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eber 3wischen Sozialdemokraten und Gendarmen fand iden am Dienstag auf dem Tempelhofer Feld ein heftiges Rencontre tben statt. Im Zivoli- Etablissement sollte an diesem Tag eine Volksversammdes lung stattfinden, die jedoch polizeilich verboten worden war. Von den 3 es zu dieser Versammlung Erschienenen hatten sich etwa 200 unter Hochung fen auf die Sozialdemokratie nach dem Tempelhofer Feld begeben. han bier begegneten ihnen die Gendarmen Marquardt und Tänzer, von weliber, en sie nun aufgefordert wurden, den betretenen Weg, weil kein öffentnmt. licher Weg, zu verlassen. Anstatt der Aufforderung Folge zu leisten, wurden die Beamten von der Menge verhöhnt und schließlich der Genbarm Marquardt thätlich angegriffen. Um sich vor Mißhandlungen zu hügen, sahen sich die beiden Gendarmen, sowie der später hinzu kom mende Fußgendarm Höhne veranlaßt, von der blanken Waffe Gebrauch u machen. Inzwischen waren mehrere Schuhleute vom 31. Polizeirevier herbeigeeilt, und es gelang den vereinten Kräften der Beamten, dret der imal pauptexzedenten aus der Masse herauszugreifen und zur Haft zu bringen." Damit ist für die Blätter natürlich der„ Fall" erledigt. Welche Proigen bokationen der Herren Beamten" vorausgegangen waren, danach wird Haß nicht gefragt. Wer aber nicht schon durch die preußische Bickelhaubenung wirthschaft so versumpft ist, daß er in jedem behelmten Individuum ein nög Stück irdischer Vorsehung erblickt, der wird es begreiflich finden, daß
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fich, wenn man dem Arbeiter bei jeder Gelegenheit seine Hechtlosigkeit lich borhält, schließlich seine Entrüstung bei der ersten Gelegenheit auch in uden Gewaltstreichen äußert. Es liegt uns fern, die Berliner Genossen zu mit bandlungen aufreizen zu wollen, die ihnen heute nur schaden können, nach aber ebenso fern liegt es uns, es ihnen zu verargen, wenn sie ihrem in Unwillen einmal, unbekümmert um die Folgen, freien Lauf lassen. Wir würden es vielmehr aufrichtig bedauern, und es als ein Zeichen der forFeld umpirenden Wirkung des Sozialistengesetzes betrachten, wenn sich nicht ihr ganzes Gefühl gegen solche Niederträchtigkeiten, wie sie oben geschil sert sind, anfbäumte. Die Verantwortung auf das Haupt derer, welche Willtürherrschaft an die Stelle des Rechts gesezt haben.
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m. Herr Sonnemann, der in seiner Frankfurter Zeitung " die bekannte Richter'sche Lügennotiz von sozialdemokratischen ,, Abtommandirungen" bei der zweiten Lesung der Dampfersubventionsvorlage zum Abdruck brachte und weiter kolportirte, hat die Unverschämtheit, in einem Leitartikel zu schreiben oder durch einen seiner Leibjournalisten schreiben zu lassen:
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rüchtigten Lindenauer Dr. Göz neulich vor Gericht widerfahren ist. Durch richterliches Urtheil ist festgestellt worden, daß dieser saubere Patron, anno 1867 Volksparteiler und sozialdemokratisch angehaucht ( Freund Bebel's und Liebfnecht's im Norddeutschen Reichstag ), später Fortschrittler, hernach Ordnungsbreiler und Urheber der famosen Lindenauer Petition um Vernichtung des allgemeinen Wahlrechts also vor Kurzem durch richterliches Urtheil festgestellt worden, daß dieser saubere Patron und Mustergesinnungsmensch im Jahr 1883, kurz bevor er als eine scher Wahlagitator in unserem Landtreise gegen Viereck auftrat, in einem Gespräch an seine Vergangenheit erinnert, die Aeuße= rung gethan hat: ,, Wenn man mir meine Existenz sichert, bin ich sofort wieder der Alte" das heißt Demo: frat und Volksparteiler.
Für diesen Mustergesinnungsmenschen ist also die politische Ueberzeugung eingestandenermaßen eine Eristenzfrage. Bekäme Herr Dr. Göz alle Diejenigen zur Gesellschaft, welche ihre politische Ueberzeugung als Existenzfrage betrachten, es aber nicht sagen, er würde Millionen zur Gesellschaft haben.
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Unter den hiesigen Nationalliberalen wäre es wegen des Ottopfennigs" beinahe zum Krach gekommen. Daß Professor Windtscheidt, der hiesige Delegirte zur Generalversammlung des Sammel- Romites, die bekannte, auf Wunsch des Herrn Bismarck selbst erfolgte Verwendung ein, nationales Unglück" genannt hat, ist ihm von der nationalliberalen Heißspornen sehr übelgenommen wor den. Man verlangte von ihm, er solle den Ausdruck widerrufen, was er jedoch verweigerte. Schließlich ließ man die Sache ruhen, weil sich herausstellte, daß Professor Windtscheidt auch unter dem Heerbann der Nationalliberalen mehr Zustimmung fand, als die Heißsporne erwartet hatten.
Was nun den Ausdrück des Herrn Professors betrifft, so ist derselbe ich meine den Ausdruck, nicht den Professor mehr drastisch als passend. Was eine Handvoll serviler Speichellecker thun, tann eben so wenig ein nationales Unglück sein, wie was einzelnes Individuum, in diesem Falle also Bismarck , thut. Nationale Schande wäre schon nicht ganz so unpassend; aber doch auch nicht passend, weil besagte Speichellecker und besagtes Individuum doch blos sich selbst mit Schande bedecken können, und nicht die deutsche Nation.
Abweichend von dem nationalliberalen Professoren halten wir die schmachvolle Verwendung des„ Ottopfennigs" nicht nur nicht für ein nationales Unglück, sondern umgekehrt für ein nationales Glück, denn es hat Hunderttausenden deu Staar gestochen über Bismarck und seine Leute. Freilich gerade das muß ja nach nationalliberaler Auffassung ein nationales ,, Unglück" sein. Nun nationales Glück oder nationales Unglück- wir können
Von den Sozialdemokraten hing die Bewilligung oder Verwerfung der vielumstrittenen australischen Dampferlinie ab, wenig Stimmen mußten den Ausschlag geben. Die Frattion wollte die AbTehnung, aber statt ihren Willen durchzusetzen, beurlaubte sie sehr zufrieden damit sein. I Die Hälfte ihrer Mannschaft, und das entschied zu Gunsten der Forderung der Regierung. Angesichts der straffen Disziplin der parlamentarischen Vertretung der Sozialdemokratie ist das ein Vorgang, welcher beweist, daß auch diese junge Partei bereits der Opportunität, diesem Gözen des Parlamentarismus, zu opfern bereit ist."
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Auf den wirklichen Sachverhalt gehen wir hier nicht mehr ein; er ist unseren Lesern zur Genüge flargelegt, und wir lieben es nicht, schon Gesagtes zu wiederholen. Bemerkt sei nur noch, daß die angebliche ,, Beurlaubung" oder, wie der Richter'sche Retourchaisen- Ausdruck lautet: Abkommandirung" die zweite Lesung, also bekanntermaßen nicht end giltige Abstimmung, über die Dampfersubventionsvorlage betraf. Genug die alberne Tendenzlüge in dieser Sonnemann'schen Ausn de gabe einer Widerlegung zu würdigen, kann uns natürlich nicht einfallen. 3 be was allein uns interessirt, ist die wunderbare Logik, zu welcher von Herr Sonnemann in seinem voltsparteilichen Börnchen auf uns böse ische Sozialdemokraten gelangt ist. Dan sehe nur zu:„ Die Fraktion wollte die Ablehnung." Und doch beurlaubte sie die Hälfte ihrer Mannschaft" er 3 und bewirkte dadurch aus„ Opportunität" die Annahme der Borlage!
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Ist das nicht der reine Blödsinn! Wenn die Tendenzlüge des Herrn I be Richter- Sonnemann einen Sinn haben sollte, hätte es doch heißen e de müssen: Die Fraktion wollte die Annahme der Vorlage; da sie aber Mün der Regierung nicht zu offenkundig einen Dienst leisten wollte, so erklärte de sie sich zum Schein gegen die Vorlage, fommandirte aber nach dem höre Eugen Richter 'schen Rezept einen Theil ihrer Mannschaft" ab, um der eide Regierungsvorlage den Sieg zu sichern.
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In dieser Form war es eine gemeine Tendenzlüge, aber es lag doch Sinn darin.
Hoffentlich geht Herr Sonnemann, wenn uns das nächstemal mit nten seiner Liebenswürdigkeit bedenkt, etwas weniger eifrig und ungeschickt zu
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zu Werk.
Byzantinisches. Otto's Leibt och hat einen Orden beLei fommen. Der Leib dottor eine Professur, der Leib ko ch einen Orden was muß da der Leib hund, alias Reichshund, bekommen, der sich unte doch auch um das foftbare Leben des biederen Otto Berdienste erworben Dan hat, indem er dasselbe Tag und Nacht mit hündischer Treue bewacht? Not Ein Minister portefeuille, dunkt uns, wäre das Wenigste. Die Aug nöthige Gesinnung brächte er mit der brave Reichshund.
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Aus Leipzig , 9. April, wird uns geschrieben: Um uns daran zu erinnern, daß der Kleine" noch nicht todt ist, hat unsere Kreishauptmannschaft vor einigen Tagen den Schriftseger Wiesinger ausges wiesen". Der von mir angegebene Grund ist der einzige, den ich bei intensivstem Nachdenken haben entdecken können. Wiesinger ist SozialDemofrat tein Zweifel; er ist als solcher in öffentlichen Versamm ma lungen aufgetreten, und er war es z. B., der vor etwa anderthalb omer Jahren den fortschrittlichen Jammerknaben Friedrich Friedrich hinrichtete" diesen traurigen Attentäter auf die deutsche Sprache, Romanschriftsteller", der im Sommer 1878 durch eine Zuschrift Leipziger Tageblatt " die Entlassung aller sozialdemokratischen Arbeiter die gefordert hatte.
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Seit jener Versammlung ist Wiesinger nur selten in die Deffentlichkeit el d getreten, und nur unter Umständen, die ihn nach keiner Seite hin komand promittiren konnten. Das letzte Mal trat er in einer von den Gewerkbereinlern zusammenberufenen Bersammlung auf, in der das Durchfall
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Fri Märchen Hirsch einen Vortrag halten sollte eine gute Absicht, sich allerdings nicht verwirklichte. Die Herren Gewerkvereinler, obgleich in lächerlicher Minorität, wollten durchaus das Bureau haben, und das konnten doch beim besten Willen die in überwältigender Mehrzwzahl befindlichen Sozialdemokraten nicht dulden. Und so tam denn schließbese lich die Versammlung gar nicht zu Stande zum großen Leidwesen des nnt armen Märchen, das seine famose Durchfallsrede auch in Leiipzig um if b sein Leben gern an den Mann gebracht hätte. Der arme Hirsch hat nämlich blos eine einzige Rede da er sie schon so oft gehalten hat, nd ist sie ihm außerordentlich lieb und werth geworden, wie ein Spiel fach oder Werkzeug, an das man sich Jahre oder gar Jahrzehnte lang geWa wöhnt hat. Und da er seit dem großen Durchfall am 28. Oktober v. J. end fast gar teine Gelegenheit mehr hat, seine einzige Nede zum Besten zu tau geben -die Fortschrittspartei hat ihm nämlich den Stuhl ganz vor eu die Thüre gesezt und läßt ihn feine Versammlungen mehr halten am ist es ihm jezt doppelt schmerzlich, wenn bei den seltenen Gelegenheiten, welche sich ihm noch bieten, der schon fest erhoffte Genuß im letzten Moment noch zu Wasser gemacht wird. Wer weiß, wie viel Wochen das oh arme Märchen nun noch herumlaufen muß, ehe es seine Durchfallsrede die wieder einmal aus dem Gehege seiner Zähne herauslassen kann. Genug bei den damaligen Geschäftsordnungsdebatten betheiligte w sich auch Wiesinger, jedoch in durchaus sachlicher Weise; und wenn ich nicht irre, wurde er sogar von der Mehrheit zum Vorsitzenden gewählt. Ihr Seitdem ist er, meines Wissens, nicht mehr öffentlich aufgetreten. Und hätte er fich irgend eines heimlichen Verstoßes gegen das Sozialisten uft gesetz„ schuldig" gemacht, so wäre er unzweifelhaft verhaftet und in Untersuchung gezogen worden.
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Nichts Derartiges ist aber geschehen und, wie mir mitgetheilt wird, ist ihm auch gar kein besonderer Grund für seine Ausweisung angegeben
worden.
Es verhält sich eben gerau so, wie ich zu Anfang geschrieben: Die Polizei, welche nicht will, daß wir einschlafen, hat uns in ihrer himmlischen Güte blos daran erinnern wollen, daß das alte Sozialistengesetz noch lebt und daß wir hübsch auf der Hut und auf dem„ Qui vive!" fein müffen.
Und für diese freundliche Aufmerksamkeit sei den Herren von Herzen fta gedankt!
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Ich weiß nicht, ob Sie des Pechs schon gedacht haben, das dem be=
Der Bismarckultus, lesen wir in der Berliner Volks: zeitung", treibt immer hübschere Blüthen. So bringt das„ Potsdamer Intelligenzblatt" folgendes Geschichtchen: Bismarck- Rose. Ist es Zufall oder ein Spiel der Natur(!), daß gerade am 1. April, dem Geburtstage des deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck, im Garten der Hofliefe: rantin Fri. Zimmermann, Neue Königstraße 37 b, eine gelbe Theerose sich zur vollen Blüthe entwickelte? Ohne schützende Decke gegen Frost und Schnee hat die Knospe sich während der Wintermonate entwickelt und unter den ersten Strahlen des Lenzes ihre Hülle gesprengt und sich entfaltet. Einsam ohne der grünen Blätter Schmuck und der freundlichen Nähe der buftenden Schwestern schwankt sie oben am Stocke. Nur in und durch sich selbst hat sie alle Widerwärtigkeiten des Winters überwunden, wie der große Staatsmann alle ihm von seinen Widersachern bereiteten Hindernisse und Schwierigkeiten. Darum schien es auch der geschickten Rosenzüchterin Frl. Zimmermann wohl angemessen zu sein, dieser frühen Botin des Sommers mit Recht den Namen ,, BismarckRose" beizulegen."
Daß dieses Blech just in einem Blatt erscheint, welches den stolzen Titel Intelligenzblait" führt, ist das nicht auch ein wunderbares ,, Spiel der Natur"?
Der oben erwähnte Ausflug Berliner Arbeiter nach Grünau, über welchen wir seinerzeit gleichfalls berichteten, hat übrigens auch verschiedene Nachspiele gehabt. Einer der Theilnehmer schreibt uns darüber:
Der Wirth im Neuen Krug, wo wir unser Frühstück eingenommen hatten, muß von jetzt ab sein Lokal um 10 Uhr schließen, zur Strafe dafür, daß er an ruhige Arbeiter Bier verabfolgt hat. Das ist ein neues Zeichen dafür, mit welch' infamen Mitteln man unsere gerechte Sache unterdrücken will. Noch mehr; eine Anzahl unserer Genossen sind mit Strafmandaten in Höhe von 15 Mart und Kosten beglückt wor den, weil sie an einem öffentlichen Aufzug theilgenommen und dadurch ,, demonstrirt" haben sollen, daß sie Rosen und Schleifen im Knopfloch oder ihr Taschentuch am Stock trugen!
Nur so weiter, Ihr Herren vom hohen Rath Puttkamers. Die Saat, die Ihr säet, wird hoffentlich bald Früchte tragen! Die Zeit wird kommen, wo Euer morscher Ausbeuterstaat zusammenkracht, und Ihr mit ihm. Nur an Euern Narrenfesten à la Bismarckfeier soll das Volk sich beluftigen dürfen, da scheut Ihr keine Kosten, und preßt das Geld dazu aus den Taschen der Armen zusammen aber gerade dieser BismarckHumbug hat Tausenden und Abertausenden, die bisher noch befangen waren, die Augen geöffnet, welch Geistes Kinder Jhr Herren Volksfreunde seid. Ihr habt uns die Freiheit vorenthalten, und statt Brod gabt Ihr dem Volk Steine. Und Ihr bildet Euch ein, das Volk sei so dumm und durchschaue Euch nicht? Geht doch, diese Zumuthung ist noch schimpflicher als Eure Gemeinheiten. Der aufgeklärte Arbeiter weiß, woran er mit Euch ist, und wird sich nie von Euch fangen lanen!" Diesen kräftigen Worten haben wir nichts hinzuzufügen.
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Ein Beitrag zur politischen Moral im Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte. Wir erhalten aus DurIach in Baden folgende Buschrift:
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Wie es hier bei den Wahlen gemacht wird, zeigt folgender Fall: In unserem Nachbarorte Aue fand vor Kurzem eine Gemeinderathswahl statt, bei der die Arbeiterpartei zum erstenmal selbständig einen Kandidaten aufgestellt hatte. Der Sieg für den Arbeiterkandidaten war ficher, jedoch der Mensch denkt und unsere Herren Nationalliberalen verstehen es zu-schieben. Als das Wahlergebniß bekannt gemacht wurde, hieß es: der Liberale hat 63 Stimmen, der Arbeiterkandidat 39 Stimmen erhalten. Das tam den Arbeitern etwas spanisch vor, da sie wußten, daß sie bestimmt auf 60 Stimmen rechnen konnten. Es wurde daher sofort eine Liste ausgefertigt, in welche sich alle diejenigen einzeichnen jollten, die im Stande waren, eidlich zu erhärten, daß sie ihre Stimme dem Arbeiterkandidaten gegeben. Sogleich unterzeichneten 52 Mann, 8 erklärten auf Ehrenwort, daß sie ebenfalls für den Arbeiterfandidaten gestimmt haben, aber aus verschiedenen Gründen nicht unter: zeichnen könnten. Darauf wurde beim Bezirksamt Beschwerde eingereicht, und infolge derselben die Wahl für ungültig erklärt. Sämmtliche 52 Unterzeichner wurden im Beisein der Wahlkommission eidlich vernommen; als der Lezte seine Aussage abgegeben, stellte der Oberamtmann die Frage an die Wahlkommission( bestehend aus dem Bürgermeister, Rathsschreiber und drei Gemeinderäthen), wie das zugegangen sei, daß, wäh rend 52 Wähler eidlich erhärteten, den Arbeiterkandidaten gewählt zu haben, doch nur 39 Stimmen für denselben aus der Wahlurne hervor gegangen seien; die Antwort war ein Achselzucken. Die Anklage wird weiter verfolgt, wir wollen hoffen, daß die Fälscher der gebührenden Strafe nicht entgehen.
Es sind Leute vorhanden, die bekunden können, daß solche Dinge auch schon bei Reichstagswahlen vorgekommen sind. Die nationalliberal- konservative Ordnungspartei kann in der That stolz darauf sein, solche Betrüger in ihren Reihen zu haben.
Von einer Erz Ordnungsstüße, einem hier in Garnison liegenden Wachtmeister, sind gleichfalls recht nette Heldenthaten ans Tageslicht gekommen. Dieser Gesellschaftsretter hat fortgesetzt Gelder, welche die Mannschaften von ihren Angehörigen geschickt bekamen, in aller Gemüthsruhe für sich behalten. Bei einem rer Soldaten ist das in kurzer Zeit dreimal vorgekommen, bis er endlich die Geduld verlor und sich be schwerte. An den für die Mannschaft ohnehin so knapp bemessenen Menagerationen hat dieser Lump jahrelang Unterschlagungen verübt. Ferner hat er öfters Dünger verkauft und das Geld in seine Taschen fließen lassen. Und das Alles soll ohne des Herrn Rittmeisters Wissen geschehen sein!!
Welche Strafe erhielt nun dieser elende Spizbube? Man höre und
staune! Er wurde aus dem Heere entlassen, erhielt anstatt Pension halben Invalidengehalt, und wenige Wochen später Anstellung bei der großherzoglich badischen Staatseisenbahn!!! Natürlich ist ihm von Seiten seiner Vorgesetzten dazu verholfen worden, sonst hätte wohl noch Verschiedenes ans Tageslicht kommen können, was diese Herren in die größte Verlegenheit gebracht hätte.
Ich könnte noch vieles zur Kennzeichnung unserer herrlichen Zustände anführen, wenn ich den Raum des Organs nicht zu sehr in Anspruch nehmen müßte. Mag es vorläufig genügen, diese zwei herrlichen Blüthen vom Versuchsfelde moderner Staats- und Gesellschaftsrettung dem ,, deutschen Vaterland" unter die Nase zu halten.
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Aus Puttkamer's Archiv. Hat denn Herr von Puttkamer ein Archiv? fragt gewiß der neugierige Leser. Natürlich hat er eins. Aber wo, das ist die Geschichte. Aus dem Puttkamer'schen Archiv kam neulich der von uns veröffentlichte famose Brief des Reichstags= präsidenten. Daß uns dieser Brief mitgetheilt wurde, war den Offiziösen sehr unangenehm, aber wo das Archiv Puttkamer's ist, das wissen sie nicht, sonst hätten sie nicht das Nachfolgende geschrieben:
Die Untersuchung über die Art, in welcher das dem Ministerium des Innern über einen Bürgermeister Auskunft gebende, streng vertrau liche Schreiben des Präsidenten der Regierung zu Magdeburg , des Herrn v. Wedell- Piesdorf( der zugleich Reichstagspräsident ist) an die Deffentlichkeit gelangte, hat ergeben, daß ein Verschulden seitens der Beamten nicht vorliegt."
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Welcher Beamten"? Was haben ,, Beamte " mit der Sache zu thun? Die naiven Offiziösen sind offenbar der Ansicht, Herr von Butttamer, preußischer Minister des Inneren, Bundeskommissar und Staats sekretär im deutschen Reich, habe sich ein von regulären Beamten vers waltetes Archiv angelegt ähnlich wie das famose Staatsarchiv, aus dem Poschinger neuerdings die bekannten Bismarck'schen Bundestagss depeschen zu sehr, sehr freier Abschrift erhalten hat. Weit gefehlt. Für ein so pedantisch- bureaukratisches Archiv hat unser Buttkämerchen einen zu guten Geschmack". Es hat einen Anflug von Genialität, insofern das Genie sich gegen die starren Formen auflehnt. Troß seines Drdnungsfanatismus ist Herr von Puttkamer genial- unordentlich, man könnte fast sagen liederlich. Und da er, gleich allen Schwärmern für das liebliche Mittelalter, einen Hang zur Romantik hat, und aus des Romantifers Hofmann( Kater Murr'schen Angedenkens) Schriften seine Lebensweisheit zu ziehen liebt, so ist er darauf verfallen, sich sein Archiv an einem Drt anzulegen, wo Niemand es vermuthet, nämlich beim Käskrämer. Herr Puttkamer ißt Käse eine idyllisch- poetische Nahrung, wie sie einem romantischen Krautjunker zukommt, und wer Käse gern ißt( vallentinisirten und anderen), der muß auch einen Käsfrämer haben.
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Und da Herr von Puttkamer ein leidenschaftlicher Käseesser ist, so hat er sogar mehrere. Und da er sie alle gleich sehr liebt, so hat er, um teinen zu verlegen, einen jeden von ihnen zum Archivar ernannt, und ist folglich im Besitz mehrerer Archive, von denen jedes selbstständig verwaltet wird, und seinen besonderen Poschinger hat. Nur mit dem Unterschied, daß die Poschinger der Puttkamer'schen Privatarchive richtig und getreu abschreiben, während der Poschinger des Bismarc'schen Staatsarchivs mit den Originalen sehr willkürlich ums springt, und nach Belieben oder Vorschrift ausläßt, zusezt und ändert, so daß z. B. die geposchingerten Bundestagsdepeschen des damals noch depoffedirten Herrn von Schönhausen mit den Driginaldepeschen unge fähr so viel Aehnlichkeit haben, wie eine Auerbach'sche Dorfgeschichte mit einer wirklichen. Genug der von uns veröffentlichte Wedell'sche Brief enthält kein anderes Wort, und kein Wort mehr oder weniger als das Driginal; und dasselbe gilt von dem weiland im Reichstag verlesenen Briefe des Arztes, der Nobiling in der Hausvogtei behandelte und dessen, an Herrn von Buttkamer gerichtete vertrauliche Mittheilungen ebenfalls in eins der Puttkamer'schen Archive wanderten. Wir müssen gestehen, daß, so wenig sympathisch Herr von Puttkamer uns sonst sein mag, wir seine archivarischen Leistungen mit sehr großer Sympathie be= trachten. Sie haben nebenbei auch eine entschieden volts wirth= schaftliche Bedeutung, denn bei dem Interesse, das unzweifelhaft im Publikum für derartige Leistungen besteht, kann sicher auf einen vergrößerten Absatz der Käskrämer gerechnet werden. Und das ist doch, wie Niemand leugnen kann, eine hebung der nationalen Industrie.
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Aus Amerika . Jn San Francisco tagte am 16., 17. und 18. März ein Arbeitertonvent( Labor Convention), welcher von 200 Delegirten der Gewerksgenossenschaften und sonstigen Arbeiterorganisationen der Westküstenstaaten( Pacific Coast) von Amerika ( Kali fornien , Kolorado 2c.) besucht war. Außer den Anglo- Amerikanern waren auch die Deutschen und Irländer zahlreich vertreten. Die Jrländer hatten in echt brüderlichem Geist ihre Versammlungshalle für die Situngen hergegeben.
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Nach den uns vorliegenden Berichten hat der ,, Konvent" einen äußerst günstigen Verlauf genommen. Die Delegirten stellten sich durchweg auf den sozialistischen und internationalen Standpunkt und faßten Resolutionen in diesem Sinn. Es wurde beschlossen, unter dem Namen: Zentral- Arbeiterbund der Westküste( Central Labor Union of the Pacific Coast) eine Organisation zu gründen, welche die gesammte Arbeiterbewegung jener Landstriche zusammenfassen und die geeinigten Kräfte zur Emanzipation der Arbeiterklasse verwenden soll. Man wählte sofort auch ein Exekutivkomite, das diese Drganisation ins Leben zu rufen und zu leiten hat.
Die Bedeutung diefes Arbeiterkonventes liegt darin, daß die Ge= werksgenossenschaften( Trades Unions) sich zum ersten Mal voll und ganz der Arbeiterbewegung angeschlos= sen und rückhaltlos das sozialistisch internationale Pros gramm angenommen haben.
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Hoffentlich findet das Beispiel in dem übrigen Amerika , und namentlich auch in England Nachahmung, wo die Gewerksgenossenschaften bisher einen Hemmschuh der Arbeiterbewegung gebildet haben.
Wir werden wohl demnächst in der Lage sein, ausführlichere Mits theilungen über den Arbeiterkonvent von San Francisco veröffentlichen zu können.
Korrespondenzen.
Werdau ( 18. sächsischer Wahlkreis) im Febr. Die Wahlschlacht ist geschlagen, und wie nicht anders zu erwarten war, ist der liberale Mischmaschkandidat, Fabrikant, Landtagsabgeordneter und Schützentönig Otto Ullrich, genannt der schwarze Peter, mit einer Minorität von 3500 Stimmen aus dem Feld geschlagen worden. Daß wir einen solchen Sieg erringen würden, hätte wohl im Voraus Niemand geglaubt, der da weiß, mit welcher Schamlosigkeit und Lügenhaftigkeit unsere Geg ner gegen uns kämpfen. Wir hatten kein Lokalblatt, wo wir uns hätten vertheidigen können; und selbst wenn unsere Gegner eine Versammlung abhielten, wurde uns keine Gelegenheit, selbige zu besuchen, da die Herren schon um 7 Uhr ihre Versammlung eröffneten, und wie Arbeiter bis 8 Uhr arbeiten mußten. Und wenn trotzdem einige Genossen diese Vers sammlung besuchten, so wurde ihnen doch keine Diskussion gestattet, weil die Herren fürchteten, wir würden sie dem Gelächter preisgeben. Aber gerade diese elenden Praktiken haben ein gut Stück zu unserem Siege beigetragen, denn die Wähler sagten sich wenn die Herren eine gerechte Sache haben, warum lassen sie keine Diskussion zu? wir wählen Stolle! Und unsere Wähler haben Wort gehalten, wie das Wahlresultat beweist. Die Niederlage fuhr aber unserem biedern Mischmaschkandidaten Otto so in die Glieder, daß er, der sich einmal Liebknecht gegenüber gebrüstet hatte, bei ihm würde Niemand gemaßregelt, Tags darauf zweien unserer Genossen, sowie einigen anderen Arbeitern, welche sich gar nicht an der Wahlbewegung betheiligt hatten, sofort die Arbeit fündigen ließ. Steht es so mit ihrer christlichen Moral", Herr Ullrich? Das sind faule Wize! So lange es Ihre Person nicht betrifft, mag Ihre Renommage scheinbar berechtigt sein, aber im Grunde genommen ist es eitel Flunkerei. Mancher ist in Ihrem Etablissement entlassen worden ohne jeden gerechtfer= tigten Grund, blos deshalb, weil er Ihrem Herrn Sohn vielleicht falsch geantwortet, denn bei diesem heißt es nach bekannter Soldatenmanier: Wenn ich Einem eine Dhrfeige gebe, hat er sich nicht zu mucksen; und an Rohheit fehlt es weder Ihnen, Herr schwarzer Peter, noch Ihren