offizielle Theil des Festes vorüber.„So verlief der Abend", lautet\r Bericht,„in würdiger und angenehmer Weise."k,. �er®''' Berichtes athmet denselben Geist, den der„ur»kutsche Kommers" gcathmet: den Geist der nichtswürdigsten Knechts-liUgkeit. Nach außen dünkelhaft, zu Hause Kriecher schlimmster Sorte—M find die„urdeutschen Studenten" des„urdeutschen" Studenten-«erems. Daß Fürst Hohenlohe dem Gebot der Höflichkeit folgte und!'ne"— in beiläufig sich durch schlichte Einfachheit von dem Schwulsteer Anrede sehr vortheilhaft auszeichnenden Worten— eine Antwort»uroininen ließ, bereitete den Anwinslern„ g r o ß e F r e u d e." SieWurden sogar einen Fußtritt mit dankbarem Zungenschnalzen ausMammen haben, diese urdeulschen Bedientenseelen! Dieses Geschlecht!?eint in der That mit Schwänzen zum Wedeln auf die Welt gekommen«u sein. Saufen— kein Hoch natürlich ohne„Vollen"— und wedeln,verkörpert sich überall das renommirende Urdeutschthum, wasÜbrigens kein Schade ist, denn so zeigt sich die Abgeschmacktheit dieses«egriffz am eklatantesten..77VolIswehr gegen st ehendes Heer. Der Verlauf deslerbisch-bulgarischen Kampfes hat wieder einmal gezeigt, daß die Volks-|Mr keineswegs dem Berufe Heer so absolut unterwerthig ist, als die«erehrer des modernen Militarismus uns gern glauben machen möchten.?uf serbischer Seite standen einexerzirte Soldaten, geschulte Mannschaften,'wen richtigen Generalstab an der Spitze. Das Osfizierkorps der Aul-Suren war nicht nur durch das Ausscheiden der russischen Offiziere dezi-Wirt worden, man konnte überhaupt bei ihm von einem Stab kaumreden, die höchsten Chargen füllten Hauptleute aus, und die Truppenbestanden zum größten Theil aus frisch unter die Fahne getretenen Frei-willigen. Und diese, in den Augen aller Sachverständigen von vornhereiniur Niederlage rerurtheilte Armee siegt, siegt über den obendrein nume"sch fast doppelt so starken Gegner.Und warum? Weil sie getragen war von einer Idee, die jeden ein-iUnen Kämpfer entflammte, der Idee der Vertheidiguug ihresLandes gegen den feindlichen Eindringling— genau so wie die Land-wehr von 1813 die erprobten Soldaten Napoleon's schlug.In einem Augenblick, wo der Militarismus immer größere Anforde-bungen an die Steuerkraft des Volkes stellt— das diesjährige Budget»es deutschen Reiches weist eine Erhöhung um 25 Millionen nach—u>mmt die in Bulgarien gemachte Erfahrung gerade gelegen, um denAdvokaten des Nimmersatten Militarismus mit ihrer Redensart, dieSicherheit des Landes erfordere diese Opfer, gehörig abzuführen.—„Ein Tintenwische r." Unter dieser Spitzmarke lesen wir:»Eine originelle Neuheit hat die Firma F. G. Mylius hier in Gestalt«nes Tintenwischers in den Handel gebracht, welcher äußerlichdie Form des„Leipziger Tageblatt" en miniaturo treffendNachahmt, indem deffen Titelseite in allen ihren einzelnen Theilen mitZwergschrist dargestellt und das Blatt sogar in einen eleganten kleinenHalter eingespannt ist, während die unbedruckten Seiten ihren praktischenZweck als Tintenwischer erfüllen." Das Blatt, in welchem wir dieseMtereffante Notiz finden, ist daS„Leipziger Tageblatt", das offenbar"ine Ahnung davon hat, welche Schmeichelei es sich selbst sagt, indembs seine Geeignetheit zum Tintenwischer feststellt.� 8. D i e gegnerische Presse, die in unserer Partei überall»Spaltungen" und die Drachensaat der Zwietracht findet— es liegtbekanntlich in der menschlichen Natur, was man in sich hat, außerf> ch zu sehen— hat wieder einmal eine Entdeckung gemacht: der Namedes Abgeordneten Heine fehlt unter unserem neu eingebrachten Arbeiter-schutzgesetzentwurf. Daraus folgt, daß der Abgeordnete Heine mit denübrigen 28 sozialdemokratischen Abgeordneten entweder gebrochen hat,oder von ihnen kalt gestellt worden ist. Wenn Freund Heine am l7.bder 18. Dezember d. I. aus dem Gefängniß in Halberstadt entlassenwird, dürfte er möglicherweise aus den gegnerischen Blättern erfahren,baß er während seiner sechsmonatlichen Haft zum sozialdemokra-"fchen Rebellengeneral, zum Chef und Organisator eines Pronunziamentosder Partei gegen die Fraktion avancirt ist— der Partei, welche das»Joch der Fraktion" abzuschütteln entschlossen ist, weil diese entweder zu--revolutionär" oder zu„reakttonär"— wir wissen es nicht— gewor-den ist. Ach—„kaltgestellt" ist er jetzt freilich, aber nur, weil dieliebenswürdigen preußischen Richter ihn wegen einer Preßlappalie zuZU sechs Monaten Gefängniß verurtheilt haben. Das würdefreilich nicht verhindert haben, seinen Namen unter den Gesetzentwurf zusetzen; allein nach Ansicht des Reichstagsbureau's ist esunstatthaft, den Namen von Abgeordneten, die notorisch nicht im»ie ichstag anwesend sein können, unter Anträge zu setzen. Es wäre aberlhö richt gewesen, um einer solchen Formsache willen die Priorität unse-kes Antrags, der nun der erste Initiativantrag des Reichstags ist, zujlrfährden. Unter der Aufforderung der Fraktion zu Sammlungen fürden Diätenfonds, wo keine Rücksichten zu nehmen waren, steht Heine'sRame.� Mit Bezug auf die Drohbriefe, welche der SchuhmacherPaladin in Basel erhalten haben soll, und in denen ihn, vone>Nem„Rächerbund" der Tod angedroht ist, weil er nicht nach Deutsch-land reiste, um im Prozeß Lieske-Rumpff auszusagen seinen ähn<nchen Brief behauptet der Pfandleiher Sonderegger in Basel er-halten zu haben) schreibt die„Arbeiterstimme":„Der Arme hat den Schutz der Polizei angerufen, trotzdem es demsenkenden klar ist, daß hier eine Buberei vorliegt. Wenn ein Rächer-»und existirte, so hätte derselbe in Deutschland geeignetere Objekte(diebin Justizmord an Lieske veranlaßt haben) als den harmlosen Schuster-weist er, der dem Lieske nichts zu Leide gethan hat."Unsere Schweizerische Kollegin hat Recht. Diese Drohbriefe könnenNur Buben geschrieben haben.— Durch die deutsche Presse ging vorige Woche die Nachricht— siewurde, glauben wir, zuerst von der„Elberfelder Zeitung kolportirt—baß der sozialdemokratische Abgeordnete Viereck in Folge seiner Diffe-"nzen mit dem„Sozialdemokrat" sein Mandat der„Parteileitung" zur■Verfügung gestellt habe, außerdem werde er auch vor seine Wähler tre-M, um deren Meinung über seine Stellung zu hören. Die Nr. 7S des--Recht auf Arbeit" antwortete darauf im Briefkasten wie folgt:„Fr. R. hier: Die Nachricht von der Mandatsniederlegung des Herrnist natürlich unrichtig. So lange sich ein Abgeordneter der vollenZustimmung seiner Wähler sicher weiß, wird er gegenüber allen Angriffenund Kritiken, gleichviel von wem sie kommen, sehr kühl bleiben können,fluch würde er sich gradezu einer groben Pflichtverletzung schuldig machen,wenn er sich durch solchen Spektakel ins Bockshorn jagen und seineAuftraggeber im Stiche ließe."Da in dieser Angelegenheit die Parteiinteressen volle Klarhett erhei-Wen, mußte uns in erster Linie daran liegen, den wahren Ursprungiiner solchen Alarmnachricht ausfindig zu machen, die, nach dervorstehenden Briefkastennotiz zu schließen, keinerleiBerechtigunghatte. Wir hielten uns deshalb verpflichtet, an zuständiger Stelle«ufschlüffe einzuholen und geben dieselben in ihren wesentlichsten Punktenhier wieder.Genoff« Biereck war über unsere in Nr. 46 enthaltene Abwehr derAngriffe seines Blattes(des„Recht auf Arbeit") so alterirt, daß er am20. November an zwei unserer Abgeordneten schrieb und diese auffor-berte, ihm telegraphisch mit„Ja" oder„Nein" zu antworten, ob sie den„Angriff" des„Sozialdemokrat", der ihn einen„Kautschukpolitiker"genannt habe, billigten oder nicht. Im Falle die Antwort auf„Ja"laute, werde er sein Mandat der Partei zur Verfügung stellen. Auchkündigte er den Beiden an, daß er Wontag den 22. in Leipzig vor seinenWählern sprechen und deren llrtheil einfordern werde.*)Von den befragten Freunden antwortete der Eine, der AusdruckKautschukpolittker beziehe sich nicht auf Viereck, der Andere unterließ jedeAntwort, weil er nicht einsehen konnte, wieso seine Antwort auf VierecksEntschließungen einwirken könnte und tt-- deffen Vorgehen eine Folgeüberreizter Nerven zu sein schien. Beide noffen haben erst einige Tagedach Vierecks Brief dritten Personen, und zwar Fraktionsgenoffen, Mit-«Heilung davon gemacht, also erst nachdem die erwähnte alarmirende„ l flflvz Leipzig und Umgegend befanden sich an jenem Tage höch-»il?™tig« Einjelnuninieni des„Sozialdemokrat" mit unserer, vonob» Tribunal seiner Wähler zu bringenden Abwehr. Es istatL.«i5.n>,e�0„?,e Genossen nicht in der Lage waren, die oer-ntliche Krankung Vierecks als nicht vorhanden nachzuweisen.Nachricht von der Absicht Vierecks, sein Mandat niederzulegen, bereits indie Welt gesetzt war. Dieselbe dürste demnach wohl aus der Umgebungderjenigen in die Presse lancirt worden sein, welche, wie das„Recht aufArbeit" sehr zutreffend sagt, ein Interesse haben mochten, durch„solchenSpektakel" Uneingeweihte„ins Bockshorn zu jagen".— Holland. In S n e e k ist bei einer vor kurzem stattgehabtenNachwahl zur niederländischen Kammer Herr Heidt, Vorsitzender des„Niederländischen Arbeiterverbandes", zum Abgeordneten gewählt worden.In deutschen Blättern ist diese Wahl als ein Erfolg der„gemäßigtenArbeiterpartei" hingestellt worden, Heidt zieht nach ihnen alsArbeitervertreter in die Kammer ein. Diese Darstellung be-darf der Richttgstellung. Zunächst muß„gemäßigte Arbeiterpartei" inantisozialistische Arbeiterpartei übersetzt werden, denn HerrHeidt tritt zwar für einige der Bourgeoisie unschädliche Arbeiterforde-rungen ein, bekämpft aber den Sozialismus wo er nur kann. Er hatauch bei der Wahl schwerlich eine Arbeiterstimme erhalten, sintemalender Zensus in Holland so hoch ist, daß die Arbeiter überhaupt keinStimmrecht haben. Herr Helot ist von Liberalen als Kandidat derLiberalen gewählt worden, er ist nicht mehr und nicht weniger ArbeiterVertreter als etwa der Gewerkvereinler B e r> gewesen wäre, wenn dieFreisinnigen bei der Reichtagswahl im sechsten Berliner Wahlkreis den„Arbeiter" Bey gegen den„Bourgeois" Pfannkuch durchgesetzt hätten.Unser Bruderorgan„Recht vor Allen" schreibt über ihn:„Die liberale Partei hat ihn(Heidt) annektirt, und er hat sichannektiren lassen. Wir wollen sehen, ob Herr Pytersen Rechthatte, als er sagte:„Einmal Mitglied der Kammer wird Herr Heidtsich weniger radikal geberden als viele dachten in dem natürlichen Be-streben, seinen Platz in der Kammer zu behalten, wird er gezwungensein, mit den bestehenden Zuständen zu rechnen und in diesem Sinnemehr oder weniger konservativ zu sein." Heidt hat diese Worte ohneProtest vorübergehen lassen....Danach dürfte Herr Heldt im günstigsten Falle eine ähnliche Rollein der holländischen Kammer spielen, als die Herren Broadhurst undKonsorten im englischen Unterhaus.— England. Die Parlamentswahlen sind bis jetzt denLiberalen nicht günstig gewesen, wenngleich die Zahl der liberalen Adgeordneten die der Konservativen noch übersteigt. Aber die großeliberale Majorität, welche mittels der Wahlreform gesichert werdensollte, dürfte schwerlich zu Stande kommen, es müßte denn das flacheLand das wieder gut machen, was die Städte— die Städtewahlensind vorüber— gefehlt, und diese Hoffnung ist denn auch der Trost derLiberalen. Wir glauben indeß nicht recht daran, namentlich halten wires für sehr unwahrscheinlich, daß die liberale Majorität eine so großewerden sollte, daß sie gegen Torys und Jrländer ausreichte. Insoferndürfte also Parnell's Parole: überall gegen die Liberalen! ihren Zweckerfüllt haben. Dafür droht aber den Jrländern die Gefahr einerKoalition der Konservativen und gemäßigten Liberalen, die ohnehin zusammengehören, und da würden sie aus dem Regen in die Traufekommen.Daß die großen Städte vielfach konservativ gewählt, ist wohl Vorzugsweise der energischeren auswärtigen Politik des konservativenMinisteriums zuzuschreiben. Uebrigens darf man nicht vergessen, daßdie englischen Konservativen mit den gleichbenannten vorsündfluthlichenKrautjunkern des deutschen Parlaments wirklich nur den Namen gemeinhaben. Ueberhaupt haben sich die alten Parteibezeichnungen in Englandlängst überlebt.Von den Kandidaten der Sozialdemokratischen Federation hat nurB u r n s im dritten Bezirk von Nottingham eine nennenswerthe Stimmen-zahl erhalten, nämlich 598. So wenig das ist, so ist es immerhin einAnfang. Die englischen Arbeiter sind leider durch die einseitige Gewerkschaftspolitik zn sehr daran gewöhnt worden, bei den Wahlen denSchwanz der großen Parteien zu bilden, als daß sie so leicht für einengrundsätzlichen Bruch mit denselben zu haben wären. Sie treiben ebenpraktische Erfolgspolitik, worin sie von den herrschenden Klassen dadurchbestärkt werden, daß man ihnen von Zeit zu Zeit hochherzig einen homöopathischen Reformflicken hinwirft oder doch einen gutgesinnten Arbeiter-kantzidaten ä la Broadhurst unterstützt. Letzterer ist übrigenswiedergewählt, ebenso Burt; von weiteren„Arbeiterkandidaten", diegewählt sind, seien noch genannt: I. I. C r e m e r, Wilson, A r ch,Fenwick, Leicester. Wir wollen sehen, wie die Herren sich anlassen.— Soziali st ische Presse und Literatur. Es ist langeher, seit wir diese Rubrik zum letzten Mal berücksichtigt, und wir habenmancherlei nachzuholen.Vor allem haben wir mit Genugthuung auf die nunmehr in schönerAusflattung vor uns liegende Komplet-Ausgabe der von derVolksbuchhandlung herausgegebenen Gedichtsammlung„Vor-w ä r t s!"(einzeln in 6 Lieferungen) zu verweisen. DaS genannte In-stitut darf auf diesen Artikel seines Verlags stolz sein. In dem relativgedrängten Raum von 30 Druckbogen kleine Petit findet der Leser that-sächlich, wie es der Prospekt versprach, die moderne Arbeiterbewegungin ihren besten Poesien, jeden Sänger derselben in seinen hervorragend-sten, charaktcristischen Schöpfungen vertreten. Nicht weniger als 38lNummern weist uns das Jnhaltsverzeichniß auf, und wenn die Aus-wähl auch nicht durchgängig das Beste getroffen haben sollte, so wirdhier doch so viel des Guten und Vortrefflichen aus dem reichen Gartender Revolutionspoesie geboten, wie bisher in keiner ähnlichen Publikation.Am Schluß der Sammlung findet der Leser noch eine Anzahl b i o g r a-phischer Notizen über die hauptsächlichsten im„Vorwärts" ver-tretenen Dichter.Wir können den„Vorwärts" aus voller Ueberzeugung den Genossenbestens empfehlen. Namentlich dürfte er sich vortrefflich zum Fest-g e s ch e n k eignen.Oesterreichischer Arbeiterkalender für das Jahr 1886.Brünn, Verlag der Redaktion des„Volksfreund". Die Leidensgeschichte,welche der diesjährige Kalender unserer österreichischen Genossen durch-zumachen hatte, ehe er das Licht der Welt erblicken durste, haben wirbereits in einer früheren Nummer erzählt. Nach der 2. Konfis-k a t i o n 3. Auflage, diese Aufschrist aus dem Titelblatt sagt Alles.Daß der Kalender sich trotzdem in stattlichem Gewände präsentirt undviel des Lesenswerthen bietet, macht seinen Herausgebern alle Ehre.Aus dem reichen Jnhaltsverzeichniß heben wir hervor: Einiges überBerufskrankheiten und GesundhettSpflege der Arbeiter.— Was ist inter-national?— Allgemeine gleiche Volkserziehung und„niedrige" Arbeit,von K. Sch.— Die Arbeiterpresse, von H. M-l.— Der Normalarbeitstag, von Karl Kautsky.— Erzählungen(das Edle siegt, von A. Weiser:die Welt ist doch schön, von Veit, rc.).— Gedichte, Sinnsprüche k.»c.Korrespondenzen.Iserlohn, 13. November. Der hierorts allseitig bekannte, in Kaut-schul- und Blech- Demokratie machende Agent Heinrich Winnerhat sich veranlaßt gefunden, auf den in Nr. 29 des„Sozialdemokrat"vom 19. Juli veröffentlichten, von den hiesigen Parteigenossen unter-zeichneten Artikel, sowie auf die beiliegende' Erklärung des GenossenH e l l m a n n(gegen den er Klage erhoben hat) eine von Gemeinheitund Denunziation strotzende Erklärung loszulassen. Auf dieses, im Ver-lag von einem gewissen C. Schneiderling in Iserlohn, Druck vonW. Th. R ö h l in Britz, erschienene Pamphlet näher einzugehen, haltenwir augenblicklich nicht für zweckmäßig, weil Winner, wie oben be-merkt, gegen die Erklärung HellmamVS Klage erhoben hat, bei welcherGelegenheit dann selbstredend auch für das in Nr. 29 des„S.-D." überW. Gesagte Beweis geliefert werden soll.Die Klage, die Winner gegen unfern Genossen Hellmann angestrengthat, wimmelt von Beleidigungen und Denunziationen; wir werden die-selbe, wenn der Prozeß beendet, dem Parteiarchiv übermitteln. Wie schweres Winner ward, einen Drucker für sein sauberes Pamphlet zu finden,ergibt sich aus der beiliegenden Nr. 17 der„Rheinisch-WestfälischenBlätter" vom 3. Juli d. I Dort heißt es in der Korrespondenz derRedaktton:„Iserlohn H. W.: Die ganz ungewöhnlich lange„Erklärung" aufzu-nehmen, hindert uns schon der beschränkte Raum unserer Blätter. Dannaber ist der Inhalt der Erklärung von so rein lokalem, um nicht zusagen, persönlichem Interesse, daß der Charak�r dieses Organs den-selben schon an und für sich nicht vertragen wurde. Auch huldigen wirkeineswegs der Unsitte, die heute in der mehr rechts stehenden Presseim Schwünge ist, unbetheiligte Leser mit den pikanten häuslichen Zwistig-leiten der Sozialdemokratie zu unterhalten."In seiner Erklärung gibt Winner zu, daß er von Ueckendorf imJahre 1878 wieder nach hier verzogen sei. Daß er aber in der Zeitder Nobilingerei in dem„Iserlohner Kreisanzeiger" hiereine Erklärung veröffentlichte, in welcher er sich vollständig von unsererPartei lossagte und behauptete, nichts mehr mit der Sozialdemokratiezu thun haben, darüber schweigt Winner. Wenn er sich jetzt nochals Sozialdemokrat und Parteigenosse gerirt, so ist das gewiß eineFrechheit sondergleichen.Die hiesigen Genossen wundern sich, daß er nicht schon längst in der„Schwarzen Liste" figurirt, in der Kategorie:„Verräther, Ueberläuserund Verläumder".Die Iserlohner Parteigenossen.Die obenerwähnte Erklärung hat folgenden Wortlaut:„Da in letzter Zeit Agent H. Winner für die neu ausgetauchtedemokratische Partei, respektive für die„Rheinisch-Westfälischen Blätter"Progaganda zu machen sucht, so erklären die Sozialdemokraten Iserlohns,nichts mehr mit H. Winner gemein zu haben, da die einzig wahreArbeiterpartei die der Sozialdemokratie ist. Auch warnen wirzugleich alle Genossen vor dem Musjöh T r i e b u r g, da derselbe auchuns ordentlich beschwindelt hat, und mag sich jeder Genosse vor Aus-beutung hüten.Im Auftrag: H. Hellmann."Meerane in Sachsen, im Oktober. Die überaus traurige Lage,in der sich die hiesigen Arbeiter befinden, drängt mich dazu, im Partei-organ Einiges über unsere Verhältnisse zu veröffentlichen. Die Haupt-sächlich hier vertretene Hausindustrie, bestehend aus Hausweberer undanderem Kleingewerbe, befindet sich seit Jahren in einer immerwährendenKrisis, deren Jntenstvität nur in ganz kurzen Zwischenräunien nachläßt.Da beginnt dann die bedrängte Brust des Hauswebers sich zu heben,in der Hoffnung, endlich werde der Geschäftsgang ein besserer werden.Doch halten diese Perioden nicht lange vor, und hinterher macht sich einRückschlag geltend, der schlimmer ist, als der vorhergehende war. Dannsteht der hiesige Kleinindustrielle voll banger Erwartung in die Zukunft,den Zeitpunkt herbeisehnend, wo sich solche Zustände einmal gründlichändern werden, denn auch er ist es müde geworden, im Schweiße seinesAngesichts sich von früh Morgens bis Abends spät abzurackern, währendAndere von den Früchten seines Wirkens ein wahrhaft paradiesischesLeben führen, dem raffinirtesten Luxus fröhnen und dabei höhnend aufden Arbeiter herniederblicken, der sich ihrer Thür mit schäbigen Kleidernund abgemagertem Gesicht, um Arbeit bittend, zu nähern wagt. Siesind gewöhnt, Austern und Trüffeln zu verspeisen' und in Equipagen zufahren, während der Arbeiter kein Brod und kein Schuhwerk für sichund seine Familie hat. Das sind so ungefähr die Zustände, die sichhier so nach und nach herausgebildet haben— auf der einen Seiteüppiger Reichthum, auf der anderen tiefstes Elend. Daß derartige Zu-stände nicht fortbestehen können, darüber ist man sich auch in Kreisenklar, die bisher uns noch fern gestanden haben. Das Jmmerwieder«kehren der langandauernden Krisen und die Wirkung derselben auf dieKaufkraft des Arbeiters, von deren Verdienst sie allein leben können,haben auch diese Leute zu der Ueberzeugung gebracht, daß eine Aenderungnothwendig vorgenommen werden muß. Nur über das„Wie" ist mansich noch nicht klar, doch wird durch Abhaltung von Versammlungen undVertreiben von Broschüren, sowie von den Reden unserer Abgeordnetenim Parlament dafür gesorgt, daß immer mehr sozialpolitische Kenntnisseim Volk verbreitet werden, und jedermann erkennt, daß dem Kapital dieZügel, mit dem es alle Welt regiert, aus der Hand genommen werden,und dafür die gesellschaftliche Produktion mit einer gleichen Vertheilungder von der Gesellschaft produzirten Güter an Stelle der heutigen Aus-beutung gesetzt werden muß. Diesen Zeitpunkt zu beschleunigen ist Auf-gäbe der Sozialdemokratie, wenn nicht durch ein zu langes Hinaus-schieben dieses Zeitpunktes die Widerstandskrast der Arbeiter völliggebrochen werden soll. Denn die immer intensiver werdende Ausbeutungder physischen Kräste in gleichem Schritt mit der immer geringer wer-denden Zahlung für gethane Leistungen machen es dem Arbeiter zurUnmöglichkeit, seine verbrauchten Kräste wieder zu ersetzen, und bringendenselben einem Zustand nahe, in welchen, er jeden sittlichen und mo-ralischen Halt verliert und sich widerstandslos seinem Schicksal überläßt.Und unsere Arbeitgeber thun ihr Möglichstes, den Arbeiter dahin zubringen. Zahlen sie doch die erbärmlichsten Löhne, die je erdacht wor-den sind. So erhalten die Hausweber für 100 Doppel-Ellen zu webendeMaare, bei der auf jeden Zoll mindestens 40—50 Faden gewebt werdenmüssen, sage und schreibe neun, und bei besseren Qualitäten höchstenself Mark Lohn. Und um das in einer Woche fertig zu bringen,müssen Mann, Frau und Kinder, man möchte sagen Tag und Nachtarbeiten. Klingt das nicht wie ein Märchen? Und dabei sucht mandurch die schmutzigsten Manipulationen diesen geringen Verdienst noch zuschmälern, z. B. damit, daß dem Arbeiter für die zu fertigende Waar«zu wenig Rohmaterial gegeben wird. Infolge dessen nun, daß der Ar-beiter weniger Material erhält, als er eigentlich zum Verweben braucht,ist er gezwungen, entweder vom Ellenmah zu brechen, das heißt wenigerEllen weben, als der Fabrikant ihm vorschreibt, oder er mutz die Waareim Verhältniß um so viel leichter weben, als er Material zu wenigbekommen. Hat somit der Arbeiter beim besten Willen seine Waare nichtso lang oder so dicht weben können, als der Fabrikant eben haben will,so wird ihm wegen Untermaß oder zu leicht gelieferter Waareein Abzug gemacht, der oft die Höhe von 2 Mark übersteigt. DaSSchlimmste in dieser Beziehung leisten die zum wahren Schrecken allerHausweber gewordenen Firmen Resch und Comp, und JuliusGrimm, welche ein wahrhaft räubermähiges Ausbeuten ihrer Arbeiterbetreiben. Obendrein läßt, man sie allerhand Hausmannsdienste verrich«ten, wofür natürlich nichts bezahlt wird. Herr Grimm besitzt in dieserBeziehung eine außerordentliche Geschicklichkeit; er läßt diese Frauen undMänner bei Ablieferung gefertigter Waare so lange auf neues Roh-Material warten, daß er genügend Zeit hat, seiner Frau von diesenLeuten die Wäsche waschen zu lassen. Auch zum Scheuern, Kartoffel-schaben, Düngergrubenleeren u. s. w. preßt er sie, ohne ihnen dafüretwas zu bezahlen, denn in der Angst, ihr saures bischen Arbeit zu ver-lieren, thun diese Leute Alles. Dieser nette Herr ist wohlbestallterSchützenmajor, und hat als solcher freilich alle Ursache, seineWeber zu beknappen und zu bemausen; kann er doch dann auf den allezwei Jahre stattfindenden Schützensesten um so splendider sein, und dieseinen Arbeitern abgeschundenen Groschen um so leichteren Herzens andas„schöne Geschlecht" wegwerfen und für den Bacchus vergeuden.Derartige Vampyre hat man hier zu Dutzenden; ich werde auf die-selben bei Gelegenheit eines weiteren Berichtes genauer zurückkommen.Einige von diesen Herren lassen sich herbei, der hiesigen SteuerbehördeExekutorendienste zu leisten. So haben z. B. die Inhaber der FirmaStraff u. Sohn ihren Arbeitern mit sofortiger Entlassung gedroht,wenn sie ihren Steuerpflichten nicht nachkommen; daß dieselben bei einemdurchschnittlichen Lohn von sechs Mark nicht in der Lage sind, ihr«Steuern zu bezahlen, muß doch jeder Mensch einsehen. Auch die Inhabergenannter Firma wissen ganz wohl, daß ihre Arbeiter beim besten Willennicht in der Lage sinv, zu bezahlen, aber sie wollen sich nicht nachredenlassen, daß der Arbeiter bei ihnen nicht einmal so viel verdient, daß erseinen Pflichten gegen Staat und Gemeinde nicht nachkommen kann.Man hat vor einiger Zeit viel in den Zeitungen gelesen vom söge-nannten Mädchentridut des modernen Babylon, worunterLondon gemeint war. Aber unsere deutschen Pharisäer haben alle Ur-fache, über dieses Thema zu schweigen, unsere Ausbeuter treiben es umkein Haar besser als die schlimmsten Londoner Wüstlinge. Lassen Siemich unter vielen Exemplaren, welche unsere Stadt der Gottesfurcht undfrommen Sitte bieter, nur eines herausgreifen. Es ist dies der Mit-inhaber einer hiesigen Fabrik, in weiteren Kreisen kurzweg„der Li« u-tenant" genannt— ob wegen seines strammen Wesens, weiß ichnicht.Der„Lieutenant" nun nimmt es, wie gesagt, mit dem schlimmstenLondoner oder Pariser Wüstling auf, nur weiß er sich die Sache, Dankseinem Ausbsutertalent, billiger zu gestalten als jene. So hat er inseiner Fabrik für sich ein Zimmer einrichten lassen, aus welchem er seineOrgien als wahrer Minotaurus von Meerane feiert. Dorthinschickt er, so oft es ihm beliebt, dieses oder jenes Mädchen aus der