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№ 32.
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Der Sozialdemokrat
Zentral- Organ der deutschen Sozialdemokratie.
Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat" wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Decadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten
jetzt hört man wieder dasselbe Lied. Hier schmeichelt man Einigen..., dort sind es wiederum Verführer, die das arme
der Verfolgten| Bolt, mit dem die Herren selbst so großes Mitleid haben,
und Gemaßregelten nicht!
Obwohl es feststeht, daß die Tumulte, deren Schauplaz Amsterdam zu Anfang voriger Woche war, durch einen ganz unpolitischen Konflikt zwischen der Polizei und den Veranstalam tern einer mittelalterlichen, wegen ihres barbarischen Charakters rh die Sozialisten eher abstoßenden Volksbelustigung dem sogenannten Aalziehen*) veranlaßt worden waren, fönnen
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es sich die kapitalistischen Hezorgane doch nicht versagen, auch aus ihnen Kapital gegen die verhaßte Sozialdemokratie zu mg schlagen.
Insbesondere helfen ihnen dabei die ganz im Dienst des der Ausbeuterthums stehenden telegraphischen Nachrichten- Bureaus 76 durch allerhand Lügendepeschen. Und die letzteren verfangen res leider noch immer bei einem großen Theil des Publikums.
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Aus diesem Grunde halten wir es für geboten, den mehr oder minder tendenziösen Berichten der bürgerlichen Presse eine ne Darstellung der Sachlage gegenüberzustellen, wie wir sie in ere der neuesten Nummer des Organs der holländischen Sozialdemokratie, dem in Haag erscheinenden„ Recht voor Allen", id finden, und die durchaus das bestätigt, was wir bereits in ben der vorigen Nummer hervorgehoben: den Antheil des von cher der Polizei gesäeten Hasses an der Verantwortung für das ne Blutbad.
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Unser treffliches Bruderorgan schreibt:
Was seit einiger Zeit vorauszusehen war, ist geschehen. er Eine Kleinigkeit genügte, um die Bevölkerung Amsterdams zum Widerstand gegen die Polizei zu treiben, die seit Langem ihr Bestes that, sie zu erbittern und zu reizen. Natürlich wird hl man den Sozialisten Schuld geben, vielleicht wird das„ Han delsblatt " gar erzählen, daß wir den Aal bezahlt u. s. w. 75 Wir sind zu sehr an solche Erdichtungen von jener Seite gewöhnt, als daß wir uns noch über etwas wundern könnten. 33 Dagegen wollen wir auf etwas Anderes aufmerksam machen, tir das Stoff zum Nachdenken bietet.
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daß sie es Noth und Elend leiden lassen, aufhetzten und auf Abwege brachten..... Als ein Schuß fiel, als ein Polizist getroffen wurde, da hieß es sofort, das gemeine Volf erkennt nichts an, die Thäter müssen streng bestraft werden. Da aber dreißig und mehr Menschen gefallen sind, niedergehauen und niedergeschossen von den Machthabern, da schwatzt man von einer traurigen Pflicht und stellt das Volk als verführt und
irregeleitet hin. Wenn die Behörden es wirklich für eine traurige Pflicht halten, auf das Volk zu feuern, dann möchten wir nur wissen, warum sofort scharf geschossen wurde, bevor man auch nur versuchte, durch andere militärische Maßnahmen die sogenannte Ordnung herzustellen?"
Erscheint
wöchentlich einmal
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4. August 1886.
auch in vielen Fällen ihren Zweck nicht erreichen und unwirksam gemach werden würde..
Dieser Vorschlag ist sicherlich der wohlwollendsten Gesinnung entsprun gen, allein er verkennt vollständig die ökonomischen Schwierigkeiten, benen er begegnen würde, und es scheint uns deshalb geboten, mit einem Wort darauf hinzuweisen. Diese Schwierigkeiten bestehen indessen am wenigsten barin, daß die Preisbewegung solche fünftliche Schranken vielfach durchbricht," sondern vielmehr in der Thatsache, daß an der Lage der arbeitenden Klasse auch dann nichts geändert wäre, wenn die Maß regel voll und ganz zur Ausführung gelangt sein würde.
Der Vorschlag geht von der Annahme aus, daß sozialpolitische Res formen eine Aussicht auf Erfolg haben, welche an der Konsumtion der Arbeiter den Hebel ansehen und von hier aus eine Befferung der Lebensbedingungen der Arbeiter anstreben. Aber schon Lassalle hat in
der ersten agitatorischen Schrift, mit der er sich direkt an die Arbeiter
Daß diese Frage unseres Bruderorgans durchaus berechtigt ist, geht aus einer Darstellung hervor, die wir in dem offi- die Wohnung eben auch nur ein Konsumtionsgegenstand, wie Brod, ziösen„ Pester Lloyd" finden.
Da schreibt ein Augenzeuge der Vorgänge:
" Der schon im Laufe des Vormittags am Thatorte erschienene Bürgermeister sah sich um 4 Uhr veranlaßt, die bereits früher tonfignirten Militärtruppen zu requiriren, doch trafen dieselben, aus 3 Rompagnien Infanterie und 1 Eskadron Husaren bestehend, erst um 6 Uhr ein.
Gleichsam um diese Verspätung wettzumachen, nahm der Bürgermeister bereits um 7 Uhr zur ultima ratio( d. h. zum letzten Mittel) seine Zuflucht; eine dreimalige Aufforderung zum Auseinandergehen erfolglos vorauss schickend, ließ er auf die dichtgedrängte, zu nicht geringem Theile von Neugierigen untermischte Menge eine scharfe Salve abfeuern. Der ers schütternden Detonation folgte eine augenblickliche Stille, und als sich der Rauch verflüchtigte, sah man den vordersten Schauplatz mit 15-20 Leichen bedeckt, während eine doppelte Anzahl von Erzedenten sich unter den gräßlichsten Verwundungen frümmte. Ich sah dieses fürchterliche Schauspiel vom zweiten Stockwerke eines benachbarten Hauses mit an und wurde durch diesen Anblick derart erschüttert, daß ich erst eine Stunde später die Kraft und Entschlossenheit fand, meinen Heimweg durch die aufgeregte Menge anzutreten. Ich lag bereits in meinem Bette, als um 10 Uhr die Runde von einem weiteren Gebrauch der Schußwaffe zu mir drang, und in diesem Momente erinnerte ich mich unwillkürlich, aber mit einer gewissen Befriedigung jener nach dem 21. Mai in BudaBest entstandenen Erzesse, welche durch die vereinte militärische und polizeiliche Taktik so glücklich niedergedrückt wurden, während hier, ohne vorerst eine Bernirung, einen Bayonnetangriff oder einen Eingriff der Kavallerie zu versuchen, das mordende Blei zum Ruheftifter gemacht wurde."
Zweifelsohne um dieses gewaltthätige Vorgehen zu beschönigen, versucht man hinterher die Sache so darzustellen, als hätten gen, versucht man hinterher die Sache so darzustellen, als hätten die Sozialisten bei dem Krawall die Hand im Spiele gehabt. Will man doch sogar eine rothe Fahne gesehen haben. Nun, daß in einer Stadt, wo der Sozialismus unter den Arbeitern so viele Anhänger hat, auch sozialistische Arbeiter in den Kampf mit der Polizei verwickelt wurden, kann Niemand Wunder nehmen, aber nichts abgeschmackter, als daraus den sozialisti
" Solange Herr Steenbergen Polizeikommissar war, passirten solche Dinge nicht, lief Alles ruhig ab und wurden auch wir in unseren Versammlungen nicht belästigt. Die Inspektoren waren beliebt, und wie die Oberen, so die Untergebenen. Aber er ist fort, und der Geist Stork's hat die Ueberhand bekommen, jeder Agent scheint dahin abgerichtet zu werden, bei der geschen Charakter desselben herleiten zu wollen. geringsten Gelegenheit darauf loszuschlagen. Glaubt man, daß die schändliche Aufführung der Polizei, über welche Domela Nieuwenhuis beim Gemeinderath Klage geführt hat, ohne Gehör zu finden, schon vergessen ist? Alles das hat die Stimmung des Volkes erbittert, während auf der andern Seite das„ Handelsblatt " und andere Blätter fortgesetzt darauf aus waren, bei der herrschenden Klasse und ihrem Gefolge Auf
A regung zu säen.
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„ Wir vertheidigen das Aalziehen durchaus nicht, das sei ferne von uns.**) Aber wir fragen, ob denn die Jagd, die Lieb haberei der Reichen, zu vertheidigen ist, ob die Pferde- und Wettrennen, die Zirkusaufführungen, bei denen nicht nur Thiere, sondern auch Menschen mißhandelt und hingemordet werden, um den Großen für einige Augenblicke einen Genuß zu verschaffen, ob das alles nicht noch viel unsittlicher ist und. it niedriger steht! Und diese Leute haben obendrein Mittel, sich edlere Genüsse zu verschaffen, während das Volk der Mittel entbehrt und Niemand etwas thut, um ihm bessere und würdigere Vergnügen zu ermöglichen. Bei jenen Belustigungen aber matritt die Polizei- und Militärmacht auf, nicht um sie zu verbieten, sondern damit sie ihren ungestörten Gang gehen
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fönnen.
" Die vielen Mißgriffe, die Uebergriffe und Rohheiten der legten Zeit haben böses Blut gemacht und der Polizei, die nirgends populär ist, aber in anderen Städten, wie in Rotter dam , wo sie ruhig auftritt, wenigstens nicht gehaßt wird, in Hauptstadt außerordentliche Mißachtung zugezogen.
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Die großen Blätter billigten das Auftreten der Polizei und nahmen überall Partei gegen das Volk. Natürlich, der Bürgermeister, die Polizei ze. Handelten gut, sie wurden gereizt, nur nothgedrungen vollzogen sie ihre traurige Pflicht u. s. w. So hörte man Tag für Tag in der Presse die Wahrheit verdrehen. Das Bolt ist stets der Schuldige, die Obrigkeit handelt bei dergleichen immer korrekt und verdient Achtung und Unterstützung. Auch
*) Daffelbe besteht nach der„ Independance belge" darin, daß man einen Strid über einen Kanal, von einem Hause zu einem andern, zieht und in der Mitte desselben, ein wenig über dem Wasser, einen Mal aufhängt, welcher mit grüner Seife eingeschmiert ist. Der Aal hängt an einem Bindfaden, der demselben durch die Kiemen gezogen wurde; man fährt nun in einem kleinen Boote mit großer Geschwindigkeit unter dem burch, und indem man nach ihm greift, sucht man den Rumpf vom Ropfe abzureißen. Da dies häufig mißlingt, so leidet das Thier fürchter lich, umsomehr, je größer und stärker es ist. if s **) Domela Nieuwenhuis ist strenger Vegetarianer!
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„ Wieder", fährt das Recht voor Allen" fort, wieder werden alle Blätter über uns herfallen und aus jedem Wort Gift saugen, weil wir nicht gegen das Volk Partei nehmen. Uns ist das gleichgiltig. Wir sind daran gewöhnt, und wir verfolgen unseren Weg trotz guter und schlechter Nachrede. Man wird uns mit dem Aufruhr solidarisch erklären lies
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" Handelsblad" und andere Blätter, weil wir nicht einstimmen in den Chor der Lovredner der obrigkeitlichen Maßregeln. Wir wissen es im Voraus, aber wir kennen unsere Pflicht. Mit diesem Aufruhr an sich hat der Sozialismus nichts gemein; wenn man die wahren Schuldigen sucht, danu glauben wir, daß sie anderswo zu finden sind, als wo man sie gewöhnlich sucht."
Was„ Recht voor Allen" da voraussagte, ist eingetroffen. Man hat die Sozialisten mit dem Aufruhr solidarisch erklärt, und„ Handelsblad", die Quelle der Informationen für die Mehrzahl der deutschen Blätter, hat gehetzt, was nur möglich Mehrzahl der deutschen Blätter, hat gehetzt, was nur möglich war. Selbstverständlich wurde altch, wie neuerdings überall Sitte, in zweckmäßiger Abwechslung Anarchismus und Sozialismus durcheinandergeworfen, damit der Philister nur ja den letzten Rest von Verstand verliert.
Und wo etwas faul ist, da sammeln sich die Geier. Mit
der Zudringlichkeit gewisser Kleiderhändler ist sofort der
biedere Kreuzzeitungs- Hammerstein mit seinem:„ Brauchen Sie fein Sozialistengesetz?" bei der Hand, und angeblich soll man in Holland in der That einem solchen nicht abgeneigt sein.
Nun, unsere holländischen Genossen werden sich dadurch nicht abschrecken lassen, sie sind auf Alles gefaßt. Unser Bruderorgan schließt seinen Artikel mit folgenden Worten:
wandte, im ,, Offenen Antwortschreiben", jene irrthümliche Ansicht ener gisch bekämpft. Er sagt daselbst( vgl. Lassalle, Reden und Schriften I, S. 36): Es ist daher schon eine ganz falsche Hülfe, dem Arbeiter als Konsumenten helfen zu wollen, statt ihm auf der Seite zu helfen, wo wirklich der Schuh ihn drückt, als Produzenten." Nun ist aber Leber oder Zuch, und so nuzlos das Beginnen wäre, durch Konsum vereine, die jene Artikel billiger lieferten, etwas an dem Nothstand der Arbeiter ändern zu wollen, ebenso fruchtlos erwiese sich die Maßregel, durch eine gesetzliche Feststellung entsprechender niedriger Miethspreise das Wohnungselend der Arbeiter vermindern zu wollen. Dergleichen tann nichts an der entscheidenden Thatsache ändern, daß die Arbeitsfraft nach ihren Erzeugungskosten gekauft wird. Vermindert sich nun durch ein allgemeines Sinten des Preises die Ausgabe für eines der wichtigsten Lebensbedürfnisse, so wird der Lohn nach einem heute unabänderlichen Gesetz gleichfalls in demselben Maß sinten.
Was Laffalle über den Einfluß der Konsumvereine sagt, das findet seine Anwendung eben auch auf eine solche allgemeine Regelung der Miethspreise, wie sie in dem zitirten Artikel des Berliner Volksblatt" vorgeschlagen wird. Lassalle sagt, nachdem er den Einfluß vereinzelter Ronsumvereine besprochen( ebenda S. 42): Sowie aber die Konsums vereine mehr und mehr den gesammten Arbeiterstand zu umfassen bes ginnen, tritt jetzt vermöge des betrachteten( Lohn) Gesetzes die nothwendige Konsequenz ein, daß der Arbeitslohn infolge des durch die Ronsumvereine billiger gewordenen Lebensunterhaltes um eben so viel fallen muß." Man sieht darnach leicht ein, daß die im Berliner Volkss blatt" vorgeschlagene gesetzliche Feststellung der Miethspreise allenfalls die lekteren zu erniedrigen vermöchte, allein die Arbeiter würden nichtsdefloweniger auf ihre schlechten Wohnungen wie bisher angewiesen bleis ben, da sie zwar dieselben Wohnungen mit einem geringeren Preis, aber in Folge des gesunkenen Lohns eben auch nur dieselben zu bezahlen vermöchten.
Der Einwand, daß es sich bei der gesetzlichen Firirung der Miethpreise ja nicht um eine isolirte Maßregel handelt, wie bei den Konsumvereinen, sondern daß sich diese mit Arbeiterschutzgesetzen und vor Allem mit der Festsetzung eines Minimallohns, vielleicht auch der Firirung aller Löhne, verbinden würde, ist wenig stichhaltig. Arbeiterschutzgesetze, wie der Normalarbeitstag, wären an und für sich unvermögend, dies ienige sinkende Tendenz des Lohnes zu hemmen, die aus der allge= meinen Verbilligung eines der wichtigsten Lebensmittel entspringen würde, eine ,, Lohnregulirung" aber, die über die Forderung eines Minimallohns hinausginge, ist nichts als ein baroder Einfall, für dessen Ausführbar feit die Vertreter derselben bisher auch nicht die Spur einer Begründung
vorzubringen vermochten. Und was den Minimallohn betrifft, so ist der sozialdemokratische Arbeiterschutzgesetz Entwurf weit davon entfernt, eine gesetzliche Feststellung desselben zu fordern. Bis jetzt hat auch noch Niemand zu zeigen vermocht, daß unter unsern wirthschaftlichen Verhält niffen ein Einfluß auf die Bestimmung der Lohnhöhe von den Arbeitern anders bewirkt werden könnte als durch Organisation ihrer Klasse, durch Gewerkvereine, Streits und solche Mittel, wie sie der Konkurrenzkampf zwischen Unternehmern und Arbeitern erzwingt.
Wir verwahren uns übrigens auf das Entschiedenste dagegen, als wenn wir allen sozialpolitischen Maßregeln abgeneigt wären, wenn ste in einem nur geringen Maß die Lage der Arbeiter zu verbessern ver mögen. Jm Gegentheil betrachten wir die geringste Förderung der Intereffen der Arbeiter wenn sie nur wirklich eine solche ist für außer
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ordentlich werthvoll und erblicken in jeder derartigen Maßregel eine
Vorbereitung der vollständigen Emanzipation der Arbeiterklasse. Allein der von uns besprochene Vorschlag in dem Artikel des Berliner Voltsblatt" kann nicht das allermindeste dazu beitragen, das Wohnungselend der Arbeiter zu vermindern, und deshalb allein haben wir es für unsere Pflicht gehalten, demselben entgegenzutreten, überzeugt, daß es dem Ver fasser nur erwünscht sein kann, wenn sich an seinen Vorschlag eine Disfuffion anknüpft. Auf die Schwierigkeiten ber praktischen Durchführung sind wir absichtlich nicht eingegangen, weil wir unter unseren wirthschaft
lichen Verhältnissen den Vorschlag auch dann für einen illusorischen halten, wenn er alle Geburtswehen überstanden hat und in's Leben getreten ist.
Sozialpolitische Rundschau.
H. Bn.
8ürig, 4. August 1886.
,, Mißbrauch der parlamentarischen Redefreiheit" lautet die Ueberschrift eines der neuesten Reptilartikel, welcher in der sattsam bekannten Berliner Börsenzeitung" abgelagert worden ist und zum Swede hat, ftrengere und wirksamere" Maßregeln gegen unbequeme Rebner, als der Ordnungsruf oder die Entziehung des Wortes ist, zu
„ Ach, daß das Volk so schwere Wege zurücklegen muß! empfehlen. Ob das Reptil die Redeverbrecher und Verbrecher von Neden Aber ohne Leiden, ohne Opfer fein Sieg!"
" Zur Wohnungsfrage."
Unter diesem Titel erschien in Nr. 166 des Berliner Volksblatt" ein Artikel, der nach einer kritischen Erörterung der Wohnungsnoth zu folgendem Ergebnis kommt:„ Wir sind immer noch der Meinung, so lange uns fein besserer Vorschlag gemacht wird, daß eine staatliche Zara tion der Gebäude und eine gesegliche Feststellung der Miethspreise Vieles momentan bessern könnte. Wir halten dies nicht für eine Lösung der Wohnungsfrage; wir wissen auch, daß die Preisbewegung solche fünftliche Schranken vielfach durchbricht, allein wir find eben boch der Meinung, daß eine gesetzliche Figirung der Miethspreise immer noch besser wäre als der gegenwärtige Zustand, wenn sie
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einsperren, fnebeln oder standrechtlich erschießen will, das sagt es uns nicht, es ist so liebenswürdig, unserer Phantasie freien Spielraum in Bezug auf diesen Punkt zu gewähren.
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Nun- neu ist der Gedanke ja nicht, das Sozialistengejek in etwas erweiterter Form auf den Reichstag auszudehnen. Es kann uns selbstverständlich nicht einfallen, den Vorschlag der Börsenzeitung" ernsthaft zu diskutiren. Wir wollen blos bemerken, daß derselbe ein neuer Beweis für die Richtigkeit des alten Erfahrungssatzes ist: je mehr man sich bieten läßt, desto mehr wird Einem geboten.
Unter allen Parlamenten der Welt ist der deutsche Reichstag das zahmste. Er hat sich von Seiten des Junkers Bismard und der Hausknechte desselben in einer Weise insultiren lassen, die in der par lamentarischen Geschichte keines anderen Landes ihres Gleichen findet. Hätte Junter Bismarck in einem englischen oder französischen Parlament sich solche Flegeleien erlaubt, wie er sie im deutschen Reichs tag mit Vorliebe treibt, er würde schon mehr Dhrfeigen bekommen haben,