er» ent :ne ten itlt ach ch» eit em m nb t» ich In« lin iet ne in es »t« 'l. er !s- en ts S- r- !s M M Uf n- rt< 3' n, lt e, m ig t e« et nb hr ei is er n. en n« en ei rn zu !t« N, et. int an -ht it, cht iet :b, en et« )U cht !N, s 3" >at ng offenbart, wie sie jüngst bem Anwalt ber Verurtheilten zugestellt würbe, ber bie Berufung angemelbet. Dort ist nämlich ber wunberbare Paffus, baß Jhring-Mahlow nicht auf bem Berliner Opernplatze mit bem an- geklagten Chrifiensen zufammengegangen fein könne, ba er nicht so unvorsichtig gewesen sein würde, sich ber Begrüßung durch einen ber daselbst fiationirten Schutzmänner auszusetzen, folgendermaßen— korrigirt: „Jhring riskirte sogar, daß er einem ihm bekannten Schutzmann in Uniform begegnete und von diesem gegrüßt wurde, was bekanntlich, trotz einer generellen Instruktion für Schutzleute, zuweilen vorkommt." „Trotz einer generellen Instruktion"— davon verlautete in der Mündlichen Urtheilsbegründung kein Wort. Erst die böse Preffe wies auf diese„generelle Instruktion" hin, als Beweis, wie durch und durch faul die richterliche Argumentirung war. Aber das genirt große Seister, wie den Amtsgerichtsrath Bardisius nicht. Man muß doch »om Feinde lernen, denkt der würdige Rechtsver— treter, und mit einer Unverfrorenheit, um die ihn ein Berliner Kümmelblättchenspieler beneiven könnte, praktizirte er die generelle Instruktion in seine„Begründung" hinein. Das ist beileibe keine Fälschung— o, der deutsche Sprak' sein eine plumpe Sprak, sagt der biedere Riccaut de la Marliniöre— eS ist Nur eine harmlose Korrektur. Aber Riccaut-Bardisius ist ein unge- schickter Spieler, denn indem er die Instruktion in das Urtheil hinein« Praktizirte, verrieth er vollends dessen Schwäche. Jetzt riskirte Jhring- Mahlow blos etwas, was nur zuweilen vorkommt. Nun, zuweilen trifft man auch Schutzleute auf anderen Plätzen als auf dem Opern- platze, und überall können sie sich eher vergeffen als gerade dort, wo ohnehin neben dem Rudel uniformirter, ein noch stärkeres Rudel nicht unisormirter Ordnungshüter herumzustrolchen pflegt. Wollte Jhring auf das zuweilen Rücksicht nehmen, so durfte er überhaupt nicht mit Christensen über die Straße gehen. Studiren Sie den Escobar, Herr Bardisius, auch das juristische Kümmelblättche« will gelernt sein. — Auf einen weiteren, sehr hübschen Kunst�schlntz im Jhring- Aiahlow-llrtheil macht die„Berliner Volkszeitung" aufmerksam. Das sorschrittliche Blatt schreibt: „Für die„eingehende Prüfung der obwaltenden Umstände", welche das EchLffen-Gericht der Sache gewidmet hat, ist es schließlich noch kennzeichnend, daß dasselbe den Angeklagten die Rechtswohllhat von§ 1S3 des Strafgesetzbuchs(Wahrnehmung berechtigter Interessen) u. A. auch deshalb versagt hat, weil beide Angeklagte erklärten,„sie hätten die Beschuldigung des Jhring-Mahlow dem Reichstagsabgeordneten Singer zur Besprechung im Reichstage mitgetheilt, und zweifellos ist der Deutsche Reichstag keine Beschwerdeinstanz über angebliche Uebergriffe und Versehen preußischer Beamten". Diese Bemerkung bestätigt von Neuem das____ über den Prozeß Jhring-Mahlow geäußerte Urtheil: es dürfte, abgesehen von den Mitgliedern des Schöffengerichts, nicht einen Reichs- kagswähler geben, welchem die aktenmäßige Thatsache unbekannt ist, daß erstens gemäߧ 28 des Sozialistengesetzes der kleine Belagerungs- Zustand über Berlin verhängt ist, und daß zweitens über denselben ge- Utäß dem gleichen Para-raphen alljährlich dem Reichstage Rechenschaft obgestattet werden muß. Der Reichstag ist„zweifellos" nicht nur ?> n e, fondern d i e einzige gesetz- und verfassungsmäßige Beschwerde- 'Nstanz für„angebliche Uebergriffe und Vergehen", welche„preußische Beamte" bei Handhabung des kleinen Belagerungszustandes in Berlin begangen haben." — AuS Italien geht uns von verschiedenen Seiten ein Appell an das Solidaritätsgefühl der deutschen Senossen zu. Wie wir früher berichtet, hat die Regierung des ränkesüchtigen Depretis, kaum daß die Wahlen vorüber, mit brutaler Faust die Organisationen «er Arbeiterpartei schließen und die thätigsten Mitglieder der- selben verhaften lassen. Bei der Jugend der Partei und der schlech- ken Lage der italienischen Arbeiter kann nur sehr mangelhaft für die verhafteten und deren Familien, die im tiefstenElend fchmach- t e n, gesorgt werden, und obendrein ist, bei dem skandalös schleppenden Eange der italienischen Justiz, auf eine baldige Erledigung des Prozesses aicht zu hoffen. Wir werden daher gebeten, eine Subskription zu Gunsten «er Familien der Verhafteten zu eröffnen. � So lebhast wir nun auch diesen Appell an die Opferwilligkeit unserer Genossen befürworten können, so glauben wir doch, angesichts der großen Opfer, welche diese ohnehin zu bringen haben, und daß gerade in diesem Moment die Schwere des Ausnahmegesetzes doppelt auf ihnen lastet, «on einer eigentlichen Sammlung absehen zu müssen. Dagegen werden wir, um unfern italienischen Freunden ein Zeichen unsers Solidaritäts- Sefühls zu geben, aus den Mitteln unsers Blattes den Betrag von �00 Mark an die Adresse des Unterstützungskomites senden, und «sklären uns weiterhin bereit, Beiträge von soichen Genoffen, die für wesen guten Zweck noch etwas übrig haben, ebenfalls dem italienischen unterstützungskomite zu übermitteln. , b. Wo die Polizei ist. Irgendwo im Königreich Sachsen steht «infam und romantisch gelegen ein Waldwirthshaus. Eines schönen «bends beim Glas Bier fiel es einer harmlosen Kneip- und Skatgesell- sthast ein, sich in diesem romantischen Waldwirthshaus und dessen roman- iischen Umgebungen einen vergnügten Tag zu machen; und ein Mitglied «er Gesellschaft erhielt den Austrag, den Wirth zu benachrichtigen, damit öerfelbe sich auf den würdigen Empfang der sehr durstreichen Gesellschaft w>rbereiten könne. Da der Beauftragte sich nicht des Näheren über die -iatur und den Zweck seiner Gesellschaft aussprach, so kam der Wirth, wr ein schlauer Patron ist, und gerade mit der Durchlesung des famosen «rtikels der„Leipziger Zeitung" über die D e n u n z i a t i o n s- und Cpitzel-P f licht beschäftigt war, auf den schlauen Gedanken, es handle sich um eine geheime sozialdemokratische Zusammenkunft. Je mehr «« über den Casus nachdachte: das geheimnißvolle Dunkel, in welches «>e Gesellschaft sich hüllte, die Abgelegenheit seines Wirthshauses und andere verdächtige Umstände— desto mehr wurde er in seiner Annahme «sstärkt, die ihm allmälig zur Gewißheit ward. Flugs wandte er sich an den zunächst fiationirten Gensdarmen, der vollends seiner Sache sicher war, und in seinem Amtseifer sofort an die Amtshauptmannschaft um Gensdarmen telegraphirte. Die Amtshauptmannschaft, die nicht weniger amtseifrig war und nicht weniger ernst an das Rothe Gespenst glaubte, Sab, ohne vorherige Nachfrage, ungesäumt die nöthigen Befehle, und am Morgen des kritischen Tags m aller Frühe erschienen die 20 Gensdarmen Unter Führung des Orlsgensdarmen auf dem vermeintlichen Feld der Ehre, wo sie die Gesellschaft zu retten gedachten. Der pfiffige Orts- Sensdarm postirte seine kleine Armee rings um das Lokal und ging selbst auf eine RekognoSzirung aus, die jedoch kein Resultat ergab. Die erwarteten Gäste waren noch nicht eingetroffen,— überhaupt nirgends etwas Verdächtiges zu erblicken. Drei bis vier weitere Rekognoszirungen «fgaben dasselbe negative Resultat. Dann und wann kam ein einsamer Mandern, an dem aber auch der konzentrirteste Staatsrettungseifer Vichts Staatsgesährliches entdecken konnte. . So verging der halbe Tag. Und da unbefriedigter Staatsrettungs- «'ser einen außergewöhnlichen Durst zu erzeugen pflegt, so wanderte all- Wiilig so ziemlich der ganze Bierkeller unseres pfiffigen Waldwirths in Gas benacharte Dickicht, wo die 20 uniformirten Staatsrettsr in sps «ach allen Regeln der Kriegskunst im Hinterhalt lagen. Endlich, spät wn Rachmittag, als schon die Schatten des Abends sich senkten, kam «Me müde Gesellschaft mit Frauen, Kindern und Kinderwagen heran- S-zogen. Konnten das die Verschwörer sein? Neue R-kognoszirung. *>ie Armee der Staatsretter bereitet sich auf alle Eoentualitäten vor. Unmöglich! Das können sie nicht sein.„Die Richtigen werden noch '«Mmen!" tröstet sich der Chef der staatsrettenden Expedition mit einem Getrübten Blick auf sein Knopfloch, wo ein Orden so hübsch Platz fände. <!a erhebt sich plötzlich ein kleiner Wortwechsel.„Aber haben Sie denn Unser» Brief nicht erhalten? Wir hatten doch gebeten, sich auf unseren Besuch einzurichten. Und nun finden wir einen leeren Keller und eine leere Speisekammer. Durch die„Kamerunerhitze" wurden wir etwas Zurückgehalten." Der Wirth suchte sich verlegen zu entschuldigen.„Ich Satte Sie früher erwartet; und inzwischen waren zahlreiche Gäste hter." Kein Zweifel mehr-, es war ein entsetzlicher„Reinfall". Traurigen Gerzens zog der Chef der Expedition sich zurück, nachdem er sich voll- «Nds von der Harmlosigkeit der vermeintlichen Staatsuntergraber über- f«Ugt hatte, und mit möglichster Stille und Heimlichkeit trat er mit leiner Streitmacht einen Xenophontischen Rückzug an, der in Folge der staatsretterischen Libationen einen unregelmäßigen Charakter annahm. Summa summamm, der Keller des Waldwirths war leergetrunken, Sie Speisekammer des Waldwirths war leergegeffen, 20 Gensdarmen sammt ihrem Chef hatten je einen Arbeitstag verloren, und das Volk hat die Kosten zu zahlen. Wie viel Diebstähle an jenem Sonntag in der Umgegend verübt wurden, wissen wir nicht— jedenfalls wo die Spitzbuben waren, waren die Gensdarmen nicht. — Ein kulturhistorisches Aktenstück, das allgemeinste Verbrei- tung verdient, ist nachstehende Zuschrift des Polizeipräsidiums von Hannover an den Maurer Pinkernelle ebendaselbst. Man höre und bewundere den Geist, der aus diesem Schriftstück hervor- leuchtet: „Nachdem Sie sich der Leitung des Maurerstreiks bemächtigt, haben Sie in zahlreichen Versammlungen in der Ihnen eigenen leiden- schaftlichen und gehässigen Weise vielfach Reden gehalten, durch welche der Friede zwischen den Maurergesellen und den Meistern, namentlich(dieses„namentlich" ist kostbar) den Jnnungs- meistern(die armen, armen Jnnungsmeister!), arg bedroht worden. Sie haben insbesondere diejenigen Maurergesellen beschimpft und ge- schmäht, welche die Arbeit fortgesetzt oder wieder aufgenommen haben, indem Sie öffentlich ausgerufen haben, daß in der den arbeitenden Gesellen von den Meistern zugesicherten Legitimations- Karte(Winter- arbeit) keine Belohnung, sondern eine Brandmarkung(Schändlich, den Preis für Verrath an der allgemeinen Sache so unparlamentarisch zu benennen. Wer soll sich da noch seiner Orden und Titel freuen?!) zu finden sei. Zu den von der streikenden G-s-llenschaft festgestellten For- derungen an die Meister haben Sie später versucht, noch die von der Gesellenschaft allerdings nicht angenommene(scheußliche) Forderung hin- zuzufügen, daß die Arbeit bei keinem Meister aufgenommen werden dürfe, welcher verlange, daß seine Gesellen der Jnnungskrankenkaffe an- gehören, und endlich haben Sie(o der Frechheit!) in der gestrigen öffentlichen Maurerversammlunz zum Schlüsse die Anwesenden zur festesten Organisation aufgefordert, damit die Arbeiter im nächsten Jahre den Meistern geschlossen gegenüber stehen. Hierdurch, sowie durch Ihr bis- heriges Verhalten als sozialdemokratischer Agitator haben Sie bewiesen (grandiöse Logik), daß Sie es sich z u m G e s ch ä f t machen, den öffentlichen Frieden zu stören und für die Bestrebungen der Sozial- demokratie in gemeingefährlicher Weise Propaganda zu machen. Unter Ihrer ferneren Leitung des Streiks muß der ruhige und ordnungs- mäßige Verlauf desselben erheblich leiden, weshalb ich Sie hiermit auf- fordere, sich jeder weiteren Leitung und agitatorischen Thätigkeit in Ansehung des Streiks zu enthalten, widrigenfalls alle Versammlungen, in welchen Sie als Redner auftreten sollten, werden aufgelöst werden. Auch die Streikkommission wird verboten werden, wenn Sie derselben noch ferner als Mitglied angehören sollten." Der königliche Polizei-Präsident. Welch' anmuthige Sprache! Jede Zeile in diesem Machwerk athmet den alten vormärzlichen Bevormundungsgeist. Es ist, als wäre 1848 und was darauf folgte, wirklich nur„ein böser Traum" gewesen und vor uns stände in seiner ganzen Herrlichkeit der alte büreaukratische Polizeistaat. Doch zum Glück mahnt eines uns daran, daß wir 1888 schreiben und nicht 1836: die größere Roheit der Gesinnung, die zwischen den Zeilen des Ergusses hindurchblickt. So brutal war man vielleicht auch vor 50 Jahren gegen den sozialistischen oder auch nur demokratischen Arbeiter, aber so gemein als heute, so infam heuchlerisch verfuhr man nicht in Deutschland . Es gibt doch noch einen Fortschritt, den in der öffentlichen Heuchelei. In diesem Punkte wird gerade in Deutschland Großes geleistet. - Hochwichtig.„W i e n. 13. Aug.. 7 Uhr 10 Min. Die K a i. serin und die Erzherzogin Valerie statteten heute in Gast ein dem Fürsten und der Fürstin Bismarck einen halbstündigen Besuch ab. Der Reichskanzler und Graf Herbert Bismarck küßten die zum Gruße gereichten Hände beider Dame n." Also berichtet ein Privattelegramm der demokratischen „Frankfurter Zeitung ". Gräßlich, wenn die Leser der Frankfurter Ri- valin der„Kölnischen Zeitung " die wichtige Nachricht von dem Bis- marck'schen Handkuß erst auf dem Wege gewöhnlicher Berichterstattung oder etwa gar nicht erfahren hätten. Immer nur hübsch auf der Höhe der Zeit! Beiläufig. In der vorigen Nummer haben wir, auch gegenüber der „Frankfurter Zeitung ", den NusdPk„Fartcatcherei" gebraucht, ohne eine Erklärung desselben beizufügen. Las Wort„Fartcatcher" stammt aus dem Englischen und ist schwer ins Deutsche zu übersetzen ohne Verletzung des sogenannten Anstandes. Es bedeutet einen Menschen, der von großen oder hochstehenden Leuten die allerunbedeutendsten Dinge aufzuschnappen sucht und mit wichtiger Miene weiter erzählt. Im heutigen Deutschland haben wir die Sache in so eckelhafter Gestalt, wie sie in irgend einem Lande nur je vorgekommen sein mag, nur den Namen dafür vertragen die tugendhaften deutschen Ohren nicht. Jndeß, bei der einmal einge- rissenen Sprachreinigungsfucht wird man sich doch daran gewöhnen müssen, die häßliche Sache, so lange sie in Deutschland sich breit macht, auch mit einem guten deutschen Ausdruck bezeichnet zu hören. Und so schlagen wir den biederen deutschen Patrioten vor, Leistungen wie die obige der„Frankfurter Zeitung " mit dem vaterländischen Ausdruck Furzschnapperei zu belegen. — Ein furchtbares Unglück yat vorige Woche über das deutsche Vaterland hereinzubrechen gedroht. Tyras, der vortrefflichste aller R e i ch s h u n d e— und das will nicht wenig heißen— wäre bei einem Haar abhanden gekommen. ER— der Reichshund— befindet sich krankheitshalber in der Kgl. Thierarzneischule in Pflege, und da man IHN— den R-ichshund— nicht wie einen gewöhnlichen Lumpen- Hund behandelte, sondern mit der einem so hochgestellten Hunde ge- bührenden Zuvorkommenheit, so fand ER eines schönen Tages Gelegen- heit— auch Reichshunde verspüren-.»weilen Freiheitsgelüste— seinem Veterinären Schwenninger durchzubrennen. Darob große Aufregung in Israel . Der Wärter des braven Tyras machte einen Selbstmord- versuch ob des großen Unheils, das er möglicherweise verschuldet, der Direktor der Thierarzneischule schloß sich jammernd in fein Zimmer ein und ließ Niemand zu sich, Herr von Richthofen aber, Berlins neuer und schneidiger Polizeipräsident ließ— heil dem entschlossenen Manne! — sofort den Telegraphen spielen und weit hinaus in alle deutschen Lande bis in den entlegensten Weiler die fürchterliche Kunde melden, auf daß alle Organe der öffentlichen Ordnung und Sicherheit sich schleunigst anschicken, den hohen Flüchtling allerunterthänigst einzufangen. Und siehe da, der fromme Eifer waro belehrt, ER— der Reichshund — hat sich wieder eingefunden, die aationalliberale Jour- nalistik hat ihren Schutzheiligen nuot verloren, und freundlich lächelt über Deutschlands Gauen von einend wolkenlosen Himmel herab das glückspendende Flammengestirn., ER ist wieder da. Nun soll uns-iner mal kommen! — Bon» Sicgesmarjch der Maschine. Daß in Amerika , wo Menschenhand bisher ziemlich theuer, die Beförderung von Kalk und Steinen auf Bauten vielfach durch Maschinen geschieht, ist bekannt. Jetzt scheint diese Entwickelung sich auch auf Deutschland auszudehnen. Trium- phirend meldet die„Baugewerkszeitung" von einer neuen, besonders praktischen mechanischen Hebevorrichtung, welche neuerdings in Berlin in Anwendung gekommen ist und den Steinträgern, die noch auf anständige Bezahlung sehen, Raison beibringen wird.„Die Leistung der Maschine," heißt es,„stellt sich selbst bei mäßigem Betrieb auf zirka 24,000 Steine mit dem nöthigen Mörtel und fördert die in Rede stehende Anlage das Material für zwei nebeneina d erstehende, gleichzeitig im Bau begriffene Häuser.) Die Lagerschalen sind mit selbst- thätig wirkenden Fangvorrichtungen versehen und wird die Polizeibehörde wahrscheinlich in Zukunft nur noch Aufzüge mit diesen Vorrichtungen zulassen. Die Wagen werden mit 8—10 eisernen Kästen, aus Blech und schwachen Profileisen zusammengenietet, beladen. Jeder Kasten faßt 20 Steine, so daß schließlich 200 Steine pro Wagen befördert werden. Es können jedoch auch bei starkem Betriebe 12 Kästen pro Wagen verladen werden. Oben werden die Steinkästen, ähnlich wie die mit Briquetts gefüllten Kästen, von Arbeitern bis zur Verwendungsstelle getragen. Da die Steine bei dieser Trageweis« nicht so hoch herunterfallen, wie beim Austragen in Mollen, und auch beim Ausschütten nicht auf die Lang- feiten fallen, so ist bei dieser neuen Trageweise auch der Bruch geringer---- Der Mörtel wird in Blechmollen befördert und faßt der mit demselben beladen« Materialienwagen 3— 12 Mollen bei jedem Hub.... Abweichend von den meisten andern Besitzern von Aufzugsvorrichtungen, hat Herr Habild den Materialientransport bis zur Verwendungsstelle übernommen. Die von ihm angenommenen Arbeiter werden von ihm gelohnt, zur Krankenkasse angemeldet, gegen Unfall versichert u. f. w., so daß die Beförderung der Materialien für diese Bauten einen vollständig selbständigenBetrieb bildet."...„Unserer Ansicht nach," schließt das kapitalistische Blatt,„kann nur auf diese Weise die Frage über Materiallieferung zur Zufriedenheit der Materialbeförderer und Konsu- menten gelöst werden." Sehr schön. Damit wäre sogar eine der abrackerndsten Arbeiten von den Menschen genommen. So erobert die Maschine ein Arbeitsgebiet nach dem andern, revolutionirt sie eine Betriebskraft nach der andern, und alles wäre vortrefflich auf dieser besten aller Welten, wenn nur die „Baugewerkszeitung" auch hinzugefügt hätte, was aus den Tausenden und Abertausenden von Steinträgern werden soll, die durch diese Ma- schine, wenn sie allgemein eingeführt wird, außer Arbeit gesetzt werden. Diese aber zählen für das Kapitalistenblatt so wenig, daß es von einer Lösung der Materiallieferungsfrage„zur Zufriedenheit der Material- befördere r" spricht. Wir glaubten bisher, daß zu diesen Material- beförderern nicht zum Wenigsten die Steinträger gehören, wir waren aber, wie es scheint, in dieser Beziehung in einem groben Jrrthum be« fangen, die Materialienbeförderer sind die, die den P r o f i t der Be- förderung einstreichen, nicht die, welche den Beförderungsakt bewirken. Gerade so, wie man unter Produzenten nicht die versteht, die wirklich produziren, d. h. die Arbeiter, sondern diejenigen, welche den Profit, den die Produktion abwirft, einstreichen. Es sind zwei ganz verschiedene Sprachen, die Ausdrucksweise der Kapitalisten und die der Arbeiter, zwei Sprachen, in denen sich der Klassengegensatz, der sie trennt, deut- lich wiederspiegelt. — BonrgeoiSjustiz. In Paris sind wegen angeblicher Auf« reizung zu Gewaltthätigkeiten Louise Michel zu 4 Monaten Ge- fängniß, der Blanquist Dr. Susini zu ebenfalls 4 Monaten, I. G u e s d e und P. Larfargue zu je 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Louise Michel war in der Verhandlung erschienen und hatte sich in der ihr eigenen charaktervollen Weise vertheidigt, die andern drei waren aus prinzipiellen Gründen ferngeblieben. Vor demselben Gerichtshof wurde am gleichen Tage der Bonapartist Mariotti, der in seinem Blatte thatsächlich zu sofortigem gewaltthätigen Vorgehen gegen die Kammer aufgefordert, freigesprochen. Mariotti handelte im Interesse einer Clique der herrschenden Klassen, die andern vier im Interesse des Proletariats. Darum ist er ein Ehrenmann und sie sind Verbrecher. Das ist Bourgeoisgerechtigkeit. — In Möns(Bergen) in Belgien wurden in dem Prozeß »vegcn Zerstörung der Baudoux'schen Glasfabrik 7 Arbeiter zu je 3 Monaten Gefängniß, 2 Arbeiter, Hulet und Collet, zu je 12 Jahren, der Arbeiter Lecocq zu 15 Jahren und die Arbeiter Xavier Schmidt und Oskar Falleur zu je 20 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt. Gegen Letzteren lag weiter nichts vor, als daß er Präsident der Glasbläser-Union, thätiges Mit- glied der Arbeiterpartei war und in ersterer Eigenschaft an der Spitze des Streikkomites stand. Einige scharfe Worte über die Unter- nehmer wurden ihm als Aufforderungen zu den späteren Brandstiftungen ausgelegt. Dieses Urtheil ist so haarsträubend brutal, daß es selbst in gemäßigten Blättern lebhast gemißbilligt und, um die öffentliche Meinung zu beruht- gen, das Gerücht ausgesprengt wurde, Leopold werde es nach dem 1ö. August durch einen Gnadenakt„mildern". Der IS. August ist vor- bei, aber bis jetzt ist uns von einem solchen„Gnadenakt" nichts bekannt geworden, und wenn er überhaupt erfolgt, wird er doch die Gemeinheit der Richter und Geschworenen nicht annulliren, diese Ehrenmänner nicht vor der verdienten Verachtung schützen. Von dem Gerichtspräsidenten De Lecourt lesen wir im Brüsseler„Peuple ", daß derselbe vor IS Jahren in Ungnade gefallen war, weil er sich geweigert hatte, die Unter- suchung gegen die klerikalen Finanzschwindler zu eröffnen, welche die falschen Bilanzen der Firma Langrand-Dumonceau fabrizirt hatten, und daß es erst der Rückkehr der klerikalen Herrschaft bedurfte, daß der Biedermann avancirte. Also ein Streiter für die heilige Kirche. Da kann uns eigentlich dieses infame Urtheil nicht Wunder nehmen, denn die brutalsten der Brutalen sind von jeher die Vertreter der Religion der„christlichen Liebe" gewesen. Sie sind'die fanatischsten Anhänger der Todesstrafe, die hartnäckigsten Feinde jeder Milderung im Strafversahren, die eifrigsten Befürworter der Prügelstrafe, denn—„Die Rache ist mein, spricht der Herr," und„Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet." — In Bolkmarsdorf bei Leipzig wurde ein Schutzmann, der Sozialdemokraten insultirte, tüchtig durchgeprügelt. Geschieht ihm Recht. Die Herren, welche das Regiment jetzt führen, mögen aus diesem kleinen Vorkommniß die Lehre ziehen, daß auch deutsche Ge- duld ein Ende hat und daß, wer sich brutal benimmt, heiße er wie er wolle und sei er wer er wolle, unter Umständen gewärtig sein muß, dafür nach Noten und Verdien st gezüchtigt zu werden. Die„schärfere Tonart" hat ihre zwei Seiten. — In Berlin haben neuerdings wieder massenhaft Haussuchungen stattgefunden. Bei einer derselben war auch der saubere Jhring als „Mann des Gesetzes" thätig. Nur keine falsche Scham! Je frecher Du auftrittst, um so weniger hast Du zu fürchten, ist der erste Lehrsatz, den erfahrene Gauner ihren Schülern beibringen.— A u L g e- wiesen wurden: aus Altona der Zigarrenarbeiter Schulz und der Maurer S i b b e r t, aus Berlin der Arbeiter K a r l S ch ü tz, ge- bürtiger Oesterreicher. A u f g e l ö st wurde eine große Versammlung in Dresden , in der Genosse Singer sprach. Der Polizist wollte nicht dulden, daß Singer den hohen Bundesrath kritisirte, wahrscheinlich meinte er, der Bundesrath sei unter aller Kritik. Als Singer aber erklärte, er lasse sich das Recht nicht nehmen, über den Bundesrath so zu sprechen, wie es ihm angemessen erscheine, war die Versammlung— aufgelöst. Alle Versammlungsverbote der letzten Wochen zu ru- briziren, wäre zweckloses Beginnen, es regnet geradezu an derartigen Beweisen vorsorglicher Weisheit der Behörden. ?.„Geumppelte"�) Zeitungsschreiber, das ist die neueste Errungenschaft der Journalistik Münchens . In Zukunft gilt nur der- jenige als zunftgemäßer Reporter ,c., der eine polizeilich abge- st e m p e l t e Karte mit sich führt, welche ihm diese Eigenschaft be- stätigt. München hat somit zu seinen„Kaetendamen"(Prostituirten) ein Seitenstück: die„Kartenherren"(Vertreter der Preffe!!). Diesmal ist aber die Polizei unschuldig. Selbst F e i l i tz s ch oder sein Knecht, der „Meineidsmiche l", wären auf einen sVchen Einfall nicht gekommen— den ersannen die Preßlatuien selbst. Während die Arbeiter mit männlichem Stolz sich gegen die Einführung von Arbeitsbüchern wehrten, bettelten die Münchener Journalisten die Polizei an, ihnen die „Karten " zu geben. Und ihr Wille geschah! Ein eigener„Preßausschuß" hat sich gebildet, um die Abstempelung der Karten zu vermitteln und der Polizei die„Würdigen" zu bezeichnen. An der Spitze dieser modern- sten aller K-uschheitskommissionen, des„Preßausschusses", steht der „Demokrat" Krieger, Korrespondert der„Franks. Zeitung", früher an der„Leipziger Bürgerztg." So was kommt doch nur in München vor, und keine andere deutsch e Stadt dürfte sich eines polizeilich abgestempelten„Demokraten " erfreuen. Wahrscheinlich wird diese Art der Legitimation noch vervollkommnet werden. Fingerzeige sind ja vorhanden. So hat kürzlich der Inhaber eines Packträzer-Jnstituts in München den älteren seiner Bediensteten Sterne an die Rockkräzen heften lassen; wie wär's, wenn man daS Gleiche bei den Journalisten versuchte? Dem Oberdemokraten Krieger gebührten dann gleich drei Sterne, wovon vielleicht einer an die Stirn e gehestet werden könnte. Das mahnt an das Mittelalter so schön, An Edelknechte und Knappen, Die in dem Herzen getragen die Treu' Und auf dem Hintern ein Wappen. — Im Chicagorr Anarchistenprozeß ist die Beweis- aufnahm«, soweit uns Zeitungsberichte vorliegen, noch nicht beendet. Die Vernehmung der Belastungszeugen hat mit Bezug auf die geworfene Bombe keinerlei Material gegen die Angeklagten geliefert, dagegen sind verschiedene„S t a a t s z e u g e n", d. h. Mitglieder der anarchistischen Lokalismus, soviel als gestempelt.
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8 (18.8.1886) 34
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