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berr Polizeirath Paul ein sehr eifriger Mädchenjäger, vor dem leine Kellnerin in den Wein- und Bayerisch- Bier- Stuben sicher ist. Bei age verfolgt er die Sozialdemokratie, Abends und Nachts sichert der All Herr Rath" dem zarteren Geschlecht die Pfade der Tugend und Nächsten­emertebe. Darum hat er für Diebe und Mörder selbstverständlich keine tbereit übrig. Schers

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Bei sothanen Neigungen, verbunden mit einem starken Hang für gute Beine und Biere, ist es begreiflich, daß das sehr schöne Gehalt des fferberrn Polizeiraths, obgleich er unverheirathet ist, nach feiner Seite zu­langt. Herr Paul besigt Schulden wie ein General, und insbesondere find es die Wirthe, bei denen er gehörig in der Kreide steht. Seine amtliche Stellung ermöglicht ihm, auf diese einen besonderen Druck aus­zuüben, und er ist in der Ausnugung der Vortheile seiner Stellung nicht blöde. Er schuldete z. B. bis vor wenig Monaten dem Wirth des Stadtparks 3000 Mt., und sehr eigenthümlich trug der Schuldschein, den der Wirth besaß, neben der Unterschrift des Herrn Baul diejenige des Polizeidirektors von Schwauß. Den Wirth der, 3entral halle" pumpte er mit 600 Mart an,

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Stadt Weimar" versuchte er eine Anleihe

bei dem Wirth zur" rte on 300 Mt., kam aber bei diesem übel an.

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e voin hiesiger Privatmann hat Schuldverschreibungen des Herrn Paul m di in der Höhe von 6000 Mart im Besiz. Auf die erfolgte Drohung, wenn er mit der Abzahlung nicht beginne, gerichtlich gegen ign vorgehen zu müssen, schrieb er diesem einen fläglichen Brief, wiorin er denselben beschwor, ihn zu schonen, weil er lih sonst eine Rugel durch den Ropf jagen müsse. auffallende Thatsache, daß jüngere Kriminalgens darmen ihre älteren Rollegen im Avancement zu Wachtmeistern überholten, wird unter der e de efigen Polizeimannschaft selbst dahin ausgelegt, daß die Begünstigten derrn Paul in ausgiebigem Maße über gewisse Verlegenheiten hinweg­Juhelfen verstehen.

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ist der Mann, der als ,, Staatsretter" in Dresden   die erste Geige spielt. Er übt Berfolgungen gegen die Sozialdemokratie aus, nicht weil dieselbe besonders haßt, sondern er betreibt seine Verfolgungen aus fluger Berechnung, weil ihm dies Anerkennung von Dben und Avancement bringt.

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Herr Paul ist eine gemeine Strebernatur mit diesen wei Worten ist er gekennzeichnet.

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sich nach oben liebes Kind zu machen, ist ihm jedes Mittel, auch

das fleinlichste und niedrigste, recht. Das empfindet in besonderem Maße diesem Verein sind eine ziemliche Anzahl bekannter Sozialdemokraten Mitglieder, aber der Verein enthält sich ängstlich jeder politischen Partei­nahme, so daß ihn das Auflösungsdekret, das ihm sonst sicher blühte, noch g det erreichen konnte. Dafür aber muß der Verein alle möglichen poli zeilichen Chikanen und Niederträchtigkeiten ertragen. Jede seiner Sigun sen und Busammenkünfte, bis auf die Unterhaltungsabende, ist polizei­lich überwacht. Die Professoren und Lehrer, die hiesigen Staats. anstalten angehören und Unterstützungen geben oder Vorträge halten, werden nach oben hin denunzirt und sind zu ihrem eignen Bedauern schon öfter genöthigt gewesen, von ihrer erfolgreichen Thätigkeit it wel zurückzutreten.

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So unterstützt man die Bildungs- und Aufklä­Den ganz besonderen Verfolgungseifer des Herrn Paul hat der Volks­bildungsverein in den letzten Wochen zu kosten bekommen. Der Verein beabsichtigte, wie das hier seitens aller Vereine üblich ist, ein Sommer: vergnügen abzuhalten; bis heute vergeblich. So oft der Verein eine Lotalität von einem Wirth zugesagt erhielt, so ging's nur wenige Tage, sie wurde auf Betreiben der Polizeiorgane des Herrn Paul wieder gefagt. Das pasirte kurz hinter einander dreimal; andere Wirthe schlugen das Gesuch ab, sobald sie den Namen des Vereins erfuhren. Lekten Sonntag zeigten sich diese gemeinen Polizeimanöver in besonders drastischer Weise. Der Wirth zum Putt ugejagt für diesen Tag, aber Ende der Woche, nachdem der Verein das schon annoncirt hatte, folgte auf polizeiliche Einwirkung die übliche inem Absage. Die Festgenossen, die Sonntag Nachmittag nach dem Lokal ange wanderten, fanden dasselbe von vier Gensdarmen mit auf: gepflanztem Gewehr und von einem Kriminal wacht­

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Gambrinus" hatte sein Lokal

er unister und einem Dugend Kriminal- Gensdarmen in ng mivil besetzt. Es sah aus, als sollte ein drohender Aufruhr unterdrückt werden. Herr Paul und Herr Hohlfeld kamen zum Ueberfluß auch noch per Droschke angefahren, um sich von der gewissenhaften Durch­führung ihrer staatsretterischen Anordnung höchst persönlich zu überzeugen. Wie kleinlich, wie erbärmlich! Und solche Kerle muß das Volk mit feinen Steuern erhalten und füttern!

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Ein großer Theil der Festgenossen, mehrere hundert an der Zahl, fanden sich im nahen Löbtau   zusammen und gingen von dort in ein Gartenlokal des nächsten Dorses. Die größere Hälfte der Polizeimann­schaft folgte und suchte dort den Wirth zur Intervention zu bewegen, als ein gemischter Chorverein fröhlich seine Weisen erschallen ließ. Herr Paul und Herr Hohlfeld zogen unterdeß nach einer Weinkneipe, um sich von den gehabten Strapazen zu erholen.

Alle diese Vorgänge haben in den Kreisen der hiesigen Genossen große Erbitterung erzeugt, und eine ganze Anzahl gaben sich gegenseitig das Wort, von jetzt ab dem Treiben der Paul und Genossen gewissenhaft e wahachzuspüren, um dasselbe der öffentlichen Brandmarkung zu übergeben. Wir erwarten, daß auch unsere Vertreter im Land= und im Reichstag zu geeigneter Zeit diese Brand­markung übernehmen werden.

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Wie Herr Paul auch amtlich sich rächt, das erfuhr der obenerwähnte Wirth zum Stadtpark", dem Paul die 3000 Mt. schuldete. Der Wirth hat häufig Konzerte, und damit die an das Gartenlokal anstoßende Promenade nicht durch Anstauung der Passanten unpassirbar wird, wer­regelmäßig einige Gendarmen aufgestellt, welche die Passage frei halten müssen. Der Wirth muß für jeden der Gendarmen 2 Mark Ent icht? Schädigung zahlen. Sobald aber Herr Paul gezwungen war, das Dar­lehen zurückzuzahlen, genügten die bisherigen zwei Gensdarmen nicht vurd mehr, es wurden beren sechs nebst einem Wachtmeister Schal aufgestellt, wodurch dem Wirth die vierfache Aus­bgabe erwuchs. Es bedurfte erst der Beschwerde bei dem Polizei­Präs präsidium, um diesen Unfug abzustellen. Im Landtag aber erklärt och? Herr von Nostiz- Wall wit: Dresden   habe zu wenig Polizei, und fordert deren Vermehrung auf Staatskosten.

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arier Es geht wirklich recht gemüthlich" zu im gemüthlichen Dresden  . Später mehr!

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Aus dem Lande der Bibeln. Ganz London  , das heißt ganze respettable London  , ist sittlich entrüftet ob der Ent­hüllungen der Pall Mall Gazette  " über den schmachvollen Handel in frischem Menschenfleisch" in der Metropole des britischen Reiches. Wohl. gemerkt, sittlich entrüstet darüber, daß die Pall Mall Gazette  " das at standalöse Treiben der Blüthen der guten Gesellschaft" zur Sprache g brachte, denn- wie unanständig," von so etwas zu reden"! Und wun­derbar, oder vielmehr nicht wunderbar, in dieser Auffassung sekundirt honneten England die honnete Festlandpresse. Auch sie ist der An­Ver ficht, daß die" Pall Mall Gazette  " mit ihrer offenen Darlegung der vi Schändlichkeiten vielleicht mehr Schaden als Nutzen verursachen" wird. nde leider vergißt sie hinzuzusehen, wem aus der Brandmarkung der in

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guten Gesellschaft herrschenden Korruption Schaden erwachsen soll. Allerdings, die Dinge, welche das genannte Blatt mit einer Kühnheit, die einem Zola Ehre machen würde, zur Sprache gebracht, sind im höch­ten Grade empörend, mögen sie auch nichts weniger als neu", ve mag auch zehnmal das Sensationelle" der Artikel nur darin bestehen, ein daß hier einmal unumwunden mitgetheilt wird, wie, und was alles ve für Opfer der Ausschweifung zugeführt werden.

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Um dem vor Jahren eingebrachten, aber in den Aktenschränken des sde Parlaments begrabenen Gesezesentwurf, der die Grenze des gesetzlichen Dec Schutzes für junge Mädchen von 13 auf 16 Jahre erhöht,*) mehr Nach zu geben, hat die Pall Mall Gazette  " eine eigene Untersuchung der Prostitutionsverhältnisse unternommen und die Ergebnisse derselben d in ihren Nummern vom 7., 8. und 9. Juli veröffentlicht. Die Ent Wi rüstung über dieses frevelhafte Beginnen war so groß, daß der Straßen­3 verkauf der betreffenden Nummern wegen ,, Unsittlichkeit" in­

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*) Zur Zeit darf in England ein Mädchen wohl nach zurückgelegtem Sechszehnten Jahre gültige Kaufs- und Verkaufskontrakte abschließen

für Waaren; sich selbst darf es schon vom 13. Jahre an verkaufen!

hibirt wurde, und die Regierung sich veranlaßt sah, gerichtliche Schritte gegen den Herausgeber des unfittlichen Blattes einzuleiten. Natürlich verhindert die tugendhafte Entrüstung nicht, daß Jeder die abscheulichen Blätter lesen will, man hat das Exemplar bis zu 10 Sh. verkauft. Wir können natürlich nicht die ganzen Enthüllungen hier wiedergeben, einige Proben mögen genügen.

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Der Berichterstatter hatte ein Interview mit den Damen X. und Z. er nennt leider keine Namen, das wire jedenfalls der Gipfel der Unsittlichkeit gewesen die beide angesehene Stellungen in der Gesell: schaft bekleiden, und viel Geld erworben haben als Lieferanten von Jungfrauen an reiche Wüftlinge. Sie haben kein Bordell, sondern liefern direkt in die Wohnung. Sie betreiben das Geschäft offen und ungescheut, und sind durchaus nicht zurückhaltend in ihren Mittheilungen. Der Berichterstatter:" Man hat mir mitgetheilt, daß die Nachfrage nach Jungfrauen in der legten Zeit gesunken sei infolge betrügerischer Manipulationen der Kuppler. Der Markt sei mit unechten, zusammen­geflicten( vamped up) Jungfrauen überschwemmt worden, von denen immer großes Angebot ist, und die Nachfrage nach der echten Waare habe abgenommen."

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,, Unsere Erfahrungen sagen uns das nicht," entgegnete die ältere Theilhaberin der Firma, ein außerordentliches Weib, anziehend(!) durch ihre Energie trotz der Scheußlichkeit ihres Berufs, der noch tief unter dem eines Henkers steht. Wir geben uns mit imitirten Jungfrauen nicht ab. So lange noch eine solche Menge echter Jungfrauen zu haben ist, ist es nicht der Mühe werth, welche nachzumachen. Der Markt bessert sich, und die Nachfrage wächst. Die Preise sind vielleicht etwas im Sinken, aber das rührt daher, daß unsere Waare anfängt, ein Massen artikel zu werden. Dr.- 3. B., einer meiner Freunde, der sonst jede Woche eine Jungfrau zu 10 Pf. Sterl. abzunehmen pflegte, nimmt jett alle vierzehn Tage drei, das Stück von 5-7 Pf. Sterl."

,, Was!" rief ich ,,, Sie versehen einen einzigen Herrn mit 70 Jung­frauen im Jahr?!"

,, Gewiß," sagte sie, und er würde hundert nehmen, wenn wir sie auftreiben könnten. Aber er ist sehr wählerisch, will keine Ladenmädchen und keine unter 16 Jahren"

,, Sie kennen wohl die Geseze sehr gut?"

,, Sicher, das gehört zu meinem Geschäft. Wir kämen nicht aus den Unannehmlichkeiten heraus, wenn wir uns nicht strikte an das Gesetz hielten."( Der berühmte gesetzliche Weg".) Die Mädchen werden immer vorher gefragt, ob sie verführt sein wollen. Die meisten wissen nicht genau, was das ist, noch was die Folgen. Man sagt ihnen, es sei nichts als ein Spielen mit einem Gentleman. Und dafür bekämen sie viel Geld. Am besten, sagte die eine Kupplerin, sind Mädchen von 14-15 Jahren daran zu bringen. Mädchen von 13 sind noch zu sehr unter mütterlicher Dbhut, und Mädchen von 16 wissen schon besser, was ihnen bevorsteht. Dennoch braucht es meist monatelangen Umgang der Kupp lerin mit dem Opfer, bis dieses sich bereit erklärt. Ein beliebtes Mittel, namentlich bei Kindern sehr armer Eltern, ist, den Mädchen Vorschüsse zur Unterstützung ihrer Angehörigen zu geben, fie in Schulden zu ver stricken, bis sie zur Rückzahlung derselben keinen andern Rath mehr wissen, als sich zu ergeben. Dennoch kommt es sehr häufig vor, daß die Mäd­chen sich sträuben und gewaltsam um sich schlagen und schreien, wenn es zur wirklichen Verführung kommt. In diesem Falle wird regelmäßig Gewalt angewendet. Sehr oft kommt es vor, daß zwei Kupp­lerinnen das Mädchen niederhalten müssen, während ihm der Gentleman Gewalt anthut. Die Mädchen kennen die Namen der Kupplerinnen nicht, noch den des Gentleman. Manche der Letteren haben an 3-4 Drten Zimmer zum Nothzüchtigen der Proletarierfinder. Das Mädchen wird im Cab an Ort und Stelle gebracht, dafür gesorgt, daß es keinen An­haltspunkt hat, wenn es flagen wollte. Aber es schweigt aus Scham. Die Kupplerinnen sind in der guten Gesellschaft" albekannt, aber von der haben sie nichts zu fürchten.

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Die erwähnte Firma" handelt nur mit Jungfrauen auch eine Art Arbeitstheilung. Wir machen blos in ersten Verführungen," sagte die eine Rupplerin, unsere Gentlemen wollen wirkliche Jungfrauen, keine beschädigten Artikel, und sie sehen dieselben stets nur einmal."

Das klingt unglaublich, und doch macht sich die Pall Mall Gazette  " anheischig, den Beweis für die Wahrheit ihrer Angaben anzutreten. ,, Wir werden," schreibt sie, die Personen, von denen wir gesprochen, oder auf welche wir angespielt, als Zeugen zitiren vom Erzbischof von Canterbury   bis zur Jefferies( Inhaberin eines Bordells), vom Prinz von Wales bis zum Londoner   Minotaur.

,, Wir werden bis zum Aeußersten gehen, mögen diejenigen, welche die Grundlagen des Gesellschaftsgebäudes nicht erschüttern wollen, sich vorsehen, daß sie uns nicht in die Noth­wendigkeit versetzen, vor einem Gerichtshof Prinzen von Geblüt mit Rupplerinnen, Männer von öffentlicher Stellung mit den Opfern ihrer Lüfte zu fonfrontiren!"

Und der radikale Deputirte Sir Samuel Morley, der kürzlich die Erhebung in den Pairsstand ausgeschlagen, erklärte vor vetsammel tem Unterhause, daß die Wahrheit der Enthüllungen der Pall Mall Gazette  " die Kühnheit derselben genügend entschuldige, er sei bereit, mit wem immer eine Untersuchung über die Genauigkeit der berichteten That­sachen zu leiten.

Folgenden Brief einer Vermittlerin an einen Lord besitzt die Pall Mall Gazette  " im Original:

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Bei mir können Sie sich an dem Schreien des Mädchens, in Sicher­heit, daß kein Anderer sie hört, ergößen( enjoy))!

Das genügt. Die revolutionäre Bourgoiste denunzirte den Hirschpark Ludwigs XV., heute ist der Hirschpark fein bürgerlich demokratisirt". Der Prinz von Wales Hand in Hand mit einem Großhändler aus der City, der sich rühmt, für die Bagatelle von 6000 Pfd. Sterl. 2000 Mädchen entjungfert zu haben. Der geschlechtliche Genuß bietet keine Reize mehr, wenn er nicht begleitet ist von den Entsetzungen und Weh­flagen eines genothzüchtigten Kindes!

Die alte Erscheinung. Je degradirter das Weib, je mehr sie bloßer Begattungsapparat, und je lüsterner und entnervter der Mann, um so größer das Verlangen des letzteren nach der physischen Jungfräulichkeit. In den türkischen Harems wie in den Häusern der Londoner Kuppler wird die Menschenwaare von Aerzten auf ihre Keuschheit untersucht, in London   finden sich Aerzte, die sehr gut wissen, warum sie den halb­wüchsigen Mädchen die Jungfräulichkeit bescheinigen, und die es doch thun, um die Gentlemen vor Betrug" zu sichern! Aber Gott sei Dank! die Lehren der freien Liebe sind in England fast noch unbe­kannt, die Umsturzpartei noch schwach, das Ansehen der Kirche noch nicht unterwühlt, somit also die Sittlichkeit noch nicht gefährdet, außer durch so abscheuliche Artikel wie die der Pall Mall Gazette  "!

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Der Londoner   Korrespondent der Frankfurter Zeitung  " meint zu den Enthüllungen der Pall Mall Gazette  ", die berührten Thatsachen seien, soviel sich von anderer Seite beurtheilen läßt, richtig, doch tragen die Einzelheiten vielfach den Stempel der Uebertreibung..... London   ist in diesem Punkte wohl nicht schlimmer als andere Großstädte."

Wir müssen gestehen, daß es uns sehr sonderbar vorkommt, mit dem Hinweis darauf, daß die Gemeinheit sich nicht auf die oberen Zehntausend in London   beschränkt, die Brandmarkung gewissermaßen abschwächen zu wollen. Wir sind nicht in der Lage, zu beurtheilen, inwieweit der Handel mit jungem Menschenfleisch in den anderen Großstädten entwickelt ist, was speziell Berlin   anbetrifft, so ist uns nur bekannt, daß der ,, hochselige" Prinz Karl von Preußen   sich die Konfirmandinnen der Dreifaltigkeitskirche von seinen Subjekten zutreiben ließ. Es mag aber wohl sein, daß das erlauchte Hohenzollernbeispiel in den Kreisen, wo die Loyalität die höchste Bürgerpflicht ist, Nachahmung gefunden hat. Im Algemeinen gilt Berlin   als die Stadt, wo der Kultus der Ganymede zur höchsten Blüthe gelangt ist, dem es an einem allerhöchsten Beispiel fast hätten wir gesagt Protektor ja auch nicht fehlt. Die ,, Börse" im Cafe Bauer erfreut sich einer internationalen Berühmtheit. Woher aber alle diese Erscheinungen?

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ein so verkommenes, unterwürfiges Proletariat, nirgends mögen sich daher auch so viele Eltern finden, die ihre Kinder schon im zartesten Alter auf den Markt der Prostitution schicken. Auf der anderen Seite häufen sich die Mittel, Menschen zu kaufen, allen Lüsten zu fröhnen, immer mehr in einzelnen Händen an, der Genuß macht blasirt, das Bewußtsein der Herrschaft übermüthig, und so wird die Schändung wehrloser Proletarierfinder zum Sport der Heldensöhne der Bourgeoisie, zu einer stehenden Einrichtung des Kapitalismus. Hoffentlich läßt das reinigende Gewitter nicht mehr lange auf sich warten, das die Welt von dieser Pest Atmosphäre befreit.

Brüder in Christo. Herr Stöcker geht mit Riesenschritten seiner Heiligsprechung entgegen. Zu den Ovationen ohne Zahl hat sich eine imposante Demonstration gesellt etliche Hundert der, besten Männer im Staat und in der Gesellschaft", darunt er eine stattliche Zahr von Reichstags- und Landtagsabgeordneten, z. B. die braven Hammer­stein, Kleist Rezow, Puttkamer- Plauth, Hartmann, Knebel, Kropatschek und andere Ehrenmänner der gleichen Kategorie. Der Hartmann ist der bekannte sächsische Staatsanwalt, der sich die Lehren seines Vorgesetzten, des famosen Generalstaatsanwalts Held, jedenfalls gut zu Nußen ge­macht hat. Im Ganzen sind es an die 300- Eides helfer, nannte man's ja früher. Heute muß es heißen: Meineid shelfer.

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Der Byzantinismus im deutschen Reich treibt immer herrlichere Blüthen. Jetzt wissen die Blätter wieder als außerordent­lichen Zug von der Pietät des deutschen   Kaisers zu erzählen, daß er an seinem Trauring und einem Haarring mit übergroßer Liebe hängt, und ganz unglücklich war, als er dieselben vor Kurzem von den Fingern her­unter verloren hatte. Als ob das bei alten Leuten etwas Besonderes wäre! Aber das Schönste kommt noch. Damit ihm das Unglück nicht öfter passire, läßt sich der alte Wilhelm den Hofjuwelier Lemde tommen, der die Ringe enger machen soll. Herr Lemcke," heißt es in der Notiz, die zur Erbauung des Denkervolkes die Runde durch die wohlgesi nnte deutsche Presse macht, empfing die Ringe aus des Kaisers eigener Hand( wun derbar!), welcher dieselben in ein Stückchen Papier   gewickelt hatte und am liebsten gesehen hätte, wenn die Reparatur sogleich im Schlosse in seiner Gegenwart vor sich gegangen wäre. Selbstverständlich entwickelte der Hofjuwelier die denkbar größte Eile, um mit seiner Arbeit zu Stande zu kommen und die verengerten Ringe dem Monarchen zurückzuliefern. Als Reliquie behielt sich aber Herr Lemcke d as kleine Stück= chen Papier zurück, in welches des Kaisers Hand die Ringe gewickelt hatte, und das nun als Kleinod in der Familie des Juweliers auf­bewahrt wird."

So wörtlich zu lesen in den Dresdener Nachrichten" und ähnlichen Blättern, im Jahre des Heils und der Aufklärung eintausend achthundert fünfundachtzig! Wenn das so fortgeht, dann ist sicher auch die Zeit nicht mehr fern, wo gewiffe andere Papiere nach allerhöchstem Gebrauch als tostbare Kleinodien gesammelt und an besonders verdiente Unterthanen veräußert werden. Dreimal beglückt der Inhaber einer solchen kaiser­lichen Reliquie!

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Die Krone Karls des Großen". Wir wollen hier keine Geschichtsvorlesung halten, sondern bloß an eine Thatsache erinnern, die in jedem Schul- Geschichtsbuch verzeichnet ist, und sie mit einer anderen Thatsache in Verbindung bringen, die jetzt in den deutschen   Zeitungen zu lesen ist. Die erste Thatsache ist, daß Karl der sogenannte Große sich mit Blut und Eisen ein Reich zusammenerobert hat, welches das heutige Frankreich  , Italien  , Deutschland   sammt Desterreich, nebst Holland   und anderen kleineren Ländern und Landestheilchen umfaßte. Dieses ganze Gebiet, das bald nach dem Tode des Blut- und Eisenmannes zusammen­fiel( wie dies das Loos der Schöpfungen aller Blut- und Eisenmänner ist), stand unter der Krone Karls des Großen". Und nun die zweite Thatsache.

Es hat sich dieser Tage eine Familie oder ein Haus" gefunden, dem ,, die Krone Karls des Großen" angehört. Besagtes Haus" ist das verdauungskräftige Haus der Hohenzollern  ". Und von wem erfahren wir das? Von unserem Friz", alias dem liberalen Kronprinzen", der es seit einiger Zeit für nothwendig hält, die Welt daran zu erin nern, daß er auch da ist und Lust hat, einmal deutscher Kaiser zu sein. Also der ungeduldige Erbe des Hauses Hohenzollern  " sagt uns, daß seinem Haus" die Krone Karls des Großen" gehört". Da anzus nehmen ist, daß der Erbe des Hauses Hohenzollern  " die Schul- Ge­schichtsbücher gelesen hat, so müssen wir aus seiner Aeußerung den Schluß ziehen, daß er glaubt, das Haus Hohenzollern" sei berechtigt", über alle diejenigen Länder und Landstriche zu regieren, die einst der ,, Krone Karls des Großen" unterstellt waren. Darnach müssen wir dar auf gefaßt sein, daß unser Frik", sobald er die ,, Krone des Großen" auf dem Haupte hat, sofort mit dem herrlichen Kriegsheer ausziehen wird, um Frankreich  , Italien   und was sonst noch fehlt, unter die ,, Krone Karls des Großen" zu bringen.

Oder sollte der ,, liberale Kronprinz" doch vergessen haben, was er in seinen Schulbüchern über Karl den Großen" gelesen hat? In der Ge­schichte pflegen die Fürsten   nicht start zu sein.

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Gegen den Militarismus spricht sich die Offens bacher Handelskammer in ihrem letzten Jahresbericht entschieden aus: sie erklärt darin was ja auch ganz richtig, daß die Arbeits­fähigkeit des Volkes und die Produktion schwer unter der langen Dienst­zeit zu leiden haben.

Die Offenbacher Handelskammer denkt dabei natürlich in erster Linie an die geschmälerten Profite der Herren Arbeitgeber. Trotzdem freut es uns, daß sie der Wahrheit die Ehre gegeben hat. Leider gähnt aber oft zwischen Theorie und Praxis eine breite Kluft. Und der näm liche Handelskammersekretär, der jenes Gutachten verfaßt hat, war bei der lezten Reichstagswahl, wo er gegen Liebknecht kandidirte( Schloß­macher heißt der Mann), ein wüthender Vertheidiger, des Militaris­mus mit Allem, was drum und dranhängt, und stempelte seinen sozial­demokratischen Gegner zum Landesfeind, weil derselbe den Militarismus bekämpft.

Ein Glück, daß die Inkonsequenz nicht gesundheitsschädlich ist. Woher bekämen wir sonst das Geld für all die hospitäler?

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Ein Soldatenschinder gel yn cht. Wir lesen in den Zeitungen:

In Würzburg   wurde der Unteroffizier B. der zweiten Kompagnie des Trainbataillons in der Nacht zum Sonntag von einigen Männern am Dreitronenthor unter dem Rufe: ,, Du bist Derjenige, der die Rekruten so schindet!" überfallen und durch 16 Hiebe und Stiche auf Kopf, Rücken und Brust mit Messer und Schlagring derart verlegt, daß er nur mit Unterstützung einiger Nachwächter nach dem Lazareth gelangen konnte, wo er gefährlich frank darniederliegt." Mag für Manchen als Warnung dienen!

Warnung vor Warnungen. Der ,, Sozialdemokrat" ist in der letzten Zeit wieder reichlich mit Warnungen bedacht worden, und es hat auch nicht an Fällen gefehlt, wo solche Warnungen zurückgenommen werden mußten.

Wir geben daher gerne einer Stimme Raum, welche mit Rücksicht auf einen bestimmten Fall den Genossen dringend empfiehlt, doch nur da zu dem Mittel öffentlicher Ausschreibung zu schreiten, wo eine solche als unbedingt nothwendig erkannt ist.

So werde in Nr. 27 von den Genossen Brandenburgs   der Berliner  Ausgewiesene Pötting an den Pranger gestellt. Der Schreiber, gleich­falls aus Berlin   ausgewiesen, kenne Pötting als einen sehr eifrigen Genossen, er selbst sei durch ihn zum Sozialisten bekehrt worden, habe wiederholt mit ihm gearbeitet; er gibt auch zu, daß Pötting zum Tadel sehr geneigt sei und daher auch wohl eine falsche Anklage erheben kann, aber er glaube nicht, daß Pötting etwas gesagt habe, was uns in der Deffentlichkeit schadet. Es sei doch eine übertriebene Empfindlichkeit, da gleich mit öffentlichen Ausschreibungen vorzugehen, man sollte nur bes denken, daß durch solche Ausschreibungen Leute von Ehrgefühl geradezu zur Verzweiflung getrieben werden können.

Die Redaktion kann sich im Prinzip mit diesen Ausführungen nur einverstanden erklären, mit Bezug auf den einzelnen Fall ist sie natürlich nicht in der Lage, zu beurtheilen, ob eine Warnung gerecht­

Die Erschwerung der Befriedigung des Geschlechtstriebes inner- und außerhalb der Ehe erklärt im Grunde nur die Nachfrage nach der " gewöhnlichen" Prostitution, für die Gier nach Vergewaltigung halb­wüchsiger Mädchen 2c. liegt die Ursache wo anders. Es ist die Fruchtfertigt ist oder nicht. Sie muß sich da auf das Urtheil und das Takts unserer ganzen gesellschaftlichen Entwicklung. Auf der einen Seite nimmt die Zahl der Menschen, die durch Noth und Elend gezwungen sind, sich zu verkaufen, mit jedem Tage zu, und nirgends ist sie so groß als in England, nirgends findet sich, neben den privilegirten Gewerkschaften,

gefühl der Genossen am Ort verlassen. Wie die Dinge heute liegen, ist die Grenze, wo eine Ausschreibung gerechtfertigt ist oder nicht, sehr schwer zu ziehen, im Allgemeinen sollten nur notorisch ehrlose Subjekte zur öffentlichen Kennzeichnung gelangen, überhaupt aber die Ges