nicht gesagt sein, daß wir die Stimmen Solcher verschmähen, sondern nur, daß sie als Parteimitglieder nichts taugen. Schon oft ist bestätigt worden, daß das Sozialistengesetz seine gute Wirkung gehabt hätte, in- dem es die unzuverläßigen, zweideutigen Elemente aus der Partei ver- scheucht habe; gut, tragen wir nun unsererseits noch viel mehr dazu bei, zielbewußte Mitglieder heranzuziehen, was doch vornehmlich durch ein klares, präzis ausgedrücktes Programm angebahnt wird. Darum offene Bekennung alles deffen, was wir wollen, ja wollen müssen auch auf religiösem Gebiet, dann werden diejenigen, welche sich für unser« Bestre- bungen interefliren, nach allen Richtungen zum Denken veranlaßt wer- den, ohne welches von einem thatkräftigen, zuverläffigen Parteimann keine Rede sein kann. Konsequente Parteimänner zu erziehen hat eine Partei wie die unsrige in erster Linie nöthig. Deshalb glaube ich, es wäre sehr nothwendig, daß obengenannter Paffus gestrichen und durch einen für das Programm der Sozialdemokratie passenderen(in vielleicht noch etwas präziserer Faffung als der in Nr. 8 vorgeschlagene) ersetzt würde. Auch glaube ich, daß kein Gegengrund irgend welcher Art mehr stichhaltig sein kann, nachdem der Reichstagsabgeordnete Bebel seinerzeit im Reichstage, also vor der ganzen zivilisirten Welt, die Erklärung ab- gab, daß die Sozialdemokratie auf politischem Gebiete die Republik , auf ökonomischem den Sozialismus und auf religiösem den Atheismus anstrebe, ohne daß er von der Partei aus irgendwie perhorreszirt wor- den wäre, somit also dieser Ausspruch für kompetent erachtet wurde. Leopold.
Soweit die Einsendungen. Unseren eigenen Standpunkt haben wir bereits in Nr. b d. Bl. entwickelt und können uns daher jeder zusätz- lichen Bemerkung enthalten.
Sozialpolitische Rundschau.
— Der„anarchistisch-sozialistische Aufrnhr in London " ist der deutschen Reaktivnspreffe natürlich ein gefundenes Fressen. Zwar war er weder„anarchistisch", noch„sozialistisch", noch ein„Aufruhr"— allein das sind Kleinigkeiten, über welche sich ein großer Reptil Geist leicht hinwegsetzt. Wozu haben wir Telegraphenbureaux? Und wozu Reptilfilialen im Ausland so gut wie im Inland? Es ist interessant, die Entstehungsgeschichte dieses„anarchistisch-sozialistischen Aufruhrs" zu verfolgen. Montag den 8. fanden in London die Vorkommnisse statt, welche zu jenem„Ausruhr" herhalten mußten. Eine Reihe von Londoner Tele- grammen trafen schon am Nachmittag des 8. in Berlin ein, welche die Schauermähr von dem„anarchistisch-sozialistischen Aufruhr in London " erzählten. Und diese Telegramme gingen überall hin, wo es ein Tele- graphenbureau gibt, und füllten alle Zeitungen. Der folgende Tag brachte haarsträubende Einzelheiten; indeß, wer eine kritische Lupe nahm, bemerkte sofort Widersprüche, und für Jeden, der die Londoner Verhältnisse kennt, wurde es sofort zur Gewißheit, daß hier zu Tendenzzwecken auf das Niederträchtigste geflun- kert worden ist und geflunkert wird. Inzwischen sind die Londoner Blätter eingetroffen. Wohlan, sie sprechen blos von„Versammlungen unbeschäftiger Arbeiter" und von den Exzessen, welche der Mob und die Pickpockets(Taschendiebe) in verschiedenen Straßen verübt haben. Daß, wo ein großer Crowd(Menschenansamm- lung) in London stattfindet, auch weltstädiisches Gesindel dabei ist, das die Gslegenhheit zum Stehlen und zum Radau benutzt, weiß Jeder, der London kennt, und liegt außerdem auf der Hand. Genug— der„anarchistisch-sozialistische Aufruhr in London " ist«ine infame Reptilienlüge— in die Welt gesetzt zu dem Zweck, dem Sozialistengesetz, welches in diesen Tagen vor den Reichstag kommen wird, die Wege zu ebnen und den deutschen Philister in die, den Zwecken der herrschenden Reaktion so nützliche Gruselstimmung zu bringen.— Uns selbst schreibt man aus London : Die Panik, welche die Feigheit des Philisters wieder einmal so schön dargethan, und die in der deutschen Presse ein so verständnißinniges Echo gefunden, hat sich gelegt. Man sieht jetzt, daß die Sache nicht so ernst war, als sie anfänglich aussah. Das Meeting vom Montag war von konservativ-schutzzöll- nerischer Seite einberufen worden, um dem Ministerium Gladstone Verlegenheiten zu bereiten, und die Leute von der sozialdemokratischen Föderation unter Hyndmann's Führung hatten die Gelegenheit benutzt, um für ihre Forderungen Propaganda zu machen. Sie hatten sich zu diesem Behuse sehr geschickt organisirt, Et waren die ersten auf dem Platz und postirten sich an dem Punkt, er zu Ansprachen an die Massen am geeignetsten, den Geländern der Terrasse vor der Nationalgallerie. Von Aufforderungen zu sofortigen Gewaltthaten Hab« ich in ihren Reden nichts gehört. Sie sprachen nicht leidenschaftlicher als in früheren Versammlungen. Aber ihr Publikum, der Besuch des Meetings, war eben anders als gewöhnlich. Die radikalen Arbeiter hielten sich gänzlich davon fern; daher waren im Gegensatz zu der Dodstreet-Demonstration(behufs Wahrung des V e r s a m m l u n g s>
preußische Oefäugnisse. Die Folter in einem deutschen Gesängniß, angewandt gegen einen deutschen Reichstagsabgeordneten, um Geständnisse zu erpressen. Vor einigen Wochen erfreute der Halberstädter Staatsanwalt Schöne die deutsche Presse wiederholt mit Zuschriften, die darthun sollten, d aß es Genosse Heine während seiner sechsmonatlichen Haft ganz ans- gezeichnet ergangen sei— weit besser, als er es verdiente. Wir sind nun heute inZder Lage, diesen staatsanwaltlichen Erzählungen einen zuverlässigen Bericht aus ganz unparteiischer Feder gegenüberzustellen, aus dem hervordeht, daß Heine in geradezu unerhörter Weise mitgespielt wurde, und daß es nicht an Herrn Schön lag, wenn es Heine nicht noch schlimmer erging. Unser Berichterstatter schreibt: Am 2. Oktober 1884 wurde Genosse Heine vom Halberstädter Land- gericht zu sechs Monaten Gesängniß verurtheilt, weil er einen wahr- heitsgemäßen Bericht über die auf christlicher Nächstenliebe begrün- dete Arbeiterkolonie S e y d a in seiner„Halberstädter Sonntagszeitung" gebracht. Heine hatte keinen Vertheidiger, und das Pech, daß sein Gewähr? mann am Tage der Verhandlung starb. „Von einer Ausbeutung der Vagabonden kann gar keine Rede sein", sagte der Vorsitzende,„denn jene sind ja freiwillig in die Anstalt eingetreten. Wen» auch der Vorstand der Anstalt den größten Theil der Angaben des Artikels zugegeben, so sind doch mehrere unbewiesen geblieben, und wenn alle bewiesen worden wären, so würden doch Aus drücke wie„Kuliwesen", Ausbeutung der Aermsten und Elendesten unter uns zu Gunsten einiger Pfaffen und Betbrüder" u. s. w. straffällig sein." „Die Strafe muß eine empfindliche sein!" sagte der Staatsanwalt Schöne(derselbe, der in einer anderen Prozeßsache vor- her Heine auf seine Bildung geprüft, d. h. ihm verschiedene Fragen aus dem Gebiete der Philosophie, Kulturgeschichte u. s. w. vorgelegt hatte, um hinterher die hohe Bildung des Angeklagten als V e r s ch ä r s u n g s- grund geltend zu machen). Das Gericht schloß sich dieser Anschauung an und verurtheilte Heine zu 6 Monaten Gesängniß, welche Strafe derselbe am 18. Juni v. I. antrat. Beim Eintritt in's Gesängniß wurde ihm, auf ausdrückliche Anord- nung des I.Staatsanwaltes Schöne, die Gesängnißordnung vor- gelesen. Nur ein einziger wegen seiner Rauheit bekannter Gefängnißaufseher durste mit Heine verkehren. Der Aufseher machte Anfangs seinem Rufe alle Ehre, wie aus fol- genden Borkommnissen zu entnehmen. Heine hat mehrere Vormund- schasten. In einer solchen Angelegenheit hatte er auch an einem drückend heißen Junitage einen Termin im dortigen Amtsgerichtsgebäude, zu welchem er von seinem Aufseher vorgeführt wurde. Im Wartezimmer
rechtes) die organisirten Arbeiter verhältnißmäßig nur schwach vertreten, da die Masse der Arbeiterorganisationen in London radikal gesinnt ist. Dies erklärt es. daß das R o u g h- Element, die sogen. Handfesten, sich so breit machen konnte. Zu den Exzessen wäre es jedenfalls nicht gekommen, wenn die radikalen organisirten Arbeiter in Masse dem Meeting beigewohnt hätten. Man sieht also, wie blöd- sinnig und erlogen die Behauptung der„gutgesinnten" deutschen Presse ist, die Freiheit Englands habe die Exzesse möglich gemacht— unter dem Sozialistengesetz sei so etwas unmöglich. Die Krawalle am 8. Februar hier waren nicht ärger, als die Judenhetzen in Rußland , Preußen, Ungarn , die überall dort sich vollzogen, wo politische oder ökonomische Ursachen die Bildung einer selbstbewußten, organisirten Arbeiterklasse nicht zugelassen haben. Wenn Herr Stöcker in Berlin nicht auch solche „Erfolge" erzielt hat, wie sie sich am Montag in London abspielten, so ist dies dem Umstand zu danken, daß daselbst trotz des Sozialistengesetzes noch eine selbstbewußte, einheitlich fühlende und handelnde Arbeiter- klaffe vorhanden. Zudem darf nicht vergessen werden, daß das Elend und die Arbeits- losigkeit, wie ja auch anderwärts, wirklich sehr groß find(man vergleiche die Unruhen in Birmingham , in Leicester , in Nottingham u. s. w.), und hier vielleicht bitterer empfunden werden als anderwärts. Man muß nur die ausgehungerten, zerlumpten Gestalten gesehen haben, die sich zu Tausenden auf dem Meeting befanden. Bon diesen Aermsten der Armen zu verlangen, daß sie dem Zerstörungswerk der„Rough" im Interesse der„Ordnung" entgegenwirken, ist abgeschmackt. Der hungerige Magen ist ein gar schlechter Anwalt für die„Heiligkeit des Eigenthums". Von radikaler Seite behauptet man vielfach, Hyndmann sei von torpsti- scher Seite gekauft worden, um dem jetzigen Ministerium ein Bein zu stellen, damit die Konservativen mit gehöriger sittlicher Entrüstung dem Bürger sagen können: Seht, das sind die Früchte eines radikal- sozialistisch- homerulerisch gesinnten Ministeriums! Posttive Beweise für eine Verbindung Hyndmann's mit seinen ehemaligen Freunden liegen bis jetzt nicht vor: daß der konservative„Standard" später, wie andere Blätter, und nicht sehr energisch, die Verhaftung Hyndmann's verlangte, ist aber auch kein Gegenbeweis. Herr Hyndmann und Kon- sorten dürfen sich jedenfalls über den Verdacht nicht beklagen; er steht im Einklang mit ihrer bisherigen Praxis und Theorie. Schließlich sei nur noch bemerkt, daß es keinem bedeutenden der hiesigen Politiker und Blätter einfällt, die Rede- und Koalitionsfreiheit der arbeitenden Klassen in Folge der Vorgänge vom 8. Februar ein- schränken zu wollen. Die englische Arbeiterklasse ist zu stark, als daß ein englischer Minister es wagen dürfte, ein Zwangsgesetz gegen sie zu beantragen. Die herrschenden Parteien suchen die Führer der Arbeiter zu korrumpiren, diese selbst durch Konzessionen bei guter Laune zu er- halten; aber sie wissen sehr gut, daß die Arbeiterklasse zum Riesen an- gewachsen ist, der sie zermalmen kann, wenn er will. Sie suchen ihn einzuschläfern, anstatt wie es ihre kontinentalen Genossen thun, ihn durch Peitschenhiebe zu erwecken, die ihn nur erbittern, nicht aber ge- sügig machen."
rü. Die auswärtige Politik des Fürsten Bismarck galt bisher als ein noli ins tangere; an ihrer Unsehlbarkeit zu zweifeln war Hei- ligenschändung, zum mindesten eine Art Majestätsbeleidigung. Nur dann und wann wagte es der Reichstag , auf das ve> boten- Gebiet sich zu begeben— aber dann nur, um dem„großen" Reichskanzler eine Bennigsen'sche Apotheose zu bereiten. Alle Parteien hielten an der frommen Tradition fest; und mehr als alle hielt daran fest die ge- sinnungstüchtige biedermännische Fortschrittspartei. Zuerst wurde die Tradition von den Sozialdemokraten durchbrochen, welche den organischen Zusammenhang der äußeren und inneren Politik des pommerschen Junkers Bismarck aufdeckten und nach- wiesen, daß derselbe, bei Licht betrachtet, in der äußeren Politik ebenso wenig wie in der inneren ein Hexenmeister sei. Eins der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Bismarcks ist sein Berhältniß zu Ruß- l a n d. In Rußland mit Recht den Hort der Reaktion, den Schlußstein seiner eigenen Politik erblickend, hat dieser pseudo-deutsche Staatsmann die Interessen Rußlands stets über die nationalen Interessen Deutsch - landä gesetzt— kein Dienst, den er nicht Rußland geleistet hätte, keine Unwürdigkeit, die er sich nicht von Rußland hätte gefallen lassen. Das stärkste Stück leistete er im Frühjahr 1384, wo er es bewirkte, daß den Russen, welche bei ihren bankrotten Finanzen nirgends mehr Kredit fan- den, in Deutschland 300 Millionen Mark gepumpt wurden— zum Dank dafür, daß die russische Regierung die Deutschen in den Ostseeprovinzen auf's Aeußcrste unterdrückt, einen unerbittlichen Zollkrieg gegen uns führt, und durch die berüchtigte Grenzsperre unsere östlichen Provinzen zu Grunde richtet. Diese Liebedienerei hatte zur Folge, daß die Eng- l ä n d e r all ihre faulen russischen Papiere nach Deutschland warfen, so daß die deutschen Kapitalisten jetzt für 2 Milliarden russische Staatspapiere in Besitz haben, die beim ersten ernst- haften Kanonenschuß nicht mehr werth sind als das Papier, worauf sie gedruckt sind. Dieser staatsmännische Streich des „genialen deutschen Staatsmanns" wurde bei der dritten Lesung des Etats vom Genossen Liebknecht zur Sprache gebracht— zur'großen Verlegenheit der anwesenden Herren Minister und der Herren Konser- vativen und Nationalliberalen. Thatsachen lassen sich leider nicht weg- lügen.—
klagte er über brennenden Durst und bat den Stiefvater seiner Mündel, den Steinsetzer Müller, ihm ein Glas Wasser zu holen. Müller kam bald mit einer Flasche Märzenbier(ein dünnes, billiges Volksgetränk dortiger Gegend), von welchem er Heine ein Glas anbot. Allein der Aufseher litt trotz aller Bitten der Anwesenden(natürlich gehörte Heine nicht zu den Bittenden) nicht, daß Heine davon auch nur einen Tropfe.. erhielt. Der Aufseher sagte, ihm sei vom I- Staatsanwalt die st r e n g st e Handhabung der Gesängnißordnung gegen Heine vorgeschrieben, und we. was wolle, solle sich über ihn beschweren." Im Uebrigen wurde Heine in Einzelhast behalten und jeder Verkehr mit anderen Gefangenen auf's Strengste vermieden. Freistunden— täglich zwei halbe Stunden— hielt sein Aufseher mit ihm allein. Der Aufseher blieb auch in der Folge allerdings peinlich streng und gewissen- Haft, aber seine Rauheit machte bald einem humaneren Benehmen Platz. Ein Bleistift, welcher bei Heine gefunden wurde, ward ihm abgenom- men, und der Antrag Heine's, ihm literarische Selbstbeschästigung zu gestatten, vom Staatsanwalt Schöne abgelehnt. Der Oberstaatsanwalt in Naumburg , bei welchem sich Heine hierüber und auch deshalb be- schwerte, weil ihm die gewünschte demokratische oder deutschsreisinnige Zeitungslektüre nicht gestattet worden, stellte sich auf Seite des Staats- anwalts Schöne, die Antworten dieser beiden hohen Gesetzesvertreter waren in einem Tone gehalten, als wenn sie an einen Verbrecher schlimmster Sorte gerichtet gewesen. Später ward dem Gefangenen das Lesen des Stöcker'schen„Reichsboten" erlaubt; ebenso erhielt Heine eine Sendung Bücher aus der Reichstagsbibliothek, welche er mit Bewilligung des Staatsanwalts bestellt. Eines Tages, als Heine Freistunde hielt, redete ihn der Staatsanwalt Schöne an, und fragte, wie es ihm ginge.„Soweit ganz gut!" gab Heine zur Antwort.— Ob er Wünsche habe?—„Allerdings, litera- rische Beschäftigung." Darauf Schöne:„Wie kann ich Ihnen gestatten, literarische Arbeiten zu unternehmen, da Sie doch gerade wegen dieser Thätigkett hier sind— das hieße ja gerade soviel, als wenn ich einem Spitzbuben Gelegenheit geben wollte, sich in seiner Kunst auszubilden (wörtlich), denn daß Sie ein sozialdemokratischer Agitator sind, werden Sie doch nicht bestreiten!"—„Nein," gab Heine zur Antwort,„ich bestreite da« keineswegs, ich gebe Ihnen vielmehr die Versicherung, sofort wieder in diese Agitation einzutreten, wenn es meine Umstände erlauben, ich werde stets kämpfen für das, was ich für Recht halte, und daran werden Ihre sechs Monate Gesängniß nichts ändern." „Nun, und warum beklagen Sie sich denn da?" rief der Staatsan- walt ganz ergrimmt und mit feuerrothem Kopf. „Ich beklage mich nicht im Geringsten, sondern ich verlange mein Recht, welches mir als politischem Gefangenen zusteht", sagte Heine ruhig. „Wir kennen nur Strafgefangene— Sie wollen ja Gleichheit, hier haben Sie sie", antwortete Schöne höhnisch.*)
— Die DoPPelwährungS-Schwarmgeister haben im Reichst«» wieder einmal gespuckt. Gefährlich ist's ja nicht mehr— wir meinen nicht ernst— denn der biedere Otto, der unter Umständen zu allen möglichen demagogischen Experimenten zu haben ist, hat von Seiten seiner Geldleute sehr kräftiqe Winke mit dem Zaunpfahl erhalten, die Finger von diesem heikel» Thema zu lassen. So ist's denn der reine Spuck; und die Donquixote des Bimetallismus haben sich diesmal auch damit begnügt, blos einen frommen Wunsch auszusprechen. Wenn man die Herren anhört, sollte man meinen, alles Elend der Welt komme von der Goldwährung. Das post hoc wird hier mit dem proptor hoc verwechselt— die zeitliche Folge mit der ursächlichen Folge. Die Einführung der Goldwährung in Deutschland fällt bekanntlich mit dem„großen Krach" zusammen, und da ist es denn sehr natürlich, daß gedankenlose oder im Denken nicht geschulte Leute den „Krach", und was mit ihm zusammenhängt, als eine Wirkung der Gold- Währung betrachten. Nun— zur Widerlegung dieser kindlichen und kindischen Auffassung genügt die Eine Thatsache, daß die Gebresten, welche die Ritter der Doppelwährung vermittelst ihrer alleinseligmachenden Doppelwährung kuriren wollen, in sämmtlichen Staaten sich finden — gleichviel ob sie Goldwährung, Silberwährung oder Doppelwäh- r u n g haben. In Frankreich und den Vereinigten Staaten von Nordamerika — zwei Ländern mit Doppelwährung— ist die Geschäftskrise vielleicht am akutesten und heftigsten. Diese Thatsache allein genügt zum Nachweis der Abgeschmacktheit des bimetallistischen Schwindels. Gegenüber den tollen Phantastereien der Leuschner, Kardorsf, und wie ihre Mitnarren sonst heißen mögen,— und gegenüber dem Manchesterthum eines Bamberger war es nöthig, daß der sozial- demokratische Standpunkt kurz zur Geltung gebracht wurde. Und das geschah durch den Genossen Auer, der mit den beiden feindlichen Brü- der» scharf in's Gericht ging.
Jahr ei, es find i«, störer ». B. de stehen n als etw marschir denn au Der ohi Kodex; nach all humane, dem So � je n Rechten! „Patien terworsi dein, eb tomische pflegt, bohrt,- Nicht hä muß es nicht rü Die, solche h Aber lassen, I Je Nl
x. KaumisteSbekanntgeworden. daßes Eile hat mit der Verlängerung des Sozialistengesetzes, so macht auch die Polizei sofort eme passende Schwenkung und läßt an die Stelle der bisherige» „milden Praxis" eine etwas strengere Praxis treten. Käme jetzt keine Unterbrechung in die„milde Praxis", dann könnten die braven Reichs- bürger sich am Ende einbilden, das Sozialistengesetz sei im Grunde ge- nommen doch überflüssig. Genug— die Polizeitaktik ist verändert, und, nachdem man eine Zeit lang kaum mehr von Versammlungsoerboten gehört hatte, regnet es jetzt wieder auf einmal solche. Auch Haussuchungen und ähnliche Lieblichkeiten kommen jetzt wieder häufiger vor. Die sozialdemokratische Fraktion hatte vor den Weihnachtsferien den Beschluß gefaßt, dem Wunsche des Präsidenten, die Debatte über den Belagerungszustand an demselben Tage stattfinden zu lassen, wo die erste Lesung des Sozialistengesetzes beginne, sich nicht zu widersetzen. Als nun nach den Ferien die Wahrscheinlichkeit dahin ging, daß der An- trag auf Verlängerung des Sozialistengesetzes erst im Laufe des März werde eingebracht werden, nahm die sozialdemokratische Fraktion jenen Beschluß zurück, und einigte sich dahin, den Präsidenten zu ersuchen, daß die Denkschriften über den„kleinen" Belagerungszustand recht bald auf die Tagesordnung gesetzt werden möchten. Inzwischen hat nun Bismarck
seine Dispositionen völlig geändert; der Antrag auf Verlängerung de«
Sozialistengesetzes wird schon in den nächsten Tagen an den Reichstag gelangen, und nach kurzer Frist wird auch der betreffende Gesetzesvor- schlag zur ersten Lesung gestellt werden. An eine vollständig getrennte Behandlung der Denkschriften wird unter solchen Umständen nicht zu denken sein; und es wird sich auch nicht vermeiden lassen, daß die De- batte über die Denkschriften sich vielfach auf demselben-Felde bewegt wie die Debatte über die Verlängerung des Sozialistengesetzes. Allem Ver- muthen nach wird die Sache diesmal wieder ziemlich denselben Verlaus nehmen wie vor zwei und vor vier Jahren: die Besprechung der Denk- schriften bildet den ersten Punkt der Tagesordnung, und wird ausschließ- lich den Sozialdemokraten überlassen bleiben; hierauf beginnt sofort die erste Lesung des Sozialistengesetzes, die allerdings zu einer längeren Debatte führen und möglicherweise zwei Tage in Anspruch nehmen wird. Das Resultat wird— wahrscheinlich auf Antrag des Hrn. Windthorst— Verweisung an eine Kommission fem. In der Kommission werden die bekannten alten Ladenhüter von Anträgen auf„Milderung" auftauchen und wieder untertauchen; und schließlich wird die Kommission die un- veränderte Annahme des Sozialistengesetzes vorschlagen, und nur em- pfehlen, daß die Verlängerungsfrist von S Jahren auf 2 Jahre herabgesetzt wird. Damit wird die Regierung, welche entsprechend„vorgefchla- gen" hat, auch sehr gern zufrieden sein. So wird's kommen. Allerdings werden die„Milderungsvorschläge" diesmal eine größere Rolle spielen als die beiden vorigen Male, well im Laufe des letzten Jahres ungewöhnlich stark in„politischer Heuchelei" gemacht worden ist, und man den schönen, humanen Worten doch an- standshalber auch„Thaten" folgen lassen muß. Freilich was für„Thaten"! „Milderung" des Sozialistengesetzes. Das ist ein Widerspruch in sich selbst, wie er nur in einer Zeit der politischen Heuchelei überhaupt ver- sucht werden kann. Durch das Sozialistengesetz soll eine ganze Partei, sollen Tausende von Individuen todtgeschlagen werden— wenn auch nicht direkt, doch«»direkt und in ihrer Existenz. Was soll das heißen: den Todtschlagungsprozeß mildern? Das Morden humanisiren, dem tödtenden Gift etwas Zucker beimischen, damit es nicht so schlecht schmecke. Diese„Milderung" des Sozialistengesetzes steht auf Einer Stufe mit der„Humanistrung des Kriegs", welche in unserer Blut- und Eisen-Aera des Massenmords Mode geworden ist. Die Regierungen geben Jahr aus
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Anderntags nach dieser Unterredung wurdeHeine eröffnet, daß er f e r n e r k e in e B ü ch e r mehr aus der Reichstagsbibliothek erhalten dürfe. Brief« durfte er nicht schreiben, Papier und Feder besaß er nicht, die Gefangenen-Biblio« thek hatte er durchgelesen, d. h. vier muckerige Jugendschriften; die anderen 12— IS Traktätchen waren selbst zum Zeitvertreib zu verrückt, Heine verlangte nunmehr, auf dem großen Arbeitssaal beschäftigt zu werden, wo Düte», Strohdecken«c. angefertigt werden. Hier waren 30-40 Gefangene, die ganze Anzahl zählte 100—120.„Das hieße ja, Ihnen eine permanente Agitatorenschule einrichten", gab der Staatsanwalt zur Antwort und lehnte das Gesuch ab. Dagegen wurde Heine angeboten, auf dem Hofe Holz mit zu hacken; doch müsse fein Hackeklotz zehn Schritte von dem der anderen- Gefangenen, die mit gleicher Arbeit beschäftigt waren, gestellt werden, und dürfe Heine mitden anderen nicht sprechen— während jene allerdings unter ein- ander sprechen durften. Hiezu wollte sich Heine keineswegs verstehen; da er nun tagelang ganz mutterseelenallein ohne jede Beschäftigung und Lektüre war, so fertigte er sich aus Brodkrumen ein Schachspiel an, und spielte tagelang Schach mit dem Strohmann, bis er nach mehreren Tagen die für ihn angeschaffte Bibel erhielt, welche er aus Mangel besserer Beschäftigung durchlas. Besuche seiner Familienangehörigen durste Heine inonatlich nur einen erhalten, während diese Vorschrift gegen andere Gefangene keineswegs streng innegehalten wurde. Mehrere Freunde, welche Heine besuchen wollten, wurden vom Staatsanwalt zurückgewiesen. Von den Briefen, welche Heine schrieb, sind nur wenig hinausgekommen, die meisten wurden vom Staatsanwalt Schöne als„zur Versendung ungeeignet" erklärt und zu den Perionalakten Heine's gehastet, welche hierdurch und durch alle sonstigen Verhandlungen bald zu einem 2—8 Finger starken Bande anwuchsen. Was als ungeeignet zur Ver- sendung unv als geeignet für die Personalakten angesehen wurde, be- weist folgender Fall. In einem Briefe Heine's an seine Frau war folgender Satz enthalten:„Sage doch dem Vorstand der Familien- krankenkasse, wenn das Schlimmste zum Schlimmen käme, möchten sie sich der Offenbacher Frauenkasse anschließe,,." Dieses Satzes wegen ging der Brief nicht ab und befindet sich bei den Akten. Auf Beschwerde der Frau Heine bei dem Justizminister änderte sich die Lage Heine's bedeutend, indem ihm die Lektüre englischer und fran- zösischer Bücher und bald darauf auch Papier und Feder, sowie auch die Benutzung einer Lampe auf seine eigenen Kosten gestattet wurde. Glück- licherweisi� versteht Schöne weder französisch noch englisch und lieh daher alle sozialdemokratischen Bücher, welche Heine von befreundeter Seite erhielt, in dessen Hände gelangen. Ende August fand Termin vor
dortige Heine Wie «ndl bekund. wurde
*) Dieser geistreiche Hinweis ist auch Genossen, die Strashast in
andern Gefängnissen durchgemacht, nicht vorenthalten geblieben. Natür- lich ist die„Gleichheit" in den Gefängnissen eine Fabel.
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