Es handelt sich einfach darum, die Expropriirer der Masse zur Zurückgabe zu veranlassen; und die Thatsache, daß Dank der tödtlichen Konkurrenz, die unter ihnen wüthet, ihre Zahl immer geringer wird, sie selbst immer weniger bei der Produktion zu thun haben, von der sie soviel verstehen wie der Kaiser von Marokko , macht dem Sozialis mus die Sache ungemein leicht. Nicht sie, eine Anzahl Beamter leiten die Produktion, und ihre Depoffedirung wird für den Betrieb der Eisenbahnen, Hochöfen, Raffinerien, Spinnereien, Webereien 2c. absolut ohne Wirkung sein, dieselben werden wie vorher weiterfunktioniren.
Andererseits wird diese Expropriirung die einzige Ersatz Bietende sein. Bei allen anderen, die bis heute erfolgt sind, war von Entschädigung keine Rede. Wo ist die Entschädigung, welche die Handwerker erhalten haben, die durch den mechanischen Webstuhl expropriirt wurden? Wo die Entschädigung der durch die Eisenbahnen, Pferdebahnen 2c. expropriirten Fuhrleute, Kutscher 2c.? Oder wo die Entschädigung der Händler, der Schuhmacher, Schneider 2c., die durch die großen Bazars expropriirt werden?
Die gesellschaftliche, die sozialistische Expropriation wird begleitet sein von der Schaffung einer Reihe wahrhaft öffentlicher, dem allge= meinen Nugen gewidmeter Einrichtungen, der Sorge für die Kinder, die Greise, die Kranken 2c., deren Vortheile, wie allen Andern, auch den scheinbaren Opfern dieser Enteignung, d. h. den früheren Kapitalisten, zu Gute kommen verden. Uebrigens sind sie natürlich auch Mitbesizer der gesellschaftlichen Produktions- und Austauschmittel und haben bei gleicher Arbeit auch gleichen Anspruch an den Früchten der gesell schaftlichen Produktion.
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Diese gesellschaftliche Expropriation findet ihre Begründung nicht nur in der Ueberarbeit und dem Elend, welches das( kapitalistische) Privateigenthum an Produktion smitteln für die Arbeiterklasse zur Folge hat. Sie wird auch deshalb r gesellschaftlichen Nothwendigkeit, weil die moderne Technik, die mit der Dampfkraft, der Elektrizität arbeitet, diese Produktionsmittel zu einer so großartigen Mächtigkeit entwickelt hat, daß Einzeleigenthümer gar nicht mehr im Stande sind, sie zu handhaben und zu kontroliren. Die ersteren sind es vielmehr, welche ihre Besizer beherrschen und sie zn ingen, den Markt zu überschütten und dadurch jene Geschäftskrisen her vorzurufen, die, verheerender als Kriege und Seuchen, alle sozialen Verhältnisse über den Haufen werfen. Diese Krisen können nur durch eine Gesellschaft verhindert oder beseitigt werden, welche Herrin ihrer Produktionsmittel und ihrer Produkte ist.¹)
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Auf die Einzelheiten der Verhandlungen einzugehen, würde zu weit führen, hervorgehoben sei nur, daß die Belastungszeugen, d. h. die Polizisten, sich verschiedentlich widersprachen, und zugeben mußten, in ihren ursprünglichen Aussagen stark geflunkert zu haben. So konstatirte der als Entlastungszeuge vorgeladene Abgeordnete Auer u. A.: das brüste Verfahren des Bieste einer tolossalen Versammlung gegenüber habe in derselben allerdings einen wahren Sturm entfesselt, und es sei ein furchtbares Tohuwabohu, ein unentwirrbares Gewoge, entstanden, vermischt mit lautem Schreien, Johlen, Pfeifen. Mitten hin durch habe sich dann der Schuhmann Berwein drängen wollen, dabei sei er wie ein Spielball hin und hergeworfen worden und habe wieder den Rückzug auf die Bühne antreten müssen. Daß mit Tischen und Stühlen geworfen worden sei, bestreite er entschieden, da er dies hätte sehen müssen. Es habe sich allerdings ein Drängen nach dem Podium zu entwickelt und dabei sei auch ein Tisch umgefallen, Weiteres aber nicht passirt. Unrichtig sei es auch, daß man mit Biergläsern geworfen habe, und den Vorwurf, mit einem Stöckchen herumgefuchtelt zu haben, müsse er für seine Person ganz bestimmt ablehnen." Die Beamten," heißt es im Bericht der Tagespresse weiter, konnten diesen Vorwurf auch nicht aufrecht erhalten!"
Aber zu der durch das Allgemeinintere11e gebotenen Gepropriation der in ihrem Privatinteresse Expropriirenden bedarf es der politischen Herrschaft der als Arbeiterpartei organisirten Klasse der wirklichen Brod uzenten. Die Bourgeoisie, die nur mit pilfe des Staates, den sie sich unter worfen, ihr zusammengestohlenes„ Eigenthum" zu vertheidigen im Stande ist, muß erst politisch expropriirt, d. h. von ber Herrschaft verdrängt werden, ehe sie wirthschaftlich expro= práirt werdet i tanna.
Mit dem Aufruhr war es also nichts, die Provokation stand fest, nichtsdestoweniger verurtheilte der Gerichtshof( die zweite Straftammer des Landgerichts Berlin ) Franke wegen Widerstandes und groben Unfugs zu 4 Monaten Gefängniß und 14 Tagen Haft, Däumichen wegen Widerstandes zu 4 Monaten, Lattermann wegen Beleidigung und Unfug zu 2 Monaten Gefängniß und 14 Zagen Saft, und Klepsch wegen Widerstandes zu 2 Monaten Gefängniß.
Stellen wir nun diesem Aufruhrprozeß dem zweiten gegenüber, der fich in der Stadt Ibing abspielte.
Hier lag teine Provokation von Seiten der Beamten vor, sondern hier handelte es sich um eine planmäßig vorbereitete Sprengung einer Versammlung durch eine konservative Rnüppelgarde. Alle Versuche der Polizisten, Ruhe zu schaffen, waren vergeblich, die konservativen Knüppelhelden ließen nicht eher nach, als bis das von den Polizisten requirirte Militär mit blanker Waffe einschritt. Angeklagt waren nun 5 Personen, und zwar der Zusammenrottung und des Widerstandes gegen die Staats gewalt. Und wie lautete das Urtheil? Man höre: Drei von ihnen wurden frei gesprochen, ein vierter nur des Widerstandes schuldig befunden und zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt, in Betreff des fünften Angeklagten wurde die Verhandlung vertagt."
Auch auf die sem Gebiete ist die Aufgabe der Arbeiterklasse di trch die Entwickelung der Dinge ungemein erleichtert worden. Vor einiges Jahrzehnten noch fa nd das Großbürgerthum, die eigentliche Bourges ifte, in dem arbeitsame n und blühenden Kleinbürgerthum eine Schuhwehr, eine Angriffs und Vertheidigungsarmee gegen die aufsässigen Arbeiter. Gegen die Juni- Jnsu rgenten des Jahres 1848 erhob sich die Mittelklaffe ganz Europas wie ein Mann. Und wie bedankteit sich die neuen Junker, die Rapitalisten, afür? Dadurch daß sie ihre lieben Bundesgenoffen nach allen Regeln der Kunst abnturksten. Der Großhandel erdrosselte die Kleinkrämer, die Großindustrie drehte dem Kleingewerbe den Hals um, und die hohe Finanz leerte den kleineren und selbst den mittleren Eigenthümern die Taschen. Heute wird sich das Kleinbürgerthum, wenn es auch noch hier und da Front gegen die Arbeiter macht, doch sehr be= benten, ehe es sich zum bewußten Vertheidiger der Bourgeoiste gegen. bie revolutionäre Attion der Arbeiterklasse aufwirft, großentheils ist es vielmehr infolge seiner fortgesetten Drangsalirung dem Feind in die Arme gejagt worden. 1871 gehörten unter den mehr als 200,000Stimmen, welche die anti- kapitalistische Bewegung des 18. März unterstützten, weit über die Hälfte dem Kleinhandel und der Kleinindustrie an, und von den 600,000 Stimmen, welche die deutsche Sozialdemokratie bei den legten Wahlen erhalten, kann man dreift 100,000 als von Kleinhändlern, Kleinhandwerkern 2c. abgegeben rechnen. Und das geschah in ruhigen Zeiten, wo allerhand Mittelparteien die Frage verquickten! hie Arbeit!", In dem Moment, wo es wirklich heißt: Hie Kapital wird sich das Bild noch ganz anders stellen: Zur Zeit der Kommune gingen in Paris zum ersten Male Bürger unter dem Kom mando von Arbeitern in's Feuer!
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Sozialpolitische Rundschau.
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Hier 4 Monate, da 4 Wochen, und nun leugne Giner noch, daß alle Preußen vor dem Geseze gleich sind!
Und Genosse Auer segte dann schließlich noch den Trumpf darauf, Zusam indem er( wie schon erwähnt) den verbündeten Parteien der Rechten den vorige Vorwurf an den Kopf schleuderte, sie benüßten ihre Reichstagsmandate zu einem Raubzuge gegen das Volk.
Dieser Ausspruch hatte natürlich einen Ordnungsruf zur Folge, ent spricht aber vollständig den thatsächlichen Verhältnissen.
Die vorstehende Notiz war bereits gefekt, als uns aus Berlin der folgende speziell für unser Blatt bestimmte Bericht über diesen ,, Aufruhrprozeß" zuging, den wir verschiedener interessanter Einzelheiten willen gleichfalls zum Abdruck bringen.
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Herr Malzan Gülz und seine Genossen steckten das Wort ruhig ein. Sie waren wie vor den Kopf geschlagen.
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Zu Beginn der nächsten Session wird freilich an unsere Reichstags fraktion die Frage herantreten, ob die Summe der Arbeiten, welche die ruhig, Betheiligung an den Kommissionen mit sich bringt, auch in richtigem Verhältniß zu den erlangten oder zu erlangenden Früchten steht.
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Wir wollen hier nicht späteren Entschließungen vorgreifen, und blos gestoch noch, zur Information der Genossen, bemerken, daß der zu Anfang der gegenwärtigen Session gefaßte Beschluß auf Eintritt in den sog Senioren- Ronvent" fast einstimmig gefaßt wurde, und daß ich ni für die Majorität einzig und allein praktische Erwägungen den Ausschlag gaben, was am besten daraus erhellt, daß mit der Majorität auch solche Abgeordnete stimmten, die als prinzipielle Gegner der parlamentirenden Parlamentelei bekannt
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s. Herr Eugen Richter ist der Berufsparlamentarier par gestatt excellence. Er betreibt den Parlamentarismus als Beruf, und zwar
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in dem doppelten Sinn, daß er für ihn und von ihm lebt. Jm unmits Reichstag versäumt er nur selten eine Sigung, was ihm dadurch erleich poftirt tert wird, daß er für jede Sigung des preußischen Abgeordnetenhauses, die er besucht und nicht besucht und er besuchte in der gegenwär seinem tigen parlamentarischen Session höchstens zwei oder drei Diäten einfact, und ebensoviel täglich, während der Landtag keine Sigungen hat. Leider sind die sozialdemokratischen Abgeordneten nicht in einer so günstigen Lage; sie sind diätenlose Habenichtse, die sich mei von ihrer Hände Arbeit ernähren, und sich die Erfüllung ihrer parla mentarischen Pflichten noch Geld kosten lassen müssen. Dieses proleta rische Treiben ist natürlich nicht nach dem Geschmack des Berufs und Maiparlamentariers Eugen Richter , und, sich selbst getreu," rempelt er bei jeder Gelegenheit, wo er es gefahrlos thun zu fönnen glaubt, die proletarischen habenichtse in den sicheren Spalten seiner fortschrittlichen Reptilienblätter an. Vor der letzten Wahl und während der Wahlagi tation unterließ er diese Rempeleien und Rüpeleien aus guten Gründen; ausfli und auch bis in die neueste Zeit war er, unter dem Eindruck der traw rigen Wahlerfahrungen, von einigen Rückfällen abgesehen, ziemlich an ständig wenigstens für einen Mann seines Schlags. Jett juckt's ihn aber wieder in allen Gliedern; der alte Adam muß mit Gewalt her; in der Richter'schen Presse wimmelt es wieder von den bekannten rüpel und richterhaften Angriffen auf die Sozialdemokratie. Da heißt es, die orga sozialdemokratische Fraktion hätte in feiner Session weniger gearbeitet übrige und weniger geleistet, als in der gegenwärtigen; sie hätte fich weder folg ,, revolutionär" noch parlamentarisch tüchtig gezeigt; sie habe bei der ent scheidenden Abstimmung über die Dampfersubvention abkommandirt": läfig die Abgeordneten hätten die Kommissionssigungen geschwänzt" u. f. w. Theil Auf eine Widerlegung des abgestandenen Kohls lassen wir uns nicht ein noch Jedenfalls ist Herr Richter der Lette, von welchem wir Verhaltungs regeln und Anstandsvorschriften zu empfangen haben. Charakteristisch dessen für den Mann ist, daß er gerade zwei unserer Genossen, die sich im Reichstag durch besonderen Fleiß auszeichnen, zur Zielscheibe seiner ver leumderischen Schimpfereien gemacht und der Pflichtvergessenheit ange flagt hat: die Genossen Singer und Kayser. Und auf welchen Grund hin? Weil Singer, nachdem er fast ein halbes Jahr im w Reichstag gearbeitet hat, im Interesse seines monatelang vernachlässigten und Geschäftes nach London reisen muß; und weil Kayser mit einem Be Syfte richt der Petitionskommission etwas im Rückstand geblieben ist. Daß weite Kayser in der Petitionskommission mehr gearbeitet hat, als 10 der übrigen Mitglieder, und daß speziell die Fraktionsgenossen des Herrn Eugen häufig durch Abwesenheit glänzen, das wurde dem Fortschritts Thersites von Kayser selbst von der Tribüne des Reichstags ins Gesicht geschleudert.
,, in ,, Aufruhr" Prozeß beschäftigte am Donnerstag den 7. Mai das Landgericht I in Berlin und endete damit, daß sämmtliche vier Angeklagte, Berliner Arbeiter, für schuldig befunden und zu recht empfindlichen Gefängnißstrafen verurtheilt wurden. Der Anklage lagen die bekannten Vorgänge in der Norddeutschen Brauerei am Abende des Tages der Wahl unseres Genossen Pfannkuch im VI. Berliner Wahlkreise zu Grunde. Der Sozialdemokrat" hat seinerzeit die Vorgänge, welche sich an die in propofatorischster Weise erfolgte Auflösung der Versammlung anschlossen, bereits mitgetheilt und können wir heute nur anführen, daß alle Angaben, die derselbe über die Niederträchtigkeit der Versammlungsauflösung gemacht hat, ihre volle Bestäti gung gefunden. Der die Versammlung auflösende Polizeilieutenant Bieste ist nämlich einer jener tölpelhaften Menschen, die selbst zu einem preußisch- deutschen Polizisten zu dumm sind, und so kam es, daß derselbe in seiner Beschränktheit aussprach, was für uns zwar nie ein Geheimniß war, was aber seitens der Anhänger unseres Polizeistaats doch immer geleugnet wird. Wie alle Welt, so mußte auch die Polizei, daß große Menschenmassen zu der Versammlung zusammenströmen werden, was Wunder, daß unser Madai, diese Gelegenheit nicht vorübergehen ließ, ohne den Versuch zu machen, einen Leinen Putsch zu arrangiren, den man dann in bekannter Weise und zu bekannten Zwecken ausnügen konnte.
8. Die kolossale Ignoranz unserer Gegner in Bezug auf Alles, was das Wesen der sozialdemokratischen Partei betrifft, ift in den Leitartikeln über den sogenannten ,, Erlaß" der Reichstagsfraktion. und die an denselben sich knüpfenden Auseinandersetzungen wieder ein= mal mit Händen greifbar zu Tage getreten. Wer sich der Mühe unterziehen wollte, die verschiedenen Urtheile zusammenzustellen, würde ein wahres Mausoleum des Blödsinns zu Stande bringen. Und diese Widersprüche! Während der eine Kritikus die Redaktion durch die Fraktion vergewaltigt glaubt, und die schnöde von den Sozialdemokraten unterdrückte Preßfreiheit mit reptilischen Krokodilsthränen beweint, jammert der andere über die vollständige Niederlage der Fraktion, die sich vor der Redaktion habe beugen müssen, und wodurch von Neuem die alte Wahrheit bestätigt werde, daß in den Oppositionsparteien die besonneneren Elemente stets von den energischeren und revolutionären bei Seite geschoben werden. Und was die Auslassungen sonst noch sein mögen.
,, Das Verdienst nun, den attenmäßigen Beweis erbracht zu haben, daß das Polizeihaupt den Befehl gegeben hatte, die Ver sammlung zu provoziren, gebührt dem Polizeilieutenant Bieste. In seinem bei den Prozeßakten befindlichen Bericht über die Versammlungsauflösung und die Vorgänge nach derselben schreibt nämlich dieser Mensch wörtlich: nach dem ich auftragsgemäß die Versamm= lung aufgelöst". Es ist also festgestellt, daß Zieske den Auf= trag hatte, die Versammlung aufzulösen, was nur den Zweck haben konnte, Unwillen hervorzurufen und wo möglich die Arbeiter zu unbesonnenen Schritten hinzureißen. Daß das Lettere den Polizeischuften zum Theil gelungen ist, dafür ist der Prozeß ein Beweis. Ein Trost bleibt dabei nur, daß einige dieser traurigen Polizeiseelen an jenem immerhin denkwürdigen Abend von kräftigen Proletarierfäusten, so eindringlich bearbeitet wurden, daß sie wohl zeitlebens an jene Vorgänge denken werden. Bemerken wollen wir noch, daß die Angeklagten des Aufruhrs für nicht schuldig befunden, dafür aber wegen Widerstandes zu 4 resp. 2 Monaten verurtheilt wurden. Daß das Urtheil ein standalös hartes ist, darüber braucht man sich nicht zu verwundern, es waren eben Bourgeois, die zu Gericht saßen, und Arbeiter, welche die Anklagebank einnahmen.
Jedenfalls würden die Herren Gegner bei all' ihrer Unkenntniß des Sozialdemokratischen Programms nicht zu so lächerlichen Behauptungen und Schlußfolgerungen gelangt sein, wenn die Herren nur die einfache Thatsache begriffen hätten, daß unsere Partei eine demokratische ist und daß wir, soweit dies nicht durch die politischen Ausnahmezustände unmöglich gemacht wird, im vollen Lichte der Deffentlichkeit leben und im vollen Lichte der Deffentlich feit unsere Angelegenheit führen.
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Alle Preußen sind vor dem Geseze gleich," heißt es im Artikel 4 der Preußischen Verfassung, aber wenn zwei dasselbe thun, ist es nicht dasselbe, heißt es in der Praxis unserer Gesetzeswächter. Das hat man deutlich am Ausgang zweier Aufruhrprozesse sehen können, die sich in den letzten Tagen in Preußen abspielten.
In Elbing , wo aus Anlaß eines Streites der Konservativen unter sich eine Versammlung derartig ausartete, daß Militär requirirt werden mußte, um den Aufruhr zu beschwichtigen, wurden die Angeklagten freigesprochen oder mit 4 Wochen Ge= fängniß bedacht; in Hannover , wo besoffene Offiziere die Nachtwächter, also auch Beamte, mit blanken Säbeln bearbeiteten, wurden die Exzedenten mit ein paar Tagen haft bedacht, die obendrein auf dem Wege der Gnade" sofort wieder erlassen wurden. Hier aber, wo man die Versammelten in der infamsten Weise provozirte, wird auf Monate von Gefängniß erkannt. Das ist die„ Gleichheit vor dem Gesete" in unserem ,, Rechtsstaat", gehandhabt durch ,, unabhängige Richter"!
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Ueberhaupt gab es in den letzten Tagen ganz interessante Ausein andersetzungen im Reichstag. Außer Kayser war dabei auch Vollma unserseits engagirt. Letzterer benügte die Gelegenheit, die Feinde ob ihrer albernen Hoffnungen auf eine Spaltung im sozialdemokratischen Lager verdientermaßen durchzuhecheln.
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Attentat auf ein Fenster. Wir hatten bisher geglaubt, u st Attentate könnten blos auf lebendige Wesen, und zwar solche, die zum genus homo( Menschengeschlecht) gehören, gemacht werden, wir finden aber, daß wir uns geirrt haben. In neuerer Zeit ist es in Berlin Mode geworfen, Fensterscheiben des kaiserlich- königlichen Schlosses, und ins habe, besondere Scheiben des sogenannten„ historischen Fensters" einzuwerfen. ler Die legte Prozedur dieser Art wird nun von dem Berliner Normal genor spießbürger- Organ, der biederen ,, Tante Voß" als ein gegen das histo nomm rische Fenster verübtes Attentat" bezeichnet.
m. Die parlamentarische Thätigkeit der sozialdemokras tischen Reichstagsabgeordneten wurde in der Reichstagssigung des 1. Mai Gegenstand einer sehr lebhaften Auseinandersegung. Es handelte sich Es handelte sich um das sozialreformatorische" Flickgesek, welches die Unfallversicherung auch auf das Transportgewerbe ausdehnen will; und einige kritische Bemerkungen des sozialistischen Redners Kayser veranlaßten den, sonst sich anständiger Manieren befleißigenden Staatskommis des Innern, Bötticher, zu einem flegelhaften Ausfall auf die sozialdemo tratischen Abgeordneten, welche das Arbeiterwohl gepachtet zu haben be= haupteten und sich überall als die einzig wahren Vertreter der Arbeiter aufspielten, in Wirklichkeit aber gar nichts für die Arbeiter thäten und nicht einmal die Sigungen der Kommissionen über Arbeitergesetze zu besuchen für gut fänden.
Der eine dieser Prozesse spielte in Berlin und betraf die bekannten Vorgänge in der Volksversammlung vom 12. Dezember v. J., die durch die ohne Angabe irgend eines Grundes erfolgte Auflösung von Seiten des Polizeilieutenants 3ieste in herausfordernster Weise provozirt worden waren. Selbst in der Anklageschrift heißt es:„ Die Folge dieses Zwischenfalles( der Auflösung) war, daß sich unter den im Saal zu Tausenden anwesenden Personen ein furchtbarer Tumult erhob." Angeklagt waren der Steinbrucker Gustav Adolf Franke, Maurergeselle Karl August Däumichen, der Maler Friedrich Wilhelm Lattermann und der Arbeiter Wilhelm Klebsch. Franke soll sich unter den Personen befunden haben, welche den Polizeilieutenant bedrohten, Dä umichen soll den Franke aus der Gewalt des ihn arretirenden Schuhmanns befreit und legteren thätlich angegriffen haben, Lattermann wird vorgeworfen, daß er den Schuh leuten das Schimpfwort: Ihr Hunde!" zugerufen habe, und Klepsch wurde ein thätlicher Angriff gegen einen Schuhmann zur Last gelegt.
1) Eine wohlorganisirte Bedarfsstatistik wird z. B. als Richtschnur für die Produktion und für die Bertheilung der Arbeiter in den vers schiedenen Berufszweigen dienen, sowie die Festsetzung der Arbeitszeit der verschiedenen Arbeitskategorien ermöglichen.
Das war eine bodenlose Unverschämtheit und obendrein eine freche Verläumbung.
Also ein Glas- Attentat! Nun, das ist wenigstens eine Bereicherung der deutschen Sprache.
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Beiläufig wird jetzt von der gesammten, und namentlich der konser mittis tlei vativen Presse mit größtem Eifer und Nachdruck die Ansicht verfochten die neuesten Attentate seien nur durch den Nachahmungstrieb hervor noch gerufen worden sucht Verbrechen" seien notorisch epidemisch." Als seinerzeit anläßlich des Nobiling Attentates diese ten nämliche Ansicht sozialistischerseits geltend gemacht wurde, da war die denke nichtsozialdemokratische Presse anderer Ansicht, und namentlich die kon ra Sid servativen Zeitungen donnerten heftig gegen die wissenschaftlich gan unhaltbare Theorie von der Ansteckungskraft der Verbrechen." Damals hatten sie ihre guten politischen Gründe, diese Theorie" zurückzuweisen, weil sich sonst das Nobiling- Attentat nicht hätt Anti fruftifiziren" lassen.
Die sozialdemokratischen Abgeordneten haben die Rommissionssihungen ebenso fleißig besucht wie die Mitglieder irgend einer anderen Partei; sie haben das Aeußerste aufgeboten, um den bösen Willen und die Unfähigkeit der verbündeten feindlichen Parteien möglichst zu neutralisiren. Durch den Eintritt in die Kommissionen ist das parlamen tarische Arbeitspensum unserer Reichstagsabgeordneten min bestens verboppelt worden. Daß sie nicht viel ausrichteten, ist nicht ihre Schuld.
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m. Die Züchtung der Millionäre wurde vor einigen Wint Monaten von Bismarck als Ziel seiner Kolonialpolitik hingestellt. Eden ist überhaupt das Ziel seiner wirthschaftlichen„ Politit", und der Forts Millionär, für den er am Besten sorgt, ist natürlich seine eigene, reichs gestel tanzlerische Wenigkeit. Bei Verhandlung der Börsen steuer hielt et tafti zwei oder gar drei lange Reden für die Millionäre, und revanchirte sid word nobel für das„ Stammgut" Schönhausen , das ihm die Börsen- Millio vor näre, nach obligater Ausplünderung des armen Mannes", neulich ver authe ehrt haben. Eine Hand wäscht die andere. Die Herren Bleichröder und nete Genoffen werden ihre Beiträge zum Dttopfennig" bald zehnfach sich wieder verdient, d. h. dem ,, armen Mann" aus der Tasche stibigt haben. 8. Die beiden Patrone, welche jetzt am lautesten den Unten ruf: Die Sozialdemokratie ist in der Auflösung begriffen!" ertöner laffen, sind charakteristischerweise die Herren Leopold Sonne mann und Eugen Richter . Ersterer in seinem Frankfurter Moni teur, letterer in den Dugenden von Zeitungskorrespondenzen, die er j fabrikmäßig anfertigt.
Auf die Ungezogenheiten des Herrn Bötticher antwortete sehr gut Genosse Kayser, der den Spieß umdrehte und, auf die Diätenlosigkeit anspielend, die Thatsache konstatirte, daß die wohl bezahlten Regierungskommissäre die Kommissionssizungen sehr häufig geschwänzt hätten.
Und als Herr Malzan Gülz( Stockkonservativer) die Stirne hatte, in der Bötticher'schen Tonart weiterzureden, so konstatirte Kayser die weitere Thatsache, daß konservative und andere nightsozialdemokratische Kommissionsmitglieder sehr häufig in den Sizungen gefehlt hätten, obgleich ihnen die Anwesenheit hier in Berlin , wo sie im Reichstag vortreffliche Geschäfte machten, viel leichter sei, als den sozialdemokratischen Abgeodneten, die ihre Geschäfte und ihren Beruf vernachlässigen müßten.
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Es freut uns aufrichtig, den genannten Herren auch einmal eine klein tegel Freude gemacht zu haben. Wir haben ihnen schon viel Kummer und leider! Aerger bereitet, und werden es auch künftig noch thu müffen! cop passat sig QUEE
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Polizeiprovokationen find jetzt in Deutschland an de Tagesordnung. Es wird offenbar auf höhere Ordre und nach ge meinsamer Schablone gearbeitet. Und daß die höhere, ode den richtiger die höchste Ordre von Berlin her gekommen ist, kann nich Vers dem leisesten Zweifel unterliegen. Berlin ist jetzt die Hauptstadt be internationalen Reaktion, und derselbe Geist, welcher den schmachvolle Auslieferungsvertrag diktirt, und den Rettoren de Jent deutschen Universitäten den Befehl zugeschickt hat lichen mit größter Schärfe darüber zu wachen, daß der Sozialismus nicht unte gang dieser Geist hat auch di Deut den Studirenden sich einniste Ordre diktirt, durch welche die höheren Polizeibehörden im gesammte orgaz deutschen Reich angewiesen werden, bei Versammlungsauflösungen m Jebe äußerster Rücksichtslosigkeit zu verfahren und jede erträ Anwesenden, der sich nicht schleunigst entfernt, als Aufrührer un vorh als des Widerstands gegen die Behörde schuldig zu be don handeln. In Berlin wurde bei der bekannten Versammlung in de wisch Norddeutschen Brauerei, wo das Resultat der letzten Reichstagswah die ( Pfannkuch) verkündet werden sollte, nach diesem Rezepte verfahre jedoch ohne den beabsichtigten Erfolg, da es nicht zu einem blutige biene
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