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und ihre Gesetze zu begreifen. Auf Grund dieser Erkenntniß sehe er dann, welche der heutigen Einrichtungen und Kräfte Keime einer höheren Entwicklung enthielten und welche im Absterben und der Entwicklung hinderlich wären, jene habe er zu fördern, diese zu bekämpfen. Voilà tout. Positive Vorschläge für weitere Zeit hinaus habe er nicht zu machen. Dieses lettere charakterisire eben den utopistischen Sozialismus, welcher die Entwicklung der Gesellschaft zu leiten sucht, wogegen der wissenschaftliche sich darauf beschränkt, sie zu verstehen. Mit andern Worten: der wissenschaftliche Sozialismus steht mit verschränkten Armen da und macht sich das Vergnügen, historisch- analytische Betrachtungen über die soziale Kulturentwicklung anzustellen, und nur insoweit ist er auch positiv, als er sich herabläßt, dem Proletariat Winke zu geben, welche Momente der bestehenden sozialen Einrichtungen ihm förderlich und welche ihm hinderlich seien. Jedes positive Programm eines Zu funftsstaats aber sei Utopie. Der Klassenkampf entwickelt aus sich selbst diejenigen Einrichtungen, deren das Proletariat bedarf und für die es reif ist." Wissenschaftlich ist also nach dem Anti- Schäffle der Neuen Zeit" nur das Erkennen des Vergangenen und Gegenwärtigen( ,, der wissenschaftliche Sozialist studirt, der Utopist spintisirt," meint er S. 195), wogegen ihm jeder Plan zu einer Neuschöpfung unwissenschaftlich, uto: pistisch ist. Der Architekt, welcher ein Gebäude für den Abbruch reif erklärt, weil es dem Verfall entgegengeht und eines Tages über den Häuptern seiner Insassen einstürzen wird, ist somit ,, wissenschaftlich"; sobald er aber den Stift in die Hand nimmt und den Riß zu einem neuen Bau zeichnet, hört er auf, wissenschaftlich zu sein, er wird ,, utopist". Der Erbauer des Suezkanals war offenbar Utopist, als er das Projekt ,, ausspintisirte"; warum hat er nicht gewartet, bis das Meer ,, auf dem Wege naturgemäßer Entwicklung" von selber die Landenge von Suez durchbrochen hat. Die Erfinder der Dampfmaschine, der Eisenbahn, des elektrischen Telegraphen und tausend anderer Dinge, was können sie anders gewesen sein, als Utopisten? Die Männer, welche im Feudalstaat eine Verfassung verlangt und entworfen haben, waren natürlich ebenfalls Utopisten. Freilich wird man alsdann zugeben müssen, daß die Utopie der Kultur von jeher mehr genügt hat, als die Wissenschaft. Woher der Anti- Schäffle diese geistreiche Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Utopie hat, weiß ich nicht; aus der Schrift von Engels' Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft" mag er die Worte haben, den Inhalt sicherlich nicht.

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Läppchen aller Art geflickt ist; oder eines Siechen, der mit Krückstock, blauer Brille, verbundenem Kopf, bandagirtem Leib, gepflastertem Gesicht, den Arm in einer Schlinge, im Vorhof eines Spitals sigt und sich sonnt. Die Schrift ist das Testament des von der Todesnähe durchschauerten Kapitalismus. Würde sie vollends einer berufenen Feder die Anregung geben, ein Werk zu schreiben, worin die sozialistische Gesellschaftsordnung flar in Detailzügen entworfen ist, so könnten wir uns über das Er­scheinen der Aussichtslosigkeit" nur freuen.

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( Wir behalten uns vor, in einer späteren Nummer auf verschiedene Ausführungen des geehrten Einsenders zurückzukommen, falls nicht der ,, Anti- Schäffle" der Neuen Zeit" selbst in unserem Blarte das Wort ergreift zur Widerlegung der gegen seine Definition des wissenschaftlichen Sozialismus erhobenen Einwände.)

Sozialpolitische Rundschau.

Zürich  , 15. Juli 1885.

S. A. P. Von den Genossen mehrerer Orte wurde neuerdings der Antrag gestellt, den Parteikongreß doch noch im Laufe dieses Jahres zusammentreten zu lassen. Die abermalige Abstim­mung ergab wiederum eine Majorität gegen den Antrag. Der aus­schlaggebende Grund für die Majorität war, daß die Situation sich seit dem ersten Beschluß nicht wesentlich geändert hat. Zur Regelung der Frankfurter   Differenzen man erlaube den vielleicht nicht ganz forrekten Ausdruck, der sich aber durch seine Kürze empfiehlt

Der Anti- Schäffle fällt offenbar in den Jrrthum gewisser Leute, welche der Hypothese jeden wissenschaftlichen Charakter absprechen, und doch hat es kaum einen wissenschaftlichen Fortschritt gegeben, ohne die Hypothese. Bevor eine Theorie induktiv bewiesen wird, findet in der Regel der Forscher zuerst ihre Spuren auf spekulativem Wege( d. h. auf Grund der bislang gewonnenen Forschungsresultate) und erst hernach prüft er deren Haltbarkeit durch Beobachtung und Experiment. Die Lehre von der Revolution der Erde war zuerst Hypothese und erstarkte erst nach und nach durch Beweise zur festen Theorie. Der Darwinismus ist heute noch Hypothese, und nicht minder die Atom- und Aethertheorie, und doch kann die Wissenschaft ohne sie nicht haushalten. Hypothesen, sagt Byron, sind Neze; nur der wird fangen, der auswirft. Was aber auf the o- retischem Gebiet die hypothese, ist auf dem praktischen das Projekt. Dieses wird nur dann zur Utopie, wenn es Luftschlösser baut, den realen Thatsachen und Bedingungen nicht Rechnung trägt, die Durchführbarkeit nicht möglich erscheinen läßt. Wenn der Anti- Schäffle sagt, der wissenschaftliche Sozialismus sei nichts Starres, Feststehendes, ein für allemal Abgeschlossenes, sondern eine Lehre, welche beständiger Entwicklung fähig sei", so trifft dies sicherlich auch bei jedem vernünf­tigen Projekt zu. Wenn ich einen Plan zu einem Bau entwerfe, so ge­geschieht es mit dem Vorbehalt, daß wenn ein Anderer einen besseren Entwurf macht, oder an meinem Plan Verbesserungen vorschlägt, ich meinen Plan aufgebe oder modifizire. Von selbst aber hat sich in der Kultur niemals das Neue aus dem Alten entwickelt; immer mußten vorher geniale Pläne entworfen werden, die nach mehr oder minder mißglückten Versuchen und allerlei Verbesserungen schließlich zur Durch führung gelangt sind. Sehr richtig sagt Schäffle in seinem Bau und Leben" III. S. 547: Die Sozialwissenschaft hat nicht blos die reali­stische Aufgabe, festzustellen, was ist, zu erklären, was bis jetzt wurde, sondern auch die idealistische Aufgabe, mitzubestimmen, was werden soll, welches Werbensollende werden kann."

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es feines Kongresses, und sonst liegt nichts vor, was ein beschleunigtes Zusammentreten der obersten Parteiinstanz nothwendig machte. Und ein Kongreß kostet unter den jetzigen Verhältnissen sehr viel Geld, welches besser verwendet werden kann. Genossen, die etwa Prinzipienfragen ( Programmänderung u. s. w.) auf dem Kongreß zu erledigen wünschten, können dieselben einstweilen im Parteiorgan zur Debatte bringen. Dies könnte den Verhandlungen des nächsten Kongresses nur förderlich sein.

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Der zweite Band des, kapital" ist nunmehr erschienen; wie man uns mittheilt, sind bereits 700 Exemplare fest bestellt. Auch der dritte Band wird binnen Kurzem herauskommen.

Dem Anti- Schäffle selbst scheint es in seiner dogmatischen Distinktion zwischen Wissenschaft und Utopie nicht ganz geheuer gewesen zu sein, er schränkt daher später den Begriff der Utopie wieder ein, indem er sagt, der Utopismus beruhe nicht auf dem objektiven Erkennen der Thatsachen, sondern auf dem subjektiven Bedürfniß eines Einzelnen. Na, damit hat es ja seine Richtigkeit, aber alsdann hat er mit seiner Distinktion den Vorwurf Schäffle's eben nicht zurückgewiesen; da ein positives Programm des   sozialistischen Zukunftsstaats feineswegs blos auf dem subjektiven Bedürfniß eines Einzelnen" beruhen muß, sondern sehr wohl auf dem ,, objektiven Erkennen der Thatsachen" denkbar ist.

Unsere Herren Nationalökonomen, die schon beim ersten Band gezeigt haben, daß sie nicht lesen können, haben also reichlich Gelegenheit, sich neue Lorbeeren zu erwerben.

Wir werden in einer der nächsten Nummern versuchen, den Lesern in kurzen Umrissen ein Bild davon zu geben, was der zweite Band dem bietet, der wirklich studiren will.

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klagten, den sie an seinen Augen wieder zu erkennen glaubte( es weberr Po eine dunkle Winternacht), an Rumpffs Wohnung gesehen zu haben, w er sich dort zu schaffen machte. Ihre Tochter jedoch erkannte ihn ni wieder. Sie gibt an, Lieske habe eine seidene Müge getragen. Aberr Ra andern Zeugen sagen, daß sie eine braune Tuchmüze bei Lieske bemenliebe. ten. Auf ihre Aussage aber legte der Staatsanwalt ganz besonder beit übri Werth. Dagegen aber wurden die entlastenden Aussagen des Kutscher des Spezereihändlers und des Militärbeamten, denen sich zwei ander Personen verdächtig bemerkbar machten, ganz außer Acht gelassen auch der Vertheidiger benutzte diese Hauptpunkte zu wenig. Wenn man das ganze Gerichtsverfahren in Betracht zieht, und bind es Nothwendigkeit voraussetzt, daß der Polizeistaat mit allen Mitteln gerett werden muß, so darf es uns nicht wundern, daß dieser Prozeß Ende nahm, wie fast alle politischen Prozesse. Wo der thatsä liche Beweis fehlt, muß der Indizienbeweis sein Schuldigkeit thun. Das Haupt Lieskes wird fallen; ob ab hier die Schuldigen so schwer zu finden sind, als bei Rumpff, Den Wi zweifeln wir.

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s. Die Charakterlosigkeit, welche die Frankfurte on 300 Zeitung" beim Prozeß Lieske an den Tag gelegt hat, wurde vo Ein h uns bereits gegeißelt. Bekanntlich meinte das biedere Blatt, bei dem di in der Feigheit oft den Verstand völlig zu lähmen scheint, die bis zur Ve urtheilung zweifelhaft gebliebene Schuld Lieske's sei dur deffen Benehmen nach der Verurtheilung unzweifelhaft bewi sen worden. Wir haben schon gezeigt, daß dieses Benehmen( ein Wuthausbru eher für die Unschuld als für die Schuld spreche. Und jetzt komm nun heraus, daß die angeblichen Drohungen und wilden Ausrufe de Verurtheilten einfach Erfindungen eines sensation lustigen Reporter gewesen sind! Lieske hat nach seiner Verurtheilung gar nichts gesag und in seinem Antlik malte sich blos Erstaunen über seine Verurthei lung, die er, gleich dem größten Theil des Publikums nicht erwartet hatte.

Die Verurtheilung Lieste's schreibt man uns aus Frankfurt am   Main steht in direktem Gegensatz mit dem Volksurtheil, denn wohin man kommt, hört man wie aus einem Munde, daß Lieske ohne jeden positiven Beweis verurtheilt worden ist. Vor einigen Tagen hat sich sogar ein Jurist in einer hiesigen Zeitung dahin ausgesprochen, daß die Beweise sehr mangelhaft seien, daß man unter Anderm gar nicht näher auf die Frage eingegangen sei, wie der Mord eigentlich ausgeführt worden. Der Stich befinde sich auf der rechten Seite und sei von links nach rechts geführt. Entweder müsse das Opfer von hinten überfallen worden sein, dann sei diese Richtung der Stichwunde möglich, indeß dazu gehöre eine größere Person als Lieske, oder aber der Thäter müsse ,, links" sein, dann könnte er durch das Ausgleiten des Messers sich auch an derselben Hand verwundet haben, sonst aber nicht. Und dies Alles sei außer Acht gelassen. Der Verhandlung selbst konnten nur Leute mit Eintrittstarten bei­wohnen daß bei der sorgsamen Auswahl das Volk nicht vertreten war, ist selbstverständlich. Doch hatten wir Gelegenheit, selbst aus dem Munde eines solchen Auserwählten hören zu müssen, daß ein Justizmord begangen sei, den er nicht auf dem Gewissen haben möge. Zwei hiesige Blätter, darunter die Frankfurter   Zeitung" fanden in der Verurtheilung den Spruch Gerechtigkeit und schlußfolgerten: Wenn man großen Zweifel gehegt hätte, daß Lieske der wirkliche Mör­der sei, so sei dieser Zweifel durch sein Verhalten nach dem Urtheils­spruche beseitigt." Was für eine sonderbare Gewissensberuhigung!

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Nein, gestehen wir offen, daß Schäffles Vorwurf insofern nicht ganz unbegründet ist, als in der That die sozialistische Literatur in dieser Hinsicht noch lückenhaft ist, indem ihr ein wissenschaftliches Werk fehlt, worin die sozialistische Gesellschaft der Zukunft in Detailzügen entworfen ist( ohne daß freilich jedes Fenster und jeder Nagel in dem neuen Bau angegeben zu sein braucht). Und diese vorhandene Lücke ist ein sehr wesentliches Hinderniß für die Propaganda. Die Absurdität unserer wirthschaftlichen Verhältnisse ist ja sehr leicht einzusehen und eine Menge Nichtsozialisten geben die Nachtheile derselben für das Proletariat wie für die Unternehmer und ihre Unhaltbarkeit vollständig zu. Aber sie meinen, es lasse sich das eben nicht ändern, höchstens mit den Haus­mittelchen der konservativen Medikaster. Spricht man ihnen von der Umwandlung der planlosen Privatproduktion zur gesellschaftlichen Pro­duktion, so stehen sie verblüfft da, und wenn sie sich von ihrer Verduzt­heit erholt haben, versichern sie die Undurchführbarkeit und Unzweck­mäßigkeit einer solchen Einrichtung. Unmöglich kann man ihnen in furzer Zeit ihre hausbackenen Einwürfe widerlegen, die Durchführbarkeit des  sozialistischen Programms flar machen und beweisen, daß in einem sozia listischen Gemeinwesen selbst die Meistbegünstigten von heute nur ge­winnen werden. Dies einzusehen, dazu gehört ein Abstraktionsvermögen, das nur Wenigen gegeben ist, und auch diese werden erst nach langem Prüfen und Nachdenken auf das Richtige kommen. Wie oft habe ich bei solchen Gesprächen ein Werk vermißt, wie ich es meine, auf dessen Studium ich die Betreffenden hätte verweisen können.( Einzig und allein Schäffles ,, Bau und Leben", Neue Ausgabe von 1881, Bd. III, S. 457 bis 547, wäre theilweise dazu geeignet, so daß man den Schäffle der ,, Aussichtslosigkeit" mit dem Schäffle des Bau und Leben" austreiben tönnte.)

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Jmmer mußte das Positive mit der Negation Hand in Hand gehen, wenn radikale Reformen allgemein Antlang finden sollten, denn nur das Positive befriedigt.

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Dieser Versuch der Frankfurter   Zeitung", dem Justizmord, de die   deutschen Reaktionäre zur Förderung ihrer Ziele begehen wollen, e dezentes Mäntelchen umzuhängen, ist also schmählich mißlungen. Wir wollen blos noch konstatiren, daß der Präsident des, Frantei W furter Schwurgerichts ausdrücklich und in den deutlichste Worten erklärte, die Sozialdemokratie habe mit der ganz Angelegenheits gar nichts zu thun; daß dies aber das Leib- und Schand blatt des   Eisernen", die Norddeutsche Allgemeine", hindert, das an Rumpff statuirte Exempel auf Konto der gesammte Demokratie zu sehen, die Sozialdemokratie natürlich mit inbegriffen. Das Norddeutsche"-Gesindel muß schon für die Verlängerung Sozialistengesetzes vorarbeiten.

Unsere Meinung hierüber ist eine andere. Lieske glaubte nicht, daß man ihn zum Tode verurtheilen könne, wenn er auch sicher war, daß ihm wegen Mordverfuch auf den Gendarmen und andere Personen, Verbreitung anarchistischer Schriften, wegen anarchistischer Umtriebe", Führung falscher Legitimationspapiere u. s. w. eine Zuchthausstrafe in Aussicht stand, die einem langsamen Tode gleich kam. Getäuscht in seiner Hoffnung, machte sich sein Haß in diesen letzten Aeußerungen geltend, da er jetzt doch keine Rettung mehr sah.

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Zur Naturgeschichte amtlicher Jnspettions un Informationsreisen. In der Berliner Volkszeitung" wuß jüngst ein Korrespondent des Blattes von einer Reise des Herrn Put kamer durch Westphalen zu berichten, die der Herr Minister unternommen um Land und Leute kennen zu lernen". Es war da zu lesen, mit we zurückzu cher Geschwindigkeit Puttkamer täglich ein halbes Dutzend D schaften besuchte, sich hier beim Frühstück, dort beim Mittag, dort bei  Souper anhochen ließ, um schließlich zur Erkenntniß zu kommen, daß Westphalen für das Wohlergehen der Arbeiter Alles geschehe, was ma billigerweise verlangen könne. Leider," heißt es am Schluß der Ko respondenz, hat der Herr Minister feine Zeit gehabt, um alles das was ihn an dieser eigenartigen Provinz interessiren könnte, mit der ge bührenden Aufmerksamkeit in Augenschein zu nehmen," und doch wär und sie es sehr wünschenswerth gewesen, wenn er sich nach der Lage de abge Arbeiter etwas eingehender erkundigt haben würde. Durch die Ent laffungen und Kündigungen, welche in der legten Zeit stattgefunden haben ist diese Lage sehr schlecht geworden, und sie wird aller Voraussicht na in der nächsten Zeit noch viel schlechter werden. Wenn Herr v. Butt Bugejag tamer noch einmal unsere Provinz als Minister besuchen sollte, so wür den wir ihm den Vorschlag machen, seine ganze verfügbare Zeit in einem Kreise, etwa in   Dortmund oder   Bochum, zuzubringen und es sich ange Tegen sein zu laffent, auch mit den arbeitenden Klaffen p sönlich in Verkehr zu treten. Dann würde er in wirthschaftlicher und sozialer Beziehung weit mehr lernen, als wenn er die Provinz einem glänzenden Gefolge in raschem Fluge durcheilt."

Sonderbarer Weise finden wir in der Kleinen Presse"( dem jüngsten Kinde der Frankfurter   Zeitung", welches seit zwei Monaten hier er­scheint und für die Arbeiter" bestimmt ist) eine andere Ansicht, als in obigen Blättern. Dieselbe sagt unter Anderm, daß vom Publikum ein anderes Urtheil erwartet wurde u.. w.

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Die Verhandlung fand in dem Leinwandhaus" statt, einem alten Gebäude, welches einige Tage zuvor vom Polizeipräsidenten ,, nach Dy­namit" untersucht wurde. Gegenüber befindet sich der Dom, der ebenso wie die umliegenden Häuser von der Polizei gut besetzt war. Vor dem Gerichtsgebäude ritten drei Tage lang fortwährend vier bis fünf Poli­zisten, die Menge auseinander treifend. Stehen bleiben, selbst in einer ziemlichen Entfernung, war verboten. 30 bis 40 Polizisten marschirten hin und her. Viele Geheime" machten ihre Studien"; es wurden solche freilich auch an ihnen gemacht. Sämmtliche Polizisten hatten die Sturmbänder an den Helmen heruntergelassen. Es sah recht grausig aus. Jm Hofe hielten sechs Mann Militär Wache. Der Gerichtssaal selbst zeigte fast soviel Schuyleute als ziviles" publikum. Der Ange­flagte wurde jedesmal unter starker Bewachung nach dem Gerichte ge: bracht; voran ritten zwei Polizisten, dann kam ein Fiaker, in welchem der Anklagte mit zwei Wärtern saß, und hinten noch ein Wagen mit Schuhleuten und zwei Kommissären, zum Schluß Berittene. Dieses groß­artige Aufgebot war nicht durch die Furcht vor einem ,, Attentate" ver anlaßt, denn dazu hätten schon einige Polizisten genügt. Man wollte dem Publikum blos Furcht und Sceden einjagen vor dem gefährlichen Mörder, aber das Volk kannte seine Rumpff! Als der Angeklagte am zweiten Tage Abends heruntergebyt wurde und in den Fialer ein stieg, rief ein Mann aus.   Höchst die Müze in die Höhe werfend: ,, Hurrah!" Die Zeitungen berichten darüber: In der nächsten Sekunde war er von 20 Polizeihänden am Kragen gepackt und fortgeführt." Das ist nicht übertrieben, denn die warteten schon längst darauf, daß sie einmal etwas zu thun bekamen.

Schäffles Aussichtslosigkeit" ist offenbar ein streberischer Hymnus des Erministers auf die sogenannte Sozialreform ad majorem Bis­marckii gloriam und zugleich ein Abschwören seiner sozialistischen Reze­reien in ,, Bau und Leben", ein Gang nach dem wirthschaftlichen Kanossa. Schäffle möchte eben zu gern wieder ein Portefeuille haben, und zwar als Minister der Sozialreform von Bismarcks Gnaden. So oft die Machthaber eine Parole ausgeben, findet sich ein deutscher Professor, welcher derselben ein akademisches Mäntelchen zurechtschneidert und be­weist, daß die Richtung der Regierung die einzig vernünftige ist, sein kann und sein muß( wie seiner Zeit Hegel, der auch[? Red.] bewiesen hat, weßhalb es nur vier Planetoiden geben kann, während seitdem über 100 entdeckt wurden). Aber Schäffle ist in seiner Schrift eben auch der Geist, der das Böse will und das Gute schafft. Schon das wird dem Sozialismus zu Gute kommen, daß er sich mit ihm in eine Detaildis­kussion einläßt. So lange eine Theorie a limine verwiesen wird, ist sie in den Augen aller Urtheilslosen nicht diskutirbar. Steht man ihr aber Rede und Antwort, so rückt sie dem Interesse und der Beachtung der Massen näher, man prüft die Gegengründe, findet den einen vielleicht start, den andern dagegen schwach, allmälig findet man auf alle Gegen­gründe eine Antwort, und nach und nach wächst ihr Ansehen immer mehr. Wer überdies Schäffle's Gegengründe unbefangen prüft, der wird bald erkennen, wie wenig stichhaltig sie sind, und sich zugestehen müssen: Wenn gegen den Sozialismus teine triftigeren Gründe vorgebracht wer­den können, so ist er eben die Wahrheit, und Schäffle selbst im Bau und Leben" ist der beste Beweis dafür, denn was er dort gesagt, hat er hier blos geläugnet, nicht widerlegt. Die in der Aussichtslosigkeit" vorgeschlagenen Mittel zur Sozialreform würden der Gesellschaft das Aussehen eines alten Rocks geben, der mit Dußenden von Lappen und

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Jede Regierung hat einen Diätenfonds zur Verfügung, der innerhal einer gewissen Zeit verreist sein muß, und an den jeder Beamte na Maßgabe seines Wirkungskreises partizipirt. So lag einmal, es war u das Jahr 1840 herum, für den Präsidenten des Regierungsbezirkes Gum binnen Reisegels da, das er zweckgemäß verwenden, d. h. verreise mußte. Wie und wohin, war seine Sache. Der Herr Präsident mad sich also auf, bestellt Fuhrwerk und fährt nach der etwa 11, Meilen vo  Gumbinnen entfernten Domäne Buylien, die ein Oberamtman Brune in Pacht hatte. Eine solche Spazierfahrt bei schönem Wette soll ja nicht unangenehm sein. Aber, o Pech, die Familie Brune wa grade in der Nachbarschaft auf Besuch, und der hungrige Präside mußte, um sich standesgemäß abfüttern zu lassen, die Heimkehr de selben abwarten. Um sich inzwischen, es waren natürlich sofort reitend Boten ausgesandt, die Zeit zu vertreiben, entschloß sich der hohe Her zu dem Unerhörten und ging höchstselbst in die Wohnungen der In Teute. Als Brune heimkam, ging ihm der Herr Präsident, der, wen er einen guten Fraß erwartete, sehr kordial sein konnte, mit den Worte entgegen: Freue mich, Herr Oberamtmann, daß Sie Ihre Leute so gu gestellt haben." Herr Präsident, ich hoffe, meine Leute sind zufrieden aber besser als auf andern Gütern sind sie nicht gestellt." Ich war in den Wohnungen und alle haben Betten!"*). Tegenes Schweigen des Pächters, denn was war da zu sagen? Es wurd mehr, auf nun, da die Reise doch einen Zweckt haben mußte, ein neugebauter Schaf stall besichtigt. ,, Ein schöner, großer Stall," sagte der Präsident, gab geben wohl 10,000 Schafe hinein." Entschuldigen Sie, Herr Prä räsit bent, er ist auf 2000 berechnet."-Nicht mehr? er ist doch so hoch? Wieder verlegenes Schweigen des Pächters.

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Mit Bezug auf das Vich dürfte Herr Buttkamer, als echter Agrarie Es seinem damaligen Vorgänger über" sein, in puntto Arbeiter aber zeigt sein Studium der Arbeiterverhältnisse beim Diner, Souper b Dejeuner, daß er auf der Höhe der preußischen Bureaukratie steht. Was haben die Arbeiter überhaupt von dem Urtheil eines Manne zu erwarten, der vom Gesichtspunkt eines ostpreußischen Junkers th Bedürfnisse beurtheilt!

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Der Vertheidiger Lieskes ist ein bekannter nationalliberaler Festredner. Ein junger Anwalt, welcher die Vertheidigung vorher übernommen hatte, wurde von oben herunter unmöglich gemacht, weil er sich dem Ange­tlagten selbst empfohlen haben soll, und will man ihn vor ein Anwalts­Ehrengericht stellen. Infolge dieser Unterstellung lehnte der Mann ab. Die Geschworenen, die erst am Tage der Sigung ausgelooft wurden, waren zufälligerweise fast lauter onservative und national. liberale Männer. Nach den Zeitungen sollten die Namen der Ge schworenen deshalb nicht früher bekannt gegeben werden, damit feiner sich vorher entschuldigen könne. Doch das Volk denkt über die Geheim­haltung anders. Die Majorität für das Schuldig" soll sehr knapp sein.

Bemerkenswerth ist noch, daß der Gerichtspräsident die Geschworenen darauf aufmerksam machte, zwischen Anarchisten und Sozialdemokraten bestehe ein großer Unterschied und sie sollen beides nicht verwechseln. Wenn das Rumpff gehört hätte, wäre er vom Grabe aufgestiegen und hätte dagegen protestirt, denn bei jeber Gelegenheit sagte er, daß ein solcher Unterschied nicht bestehe. Und wie denkt der Chef des Herrn Gerichtspräsidenten, der Herr Justizminister, darüber? Es paste ge rade in den Kram.

Am Schluffe der Verhandlung, als man sah, es könnte mißlingen, das Racheopfer für Rumpff zu überführen, meldete sich in letter Stunde eine Frau Camphausen, deren Gewiffen", ihr keine Ruhe ließ", wie sie sich ausdrückte( als ob sie durch ihre Aussage einen Menschen vom Tode rettete!), mit ihrer 13jährigen Tochter und gab an, den Ange­

- Ein Beitrag zur Charakteristit unserer Staat und Gesellschaftsretter. Aus   Dresden wird uns g schrieben: ut d

Das Debüt unseres neugebackenen Polizei- Kommissärs Hohlfel ist bis jetzt recht kläglich ausgefallen. Herr Hohlfeld glaubte des Ve trauens, das ihm sein oberster Chef, Herr von Nostiz- Wall wit burch seine Berufung als Polizeikommissär von   Leipzig nach der Landes hauptstadt erwies, sich dadurch würdig erweisen zu sollen, daß er b den Sozialdemokraten sofort umfangreiche Razzias nach verbotene Schriften vornehmen ließ. Leider ohne Erfolg. Soviel Nefter er au durchstöberte, er fand Alles leer.

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Mit Hohlfeld und Paul lekterer rückte an Stelle des ve storbenen Polizeirathes Weller ist ein würdiges Gespann bei ein daß ander. Der Eifer der Beiden in Verfolgung der Sozialdemokratie pe für spricht unseren Mördern und Spizbuben eine ungestörte Ernte. Vo einem halben Dugend Mordthaten, die in den letzten Jahren in Dresde Par vorkamen, wurde nur bei einer der Thäter entdeckt, und diesen entdeckt Sch nicht die Pfiffigkeit unserer Kriminalpolizei, sondern die Geriebenhe eines Dienstmannes.

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Niemand fann eben zwei Herren dienen. Wem Tag und Nacht di in Sozialdemokratie im Kopfe herum spuckt und wer auf dieses edle Wi tüst Jagd macht, verliert den Sinn für das gemeine Wild. Ueberdies i ver

*) Für diejenigen, denen dieser Ausruf unglaublich vorkomme sollte, werden wir in der nächsten Nummer den Beweis erbringen, da derselbe auch heute 40 Jahre später nicht im Widerspruch mit de Arbeiterverhältnissen auf gewissen Gütern   Ostpreußens steht.

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