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Briefe an die Redaktion und Erpedition d-i in Deutschland und Oesterreich verbotenen.Sozialdemokrat- wolle man unter Beobachwng äuhersier Vorsicht abgehen lasten. In der Regel schick- man uns die Bri-se nicht d-rekt. sondern an die bekannten D-ckadr-st-n. In zweif-lhaft-n Fallen eingeschrieben.
19. Februar 1886.
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!
ParteigenoNen! Durch die Niederlegung des Mandats des bisherigen Abgeordneten im lg. sächsischen Reichstagswahlreis(Stollberg-Lugau) muß dort eine Nachwahl stattfinden, die für den 2. März anberaumt ist. Seitens unse- rer Parteifreunde ist Genosse Fr. Geyer in Großenhain als Kandidat aufgestellt worden, und ist alle Aussicht vorhanden, diesen Wahlkreis, den Liebknecht bereits mehrere Legislaturperioden hindurch im Reichstag vertrat, wiederzugewinnen und damit den 25. Abgeordneten unserer Partei in den Reichstag zu senden. Parteigenossen! Nach dem Grundsatz:„Einer für Alle und Alle für kinen!" fordern wir Euch auf, unsere kämpfenden Genoffen in dem lg. sächsischen Wahlkreis, die fast alle in den ärmlichsten Lebensverhält- Nissen sich befinden, und bei allem guten Willen finanziell nur Geringes leisten können, durch Geldsammlungen nach besten Kräften zu unter- stützen. Die Unterzeichneten sind bereit, Geldbeiträge für die Wahl entgegen- zunehmen, Helft kräftig, und am 2. März ist der Sieg unser! Mit sozialdemokratischem Gruß: Berlin , den t2. Februar 1886. Im Namen der Fraktion: Auer. Bebel. Grillenberge r. Hasenclever. Liebknecht. Zusatz der Redaktion: Doppelt gibt, wer schnell gibt! Es ist keine Zeit zu verlieren!
Die Verlängerung des Sozialistengesetzes. Schon in wenigen Tagen wird der deutsche Reichstag über die Frage der Verlängerung des Sozialistengesetzes zu beschließen haben. Wahrscheinlich ist sie, wenn diese Nummer in die Hände der großen Masse unserer Leser kommt, bereits entschieden— das heißt durch Abstimmung vor der Oeffentlich- keit entschieden, denn hinter denKoulifsen ist sie es natürlich schon heute. Das Sozialistengesetz wird verlängert werden, trotz— man könnte auch sagen wegen— der elenden Motivirung des Antrages von Seiten der Regierung. Mit kläglicheren Argumenten ist wohl noch nie in irgend einem Parlament der Welt ein Antrag begründet worden als dieser. Zwei Thatsachen nur weiß die Reichsregierung für die Nothwendigkeit der Verlängerung des Ausnahmegesetzes über Hunderttausende deutscher Arbeiter geltend zu machen: Erstens, daß die Zahl der sozialdemokratischen Abgeordneten erheblich zugenommen, und zweitens, daß einer ihrer ergebensten Diener, Polizei- Rath Rumpfs, erstochen wurde. Da Beides unter dem Sozialistengesetz geschehen, so müßte man nach gemeiner Logik vom Standpunkt der Regierung aus eigentlich auf die Nutzlosigkeit oder gar Schädlichkeit des Sozialistengesetzes schließen, aber weit gefehlt— die Logik der Regierung, oder sagen wir Bismarck's, ist weit über den gemeinen Menschenverstand erhaben. Sie zieht einen ganz andern Schluß— sie fragt: Gut, alles das hat das Sozialistengesetz nicht verhindern können— was würde aber erst geschehen sein, wenn das Sozialistengesetz nicht bestände, welches Schreckliche würde ge- schehen, wenn das Sozialistengesetz abgeschafft würde? Würden nicht noch mehr sozialistische Abgeordnete gewählt werden, würde die sozialistische Agitation mit der ganzen Maßloßigkeit der früheren Jahre nicht Alles überfluthen? Würden nicht noch viel mehr Polizeiräthe--- der Gedanke ist zu fürchter- lich, ihn auszudenken. Was aber läßt sich vernünftigerweise ans diese Fragen ant- Worten? Gar nichts. Auf so etwas gibt es keine Antwort. Und als Gratisbeilage zu dieser kostbaren Argumentation, die es jedem ultramontauen oder liberalen Feigling möglich macht, trotz Schwärmerei für gleiches Recht für die Verläuge- rung des Polizeigesetzes zu stimmen, hat sie dann noch den stillen Trost„sicherer Anzeichen der Besserung". Die Theil- nähme an der Gesetzgebung seitens der Sozialdemokraten ist beileibe nicht von jeher in ganz bestimmtem Umfang ausgeübt worden, sondern— eine wohlthätige Folge des Ausnahme- gesetzes. Die Arbeiter verlangen positive Wirksamkeit, und des- halb wählen sie— nicht etwa Bismärcker, nein die geächteten Sozialdemokraten. Daß aber diese Argumentation, so fadenscheinig sie auch ist, im Reichstag ihre Dienste nicht versagt, weiß Jeder, der die Personen kennt, auf die es dabei ankommt. Die wesentlichste derselben ist der alte Fuchs von Meppen . Run, Herr Windthorst hat schon vor Jahren im Reichstag
rundweg erklärt: Ich habe zwar seinerzeit gegen Einführung des Sozialistengesetzes gestimmt, aber das ist für mich kein zwingender Grund, seine Abschaffung unter allen Umständen gutzuheißen. Etwas Anderes ist es, ein Gesetz einzuführen, etwas Anderes, es abzuschaffen. Und er wird, wenn es ihm in den Kram paßt, hinzufügen: Da mir die Zustände heute nicht derart erscheinen, daß eine Abschaffung des Sozialisten- gesetzes ohne Gefahr für die öffentliche Ordnung vorge- nommen werden könnte, so stimme ich für Verlängerung. Und die kleine Exzellenz wird diese Erklärung durch einige höchst pathetische Deklamationen wider die Revolution aus- schmücken, die ihren heiligen Ernst darthun sollen— wenn es ihr in den Kram paßt. Und daß es Windthorst und Konsorten in den Kram passen wird, darauf deutet die neue Kirchengesetz-Vorlage hin, welche Bismarck soeben im preußischen Landtag eingebracht, die Auf- Hebung der Maigesetze, die den vollständigen Rückzug seiner unfehlbaren Durchlaucht auf dem Gebiete des so stolz begon- neuen Kulturkampfs besiegelt. Für eine solch' eklatante Selbst- erniedrigung leistet man gern einen kleinen Gegendienst. Die Dentsch-Freisinnigen dürfen sich diesmal mit Seelenruhe als Catone des Rechtsgedankens aufspielen— Windthorst's Getreue verbürgen die Verlängerung des Sozia- l i st e n g e s e tz e s. Für uns hat die ganze Angelegenheit nur ein theoretisches Interesse, wir sind auf die Verlängerung gefaßt, und es kann uns sehr gleichgiltig sein, auf welchem Wege sie zu Stande kommt. Wir können nur Diejenigen, die dabei mitwirken, unserer lebhaftesten Erkenntlichkeit versichern. Die Sozial- demokraten haben ein gutes Gcdächtniß, deß dürfen sie über- zeugt sein. Im Uebrigen gehen wir unfern alten Weg fest und uner- schütterlich weiter. Mögen unsere Gegner thun, was sie wollen, um keines Haares Breite lassen wir von unseren Grundsätzen abhandeln. Hat der allmächtige Kanzler trotz allen Zappelns und Sträubens im Kampf mit der Kirche nach Kanossa gemußt, nun, so wird auch der Tag nicht ausbleiben, wo er im Kamps mit der'SoziakdeiMkratie sein inneres e d a n findet— er und seine Mitschuldigen. Und alles Leid, alles Elend, welche« das infame Polizeigesetz über unsere Mitkämpfer gebracht, alle Opfer an Leben und Lebensglück werden dann— unvergessen sein.
Zur Frage der Religion. Die Aufforderung des Genossen Haß in Nr. 3 des„Sozialdemokrat", die Frage der Stellung unserer Partei zur Religion aufs Neue einer Erörterung zu unterziehen ist mehrfach auf fruchtbaren Boden gefallen. Es liegen uns eine Anzahl Einsendungen über dies Thema vor, und da der Raum unseres Blattes es nicht gestattet, sie sämmtlich vollinhaltlich wiederzugeben, so lassen wir sie hieri.rit auszugsweise folgen. Ein Genosse, der sich„RichardKousequenz" unterschreibt, ist zunächst der Ansicht, daß, als der Satz:„Die Erklärung der Religion zur Privat- fache" ins Programm aufgenommen wurde, man schwerlich von der An- ficht ausgegangen sei, der„ganze Plunder habe zu wenig Bedeutung." Dieser Standpunkt sei sehr inkorrekt. „Wohl mag", schreibt er,„der ganze Plunder für Einzelne sehr wenig Bedeutung haben, für die Gesammtheit aber hat er desto mehr Beden- tung. Wer die Religion nicht konsequent bekämpft, und hierzu gehört das Austreten aus der Kirche, dem ergeht es wie dem Proletarier, welcher den Kapitalismus nicht bekämpft, in der Meinung, es komme auf Einen mehr oder weniger nicht an." Ebensowenig werde sich ein Sozialdemokrat von einem religiösen Mann in die Enge treiben lassen; jeder Genosse werde frei und offen bekennen, daß die Sozialdemokratie entschiedene Gegnerin der Religion ist. Derjenige würde allensalls als Thor angesehen, welcher unsere Partei als eine nicht kirchenfeindliche hinstellen wollte, und dies auch mit Recht. Was aber das Programm anbetrifft, solle es mit dem zur Diskussion gestellten Satz beim Alten bleiben. Es heißt dann weiter: „In dem Satz„Erklärung der Religion zur Privatsache" ist der Cha- rakter deS Kampfes gegen die Religon offen proklamirt, das heißt gegen die Kompetenz des Staates, den Angehörigen die Religion a u f z u- zwingen. Wenn die Religion Privatsache ist, dann wird sie auch nicht mehr vom Staat oder der Gefellschaft unterhalten oder unterstützt, und wird sie dies nicht mehr, dann sehen sich die religiösen Menschen gezwungen, ihre Religion, statt in der Kirche und in Gemeinschaft des„Seelsorgers" daheim zu kultiviren. Wenn endlich die Religion, weil Privatsache, nicht mehr in der Schule oder Kirche gelehrt wird— die Pfaffen und übrigen Seelenhirten werden sich hüten, Religion zu lehren, wenn sie an Stelle eines Aequivalents, das hin- reichend für ihre Existenz ist, nur einige Bettelpfennige von ihren treuen Lämmern, dagegen von der Gesammtheit nur Verachtung ernten so mögen wohl die Alten in dem Glauben an die dereinstige Seligkeit zum ewigen Leben eingeben, die Jungen sicher nicht; diese sind dann am längsten fromm und gottessürchtig gewesen. „Der befreundete Gelehrte, von welchem der Genosse Haß spricht, scheint sich über die Tragweite des Begriffs„Privatsache" auch noch nicht recht im Klaren zu sein, wenn er meint, wir wollten uns in Bezug auf diesen Punkt um unsere Aufgabe herumdrücken. Sonst müßte er doch jedenfalls wissen, daß diese„Erlärung der Religion zur Privatsache" in anderen Worten ausgedrückt nur heißt, die Religion auf den Aussterbe-Etat setzen. Und in Verbindung mit den Forderungen:„Allgemeine und gleiche Volkserziehung durch den Staat, allgemeine Schulpflicht," besagt es, daß in der Schule und sonstigen Bildungsinstituten in Zukunft nur die Wissenschaft maßgebend sein soll. „Das Volk schmachtet nur solange in den Banden der beweihräucherten Schmarotzer, als es vom Staat gezwungen wird, dieselben zu tragen. Hätte das Volk seinen freien Willen, so würden die Pfaffen bald allzu-
sammen ihr elendes Gewerbe an den Nagel hängen, um dafür ein der Menschheit nützlicheres zu ergreifen. „Lassen wir also in diesem Punkt das Programm beim Alten!
Ein württembergischer Genosse schreibt uns: Der Artikel in Nr. 5 über„Unser Programm und die Frage der Religion" scheint mir noch einige Klarstellung zu bedürfen. Genosse Haß hat seiner an sich richtigen Gesinnung allerdings den richtigen Wort- ausdruck nicht gegeben. Wenn aber in dem Artikel gesagt wird:„Auch die Katholiken bekämpfen den Aberglauben", denn sie sähen den Mate- rialismus als Aberglauben an, so sind das Worte, welche leicht zu Miß- verständniß führen. Es ist ganz richtig, nur wo Glauben ist, kann von Aberglauben die Rede sein. Aber gerade dahin ging die Ansicht des Genoffen Haß, daß unser Programm aussprechen solle, das„Glauben" ohne Prüfung sei unsittlich, ein jeder Parteigenosse habe die Pflicht, darauf hinzuwirken, daß die Genossen vom unbesehenen Glauben überhaupt abkommen und alle Einrichtungen unserer Gesellschaft auf ihren Ursprung, ihren Zweck und ihre derzeitige Bedeutung für die Gesellschaft prüfen. Genosse Haß spricht nicht von„Religion" in dem abstrakten Begriff, der dem Artikel zu Grunde liegt, sondern von den bestehenden Religio- nen, den staatlich geschützten Kirchen, dem Katholizismus und dem Pro« testantismus. Diese Religionsformen hängen mit unseren derzeitigen staatlichen Einrichtungen aufs Engste zusammen und bilden ein Glied, und zwar ein sehr weitspannendes Glied, in der Kette, welche die Ge- sellschaft der Regierenden und Besitzenden zur Fesselung der anderen Klassen anwendet. Die staatlich autorisirten Kirchengemeinschaften sind etwas ganz An- deres als blos religiöse Gemeinschaften, sie sind in ihrer staatlich ge- schützten Autorität bereitwillige Handlanger für Aufrechthaltung der Klassenherrschaft, sie sind staatliche Institute und in den Dienst des Staates getreten. Wenn sich eine solche Kirchengemeinschaft recht in ihrer Macht fühlt, wie die katholische Kirche , so kann es ihr auch einfallen, den Staat selbst zum Diener ihrer Herrschastspläne machen zu wollen, wie auch von den staatlich regierenden Klassen jede den Staat sich allein dienst- bar machen will und theilweise nach Zeit und Umständen diesen Zweck erreicht. Aber immer wird die staatlich autorisirte Kirche den Zwecken der regierenden Klassen ihren Arm leihen, und dieser Arm ist stark durch den Nebel, welche diese Kirchen in den Gehirnen der zum Denken nicht angeleiteten Massen durch den Dunst ihrer Lehren bewirken. Genosse Haß wollte offenbar nur den Kampf fordern gegen diese Handlanger des Staates in der Unterdrückung des Proletariats. Dieser Kampf ist eigentlich in unserem Programm schon enthalten, aber durch die These: Die Religion wird für Privatsache erklärt, ver- sumpft. Ein echter Sozialdemokrat kann kein konfessioneller Mann sein, er kann nicht selbst Handlangerdienste zur Unterdrückung des Proleta- riats leisten. Dies im Programm durchsichtig auszuspreche», wird noth- wendig sein, also auszusprechen: Bekämpfung der staatlich autorisirten Kirche als Dienerin der Staatsgewalt zur Unterdrückung des Prole- tariats. Der Sturz der staatlich autorisirten Kirche ist nach meiner Ansicht in dem Programm implizite ausgesprochen, sollte aber ausdrücklich als Ziel der Sozialdemokratie erwähnt werden. Die Macht der kirchlichen Autoritäten in Beihilfe zur Unterdrückung des Proletariats darf nicht gering angeschlagen werden, gerade weil sie sich, wie der Artikel sagt, auf materielle Mittel stützt; und mit Witzen über religiöse Widersprüche wird diese Macht nicht gebrochen, sondern nur durch die Ausklärung des Proletariats über die Art und Weise, wie diese kirchlichen Autoritäten ihren Einfluß auf das Proletariat zur Niederdrückung desselben gebrauchen, wie diese kirchlichen Autoritäten ihre sogenannten Lehren immer nach den Zeitumständen einrichten, um ihre Gewalt über das Proletariat zum Zweck seiner Unterdrückung zu behaupten. Die Durchführung des Sozialismus ist überhaupt nur möglich, wenn der Kampf gegen alle Autoritäten, welche an der Unterdrückung mit geistigen oder materiellen Mitteln sich betheiligen, in schneidigster Weise durchgeführt wird. Der UltramontaniSmus als Gegner der Regierung aus Machtfragen mag dem Sozialismus nicht unangenehm sein, er lockert in etwas die Autorität der regierenden Klassen; aber das sind Episoden, und im Ganzen schadet gerade diese Ableitung des Proletariats durch den Ultra- montanismus von seiner Ausgabe im Grunde mehr, als er nützen kann. Nicht die religiöse Ansicht an sich muß bekämpft werden, sondern das staatliche Kirchenthum, und dabei wird natürlich auch die religiöse Ansicht, wie schon angedeutet, hinsichtlich ihrer Entstehung und ihres Zweckes einer eingehenden Kritik unterzogen werden müssen. öl.
Aus Berlin erhalten wir folgende Zuschrift: An dem Postulate:„Erklärung der Religion zur Privatsache" ist meines Erachtens grundsätzlich gar nichts zu ändern, es schließt Alles ein, was vernünftigerweise den Religionsgemeinschaften als solchen gegen- über geschehen kann. In dieser Beziehung wäre höchstens eine korrektere redaktionelle Fassung zu befürworten. Was aber gegen den religiösen Glauben oder Aberglauben, wie man es nun nennen will, direkt geschehen kann, fällt in das Gebiet des Unterrichts. Wenn also unser Programm reformirt werden soll, so wäre hier der Hebel anzusetzen. Daß die Religion, sobald sie Privatsache ist, auS der Schule fortbleibt, ist selbstverständlich; aber dieses negative Faktum genügt noch nicht, es könnte auch etwas mehr über den Unterricht selbst gesagt werden, über seine Richtung und seine Gebiete. Aber nur kein „Kulturkampf", nur nicht die Religion von Staatswegen verbieten wollen! Die Köpfe zum selbständigen Denken erziehen, das ist und bleibt die Hauptsache.
„Ich halte dafür," schreibt ein anderer Genosse,„daß in Beziehung sogenannter religiöser Fragen nicht nur unsere Stellung zu den bestehen- den Konfessionen überhaupt, sondern daß unsere Weltanschauung im Programm klar und rückhalts los ausgedrückt sein sollte. Der Passus„Erklärung der Religion zur Privatsache" ist meines Erachtens eine unwürdige Palliation, oder auch, wie sich der Einsender in Nr. 3 gelinde ausdrückt, eine nicht zu rechtfertigende Schwäche. Schon die einfachste Logik muß jedem den inner» Widerspruch zum Bewußtsein bringen, der darin liegt, daß ein Anhänger des Glaubens an einen per- persönlichen Gott, der unsere Bestrebungen nicht nur anmaßend, selbst- überhebend, sondern sogar gotteslästerlich finden muß, indem wir uns unterfangen, Gottes weise Weltregierung ändern, ja sogar bessern zu wollen, daß ein solcher Gläubiger auch noch Sozialdemokrat soll sein können. Nein, solche konfuse Köpfe taugen nichts, auch wenn deren Stimmen gelegentlich uns zufallen, es sind schwanke Rohre, die der erste beste Sturm umreißt und die vielfach Solche, welche alle Anlagen ver- rathen, kräftige, festwurzelnde Stämme werden zu wollen, aber noch jugendlich schwach sind, auch noch mit sich reißen. Damit soll natürlich