadurch unser altes Stimmresultat wieder. Bei aller Entschiedenheit hatten wir eine gewisse Ruhe und Anständigkeit beobachtet, was uns selbst von Gegnern nachgerühmt wurde, und glaubten wir somit, die ganze Wahl­angelegenheit sei mit der Wahl Hänels erledigt. Wir dachten, und die Polizei machte fünf Genossen den Prozeß wegen Verbreitens verbotener Schriften, nämlich des Manifestes, und wurden dieselben, wie überall, zu Geldstrafen, in Summa 35 Mart, und in die Kosten verknurrt.*) Aber auch die bösen Fortschrittler mußten diesmal unter Anklage, und zwar wegen Vergehens gegen das Vereinsgeset. Hatten da 6-8 Fortschrittsanhänger in einem hiesigen Hotel eine allge= meine Kneiperei, woraus die Polizei eine Vertrauensmännerversammlung machte, und richtig wurden drei von den Theilnehmern auf Grund eines Utases aus dem Jahre 1850 zu entsprechenden Geldstrafen verdonnert. Es wird allgemein angenommen, daß besagte Anklagen auf Anregung unseres berüchtigten Bürgermeisters Kraatz erfolgt sind, welcher in­zwischen nach Pforzheim   als Oberbürgermeister avancirt ist, und beiläufig den Pforzheimer   Genossen als Streber ersten Ranges und als eine auf Beute lauernde Hyäne empfohlen wird. Möge sich kein dortiger Genosse auf die aalglatten Worte des p. p. Kraaz zu irgend welchen Bemerkungen hinreißen lassen; er wäre unrettbar geliefert. Während seines Hierseins hat derselbe als Stadtoberhaupt nur ein Gewerbe ge= fördert, die Hurerei, in welchem Artikel er selbst stark thätig war.

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Die Bismarckspende" ist bei unserer Bevölkerung auf etwas abfällige Kritik gestoßen, denn Jedermann sagt sich, daß ,, Er" für seine Thaten tausendmal bezahlt worden ist, und wenn ,, Er" sich durch Schaffen einer milden Stiftung ein ehrendes Andenken wahren will, so möge ein Theil seines Vermögens dazu verwendet werden.

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Wie wird nun aber die Bismarckspende gemacht? Da wird von Haus zu Haus gelaufen, an jede Thür geklopft und um 10 oder 20 Pfg. ges bettelt, und das nennen die Herren freiwillige Gaben. Auf dem Eisen­werk ,, Karlshütte" mußten die Beamten mit Sammelbogen bei den Ar­beitern um freiwillige" Gaben betteln; jedoch konnten dieselben des schlechten Verdienstes halber nichts geben, und war das Resultat dieser Sammlung Rull, worauf der Direktor Meyn eine zweite Sammlung an ordnete mit dem Bemerken: Ich wünsche, daß jeder Arbeiter auf diesem Werke zur Bismarckspende etwas zeichnet." Also wohl gemerkt: ,, Etwas zeichnet!" Dadurch entstand eine gewisse Kontrole, und wehe dem, welcher nichts gezeichnet hätte, der wäre unrettbar bei dem nächsten Lohntage auf das Pflaster geworfen worden. Außerdem bemerkten die Herren Sammler obendrein, daß sämmtliche Arbeiter der letzten Reichs­tagswahl halber noch etwas auf dem Kerbholz hätten, wahrscheinlich, um ein günstiges Resultat zu erzielen. Trotz alledem blieb das Resultat fast Null, und werden die Arbeiter ob dieser Drohung bei der nächsten Reichstagswahl wieder sozialdemokratisch wählen, weil dieselben der Bis­marc'schen Sozialreform nicht trauen und ihr eigenes Wohlergehen nur von dem wirklichen sozialistischen   Staat erhoffen.

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Auf genannten Werk besteht der Ukas, daß Lehrlinge, welche sämmt­lich fünf Jahre lernen müssen, einen Lehrkontrakt mit der Direktion ab­schließen, worin ihnen ein Tagelohn von 50 Pfg. zugesichert wird; außerdem aber noch für jeden Tag 10 Pfg. gespart werden soll, welche natürlich die betreffenden Meister, welche die Lehrlinge anlernen, aus ihrer Tasche legen. Bei normalem Verlauf der Lehrzeit werden nun den Lehrlingen die gesparten Groschen als Geschenk zurückgegeben, aber wehe dem, der seine Lehrzeit aus irgend einem Umstand unterbrechen muß, er erhält keinen Deut zurück. Es ereignete sich z. B. dieser Tage, daß ein Lehrling mit seinen Eltern nach Südamerika   auswanderte und seine auf diese Art gesparten Groschen, in Summa 90 Mark, zurückforderte; in­deß erfolgte ein abschlägiger Bescheid, denn die Lehrzeit hat ja keinen normalen Verlauf genommen, und ist dagegen weder auf gütlichem noch richterlichen Wege etwas zu erreichen. Nur die eine Frage bleibt jedem davon Betroffenen übrig: Wo verbleiben die im Schweiße deines Ange sichts so schwer verdienten Groschen?

Jm Algemeinen herrscht hier eine so große Arbeitslosigkeit und Geschäftsstille, daß die ältesten Bewohner sich solcher trau­rigen Verhältnisse nicht entsinnen können; zudem hat die Annahme der Kornzollerhöhung allgemeine Erbitterung hervorgerufen, und die Herren in Berlin   mögen nur so fortfahren, das Volt wie bisher zu belasten, um so eher wird der große Krach eintreten. Unter den hiesigen Genossen herrscht ein förmlicher Galgenhumor, sie würden, wenn es sich nicht um Verlegung des Prinzips handelte, beantragen, die sozialistische Fraktion möge Alles bewilligen, was die Regierung fordert, damit der bevor­stehende Regierungs- Bankrott um so viel schneller herbeigeführt werde. Da jedoch das Hochhalten unseres Programms verbunden mit dem Prin­zip über alle Sonderinteressen unsere heiligste Pflicht ist, so ersuchen die hiesigen Genossen die sozialistische Fraktion, der heutigen Regierung weder zur Dampfersubvention noch zur Kolonialpolitik oder irgend einem Aus­beuterzweck auch nur einen Pfennig zu bewilligen, damit das Volk bei Eintreten des großen Bankrotts sich erinnere, daß eine Partei besteht, welche an dem allgemeinen Rothstand keine Schuld trägt, und demzufolge dieser sozialdemokratischen Partei das Steuer des Staatsschiffes durch große Volksmajorität in die Hand gedrückt wird, um dadurch den all­gemeinen Volkswohlstand verbunden mit Freiheit, Gleichheit und Brüder­lichkeit herbeizuführen. Der Rothe

Elberfeld- Barmen, im März. Die sozialen Zustände im Wupperthal sind geradezu unerträglich geworden. Die Bourgeoisie schwelgt im süßen Nichtsthun und verzehrt ihren Raub, bezahlt zu diesem Zwecke Hunderte von Beamten, und macht ihren Eins fluß überall geltend, auf daß ihr die Beute ja nicht entriffen werde, während die Arbeiter zu Tausenden ohne Beschäftigung sind, und keine Aussicht vorhanden ist, daß es besser wird. Welchen Lobgesang stimmte nicht diese Gesellschaft über die Sozialreform an, was sie für den Ar beiter gethan! Und weniger als je ist der Arbeiter im Stande, bei seinem Einkommen zu bestehen. Die Krankenkassen liefern den besten Beweis: die Orts Bauhandwerkerkasse hat schon ihre Zahlungen einstellen müssen, weil kein Geld mehr vorhanden war. Die Gemeinde Elberfeld   hat zus schüsse geleistet. Auch die Arbeiter leben im Nichtsthun, aber dieses Nichtsthun ist nichts weniger als süß,-

Und dennoch rühmt der Staatsmann

Des Völkerreichthums sich.

*) Schreiber dieses erscheint es wünschenswerth, daß sämmtliche Vers urtheilungen betreffend des Manifestes an die Redaktion des Sozials demokrat" eingereicht würden, um festzustellen, wie hoch sich die gesammte Summe( in baarem Geld und Gefängniß) beläuft; dieses Attenstück ist alsdann dem Parteiarchiv zur Aufbewahrung zu übergeben, um so der Nachwelt den Beweis zu liefern, was für ein bornirtes Gerichtsbeamtens thum im Jahre 1884-85 Deutschland   regierte.