lügner dieser Sorte ihre Lügen berichtigen, ist nicht anzunehmen. Ich schreibe also lediglich, um der künftigen Geschichtschreibung ein dankbares Material in unserer Presse zu sichern. Aus Mangel an Stoff undnothgedrungen" lügt übrigens unsre argentinische Preffe svulgoLa Plata Zeitung") oft wie ein Major. Sie kennen ja diese Sorte, die nebenbei ein ehrliches Handwerk verachtet und die der Volksmund in die lustige Parallele stellt: Der Esel trägt gar langes Ohr Und Epauletts trägt der Major." Dummheit wie Schamlosigkeit gehen hier wie anderwärts meist Hand in Hand, sie müffen auch hier überwunden werden. Der rothe Gaucho. n. Ein neuer Polizeikniff, auf den wir die Genoffen aufmerksam machen müffen, ist folgender: Da die Kellner, von denen sich viele auch nicht zum infamen Spitzelhandwerk hergeben, allgemein verdächtig sind und die sogenannten Geheimen" durch ihren Haarschnitt, die Stiefel und vor Allem die konfiszirten, halb frechen und halb scheuen Gesichter von einer ver- zweifelten Oeffentlichkeit sind, welche die der öffentlichen Dirnen um das Zehnfache übertrifft, ist Papa Puttkamer , der bekanntlich eine phänome- nale Pfiffigkeit besitzt, auf die geniale Idee verfallen, halbwüchsige Bürschchen von 15 bis 17 Jahren in Polizeidienste zu nehmen. Solche Buben stellen notorisch zu den Auditorien der G e r i ch t s s ä l e das zahlreichste Kontingent und werden dort auch für das Puttkamer- Heer rekrutirt; sie bieten den dreifachen Vortheil, daß sie erstens zu jeder Lumperei bereit sind denn sie besuchen ja die Gerichtsver- Handlung nur, um zu lernen, wie man Spitzbübereien und sonstige Verbrechen begeht; und wer schuftig genug ist, Spitzbube, Betrüger oder Einbrechen werden zu wollen, hat auch das Zeug zu einem Spitzel daß sie zweitens für wenig Geld zu haben sind; und drittens endlich, daß sie keinen Argwohn erregen. Nun Puttkämerchen war von seiner Idee so entzückt, daß er sie durch seine Polizeiapostel in allen Städten und Landen des Reichs der Gottesfurcht und frommen Sitte verbreiten ließ. Und summa aiunmarum, wenn irgend ein junger Tagedieb von 15 bis 17 Jahren, der sich mit der Stinkadores-Zigarre abquält und neben- bei auf Gespräche horcht, einem ehrlichen Genossen in den Weg kommt, so gebe er ihm aus rein sanitätlichen Gründen eine Ohrfeige, daß ihm die Zigarre aus dem Mund fliegt; und wenn der Bursche etwas älter ist, dann gebe er ihm zwei!?robatum est! Unser Puttkamer aber ist ein großer Mann. Man schreibt uns: Am 27. Juli stand in Berlin Termin an gegen den Redakteur der Freisinnigen Zeitung", weil derselbe die Rede des Genoffen Heine im Reichstag über seine Behandlung im Gesängniß abgedruckt hatte. Natürlich mußte der Redakteur verurtheilt werden, und zwar wurde auf 500 Mk. Geldstrafe erkannt. Jntereffant ist für uns allein der zweite Theil der Vertheidigungsrede des Rechtsanwalts Dr. Grilling, welchen nach dem in diesem Prozeß seitens des Gerichts selbst ausge- sprochenen Grundsatz natürlich kein deutsches Blatt abzu- drucken w a gt. Dr. Grilling sagte:Der Beweis der Wahrheit der Heine'schen An- gaben im Reichstage ist v o l l st ä n d i g erbracht. Herr Heine geht in voller Integrität(Unanfechtbarkeit) aus diesem Prozeffe hervor nicht so der Herr Staatsanwalt Schöne. Derselbe hat selbst zugegeben, daß er den damaligen Gefangenen Heine in eine kleinere, dunkle Zelle hat bringen laffen, nachdem ein Stück Wurst bei ihm gefunden worden, und daß er eine Verfügung erlassen, wonach Herr Heine nicht eher aus dieser Zelle herauskommen sollte, bevor er nicht gestanden. Das ist unzweifelhaft ein Zwangsverfahren, uni ein Geständniß zu erpreffen, und ich zweifle nicht, daß sich ein Gericht finden wird, welches das Urtheil in diesem Sinne aussprechen wird." Angesichts der Art, wie die reaktionäre Preffe den Prozeß auszu- schlachten sucht, bedarf die vorstehende, uns von gut unterrichteter Seite zugesandte Notiz keiner besonderen Erläuterung. Bon Nah und Fern. Im Chicagoer Anarchisten- Prozeß sind einige frühere Mitglieder der anarchistischen Organisa- tionen alsStaatszeugen aufgetreten; einer derselben, der Schrei- ner W a l l e r, hat indeß im Kreuzverhör gestanden, daß er von dem Gehilfen des Staatsanwalts Geldunterstützungen empfangen. Wir kommen in nächster Nummer auf den Prozeß zurück, und wollen heute nur unsere Leser noch einmal vor den Berichten der Tazespreffe warnen, die alle einseitig im Sinne der Staatsanwaltschaft gefärbt sind. Ganz besondere Vorsicht empfehlen wir namentlich gegenüber dem Washingtoner Berichterstatter derFrankfurter Zeitung ", der die gröb- sten Lügen der kapitalistischen Hetzpreffe gläubig nachplappert. Papst Leo hat zur Jubelfeier der Universität Heidelberg einen Delegaten entsendet, über welches liebenswürdige Entgegenkommen die liberale Preffe vor Entzücken schier aus dem Häuschen ist. Hier wäre das thnso danaos et dona ferentes sicher mehr am Platze, wenn in Bezug aus den Geist, der heute auf den Universitäten herrscht, über- Haupt noch viel zu fürchten wäre. Der aus Oesterreich gebürtige Schuhmacher D. Z i n n e r, Redakteur des Schuhmacher-Fachblattes, ist als Ausländer aus Gotha ausgewiesen worden. Die Beziehungen der Regierungen von Deutschland und Oesterreich sind die herzlichsten, nicht minder herzlich sind die Beziehungen der Regierungen von Ruß­ land und Deutschland , infolge dessen man in Deutschland fortfährt, die ruffischen, und in Rußland fortfährt, die deutschen Staatsangehörigen in der brutalsten Weise aus dem Lande zu treiben. Frankreich . Unsere Genoffen Jules Guesde und Paul L a f a r g u e, sowie Louise Michel und Dr. S u s i n i sind nun wirklich wegen ihrer am 3. Juni im Chateau d'Eau gehaltenen Reden unter Anklage gestellt worden. Sie sollen zu Mord und Plünde- rung aufgefordert haben, Vergehen, welche, wenn ohne Erfolg geblie- ben, mit Gefängniß von 6 Monaten bis zu 2 Jahren und mit Geld- strafe von 100 bis 2000 Franken bestrast werden. Letzteres leuchtet uns namentlich ein. Da die Aufgereizten nicht geplündert haben, so plündert der Staatvon Rechtswegen" dieAufreizer". DerCri du Peuple" schreibt mit Bezug auf die den Angeklagten untergeschobenen Worte: Höchstens könnten wir den Gallimathias, den die Anklage unseren Freunden in den Mund legt, ungeschickt finden. Den Teufel auch! Ohne gerade Mitglieder der Akademie zu sein, verstehen eine Louise Michel und ein Jules Guesde doch ihre Sprache die Herren Richter werden sich durch eigenes Hören davon überzeugen. Und im Jntereffe der Staats- anwaltschaft hätte man, um die Behauptungen der Anklage nicht aller ' Wahrscheinlichkeit zu berauben da man das Spitzelpersonal aus unter- richteteren Kreisen nehmen und seinen Lohn etwas erhöhen konnte sie wenigstens französisch sprechen laffen sollen." Jedenfalls steht ein Tendenzprozeß der Republik sehr schlecht an. Bei den am Sonntag stattgehabten Ergänzungswahlen zu den Generalräthen, die im Großen und Ganzen an dem Stärke- verhältniß zwischen Monarchisten und Republikanern nicht viel änderten, haben die Sozialisten verschiedene Erfolge davongetragen. In Mar- seilte siegte im vierten Bezirke der Kandidat der revolutionären Sozialist, Gras, über einen Radikalen, in St. Pierre-les-Ca- l a i s schlug der republikanische Sozialist C a z i n mit 4407 Stimmen den konservativen Republikaner R i b o t, der 4306 Stimmen erhielt, in Montlugon(Dep. Allier) kommt der Kandidat unserer Genoffen mit 1687 Stimmen gegen einen Opportunisten in Stichwahl, der 1079 Stimmen erhielt, in B e s s e g e s erhielt der sozialistische Arbeiterkandi- dat Reboul 1353 Stimmen gegen 2262 reaktionäre Stimmen. Es geht trotz alledem vorwärts./ Der Pariser Gemeinderath hat mit 33 gegen 32 Stimmen einen Antrag angenommen, in allen Werkplätzen der Staat die neun- stündige Arbeitszeit einzuführen. Der Antrag der Sozialisten auf Einführung des acht stündigen Arbeitstages, für welchen Charles Longuet in einer vortrefflichen Rede eintrat, war mit 42 gegen 18 Stimmen abgelehnt worden. Doch ist schon die Annahme des S-stündigen als ein Erfolg der sozialistischen Agitation zu betrachten. Ueber die Konsequenzen dieses B-schluffes sagt ein Korrespondent der MünchenerAllgemeinen": In dieser Angelegenheit ist der Gemeinderath sein eigener Herr; er ist souverän. Seine Initiative und sein maßgebendes Beispiel fioi(ptnfti Rauten. Liekerunaen. Kontrakten im De- partement der Seine dieselben Verfügungen und Zugeständnisse auf« drängen, welchen sich sonstige Arbeitgeber ebenfalls nicht leicht entziehen werden. Da das Beispiel von Paris maßgebend für ganz Frankreich zu sein pflegt, wird der Pariser Normalarbeitstag einem Departement nach dem andern, zunächst den größeren Provinzstädten, aufgedrungen werden. Der Pariser Gemeinderath hat also in Wirklichkeit eine Parlamentsakte votirt und in einer Angelegenheit, worüber die Kammer sich nicht aus- zusprechen wagen würde, eine über das Land sich erstreckende Entscheidung getroffen. Es wurde dies von dem Antragsteller Ch. Longuet beabsichtigt, welcher damit im Gemeinderathe glänzend debütirte. Als Schwiegersohn und doktrinärer Nachfolger von Karl Marx , als gewesenes Regierungsmitglied der Kommune und als Redakteur der Clemenceau'schenJustice" hat er den von ihm eingebrachten Antrag, der jedoch auf einen Normaltag von 8 Stunden lautete, mit erschöpfender und wissenschaftlicher Gründlichkeit, mit erstaunlicher Kenntniß der gleich- artigen Vorgänge und Verfügungen in England und Nordamerika dis- kutirt." Diese verfluchten Sozialisten! Korrespondenzen. Crimmitschau. (Schluß der Korrespondenz in voriger Nummer.) In einem ähnlichen Prozesse wurde ein Arbeiter wegen Majestäts- beleidigung zu 9 Wochen Gefängniß verurtheilt. In unserem Nachbar- dorf G a b l e n z waren 3 Straßenarbeiter beschäftigt, von denen einem eine Hacke gestohlen worden war, und zwar am Geburtstage des deutschen Kaisers. Der Bestohlene beschuldigte nun seinen Kol- legen des Diebstahls, worüber jener aufgebracht bemerkt haben soll: Ihr denkt wohl, ich bin auch so ein Spitzbub' wie der, der heute seinen Geburtstag hat." Die beiden Andern denunzirten ihn hierauf, was seine Verurtheilung zur Folge hatte. Der eine hiervon, welcher auf den Namen Heß hört, wird nun der Schwiegervater des in dem T a u b e r t' schen Prozeß erwähnten Hauptdenunzianten Ja- k o b f e n, gewiß eine nette Sippschaft! Anschließend an diese Vorkommnisse sei noch ein Fall von Polizei- willkür erwähnt: Am 28. Juni wurde Genoffe Anton Behr aus Crimmitschau und aus ganz Sachsen ausgewiesen. Der betreffende Ukas ist zu interessant, als daß wir denselben den Lesern vorenthalten könnten. Er lautet: An den Tuchmacher Herrn Anton Behr hier. Nachdem zur Kenntniß der unterzeichneten Behörde gelangt ist, daß Sie während Ihres Aufenthaltes in Oesterreich zu wiederholten Malen wegen Theilnahme an einer geheimen sozialistischen Gesell- schaft bestraft, dieserhalb auch aus der Stadt Reichenberg für immer ausgewiesen worden sind, und weiter wahrzunehmen gewesen ist, daß Sie auch hier sozialdemokratischen, fozia- l i st i s ch e n und kommunistischen, auf den Umsturz der be- stehenden Staats- und Gesellschaftsordnung gerichteten Bestrebungen huldigen und dieselben in öffentlichen Versammlungen als Redner in einer den öffentlichen Frieden, insbesondere die Eintracht der Bevölkerungsklassen gefährdenden Weise an den Tag legen, so wird Ihnen, als einem gemeingefährlichen Reichs- Ausländer, hiermit der fernere Aufenthalt in hiesiger Stadt versagt und werden Sie gleichzeitig aus dem Gebiet des Königreichs Sachsen ausgewiesen. Sie haben demgemäß binnen drei Tagen, von Empfang dieser Verfügung an gerechnet, die Stadt und das Land zu verlaffen, bei Vermeidung zwangsweiser Wegweisung. Im Falle verbotswidriger Rückkehr haben Sie Bestrafung gemäß Z 361 Ziffer 2 des R.-Str.-G.-B. zu gewärtigen. Crimmitschau , 26. Juni 1886. Der Stadtrath. gez. Schneider. Run ist ver Staat gerettet. O diese Kreaturen! Man weiß nicht, was dabei größer ist, die Niederträchtigkeit oder die Dummheit.-- Zum Schluß wollen wir noch eine Affäre erwähnen, welche seinerzeit viel Staub aufwirbelte. Vor einigen Wochen hatten einige Freunde mit Familie eine Waldpartie in die Hardt unternommen, wo sie sich mit harmlosen Spielen unterhielten. Die heilige Hermandad durfte natürlich hiebei nicht fehlen und kam alsbald in einigen Exemplaren von Schand- Armen zum Vorschein, zumal ein Ausflüger sich den Spaß erlaubt haben soll, ein rothes Tüchel an einen Stecken zu binden. Das ist natürlich äußerst aufreizend, namentlich auch für Ochsen. Ein Gensdarm stürzte sich denn auch alsbald auf das erwähnte rothe Tüchelchen und setzte sich in dessen Besitz. Man erzählte, daß ihn: bei dieser Gelegenheit ein vagirendes Stück Eis an den Kopf geflogen sei, so daß er im Gesicht geblutet habe.(Es gab nämlich einige Faß Bier, wobei Eis zur Kühlhaltung gebraucht wurde.) Die Moral von der Geschichte ist, daß der Arbeiter nicht einmal mehr im Wald Luft schnappen darf, ohne drangsalirt zu werden. Wie lange wird das Volk noch die Geduld haben, sich derart von seinen Peinigern quälen zu laffen? Das Kerbholz ist wahrhaftig bereits auch bei uns zur Genügegesegnet", und wir freuen uns herzlich, daß die große Masse des denkenden Volkes dadurch immer entsprechend in richtiger Stimmung" erhalten und entsprechender Zuwachs gesichert wird. Noch wollen wir bemerken, daß sich hierorts ein sehr starker Zug zur Ablegung des alten religiösen Hokuspokus geltend macht und Massen von Leuten aus der sogenannten christlichen Kirche ausscheiden. Dabei sei erwähnt, daß sich der biedere Seelsorger(K r e t s ch e l heißt der allbekannte saubere Gottesstreiter) äußerst flegelhaft und gemein gegen die Ausscheidenden beträgt. Einem vor längerer Zeit Ausgeschiedenen, der wegen Kostenberechnung um Aufklärung bat, antwortete dieser patentirte und privilegirte Träger derGottesfurcht und frommen Sitte":Sie können sich beim deutschen Kaiser erkundigen, es kostet 2 Mark." Zu einem Gebrechlichen sagte dieser Kanzelheld: S ch ä- men Sie sich nicht, Sie find ja schon ein Krüppel?!" Einen Dritten und Vierten höhnte er:Sie sollten nach Kamerun gehen!" Einen Fünften:er könne in die Türkei gehen", und das Alles im Namen des Gottes der christlichen Liebe! Man begreift, daß es für einen Pfründenhüter mit solchen Bedürfnissen ärgerlich ist, seine Ausbeutungsobjekte derart vermindert zu sehen, und findet in seinen piäffisch keifenden Wuthsausbrüchen den besten Beweis dafür, daß das selbständig denkende und rechnende Volk den modernenBaalspfaffen" unbequemer ist als das Predigen vor leeren Kirchenstühlen und Opferbecken. DiesenGottesmann" haben übrigens dieschwarzen Spatzen" hier schon vor 20 Jahren als Inbegriff aller Gottesfurcht und Tugend gepriesen, wo er sich noch mit den harmlosen Schnurr- und Vollbärten nationalliberaler Schulmeifierrebellen herumärgern muhte. Noch heute lebt deshalb im Volksmunde hier das geflügelte Wort eines rothen Schneidermeisters, der bei einem Stiftungsfest des hiesigen Gewerbevereins bierselig den Herrn Pastor damals umarmte und ihm in die Ohren blies:Pros't Bruderherz, laß dir den Humor nicht verderben, denn wenn's nach un- serem Pastor ginge, müßten mer uns Olle noch de Hoore aus der Hinter fronte rasiren laffen!» Der rothe Attentäter glaubte nämlich seinen Freund N.(Kretschel's Doppelgänger) im Arme zu halten. Tableau und stürmische Heiterkeit der Umstehenden, als Pfaffe und Schneider den Jrrthum gewahrte, Und Himmel und Hölle sich kratzten im Barte. Seit dieser Zeit hat auch K r e t s ch e l sich mehr und mehr nach der humoristisch-satyrischen Seite entwickelt, wie wir heute sehen, und an uns ist es nun, ihm beim Kirchenaustritt dazu fleißig den Stoff zu liefern. Dr. W e s p e. Gotha , 10. Juli. Obgleich wir in diesem Jahre schon einigemale den Raum des Parteiorgans in Anspruch nahmen, halten wir es doch für keine Unbefcheidenheit, abermals einen Bericht in demselben zu ver- öffentlichen. Er betrifft in der Hauptsache unsere Thätigkeit, die wir nach dem Wahlsieg erst recht lebhast zu entfalten bemüht sind. Außer zahlreichen Versammlungen, Die seit 1884 sowohl in der Stadt Gotha selbst, als auch in einer ganzen Reihe von Ortschaften des Wahl- kreises abaebalten wurden, baben wir im voriaen 5tabre a,i-5sr,,-,. blatt, den Rechenschaftsbericht unseres Genoffen Bock über seine Thätig- keit in der ersten ReichstagSseffion der gegenwärtigen Legislaturperiode» in 10,000 Exemplaren verbreitet und damit allein schon eine bedeutende Vorarbeit für die nächste Wahlperiode verrichtet. So wird durch unsere lebhafte Agitation die Bevölkerung zum Denken angeregt, und wie sehr ihr Jntereffe am öffentlichen Leben wächst, geht wohl unzweideutig aus der Thatsache hervor, daß die ländlichen Wähler aus eigener Initiative Versammlungen in ihren Orten einberufen und den Abgeordneten dazu einladen. Das sind gewiß ganz erfreuliche Anzeichen! Bor einiger Zeit fand eine Konferenz Thüringer Parteigenossen statt, welche ein anmuthiges Bild einhelligen Schaffens und Zusammenwirkens bot, wie wir es nur allen Orten wünschen können. Am 4. ds. Mts. hatten wir abermals die traurige Pflicht, einem in der Blüthe seines Lebens dahingerafften Genossen das letzte Ehrengeleite zu geben. Es war dies der an der Lungentuberkulose verschiedene Schriftsetzer Maximilian Ruprecht aus Grulich in Böhmen , der im vorigen Jahre von Barcelona hierher zugereist kam. Nach kaum viermonatlichem Schaffen an dem neuen Orte seiner Wirksamkeit über« fiel ihn jene bösartige Krankheit, von der ihn leider nur der Tod er« lösen sollte. Solange er konnte, wirkte er für unsere Sache. Noch eine Stunde vor seinem Tode sagte er ausdrücklich, daß zu seiner Beerdigung kein Pfaffe mitgehen dürfe. Er starb also, wie er gelebt. Zu seiner Beerdigung hatten sich die Genossen ziemlich zahlreich ein- gefunden: auf sein Grab wurden mehrere mächtige Lorbeer- und Blumen» kränze mit rothen Schleifen niedergelegt, worauf der GesangvereinFroh» sinn", dessen Mitglied der Verstorbene gewesen, ein Grablied vortrug, nach dessen Absingen die ernste Feier beendigt war. Ehre dem Andenken des pflichtgetreuen Genossen! Sprechsaal. Heinrich von Stabler(oder Stapler), angeblich Schreiber aus Düffeldorf, vor dem schon in Nr. 30 gewarnt wurde, will in Zürich in einer Buchdruckerei als Buchhalter'gewesen sein, in Düsseldorf seine Frau besuchen und von da nach C ö l n k. reisen. Am 3. Juli kam er von Münster i/W. nach Recklinghausen . Seine Angaben betr. Dutzfreundschaft mit alten Genossen:c. haben sich auf verschieden» Anfragen als Schwindel entpuppt. Der angebliche Agitator, dervon einer Genossenschaft ausgeschickt" sein will und viel von der Sozialdemokratie spricht, deren Tendenzen er aber kaum kennt, willdiesen Strich zu bereise« haben" undin mehreren Vereinen gewesen" sein. S o stellt er sich vor. In Düsseldorf will er bei den Dragoner« gedient haben. Signalement: Alter: 3839 Jahre; spricht westfälischer Dialekt, auch sehr gut hochdeutsch. Volle Statur. Größe: 5 Fuß 3* Zoll rh., Haare blond, Augen grau, Rase dick, Gesichtsfarbe gesund Hat starken blonden Schnurrbart(sonst rasirt); schnellen Gang, siechem den, unstäten Blick; trägt eine Stahlbrille, verschossenen Kammgarnroä und aschgraue Hose. Gewandtes, höfliches Benehmen deckt seinen Schwindel und sein« Spionage. Wir warnen vor demselben und empfehlen ihn gehöriger Aufnahuüz wo er sich zeigt. Benachrichtige man uns, wann und wo er auftaucht über sein Treiben eingeheng. Die Vertrauensleute.- - Briefkasten der Redaktion: Einsendungen sind eingetroffen aus Basel , Bayreuth , Danzig , Essen. I. D. in Chicago : Für dies« Nummer zu spät, daher in nächster. Besten Gruß. E.©. in Den freundlichst übersandten Artikel nehmen mit Dank an. Mit Ihr««! Bedingung einverstanden. Deutsche Mutter: Ihr Gedicht Ü uns in seinem Inhalte sehr sympathisch, doch ist es der Form na! durchaus mangelhaft. Wir wollen sehen, ob sich dem Fehler abhelfe» läßt. der Expedition: K. Rz. Mgn.: Mk. 2 Ab. Aug. u. Sepi erh. Solo: Mk. 3 45 Ab. 3. Qu.. Bblthk. k. erh. Ers. des Rekla mirten folgt. Newyork:(3 Doll.) Fr. 15 18 von 2 Formstechern l Eßlinger Wahl durch W. Ptr. dkd. erh. u. besorgt. Rothbart: 33' treffendes ging an B. und kreuzte mit Bf. v. 31/7.Wke." noch w«» im Feld. Veilchenstein: Adr. notirt. Bstllg folgt. Mitthlg. v. 15. 31/7. notifizirt. Pete Duchesne: Wiederholung war nicht nöthig. Rother Paulus: Mk. 2- f. Schft. erh.- A. R. St. Moritz: Fr. 3» Ab. pr. 3. Qu. pr. N. N. erh. Roland I.. Mk. 26 80 pr. Ggrch ä Cto Athl. gutgebr. Görlitz: Mk. 86 20 k Cto. Ab. ic. er Weiteres notirt. Bfl. mehr. Dpi. B. G.: Mk. 500 erh. und«» Vorschrift gebucht. R. K. Ngs.: Mk. 3 20 Ab. 3. Qu. und Pol» erh. Babeuf: öwfl. 1 Ab. 3. Qu. erh. Adr. geordnet. Weiter« fort.- F. Tj. A.: Mk. 1 10 f. Schft. erh. Sdg. besorgt.- I. M. A Mk. 3 Ab. 3. Qu. erh. Blitz: Mk. 100 ä Cto. Ab.,c. erh.,' Gshlm. noch keine Nachricht. Derselbe besitzt längst verlangt» Spezialauszug. Verlangen Sie ihn. R. Kl. Mch.: Mk. 4 40 Ab./ Qu. erh. R. Sch. Mg.: Mk. 5 Ab. 3. Qu. k. erh. 40 PfeaM Strafporto für 1 Gramm Uebergewicht abgezogen. Beil. besorg E. S. Payerne : Fr. 210 Ab. erh.- H. Mz.: Fr. 4 50 Ab.»*' 3. Qu. erh. C. D. Rlg.: Mk. 3 Ab. Aug. und Sept. erh. j I. H.: Mk. 100 ä Cto Ab. erb. T. u. Adr. Anlangendes vorgem- Hambacher Schloß: Mk. 21 50 ä Cto. Ab.:c. erh. Alles unterw«A Bstllg. folgt. Das rothe Häuflein: Bstllg. v. 3/3. erh. Adr. notm C. a. R. Ld.: Mk. 40 pr. Ggrchg. gutgebracht. Früheres«« gemerkt. Weiteres beachtet. XDZ.: Adr. geordn. Weiteres beso> Willard: Bf. v. 2/8. erh. Antw. bfl. Angler W.: Unten' Verspätung. Fr. braucht Zeit. Bfl. am 4/8. mehr. Dank für Rl Ehemaliger Reichsmaulwurf: Reklamirtes flgt. Betr. G. anderw abgewunken worden. Die rothen Calenberger: Selbstverständi müssen Namen wissen. Adr. Anlangendes beo htet. St. haben gewr Rother Voigtländer : Alles unterwegs. Weiteres bereits durch Rzr- richtet gewesen. Die drei Gleichen: Bf. v. 28/7. erh. Beil. soft' weitergesandt u. S. monirt. Weiteres bfl. Dreifuß in L.: Bf.«» 26/7. erh. Bstllg. notirt. Rother Franz: Bf. 27/7. erh. Antw. d« nächst ausführl. Für Rm. anderseits keine gute Referenz«>»» gangen. Soeben erschien und ist durch Unterzeichnete zu beziehen: Es werde Licht! Poesie« von Leopold Jacoöy. Dritte Auflage. Preis: 65 Pf. 30 Cts. Sozialdemokratische Bibliothek. Heft TU. 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