cechen, selbe am 12. Bormittags in Rastatt   sein mußte. Nachmittags zwischen auf 3 und 4 Uhr holte der Amtsgerichtsdiener die Briefe von der Post, und tlicher erhielt auch die den Briefen beiliegenden Aushändigungsscheine, aber da er fie erst am 13. unterschrieben zurückbrachte, erfolgte erst an diesem rufen, Tage die Auslieferung. Daß also wegen des eigenthümlichen Geschäfts­fiffen gebahrens des Amtsgerichtes eine Anzahl Leute ihres gesetzlichen Ein­Sinige pruchsrechtes als äußerster Termin war eine Woche vom Tage tdere: der Zustellung an angegeben worden verlustig gehen, das heißt nach Po diesem Richter der Gerechtigkeit nicht ins Gesicht schlagen!

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in bet Die Herren Richter wachsen ich die Sache furchtbar leicht, unterbrachen Ein Rekurs beim Landgericht Karlsruhe   war gleichfalls erfolglos. Angeklagten alle Augenblicke mit Rebensarten, wie: Das gehört jelben, hr die nicht zur Sache," was Sie sagen wollen, wissen wir schon, Sie haben rstand sich eine lange Rede präparirt, die Sozialdemokraten machen es alle so," und Sie hätten sich an die Gesetzbücher statt an das schwarze Buch Lokal Winke für die Agitation") halten sollen, jest laffen Sie sich von Ihren e war führern helfen" 2c. 2c. Selbst der Hinweis darauf, daß ein Pfarrer in Dos und zwei Arbeiter in Weinheim  , die wegen gleichen Vergehens Der angeklagt waren, freigesprochen worden waren, unter ausdrück­nthor licher Betonung des Umstandes, daß laut§ 43 der Reichsgewerbeord= nung in der Wahlzeit die Verbreitung von Wahlflugblättern der polizei­gefest lichen Erlaubniß nicht untersteht, half nichts als wir tamen, waren wir bereits gerichtet," heißt es im Brief eines der nich Berurtheilten an uns.

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Unter den Angeklagten, die wegen angeblich zu spät erfolgter Ein­prache zurückgewiesen worden waren, befand sich auch der Arbeiter Robert Richter, und zwar auf Grund der Denunziation des Gen­barmen Rapp. Richter war aber an der Verbreitung des Wahlflugblattes absolut unbetheiligt, er hatte an dem Sonntag, wo dieselbe stattfand,

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ganzen Tag über gearbeitet, was sein Meister, seine Nebenkollegen und sein Hauswirth bezeugen konnten. Als nun einer der übrigen An­geklagten zur Juustrirung der Zuverlässigkeit des Gendarmen Rapp diese Thatsache zur Sprache bringen wollte, wurde ihm vom obenerwähnten Richter Fahrenschan einfach das Wort entzogen. Rapp selbst war gar nicht zur Verhandlung zugezogen worden und wurde auch nicht ver­

nommen!

Justitia fundamentum regnorum

Grundlage der Staatswesen!

Gerechtigkeit ist die

Die Sozialdemokraten im hessischen Landtag Feuer Jöst und Ulrich, regen sich tüchtig. Sie haben u. A. auch das Be nehmen verschiedener Staatsbeamten bei Gelegenheit der letzten Reichs­Stay tagswahl zum Gegenstand einer Interpellation gemacht, die jedenfalls ffizier zu einer intereſſanten und pikanten Debatte Anlaß geben wird. Auf die zimen hohe prinzipielle Bedeutung der Frage, um die es sich handelt, brauchen uging wir unsere Leser nicht aufmerksam zu machen. Wir werden seinerzeit auf ch be die Sache zurückkommen.

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Aus dem Soldatenleben im Frieden. Zu unserem, tellung in Nr. 15 unseres Blattes veröffentlichten Artikel über dieses Thema Solizer wird uns noch geschrieben, daß der dort gekennzeichnete Sergeant Schewe re ge feinerzeit einen Soldaten so mishandelte, daß derselbe das Gehör total wege verlor. Die Sache fam vor das Kriegsgericht und Schewe erhielt drei rfrew Donate Festungshaft und, als er von der Festung zurückkam, seine Er­jewill nennung zum Feldwebel! Dem Verdienste seine Krone!

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Vom Schlachtfelde des Klassenkampfes. Streit der Königsberger Tischler ist am 27. April perfekt ire geworden, nachdem die Meister es abgelehnt, den gewiß mäßigen Forde en Berungen der Arbeiter zu entsprechen. Die Regierung hat ihre Arbeiter­Staats freundlichkeit sofort dadurch aufs Schönste dokumentirt, daß sie den Fach­berein auflöste und den Vorsitzenden desselben verhaftete; indeß ließen sich die Arbeiter dadurch nicht einschüchtern.

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Im Uebrigen wiederholen wir die in Nr. 17 erfolgte Warnung bor Zuzug, und die Bitte, etwaige Unterstüßungen an A. Krebs, Kolmstraße 5 in Königsberg  , zu senden.

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wie in Aua an anderen Orten Deutschlands   befinden sich die Schreiner and zu Ausstand. So in Krefeld  , so in Berlin   2c. 2c. In Dresden  streiten die Schuhmacher, in Basel   haben soeben die Cigarren­macher der Thierry'schen Fabrit einen kleinen Sieg über ihre Aus­beuter errungen, worüber in nächster Nummer Näheres, ganzen Reihe von regelmäßig im Frühjahr sich abspielenden Lohnkämpfen gar nicht zu reden.

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Von ausländischen Streifs ist der Kampf der Pariser Schneider um Lohnerhöhung( 10 Cts. per Stunde) und Herabsetzung der Arbeits­zeit von größerer Bedeutung. Einen Augenblic schien es, als sollte er Otisan Streitigkeiten unter den betreffenden Arbeitern( Konfektionsschneider id das und Stücktarbeiter) scheitern, die Herren Prinzipale haben aber durch märde Schließen der betreffenden Wertstellen selbst dafür gesorgt, die Einmüthig Wähler teit unter ihnen wiederherzustellen.

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Die Drohung der Meister, eventuell deutsche Arbeiter einzustellen, alhero ist von diesen durch allgemeine Warnungen in der Fach- 2c. Presse beantwortet worden. So heißt es in einem von 2. Pfeiffer in Berlin   erlassenen Aufruf:

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" Kollegen! Hier gilt es zu zeigen, daß dem deutschen Schnei­der der Sinn für die Solidarität der Arbeiter noch nicht abhanden gekommen ist, sondern daß sie vielmehr gewillt sind, ihre Barijer Kollegen mit allen zu Gebote stehenden Mitteln moralisch zu unterstügen und den Buzug von Paris   fernzuhalten, damit der Anschlag der Arbeitgeber zu

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tatter Kollegen! Beweist, daß es für deutsche   Arbeiter keine smar renzen gibt, sondern daß Ihr Euch Eins fühlt mit Euren Br elbe rüdern an der Seine und solidarisch zu handeln versteht." Tunge Bravo! Herr Ernst Renan  , der schönrednerische Verfasser Leben Jesu", sagte bei der neulichen Aufnahme des Herrn von lunge Lesseps   in die französische   Akademie in seiner Begrüßungsrede: Wenn Christof Kolumbus heute unter uns lebte, so würden wir ihn zum Mitglied der Akademie ernennen. Sicher der Aufnahme ist der Tung General, der uns eines Tages den Sieg wiedererringen wird. Wir en an werden uns nicht über seinen Stil aufhalten, er wird uns ohne Weite efelber tes als ein höchst akademisches Wesen erscheinen. Wie werden wir ihn durch Attlamation ernennen, ohne uns um seine Schriften zu fümmern! schöne Sigung, in der wir ihn empfangen werden! Wie werden die nt fi läge dazu gesucht sein! Glücklich Derjenige, der ihr Präsident sein

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Dieses chauvinistische Geschwätz ist von der gesammten sozialistischen  Presse Frankreichs   gebührend gegeißelt worden. Selbst die gemäßigte Revue du mouvement social" fertigt Herrn Renan treffend mit fol genden Worten ab:

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Und wir, wir wünschen lebhaft, daß diese Sigung Der Akademie nie stattfinden möge!

Bravo!

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Solidarität. Einer Zuschrift unserer in Paris   lebenden Ge­noffen entnehmen wir folgende bemerkenswerthe Mittheilung: Am 18. März, dem Gedenktage des klassenbewußten Proletariats aller Länder, haben die französischen   Genossen, wie schon so oft, wieder einen Beweis ihres Solidaritätsgefühls abgelegt, indem sie eine Geld­jammlung zur Unterstützung der Opfer der letten Ausweisung veranstalteten. Wir bitten Sie, von dieser Thatsache im Parteiorgan Notiz zu nehmen."

Wir entsprechen diesem Wunsche um so lieber, als wir wissen, daß unsere Genossen in Deutschland   allezeit bereit sind, mit der That für Bekräftigung ihrer internationalen Gesinnung einzustehen.

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Wie der Großbetrieb überall eindringt. Zwei Amerikaner von San Antonio  , Texas  - schreibt die ,, New- Yorker Volks­zeitung" der Schnapswirth J. R. Lacoste und der Schmuggler J. N. Gonzales haben in Verbindung mit einigen Mexikanern für 800,000 Doll. on für einen Landstrich von 1,500,000 Adern im Südwesten der mexikanischen Provinz Coahuila   getauft, lauter frucht- und bewässerbares Land mit mehreren Dörfern. Darauf wollen sie Baumwolle im Großen bauen, und zwar die baumförmige, welche nur alle fünf Jahre einmal neuge pflanzt zu werden braucht, wie in den Tropen. Daß sie bei diesem Ge­chäft die Bauern als Peonen, d. h. als halbe Sklaven, verwenden wer­den, ist vorauszusehen. Die ewig ihren Grundherren verschuldeten In­dianer Mexikos   sind, dem Gesetze zum Troß, welches die Sklaverei ver­bietet, noch immer an die wohlfeilste Lohnsklaverei gefesselt.

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Belgien  . In Antwerpen   ist am 2. Mai die Welt: Ausstellung eröffnet worden. Der Pariser Gemeinderath hat die Summe von 30,000 Fr. bewilligt behufs Entsendung von Ar= beiterbelegationen dorthin, und zwar untersteht die Ernennung der freien Wahl der betreffenden Gewerkschaften. Diese haben für die Delegirten als maßgebend für die an Ort und Stelle zu machenden Studien einen Fragebogen vereinbart, dessen Inhalt sich nicht nur auf technische und rein gewerbliche Angelegenheiten beschränkt, son­dern auch die sozialen und politischen 2c. Fragen, welche die Arbeiter­klasse interessiren, gebührend berücksichtigt. Die Antworten werden dann später in einem Gesammtberichte, wie solche bereits aus Wien  , Phila­ delphia  , Boston   2c. vorliegen, zusammengefaßt und liefern Jedem, der sich mit der Arbeiterfrage beschäftigt, ein reichhaltiges Material.

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In Deutschland  , wo man mit der Sozialreform" so wichtig thut, hat man sich zu einer solchen, gewiß nüßlichen Ausgabe noch nicht aufschwingen können. Und dann, eine solche Summe der Arbeiterschaft zur freien Verfügung anvertrauen, ohne ihr ein Dugend Polizisten zur Seite zu stellen? Das wäre ja unerhört! Wenn man sich wirklich zu einer so großen Ausgabe aufschwingen könnte, so würde man weislich die guten Kinder aussuchen, wie beim sanftruyenden Volkswirth­schaftsrath.

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In New york   starb am 17. April Schriftseter Aug. König, der seinerzeit zu den ersten auf Grund des infamen Ausnahmegesetzes aus Berlin   Ausgewiesenen gehörte. Von Berlin   wandte sich König damals nach Leipzig  , bis er auch von dort als Gefährder des Friedens und der Eintracht der verschiedenen Gesellschaftsklassen" verjagt wurde und sich nach New York   wandte, wo er bis in die letzte Beit sich in her­vorragender Weise an der Agitation betheiligte.

Ueber seine Beerdigung lesen wir in der New- Yorker Volkszeitung" vom 20. April:

,, Das Leichenbegängniß des verstorbenen Sozialisten August König, welches gestern Nachmittag vom Trauerhause, No. 164 Ludlow Str., aus stattfand, gestaltete sich zu einem großartigen und würdigen. Vor dem Trauerhause und in der Nachbarschaft hatte sich eine bedeutende Voltsmenge angesammelt. Etwa um 24 Uhr setzte sich der Zug mit den Fahnen der Sozialistischen Arbeiterpartei, der Sozialistischen Lieder­tafel, des Arbeiter- Fortbildungs- Vereins und der Parteigenossen von Altona   in Bewegung, um eine Parade um den Block, am Trauerhause vorbei, nach der Houston Str. und Ave. A bis nach Concordia Assembly Rooms, wo die offizielle Leichenfeier stattfand, zu unternehmen. Dort wurde Halt gemacht, und der förmlich mit Kränzen und Schleifen ver­hüllte Sarg herausgenommen und im großen Saale auf dem schwarz drapirten Sarkophag zur Parade aufgestellt. Nachdem die Leidtragenden und das Publikum im Umkreis sowie auf den Gallerien Platz genommen und die Fahnengarde ihre Stellung eingenommen, betrat Genosse Rudolf Braast( Hamburger Ausgewiesener) das Forum, um die Leichenrede zu halten, wobei er das Leben und Wirken des Verstorbenen in ergreifender Weise schilderte und besonders darauf hinwies, wie August König, trotz dem er von der Staatsgewalt von Ort zu Ort gehezt, von den Bosses gehaßt, und trok fortgeseztem Kampf um seine und seiner Familie Eri­stenz und trotz schwerer Krankheit, bis zum letzten Augenblick der Jdee des Sozialismus gedient habe, der Idee, für welche er gelebt, gestritten und gelitten habe. Bei Erwähnung der Hinterbliebenen, der Wittwe und ihrer drei unmündigen Kinder, konnte sich der Redner wie das Publikum der Thränen nicht enthalten. Mit den Abschiedsworten: " Freund, schlafe sanft und die Erde sei Dir leicht," schloß der Redner seme Ansprache, von welcher die Anwesenden aufs Tiefste ergriffen waren. Die Sozialistische Liedertafel trug hierauf unter Leitung des Dirigenten Ringelmann   Das Dichter- Grab" in vollendeter Weise vor, wonach der Präsident der Typographia Nr. 7, Herr Adolph Schenck, im Namen dieser Gesellschaft eine kurze Ansprache hielt, in welcher er dem Verstor­benen als Fachgenossen und Mitglied der Typographia das glänzendste Zeugniß als einem der begabtesten, thätigsten und furchtlosesten Kämpfer für die Arbeitersache ausstellte, und ihm im Namen der Typographia Nr. 7 die letzte Ehre erzeigte. Hiermit war die offizielle Feier beendigt, und das Publikum hatte nochmals Gelegenheit, einen legten Blick auf das Antlig des Verstorbenen zu werfen. Nachdem dieses geschehen, setzte sich der Zug, an welchem die Sozialistische Arbeiterpartei  , die Soziali stische Liedertafel, die Typographia Nr. 7, der Arbeiter- Fortbildungs­Verein, die ausgewiesenen Sozialisten, die Berliner   Genossen, die Alto­ naer   Genossen, Mitglieder der Internationalen Arbeiter Assoziation, die Schlesier Genossen und Delegationen verschiedener anderer Arbeitervereine betheiligten, in Bewegung. Der Leichenwagen schloß sich direkt dem Zug an, welchem die Leidtragenden in Rutschen folgten. Die Marschroute ging durch Ave. A nach Heuston Str. bis zur Ferry  , wo Spalier ge= bildet und Abschied genommen wurde, während die Leidtragenden und Komites in Kutschen dem Sarg bis nach Lutheran Cemetary folgten, wo die Bestattung, nachdem noch der Sektions- Agent Heinrichs einige passende Worte gesprochen hatte, in aller Stille vor sich ging." Ehre dem Andenken des unermüdlichen Mitstreiters!

Sozialistische Presse und Literatur. Unser Genter Bruderorgan, die toekomst", welche erst seit Kurzem statt wie bis­her wöchentlich, zweimal per Woche erscheint, hat jetzt auch, Dank der stetig steigenden Auflage, ihr Format vergrößern können.

Aus Lüttich   wird uns das Erscheinen eines neuen sozialistischen  Wochenblattes L'Avenir"( Die Zukunft) gemeldet. Glück auf!

Jahresbericht des Schweizerischen Grütlivereins, umfassend den Zeitabschnitt vom Oktober 1883-1884. Zusammengestellt vom Zentralfomite des Vereins.

Der sehr sauber ausgestattete Bericht gibt auf 58 Groß- Quartseiten ein höchst anschauliches Bild von dem Stand und dem Wirken dieser im Wesentlichen aus dem arbeitenden Volke sich rekrutirenden und dessen Interessen dienenden Organisation. Der Verein hat die bis­her höchste Mitgliederzahl erreicht: 8148, 892 mehr als im Vorjahr. die Zahl der Sektionen belief sich im Oktober 1884 auf 200, seitdem sind aber noch einige neue hinzugetreten, unter anderen zwei im Kanton Tessin  .

Die Einnahmen der Sektionen sind mit 106,686 Fr. beziffert, die Ausgaben mit 98,203 Fr., davon für Unterrichtswesen 9,490 Franken, für 3 eitungen inkl. des Vereinsorgans 23,639 Fr., für Unterstützungen 5,323 Fr. Jm Ganzen wurden 4110 Sigungen abgehalten, 998 Diskussionen, 312 Vorträge und Volfsversammlungen. Das Zentralkomite hat, unterstügt von dem Groß der Sektionen, bei fast allen die schweizerische Arbeiterschaft interessirenden Fragen sozial­politischer Natur in regster Weise eingegriffen, wo nicht selbst die Initia tive zu ihrer Erörterung in der Deffentlichkeit ergriffen. Eine große Anzahl von Sektionen sind außerdem der Organisation des Schweize rischen Arbeitertages beigetreten.

Ein sehr charakteristisches Bild für das politische Leben der Schweize rischen Republik bieten die Berichte der Einzelsektioneen. Es klingt fast unglaublich, mit was für Schwierigkeiten diese so gemäßigten Organi sationen hie und da in der Schweiz   noch zu kämpfen haben. Nicht die Geseze stehen ihnen im Wege, wohl aber der Einfluß der Großen und die Indifferenz und das Vorurtheil man kann auch sagen der Un= verstand der Massen. Immerhin geht es, wie oben ersichtlich, vorwärts, und dazu gra­tuliren wir unseren Kameraden vom Grütliverein von Herzen.

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Korrespondenzen.

Spremberg.( Situationsbericht und Sittenbild.) Wir haben bei den diesmaligen Reichstagswahlen gegen 1881 hier sowohl wie im Durch schnitt des Wahlkreises zirka die dreifache Stimmenzahl erhalten, wäh­rend die diesmalige Zahl die der 1878, in der Hochfluth der Agi= tation, für uns abgegebenen Stimmen immer noch um die Hälfte überstieg. Dies zeugt gewiß von unseren Fortschritten, und die Zeit wird nicht mehr allzufern sein, wo wir, wenn vor der Wahl tüchtig ge= arbeitet wird, hoffen können, auch einen Vertreter in den Reichstag zu senden. Ueber die Bewegung bei den Wahlen will ich hinweggehen, es würde sonst der Raum des Parteiorgans zu sehr in Anspruch genommen werden müssen, ich will nur hervorheben, daß hier, und ich glaube überall, feine Partei so viel Stimmen von politisch unreifen, sowie beeinflußten

Wählern erhalten hat als die Konservativen, und daß es ebenso teine Partei gibt, welche nur Wählern ihre Stimmen verdanken kann, die aus Ueberzeugung wählen, als die sozialistische.

Mit den Paragraphen des Ausnahmegesetzes haben wir seit Jahren schon öfter Bekanntschaft gemacht. Ich komme da zuerst auf die Vers sammlungen. Im Herbst 1883 hatten wir eine Versammlung, in welcher Genosse Wilhelm Hasenclever   über Frauen- und Kinderarbeit referirte; diese Versammlung wurde aufgelöst, nachdem der Referent ge äußert hatte: Ich halte den Staat nicht nur für einen Nachtwächter des Eigenthums," wofür ihn nämlich der Bürgermeister Wirth und Amtsrichter Lindenberg hielten, denn der Legtgenannte gab dem Bürgers meister einen Wink, die Versammlung aufzulösen. Da nun diese Vers sammlung außerordentlich besucht war, und der Grund der Auflösung selbst von Gegnern nicht für genügend angesehen wurde, so ging es natürlich nicht mehr sehr gemüthlich zu, ehe der Saal geräumt wurde; es fielen Rebensarten, die für den noch anwesenden Bürgermeister nicht sehr schmeichelhaft waren, und daß es nicht zu Thätlichkeiten kam, ist nur der Besonnenheit Vieler, sowie der Furcht oder Feigheit der Polizei- und Gendarmerie- Beamten zu verdanken. Anders kann ich das Verhalten

des Polizeiwachtmeisters Sommer sowie des Gendarmen Knapp nicht bezeichnen, die doch schon so Manchen, über den sie die Macht hatten, abgemurkst haben, hier aber dem Befehl des Bürgermeisters, den Saal mit Gewalt zu räumen, nicht nachkamen. Von dieser Versammlung kam nun ein Bericht in unsern freisinnigen ,, Spremberger Anzeiger", wie man es gewohnt ist, in diesem Käseblatt zu lesen, wenn es gilt, unsere Partei zu verdächtigen; nämlich Alles verdreht und verlogen. Dieses Blatt, dessen Inhaber und Redakteur Säbisch Vorsteher des liberalen Wahlvereins ist, bringt Artikel aus Zeitungen jeder politischen Richtung; also heute konservativ, morgen fortschrittlich. Wenn der bies dere Herr Säbisch nun diese Artikel genau abdruckt, so könnte man ihn nur für bequem oder so dumm halten, daß er keine Artikel selbst schreis ben kann, so aber ist er auch scham- und ehrlos, da er solche Artikel oder Reichstagsverhandlungen, welche über unsere Bestrebungen und Ziele handeln, gegen besseres Wissen so verkürzt, daß sie widersinnig werden, oder gegen besseres Wissen Artikel oder Berichte so verdreht, daß Leuten vor unserer Partei gruseln muß. Es wäre daher wirklich wünschenswerth, daß die Bestrebungen, für die Niederlaufig ein Blatt, zu gründen, welches die Arbeiterinteressen vertritt, recht bald verwirklicht würden. Von der lächerlichen und dummen Kritik im konservativen ,, Tageblatt", welches inzwischen eingegangen ist, will ich nicht erst be richten. Als nun unser Meister und Herr, der unfehlbare Fürst Bis­ marck  , das ,, Recht auf Arbeit  " im Reichstage verkündet hatte, glaubten wir ein Recht zu haben, mit dieser Tagesordnung eine Versammlung ein­zuberufen; dieselbe wurde uns aber auf Grund Paragraph 9, Absatz 2 des Sozialistengesetzes verboten, weil Einberufer sowie Referent als Sozial­demokraten bekannt waren. Wir beriefen dann eine allgemeine Wählerversammlung ein; dieselbe wurde uns aber aus dem selben Grunde verboten. Wir erhoben selbstverständlich bei sämmtlichen Versammlungsverboten Beschwerde, erhielten aber den Bescheid, daß sich die hochwohllöbl. Regierung nicht genöthigt sehe, die Ausführungen des Magistrats zu verwerfen. Ebenso haben wir einen Wahlprotest einge= reicht. Da nun diese Versammlungen erst genehmigt, und dann so kurze Zeit vor der Versammlung verboten wurden, daß es nicht mehr möglich war, das Verbot öffentlich bekannt zu machen, so hatten sich sehr viel Besucher eingefunden, und das Verbot ebenso wie die Auflösung wirkten fast mehr für unsere Sache, als wenn die Versammlungen stattgefunden hätten. Aus diesen Versammlungsgenehmigungen und Verboten kann man ersehen, daß unser Bürgermeister nicht im Stande ist, selbstständig zu handeln.

Ferner haben seit einem Jahre viele Haussuchungen stattgefunden, aber sämmtliche resultatlos. Auch verfehlten sie gänzlich ihren Zweck: die Leute durch Einjagen von Furcht vor Belästigung der Polizei von unserer Sache abzulenken; sie können wohl den Einzelnen durch Haus­suchung ich weiß nicht, ob dieselben auf gemeine Denunziation erfol gen oder auf eigenen Verdacht der Polizei in seiner Existenz schädis gen, aber unsere Sache schädigt man dadurch nicht.

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Es wurden auch hier sechs Leute trot Unkenntniß des Verbots wegen Verbreitung des Wahlflugblattes bestraft. Aus diesen Bestrafungen, welche den Genossen aus einer vorhergegangenen Nummer bekannt sein werden, kann man so recht das Ausnahmegesetz und die Willkür der Beamten kennen lernen. Man frägt nicht danach und prüft nicht erst, ob man wirklich einen nach dem Ausnahmegesetz Schuldigen vor sich hat, sondern sucht nur seine Existenz zu untergraben und seine Person zu schädigen, um ein Exempel zu statuiren," wie sich diese Herren aus drücken, und damit die sozialistische Bewegung nicht weiter vorschreite. Da haben die Herren aber weit gefehlt, wir rufen ihnen vielmehr zu: Fahrt so fort, und Ihr erleichtert uns unsere Agitation!

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Bevor ich nun die Genossen mit dem Saufsack, unserm Bürgermeister Wirth, bekannt mache, will ich erst unseren 2andrath Hoff­mann etwas beschreiben. Wer unseren Herrn Landrath nach seinem Benehmen auf der Straße taxirt, hält ihn für einen freundlichen, höf= lichen und gebildeten Mann. Inwiefern er diese Tugenden wirklich bes sigt, kann ich nicht aussagen, da ich noch nicht die Gelegenheit hatte, mit ihm zu verkehren, aber einen Fehler hat er, nämlich den, daß er zu hizig ist, sich zu viel mit Politik befaßt, um sich einen Namen, ja viel leicht Karriere zu verschaffen.*) Daß er zu hizig ist, konnten wir in der er zu sehr in Wuth liberalen Wählerversammlung erfahren, wo er, als gerathen war und sich dadurch lächerlich gemacht hatte, selbst eingestand, daß er zu hiziger Natur sei. Der Agent Post wird ja auch etwas das von zu erzählen wissen, da ihm der Herr Landrath im Gasthof zur Sonne bei früher Morgenzeit ein Bierseidel so an den Kopf warf, daß der Post einen Arzt aus dem Bett requiriren mußte. Hätte das ein Arbeiter gethan, so wäre er ein Rauf- und Trunkenbold, und er hätte seine sechs Monate Strafe erhalten; so aber war es ein Mitglied der besseren Gesellschaft, und Pack schlägt sich und verträgt sich. Ich komme jetzt zu unserem Bürgermeister und Amtsanwalt Wirth. Es ist dies ein nettes Kerlchen und wirklicher Tugendheld, bei dem man das Sprichwort in Anwendung bringen könnte: ,, Die Liebe und der Suff, das regt den Menschen uff!" Ich will hier nun nur einige seiner beliebten Streiche berichten, von denen ich noch mehrere in petto behalte. Es war im Frühjahr vorigen Jahres, als sich der Bürgermeister im Gasthof zur Sonne in Gesellschaft des Kaufmann Römler senior und des Pappfabrikanten Gustav Nitschke auf Kosten dieser Herren so beduselte, daß er kaum nach Hause laufen konnte, und daher, da es noch nicht sehr spät war, von mehreren Arbeitern angerempelt wurde. Dieselben erkannten den sauberen Burschen erst hinterher; hätten sie ihn gleich erkannt, so würde man ihn wahrscheinlich ordentlich haben anlaufen lassen. Noch ein Fall von seinem Suff, dann zu seinen Liebes­abenteuern. Es war am 10. April dieses Jahres früh 6 Uhr, als die Arbeiter schon auf Arbeit gingen, als mehrere Herren Amtsrichter und der Bürgermeister aus dem Hotel zu den drei Kronen gezogen famen. Es stellte sich nun aber heraus, daß der Herr Bürgermeister Wirth nicht im Stande war, einen Schritt vorwärts allein zu machen, und so raffte sich ein Amtsrichter, welcher nicht ganz so betrunken war, dazu auf, den saubern Patron nach Hause zu führen. Doch das war nicht so leicht, da der Weg durch die ganze Stadt führt, und so kam es auch, daß troß­dem der Amtsrichter durch Aufspannen oder vor's Gesicht Halten seines Schirmes sich unfenntlich zu machen versuchte, sie sich unterwegs in der Leipziger Straße   manche schöne Bemerkung von den Arbeitern gefallen laffen mußten.

Nun noch etliche Liebes abenteuer dieses Musterbürgers. Eines Abends wurde die Tochter eines Tuchfabrikanten in der Friedrichstraße bis nach ihrer Wohnung verfolgt: als dieselbe ihren Vater und ihren Verlobten um Beistand bat, wurde der vor der Thür stehende Herr als unser Bürgermeister rekognoszirt. Mehr Glück hatte er bei seinem Diensts mädchen, welche sich seine nächtlichen Besuche gefallen ließ, und zwar nicht etwa für Geld; vielmehr hat dieselbe manchmal noch ihrem saubern Herrn und Liebhaber aus der Noth geholfen. Als er es aber sogar am Tage im Keller beim Weinabzapfen riskiren wollte, und seine Frau ihn dabei ertappte, war es mit dem Glück vorbei. Der letzte Fall, welchen ich hier erwähnen will, passirte in einer Gesellschaft. Einer Dame fiet eine Stricknadel unter den Tisch; der Bürgermeister zeigte sich galant und hob der Dame die Nadel auf, brachte aber dabei seine Hände mit den Beinen der Dame in so zarte Berührung, daß dieselbe die Gesell schaft anstandshalber verließ. Hinterher wollte er beim Ehemanne, wels chem die Frau von der Unverschämtheit erzählt hatte, Abbitte leisten;

*) Herr Hoffmann ist Verfasser der seinerzeit von uns gekennzeichneten Broschüre Das Plebiszit". Anm. d. Ned.