ren Giftischen Schwindel Attentats sei kein Polizeispiel gewesen. Ein Blick or auf den Bericht selbst zeigt, daß der Referent zwar so höflich war, un den Huft nicht als einen Spizel zu bezeichnen, daß aber das Mate­lem tial mit zwingender Gewalt für die Spigeleigenschaft des itet. Suftspricht. Die unabhängige Preffe, soweit in Deutschland len von einer solchen die Rede sein kann, hat sich bis jetzt mit dem Bericht der nur sehr wenig und sehr oberflächlich beschäftigt.

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Die Tödtung oder Ermordung Fassels in Berlin wird von der reaktionären Presse systematisch verschleiert. That fache ist, daß Fassel, der sich bei dem Versuch, arbeitenden Maurern die Sachlage zu erklären, anerkanntermaßen teiner Ungesetzlichkeit, nicht einmal einer Ungehörigkeit oder provozirender Grobheit schuldig machte, ganz unmotivirter Weise angegriffen und in den Keller 39 hinabgestürzt wurde. Es waren von außen importirte Ar­beiter, welche die That verübten, und es ist Grund zur Annahme borhanden, daß sie durch Branntweingenuß und aufreizende i Reben zu der That aufgeftachelt wurden. Unseren Berliner Genoffen liegt die Pflicht ob, die Wahrheit an den Tag und die Schuldigen zur Strafe zu bringen.

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Beamtentorruption im Großherzogthum Hessen . bis Aus dem Landkreise Offenbach am Main wird uns geschrieben: Das Offenbacher Tageblatt" berichtet in seiner Nr. 163: Ein inter­eljanter Prozeß spielte sich vorige Woche an dem Landgericht in 3 Darmstadt ab. Die minderjährigen Stung'schen Kinder von Neu- Isen­fete burg flagten gegen Herrn Oberamtsrichter Langsdorf von und Offenbach auf Erfaz von 1100 Mt. mütterlichen Vermögens, welche efe in Folge einer groben Nachlässigkeit des Herrn Oberamtsrichters, als und Obervormundschaftsrichter, nicht in gesetzlicher Weise gesichert wurden und ihnen in Folge deffen verloren gegangen seien. Der Anwalt des ip. Langsdorf suchte denselben wesentlich in der Weise zu entschuldigen, daß derselbe in Folge der starken( 1) Beschäftigung nicht die Möglichkeit Gegehabt habe, sein ganzes Respiciat zu übersehen und in Folge dessen nicht und in der Lage gewesen sei, die Rechte der Kinder in genügender Weise zu

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er stellte ferner in Abrede, daß ein grobes Verschulden des­vorliege, wofür allein ein Richter nach der Rechtsprechung hafte.

da Man ist besonders in juristischen Kreisen auf die Entscheidung sehr ges nän spannt, zumal, wie wir hören, Herr Oberamtsrichter Langsdorf den aud Stung'schen Kindern den Betrag von mehreren hundert Mark als Ent it hädigung geboten hat, wenn dieselben von der Klage abstehen würden. Gegen den Herrn Oberamtsrichter Langsdorf ist auch wegen angeblicher anderer Ungehörigkeiten im Dienst, die er sich in seiner Eigenschaft als Borsigender des Handelsgerichts in Offenbach hat zu Schulden kommen laffen, ein Disziplinar Verfahren eingeleitet worden. Wir werden noch rven Gelegenheit nehmen, auf diese Sache näher zurückzukommen."

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Wenn nun, so fragen wir, der Chef eines der industriell und politisch be borgeschrittenen Verwaltungsbezirke des Großherzogthums Heffen, der vedel in den Augen seiner Untergebenen, und ganz besonders des gemeinen fe zu Mannes", gleichsam als unfehlbarer administrativer und juristischer Papst uszu betrachtet wird, sich solch grobe, von höchster Gewiffenlosigkeit zeugende esen Berstöße gegen das Eigenthum" minderjähriger Kinder zu Schulden und tommen läßt, darf man sich da sehr wundern, wenn die ihm unterstellten üng Organe, sobald derartiges zu ihrer Kenntniß gelangt, sich ihren ver eidigten" Chef auch in der Bummelet zum Muster nehmen? Wir

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Vor einigen Wochen brachten die Preßorgane die Notiz, daß der groß­nor herzogliche Bürgermeister Gluser in Dieburg wegen Unterschla aud gung und Betrug, im ersten Falle wegen Unterschlagung von zirka benen 4000 Mark, im zweiten von 500 Mt., im dritten Falle wegen 20 Mt.

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in Untersuchung gezogen worden sei. Das Urtheil lautete auf 1200 mt. Geldbuße. Wenn das ein Sozialdemokrat gewesen wäre! Dann hätte und das Urtheil sicher auf Zuchthaus, Aberkennung der Ehrenrechte, und räge Stellung unter Polizeiaufsicht gelautet. Eine weitere Untersuchung, eben­we falls wegen Unterschlagung, ist gegen diesen ordnungsparteilichen ,, Ehren­ein mann" aufs Neue anhängig. Charatteristisch bei der Verhandlung war, ifrag daß der famose Kreisrath" all wa chs, früher in Dieburg , jetzt in Ab Offenbach als Kreisrath" angestellt, über den Charakter des betrügeris hland chen Bürgermeisters als Zeuge befragt, erklärte:" Derselbe ist ein n betreuer, zuverlässiger und ehrlicher Mann." Ein Pracht­eben leil, dieser Friedrich Hallwachs.*) gland

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Ein weiterer Fall zum obenerwähnten Thema. Der großherzogliche Bürgermeister Augenthaler in Heusenstamm bei Offen­ bach , vor etwa zwei Jahren der Brandstiftung angeklagt, wurde vor on ungefähr vier Wochen wegen betrügerischer Wechselmanipu alisch lationen in Untersuchung genommen. Bei der ersten Vernehmung bylo fiellte sich heraus, daß er einen armen Schluder von Arbeiter, dessen Ramen er ohne dessen Wissen als Acceptant benutzt hatte, zum Mein­wer eid zu verleiten gesucht. Die Gaunerei dieses Ortskonsuls war selbst obengenannten Oberamtsrichter" Langsdorf zu plump, und man n der gab dem Bürgermeister zu verstehen, daß er als Ortsgerichtsvorsteher nfere freiwillig" abdanken solle. Das geschah auch, aber als Bürger­gfern meister, wozu nach ausdrücklicher Bestimmung der hessischen Land­gemeindeordnung nur ,, Ehrenmänner" zulässig sind, blieb der Fälscher ein und Verleiter zum Meineide in Funktion.

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So könnten wir noch eine Reihe von Beispielen anführen. Aber, so fragen wir uns, wie kommt es, daß solche, das ganze Staats- und unkto kommunalleben durch und durch vergistenden Zustände sich einschleichen d bil fonnten, Zustände, unter denen in allen genannten Fällen das ,, Eigens r, fi hum" Anderer zu leiden hatte? Zahlen beweisen! Der Dieburger

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konsul hat, wie aus den Untersuchungsaften hervorging, um sein durch abe borzunehmende Neuwahl gefährdetes Konsulat zu behaupten, 5000 st mil art Schmiergeld verausgabt. Wahrhaft unerhört! Wenn man

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erwägt, daß der Gegenkandidat doch zweifelsohne in Geltendmachung klin­gender" Argumente auch nicht zurückbleibt, so muß man annehmen, daß fo eine Bürgermeisterwahl auf nahezu 10,000 Mart zu stehen tommt. Aber feineswegs will ich diesen Bürgermeistern die alleinige Schuld an der Korruption im Lande beimessen. Wer solche Wahlen miterlebt, weiß fehr gut, daß die Kreisämter und ihre Sekretäre, nebst Schreibern, den größten Theil der Schuld tragen. Ganz besonders ist dies bei den Bürgermeistern der Fall, welche sich als recht willfährige Regierungstreaturen bewährt haben. Da fallen Rebensarten, wie: " Scheuen Sie fein Geld;" Wenns fehlt, sind wir da;" und Wenn Stränge reißen, lassen wir Sie doch nicht fallen;"" Das Orts gericht belaffen wir Ihnen doch," und anderer Schwindel mehr. So hat die Wahl in Heusen stamm dem wiedergewählten Bürgermeister ebenfalls Tausende von Mark, die Bürgermeisterwahl in Mühlheim bem Wiedergewählten nach seiner eigenen Angabe nahezu 3500 Mart setoftet. Die Bürgermeisterwahl in Disenbach, welche vor ungefähr wei Jahren stattfand, hat noch ein viel skandalöseres Bild von Regie rungsschwindel geliefert. Zweimal siegte der Kandidat der Arbeiter, und jedesmal ward von gewisser Seite Rellamation erhoben. Als die dritte ahl anberaumt wurde, erschien der großherzogliche Kom missarius" aus Offenbach , ein gewisser Georg Wait, Schreiber am Kreisamt, trieb die von den beiden Parteien im Wahllokal postirten Rontroleure aur Thüre hinaus, eröffnete die Wahl, und selbstverständlich annt hegte der der Regierung angenehme Kandidat der Gegner. Diese Wahlen haben viele Tausende gekostet und eine Erbitterung in der rau Gemeinde hervorgerufen, deren traurige Nachwehen sich noch Jahre lang Selch fühlbar machen dürften; und dieses Alles nur, damit eine moralisch un burchseuchte und zerfreffene Regierung trok des allgemeinen Wahlrechts Stecht behalte! Inaro, so fragen wir weiter, soll diese Art Beamtenanarchie hinführen? Doch das sei der berufenen Staatsretter eigene Sorge. Bemerken wollen noch, daß im April dieses Jahres in Mühlheim der Sozial demokrat Wolf zum Beigeordneten gewählt wurde. Eine wahre Panik ebo entstand darob in allen gegnerischen Lagern. Die ganze ehrliche, mi treue und rechtschaffene" Ordnungssippschaft hatte sich gegen ten diese Wahl verschworen, in wirrem Chorus brüllten die guten, ehrlichen, alfreuen und rechtschaffenen" Organe: Gottesleugner! Atheist! Sozialist! atti Hepublikaner! und der Teufel mag wissen, was Alles noch. Nun, Dank höheren staatserhaltenden" Einsicht des Offenbacher red Kreisraths und feiner Hampelmänner im Kreisausschuß ist die große Gefahr, die einzige seit dem Jahre 1866, welche die Existenz des Groß herzogthums Hessen bedrohte, beseitigt. Wir wollen der Hoffnung Raum geben, daß angesichts solch infamer, das Recht und die Wahrheit auf ben Kopf stellenden Zustände die Zeit nicht mehr fern ist, wo das ar

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*) Eine Lese der Leistungen dieses Beamtenharlekin nächstens.

beitende Volt sich erhebt und dieser gleichsam zum Gesetz gewordenen Regierungsbrutalität ein bis hierher und nicht weiter!" zuruft.

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Ein Spizbube, der nicht abgeurtheilt wird. Das Untersuchungsverfahren gegen den in unserm Blatte mehrfach gekenn zeichneten konservativen Millionendieb Voß in Verden ist nunmehr endgültig eingestellt und Voß für geistig unzurech nungsfähig erklärt worden. Man kann sich die Entrüstung der vielen, durch den sparsamen Sparkassendirektor Geschädigten, die fast sämmtlich dem Kleinhandwerker- und Kleinbauernstand angehören, denken. Ein Schrei der Wuth ging durch ihre Reihen, als sie vernahmen, daß der gewiffenlose Schurke, der Hunderte von Familien ins Elend gestürzt, dem Arm der Gerechtigkeit so ganz entgehen soll. Um diese nur zu natürliche Entrüstung möglichst zu dämpfen, hat der Verdener Staats­anwalt kürzlich folgende Erklärung" erlassen:

Buttkamer für ihn wenigstens Worte des Dankes bereit, es wird allemal Befferes, sagen wir Greifbareres für ihn abfallen, denn die That war heroisch an Schufterei.

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On n'est jamais trahi que par les siens- man wird immer nur von seinen guten Freunden verrathen, sagt ein bes kanntes Sprichwort, dessen Wahrheit jezt Herr Schäffle an sich erfahren muß. Bei aller sachlichen Schärfe ist die sozialistische Kritik bis­her eigentlich viel zu glimpflich mit Schäffle's famoser Aussichtslosig feit der Sozialdemokratie" verfahren, aber was sie vielleicht des Guten zu wenig gethan, wird jetzt doppelt und dreifach nachgeholt in einer Schrift, deren Verfasser kein böser republikanischer Sozialdemokrat, sons dern ein guter monarchischer Sozialist ist. Herr Hermann Bahr hat sich den Herrn Erminister Hohenwart'schen Angedenkens ge tauft und trattirt ihn in einem Pamphlet, betitelt: Die Einsichts losigkeit des Herrn Schäffle", so, wie er es verdient, d. h. en canaille. Herr Bahr hat seit der Zeit, wo wir ihm in unserem Blatt eine Leftion zu ertheilen hatten, offenbar zugelernt, und wenn es auch gerade fein Kunststück ist, Herrn Schäffle sowohl mit seinen eigenen Schriften als mit der sozialistischen Literatur, die er ja zu vernichten behauptet, in die Pfanne zu hauen, so kann sich Herr Bahr doch rüh men, dieses Stück Arbeit nach allen Regeln der Kunst verrichtet zu haben. Das Schriftchen ist nicht ohne Wig, aber leider auch nicht ohne sehr viel Behagen und eine tüchtige Portion von falschem Pathos geschrieben. Man nimmt indeß beide Fehler schließlich in den Kauf, denn, wie gesagt, Herr Schäffle hat eine andere Behandlung als die, welche ihm hr. Bahr angedeihen läßt, nicht verdient.

" Bur Untersuchungssache gegen den Sparkassendirektor a. D. Voß von hier wegen Unterschlagung und Fälschung umlaufende theils bös: willige, theils alberne Gerüchte veranlassen mich, Nachstehendes zu veröffentlichen: Nach dem Gutachten der Aerzte der provinzialständischen Heil- und Pflege-( Jrren-) Anstalt zu Hildesheim leidet Boß an dementia paralytica( Gehirnerweichung), welche voraussichtlich im Ver laufe weniger Jahre zum Tode führen wird, und schließt diese Geistes­störung im Sinne des Gesetzes die freie Willens bestimmung aus. Die Frrenärzte haben dies Gutachten abgegeben, nach em sie den Voß län gere Zeit beobachtet hatten. Eine Simulation des Angeschuldigten er flären die gedachten Aerzte für gänzlich ausgeschlossen. Hiernach kann eine Hauptverhandlung gegen Voß nicht stattfinden, da er an einer ver nunftmäßigen Geltendmachung der selbstverständlich auch ihm zustehenden Rechte behindert erscheint, und war ich gezwungen: auf Grund des§ 203 der Strafprozeßordnung, weil Voß in Geisteskrankheit verfallen ist, und zwar jedenfalls und mindestens nach der ihm zur Last gelegten That verherrlichen. nach dem Gutachten der Jrrenärzte besteht sogar die Möglichkeit, daß die Anfänge der Geistesstörung des Voß bis zum Jahre 1877 zurück reichen den Antrag auf vorläufige Einstellung des Verfahrens zu stellen, welchem Antrage die Straftammer des fönigl. Landgerichts hier durch Beschluß vom 23. v. Mts. auch deferirt hat. Eine Wiederherstellung des Voß ist nach der von mir neuerdings eingeholten Aeußerung der Jrrenärzte, deren Ansicht übrigens noch andere Aerzte beigetreten sind, ausgeschlossen, und wird somit auch die nach§ 203 cit.( b.i eintretender Wiedergenesung) zulässige Wiederaufnahme des Verfahrens schon jett ebensowohl als ausgeschlossen zu erachten sein. Voß wird unter Wahrung der gesetzlichen Formalitäten in der Frrenanstalt weiter detinirt und dort voraussichtlich bis zu seinem Tode verbleiben. Verden , den 21. Juli 1885. Der erste Staatsanwalt. Sporleder."

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Und somit wäre die Affäre Voß todt und begraben. Wie angenehm für seine, zum mindesten fahrlässigen Helfershelfer, die Herren vom Verwaltungsrath der Sparkasse, die es gar nicht mertten, wie der arme, geisteskranke Voß die Kasse um Millionen beschwin delte! Man sollte die Herren zum mindesten doch auch auf dementia paralytica untersuchen. Da wäre wenigstens der Schein gerettet, und nurtheils böswillige, theils alberne" Duerulanten tönnten noch von Mitschuldigen reden, die man mit Voß laufen läßt, weil sie eben große Sp- arapostel sind.

Um übrigens fein Mißverständniß über unsere Auffassung der ganzen Affäre aufkommen zu lassen, bemerken wir noch, daß wir es nicht nur für möglich, sondern sogar für wahrscheinlich halten, daß Voß jezt an Gehirnerweichung leidet. Sie ist ja in der Regel der Ab­schluß eines ausschweifenden Lebenswandels. Mit der Natur ist es eben ein anderes Ding als mit der Justiz. Sie nimmt auf den Säufer in Amt und Würden ebenso wenig Rücksicht wie auf den armen Proletarier, der sein Elend im Schnaps zu ertränken sucht. Was uns gegen das Gutachten der Herren Aerzte, die Voß beobachtet, mißtrauisch macht, ist der Zusatz, daß die Anfänge der ,, Geistesstörung " deffelben bis zum Jahre 1877 zurückreichen sollen. Das riecht etwas zu sehr nach Mohrenwäsche. Eine Geistesstörung, die den von ihr Befallenen erlaubt, jahrelang systematisch zu schwindeln und zu betrügen, seine ganze Umgebung tonsequent zu täuschen, die Bücher, Abrechnungen 2c. so geschickt zu fälschen, daß der Betrug erst gemerkt wird, nachdem er die Million längst überstiegen, eine solche ,, Geistesstörung " ist entweder sehr wunderbar oder sehr allgemein wie viele derjenigen, die unsere Gefängnisse und Zuchthäuser bevöl fern, haben dann unter voller zurechnungsfähigkeit gehandelt! Aber freilich wenn Zwei dasselbe thun, ist es nicht dasselbe, man kann doch einen Lumpen, der hundert Mark unterschlägt, nicht mit einem Voß vergleichen wollen.

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Es lebe die Gerechtigkeit!

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Ein Wunder hat sich in Deutschland begeben, das weiteste Be­tanntmachung verdient. Deutsche Professoren man denke: deutsche Professoren! haben es gewagt, sich über den Erlaß eines königlichen Beamten, ihres Vorgesezten, mit Todes verachtung hinwegzusetzen. Und was das Schönste ist, dieses Wunder ist paffirt in Straßburg , der wiedergewonnenen Reichsstadt".

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Es handelte sich um eine Leichenfeier zu Ehren des kürzlich verstor­benen Professor Laas, eines Mannes, der in seinem Fachgebiete Philosophie Bedeutendes geleistet, und auch insofern seinem Be­rufe Ehre gemacht, als er seit Monaten dem drohenden Tode mit stoischer Ruhe entgegengesehen und sich jedes firchliche Begräbniß verbeten hatte. " Da die Wohnung des Verstorbenen," schreibt man der Frankfurter Beitung", für die Abhaltung einer bürgerlich akademischen Feier zu flein war, beschlossen Rektor und Senat, diese Feier im Vorhofe des allge meinen Kollegiengebäudes abzuhalten. Gegen diesen Beschluß glaubte aber der Kurator der Universität, Unterstaatssekretär Ledder= hose, remonstriren zu sollen, indem die Universität, kein Tempel für die Abhaltung nicht religiöser Todesfeiern sei. Ueber diese Remonstration haben sich aber Senat und Reftor einstimmig hinweggesett. Die Feier, die eine wirklich ergreifende und imposante war, und an welcher der größte Theil des akademischen Lehrkörpers, sowie die Dele­girten sämmtlicher akademischen Vereine und Verbindungen Theil nah­men, hat also im Kollegiengebäude stattgefunden, wobei die eigentliche Trauerrede von einem der Verehrer des Verstorbenen, vom Prof. theol. Holzmann, jedoch nicht im firchlichen Ornate, sondern im schlichten bür gerlichen Frack, gehalten wurde. Die bereits angefangenen Ferien wer den dem durch das mannhafte Auftreten des Senates thatsächlich, wenn

auch nicht formell, erledigten Streite ein Ende machen. Herr Staats­sekretär Ledderhose wird sich wohl oder übel zu trösten wissen, nament­lich wenn ihm seine Freunde von der medizinischen und der naturwissenschaftlichen Fakultät theilnehmend zur Seite stehen."

Nach dem Schlußsatz zu urtheilen, scheinen grade die Herren dieser beiden Fakultäten sich als die guten Kinder erwiesen zu haben, was das Wunder gewissermaßen noch vergrößern würde, da sonst grade die naturwissenschaftliche Fakultät die bösen Kinder zu beherbergen pflegt. Indeß, wie dem auch sei, das Wunder ist geschehen, und denen, so es vollbracht, gebührt unsere volle Anerkennung. Vivant sequentes! sid dat Gun smile said sis nh. Wer sagt, daß Preußen nicht ein dankbarer Staat sei? gol ob anolfan TIL 11 ,, Alle Neune" betitelt sich das Gedicht wir haben es seinerzeit abgedruckt, in welchem die Mitglieder des Kriminalsenates und Hilfsarbeiter des Obergerichtes aufgezählt werden, die den Artikel 84 der preußischen Verfassung, der von der Redefreiheit der Abgeordneten handelt, so schön abthaten,

obsono aon damit die Hunde wissen, wen sie jego anzupissen."

So das Volk, nicht der Staat, der alle, alle diese Ehrenmänner selbst oder in den gleichgearteten Söhnen belohnte. Der Sohn des Präst­denten der Neune", v. Schlickmann, ist Oberpräsident der Provinz Ostpreußen und, hole die andern der Teufel, Hol= leben heimst eben den Dank für die damaligen Schandthaten ein und ist an Goßler's Stelle Oberlandesgerichtspräsident in Königsberg und Kanzler im Königreich Preußen" geworden.

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Ihr maulkorbbewaffneten Hunde Königsbergs , merkt euch, wen ihr anzupissen habt, wenn die zweibeinigen Hunde schmeicheln! Donalies, Littauens mißrath'ner Sohn", ist nur vor Kurzem

belohnt.

Es lebe das gerechte, dankbare Preußenregiment, das auch seinen Kirchhofshelden Meyer in Frankfurt nicht vergessen wird, denn der Schurterei winkt stets staatlicher Lohn. Geht's ganz schief, hat doch

Ein bedenklicher Vergleich. Ein konservatives Blatt vergleicht Bismarck mit Cromwell, und zwar nicht, um dem Hohenzollern 'schen Hausmeier eins auszuwischen", sondern um ihn zu Der Republikaner Cromwell, der einen des= potischen König aufs Schaffot schickte, das politische Joeal eines konservativen deutschen Blattes das ist allerdings nicht übel. Hoffentlich juckt unserem Heldengreis" nicht der Hals, wenn sein Cromwell" ihm nahe kommt.

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Frankreich . Aus Paris schreibt uns ein Genosse: Ihre Bes merkungen über das von der Auslandspresse mit unserem Programm verwechselte Programm der sozialistischen Allianz" treffen im Wesent lichen durchaus zu. Gestatten Sie mir, dieselben noch etwas zu ers gänzen.

Als nach der Amnestie im Jahre 1880 die Kommunards zurückkehrten, da gründete eine große Anzahl derselben, welche sich an die Radikalen angeschlossen hatten, eine Vereinigung, die den Zweck hatte, der damals im Entstehen begriffenen Arbeiterpartei einen Knüppel in den Weg zu werfen. In diese Vereinigung traten alle Arbeiter ein, welche sich noch von den Phrasen der Radikalen blenden ließen, und die Radikalen wies derum ließen sich die Unterstützung der aus London , der Schweiz 2c. zurückgekehrten Kommunards gern gefallen, da dieselbe ihnen gestattete, ihren Einfluß auf die Arbeiterklasse zu stärken. So ließen sich denn 1881 bei den Wahlen zum Parlament die Clemenceau, die Pelletan 2c. von dieser sozialistischen Allianz patronisiren und legten sich, um die Arbeiter besser zu födern, gleichfalls das Beiwort sozialistisch zu.

Nun aber tommt das Spaßhafte: Diese Allianz ist jetzt auf dem Wege, den Herren Radikalen, die bereits das Ruder in Händen zu haben vers meinen, einen argen Streich zu spielen. Ihre Anhänger sind, wider ihren Willen und ohne es zu merken, von unserer Agitation stark beeinflußt worden, und so haben sie, statt wie bisher die Parole zu den bevor stehenden Wahlen sich von den Herren Radikalen ertheilen zu lassen, sich soweit emanzipirt, denselben ein Programm eigener Fabrik aufdiktiren zu wollen. Sie sind in ein Komite zusammengetreten und haben dem rein politischen Programm der Radikalen eine große Anzahl, den ver schiedenen sozialistischen Programm entlehnter sozialer Reformen ange hängt, wie z. B. die Nationalisirung der Banken und Eisenbahnen, die allmälige Aufhebung der öffentlichen( Staats) Schuld, die Staat und Gemeinde aufzuerlegende Pflicht, für die Erziehung und den Unters halt der Kinder aufzukommen 2c. 2c.

Die Radikalen machten verdugte Gesichter, als sie sahen, wie ihre Hammel ihnen die Hörner zeigten. Unter anderen griff Camille Pelletan das Programm der Allianz, zwar nicht offen, aber zwischen den Zeilen an, indem er es in's Lächerliche zu ziehen suchte. Für die Radikalen à la Clemenceau ist es in der That unmöglich, dieses Programm anzus nehmen, und wie Gambetta wird Herr Clemenceau gezwungen werden, sich den Schwanz abzuhacken, wenn er zum Ministerium gelangen will. Die Leute von der Allianz, die offenes Spiel gespielt und sich einges bildet hatten, die Radikalen würden die verlangten Sozialreformen mit Begeisterung akzeptiren, sind wie billig enttäuscht und beginnen sogar, auf ihre bisherigen Führer wüthend zu werden. Es würde durchaus tein Wunder sein, wenn ein großer Theil der sozialistischen Allianz nunmehr sich entschließt, die Reihen der Arbeiterpartei zu stärken. Hoffen wir es.

Sozialistische Presse und Literatur. B. Malon , L'Agiotage de 1715 à 1870.( Bibliothèque de la Revue socialiste Nr. 1) Paris . Eine sehr interessante und instruktive Studie über die Entwickelung des Spekulationswuchers in Frankreich von der Zeit Law's bis zum Sturz des zweiten Kaiserreichs, die zuerst in der Revue socia­liste erschienen ist, und deren Lektüre wir denjenigen unserer Leser, die der französischen Sprache mächtig sind, nur empfehlen können. Das Kapitel über den Spekulationswucher während der großen französischen Revolution werden wir in dem Feuilleton unseres Blattes zum Abdruck bringen.ructul di

In der Vorrede zur vorliegenden Broschüre zeigt der Verfasser an, daß er ursprünglich beabsichtigt habe, seine Arbeit auch auf die Spetu­lation in der Zeit von 1870-1884 auszudehnen, aber davon Abstand genommen hat, nachdem eine, kompetentere Feder" Aug. Chirac, Verfasser der Könige der Republik ", der Geheimnisse des Kredits" 2c., sich bereit gefunden hat, diesen Abschnitt in der Revue socialiste zu bes handeln. Wir kommen der Bitte, unsere Leser auf diese Artikel aufmerk sam zu machen, gerne nach, wie wir überhaupt der Redaktion der Revue socialiste das Zeugniß ausstellen können, daß sie in den bisher erschienenen Heften dieser Revue ihrem Programm nach Kräften nachge= kommen ist. tbiqida sinir med so pitsid adafic

Dr. Franz Gerau: Was der Sozialismus will, und wie er es will. Rede, gehalten vor dem Turnverein in Williams­ burg , 1885. Herausgegeben vom National Exekutiv Komite der Sozia listischen Arbeiterpartei. New York . Ein, von einzelnen Amerikanismen abgesehen, sin durchaus klarer Sprache gehaltenes Agitationspamphlet, das als eine Bereicherung dieses wichtigen Zweiges unserer Literatur bezeichnet werden darf.

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Korrespondenzen.

Königsberg , 22. Juli. Endlich bin ich in der Lage, den Genossen mit­theilen zu tönnen, daß der Lohnkampf der Tischler nach e I f= wöchentlicher Dauer zu ihren Gunst en beendet ist. Es ist allerdings den Streifenden nicht gelungen, ihr ursprüngliches Programm ganz durchzuführen; aber wenn man die geringe Unterstützung bedenkt, die den Arbeitern gewährt werden konnte( 44 Mr. 50 Pf. für Verhei rathete und 36 Mr. 50 Pf. für Unverheirathete für die ganze Streit dauer), wenn man die Belästigungen in Betracht zieht, die denselben von Seiten der Polizei und anderen Sicherheitsstrolchen zu Theil wur­den, und die so weit gingen, daß man die Streifenden sogar bei ihren Spaziergängen bis vor die Thore verfolgte, so muß man sagen: ste haben mit einem Muthe gekämpft, der selbst ihren Gegnern Respekt ab­nöthigte. Die meisten Schwierigkeiten haben den Streifenden die Herren Innungsmeister bereitet. Diese reaktionäre Gesellschaft konnte es gar nicht begreifen, daß die Arbeiter überhaupt Forderungen zu stellen wagten; nach ihrer Meinung haben sie es zu bestimmen, was dem Ar­beiter für Lohn gezahlt werden soll, und so blieben denn auch die Unter­handlungen der Lohnkommission mit ihnen erfolglos. Die Streitfoms mission mußte sich in Folge deffen auf Unterhandlungen mit den ein­zelnen Arbeitgebern einlassen, und so kam es auch in den meisten Fällen zum Abschluß.

Die Errungenschaften sind folgende: Die Arbeitszeit, früher im Durch