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In zweifelhaften Fällen eingeschrieben. 15. April 1886. DD- m* leb# Beile Uli' n Pattetgenoffen! Vergoßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht! Wie's Euch gefällt. 29� h f:,cr deutsche Reichstag hat das Sozialistengesetz von Neuem nstroi �längert. Es hat uns das nicht überrascht; wir kennen unsere k. 2!' trelnde und gaben uns keinen Moment dem thörichten Wahn ds"' sie würden freiwillig auf diese„Knebelakte" verzichten. Älli. besitzenden Klassen sind überall dieselben, und wir haben satz S» das Beispiel Frankreichs vor Augen, wo trotz der demokra- . Ihr i'lchen Entwicklung der Republik sich noch keine Regierung und au-? noch kxine Kammermajorität für die Abschaffung des Ausnahme- �z. Gesetzes gegen die Internationale Arbeit er-Assozia- Nation gefunden hat. �er"»- Unsere Redner in den letzten Debatten wußten von vorn- -Jj-j derein, daß die Verlängerung des Sozialistengesetzes erfolgen r P würde, sie sprachen deshalb nicht zu dem Reichstag , sondern )' zlt. dem Volke draußen. Die Majorität stand fest, sobald der — Ä-i U-Mag seitens der Regievung eingebracht ward. Durch die S. Z fünftägigen Debatten der drei Lesungen ist für oder gegen die , Panzerung auch nicht eine Stimme gewonnen oder ver- loren worden. j_ I Wir überschätzen die Intelligenz der Abgeordneten sicherlich R-> nicht, aber wir können sie auch nicht so tief unterschätzen, daß � annähmen, auch nur Einer habe sich durch die schablonen- i'el:* kaftoi Polizei-Gemeinplätze des Herrn von Puttkamer über- erij.' äcitgcu lassen. r. e'1� Die Verhandlungen im Plenum und in der Kommission '�'c, �aren die reinste Komödie; und die von Windthorst gespielte ,t. Bf �atrigue eine Komödie in der Komödie! .'Kl Die„eine reaktionäre Masse" hatte naturgemäß sich zu- °«b, lammengefunden, und sie stand fest zusammen. Wäre mitten L® ut die Debatten der zwei letzten Tage eine amtliche Depesche Weite-' ber belgischen Regierung hereingeplatzt, welche den ganzen b 4 U- Arbeiteraufstand als Polizeimache oder Polizeilüge hinstellte, ja wäre der authentische drastische Beweis erbracht worden, Nr.>' daß alle Attentäter, Tumulte, Aufreizungen der letzten acht —' Jahre und aller Länder im Auftrage und Solde der Urheber Uhr, � Sozialistengesetzes verübt worden seien— genau mit der n&4 Wichen Majorität hätte der Reichstag die Verlängerung be- willigt! Die bankerotte bürgerliche Gesellschaft braucht den Polizei- büttel zu ihrem Schutz. Sie ist sich ihrer Unfähigkeit, den Sozialismus„mit geistigen Waffen" zu bekämpfen, klar be- wüßt, und sieht in Bamberger , der ihr einen solchen Kampf zumuthet, nur einen sonderbaren Schwärmer, einen Donquixote des Optimismus. .. Geistige Waffen" der Bourgeoisie und des an ihren Rock- ' lchößen hängenden, ihre Wege wandelnden Junker- und Pfaffen- thums I T cv Ausnahmegesetz, Polizei, Spitzelarmee— und als oberste 'at' Instanz und ultima ratio die heilige Dreieinigkeit: Jnfan- n_j*lr*e' Kavallerie, Artillerie— die Flinte, die schießt, der atgeg1?�el, der haut, und die Bombe, die zerschmettert— das 'sind die Waffen. SU,« Wozu sich da noch mit Argumenten und Scheingründen ab- quälen, an die doch Niemand glaubt? Und so zeigt sich damit auch, wenn wir die letzten Verlän- i» 5(# �ugerungsdebatten mit den früheren vergleichen, daß man diesmal von der obligaten Zwangsvorstellung des Polizei- Mlnisters Puttkamer abgesehen— auf Argumente fast voll- ständig verzichtet hat. Die nämliche Erscheinung beobachteten wir schon bei den letzten sogenannten Motivirungen des„klei- neu Belagerungszustandes". Und wir können darin nur einen Fortschritt erblicken: daö Geständniß der herrschenden Klaffen, QMw ihre Sache auf die nackte Gewalt gestellt haben. , z. i-i.as ist das EndstadiumjedesHerrschaftssystemS "- der Anfang vom Ende; und je toller die Machthaber es Leiben , je roher und rücksichtsloser sie Recht und Menschlich- unter die Füße trampeln, desto schneller bricht das Ende Wein. . Für uns ist die Lage durch die Boten des 31. März und . 2. April d. I. in keiner Weise geändert. Wir wandeln Allere Bahn und„pfeifen auf das Gesetz". Gefeit gegen tsr» Ducken und Gewaltthätigkeiten, spotten wir der Verfolgungen, � jetzt wieder mit erneuter Heftigkeit beginnen werden, und idrfan /U�n lachend den Feinden zu: � Wir pfeifen und Ihr werdet tanzen! re W-- tag Vom sächsischen Landtag. id. Ztr.. 0> r 8tr< Obgleich die fünf sozialdemokratischen Abgeordneten in dem sächfischen „ Landtag während der verflosienen Seffion ihre Stellung zu den ver- Medensten Vorlagen ipsnehmend oft präzifirten, ist doch bisher wenig .J? Parteiorgan verlaütbart, und zwar, weil es beffer scheint, das «d'st l�MeiuUch,. in einem Artikel zusammenzufassen. Der Unterschied zwischen diesem„Karpfenteich" und dem„Reichs- Froschteich", verhält stch, wie der Jahrmarkt in Krähwinkel zur Mefse in der Seestadt. Hier wie dort wird gefeilscht und geschachert; dort sn dötail, hier en gros. Aus dem„Jahrmarkt" platzten aber diesmal die Geister besonders aus einander, denn die fünf„Hechte" hielten es für nothwendig, den faulen, sich mästenden„Karpfen" etwas Bewegung bei- zubringen. Aber wie größere' Bewegung den Appetit fördert, so schien auch der Karpsen-Appetit ohne Schranken, denn was nur zu verschlingen war, verschwand aus Nimmerwiedersehen, einerlei, ob es dem Magen der Kirche oder den Eingeweiden anderer„Staatsstützen" zugeführt wurde. Man theilte sich ungenirt in die Beute. Klopfte aber einer unserer Ge- nossen die Schacherer aus die Finger, dann schrieen sie Zeter und Mordio, dann hieß es, unsere Genossen redeten nur für die Tribünen oder über das Landhaus hinaus. Als ob das nicht das Beste wäre, was unsere Genossen thun konnten, und wahrlich, wenn dieselben auch sonst den ganzen Haß der Besitzenden zu kosten kriegten, so konnten letztere unseren Genoffen doch kein besseres Lob spenden. Man nimmt, was man für das Volk erringen kann, ob es auch wenig sei, aber zu glauben, dieser Parlamentskomödie sei etwas Wesentliches abzugewinnen, bevor nicht die Vertretung der Parteien nach der Zahl der Sitze sich ändert, wäre kindisch. Darum haben auch unsere Genossen ihre Pflicht erfüllt, wenn sie im Gange der Geschäfte Bedacht daraus nahmen, diese Art Geschäftsführung eines Landes Wm Volke im rechten Lichte zu zeigen. Und das thaten alle Fünf redlich. Aus die künftigen Wahlen wird hoffentlich die Thätigkeit unserer Freunde einen günstigen Einfluß ausüben, so daß die Zahl unserer Parteivertreter wächst und die Wähler dadurch bekunden, daß sie mit der Kliquen- und Sippenwirthschaft nicht zufrieden sind. Denn im Uebrigen sind wir keineswegs der Meinung, daß auf dem Wege des heutigen Parlamentarismus die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden könnten. Ziemlich oft und unverblümt ist dies den Herren Landboten von unseren Genossen unter die Nase gerieben worden, aber wie immer dachten sie:„Nach uns die Sündfluth!" Genosse Stolle eröffnete in der„Taubendebatte" den Reigen und warf dieser agrarisch-egoistischen Sippe, die in kleinlichster Manier einen Gesetzentwurf zur Beschränkung des Haltens von Tauben, resp. Einführung einer Sperrzeit befürwortete, hin, daß es sich gerade an dieser kleinen Vorlage zeige, wie tief wir in die Reaktion hineingerathen seien. Genosse Bebel zeichnete in großen Zügen bei der Ctatsberathung, wie man finanz politisch und technisch zu wirthschaften hätte, wenn man die Bedürfnisse des Landes rationell und Al len gerecht wer- d e n d decken wolle. Genosse Wollmar wies bei Berathung über die staatlichen Versiche rungsanstalten darauf hin, daß man das ganze Versicherung s- wesen zu verstaatlichen habe, wenn man der Versicherungs- noth— die durch das Profitmachen'ver Privatversicherungsgesellschaften ständig wird— ein Ende machen wolle. Obgleich die Berathung dieser Frage die Rathlosigkeit der herrschenden Parteien klar erkennen ließ, ja obgleich sogar der erzreaktionäre Krautbauer Günther-Saalhausen die Vortheile der staatlichen Versicherung zugestand, fand er es mit seinen Freunden„noch nicht an der Zeit", darauf einzugehen. Und so in vielen Dingen, Die Argumente unserer Genossen waren durchschlagend und bereiteten den Herren Gegnern heiße Stunden, aber— wir wollen nicht, ist die letzte Antwort dieser Volksausbeuter. Genosse Geyer zieh in rücksichtslosen Worten die Gegner in Sachen der W a h l p r ü f u n g des ehemaligen Liebknecht'schen Wahlkreises der brutalen Parteilichkeit und riß bei Berathung des Gefängniß- Etats dem heuchlerischen Gefängnißdirektor d'Allinge in Zwickau , der sich gegenüber Geyer und anderen Genossen während ihrer Haft einer Hyäne gleich gezeigt hatte, die Maske der von den Offiziösen fälschlich gepriesenen Humanität vom Gesicht, schilderte unsere Gefängnißverhältnisse so drastisch, daß unser Bismarck im Kleinen, der mumienhafte Nostiz-Wallwitz, in gelinde Aufregung verfiel. Genosse Kaden geißelte die P o l i z e i w i r t h s ch a f t in unserem „gemüthlichen Sachsen" derart, daß die ganze Preßmeute ungemüthlich wurde— natürlich auf Anweisung von Oben— und Über ihn herfiel. Der Stachel saß und die Reptilien mochten sick krümmen und Geifer spritzen, wie sie wollten, im Lande fand diese Geißelung unserer Polizei- kreaturen gute Aufnahme. Hatte doch die ganze Polizei-Niedertracht sich in einem brutalen Gesetzentwurf über Ausweisungs- maßregeln offenbart! Es war ein heißer Streit, der wegen dieser Mißgeburt unserer Ober- büttel Nostiz und Konsorten in der Kammer von den Genossen Bebel, Vellmar und Stolle geführt wurde, der aber mit Annahme des Entwurfs seitens der„einen reaktionären Masse" endete Unsere Fortschrittler, das Jammerbild einer Partei, apporttrten im Wetteifer mit unseren konservativen Dickschädeln und den achselträgerifchen Nationalliberalen die Gesetzentwürfe der Regierung, die nur Fußtritte und Ausraubungsmittel gegen das Volk bedeuten. Ebenso reaktionär verhielt fich der Landtag zu ver beantragten V- r- schlechterung unserer„Revidirten L and g e m e ind eo rd- nung" seitens der Regierung, wo». ich die Sttmmberechtigung bei Ge- meindewahlen auf das 25. Lebensja g hinaufgeschraubt wurde. Kurzum überall wurde das„Rückwärts! rückwärtsl" mit Verve ange- wandt. Es gäbe hier noch verschiedene Punkte anzuführen, wenn diese!« ben nicht mehr«in partikuläres Interesse hätten; kurz sei aber noch des Eintretens unserer Genossen in einzelne Fragen gedacht. Di- Affäre des LohnkellnerS Hoffbauer in Chemnitz rollte ein besonderes Bild der Dresdener Parlamentskomödie auf. Ab- gesehen von der dabei wieder einmal grell hervorleuchtenden juristischen Herzlostgkett und Spintistrerei, die von dem Genoffen Bebel vortreff- lich charakterisirt wurde, war es die Koulissenarbeit, die sich zum Ekel gerechter und charaktervoller Männer unfreiwillig enthüllte. Der in der Affäre Hoffbauer von dem„fortschrittlichen" Abgeordneten Schreck verfaßte sachgemäße und mit einiger Schärfe versehene Bericht war unserem, nach preußischer Ordre arbeitende.« Justizminister ein Dorn im Auge. Er sah sich deshalb um, wer seine in der Kommission gezoge- nen Manila wohl als seine eigene Münze in einem neuen Bericht nieder- legen könnte, nachdem der alte unter ministeriellem Drucke perhorreszirt wurde. An Schmarotzern ist nun zw< r im sächsischen Landtag kein Mangel, allein wenn der Minister Kreaturm genug zu seinen Manipulationen hat, greift er immer diejenige herars, welche die Sache am unver—- frorensten anfaßt und vertritt. Wo hätte sich nun die Unverfrorenheit wohl besser gezeigt, als bei dem„berü— hmten Ackermann„mtt der weißen Weste." Und da durch seine Protektion der Mann seines Käthchens, Dr. Mehnert, ebenfalls ein Landtagsmandat besitzt— er hat sich ja seines Schwieger- vaters überaus würdig gezeigt—, so wurde er als Justizlakai bestimmt. Dies war ja auch ein Vorzug für die Sippe Ackermann. Der au« den Händen dieses Mehnert nach den Intentionen des Justiz- Ministers hervorgegangene neue Bericht gab nun dem sich verschmäht glaubenden Abg. Schreck— der aus diesem Grunde auch aus der, Deputation ausschied, stch später aber wieder mit offenen Armen auf- I nehmen ließ— Gelegenheit, sich in einer von persönlichen Angriffen aus Mehnert gespickten Rede zu rächen. Und wie immer, wenn zwei Spitzbuben sich streiten, die Wahrheit an den Tag kommt, so auch hier. Der gereizte Schreck zerzauste den Lakaienbericht mit treffenden juristischen Deduktionen, was unseren Helden aber keineswegs abhielt, sich an der Abstimmung nicht zu betheiligen. O Parlamentarismus, Waschlappigkeit ist deine hervorstechendste Tugend I Die Ausdehnung der kommunalen Besteuerung auf die Offizire wurde ebenfalls in packender Weise von Bebel und V o l l m a r befürwortet, in der Bergarbeitersache war eS Stolle, der für dieselbe geschickt eintrat; die Beschwerden gegen die willkürlichste Handhabung des Vereinsgesetzes, speziell dem Dresdener Zigarrensortirer-Verein gegenüber, vertrat Geyer, wäh- rend über das Submissionswesen oder-Unwesen und einzelne Etatsposten dieser oder jener Genosse unseren Standpunkt klarlegte. Allein es half Alles nichts; mit allen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten fanden fast immer die Wünsche der Regierung warme Aufnahme. Nur das Eingangs erwähnte Taubengesetz wurde abgelehnt, alles Uebrige, meist verschlimmbessert, wurde akzeptirt. Zum Schluß wurden die Differenzen der 1. und 2. Kammer— denn wir haben Zweikammersystem— einem Vereinigungsverfahren unter- worfen, bei welchem die zweite Kammer, also die durch Wahl dahin ge« sandten„Volksvertreter", sich gegenüber dem Willen der ersten Kammer muthig zurückzog, denn alles wurde nach den Wünschen der ersten Kammer geregelt. Auch der einzige Beschluß der zweiten Kammer, der durch geschickte Vertretung Vollmars gefaßt worden war, und der die Arbeiterfachvereine als gleichberechtigt mit den Ge- werbeoereinen— die durch selbständige Industrielle und Hand- werker gebildet wurden— anerkannte, wurde von der ersten Kammer wieder umgeworfen und die zweite Kammer— fügte sich. Und da beklagt sich diese realtionäre Sippe förmlich über den„geringen Gesellschaftstakt", welchen die Sozialdemokraten besäßen, da sie an keinen der parlamentarischen Soireen und sonstigen Kneipereien thettgenommen. Dabei vergessen die Herren, daß ihr anmaßend-protzenhaftes Wesen ge» bildete Menschen abstößt. Nun, hoffen wir, daß mit dem Einzug einer größeren Zahl Genoffen auch der sächsische Landtag gezwungen sein wird, zeitgemäße Reformen einzuführen, zu welchen in erster Linie die UnentgeltlichkeitdeS Schulunterrichts gehören wird und muß. Apropos! Mit dem hierauf abzielenden Antrage unserer Genossen haben dieselben wegen seiner Volksthümlichkeit den Gegnern einen Floh in den Pelz ge- setzt. Was hat man nicht alles versucht, um sich zu salviren, sogar eine kleine„lex Husno� wurde in Szene gesetzt und den Agrarien zu Liebe, die dabei natürlich auch den Vortheil haben, sanktionirt. Aber es hilft nichts, die Forderung kehrt wieder und wird für die Wahlagitation un- serer Partei gute Dienste thun. Der Kuriosität halber sei dabei des Abgeordneten Prof. S traumer aus Chemnitz gedacht, der öfter an Gehirnrheumatismus leidet und in einem solchen Anfalle erklärte,„die Aufhebung des Schulgeldes sei unmoralisch," welcher Nonsens ihm festgenagelt wurde. Eben ein solcher Anfall zeigte sich bei Berathung des Ausbaues von Elster- bad, der diesen Herrn zu dem Ausspruch veranlaßte: Die Arbeiter kämen„glücklicherweise" nicht so leicht in die Lage, Bäder auf- suchen zu. müssen, als die Reichen, das soll unverblümt heißen: Die Arbeiter leben glücklicher und werden darum nicht so leicht krank. Diese Ungeheuerlichkeiten verübt im sächsischen Landtag ein Professor, ein Mann, der nebenher nach Popularität hascht und zu dem Zwecke seinen Wählern bei seinem Aufenthalt im Wahlkreise empfahl, sie möchten ihn nur einfach den„S t r au m e r- Fr i tz" nennen. Hof- fentlich begegnen die Wähler künftig nicht nur in dessen, fondern in recht vielen Wahlkreisen dem Gimpelfang der Gegner mit der Abgabe ihrer Sttmme für einen Sozialdemokraten, denn nur dann wird der Parlamentarismus den Parlamentarismus begraben helfen, der in unse- rem mit Erlaubniß Preußens so„gemüthlichen" Sachsen zum Hohn des gesunden Volksgeistes, seinen mumienhaften Duft nur allzulange schon ausströmt.—t— Aus England. London , Ende März 1S8S. Seitdem stch in England, und insbesondere in London die Folgen der gesteigerten internationalen Konkurrenz in immer empfindlicherer Weise fühlbar machen und daS Elend unter der arbeitenden Bevölkerung in steter Zunahme begriffen ist, häufen stch auch in der hiesigen Presse die Angriffe auf das ausländische Element und, da die Deutschen unbestritten das stärkste Kontingent unter den Ausländern ausmachen, speziell die Deutschen . So lange sich diese Angriffe in gewissen Grenzen hielten, konnte man sie, trotz ihrer Absurdität, ruhig ignoriren, neuerdings aber nehmen sie vielfach eine so gehässige Form an, stellen sie die Dinge in so falschem Lichte dar, daß eS wohl an der Zeit sein dürfte, diesen Uebertreibungen eine Schilderung des wahren Sachverhalts gegenüber- zustellen. Als Einleitung folge hier-in Brief, den ein gewisser Dickson der hiesigen Zeitung„Echo" einsandte und der an Brutalität alles bisher auf diesem Gebiet Geleistete weit in den Schatten stellt. Er ist überschrieben: Die Ursachen de» gegenwärtigen Rothstande», und lautet: „Diejenigen, welche da sagen, daß die Arbeitskraft in London (City und Stadt) stch ungewöhnlich stark aus der ländlichen Arbeiterbeoölke« rung rekrutirt, muß ich direkt Lugen strafen. Die Arbeitskraft der Stadt hat sich in keiner nennenswerthen Weise vom Lande rekrutirt. Es würde mir sehr leid sein, wenn ich sehen könnte, wie viele dona fide Landarbeiter in den letzten 30 Jahren nach London gekommen sind, um hier sich niederzulassen. Ich würde dieselben an meinen Fingern zählen können. „Nein, was den Stadtarbeiter, Handwerker und Arbeiter aus seiner Existenz verdrängt, ist die ausländische Konkurrenz im Arbeitsmarkt. „Jedes Geschäft und jede» Gewerbe stinkt buchstäblich von diesem ausländischen Element, und diese Ausländer arbei- ten, um einen Seemanns-Ausdruck zu gebrauchen, nahez« für nicht», nnd leben am Geruch eine» alten vellappen». „Es ist Thatsache, daß augenblicklich in England der englische Arbeiter keine Chance hat gegenüber der ausländischen Konkurrenz; fie berauben ihn seines legitimen Besitzes, sie rauben ihm sein Haus und Heim und die Mittel, sich sein Leben zu verdienen. „In Neu-Süd-Wales hat man eine Kopssteuer von, wenn ich nicht irre, 10 Dollar» für jeden einwandernden Chinesen, und ich meine, es würde sehr gut sein, wenn jeder ausländische Arbeiter eine solche Kopf- steuer zu zahlen hätte, bevor er seinen Fuß auf englischen Boden setzen darf, und es würde auch sehr gut sein, wenn jeder ausländische Arbeiter eine jährliche Steuer zu zahlen hätte für das ihm gestattete Recht, in England zu leben und den englischen Arbeiter seines Geburtsrechts zu
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8 (15.4.1886) 16
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