Organisationen, um selbst sreizukommen, ,u Angebern geworden, und haben allerhand„Enthüllungen" gemacht, aus denen die planmäßige Vor- bereitung von Gewaltthätigkeiten hervorgehen soll. Die Namen dieser feigen Verräther an der eigenen Sache sind: Waller, Schreiner, Lehmann und Seeliger, Bauschreiner. Alle drei find aus ihren betreffenden Gewerkschaften sofort mit Schimpf und Schande ausgestoßen worden, woraus hervorgeht, daß die organisirte Arbeiterschaft Chicago's trotz alledem mit den Angeklagten sympathisirt. Das hat sich auch in einer großen, von der Central Labor Union einberufenen und von über 3000 Personen besuchten Versammlung gezeigt, die am 2b. Juli in der „Vorwärts Turnhalle" in Chicago stattfand, und in der nach einer mannhaften Rede des Dr. E r n st S ch m i d t ein energischer Protest gegen das Gebahren der kapitalistischen Preffe wider die Angeklagten beschlossen wurde.
Korrespondenzen.
Hamburg , Anfangs August. Wie alljährlich, so prangte auch in diesem Jahre am l. August, dem Sterbetag unseres unvergeßlichen A u g u st G e i b, die Grabstätte desselben in festlichem Schmuck. Guir- landen sowie eine Menge prachtvoller Kränze, an welchen rothe mit In- schristen und Widmungen versehene Schleifen hingen, waren dort geord- net angebracht und entzückten nicht allein das Auge der Tausende, die an jenem Tage— diesmal ein Sonntag— herbeigekommen waren, um den in ihrem Herzen fortlebenden Todten zu ehren, sondern sie lieferten den Beweis, daß die Idee, wofür der dort Ruhende gelitten und ge- stritten, noch heute im Volke lebendig ist. Gewiß jeder mußte Freude darüber empfinden, daß der Mann, der bei aller Welt in hoher Achtung stand, in der geschilderten Weise noch nach seinem Tode geehrt wird; aber dem ist nicht so, denn sonst würde wohl nicht die Polizei eine prachtvolle, von den Genossen Hamburgs , Altonas und Umgegend ge- spendete Schleife gestohlen haben. Dieselbe trug die Widmung: „Und könntest Du aus dem Grabe fragen: Wie siehts hier aus am Sonnentag? Wir müßten, Dich betrübend, sagen: Noch immer herrschen Schand und Schmach. Doch sei getrost, die Kraft zum Siege Für Licht und Recht gedeiht im Kriege." Wollte die Polizei eine staatsretterische That ausführen? Gewiß! Ant> Worten wir darauf:„Alles rächt sich hier im Leben." An demselben Tage wurde die Leiche unseres, an der Schwindsucht gestorbenen, nur 28 Jahre alt gewordenen Genossen Heinrich Wöbbecke nach dem Ohlsdorser Kirchhos gebracht, um dort bestattet zu werden. Hinter dem Sarge bewegte sich ein Leichenzug von etwa 800 Personen, ein Zeichen, daß der Todte im Leben sich viele Freunde erworben hatte, was nur durch thatkräftiges Wirken für die Verwirklichung unserer Idee geschehen konnte. Ehre seinem Andenken! Zwei Ausweisungen sind in Altona auch wieder erfolgt, und zwar sind die Betroffenen der Maurergeselle S i b b e r t und der Zigarren- arbeiter Schulz. Diese Maßregeln sollen deswegen erfolgt sein, weil Beide bei einer Beerdigung rothe Schleifen im Knopfloch getragen haben. Im Anschluß hieran wollen wir noch eines Vorganges Erwähnung thun, der geeignet sein dürste, nach all den gehörten unangenehmen Vor- kommnissen wieder in heitere Stimmung zurückzuversetzen. Die Hamburger Polizei war nämlich avisirt worden, daß die hiesigen Genoffen bei der Abreise des Genoffen Schulz am Abend des 5. August eine Demonstra- tion veranstalten wollten. Sie bot deshalb eine große Zahl Konstabler, etwa 100 Mann, auf, um dieselbe zu verhindern. Gewiß dachte ihr Kommandeur,„geheim müssen wir vorgehen," und ließ deshalb die ganze Mannschaft in eine Polizeiweiche aus St. Pauli einsperren, harrend auf die große Demonstration. Der ausgestellte Posten konnte lange Zeit „nichts Neues" berichten, schließlich aber zog doch etwas heran, was von Weitem entfernte Aehnlichkeit mit einem Proletarierheer hatte, und was der pflichteifrige Späher auch sofort meldete. Nun stürmte auf Kom- mando die ganze Mannschaft auf die Straße, um den großen Zug zu sprengen. Aber o Wunder! es war nichts zu sprengen, denn nur ein kleiner harmloser Klub kam, nichts Böses ahnend, des Weges daher. Die Leute waren ganz perplex, als sie inne wurden, daß sie von der Horde Konstabler mit Sturm eingenommen werden sollten. Sobald aber der Kommandeur die Situation überschaute, kommandirte er herzhast „zurück", woraufhin die Mannschaften mit langen Rasen wieder heim- wärts zogen, jedoch nicht allein, sondern sie hatten noch ein paar Leute, die sich das Anrempeln und Niederschubsen nicht gefallen lassen wollten, arretirt. Schulz, um dessen Sicherheit die Polizei gewiß besorgt war. saß schmollend in Harburg und ahnte nichts von der ganzen Geschichte. Sich noch öfter so zu blamiren, können wir der löblichen Polizei wohl von ganzem Herzen wünschen. Nicht wahr? R.
Eilenburg(Prov. Sachsen ), 9. August. Unsere industriereiche Stadt gehört dem Delitzsch - Bitterfelder Wahlkreise an, gegenwärtig im Reichstag vertreten durch den Landrath von Bodenhausen, einen Volksvertreter im wahrsten Sinne des Wortes, der nach Kräften be- müht ist, im Reichstag die größtmöglichste Ruhe herzustellen und so den „schrecklichen Volksauswieglern" nnt einem guten Beispiel vorangeht. Er sagt sich und geht von dem Grundsatz aus, daß„Ruhe die erste Bürgerpflicht" sei, darum betrachtet er es als seine Ausgabe als Reichs- tagsabgeordneter, seine Redekunst niemals hören zu lassen. Er ist eben ein„armer Landrath", und darum darf er auch niemals laut werden. Seinem Verspreche», das er während seiner 3 Minuten langen Kandidatenrede hier gegeben, ist er getreulich nachgekommen. Er sagte damals, daß das konservative Programm, welches Herr Landrath v. Rauchhaupt entwickelt, sein Ideal sei,— es muß auch solche Käuze geben. Redner sei er nicht, aber schweigen wolle er gern, wenn man ihn wähle. Seine Bitte wurde erhört und er vertritt unfern Wahlkreis so eindrucksvoll, daß die Vertreter der Sozialdemokratie, wie mir von diesen versichert wurde, von seiner fast 3jährigen Thätigkeit aus seinen Rittergütern— Pardon, im Reichstag, noch nie etwas gemerkt. Hoffen wir, daß auch hier über die Aufgaben der Volksvertretung andere, bessere Ansichten Platz greifen, und daß auch die Wähler unseres Wahlkreises zur Erkenntniß kommen, daß nicht„Hampelmänner", son- dern währe Volksmänner in den Reichstag geschickt werden müssen, um den haarsträubenden Uebelständen den Garaus zu bereiten. Der Anfang ist, glaube ich, gemacht; einen Beweis hierfür lieferte uns die heute hier im Saale des„Tivoli" stattgefundene und glänzend verlaufene öffentliche Volksversammlung, in welcher Genosse Max K a y s e r über„Wirthschaftskrisen und Sozialreform" referirte. Einen speziellen Bericht glaube ich nicht bringen zu müssen, denn die Genossen wissen ja, welche Fülle von Thatsachen gerade bei Erörterung dieses Themas enthüllt und den bisher in ttnkenntniß Befindlichen vor's Auge geführt werden können. Die Aufgabe, die sich Genosse Kayser gestellt, die 6—800 Anwesenden, ob Gegner oder Genosse, resp. Verehrer unserer Partei, von den herrschenden Uebelständen zu überzeugen, dies, in wenig Worten gesagt, ist dem Referenten trefflich gelungen; alle Anwesenden bestätigten die Richtigkeit seiner Ausführungen. Und da ihm selbst Gegner zustimmen mußten, so kann man annehmen, daß der Same auf guten Boden gestreut wurde und wir aus eine gute Ernte hoffen dür- fen. Uebrigens werden wir unverdrossen daran arbeiten, die jungen Keime weiter zu entwickeln, resp. zu schnellem Emporblühen zu bringen. Da die stattgefundene Versammlung die bis Dato bestbesuchte war, so werden nunmehr wohl auch die bisher so siegesbewußten Gegner ihre Schuldigkeit thun, um das unsicher werdende Feld zu behaupten, jedoch wird es, glaube ich, diesen immer schwerer werden, denn das von dem Vorsitzenden der Versammlung auf die glückliche Weiterentwicklung der Sozialdemokratie ausgebrachte Hoch war ein sehr lautes und darum deutliches Abschiednehmen von den alten Zuständen. Darum, Proletarier Eilenburgs, beweist, daß ihr gewillt seid, euer und eurer Arbeitsbrüder Loos ju ändern, indem ihr ani Tage der Reichstagswahl nächstes Jahr nur einem würdigen Volksvertreter eure Stimme gebt. Einer von den„Rothen".
-m- Leipzig, 10. August. Leipzig -Freiberg ! Freiberg » Leipzig . Reich mir die Hand, mein Leben! Reich mir die Hand, Du Freiberger Richter! Ich gelobe Dir, treu nach Deinem VorbUde zu han- dein, ich gelobe Dir, � mein Möglichstes zu thun, die Sozialdemokratie
von der Erde hinwegzufegen. Ich gelobe Dir, so lange die Hetzpeitsche anzusetzen, bis keiner dieser Hunde von Sozialdemokraten mehr auf un- seres Gottes Erde sich seines Daseins freut!— Diesen Schwur bekräf- tigend, reichten sich der S t a a t s a n w a l t Häntzschel und Gerichts- Präsident Bartsch die Hände und verfertigten am Sonnabend den 7. August ein Urtheil, das aller Gerechtigkeit und Huma- n i t ä t ins Gesicht schlägt. Ja, mit Absicht wiederholen wir hier denselben Ausdruck, der in dem Flugblatte gebraucht worden, über das am genannten Tage verhandelt wurde. 17 Angeklagte sind in Summa zu 3Z Monaten Gefängnis;, Tragung der Kosten und Ehren j??)- Erklärungen in zwei hiesigen Blättern verurtheilt worden. Und zwar einer zu 3, 16 zu 2 Monaten! Genossen, um Euch selbst ein Urtheil bilden zu können, wäre es noth- wendig, das ganze Flugblatt zu veröffentlichen, doch würde das den Raum zu sehr in Anspruch nehmen.(Wir haben das Flugblatt an an- derer Stelle, aus Gründen, die dort entwickelt sind, doch zum Abdruck gebracht. Red. des„Soz.-Dem.".) Die Stellen, wo von den beiden Ausweffungen gesagt wird, daß sie „aller Gerechtigkeit und Humanität in's Gesicht schlage n", daß die Polizei das Glück zweierFamilien zer- stört hat, nichts schonend den Bund der Ehe zerreißt und so„im wahrsten Sinne des Wortes Ehebruch treibt", diese Stellen bildeten den Gegenstand der Anklage, die behauptete, daß sich die An- geklagten nach§ 136 des Reichistrafgesetzbuchs der Beleidigung der Behörden schuldig gemacht, und zwar durch Verbreitung von Druckschriften, in denen durch„Behauptung wissentlich falscher oder ent- stellter Thatsachen" die Behörde„verächtlich" gemacht werde. Die Polizei-Akten waren zur Stelle, auf daß man aus ihnen entnehme, wie sehr die Ausweisungen„gerechtfertigt" waren. Man gab bei Köppe zu, daß er, seit er aus Berlin ausgewiesen, sich hier ruhig verhal- ten habe, muthmaßte aber, daß, da derselbe früher die Most'sche „Freiheit" gelesen habe, mithin Anarchist sein müsse, er sich auf die Dauer nicht so ruhig verhalten würde, und weil er als Vorsitzender des Tischlersachvereins durch seine Rßden die Mitglieder mit in dasselbe Fahrwasser ziehen könnte, so sei er a u s V o r s i ch t ausgewiesen. Und das soll gegen die Gerechtigkeit verstoßen! Bei Weber gab man als Hauptgrund an, daß er früher Mitglied des Arbeiterbildungsvereins gewesen sei, durch seine hinreißende Rede- weise ansteckend gewirkt habe, und weil er als Restaurateur in seinem Restaurant öffentlich oder geheim hätte wirken können, sei er deshalb ebenfalls ausgewiesen. Die reinste Humanität! Bei der Beweisausnahme erkannten sämmtliche 16 die Verbreitung an, jedoch hatte ein Theil das Blatt vorher gar nicht, ein Theil nur ober- fläch lich gelesen. Ein Beweis, daß sie es doch gelesen, wurde nicht erbracht. Der siebenzehnte hatte ein paar Packete solcher„revolutio- närer" s?) Schristen in seinem Hause, wohin sie von ihm Unbekannten gebracht worden waren. Es folgten dann die Vernehmungen der Zeugen, im Ganzen zirka 12 Mann. Obgleich dieselben vereidigt worden, standen ihre Aussagen oft im Widerspruch mit den eigenen Angaben der Angeklagten. Doch der Eid gilt, sagt Stöcker. Warum nicht auch in Leipzig ? Ein recht nettes Bildchen kam da zum Vorschein. Nur zwei Schutzleuten war es gelungen, bei ihrem Nachhauseweg vom Dienst Ver- Haftungen vorzunehmen. Alles übrige war durch Denunziation bewirkt worden. Und was waren es für Kreaturen, die diese Denun- ziation verübt? Offiziere, Kaufleute, Dienstmänner, Hausmänner und anderes Otterngezücht, fast alles Leute, die gezwungen sind, um leben zu können, einestheils auf die Groschen der Steuerzahler, anderntheils auf die Groschen der Arbeiter zu spekuliren, denen sie ihre Waare feil bieten. Die Namen dieser Staatsretter werden wir nächstens an dieser Stelle veröffentlichen. Jedes Kind soll sie kennen lernen. Nicht sicher auf der Erde, sollen sie, wie es von Kam heißt, durch ihr böses Gewissen von Ort zu Ort getrieben werden. Man sah übrigens den meisten der Zeugen die Furcht und das böse Gewissen deutlich an. Wenn diese recht vorsichtige Berichte brachten, waren andere wieder frech genug, auf ihren Diensteid zu lügen. Der schöne Brüstet von Plagwitz , dessen wir schon neulich im Blatte erwähnten, behauptete sogar von dem Angeklagten Walther, welcher in Gohlis ver- haftet wurde, er sei notorischer Sozialdemokrat, weil er— man höre!— mit Sozialdemokraten verkehrt und derenVersamm- lungen beiwohnt. Ach, Arbeiter, hütet Euch, mit Sozialdemokraten zu gehen, sonst sieht man Euch als solche an. Die bösen Rothen! Sie sahen aber auch, trotzdem bei der Verhandlung niemand der Zeugen im Saale anwesend sein durste, den oben genannten Brüstet auf der Gallerte hinter einem Pfeiler sitzen. Noch eins, die Richtigkeit des Protokolls, welches bei den in Rötha Verhasteten aufge- stellt war, wurde in der Verhandlung von einigen Angeklagten stark an- gezweifelt, und jedem Zuhörer mußte es auffallen, daß bei Abfassung dieses Schriftstückes schon die bestimmte Absicht zu Grunde gelegen hat, die Verhasteten so tief wie möglich hineinzu— Protokolliren. Wir wollen bei dieser Gelegenheit gleich die Genossen auf eins aufmerksam machen, daß, ehe sie ein Protokoll unterschreiben, sie sich stets genau über den Inhalt desselben unterrichten müssen. Ueber ihnen Unklares haben sie das Recht, zu f r a g e n. und was' ihnen nicht paßt, und sie nicht so gemeint haben, ändern zu laffen. Falls das nicht geschieht, müssen sie die Unterschrift verweigern. Der Staatsanwalt Häntzschel hat das Wort, heißt es plötz- lich. Alles war gespannt aus seine Worte. Es waren keine„goldenen". Halb rührend klangen sie, daß sich die armen Arbeiter von den im Ver- borgenen Sitzenden immer verleiten ließen, für sie die Kastanien aus dem Feuer zu holen; halb zornig klangen sie, daß man den Verfasser nicht erwischt.„Ja! meine Herren," meinte er,„wollen wir denselben suchen, so vergleichen Sie die vor einigen Jahren hier vertriebenen Flug- blätter; die Schreibweise ist dieselbe. Dort werden wir ihn auch finden." Ha! ha! Kusch Dich, Verfasser! Häntzschel kommt. Gnade Dir Gott , wenn Du in dessen Klauen geräthst. Die Aussagen der Angeklagten wurden nicht anerkannt. Nur das Ziel, Ausrottung der Sozialisten bis aus den letzten Mann, im Auge, stellte er den oben erwähnten Para- graph zur Anwendung. Nun, Häntzschel, einmal bricht der Krug, dann aber soll das Wehe, was Du verschuldet, mit aller Macht über Dein Haupt zusammenfallen. Unser Gedächtniß ist gut.-- Die Bertheidigung lag in den guten Händen der Herren Dr. Zeh me und Dr. Krieg. Ersterer führte aus, daß die„Bescheinigung" als Annahme zu gelten habe, die Worte„Gerechtigkeit und Humanität" als Kritik und nicht als Objekt dastehen. Unter dem Begriff„Ehebruch" sei zu verstehen, daß durch die Trennung des Mannes von der Frau ein Bruch geschieht, daher sei der Name entstanden. Nachdem er auch noch seinen Standpunkt in dieser Sache erörtert, ermahnte er die Richter, daß sie sich durch keine äußeren Umstände leiten laffen, sondern, die Politik meidend, nur die rein juristische Fftigs erwägen möchten. Diesen Aus- führungen schloß sich Dr. Krieg an» und prüfte von Person zu Person die einzelnen Fälle, überall die Behauptungen von Zeuge, Anklage und Angeklagten gegenüberstellend. Nachdem sich der Gerichtshof eine halbe Stunde zurückgezogen, veröffentlichte er das obengenannte Urlheil. Anfangs stockte allen Zu- Hörern der Athem vor Ueberraschtheit. Erst nachdem die Motivirung des Urtheils zum Besten gegeben, rötheten sich die Wangen — vor Zorn. Vor Zorn deshalb, daß man, analog dem Freiberger Urtheil, die„An- nähme" als„erwiesen" hinstellte, und besonderes Gewichtauf„die bei der Verbreitung getroffene Organisation" legte. Die Ausführungen klangen wie Hohn entgegen denen des Dr. Zehme, welcher gerade für Meidung aller äußeren Umstände plädirte. Das Urtheil ist gefällt, es wird ertragen werden. Aber wenn die Herren meinen, durch fortgesetzte hohe Strafen uns von unseren Ideen abwendig zu machen, so irren sie sehr. Hunderte fallen, Tausende treten für sie ein. Hinter jeder Lücke steht Ersatz, bis das Ziel erreicht. Dann schreit, brüllt um Gerechtigkeit. Tauben Ohren werdet Ihr predigen. Die Leidenschaften, einmal entfesselt, werden den Schlachtruf wählen: „Mit dem Maße, da Du gemessen, sollst Du wieder gemessen werden!"
Sprechsaal.
Warnung. Wir warnen hiemit die Genossen von Mainz und Umgebung vor dem Schuhmacher Peter Boll. Derselbe hat sich früher schon als sehr zweifelhafte Person gezeigt und zuletzt sich als gemeiner De-
n u n z i a n t entpuppt. B ö l l hat dem ultramontanen„Mainzer Jounal" eine falsche denunziatorische Notiz hinterbracht, worin eine Bes prechung mehrerer Genossen in Weisenau über die nächsten Wahlen zu einer„geheimen sozialdemokratischen Versammlung" ge- stempelt wird— ein Racheakt dafür, daß drei seiner Komplizen hinausgewiesen wurden. Die Folge davon war, daß gegen hiesige und auswärtige Genossen Untersuchung eingeleitet ist. Verläumdungen und Gemeinheiten kennzeichnen von je- her den p. p. B ö l l, ältere Genoffen wissen das zu bestätigen. Die im Wortlaut hier folgende Denunziation diene zur Bs» stätigung: Li. Weisenau 24. Mai. Der GeneralissimnS der Hessischen Sozial- demokratte, u. A. die Landtagsabgeordneten I ö st von Mainz, U l l« rich von Offenbach , Müller von Darmstadt, ebenso andere Sozial- demokraten von Frankfurt und Off-nbach hielten gestern Nachmittag in dem Gasthaus zur Germania eine geheime Versammlung ab, um über„wichtige" socialdemokrattsche Angelegenheiten zu berathen. Es hatten sich zu der Versammlung auch eine Anzahl Vertrauenspersonen aus Mainz eingefunden, die indessen dem„Generalstab" sehr ungelegen kamen. Es gab daraufhin heftige Erörterungen und wurden mehrere Mainzer Sozialisten buchstäblich aus dem Saal hinausgeworfen, selbst Herr Ullrich, unser Landtagsabgeordneter, scheute sich nicht, mit höchst- eigener Hand die Leute an die Lust zu setzen. Aus der ganzen sehr erregten Debatte ging hervor, daß in dem sozialdemokratischen Lager etwas sehr faul sein muß.—" Darum Vorsicht, wenn Böll in Arbeiterkreisen verkehrt. Mainz , im August 1886. Die Vertrauensleute in Mainz .
Briefkasten
der Redaktion: Einsendungen k. sind eingetroffen aus Hohen- stein-Ernstthal, Ludwigshafen , Mollis.— Genossen in Dortmund : Die Angelegenheit B. hoffen wir durch die Notiz in voriger Nummer erledigt, und was die Angelegenheit H. anbetrifft, so schwebt der betr. Prozeß noch in der zweiten Instanz, und daher ist es wohl besser, erst den Verlauf dieser abzuwarten, wobei sich ja noch Manches aufklären kann. Daß wir im Prinzip durchaus mit Euch einverstanden sind, ist selbstverständlich.— Plauen i. V.: Monirte Korrespondenz stand in Nr. 29.
der Exp edition: A. V. D.: Mk. S— Ab.pr.Ende8g erh.— Hffm. W'thur: Fr. 1 8S Ab.-Rest 3. Qu. pr. P. erh.— Claus Groth: Mk. 58 61 ä Cto Ab. ic. erh. Bf. erwartet.— Rotherbusch: Mk. 50-- ä Cto. Ab. ic. erh. Beil. besorgt. Weiteres nottfizirt.— S.'R. B.: Mi. 1— Ab. Juli erh. Mk. 2— mit Reklamirtem u. 33 retourgesandt.— H. v. d. H.: Mk. 10013 ä Cto Ab. jc. erh. Bs. erw.— Rübezahl G.: Mk. 25 50 Ab. 3. Qu. und Schft. erh. Sdg. folgt.— G. M. Hg.: Mk. 6— Ab. 3. Qu. und Schst. erh. Sdg. nach Wunsch.— Rother Lulu: Mk. 25— ä Cto. Ab.:c. erh. Referenz dkd. benützt.— G. Wg. Dg.: Mk. 190 f. Schft. erh. Lsg. demnächst.— H. Sch. Chauxdefonds: Fr. 2— Ab. Aug. bis Ende Okt. für F. S. erh.— G. H. Gmlg.: Mk. 4 40 Ab. ab 15/8.-15/11. erh.— Gänseleber: Mk. 100— ä Cto Ab. jc. erh. Adr. nach Vorschr. geordn. Weiteres bfl.— Gera: Mk. 30— v. 9/2. pr. Ufd. dkd. eingestellt.— Landkreis Köln a/Rh.: Mk. 100— pr. Agfd. dkd. erh.— Fernando E.: Mk. 32 40 ä Cto. Ab. je. erh. Bf. erw.— B. Bern: Bf. v. 1 4. ds. unfrankirt mit 2 0 Cts. Strafporto erh.— Die 15 Rothen: Bf. v. Ist/8, erh. Weiteres besorgt.— Fuchs: Mk. 300— ä Cto. Ab. je. erh. Weiteres notirt. Bf. folgt.— Cato: Bf. v. 16. erh. Bstllg. je. notirt. Wg. besorgt.— Gracchus JB.: Adr. lt. P.-K. gel.— R. M. F. d. Sal.: Fr. 31 55 f. gewechselte Bfmkn. dkd. erh.-- h.: Mk. 120— baar und Mk. 13 20 pr. Ggrchg. ä Cto Ab.»c. gutgebr.— F. R. St. i. M.: Mk. 3— Ab. 3. Qu. erh. B. I-YI.: Mk. 500— i Cto Ab. je. erh.— Dpi. B. G.: Mk. 300— erh. u. nach Vorschr. gebucht.— Gke. O'straß: Fr. 4 10 Ab. 3. und 4. Qu. erh.— Basel : Fr. 25 50 Ab. 3. Qu., erh.— I. R. M. Asihl: Fr. 2 70 Ab. 3. Qu. erh.— P. E. Stkh.: Mk. 2— Ab. Aug. u. Sept. erh.— Kopenhagen : Fr. 70 80 Ab. 1. u. 2. Qu. erh.— I. H: Mk. 6— pr. G. Sch. u. Mk. 200— pr. S. ä Cto erh. Rothe Schwefelbande: Mk. 28— Ab. 3. Qu. u. Schft. erh.— C. Dbg.: Ploesei: Fr. 20— ä Cto. Ab. je. erh.— E- G. Beckrd.: Fr. 2— Ab. 3. Qu. erh.— Gts. i. M.: Mk. 9 55 f. Schft. u. Ab. pr. Ende 86 erh. 45 Pfg. Ihr Guthaben. — E. G. Aarau : 65 Cts. f. Schst. erh. Beil. besorgt.— Rorschach D. V.: Fr. 1 50 Ab. 3. Qu. erh. Bstllg. je. nach Wunsch.—£. 3).:(Öwfl. 25—) wovon Fr. 3— f. Schft. und Fr. 47— f. d. Opfer d. Freiberger Prozesses dko. erh. Sdg. am 17/3. abg. Gruß!— Rothe Wanze: Mk. 3— Ab. 3. Qu. erhi Nachlfrg. fort. AvistrteS erw.— Dr. Clemm: Bf. v. 17. erh.— Rother Voigt!.: Alles beachtet. Bfl. betr. Rekl. Näheres. Weiteres bei der Red. veran- laßt.— Rothe Fahne: Mk. 20 03 i Cto. Ab. jc. erh.— Pfaffengrimm. Mk. 17 60 Ab. pr. 86 erh.— Rother Hans: Mk. 158 55 ä Cto Ab: je. erh. Bf. erw.— X 3: Mk. 35— k Cto Ab. ic. erh. Weiteres brieflich.
30.
Für das Parteiarchiv werden zur Kompletirung gesucht: „Reichsbürger " 1879 Nr. 18. 19. 21—24. 26—29. 33. 43. 65-67. „ 1880 Nr. 24. 50. 52. 70. 73. 74. 79 und 80. „ 1881 Nr. 7. 19—23. 25. 26. 30. 31. 50. „Staatssozialist." Berlin . Die kompleten Jahrgänge von 1878 und 1380. „ Jahrgang 1879 Nr. 1—13. 20. 23. 24. 31—35. 39—41. 44. 47. „ Jahrgang 1881 Nr. 21. 27. 32. 42. 49 und 50. „Proletarier." Augsburg -München . Nr. 1—47. „Neuer Sozial-Demokrat" 1871. l. und 2. Quartal. Weiter der von Schweitzer herausgegebene„Agitator", Altonaer„Nordstern" und die„Rundschau". Auch Einzelnummern sind willkommen. Sendungen richte man an die Unterzeichnete. Volksbuchhandlung Hottiugen-Zürich.
46.
der
Aufforderung. Bernhard Schweitzer, Schneider, au» Jmhof in Bayern (oder wer seine Adresse kennt) wird ersucht, un» seine Adresse mitza« theilen. Allg. Arbeiterverein Laufanue 70) Cafö National.
Sozialistische Arbeiterpartei Nordamerikas . Deutsche Sektion Rewhork. Das Central-Comite versammelt sich jeden Dienstag Abend s 8 Uhr 261 B 10. Str. Versammlungen der Branches stehe Anzeigen der„NenzzIorker Volkszeitung." 6/2[2 25]
Als Sozialistische Berkehrsstelle in Newyork empftehlt sich die Freie Lesehalle mit Bibliothek 143 Achte Str. Täglich, inklusive Sonntags, geöffnet von 9 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends. Gaben an Schriften und Büche.n dankbar entgegengenommen. Adresse: Bros gooialist Library, 143 Bigth St. New-Tork. U. S.
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