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Weltpoftvereins( Kreuzband).

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die dreigespaltene Petitzeile

25 Gts.

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20 Pfg.

Der Sozialdemokrat

Zentral- Organ der deutschen   Sozialdemokratie.

"

Briefe an die Redaktion und Expedition des in Deutschland   und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat" wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schicke man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Deckadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Ansern in- und ausländischen Brief-& Kreuzband­

Abonnenten zur Nachricht.

Alle Einzelabonnements bei uns, welche vor Ablauf März nicht erneuert sind, werden mit 1. April gesperrt. Bei Bestellung durch Vertrauens­bet leute erneuere man dieselben dort gleichfalls vor diesem

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Alle Briefsendungen sind vorauszahlbar. Durch Paketbezüger bei uns angewiesene Brieferem­plare liefern und belasten wir für nächstes Quartal auf deren Conto weiter, wenn Abbestellung nicht vor Anfang April erfolgt.

Einzelbezügern wird kein Conto eröffnet! Abonnements für die Schweiz   werden mit Nummer 14 nachgenommen, dafern Einsendung des Abonnementsgeldes nicht zuvor erfolgt.

Die Expedition des Sozialdemokrat".

Allgemeiner Unterstützungs- Fonds.

Im Januar 1886 gingen ein:

Minden   Mr. 24- Celle 11. Weimar 10 50. Hagen   18­Werdau 5 50. St. Johann 3   50. Herford   10. Neumünster   i/ H. 16­Wilhelmshaven 41 40. Cottbus 5 50. Bremen   52. Ohlau 4 38. Brandenburg   E. 25- Sommerfeld 5 50. Cöln 41 50. Liegnig 30­rag Löh 5 50. Durlach   5 50. Plauen   i/ 2. 10. Ronsdorf   10 50. Mann­ heim   so Dihu 10 50. Königsberg   i/ p. 5 30. Filth 10­tagsklub" 3 50. Lambrecht 5 50. Schwabach   5 50. of 10 50. Frankenhausen   i/ Th. Mt. 10. M. Danzig 100. G. Braunschweig uf 75­R. Ungenannt 1000- Buchdrucker Berlin   U. F. 50. Br. Berlin   5

gen

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Im Februar gingen ein:

Mons

Schleswig Mt. 7-. Stuttgart   26 50. Nowawes 10 50. Peine   6. Potsdam 36. Aus dem Potsdamer Kreis 5 20. W. Nürnberg   25 Limbach   10- Zwickau   10- Stettin   21 Striegau 9 75. Köln  Dederan 4 80. Ronsdorf   10 50. Hohenstein- Ernstthal   19 50.

50­

en Königsberg 5 50.

Iserlohn 24 50. Ulm 100-. Duedlinburg 5. A. Solingen 100 Langenbielau im Eulengebirg 10-. Karlsruhe   20-. Altenburg   31 Erfurt   ,,, Das Banner hoch" 40-.

Diäten- Fonds.

Jm Januar 1886 gingen ein:

Lechhausen Mt. 20. Augsburg 20. A. F. Augsburg 1-. Ernst­thal, von einer gemüthlichen Zusammenkunft 12 95. Sonnborn 5 27. *) St. Johann 13 50. Bremen, Cigarrenarbeiter durch A.§. 11 40. D. Sttg. 1000-. Dfterrobe a/ h. 43 50. Solingen   72 80. S. 14 40. F. 8 25. Effen 50-. Aus dem Herzogthum Sachsen- Altenburg 75 Meuselwitz 12-. Plauen   i/ V. 50- Riel 50. Durlach   30 Jm Februar gingen ein:

Pf.

50

05

Oberlungwitz 10- Spremberg   50­

Braunschweig 200-. Bom

1

20 rothen Karl 10   15. Aus der permanenten Anti- Bismarck- Spende Lim­60 bach i/ S. 40 Von einem Jsolirten 30-. Hannover   100. G. Berlin   10-. Schwerin   i/ M. 20 Oftringhausen 5 40. Apolda   20 30 Augsburg 30. Dietrichsdorf bei Riel 35. Eßlingen 100- Langens bielau im Eulengebirge 30. Karlsruhe 20-. Ronsdorf   10-. Freis burg i/ Br. 10. Köln a/ Nh: 20. Wiesbaden 5-. W. Berlin 15 Hemelingen 20. Erfurt ,,, Das Banner hoch" 40-. Frankfurt   a/ M. B. 50 Berlin   60­

20

50

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30

30

80

40

80

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40

40

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Bamberg 9 25. Vom stillen Klub" in Schwaben   15-.

Allgem. Wahl-, Agitations- c.- Fonds.

Im Februar gingen ein:

Großenhain   Mr. 50. Fr. Berlin   30- Fr. Berlin   10- S. Berlin   40­Dresden- Altstadt 100-. Eilenburg   20- Br. Berlin  Frankfurt a/ M. 30. Chemnitz   Schloß, mehrere Genoffen 20­B. Dresden 20 Fr. Berlin   31 Limbach i/ S. Anti- Bismarck Spende 20­

( Fortsetzung und Schluß ab Januar 86 folgt in Nr. 14.)

Ein fulturhistorisches Dokument.

Der Staatsanwalt ist, wie schon sein Name besagt, der Anwalt des 20 Staats. Und da der Staat heutzutage in den Händen der Massen­mörder und großen Diebe mitsammt ihren Werkzeugen: den Spigeln, 35 Agents provokateurs und sonstigen Hallunken, sich befindet, so ist der 20 Staatsanwalt folgerichtig der Anwalt der Massenmörder 40 und großen Diebe mitsammt ihren Werkzeugen: den 10 Spikeln, Agents provokateurs und sonstigen Hal. Tunten. nd Das haben wir dieser Tage recht deutlich in Frankfurt   a. M. gesehen, wo der Staatsanwalt Gordan als Vertheidiger des Mordhallunken Meyer auftrat; und das sehen wir jetzt auch in Berlin  , wo der Staatsanwalt Angern sich zum Vertheidiger des

n-

Agents provokateurs und Puttkämerlings Ma hIow Jhring auf­geworfen hat.

Bekanntlich verlangte Genosse Singer, daß gegen den besagten Buttkämerling ob seiner Aufforderung zu Dynamitattentaten u. s. w. die Untersuchung eröffnet werde. Das paßte dem Herrn Staatsanwalt natürlich nicht in den Plan, und er lehnte den Antrag Singer's in einem Schreiben ab, das dem fünftigen Kulturhistoriker ein unbezahl­bares Attenstück sein wird zur Charakteristik der Aera Bismarck- Putt­tamer- Mahlow- Jhring.

Das klassische Schreiben lautet:

,, Auf die Anzeige vom 20. Februar d. J. gegen den Schuhmann Jhring, benachrichtige ich Ew. Wohlgeboren ergebenst, daß ich nicht in der Lage bin, strafrechtlich einzuschreiten.

Thring ist im vergangenen Jahre mit der Ueberwachung der Mits gliederversammlungen des Arbeiterbezirksvereins für den Osten   Berlins amtlich betraut worden. Um seiner Aufgabe ausreichend und völlig gerecht zu werden, hielt er es für zweckmäßig, dem Verein unter Sem Namen Mahlow und Angabe seiner früheren Profession als Mechaniker beizutreten. Er hat auch, wie er sofort offen angegeben, in der Absicht, etwa auftauchendem Mißtrauen zu begegnen, einer Anzahl Mitglieder des Vereins gelegentlich vertraulicher Besprechung das Ver­fahren einer Geheimschrift und ähnliche, in weiteren Rreisen bekannte Operationen gezeigt.

Sein erster amtlicher Bericht datirt vom 29. Dezember v. J. Noch am Tage des Eingangs deffelben ist er von seinem Vor­gesezten angewiesen worden, sich vollständig passiv zu verhalten, und er versichert, diesem Befehl durchweg Folge ge leistet zu haben. Er hat demnächst, bis seine Eigenschaft als Polizeibeamter entdeckt wurde, in einer Reihe ruhig und objektiv gehaltener Berichte wichtige Beobachtungen, welche er in Sondervereinigungen hervorragender Mitglieder jenes Vereins machte, zur Anzeige gebracht, Beobachtungen, deren Tragweite von den Mitgliedern Christensen und Berndt gewiß am wenigsten unterschät find.

Wenn nun der Privatlehrer Christensen die in Ihrer Anzeige ange= deuteten über aus gröblichen Majestätsbeleidigungen dem Schuhmann Ihring zur Last legt, so wird er sich wegen dieser Mittheilungen an Ew. Wohlgeboren auf den deshalb erhobenen Straf­antrag des Thring wegen verleumderischer Beleidigung desselben zu verantworten haben, da er, wie er selbst einräumt, diese That­sache nicht beweisen tann. Gegen Jhring aber auf Grund des Zeugnisses des Christensen wegen jener angeblichen Majestätsbeleidigung einzuschreiten, erscheint nach dem oben Mitgetheilten vollständig ausgeschlossen, ganz abgesehen davon, daß er von seinem Vor­gesezten als ein zuverlässiger Beamter geschätzt wird.

Ga fommt aber noch hinzu, daß er, wie er behauptet, den Christensen, zu welchem er zu Anfang des Dezen er die Majestätsbeleidigung gesagt haben soll, erst am 27. Dezember v. J. dem Tage seiner ersten Anwesen­heit bei den nicht öffentlichen Sonder vereinigungen, näher getreten sein will, eine Behauptung, die in seinen Berichten Unter­stützung findet.

Die unter das Zeugniß des Tischlers Berndt und des Hutmachers Urban gestellten Thatsachen erfüllen nicht den Thatbestand einer straf­baren Handlung, insbesondere nicht den des Vergehens gegen die§§ 110, 111 und 40 a des Strafgesetzbuches( vergl. Absatz 3§ 49 a), würden aber auch durch die genannten Zeugen nicht erwiesen werden können. Hier steht nicht nur Aussage gegen ussage, sondern es erscheint höchst unwahrscheinlich, daß Ihring, während er die Rolle eines Parteigenoffen spielte, hervorragenden Mitgliedern des sozialdemo kratischen Vereins angerathen haben soll, öffentliche Gebäude mittels Dynamitbomben in die Luft zu sprengen, damit die herrschenden Klassen vor Berathung des Sozialisten geseges Angst bekämen. Es liegt auf der Hand, daß ein solches Attentat den auf Aufhebung des Gesetzes ge richteten Bestrebungen gerade entgegengewirkt haben würde, und es ist ganz unglaubhaft, daß hring einen so wider= sinnig motivirten Rath, der ihn sofort verdächtig machen mußte, ge= geben hat. Aber auch ganz abgesehen von dieser Erwägung stehen dem Berndt dieselben Bedenken der Glaubwürdigkeit entgegen, welche oben gegen Christensen erörtert sind. Der zur Zeit in   Rummelsburg in Straf­haft befindliche Hutmacher Urban hat sein Beugniß zu polizeilichem Pro­tofoll verweigert; seine gerichtliche Vernehmung herbeizuführen, lag um weniger Veranlassung vor, als er wiederholt bestraft ist, namentlich auch wegen Unterschlagung.

An Der erste Staatsanwalt: den Reichstagsabgeordneten  Angern. Paul Singer.  Berlin, 16. März 1886." Einen eifrigeren Vertheidiger als diesen Herrn Staatsanwalt hätte sich der Puttkämerling Thring- Mahlom nicht wünschen können. Betreffs des Scherzes, daß ein Spizel in der Rolle des Sozialdemo­fraten zu Dynamit- Attentaten gerathen habe, sei deshalb nicht anzuneh men, weil solche nur den Gegnern der Sozialdemokraten von Nuzen sein würden, sei dem Pfiffitus en Staatsanwalt blos bemerkt, daß die Polizei in Dynamitattentate und Aehnlichem das Ziel der Sozialdemokratie erblickt oder wenigstens bei jeder Gelegenheit für das Ziel ausgibt.

-

Wenn es widerfinnig ist, bei Sozialdemokraten eine Neigung zu ders artigen Dingen vorauszusehen, so hat der Herr Staatsanwalt wohl unserer Polizei eine tüchtige Ohrfeige versett, nicht aber den Buttkämerling Mahlow- Jhring entlastet.

In weitere Einzelheiten gehen wir nicht ein. Alles zu seiner Zeit und am rechten Drt. Für heute genügt es uns, die Solidarität der königlich preußischen Staatsanwaltschaft mit dem Puttkämerling Mahlow Jhring festzustellen.

sid jis

Aus Desterreich.  

Wien, 18. März 1886. Mit großem Eifer arbeitet gegenwärtig der parlamentarische Ausschuß an der Fertigstellung des österreichischen Sozialisten­gesetes. Die Arbeit geht rasch von Statten, denn sämmtliche Parteien im Hause sind von der Vortrefflichkeit des Entwurfes überzeugt und niden pagodenmäßig zu jeder Bestimmung, die den modernen Sozialis­mus als Verbrechen und die Verbreiter seiner Prinzipien für rechtlos erklärt. Die Zeitungen aller Schattirungen schweigen; sie sind nicht schamlos genug, das reaktionäre Machwerk zu loben, sind aber zu feige, um es zu tadeln.

Bergegenwärtigt man sich die Verhältnisse, unter welchen in Defter­reich das Sozialistengeset geschaffen wird, so ist es keine Uebertreibung, wenn behauptet wird, daß noch niemals in einem konstitutionellen Staat eine größere Infamie vollführt wurde. Auch nicht der Schatten

Erscheint

wöchentlich einmal

in  

Zürich(   Schweiz).

Verlag

der Boltsbuchhandlung Hottingen Zürich.

Poffendungen franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe nach der   Schweiz kosten Doppelporto.

25. März 1886.

einer ernsthaften Begründung liegt zur Schaffung eines Ausnahmegesezes vor. Vor Jahresfrist noch hatte man blos die Absicht, den Anarchi 3- mus in Bann zu thun, allein bald erkannte man, daß die Gewalts thaten der Anarchisten durch das Strafgeset genugsam geahndet werden könnten, es sollte also die anarchistische Lehre verfolgt werden. Und da machten die Offiziösen die großartige Entdeckung, daß zwischen Anarchismus und Sozialismus fich eigentlich gar keine Grenze ziehen laffe. Es gehen beide in einander auf! Daß wir nicht minder Gegner eines Anarchisten, wie eines Sozialistengesetzes find, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Die Manier jedoch, welche die Res gierung befundete, um die anarchistischen ,, Thaten" gegen die Sozials demokratie auszubeuten, zeigt nur, wie nahe die Regierung dem ganzen Anarchisten- Rummel gestanden haben muß  . Taaffe und Ronsorten wußten ganz gut, daß die Sozialdemokraten prinzipielle Gegner des Anarchismus sind, daß sie von den Anarchisten in Vereinen, Versamm­lungen und in der Presse auf das Heftigste bekämpft werden. Dennoch soll gerade die Sozialdemokratie verfolgt werden, auf daß der Anar­chismus aus dem Lande verschwinde.

-

Dieses Vorgehen wäre geradezu absurd, wüßte man nicht, daß blos ein Vorwand gesucht wurde, um den Sozialismus zu treffen, der den Machthabern gefährlicher für den Bestand ihres Wohllebens dünkt als der Anarchismus. Sie knebeln ihn, weil sie ihn nicht widerlegen fönnen.

" 1

Der Motivenbericht des Gesezentwurfes, in welchem der Zusammens hang der Sozialdemokratie mit den verschiebenartigsten Verbrechen gezeigt werden soll, fördert einen gräßlichen Blödsinn zu Tage. Da heißt es: Am 17. Jänner 1885 wurde bei Ladowitz ein Kanzleidiener beraubt, welcher einen mit 700 fl. beschwerten Geldbrief vom Postamte trug. Die Thäter, zwei Bergarbeiter, hatten es eigentlich auf einen anderen Boten abgesehen, der einen Geldbrief mit 4000 fl. zu tragen hatte." Mit keinem Worte wird erwähnt, ob die Bergarbeiter Sozialisten waren, geschweige der Nachweis geliefert, daß sie die That zu Parteis zwecken verübt hatten. Eben so gut hätten die Gaunereien des nun glücklich ,, verfloffenen" Handelsministers Graf Pino im Bericht ange­führt werden können. Was thut's? Die Berauber des Kanzleidieners waren Arbeiter, also her mit einem Arbeiterverfolgungs­gesete!

Mit großer Vorliebe verweilt der Motivenbericht bei gefundenen, jes doch nicht losgegangenen Dynamitvorräthen. Auf Friedhöfe, Briefkästen und Fenster hatten es die Verschwörer namentlich abgesehen, denn dort fanden sich die Spuren   der sozialistischen Attentate". Der große Brünner Streit, bekanntlich durch die entsetzlichsten Hungerlöhne und Arbeiterbedrückungen hervorgerufen, wird als Folge sozialistischer Aufreizungen bezeichnet. Soldaten, Vaga bundengeſetze und Schubwagen reichen gegen streitende Arbeiter nicht mehr aus, darum muß fie ein Sozialistengeset zu Baaren trei­ben! Auch zur Vermeidung von Drohbriefen mit der Unterschrift: ,, Vom Revolutionskomite" muß ein Ausnahmegesetz herhalten.

Von föstlichem Humor sind die Gründe, welche ihrer besonderen Wich­tigkeit wegen erst zum Schluffe losgelassen werden. Man höre: " Für die sozialistische Wahlagitation   im Deutschen Reiche ist   von Amerika aus ein Beitrag von 20,000 Mart beigesteuert worden." Das kann nur dadurch verhindert werden, daß in Desterreich ein Sozialisten geset erlassen wird. Weiter:

,, Nach Notizen der Budocnost"   in Chicago war beabsichtigt, mit dem zum Besuche des böhmischen Nationaltheaters   von Amerika aus arrangirten Zuge auch sozialistische Emmissäre nach Desterreich zu ent senden. Die Ausführung dieses Vorhabens scheint nur wegen Mangels an Geldmitteln unterblieben zu sein."

Daß sie unterblieb, hindert jedoch die Regierung nicht, aus diesem besonders angeführten Grund ein Sozialisten gesetz zu erlassen! Und endlich:

,, Aus den Korrespondenzen, welche bei böhmischen Sozialisten saisirt ( gestohlen) worden waren, ist die Verbindung derselben mit den Sozia listen   in Sachsen, insbesondere   in Dresden, konstatirt worden."

Der Inhalt dieser Briefe wird gar nicht erwähnt, muß daher gewiß ein nicht sehr aufregender gewesen sein. Das thut aber nichts zur Sache. Die Thatsache liegt vor: Arbeiter schreiben an Arbeiter,   von Sachsen  nach Böhmen und umgekehrt. Das darf nicht sein! Schaffen wir des­halb ein Sozialistengeset!

Wahrhaftig, das muß selbst der Neid dem   Ministerium Taaffe laffen: Niemals noch ist eine so schändliche Maßregel mit alberneren Gründen vertheidigt worden. Diese Sorte von Motiven überhebt der Arbeit einer sachlichen Kritit. Sie zeigt klar und deutlich, daß es sich hier blos um einen willkürakt handelt, den ein volksfeindliches Ministerium zur Unterdrückung freiheitlicher Jdeen erläßt, und den die ganze Bourgeoiste, heiße sie nun national, liberal, konservativ oder flerifal, mit innerlichem Jubel begrüßt. Noch feine einzige Stimme des Protestes hat sich bisher im Parlament erhoben. Das Wort von der, einen reaktionären Masse", welche die bürgers lichen Parteien gegenüber den Arbeitern bilden, hat sich in eklatanter Weise bewahrheitet.

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Was die Folge des Gesetzes sein wird? Die Vorberathung desselben hat die Wirkung erzielt, daß sich in vielen Orten der Provinz beide Arbeiterfraktionen vereinigten und wieder gemeinsam die Erreichung ihrer 3iele anstreben.  ( Bravo! Die Red.) Die Durchführung dieses Gesetzes wird hoffentlich zu einem großen Wachsthum der sozialdemokratischen Partei führen. Jeder Arbeiter wird zur Ansicht gelangen, daß der sozialdemokratische Gedanke die Wahrheit enthalte; unmöglich würde er sonst mit so nieberträchtigen Mitteln unterdrückt werden. Der Tag der Annahme des Sozialisten­gesetzes wird den Markstein einer großen sozialen Bewegung in Defter reich bilden.

Die Arbeiter   des Habsburger- Staates mögen die Namen der Urheber des Sozialistengesetzes gut im Gedächtniß behalten. Es kann ein Tag kommen, wo die Ausnahms- Maßregeln" erwidert werden können, und wo andere als freiheitliche Bestrebungen als gemeingefährlich" gelten werden.

"

Nun noch wenige Worte über den pseudo-   radikalen Elbogen! Wenn dieser gemäßigte"" Anarchist" in der Budapester Arbeiter- Wochens Chronit" in Abrede stellt, das gesprochen zu haben, was in Nr. 7 des Parteiorgans angeführt wurde, so flunkert er, und zwar flunkert er sehr dumm, da seine Worte von mehr als 200 Personen gehört wurden  . Elbogen hat die betreffenden Aeußerungen thatsächlich gemacht und hins zugefügt: Jch  ( Elbogen) bin zwar ein Todfeind aller offiziellen sozial­politischen Experimente und fein Anhänger der Regierung, doch selbst als Gegner muß ich dem Grafen Taaffe die Anerkennung zollen, daß er das redliche Bemühen und den ehrlichen Willen gezeigt habe, die sozialen Gegensätze auszusöhnen und den armen Arbeitern zu helfen." Hier unterbrach ihn ein Ruf: Das Sozialistengeset!" Seine Aeußes rungen wurden sofort von einem Zuhörer zu Papier gebracht und von mir unverändert in den Bericht eingefügt. Das damalige Auftreten des rabulistischen Advokaten mag durch seine Wirkung auf die Zuhörer am besten gekennzeichnet werden; er wird nicht bestreiten können, daß