:en seiner Fa�on Bücher fabriziren und sie dem Publikum, das es nicht besser verdient, für schweres Geld anschmieren. Auch wenn ein Mann, Ii« der die Wissenschaft zu vertreten vorgibt, noch so gifüg mit dem ht< Zelotismus eines Kapuzinermönches die ihm verhaßte moderne Welt- rlt anschauung verdreht, verleumdet, in eine Karrikatur umlügt, blos um sie il mit so viel Koth, als sein Arsenal nur hat, zu besudeln, tragen die so ich Bischimpften keineswegs Holz zu einem Scheiterhausen zusammen, son- ch> dern begnügen sich, dem Herrn Professor am eidgenössischen Polytech- nikum in Zürich   den freundschaftlichen Rath zu ertheilen: Geh' in ein iet Kloster, Hans, geh' in ein Kloster! gj> Die Dresdener   Polizei hat wieder einmal einen echt sächsischen jp Polizeistreich verübt: sie hat den in Dresden   gegründeten Arbeiter inen- ,01 Verein für einen p o l i t i.s ch e n Berein erklärt und als solchen g e- ji, schlössen, weil nach dem gemüthlichen sächsischen Vereinsgesetz Frauen in nnd Mädchen keinem politischen Verein angehören, ja nicht einmal in * Politischen   Versammlungen anwesend sein dürfen. Wir hätten des Vor- falls gar nicht erwähnt derartige Polizeistreiche sind ja in dieser a Aera Puttkamer-Jhring Mahlow so häufig wie Brombeeren im Herbst e, Ä-r es kam uns darauf an, die vorsündfluthlich-monströse Bestimmung des sächsischen Vereinsgesetzes einmal an's Licht der Sonnen zu ziehen Und festzunageln. Und die Polizei in Deutschland   ist jetzt überall auf der Suche nach ähnlichen Vorsündfluthlichkeiten, die aber in unserer Zeit der wüsten Polizeiorgien wieder ganz zeitgemäß geworden sind. fi Der Puttkamer  'sche Mas hat wieder einmal so recht Hand- ai greiflich die Dummheit unserer herrschenden Reaktionäre gezeigt. .Man soll nie unnütz Lärm machen", ist eine alte, Namentlich auch für die Politik geltende Regel. Durch den Ukas wird gar nichts, aber auch H0 Nicht ein Titelchen über dem i erreicht, was nicht auch ohne Ukas zu e, erreichen wäre, ja vor demselben bereits zum großen Theil erreicht jjz war. Alles, was die Polizei jetzt nach dem Ukas thun kann und thun h, Niird, konnte sie auch schon vorher thun, und hat es zumeist schon gethan. Zur Anbahnung der schärferen Praxis bedurfte es keiner weit- ,. käufigen, der Kritik nothwendig die schönsten Handhaben bietenden hi- Schreibübung ein einfacher Wink genügte. Und der Wink war durch ?? die Puttkamcr'schen Sozialistengesetz-Reden gegeben ein wahrer Wink Mit dem Zaunpfahl oder Scheunenthor ein Wink, den auch der ff venigst scharfsinnige Polizist nicht mißverstehen konnte. W Wenn Puttkamer trotzdem diesen Ukas vom Stapel ließ, so ist, abge- . sehen von s-iner komischen Eitelkeit, welche ihn die literarischen 'if P°sen ebensosehr lieben läßt wie die rhetorischen beide mit P gleichem Erfolg die kolossale Beschränktheit des Mannes Schuld daran. Unfähig, die Wirkungen seines Handelns zu berechnen, gab er r seinen brutal-junkerlichen Instinkten freien Lauf und merkte nicht, welch' f vortreffliche Waffe er seinen Feinden in die Hand spielte. Hoffentlich ist's nicht die letzte! Es wäre in der That ein großes Unglück für uns, wenn der Putt- et kämet eines schönen Tages zur Selbsterkenntniß gelangte, undin ' seines Nichts durchbohrendem Gefühle" sein Amt niederlegte. uS®'c müßten Trauerkleider anlegen. urt Die unverschämten Arbeiter. Bis zu welcher Frechheit " sich heutzutage die von gewissenlosen Agitatoren aufgehetzten Arbeiter M zu versteigen im Stande sind, dafür liegt uns heute ein drastischer Be- litt weis aus der Stadt Cottbus  , Provinz Brandenburg  , vor. Traten da vor Jahresfrist die Tischlergesellen dieser Stadt zusammen che« Und bildeten einen Fachverein. Nun sollte man doch meinen, Arbeiter, ch! oie sich den Luxus eines Vereins gestatten können, müßten Gott   und , jt ihren Meistern aus den Knieen dafür danken, statt dessen aber murrten ,re» riefe Unersättlichen noch, sprachen von trauriger Lage, obwohl sie ilsi- Man höre! bei 768« Sinnden Arbeitszeit pro Woche (inklusive Sonntagsarbeit) einen Durchschnittslohn von Mk. 9 50 ficht erhielten, und der Minimallohn sogar 6 Mark bis 6 Mk. 50 Pf. betrug. W'er nicht nur, daß sie gottloser Weise murrten nein, vor einigen Tagen sind sie sogar zusammengetreten und haben, um ihre Faulheit n« und Völlerei bis auf den Gipfel treiben zu können, folgende unerhörte ig' Forderungen ausgearbeitet: tun k) Minimallohn von 20 Pf. pro Stunde!!! M 2) Abschaffung der Akkordarbeit oder, wo dies nicht möglich, 25 ,N>i Prozent Preiserhöhung. i,al! 3) Möglichste Einschränkung der Ueberzeit- und Sonntagsarbeit d» ja, das glauben wir, ihr Faullenzer! wo dieselbe aber unbe- aui dingt erforderlich ist, 10 Pf. pro Stunde mehr, im Lohn sowie eiK im Akkord(zum Versaufen, das kennt man). .stiz 4) Benutzung des vom Fachverein eingerichteten Arbeitsnachweis. rai b) Wöchentliche Auszahlung des Lohnes. got In ihrer Schamlosigkeit luden die Arbeiter die Meister zu einer Ver- je« sammlunz ein, um mit ihnen gemeinsam diese Forderungen zu diskutiren int(das könnte noch fehlen!), sie hatten sich aber verrechnet, die Meister to» Zeigten ihnen, daß sie es unter ihrer Würde halten, mit dem Arbeiter- pack in ein und derselben Versammlung zu unterhandeln, und blieben -ist fort. Statt sich aber durch diese verdiente Lektion belehren zu lassen, i b gaben sich die Arbeiter noch immer nicht zufrieden und unterbreiteten iepl nun ihre Lohntarise sch. istlich den Meistern. Il von 72 waren schwach uit genug zu unterzeichnen, aber auch von diesen zogen noch am gleichen me Tage drei ihre Unterschrist mit dem Bemerken zurück, sie hätten nicht icte gewußt, was die anderen Meister beschlossen. Diese haben nämlich den not ebenso verständigen wie humanen Beschluß gefaßt, die Gesellen durch m« Aushungern zur Raison zu bringen. Und dies wird das Ende vom liul kicbe sein, denn die Arbeiter haben jetzt thatsächlich die Arbeit ein- ten gestellt. isgi Nun, haben wir zuviel gesagt? Verdient eine solche Frivolität nicht w«"ie härteste Strafe? 20 Pfennige Lohn pro Stunde es ist unerhört! fiel Unerhört, in der That unerhört, daß Arbeiter um solchen Jam- jeji»rerlohn erst noch streiken müssen, unerhört, wie nicht achtend, wie von irr« �b?n herab das protzige Pack der Meister die Arbeiter behandelt, von deren Schweiß und Blut sie sich mästen. Unerhört die Bescheidenheit her Und Geduld der Arbeiter der Arbeiter, über deren Unbotmäßigkeit z il die Herren Meister nicht müde werden zu klagen am Wirthshaustisch, h i« dein, Frühschoppen, dessen Normalsaufzeit von 9 Uhr bis Mittag zu pr dauern pflegt. MjjrKollegen, Arbeiter, schließt der uns zugegangene Aufruf Ihr ich« werdet alle einsehen, daß wir in unserem Rechte sind. Wir sind unserer 1 20, die sich im Ausstand befinden. Laßt uns nicht untergehen! halb Haltet Zuzug fern und unterstützet uns nach Kräften! i a s. Gelder sind zu richten an den Kassirer des Fachvereins: Gustav ggei Kallöne, große Mauerstraße 100. n' KB. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden gebeten, von diesem ist«treik Notiz zu nehmen. 'M.. Auch ein Monopol. Es gibt heute eine Anzahl von Leuten, vnt, die sich den Kopf darüber zerbrechen, welche Gewerbszweige im deutschen uchi««ich monopolisirt werden könnten. Die Ablehnung zuerst des Tabaks-, eist« n des Schnapsmonopols hat auf sie eher anfeuernd als abschreckend eri« Wir wollen ihrem Witz zu Hilse kommen, indem wir einen ! Vorschlag wieder erneuern, den 1780, neun Jahre vor der großen Re- Aul 5?iution, der Generaladvokat in Frankreich   machte: nämlich Verstaut- di�'chung der Presse und des Buchhandels. Sämmtliche ede> Buchhandlungen und Druckereien des Landes sollten in Staatseigenthum lrtei Ubergehen und jedes Druckerzeugniß verboten sein, das nicht von einer �taatsdruckerei gedruckt oder von einer Staatsbuchhandlung verkauft iies worden. w Der Pfiffikus, der diesen Vorschlag machte, meinte dadurch nicht nur . n! Ji« Finauznoth des Staates zu kuriren, sondern auch jede Opposition den immer unmöglich zu machen. Wir erneuern diesen Vorschlag. Wenn schon ein Gift verstaatlicht ifild» werden soll, warum der narkotisirende Nikotin oder der verdummende hl Fusel? Warum nicht lieber das viel gefährlichere Gift der Aufklärung üb« des Wissens? Der erste Schritt dazu ist ja schon durch die famose . Gewerbeordnungsnovelle vom Juli 1883 gethan. ege Also nur zugegriffen! Cln wildgewordener Knltnrkämpfer schreibt in Nr. IIS der Münchener  Allgemeinen Zeitung  " über die unverschämten Ableug- düngen Bismarcks in Bezug auf denKulturkampf" der Unfehlbare eliu'will eS nach Bubenmanier jetzt natürlich nicht gewesen sein in i d« folgender Weise: Die Entschuldigung des Reichskanzlers, er habe damals den Minister
Falk machen lassen, er sei zur Zeit der Einführung der Zivilehe krank gewesen, er habe nicht vier Ministerportefeuilles aufs Spiel setzen können, i st doch nur soviel werth, als man unter Brüdern'. dafür gibt. Erledigte Portefeuilles sind dem Kanzler niemals nahe gegangen; die Galerie von Exministern Preußens ist eine ganz erkleck- liche. Was die Debatte über die Zivilehe betrifft, so glauben wir uns zu erinnern, daß der Kanzler derselben mit gesundestem Humor beiwohnte. Vor allem aber, wo bleibt die Verantwortlichkeit des preußischen Premiers und deutschen   Reichskanzlers? Was die von ihm berufenen Kollegen gethan, das ist in seinem Namen geschehen." Für ein so zahmliberales Blatt etwas starker Tabak. Eine Entschul- digung des hochgefeierten Kanzlers nur so viel werth als manunter Brüdern" dafür gibt! Mit andern Worten gar nichts werth. Der Kanzler wird als Lügner, als ganz gemeiner Flausenmacher hingestellt. In derAllgemeinen Zeitung  ", dem Professorenblatt pur excellence! Darauf gebührt unbedingt eine Klage wegen Kanzlerbeleidigung. Der Artikelschreiber wird ja doch seine Frechheit nicht so weit treiben, den Beweis der Wahrheit anzutreten. Also nur frisch zugegriffen zum For- mular, schwer beleidigte Durchlaucht. Recht so. ImWürttembergischen Staatsanzeiger" veröffentlichte das Hofmarschallamt des Prinzen Wilhelm von Württemberg   neulich folgende Aufforderung: Zufolge zahlreicher bezüglicher Anfragen sieht das unterzeichnete Hof- marschallamt sich veranlaßt, alle diejenigen Personen, Vereine, Kor- porationen u. s. w., welche ihre Geschenke zur Vermählung Ihrer Königlichen Hoheiten Prinzessin und Prinz Wilhelm von Württemberg  persönlich übergeben wollen, hierdurch zur baldigen An- Meldung anfznfordern. Di» Entgegennahme wird nur am 27. d. M. von 10 Uhr an in alphabetischer Reihenfolge der Angemeldeten stattfinden. Bei Vertretung von Vereinen, Korpora- tionen u. s. w. wird thunlichste Beschränkung der Deputationen auf drei Personen erbeten. Größere Gegenstände sind, falls deren Aufstellung im Empfangszimmer gewünscht wird, bis zum 28. Abends im Palais a b z u l i e f e r n." H Der demokratische StuttgarterBeobachter" hielt sich über den Ton dieser Aufforderung auf, die so laute, als ob es sich um den Tribut einer unterworfenen Völkerschaft handle." Ja, benehmen sich denn die biederen, speichelleckenden Geschenkgeber anders? Hunde redet kein Mensch per Sie an. xrodutum«st. Um sich von seiner Ueberanstrenzung zu erholen, soll Herbert Bismarck   demnächst seinen Posten als Unterstaatssekretär niederlegen und dafür zum Staatssekretär avanciren. Eugen Richier meint zwar in derFreisinnigen Zeitung", das Avancement stärke doch an sich nicht die Gesundheit und verleihe auch keine größere Arbeitskraft, aber der Bullenbeißer der Fortschrittspartei beurtheilt eben die Angelegenheiten der höheren Politik vom Standpunkt einesLand- pfarrers." Früher bewarfen sie sich mit Dreck, jetzt beschenken sie sich mit Speck. Kaiser Wilhelm   hat dem Papst ein von Brillanten und Rubinen strotzendesPectorale  "(Brustschild) aus massivem Golde geschenkt, und der Statthalter Jesu, dessenReich nicht von dieser Welt" ist, soll bereits ein nicht minder reiches Gegengeschmk für seinener- habenen Bruder" bestellt haben. Die Kosten dafür zahlen die Gläu- bigen, die nicht alle werden. Frage: Wobei stehen sich die Völker schlechter: Wenn ihre Beherrscher sich Ketzer und Antichrist schimpfen, oder wenn sie gleich Verliebten sich zärtliche Billets-doux schreiben und einander Schmucksachen schenken? Was unseren katholisch-geschorenen Konkur- renten Recht, ist uns billig, denken die protestantisch-ge- scheitelten Augenoerdreher und fordern, wie Stöcker's Freund D i e tz in derNeuen Wests. Volksztg." ausführt, nichts Geringeres als: 1) Mitwirkung, d. h. entscheidende Stimme bei der Besetzung der evangelisch-theologischen Lehrstühle an den Uni- v e r s i t ä t e n(adieu Bibelforschung!) 2) Mitwirkung(s. o.) an der Besetzung aller Stellen der Re- ligionslehrer an allen S ch u len, von der Dorfschule bis zum Gymnasium. Auch muß die Kirche in ihrem General- Synodal-Vorstande einen entscheidenden Einfluß haben auf die Besetzung nicht blos der Stellen der Konsistorialräthe und General-Superinten- denken, sondern auch der Stellen im Oberkirchenrath, mögen selbe nun durch Geistliche oder Laien auszufüllen sein. 3) Ebenso richtig und berechtigt(natürlich!) erscheint das Verlangen, daß der Verkehr mit dem Könige als dem suimnus episeopus (höchsten Bischof) fernerhin nicht mehr durch den Kultus- minister zu vermitteln, sondern direkt geschehen soll. Ist es über- Haupt in der Ordnung, daß die Kirche von Juristen regiert wird? Als Beirath sollten die Juristen uns immer für die evangelische Kirche will- kommen sein, aber ihr Regententhum verstößt durchaus gegen das Wesen der Kirche, welches nicht welllicher, sondern geistlicher Art ist. 4) Man sieht, das ist etwas viel auf einmal, aber es ist noch nicht einmal alles, was der evangelischen Kirche gehört. Die V e r w i l- ligung einer Dotation seitens des Staates an die Kirche ist einfach eine Pflicht der Gerechtigkeit und des staatlichen Anstände s." So, und wenn dieses Programm durchgeführt ist, dann sind wir Pfaffen die unumschränkten Herren nicht doch, die demü thigen Diener Gottes  , die ihren Blick einzig und allein auf den Himmel richten und die rechte Hand nicht wissen lassen, was die linke in die Tasche steckt. Nun, je toller sie es treiben, desto besser. Puttkamer'S Mann, der biedere Jhring-Mahlow  , wird am 15. d.M. seinen Prozeß haben als Ankläger. Der Beweis wird über und über erbracht werden, daß der saubere Patron ein Lum- pazius ist, wie er im Buche steht. Natürlich tel maitre, tel valet. Eine Friedensschalmei. Aus London   geht uns von einem, offenbar anarchistischen Klubzur Morgenröthe  " ein Aufruf zur Ver- öffentlichung zu, der dieArbeiter deutscher   Zunge" zu einer gründ- lichen Reform ihrer Presse auffordert. Diese sei nämlich an allen Zerwürfnissen in der Arbeiterbewegung schuld. Durch sie wurde das einige Prinzip v i e l f ä l t i g", jedes Blatt habeeine eigene Partei- Hierarchie entwickelt", einzelne Individuen werdenförmlich zu Autori  - täten erzogen", und damit gehe natürlichdes einzelnen Genossen freie und unparteiische Reden durch das Blatt zu Ende". Die Presse, wie sie heute ist, sei schuld, wenn die Reaktion heute, sich fast passiv verhaltend, ihre ehemaligen größten Feinde sich gegenseitig.... selber unschädlich machend sieht." Allem diesem soll dadurch abgeholfen werden, daß von jetzt ab jeder Arbeiter selbst oder mit Genossen alsMitarbeiter an seiner Presse auftrete." Dadurch werdemehr und Besseres als Per- sonenkultus, kleinliche Wortklaubereien«c. sich ergeben", derAutori- täten-Dusel von selbst schwinden", die Presse vonallen unsaubern Ele- menten frei", dann werden wir auchgewiß nicht mehr fern von frei- willigen und unentgeltlichen Redakteuren und Expediteuren sein."Weg mit dem Personenkultus! Weg mit jedweder Autorität!" Dies in Kürze der Inhalt des Aufrufs, den wörtlich abzudrucken der knapp bemessene Raum unseres Blattes nicht gestattet. Er ist ein spre- chender Beweis von der merkwürdigen Konfuston, welche die anarchisti- schen Schlagworte in den Köpfen der Leute anzurichten vermögen. sKein Zweifel, daß auch in der Arbeiterpresse heute viele Uebelstände vorhan- den sind und grade die Anarchisten dürften in dieser Beziehung die schlimmsten Erfahrungen gemacht haben, weil die heilige Anarchie die Willkürherrschast desjenigen Redakteurs herbeiführt, dessen Blatt zufällig aus irgend welchen Gründen das Monopol hat aber die Presse als den Sündenbock für alles Schlechte hinzustellen, ist mehr wie naiv. In der Presse spiegeln sich schließlich auch nur die Verhältnisse wieder, wie sie in der Partei selbst bestehen, und daß Zerwürfnisse auch ohne die Mitwirkung der Presse entstehen können, zeigt jeder noch so kleine Verein, jede noch so kleineGruppe". Es heißt den Einfluß der Presse über- schätzen, wenn man sie für alles, was geschieht, verantwortlich macht, es heißt ihn unterschätzen, wenn man, wie die Einsender, die Herstellung der Zeitungen dem Zufall überlaffen will. Nicht dadurch befestigt man die Uebelstände, daß man gegenAutoritäten" undPersonen-
kultus" vonnert, sondern dadurch, daß man durch bestimmte Maßregeln jeden Mißbrauch des persönlichen Einflusses unmöglich macht oder wenigstens nach Kräften paralystrt. Freiwillige Mitarbeiter, deren unser Blatt in gewiß erfreulicher Anzahl besitzt, können die Redaktionsarbeit nicht ersetzen, und vonunentgeltlicher Expedition" kann höchstens bei Blättern die Rede sein, die ihre Abonnenten nach Dutzenden, nicht aber bei solchen, die sie nach Tausenden zählen. Weise man Jedem seinen Posten und damit sein Stück Verantwortlichkeit zu, das ist ein viel besseres und sichereres Mittel, als um der schönen Phrase willen eine unverantwortliche polnische Wirthschaft als Ideal zu proklamiren. Was dann die gegenseitigen Beschimpfungen«c. anbetrifft, so freut es uns sehr, grade von Anarchisten den Wunsch nach Einstellung derselben zu vernehmen. Wir wollen nur hoffen, daß die Einsender bei den anar« chistischen Redaktionen das rechte Verständniß dafür finden. Von uns dürfen sie überzeugt sein, daß wir nach wie vor an unserm Grundsatz festhalten werden, Ansichten, die wir für falsch und verderblich halten, sachlich zu bekämpfen, Niemand aber wegen einer von der unfern ab- weichenden Meinung zu beschimpfen oder zu verdächtigen. Daß damit die Kennzeichnung von, sich unter falscher Maske in die Reihen der Arbeiter schleichenden ehrlosen Abenteurern, die Brandmarkung von feigen Agents Provokateurs nicht ausgeschlossen ist, versteht sich von selbst. Nachrichten von Nah nnd Fern. Die vereinigten Groß- mächte haben über den größten Theil der griechischen Küste B l o k a d e verhängt, weil Griechenland   der Aufforderung, abzurüsten, nicht nachgekommen. Offiziell ist Rußland   dabei, unter der Hand schürt es natürlich die Griechen. In Serbien   sind bei den Wahlen zur S k u p s ch t i n a, trotz infamstem Druck der Regierung, fast ebensoviel Oppositionelle als Regierungsleute(59 gegen 62) gewählt worden. In dem einst so hyperloyalen Belgrad   siegten die Radikalen mit großer Majorität. Die Bergarbeiter von Decazeville   beharren der Gesellschaft gegenüber aus ihren Minimalforderungen. Der Streik dauert fort. Der Berliner   Maurerstreik nimmt einen er- freulichen Verlauf; 218 Meister haben bereits die Forderungen der Ar- beiter bewilligt. In Z ü r i ch streiken die Schlossergehilfen für den zehnstündigen Arbeitstag. Zuzug fernhalten! Der B a i e r n k ö n i g soll den Verstand verloren haben, weil seine llnterthanen nicht so verrückt sind, seine Schulden zu bezahlen. Der König von Schwaben ist ebenfalls hochgradig nervenkrank, eine Abnahme seiner Verstandeskräste ist aber nicht zu befürchten. Die Jhring-Mahlow-Wäsche wird fortgesetzt. Der neulich von der Anklage, den falschenGenossen" durchgeprügelt zu haben, freigesprochene Tischler B o b k z e w i c z und dessen Zeugen sind unter der Anklage des Meineids verhaftet worden. Jhring Mahlow kann nicht lügen, folglich müssen alle andern falsch geschworen haben. In Freiburg  im Breisgau hatte ein strebsamer Polizeirichter, Namens Wiener, sechs Glasergehilfen, die sich mit ihren Meistern in Lohndifferenz befan- den, wegenArbeitsscheue und Vagabondage" zu je sieben Tagen Haft verurtheilt. Fünf davon ließen sich leider diese bubenhaste Gemeinheit gefallen, der sechste Arnold, Vorsitzender des Fachoereins legte Einspruch ein und ist neulich vom Amts- gericht, vor das die Sache kam, kostenlos freigesprochen wor- den. Und der Justizstrolch Wiener  ? In derfröhlichen Pfalz, Gott erhalts" hat es. anläßlich der Anwesenheit des Genossen Schön- l a n k, wieder Versammlungsverbote geregnet. Das B e r- liner Polizeipräsidium hat Heft 6 derSozialistischen Biblis- thek":Die s ch l e s i s ch e Milliarde" von W i l h. W o l f f ver­boten. Das war in der Ordnung, denn in dieser glänzenden Schrift wird der Diebstahl, den die schlestschen Junker am Volk begangen, ziffernmäßig nachgewiesen, und wo bliebe der preußische Staat, wenn er es duldete, daß die Spitzbübereien seiner Lieblinge ungestraft bloßgestellt würden? Ferner wurde verboten: die dritte u n v e r- änderte Auflage des bisher unverbotenenEs werde Licht. Poesien von Leopold Jacobi". Auch in der Ordnung, denn schon der Titel ist eine Verhöhnung des Kulturfriedens. In Wien   hat am 9. Mai eine von über 5000 Personen besuchte Volksversamm- l u n g, in der die Abgeordneten Kronawetter, Pernerstorser tc. sprachen, einem geharnischten Protest gegen das neue Sozialistengesetz durch ihren Beifall abgestimmt durste nicht werden demonstratio zugestimmt. Das Naumburger   Oberlandesgericht hat nun auch Hasenclever zur Herausgabe der von der Partei empfan- genen Diäten verurtheilt. Da Hasenclever angibt, über 1500 Mark empfangen zu haben, wird nun auch das Reichsgericht Gelegenheit bekommen, seine Unterwürfigkeit unter Durchlaucht Fiskus zu bekräftigen. Eine von 1500 Personen besuchte Volksversamm­lung in Köln   nahm am vorigen Sonntag unter stürmischem Beifall einstimmig folgende Resolution an:Der Erlaß des Ministers v. Putt- kamer ist mit den Ideen der gesetzlichen Bestimmung über die KoalitionS- freiheit der Arbeiter nicht in Einklang zu bringen. Wir ersuchen daher den Reichstag  , energischen Protest gegen eine derartige Berge- walligung der Koalitionsfreiheit, die durch den Reichstag   in der Gewerbe- gesetzgebung geschaffen, zu erheben. Indem wir hiermit gegen jede Be- schränkung der Koalitionsfreiheit protestiren, ersuchen wir, den Minister von Puttkamer in seine Schranken zurückzuweisen." HnmoristischeS. Hans Most jammert in der neuesten Num« mer derFreiheit": Aufgepaßt! Was wollen Bebel und Liebknecht in Amerika  ? Wollen sie uns zeigen, wie man sich am besten bewaffnet? Wollen sie uns zur sozialen Revolution anspornen? Wollen sie die Interessen derInternationalen Arbeiter-Assoziation" fördern? Nichts von Alledem! Was wollen sie also? Sie wollen über ihre parlamentarischen Bocksprünge quatschen. Sie wollen für ihre parlamentarischen Klopffechtereien betteln. Sie wollen uns übers Ohr hauen. Sie kommen mit solchem Schwindel zu spät. Die Arbeiter von Nordamerika   stehen soeben im Begriffe, sich für die kommenden Kämpfe zu wappnen. Da ist kein Raum für die Agitation elender Abwieglet. Wir fordern die Genossen im ganzen Lande auf, schon jetzt jeder Agitation für diese Burschen entgegenzuwirken. Was wäre das Beste, das da zu thun wäre? So fragt man uns Wir antworten: das Beste wäre, wenn man die Kerle todtschlüge, sobald sie sich hierzulande blicken lassen." Selber machen, Hans! Schweiz  . Der in fortgesetztem Aufschwung begriffene sch w ei- zerische Grütliverein hält am 26. Juni seine diesjährig« Delegirtenversammlung ab. Auf der Tagesordnung derselben stehen u. A.: Erweiterung der Haftpflicht und obligatorisch« Unfallversicherung, staatliche Regelung der A l t e r s- und Invalidenversicherung, Vermehrung der Fabrik- Inspektoren mit Erweiterung derKompetenzen der- selben, obligatorische staatliche Krankenversicherung, Anbahnung einer Bundesrevision im Sinne des obligatorischen Referen- d u m s und der Initiative, sowie die Einführung von S t a a t s- Monopolen für Eisenbahnen und Banknoten, einheitliche Zivil- und Strafgesetzgebung, Versicherung gegen Elementarschäden rc. Ferner wird Professor V ö g e l i n einen Vortrag halten über die Frage der internationalen Fabrikgesetzgebung und Neuanregung derselben bei den ausländischen Regierungen und Redakteur C u r t i über die soziale Frage in der Schweiz   referiren. Glück auf! Frankreich  . Ein Pariser Korrespondent, der das Gras wachsen hört» erzählt in deutschen   Blättern, Rochesort, Guesde«c.bereuen jetzt bitter- lich, den Redakteur Roche   als ihren Kandidaten aufgestellt zu haben, da nachträglich bekannt geworden ist, daß Roche   1871 in der Versailler  Armee freiwillig gegen die Pariser Kommune   kämpfte und von der Re- gierung wegen seines dabei gezeigten Eifers befördert wurde". Das ist einfach lächerlich. Roche   war im Jahre 1871 ein junger Mensch von 13 Jahren, und wenn er damals noch kein Sozialist war, so liegt, nach- dem er inzwischen über 12 Jahre lang in uneigennützigster Weise für dre Sache der Arbeiter gewirkt,absolut kein Grund vor, ihn für Handlungen verantwortlich zu machen, deren Tragweite er zur Zeit nicht beurtheilen konnte, und bei denen er nicht der Führer war, sondern zu den Geführ« ten gehörte.