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Erscheint wöchentlich einmal
in
Berlag
der
Boltsbuchhandlung Hottingen Zürich.
Doppelporto.
№ 29.
Der Sozialdemokrat
Zentral- Organ der deutschen Sozialdemokratie.
Donnerstag, 16. Juli
Avis an die Abonnenten und Korrespondenten des„ Sozialdemokrat."
Da der Sozialdemokrat" sowohl in Deutschland als auch in Desterreich verboten ist, bezw. verfolgt wird und die dortigen Behörden fich alle Mühe geben, unsere Berbindungen nach jenen Ländern möglichst zu erschweren, resp Briefe von dort an uns und unsere Zeitungs- und sonstigen Speditionen nach dort abzufangen, so ist die äußerste Vorsicht im Poftverkehr nothwendig und darf keine Borsichtsmaßregel versäumt werden, die Briefmarder über den wahren Absender und Empfänger, sowie den Inhalt der Sendungen zu täuschen, und lettere dadurch zu schützen Haupterfordernis ist hiezu einerseits, daß unsere Freunde so selten
Varteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!
Einen lichten Augenblick
üri hatten die Verfasser des„ Jahresberichtes der Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern für das Jahr 1884", als sie anläßlich der gesteigerten Produktion schrieben:
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Allerdings war in der Regel das quantitative Ergebniß der Pro buktion günstiger als das qualitative. Zahlreiche Branchen sind mit dem erzielten Umsatz zufrieden, klagen aber, daß die gedrückten Breise feinen entsprechenden Gewinn übrig ließen. Das Mißver hältniß zwischen Produktion und konsumtion wird beinahe von jeder Geschäftsbranche schwer empfunden. Die its en Preise der Rohstoffe wie der Fabrikate sind in fortwährendem Sinken begriffen und haben theilweise den niedrigsten Stand des Jahrhunderts
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erreicht.
" Das Vorhandensein einer weitverbreiteten Ueberpro Gram buttion ist ebenso wenig zu bestreiten als die Thatsache, daß es Porto ich hier um eine von der modernen Wirthschaftsje beso ordnung unzertrennliche Erscheinung handelt und 860 ein allgemein befriedigendes Heilmittel wohl schwerlich so bald gefunden werden wird."
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Das Wort„ qualitativ" zu Anfang des Zitats ist in etwas tag. fol ungewöhnlichem Sinne gebraucht; es soll nicht heißen, daß die Qualität, d. h. die Güte, der produzirten Waaren eine mangelhafte gewesen sei, sondern daß die Produzenten keine Sb. Br guten Geschäfte gemacht, mit anderen Worten nicht die erDu. wünschten Profite gehabt haben.
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Wir haben also hier die von der Sozialdemokratie selt mehr ft gebu als einem Jahrzehnt in der Presse und im Reichstag wieder und wieder behauptete, von unseren Gegnern aber stets heftig Bf. an bestrittene Thatsache zugestanden, daß in der modernen Inhr.:duſtrie ein" Mißverhältniß zwischen Produktion 1. erb. und Konsumtion" besteht ein Mißverhältniß, welches seinen Grund darin hat, daß es den Volksmassen an den zum Stücksta Kauf der nothwendigsten Produkte nöthigen Mitteln fehlt. Wegen des Ausdrucks Ueberproduktion" wollen wir mit t. 10 den Verfassern des Jahresberichtes nicht rechten. Sie haben offenbar nicht sagen wollen, es würde überhaupt positiv Deffau zu viel produzirt, sondern blos relativ, in Folge des Miß berhältnisses zwischen Produktion und Konsumtion."
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Und wenn die Verfasser sagen, es handle sich hier um eine " bon der modernen Wirthschaftsordnung unzertrennliche Eràscheinung", so haben sie entschieden den Nagel auf den Kopf 2- getroffen.
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Sie scheinen allerdings anzunehmen, die moderne Wirthschaftsordnung sei ewig, und folglich gebe es absolut keine Abhilfe für das„ Mißverhältniß zwischen Produktion und Konfumtion" indeß auch in Bezug auf diesen Punkt wollen bei ein wir mit den Verfassern nicht rechten; sie haben uns durch ihr Bugeständniß gar sehr erfreut.
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Und sie machen noch weitere interessante und werthvolle Zugeständnisse. Nämlich
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daß die Löhne trotz des Steigens der Produktion in langsamem Sinken begriffen sind,
daß die Proletarisirung des Volkes stetig voranschreitet, weil der Kleinbetrieb mit dem Großbetrieb nicht konkurriren kann.
Da wäre denn so ziemlich Alles zugestanden, was imbis vor kurzem noch als sozialdemokratische Rezzerei in Acht dann und Bann gethan war.
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Die„ Segnungen" der modernen Industrie und Wirthschaftsordnung kommen nicht den Volksmassen zu Gute. Unaufhörlich vermehrt sich die Produktion und wächst auch der logenannte Nationalreichthum, aber den Vortheil hat nur Du. u in fleiner Theil der Bevölkerung." Günstige Urtheile über die Ergebnisse des Jahres 1884" schreiben die Verfasser stammen mehr aus den Kreisen der
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roßindustrie, während es hauptsächlich die handwerksf. 150 mäßigen Gewerbe sind, welche über ungünstige Ergebnisse -2.flagen." Mit anderen Worten: die Kleinen können die Kon
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furrenz mit den Großen nicht aushalten und werden im Kampf ums Dasein von ihnen verschlungen.
Einige Wenige bereichern sich; d. h. die Besitzer der volltommenen und komplizirten Arbeitsinstrumente, mit denen allein heute noch erfolgreich produzirt werden kann: die Großproduzenten und Großkapitalisten. Der Rest ist oder wird Proletariat.
Da nun aber die Besitzer der Arbeitsinstrumente dieselben nicht rasten und rosten lassen können, ohne der Vortheile, die arte sie ihnen bieten, verlustig zu gehen, so wird der in die Taschen hierher dieser Monopoliſten fließende„ Mehrwerth" zur Steigerung der Produktion verwendet: die Maschinen werden
Erat"
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Abonnements
werden bei allen schweizerischen Postbureaux, sowie beim Verlag und dessen bekannten Agenten entgegengenommen, und zwar zum boraus zahlbaren Vierteljahrspreis von:
Fr 2,-für die Schweiz ( Kreuzband) Mt 3,-für Deutschland ( Couvert) fl. 1.70 für Oesterreich( Couvert) Fr. 2 50 für alle übrigen Länder des Weltpostvereins( Kreuzband).
Juferate
die dreigespaltene Petitzeile
25 Gts.
=
20 Pfg.
1885.
als möglich an den Sozialdemokrat, resp dessen Verlag selbst adressiren, sondern sich möglichst an irgend eine unverdächtige Adresse außerhalb Deutschlands und Oesterreichs wenden, welche sich dann mit uns in Verbindung setzt; anderseits aber, daß auch uns möglichst unverfängliche Zustellungsadressen mitgetheilt werden. In zweifelhaften Fällen empfiehlt sich behufs größerer Sicherheit Refommandirung. Soviet an uns liegt, werden wir gewiß weder Mühe noch Kosten scheuen um trotz aller entgegen stehenden Schwierigkeiten den Sozialdemokrat unseren Abonnenten möglichst regelmäßig zu liefern
immer mehr vervollkommt, die Arbeit wird immer intensiver und produktiver furz riesige Steigerung der Produktion. Und auf der anderen Seite ein proletarisirtes Volk, das nicht kaufen kann, das, tantalusgleich, inmitten der„ Ueberproduk tion " und des Ueberflusses hungern, frieren und darben muß!
und auf der anderen Seite ein proletarisirtes Bolt, das nicht
Mittel der Abhilfe geben die Verfasser des Berichtes nicht an. Wie schon gesagt, sie scheinen an die Ewigkeit der gegenwärtigen Wirthschaftsordnung zu glauben. Das allgemein befriedigende Heilmittel", von welchem sie reden, wird allerdings„ schwerlich so bald gefunden" werden, denn ein„ allgedings„ schwerlich so bald gefunden" werden, denn ein„ allge mein befriedigendes Heilmittel" ist ihnen ein solches, welches die heutigen Gewalthaber, die herrschenden Klassen, die Monopoliſten der Arbeitsinstrumente, befriedigt und im Wesent= lichen die Fortdauer der gegenwärtigen Wirthschaftsordnung sichert.
Und dieses Heilmittel ist niemals zu finden, aus dem einfachen Grunde, weil es ein Widersinn, eine Unmög= lichkeit ist, ohne Beseitigung der gegenwärtigen Wirthschaftsordnung Uebelstände zu beseitigen, die in dem Wesen dieser Wirthschaftsordnung begründet sind. Auch in anderen Handelskammerberichten finden wir werthvolle Zugeständnisse. So lesen wir z. B. im Bericht der Kieler Handelskammer:
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„ Der Geldmarkt stand das ganze Jahr( 1884) unter den Einwirkungen namhafter Kapitalanhäufungen Erscheinung, die wesentlich in dem Mangel an gewinnbringenden Unternehmungen und in der entmuthigten Unternehmungslust ihre Erklärung findet."
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Das heißt: trotz der vermehrten Produktion und„ Ueber produktion ", über die auch in diesem Berichte auf jeder Seite geklagt wird, haben die kapitalen sich dergestalt in einzelnen Taschen und in den Banken aufgehäuft, daß in allen Kulturländern" ein embarras de richesses im wörtlichen Sinne stattfindet und Kapitalien zu 2 und 3 Prozent vergeblich angeboten werden.
Und neben diesem„ noch nicht dagewesenen" Ueberfluß auf der einen Seite konstatirt auf der anderen die Kieler Handelskammer Lohuherabsetzungen wachsenden Noth stand.
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So ist unsere herrliche Mustergesellschaft auf dem besten und das Wege, buchstäblich in ihrem Golde zu ersticken, ist noch das Beste, was sie thun kann, denn sonst müßten die arbeitenden Millionen Hungers sterben.
Wir sehen, die Zeichen des Unterganges häufen sich; auch die Bourgeoisie erblickt das dräuende Mene Tefel. Sie fann es noch nicht entziffern, aber sie wird das schon lernen.
Belsazars stolze Feste ist dem Verderben geweiht, das Heer, welches beim Grauen des Tages siegreich heranstürmen wird, lauert gerüstet hinter der morschen Mauer.
IV.
Das Programm der deutschen Sozialdemokratie enthält in seinem ersten, die Grundprinzipien der Partei zusammenfassenden Theil folgen, den Satz:
Die Befreiung der Arbeit erfordert die Verwandlung der Arbeitsmittel in Gemeingut der Gesellschaft und die genossenschaftliche Regelung der Ge sammtarbeit mit gemeinnügiger Verwendung und gerechter Vertheilung des Arbeitsertrages." Wir werden auf keinen Widerspruch stoßen, wenn wir diesen Satz als den Kernpunkt des sozialistischen Programmes hinstellen. Er ist es, der dem Gegensatz der sozialistischen zur bürgerlichen Produktionsweise am schärfsten Ausdruck gibt, und er ist es deshalb, an dem die gegnerische Kritik, soweit sie überhaupt ernsthaft zu nehmen ist, in der Regel einzusetzen pflegt. Es ist daher wohl nicht überflüssig gewesen, wenn in den vorhergehenden Artikeln in gedrängter Darstellung einige Er. läuterungen gegeben wurden, welche sowohl die Begründung jenes Sazes betreffen, als auch die Tragweite und die Art der Durchführung der ihm zu Grunde liegenden Forderung.
Was die letztere anbetrifft, so hat man mit einem gewissen Schein von Berechtigung unserem Programm den Vorwurf der Zweideutigkeit ge= macht. Man hat es bemängelt, daß es in demselben an einer bestimmten Erklärung fehlt, wie wir Sozialisten uns diese Umwandlung der Produktionsmittel in Gemeingut der Gesellschaft vorstellen, und hat das Fehlen dieser Erklärung uns entweder als Feigheit angerechnet oder als ein indirektes Zugeständniß betrachtet, daß wir selbst nicht den Weg anzugeben müßten, wie zu unserem Ziele zu gelangen.
Wir könnten nun zwar in Erwiderung hierauf auf den Sah in unserem Programm hinweisen, in welchem, um die Lösung der sozialen Frage anzubahnen, die Errichtung von sozialistischen Produktivgenossenschaften mit Staatshilfe unter der
Demokratischen Kontrole des arbeitenden Volkes gefordert wird." Der Zusatz zu diesem Passus aber:" Die Produktivgenossenschaften sind für Industrie und Aderbau in solchem Umfang in's Leben zu rufen, daß aus ihnen die sozialistische Organisation der Ausflucht erscheinen lassen. Denn es bliebe immer noch die Frage zu Gesammtarbeit entsteht", würde diesen Hinweis als eine bloße erörtern, auf welchem Wege soll eben diese umfangreiche Einrichtung von Produktivgenossenschaf ten vor sich gehen?
Daß das nicht auf dem Wege bloßer Kreditgewährung ges schehen kann, darüber ist heute, in der Aera der beständigen Ge=
schäftskrisen, wohl kein Genoffe mehr im Zweifel. Proudhon und die ganze Schule der kleinbürgerlichen Sozialisten konnten sich allenfalls einbild en, die soziale Frage durch bloße Kredit operationen irgend welcher Art lösen zu können, der moderne wissenschaftliche Sozialismus ist über diese Illusion längst hinaus.*) Bei dem heutigen Stande der Industrie, und namentlich derjenigen Zweige, welche infolge ihrer Entwicklung der Sozialisirung am nächsten gerückt sind, wäre die Einrichtung von Pros duktivgenossenschaften neben den bestehenden Etablissements die denkbar unzweckmäßigste Maßregel. Nicht die Vermehrung der Konkurrenz, die Regelung oder besser ausgedrückt, die Aufhebung derselben ist nothwendig, um die Uebel des heutigen Zustandes der Dinge zu be= seitigen; und wenn die organisirte Gesellschaft sich entschließt, selbst einzugreifen, um die heutige mörderische Konkurrenz aufzuheben, so wird sie nicht so thöricht sein, dieses Resultat durch Vermehrung der Konkurrenz erzielen zu wollen, sondern sie wird sich, will sie rationell vorgehen, zu dem Mittel entschließen müssen, welches direkt bewirkt, was die künstliche Steigerung der Konkurrenz, selbst im gün stigsten Fal le, nur durch ungeheure Vergeudung von Produktivkräften indirekt erreicht: zur Expropriation.
Das Wort ist heraus, das fürchterliche Wort, bei dessen Nennung der ehrsame Bürgersmann entsegt aufspringt, als wolle man ihm das Haus über dem Kopf abbrennen.
Man will uns unser Eigenthum nehmen? Das heilige Eigenthum, an welchem unser Fleisch und Blut klebt? Was uns so unendlich viel Mühe gekostet, bis wir es unser eigen nennen durften, davon will man uns jetzt enteignen?**) Das ist Gewalt, das ist Raub, das ist das schreiendste Unrecht, welches je begangen worden ist!
Die Sozialdemokratie darf sich durch solche und ähnliche Reden und Redensarten nicht abhalten lassen, rückhaltlos das zu verkünden, was sie für recht und nothwendig hält. Je offener sie mit der Sprache herausrückt, um so mehr zwingt sie die Gegner zur Diskussion. Und nicht wir sind es, welche die Erörterung über die Nothwendigkeit und die Rechtmäßigkeit der sozialistischen Expropriation zu fürchten haben.
Es ist daher sicher als ein großer Fortschritt zu bezeichnen, wenn die französische Arbeiterpartei den Grundsatz der gesellschaftlichen Expropria tion seinerzeit an die Spike ihres Programms gestellt hat. Sie hat damit gezeigt, daß sie mit allen Kleinbürgerlichen Vorurtheilen, die noch zur Zeit der Pariser Kommune einen so großen Einfluß ausgeübt, total gebrochen hat.
In der That, man kann nicht klarer und rückhaltloser sprechen, als das 1880 in Havre beschlossene Programm:
" In Erwägung,
,, daß die Emanzipation der produktiven Klasse die aller menschlichen Wesen ohne Unterschied der Nasse und des Geschlechtes ist;
,, daß die Produzirenden( d. h. die Arbeiterklasse) solange nicht frei sind, als sie nicht Besitzer der Produktions mittel( Grund und Boden, Werkstätten, Schiffe, Banken 2c.) sind;
,, daß es nur zwei Formen gibt, unter denen die Produktionsmittel ihnen gehören können:
,, 1) die individuelle Form, die niemals als allgemeine Thatsache bestanden hat, und die durch den Fortschritt der Industrie immer mehr ausgemerzt wird;
,, 2) die follektive Form, deren materielle und intellektuelle Elemente durch die Entwickelung der kapitalistischen Gesellschaft selbst herausgebildet worden,
,, erklären die französischen Sozialisten als Ziel ihrer Bestrebungen die politische und wirthschaftliche Expropriation der Klasse der Kapitalisten und die Wiederzurückführung aller Produktionsmittel in den Besitz der Gesammtheit."
In unserem deutschen Parteiprogramm ist das Wort Expropriation nicht ausgesprochen, daß ihm aber der Gedanke derselben zu Grunde liegt, beweist ein Blick auf unsere Parteiliteratur. Kein Sozialist, der nicht den klassischen Satz aus dem Kapital" voll und ganz unterschreibt: " Die Konzentration der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unerträglich wird mit ihrer tapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigenthums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriirt." Wenn also auch das Philistergeschrei über die Verruchtheit solcher Bestrebungen uns Sozialisten nicht beirrt, so verfehlt es doch nie seine Wirkung auf das große Publikum.
Wir können daher nicht genug thun, in diesem Punkte Klarheit zu ver= breiten, in einer Jedermann verständlichen Sprache zu zeigen, wie die Forderung der Expropriirung des kapitalistischen Eigenthums ebenso nothwendig wie gerecht ist, und wie die Expropriation überhaupt keinswegs etwas so Unerhörtes ist, als unsere Gegner zu behaupten lieben. Sehr gut ist unseres Erachtens diese Aufgabe von Guesde und Lafargue in ihrer Broschüre: Das Programm der Arbeiterpartei***) gelöst, aus der wir in verschiedenen Nummern unseres Blattes( vergl. Nr. 1 vom Jahre 1883 und die vorhergehenden Artikel in Nr. 19-21 vom Jahre 1885) einzelne Rapitel auszugsweise zum Abdruck gebracht haben. Es bleiben uns nur noch wenige Erörterungen übrig.
Wissenschaft und Utopie.
,, Der wissenschaftliche Sozialismus hat es stets deutlich und offen erklärt, daß er es verschmäht, Rezepte für die Garküche der Zukunft zu verschreiben. Er überläßt das Abfaffen sozialer Rezepte dem Charlata nismus und Utopismus." Damit weist der Anti Schäffle der„ Neuen Zeit" in Heft 5 d. J. den von Schäffle in der ,, Aussichtslosigkeit" gegen den Sozialismus erhobenen Vorwurf zurück, daß der Sozialismus nur start sei in der Kritik der bestehenden Gesellschaftsorganisation, wogegen er sich über die Gestaltung der sozialistischen Gesellschaftsordnung noch niemals ausgesprochen habe, daß der sozialistischen Negation der Gegens wart die positive Ergänzung fehle. Der Anti- Schäffle führt dann den Unterschied zwischen dem wissenschaftlichen und dem utopistischen Sozialis mus des Näheren aus und meint, der wissenschaftliche beschränke sich darauf, die Thatsachen der bisherigen historischen Entwicklung zu erkennen
*) Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß die Gestaltung des Kreditwesens für die Emanzipation der arbeitenden Klasse ganz bedeus tungslos sei.
**) Expropriiren= enteignen.