Die Frankfurter Friedhofsmetelei hat den Beweis geliefert, daß in Deutschland eine Verschwörerbande existirt, welche die Störung der öffentlichen Ordnung, die Aufhebung zum Klaffenhaß und die Züch tung des Anarchismus bezweckt. Diese Verschwörerbande, welche ihren Zentralsiz in Berlin hat, benüßt die Polizei als Hauptwerkzeug: sie hat die Frankfurter Friedhofsmezelei veranstaltet, und wenn der Verschwörer­bande nicht das Handwerk gelegt wird, so haben wir in nächster Zeit ähnliche Megeleien zu erwarten. Denn die Verschwörerbande ist mächtig: sie hat das Staatsruder in Händen und fürchtet mit Recht, daffelbe werde ihr entschlüpfen, wenn die Entwicklung der Dinge sich frieblich vollzieht und das Volk in die Lage tommt, in Ruhe über die herrschenden Personen und Zustände zu urtheilen.

In dieser Thatsache liegt die Gefahr. Die Verschwörerbande erblickt im Bürgerkrieg und Anarchismuus ihr ein­ziges Heil das Volk soll verhett und geängstigt, die letzten Refte der Freiheit erstickt und der Belagerungszustand womöglich der " große" über ganz Deutschland verhängt werden. Dann könnte die Verschwörerbande ihr schmachvolles Treiben noch geraume Zeit fort­setzen.­

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Es fragt sich, ob das deutsche Bürgerthum denn auf dieses tommt es zunächst an gewillt ist, der Verschwörerbande das Hand­wert zu legen. Die Möglichkeit ist jetzt gegeben die Verschwörerbande hat sich bei der Frankfurter Friedhofsmezelei in ihrer eigenen Schlinge wird das gefangen, der Beweis der Schuld ist sonnenklar deutsche Bürgerthum die Bestrafung der Schuldigen fordern und erzwingen?

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Wir wären Thoren, gäben wir uns der Hoffnung hin.

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Die Schuldigen werden straflos ausgehen die bürgerliche Entrüft­ung wird nach einigem Gepolter sich in Wohlgefallen auflösen und die Verschwörerbande wird ihr schmachvolles Treiben fortsegen bis zur un vermeidlichen Katastrophe.

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Wir Sozialdemokraten können ihm nicht unmittelbar steuern sind vogelfrei. Haben wir es aber auch nicht in unserer Macht, die Ur­heber und Werkzeuge des Frankfurter Polizei Attentates sofort zur ver­bienten Strafe zu ziehen, so haben wir es doch in unserer Macht, zu bewirken, daß den Urhebern und Werkzeugen des Attentats kein Vor theil aus ihrem Verbrechen erwäch st und daß im vollsten Maße und bis zu den letzten Konsequenzen an ihnen sich das Wort erfülle: m

Wer Anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein."

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Genoffe Liebknecht ersucht uns um Abdruck der folgenden, an deutsche Zeitungen gesandten Erklärung:

Wie mir aus Frankfurt geschrieben wird, glauben dortige Genoffen auf Grund eines ungenauen Zeitungsreferats, ich hätte sie in meinem letten Rechenschaftsbericht in Offenbach angegriffen. Das ist nicht wahr: ich habe kein Wort gesagt, das die Frankfurter Genossen irgend verlegen sollte oder konnte. Natürlich mußte ich mir, theils weil ich nach einer Seite anstoßen, theils weil ich dem überwachenden Beamten keinen An­laß zum Einschreiten geben wollte, die äußerste Zurückhaltung aufer­Iegen.

Und weshalb auch angreifen?

Der bekannte ,, Aufruf" enthält meiner Ansicht nach zwar neben man­chem Richtigem viel Falsches und Unreifes, und ist in einem Tone ge schrieben, den ich unter Genossen auf's Schärffte mißbillige, allein das Recht der freien Meinungsäußerung steht doch Jedermann zu, und der Aufruf" ist nicht von den Frankfurter Genossen, sondern von der Fraktion veröffentlicht worden. Mit der Veröffentlichung im Parteiorgan war der Zwischenfall erledigt. Seit­dem ist das Handeln der Frankfurter Genossen ein durchaus for rettes gewesen, und ihre Schuld ist es nicht, wenn an den Aufruf eine Polemik geknüpft wurde, die meines Erachtens nicht forrett

war.

Dies auszusprechen, erschien mir als eine Pflicht gegen die braven Frankfurter Genossen, die vor wenigen Tagen, bei der unerhörten Friedhofs Metelei, unter den schwierigsten Umständen, ange­fichts einer Provokation, wie sie in Deutschland wohl noch nie vorge tommen, durch bewunderungswürdige Disziplin und fast übermenschliche Kaltblütigkeit einer Rata­strophe vorgebeugt, das Spiel der Reaktion ver eitelt und unserer Partei einen unvergeßlichen Dienst geleistet haben.

Borsdorf , den 26. Juli 1885.

W. Liebknecht.

Rann es ein schlechteres Zeugniß für die amerikanische Wirthschafts. politik und den Schutzzoll geben? Und ist der Schutzoll nicht auch das Bismarck 'sche Heil- und Wundermittel?

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Das Fiasko eingestehen zug ben, daß der Schutzoll es nicht thut, wie man den deutschen Bauern und Handwerkern vorgeschwindelt das ist natürlich von der Norddeutschen" nicht zu verlangen. Aber mit der fatalen Thatsache, die nicht aus der Welt zu schaffen ist, muß sie sich auf die eine oder andere Art abfinden. Und da kam ihr denn ein glücklicher Gedanke.

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Nationalökonomie hat sie nicht studirt, so wenig wie ihr schnapsbrennender und konsumirender Patron. Dafür hat sie in ihrer volksverdummerischen Thätieteit sich um so mehr mit Gesangbuchversen, Bibel- und Fibelsprüchen beschäftigt; und da fiel ihr dann als Retter in der Noth das famose Fibelsprüchlein ein: Wenn die Noth am höchsten, ist Gottes Hilfe am nächsten". Flugs ward das Sprüchlein auf die wirthschaftliche Lage angewandt und entsprechend modernisirt, und jetzt prangt es in der Norddeutschen Allgemeinen" in folgender tröstlichen Faffung:

- Mit berechtigter Schärfe wendet sich die Frankfurter Beitung" gegen die Wiener Sensationspresse, welche die Frankfurter Friedhofsaffäre im Styl gewiffer Schinderhannes- Romane verarbeitete. Da schreibt z. B. die Neue freie Presse":

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Wenn die Klagen über schlechte Zeiten allge= mein sind, befindet sich, wie frühere Erfahrungen lehren, die Welt gerade an der Schwelle besserer Verhältnisse.".

Bravo! Die Fibel und Bibelgläubigen werden nun vergnügt und hoffnungsvoll auf die besseren Verhältnisse" warten. Einstweilen stehen sie auf der Schwelle". Wie lange sie wohl noch darauf stehen werden?

" In Berlin , Hamburg , Leipzig verhindert der kleine Be Lagerungszustand derartige Exzesse; in Frankfurt tritt der So­zialismus breister hervor, und es ist nicht das gemäßigte Element des­selben, welches bei solchen turbulenten Gelegenheiten eine Rolle spielt. Die große Herberge an der Pfaffenstraße des Heiligen Römischen Reiches loat eben nicht blos harmlose Touristen an, sie wird auch von jenen finster en Gestalten aufgesucht und bevölkert, welche, anderwärts ausge wiesen oder überwacht, ihr sogenanntes anarchistisches Glaubensbetennt­niß in grauenhafte Thaten umsehen wollen."

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Der Norddeutschen" und ihrem Patron geben wir aber ganz ernst­haft den Nath, sich doch endlich einmal einige nationalökonomische Kennt niffe anzueignen und die wirthschaftlichen Verhältnisse zu studiren. Die Leutchen werden dann vielleicht lernen, daß es gerade die Allge= meinheit und die chronische Dauer ist, was die gegenwärtige Geschäftskrisis von allen früheren unterscheidet; daß dieser Unterschied in der allgemeinen allen Rulturstaaten gleichmäßig eigenen sogenannten ,, Ueberproduktion ", d. h. dem Miß­verhältniß zwischen Produktion und Konsumtion, seinen Grund hat; und daß dieses Mißverhältniß eine organisch­nothwendige Folge unserer modernen Großproduk­tion ist.

Eine schiefere Darstellung ist nicht denkbar, jedes Wort fast ist ver­Logen, aber in solcher Bearbeitung klingt die Sache halt pikanter, und darum wird ohne Rücksicht auf die Konsequenzen der Sachverhalt verdreht.

In früheren Zeiten, wo bloß in England die Großproduktion voll entwickelt war, und wo sie in den übrigen Staaten noch in den Kinder­schuhen stack, konnten die Krisen nur periodisch auftreten und mußten nach einiger Zeit wieder der sogenannten Prosperität weichen: das Miß­verhältniß zwischen Produktion und Konsumtion war noch nicht so groß wie heute, und die Konsumtionsfähigkeit der Massen half ruckweise über die gröbsten Wirkungen der Produktionsanarchie hinweg. Allein jetzt ist das anders.

England hat in den letzten Jahrzehnten seine schon so hoch entwickelte Produktion noch kolossal gesteigert; und außerdem ist in Deutschland , den Vereinigten Staaten , Frankreich , Belgien , der Schweiz von anderen industriell weniger bedeutenden Ländern nicht zu reden die Großindustrie zu einer erstaunlichen Entfaltung gekommen, wohin­gegen auf der anderen Seite die konsumtionsfähigkeit der Maffen eher a b, als zu genommen hat.in.( in puiss Hier ist die Wurzel des Uebels", welches die Norddeutsche" mit

Die Wiener Journalistik, voran die Neue freie Presse" und das Neue Wiener Tagblatt", hat alle Ursache, zu schweigen, wenn vom Anarchismus die Rede ist. Wer einigermaßen die Verhältnisse fennt, der weiß, daß Oesterreich heute der Herd des Anarchismus ist, und wer den Ursachen dieser Erscheinung auf den Grund geht, der findet die Erklärung nicht nur in den gesegneten Institutionen des Landes der Niedertracht und Heuchelei, sondern nicht zum geringsten Theil in dem Einfluß eben der sensationslüsternen Wiener Journalistik. Der heutige Anarchismus ist das Berrbild des wirklichen Nihilismus Rußlands , aber zugleich die sklavische Nachahmung dessen, was die Wiener Bresse jahrelang ihren Lesern als den russischen Nihilismus vorführte. Um der Pikan­terie willen ward die wirkliche Tragödie, die sich in Rußland abspielte, zu einem Schauerstück verarbeitet, die wirklichen Helden derselben mit den Helden irgend einer erfundenen Räubergeschichte identifizirt. So ward der Boden für die Peutert und Konsorten präparirt, diese ,, fin­steren Gestalten", mit welchen dieselben Skribenten jest Frankfurt be­völkern möchten, zur größten Ehre des Sozialistengefezes. Und das nennt sich liberal, das will in Desterreich als der alleinige Repräsentant der Kultur gelten!

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ihrem famosen Fibelspiüchlein nicht ausroden wird. and uisti

Wenn die Noth am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten lautet das bekannte Fibelsprüchlein für große und kleine Kinder. Es scheint, als ob die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" aus diesem Sprüchlein ihre ökonomische Weisheit geschöpft und ihm Trost in den wirthschaftlichen Nöthen dieser schweren Zeit entnommen hätte.

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Die Kleinen werden von den Großen gefressen das ist der ,, ungeregelte, unkultivirte Naturzustand", und das ist das Gesetz( nicht auch Sitten gesetz?) der modernen, ihrer Kultur fich brüstenden Bourgeoisie- Gesellschaft. Daß im Konkurrenzfampf, diesem Krieg Aller gegen Alle", der Schwache vom Starken, der Kleine vom Großen niedergetreten, getödtet und auch wirthschaftlich in des Wortes vollster Bedeutung aufgefressen wird, das ist eine Thatsache, die uns von allen Seiten in die Augen springt, die tausendmal feftge­stellt und begründet worden ist. Diese alte Thatsache tritt uns jetzt in neuer und etwas veränderter Gestalt entgegen.

habe ich mehr Lebensfreude empfunden, als in den ganzen 11 Jahren iftischen im Auslande. Ich habe ungemeine Fortschritte auf allen Gebieten vor auf den gefunden, und ich habe gesehen, daß das Volk, dem ich angehöre, nun den Huft mehr dem übrigen Europa bedeutend näher gerückt ist, als früher. Allemal mit mein Besuch in der Heimat hat mir auch Enttäuschungen bereitet. Suft sp Ich habe erfahren, daß die unentbehrlichsten individuellen von einer Rechte noch nicht so gesichert sind, wie ich glaubte unter der nur sehr neuen Staatsleitung erwarten und hoffen zu dürfen. Eine Mehrzahl der Regierenden räumt dem Einzelnen weder Glaubens: noch Rebefrei heit außerhalb einer willkürlich gezogenen Grenze ein. Hier ist also noch viel zu thun, ehe man von uns sagen kann, daß wir zur wirklichen Freiheit durchgedrungen sind. Aber ich fürchte, daß unsere einmal eir gegenwärtige Demokratie die Aufgaben nicht zu lösen vermag. Es muß ein adeliges Element in unser Staatsleben,

Bekanntlich haben die Herren Agrarier die schärfsten Worte der Entrüstung über das Manchesterthum und die freie Ronkurrenz, durch welche der Kleine dem Großen zum Opfer falle. Liest man die Organe dieser sonderbaren Volks und Arbeiterfreunde, so meint man oft ein sozialdemokratisches Blatt vor sich zu haben: genau dieselbe Argumen tirung und dieselbe Behandlung in der Kritik. Und die Leutchen, mit ihrem eisernen" Otto an der Spike, nennen sich auch mit Vor­liebe Anwälte" des armen und kleinen Mannes.

Wenn es in Deutschland trok der Bismarck 'schen Wunderkur mit dem Geschäft nicht vorwärts gehen will, so liegt nach den schutzöllnerischen Aposteln der Grund darin, daß die Dosis Schutzoll nicht fräftig genug und noch nicht lange genug im Leib ist. Wenn in Frankreich trotz des Schutzolles die Krise hereingebrochen ist, so kann man auf den Popanz des Anarchismus verweisen, der das Geschäft durch systematische Beun ruhigung zu Grunde richtet. In den Vereinigten Staaten gibt es aber feinen Anarchismus( so nüßlich Hans Most für deutschen als amerikanischer Faktor läßt er Polizeigebrauch sein mag sich beim besten Willen nicht verwerthen), und die Schutzzollpolitit iſt bort so alt und so konsequent durchgeführt, daß sie ihre wunderthätige Kraft unter allen Umständen müßte bewiesen haben, solche da wäre. Deshalb verursacht denn auch die amerikanische Geschäftskrise der Norddeutschen" und ihren Patronen gar arge Kopfschmerzen. Namentlich die letzten Nachrichten lauten ganz besonders ungünstig.

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Die Klagen über den schlechten Stand des Ge schäftes sind allgemein."

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Als sie in der vorigen Reichstagssession ihren berüchtigten Raub- zug verübten, da waren sie heilige Crispine, die nicht für sich selbst der Himmel behüte!, sondern für den geliebten armen und kleinen Mann raubten und plünderten.

Und nun?

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unsere Regierung, in unsere Repräsentation und Presse kommen. 39 beiter,

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denke dabei natürlich nicht an den Geburtsadel, und auch nicht an den Geldadel, oder den Adel der Intelligenz, ja ni Reben einmal an den Adel der Anlagen und Begabung, son Genoffen dern ich denke an den Adel des Charakters, des Willens und der Gesinnung. Der allein kann uns frei machen. Von zwei Gruppen aus wird dieser für unser Volk von mir erhoffte Adel kommen: von unseren Frauen und unseren Arbeitern. Beide haben bis Aus dem Das her unter dem Parteijoch noch keinen unverbesserlichen Schaden erlitten. Die Umformung der Gesellschaftsordnung aber, welche sante jekt in Europa vorbereitet wird, beschäftigt sich wesentlich mit der 3 Darmstad fünftigen Stellung des Arbeiters und der Frau. Hierauf set burg flag: ich meine Hoffnungen und Erwartungen, und dafür will ich wirken und Offenb werde ich wirken mein Lebelang mit allen meinen Kräften. Mit diesen in Folge Worten erlaube ich mir, meinen herzlichsten Dank für all die Ehre und Obervorm die Freude auszusprechen, welche der Arbeiterverein" Drontheims mit und ihne heute Abend bereitet hat. Und zugleich mit meinem Dant bringe ip. Lang ein hoch aus auf den Arbeiterstand und seine Zukunft." daß derse Wie vortheithaft zeichnet sich doch der Dichter der Stügen der Ge gehabt ha sellschaft" vor seinen Kollegen im deutschen Reich der Gottesfurcht und in der 2 frommen Sitte aus! Wo fände sich im neugebackenen deutschen Kaiser wahren; reich ein Dichter von Ruf, der so viel Verständniß für die Problem selben vo der Neuzeit verriethe oder zu verrathen wagte? Ghedem, als da Man ist deutsche Bürgerthum noch politische Ideale" hatte, d. h. revolutionär spannt, Bestrebungen verfolgte, da durften seine Dichter und Denker sich aud Stung'ich erlauben, in Bezug auf die sozialen Fragen auf der Höhe der Zeit zu schädigun stehen, heute ist dieses Recht die Pflicht des wahren Dichters Gegen be ein ,, überwundener Standpunkt". Nicht nur will das Bürgerthum, breite Maffe der Besitzenden und daher auch der Gebildeten", po Borsigeni Jdealen" nichts mehr wissen, die fünfzehn Jahre hohenzollerisch bis laffen, eit mardischer Herrschaft haben auch hingereicht, es durch und durch zu entnerven, Gelegenh die Geister zu versimpeln, die Charaktere zu erniedrigen. Unser Dichter wir sprechen immer nur von denen, die als solche von den vorgeschr find entweder in den 2 in der Literatur tonangebenden Kreisen anerkannt sind

Dieser Tage brachte die Norddeutsche Allgemeine", das Leiborgan des eisernen" Otto, einen Artikel über den Berliner Maurerstreit, in welchem Artikel anknüpfend an die Behauptung der Streifenden, daß die Lebensmittelpreise in Folge der neuen Wirthschaftspolitik" ges stiegen seien und deshalb eine entsprechende Lohnerhöhung sich nothwen dig erweise die Beseitigung des Zwischen und Detail­ handels verlangt wird, der an der Vertheuerung der Lebensmittel Schuld set. ploterdist mi diur Da finden wir den nämlichen Gedanken, wie seinerzeit in der famosen Hezrede des eisernen" Otto gegen die Bäcker; nur daß der Zweck diesmal offen angedeutet ist.

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Die Großen vertheuern das Brod und die Lebensmittel, und damit das Volk seinen Grimm nicht gegen sie wende, wälzen sie die Schuld auf die Kleinen und suchen auf diese den Grimm zu lenken. Der Bäcker und der Detail- oder Kleinkrämer, der das theure Brod und die theuren sonstigen Lebensmittel verkauft, soll für die Vertheuerung ver­antwortlich gemacht und bestraft werden. Er soll als Blizableiter dienen und auf dem Altar der neuen Wirthschaftspolitik geopfert werden.

Daß der Zwischenhandel etwas höchst Unsinniges und Unpraktisches ift, und daß die Bertheilung der Arbeitsprodukte an die Konsumenten weit zweckmäßiger und mit ungleich das geringerem Arbeitsaufwand besorgt werden kann, brauchen wir unseren Lesern nicht erst zu sagen. Die wirthschaftliche Anarchie, welche die moderne Groß produktion kennzeichnet, offenbart sich auch auf dem Gebiet der Distribution( Waarenvers theilung), und hier sogar noch anstößiger.

Allein die Mängel der Distribution sind immerhin doch nur se kun­därer Natur und werden bei einer vernünftigen Einrichtung der Produktion von selbst verschwinden. Jedenfalls heißt es das Pferd beim Schwanz aufzäumen, wenn man die Sozialreform bei den Klein- und Detailhändlern anfängt.

Natürlich wird aus der Sache nichts werden; auch zu einem ernst­haften Versuch wird's nicht kommen. Interessant ist es aber unter allen Umständen, daß der Vorschlag von den Anwälten" des armen und kleinen Mannes ausgeht. Sind nicht die Detailhändler in ihrer Kleine und ungeheuren Majorität mindestens 99/100 von ihnen arme Leute? Beläuft ihre Zahl sich nicht auf Millionen?

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zu denkfaul, die Probleme der Neuzeit in ihrer ganzen Tiefe Mannes erfassen, oder sie sind zu feige, mit ihrer vollen Meinung herauszu betrachtet rücken. Diejenigen unter ihnen, die in früheren Jahren Reger gewesen Berstöße haben durch die Bank den Weg nach Damaskus zu finden gewußt, und tommen als Beschönigung heißt es dann von ihnen, wie z. B. von dem jüngs Organe, verstorbenen Alfred Meißner : Ein Dichter sei eben kein Politiler. Nun, Politiker im engeren Sinne des Wortes ist wahrscheinlich au wollen se Jbsen nicht, so wenig wie Paul Heyse , der Verfasser der Kinder det Weit". Aber welcher Unterschied zwischen dem deutschen und dem nor herzoglic wegischen Dichter und Romancier! Paul Heyse beschäftigt sich ja aud sung i mit sozialen Problemen, aber wie sorgfältig weicht er einer entschiedenen 4000 Stellungnahme aus, er, der sich bereitwillig dazu hergab, den großen in Unter Kanzler" in unwürdigster Weise anzusingen! og din st Namentlich gefällt uns an Ibsen , daß er die Arbeiter und das Urt die Frauen als die beiden Gruppen bezeichnete, welche die Träger der Umgestaltung der Gesellschaft sind. Hier beweist er sogar einen we falls we teren Blick als viele unserer Sozialpolitiker von Beruf", die sich ein mann" bilden, man könne die soziale Frage ohne Rücksicht auf die Frauenfrage daß der lösen, oder am liebsten die Existenz einer Frauenfrage rundweg in Offenbac rede stellen. Grade in Bezug auf die Frauenfrage ist ja Deutschland schen Bi das Heuchell and par excellence, nirgends ist die Phrase von der treue gemüthvollen, zarten Weiblichkeit so im Kurs, und nirgends wird eben leil, die Diese zarte Weiblichkeit gemüthloser ausgebeutet als in Deutschland dem Land der freien Frommen".

Und so sehen wir denn, daß die Anwälte" des armen und kleinen Mannes ihre Anwaltschaft dadurch bethätigen, daß sie den Untergang, die Vernichtung von Millionen ihrer Klienten herbeiführen wollen. Brave Anwälte!

Die philanthropischen Wirthschafts- und Sozialreformer machen es genau wie die von ihnen so hart gescholtene Manchestergesellschaft: fie fressen die Kleinen auf, oder wollen es wenigstens thun. Und dabei ist nur der Unterschied, daß sie sich als Beschützer Derer, die sie auffreffen wollen, hinstellen, was dem manchesterlichen Bourgeois nicht einfällt. das ist die Wirthschafts: Manchesterthum mit Heuchelei" das ist die Wirthschafts und Sozialreform, alias das praktische Christenthum unserer sauberen Anwälte des armen und kleinen Mannes.

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Da sind die richtigen Manchesterleute uns noch lieber. Sie sind wenigstens teine Heuchler, wenn sie sich auch vortrefflich auf's Lügen

verstehen.

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Ein muthiges Dichterwort. Henrik Ibsen , der berühmte norwegische Dichter, hat jüngst, gelegentlich seiner Anwesenheit in seinem Heimatlande, folgende Ansprache an den Arbeiterverein in Drontheim gerichtet, der ihm eine Ovation bereitet hatte:

,, Es ist nach elfjähriger Abwesenheit, daß ich einmal wieder seit acht Tagen daheim in Norwegen bin. In diesen acht Tagen in der Heimat

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Der Jungferntribut des modernen Babylon" ungefäh den die Pall Mall Gazette " enthüllte, hat jetzt die ganze moralisch Tatio Gesellschaft in sittliche Entrüftung. verseit. Dieses schredliche Babylo ftellte s an dem Themsestrand, dieses abscheuliche Sodom, in dem alljährlic Tausende und Tausende von Mädchen der Prostitution überliefert wer eid zu den! D schaudervoll, o schaudervoll, höchst schaudervoll! Und wie un dem obe sittlich! Schade nur, daß es im Babylon " an der Seine, an der gab den Spree, an der Donau , an der Newa überall in unserer frei tugendhaften Welt wesentlich genau ebenso hergeht, und daß der Jungfern meift e Tribut", über den die moralische Gesellschaft jetzt mit so fittlicher En gemeint rüstung zetert, nicht nur eine englische, sondern eine allgemein und Ve soziale Institution ist, und auch solange bleiben wird, als di heutige moralische Weltordnung besteht. fr Beiläufig hat auch bei dieser Gelegenheit Deutschland in Punkt Zugendheuchelei den Vogel abgeschossen. In England sind Artikel der Pall Mall Gazette " unverfolgt geblieben, ja noch mehr, thum haben ihren Zweck dahin erfüllt, daß das schmachvolle Gesetz, gegen

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sie gerichtet waren, jezt abgeändert worden ist, in Deutschland aber vorzune hat die Polizei die Uebersehungen der betreffenden Artikel schleunigst mit Dart Beschlag belegen lassen, im Interesse der bedrohten Sittlichkeit. D Schilda, mein Vaterland!

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Wir halten es für unsere Pflicht, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, daß die jetzt so viel genannte Pall Mall Gazette in politischer Beziehung der russischen Regierung dient, was um so mehr zu wissen nöthig, als die politischen Auslassun gen dieses Blattes von der preußischen Reptilienpresse mit Vorliebe ziti werden, und zwar gewöhnlich mit dem Zusatz: Die radikale Pa Mall Gazette" schreibt." Von dem Radikalismus der Pall Mall Gazette " aber weiß in Eng land ,, Niemand nichts", als etwa Frau von Nowikow .

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Die Nachricht, daß das Reichsgericht sich schon am 25. Juli mit der Revision des Prozesses Lieste beschäftigt habe, war unrichtig; es heißt jezt, vor Ende August werde die Sache nicht vorkommen. Wir berichtigen hiermit unsere frühere Angabe, in dem wir es dahingestellt sein laffen, ob die gesammte deutsche Breff denn die Nachricht war in allen Zeitungen zu finden von irgen Jemand genasführt worden ist, oder ob die Nachricht doch be gründet war und, aus dem einen oder anderen Motiv ein Aufschu beschlossen wurde. di

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Unerwartete Wirkungen für seine Urheber hat bekannt hegte lich das Dynamitgeset gehabt, insofern noch nicht ein einzige Anarchist, wohl aber ein paar Dußend unschuldiger Philister darau ,, hereingefallen" sind. Aehnlich verhält es sich mit einer Maßregel, weld die Wiener Polizei voriges Jahr nach der Ermordung Hlubek's un Blöch's getroffen hat: man bewaffnete damals die Polizeidiener un Beamten mit Revolvern natürlich zum Niederschießen von Anat chiften.

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Dieser Tage tamen die gesellschaftsrettenden Revolver zum erstenma zur Anwendung, und es wurden auch verschiedene Personen todtgeschosse und verwundet. Die Todtgeschoffenen und Verwundeten sind jedo entsta keine Ararchisten, sondern Soldaten, die wegen einer Dirne mireu der Polizei in eine Schlägerei gerathen waren. Daß es Soldaten also Stüßen der heutigen Gesellschaft, waren, die von der Polizei, al der zweiten Hauptstüße der heutigen Gesellschaft, mit Revolvern tratti werden mußten, und zwar mit Revolvern, die ausdrücklich für bösen Anarchisten bestimmt waren- das ist in der That ein rech heiterer Wit der Zeitgeschichte.

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Der eidgenössische ,, Anarchistenbericht" ist trot geben, seiner sehr schonenden, theilweise verschleiernden Haltung den deutsche den s Regierungen sehr ungenehm. Die Regierungspreffe gibt über den J *) halt nur äußerst lückenhafte Mittheilungen und betont vor allem, da die Untersuchung zu dem Resultat geführt habe, der Urheber des ana