anwesenden Schutzmannschaften ist, oder zwar blos von Einzel« N e n, aber mit Waffen oder anderen qefährlichen Werkzeugen unternom- wen oder angedroht wird. Der Androhung eines solchen Angriffes wiro es gleich geachtet, wenn die betreffenden Personen ihre Waffen oder andere gefährliche Werkzeuge nicht, der Aufforderung der Schutz- mannl«" sofort ablegen oder wenn sie solche demnächst wieder aufnehmen." Man vergleiche Anfang und Ende. Wie schrumpft das«äußerste Mittel der Vertheidigung" zusammen, und was läßt sich nach diesem Muster nicht Alles dazu ausdehnen? Natürlich ist der zweite Theil maß- g-bend, die Einleitung ist Heuchelei. Ebenfalls ein«Kompliment an die Tugend" ist Z S, und zwar an d" der Humanität: «Wird die Schutzmannschaft von anderen Personen in überlegener Z-.-»iigegnssin,)ü tan» die Anwendung der Waffen in ihrer gan- zen Ausdehnung stattfinden, indeß muß das stets ohne Leiden- s ch a f t(!!), mit Vorsicht und möglichster Schonung geschehen, so daß auch in diesem Falle bei eigener Verantwortung nicht mehr Gewalt an- gewendet wird, als zur Sicherung der Staatseinrich- t" n»?»(j und der Person der Schutzmannschaften erforder- lich ist." Der von uns gesperrt gedruckte Satz schützt den Verfasser dieses Paragraphen vor dem Verdacht, ein Spottvogel zu sein. So etwas kann nur eine Polizeiseele leisten. § 1 1 lautet, wie billig, hier nicht, es wird fortgesoffen, sondern: e s wird fortgeschossen: Die Schutzmannschaft ist aber berechtigt, die Schußwaffe auch ohne vorheriges Zurufen zu gebrauchen, sobald der Gegner mit Schießgewehr oder explodirenden Stoffen verseben ist und angriffsweise zu Werke geht; hier ist sofort Gewalt mit Gewalt zu vertreiben." So, und nun kann's gelegentlich losgehen. Gegen wen diese ganze Instruktion gerichtet ist, geht aus den Ein- leitungssätzen hervor. Es sind die durch das Schandgesetz und dessen täglich schändlichere Handhabung auf's Aeußerste gereizten Arbeiter. Geuoffen, laßt Euch nicht Provozireu! Galerie deutscher   Fürstenbilder.*) Friedrich II.   von Preußen, offiziell derGroße" genannt, dessen lvojähriger Todestag jüngst zu erneuter Beweihräucherung derHohenzollern benutzt wurde, war, wie jedem Historiker bekannt, dem Volk aber geflissentlich verschwiegen, wenn nicht in das Gegentheil umgelogen wird, ein Gauner, wie er im Buche steht. Was z.B. die jetzt verhasteten Wiener   Anar- chisten im Kleinen betrieben, das betrieb er im Großen: M ü n z f ä l- s ch u n g. In einemSozialreform" überschriebenen Artikel im öfter- r-ichiichen Arbeiterkalender schreibt Karl Kautsky   bei Besprechung des im 17. und 18. Jahrhundert üblichen Systems der Geldmacherei durch Verschlechterung des Geldes: Einer der letzten Monarchen, die durch eine solche ArtReform" die Finanzkünstler des 18. Jahrhunderts hatten für die Münzfälschungen den gutklingenden NamenMünzreformen" erfunden seinen geleerten Kassen zeitweise wieder aus die Beine half, war Friedrich II.   von Preußen. Als echter christlich-germanischer Held bediente er sich bei diesen Geldgeschäften" mit Vorliebe jüdischer Agenten, namentlich des Juden Ephraim, und als echt deutscher Biedermann wußte er alle Schuld auf diese abzuschieben, wenn der Betrug entdeckt wurde. So ließ er einst durch Vermittlung seines Sekretärs Galser fünfzehn Millionen Dukaten anfertigen, in denen ein Drittel schlechten Metalles enthalten war. Der Sohn des Juden Ephraim setzte die gefälschten Münzen in ölen in Umlauf. Sobald die Polen   sahen, daß sie betrogen worden, hängten sie die falschen Dukaten den Russen an den Hals. Aber die Zarin verstand keinen Spaß; sie ließ die Geschichte untersuchen, entdeckte schließlich, wo« her die Dukaten stammten, und zwang Friedrich, sie gegen vollwichtige umzutauschen. Das war bitter genug, aber noch schlimmer war es. als Fälscher dazustehen. Er wollte daher seinen Agenten Galser zwingen, sich als Urheber des Betruges hinzustellen. Als dieser sich dessen weigerte, sandte ihn derPhllosoph aus dem Thron" einfach nach Spandau   in den Kerker." Heute ist man allerdings zu fortgeschritten, um in so plumper Manier zu agiren. Damit die Fürsten der Verlegenheit enthoben sind, selbst zu so unsauberen Mitteln greifen zu müssen, hat man den Parlamen» tarismus erfunden. Auf Grund dessen regieren die Fürsten   nicht nur thatsächlich denn das war schon früher der Fall. sondern auch voii Gesetzeswegen unverantwortlich, und sie befinden sich vor- trefflich dabei. Nur aus Mißverständniß sträubten sie, und sträuben sich einige unter ihnen noch gegen die Einführung des Parlamentarismus, der keines ihrer Vergnügen beeinträchtigt, alle bitteren Seiten derselben aber auf die sogenannte Volksvertretung abwälzt. Nicht übel. DieKreuzzeitung  " man beachte wohl, die Ber- lin-rKreuzzeitung  " bezeichnet das Verhalten derKölnischen Zeitung  " Rußland   gegenüber alsP r o s k y n e s e"(hündische Art) eineOffenbarung jenes Naturells, dem es unwiderstehliches Ledürfniß ist, sich da zu bücken, wo es gerade die Macht zu erblicken glaubt." Diesen Hohn muß das Organ der aufgeklärten rheinischen Bourgeoisie sich von dem Organ der märkischen Junker und Mucker, deren Rnssenkultus ehedem sprichwörtlich war, gefallen lassen. Welche Wendung durch Bismarck's Fügung! Und der Hohn trifft natürlich nicht nur den Hund, sondern vor Allem auch den Hundejungen. Wo mag das wohl geschrieben stehen?Die Anarchisten i» Oesterreich   und vor Allem in Wien   haben wiederum ein Lebenszeichen zu geben versucht; glücklicherweise ist es bei dem Versuch- geblieben, und die Wiener   Polizei, der man Scharfsinn und Schneidigkeit Nicht absprechen kann, hat die Herren am Kragen gehabt, bevor sie ihre verderblichen Pläne ausführen konnten. Erleichtert athmet die Haupt- stadt auf, die einer großen Gefahr entgangen ist, und der r u h i g e Bürger, der urplötzlich erfährt, daß er am Vorabend schreckenerregen- der Ereignisse stand und daß nur die Umsicht der Behörden in Verbindung mit dem glücklichen Spiele des Zufalls ihn vor Schlimmem bewahrt hat, schaut wieder mit sicherem Blicke in die Zu- kunst." Diese Reklame für die biedere Wiener   Polizei, die so schlau war, die betreffenden Anarchisten", trotzdem sieseit geraumer Zeit" von deren Treiben unterrichtet war, eine Brandstiftung in Marien-Lanzendorf ver- Üben zu lassen, diese Reklame steht natürlich in einem Polizeiblatt denkt der Leser. Fehlgeschossen, sie steht an der Spitze des Leitartikels in Nr. 28ö derFrankfurter Zeitung  ". Wenn man, wie der weitere Theil des Artikels beweist, so gut über die Ursachen der Wiener   Anarchisterei unterrichtet ist, dann sollte man doch wirklich um so mehr von den Gepflogenheiten, Zucker in den Pfeffer zu schütten, einmal abgehen können, als der Verdacht ziemlich nahe liegt. daß die umsichtige" Wiener   Polizei bei dem fürchterlichen Komplot, vor welchem sie die ruhigen Bürger so geschickt bewahrt, vonAnbeginn an die Hände im Spiele gehabt hat. Jedenfalls hat sie sich erst von diesem Verdacht zu reinigen, ehe sie Anspruch darauf erheben darf, sich die Lorbeerkrone der Gesellschaftsrettung aus'S Haupt zu drücken. Schön gesagt. Auf einem vorige Woche abgehaltenen Parteitag der Natwnalliberalen von Rheinland   und Westfalen  , auf dem Pharisäer- thum und Servilismus wahre Orgien feierten, gab der Vorsitzende desselben, der Professor und Geschichtssälscher Oskar Jäger  , in öffentlicher Ansprach- folgende Tirade zum Besten: Umgekehrt hat unsere Partei aber auch den Muth gehabt, das Sozia- listengesetz zu unterstützen, ohne nach wohlfeiler Popularität zu haschen. Solang- die sozialdemokratische Partei da« Ausnahmeprivilegium für sich in Anspruch nimmt, den Umsturz unserer heutigen Rechtsordnung tu organifiren, solange sie daS Ausnahmeprivilegium in Anspruch nimmt, Mitbürger, die arbeiten wollen, an der Arbeit zu hindern, solange sie in'Anspruch nimmt, souverän zu bestimmen, wann nach ihrem Urtheil die Zeit russischer Zustände, d. h. deS Nihilismus, bei uns gekommen, *) Unter dieser Rubrik werden wir der Beweihräucherung der Regterer lebender und verstorbener des deutschen   Volkes, wie sie heute in der Literatur und in der Presse üblich ist, in Einzelabhandlungen oder ßelegentlichen Notizen die geschichtliche Wahrhest gegenüberstellen und iuden zu fleißiger Mitarbeiterschast ein. Die Redaktion desSozialdemokrat." solange darf sich diese Partei auch nicht wundern, wenn die anderen Parteien sich zur Wehr setzen gegen solche Ausnahmeprivilegien." Zur Wehr setzen?" Nennt man das: zur Wehr setzen, wenn Je- mand sich hinter die Polizei verkriecht? möchte hier ein nicht aka- demisch gebildeter Leser fragen. Natürlich, harmlose Seele. Genau so, wie ein außerordentlicherM u t h" dazu gehört, in allen Dingen mit einer Regierung zu stimmen, die sich auf einenunerhört populärjen Herrscher"(wie sich Herr Jäger an anderer Stelle treffend ausdrückt) stützt, bezw. durch ihn sich decken läßt. Das ist eben natio- nalliberale Professorenlogik. Nach der untersteht auch die Beantwortung der Frage, ob russische Zustände herrschen oder nicht, in erster Linie der Polizei. Findet diese, daß gar kein Grund zur Beschwerde über polizei- lichen Druck vorliegt, so ist es freche Anmaßung, wenn sich irgend Jemand trotzdem unterdrückt fühlt. Die Regierungen und die Regie« runasparteien haben zu bestimmen, wann der Widerstand gegen ihre Maßnahmen gerechtfertigt ist. Schiller's Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht, Denn wenn dem Menschen keine Wahl mehr bleibt-.-" wird künftig so fortgesetzt: Dann fräzt er bei dem P o l i z e i a m t an, Ob er sich unterthänigst wehren darf. Und wenn sich erst alle Menschen zu dieser Höhe der Gesinnung auf« geschwungen, dann vernimm es, staunende Welt dann werden auch Herr Oskar Jäger   und seine Freunde für Aufhebung des Sozia- list-ngesetzes stimmen notabene, wenn die Regierung eS erlaubt I Nnverschämt. In einem gegen den freisinnigen Herrn von Stauffenberg gerichteten Waschzettel derNationalliberalen Korrespondenz" über die Sozialdemokratie lesen wir: Jede Freiheit hat ihre Grenze an den Erfordernissen des Gemein- wohls, vor Allem an den Existenzbedingungen deS Staates, und zwar des konkreten Staates, in dem wir leben.(Das ist der krasseste Staatsabsolutismus, wie er allerdings für das himmlische Reich der Mitte" paßt der Staat um des Staates willen! Red. desS.-D) Es wäre der nackte Unsinn, zu fordern, daß die dem loyalen(Stiefelputzer?) Bürger verfassungsmäßig garantirte Freiheit auch dem ausgesprochenen Revolutionär zu Gute kommen solle. Und nur soweit sie revolutionär ist, wird die Sozialdemokratie vom Sozia- listengesetz betrossen. Mache sie doch ein neues Programm, das an der Spitze den Satz enthält:Die Sozialdemokratie steht auf dem Boden der monarchischen Staatsordnung und verwirft die gewaltsame Revo- lution!" Alsdann wird sich mit ihr reden lassen." Also die Sozialdemokratie soll ihre, durch die bekannten Zustände in den Gehirnwänden gewisser verstorbener, sowie gewisser noch lebender Gottesgnadenthümler nicht gerade beeinträchtigten prinzipiellen Anschau- ungen über Republik   und Monarchie aus Furcht abschwören? Was bildet sich denn Herr v. C u n y ein? Glaubt er denn, alle Welt sei nationalliberal!? Elend und Neberfluß. Wir lesen im PariserSocialiste  ": In unserer so wohl organisirten Gesellschaft zeugt der Ueberfluß statt Wohlstand Roth und Elend. Die Austernindustrie des Beckens von Arcachon   befindet sich in voller Krisis, und was meint man, worüber sie sich beklagt? Es gibt zu viel Austern, so daß man nicht weiß, was damit anfangen? Herr Renard, den der Marineminister hingeschickt hatte, um die Frage an Ort und Stelle zu studiren, ist zu der Ueberzeuzung gekommen, daß die Klagen der Austernpächter in keiner Weise übertrieben sind. Die Austern vermehren sich in der Bucht von Arcachon   ungemein: in diesem Jahre beträgt die Zahl der ausgeworfenen Sammler, welche dazu dienen, die Embryonen zu sammeln, 12 Millionen, d. h. sie können über vier Milliarden Austern aufnehmen. Aber der Absatz steht in keinem Ver- hältniß zur Produktion, und die übergroße Menge der jungen Austern verkommt wegen Mangel an Pflege.Wozu sie aufziehen, sagen die Züchter, wenn wir sie nicht verkaufen können?" So läßt man, während die arbeitende Bevölkerung Hunger leidet, enorme Quantitäten gesunder und delikater Nahrung zu Grunde gehen. Dummköpfe haben gemeint, die Kommunisten dadurch in Verlegenheit zu setzen, daß sie ihnen sagten: Aber in Eurer Gesellschaft wird man sich nur mit grober Kost nähren dürfe», denn es wird nie genug Austern oder andere delikate Gerichte für Alle geben. Die Thatsachen geben die Antwort auf solches Gewäsch. Selbst in der heutigen Gesellschaft ist die Produktion so kolossal, daß man nicht weiß, wie sie konsumiren. Wie wird es dagegen in der kommunistischen   Gesell- schaft sein? Wenn man statt auf Profit auszugehen, um des Konsums willen mit allen Mitteln moderner Wissenschaft und der ganzen Macht der zentralisirten und vernünftig geregelten gesellschaftlichen Kräfte pro- duziren wird, dann wird der Ueberfluß, der in der kapitalistischen   Ge- sellschaft für Produzenten und Konsumenten Mutter des Elends ist, das Wohl der Gesammtheit zur Folge haben." So derSocialiste  ". Da die kluge Frage,wer im Zukunftsstaat die Austern essen soll", auch in Deutschland   gelegentlich immer wieder ausge- tischt wird, so gilt seine Antwort auch den deutschen   Klugschwätzern. Die Beamtenfrechheit in Deutschland   nimmt mit jedem Tage mehr zu. So lesen wir neuerdings in der HamburgerBürgerzeitung" folgendes saubere Stückchen von Anmaßung eines zur politischen Ueberwachung einer Versammlung beiläufig eine Einrichtung, die man sich in keinem auch nur einigermaßen freien Lande gefallen läßt abkommandirten Beamten: Wenn es mir hier nicht gefällt, so habt Ihr hier auch nichts mehr zu thun," dachte vorgestern Abend wahrscheinlich der überwachende Beamte der Versammlung des Unterstützungsbundes deutscher Schneider. Nach- dem der Punkt 1 der Tagesordnung, die Vorstandswahl, erledigt war, fiel durch einen Zufall die Petroleumlampe vom Vorstandstifche zur Erde, wodurch ein Petroleumgeruch verursacht wurde. Diese Gelegenheit benutzte der Beamte, den Vorstand aufzufordern, die Versammlung zu schließen, da er seiner Angabe nach bei diesem Geruch nicht weiter ar- beiten konnte." An den Schandpfahl mit dem unverschämten Burschen! Wieder die Denunzianten. Folgende Notiz durchläuft in dielem Augenblick die deutsch  « Presse: Wie aus Breslau   berichtet wird, ist dort ein Mitinhaber derBres- lauer Gerichtszeitung", Louis Cohn, auf Requisition der Staatsanwalt- schaft wegen Majestätsbeleidigung verhastet worden. Die Majestätsbelei- digung soll bereits 1882 gelegentlich der Kaisermanöver gefallen sein und gelangte anläßlich einer Privat-Jnjurienklage erst jetzt durch bei der sozialdemokratischenNeuen Breslauer Gerichtszeitung" betheiligte Per- sonen zur Kenntniß des Staatsanwalts." Nach der, uns von Seiten der Redaktion eingeschickten Breslauer Familienzeitung" wären der Kassenbote derNeuen Breslauer Gerichts- zeitung", Wilhelm Kuhnert  , sowie deren Eigenthümer, die Herren Zimmer, Hövel und Störmer, die Denunzianten, und zwar erscheinen die letztgenannten drei als die intellektuellen Urheber der De- nunziation. Um keinen Umstand zu verschweigen, wollen wir erwähnen, daß Herr Cohn der Kompagnon des Herrn Maximilian Schlesinger ist, dessen unsauberes Vorgehen gegen unsre Breslauer Genossen wir in den ersten Nummern dieses Jahrgangs in unserm Blatte aufs Schärfste zu brandmarken Gelegenheit hatten. Aber auch wenn eS sich um Herrn Schlesinger selbst handelte, würden wir die politisch« Denunziation für eine nicht zu rechtfertigende Gemeinheit erklären müssen, die es uns unmöglich macht, ihren Urheber noch als Genossen zu betrachten. Und wir zweifeln keinen Augenblick, daß unsre Breslauer Genossen diesen Standpunkt theilen und jede Gemeinschaft mit den Denunzianten ablehnen werden. Ueber eine sehr charaktervolle Handlung von Arbeits- rittern lesen wir imPhiladelphia Tagblatt": Der Rassenhaß im Süden ist noch nicht ausgestorben, wie ein Vorkommniß in Verbindung mit der dort demnächst stattfindenden Konvention der Arbeitsritter beweist. Vom Rewyorker Distrikt wurde auch ein F a r b i g e r(d. h. ein Neger) als Delegat ernannt. Die 60 Rewyorker Delegaten bestellten sich schon zeitig in einem Richmonder Hotel Quartier und erhielten es, als aber der Hotelbesitzer erfuhr, daß einer der Delegaten ein Farbiger sei, erklärte er, er könne der öffentlichen Meinung in Richmond leider nicht ins Gesicht schlagen und der Farbige müsse sehen, anderswo unterzukom- m e n. Dieser war auch, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, bereit, für sich allein eine Wohnung in irgend einer Familie zu finden. S i e aber kündigten das erlangte Quartier und bestellten für sich s ä m m t l i ch Wohnunzen in von Farbigen bewohn« ten Privathäusern. Damit haben sie ganz recht gehandelt." Merkwürdig, daß es fast überall dierohen, ungebildeten Arbeiter" und deren Vertreter sind, welche den Kampf mit dem Vorurtheil am entschiedensten aufnehmen. Wie viele Mitglieder der besitzenden und des« halb sich gebildet nennenden Klassen hätten in ähnlichem Falle wohl ebenso entschlossen gehandelt wie die Arbeitsritter? Aus den inzwischen eingelaufenen Nachrichten über den Verlauf der obenerwähnten Konvention geht hervor, daß die Organisation der Arbeitsritter zur Zeit 4068 Zweigvercine mit 702,96t Mitgliedern zählt eine Zahl, die bei einheitlicher Leitung oder einheitlichem Geiste eine Macht repräsentirte, die geradezu unwiderstehlich wäre. In dieser Be« ziehung ist aber noch sehr viel zu wünschen, wie auch aus der Wieder« wähl Powderly's zum Großmeister hervorgeht, trotzdem derselbe sich bei dem Streik der Gould'schen Eisenbahnen seiner Aufgabe nicht gewachsen gezeigt hat. Frankreich  . Ein Beispiel skandalöser Klassenjustiz lieferte am vorigen Freitag das Schwurgericht zu BourgeS  , D-parte« msnt Eher. Angeklagt waren eine Anzahl Arbeiter, sowie die Sozialisten B a u d i n, Mitglied deS Generalraths des Cher-Departement  , F e l i n e, Munizipalrath vonVierzon, und Rossignol, ebenfalls Munizipalrath, und zwar sollten sie, bei Gelegenheit der in Vierzon   ausgebrochenen Unruhen, den Anordnungen der Gensdarmen thätlichen Widerstand ent- gegengesetzt, bezw. zum Widerstand aufgereizt haben, während thatsächlich Baudin   und seine Freunde eifrigst bemüht gewesen waren, die Arbeiter vor unüberlegten Handlungen zurückzuhalten, andererseits aber auch es für ihre Pflicht als Arbeitervertreter gehalten hatten, willkürlichen Ver« Haftungen seitens der Gensdarmen entgegenzutreten. Das hatte den Gensdarmen genügt, sie, die als Zeugen lästig gefallen wären, lieber gleich mit zu verhaften und sie sounschädlich" zu machen. Daß der Streich glückte, daß die bürgerlichen Geschworenen nur den Belastungszeugen Glauben schenkten und die verhafteten Arbeiter und Arbeiteroertreter bis zu zweimonatlicher Gefängnihstrafe verurtheilten, dabei wäre an sich noch nichts Außerordentliches, derartiges ist man ja heutzutage in allen Ländern ob Republiken oder Monarchien längst gewöhnt, aber das genügte auch den ehrenwerthen Richtern von BourgeS  noch nicht. Sie benutzten vielmehr die treffliche Gelegenheit, die verhaß- ten Sozialisten auch politisch möglichst unschädlich zu machen, und verurtheilten sie außerdem hängt Euch, Ihr Freiberger Richter, das habt Ihr nicht fertig gekriegt zum Verlust der bürger- lichen Ehrenrechte! Natürlich wird diese Rechtsschändung den Herren nichts nützen, weder werden sie die sozialistische Agitation in irgend einer Weise aufhalten, noch werden sie die Arbeiter hindern, ihre Vertreter immer wieder zu wählen, aber das schwächt in keiner Weise die Infamie ihres Rechts« spruches ab. Beiläufig bemerkt, sind die Macher des Urtheils Opportunisten, Mitglieder jener Partei, die in Frankreich   dieselbe schofle Rolle spielt wie in Deutschland   die Nationalliberalen, mit denen sie auch die Eigenschaft gemein hat, daß ihre Führer hinter der Front agiren. Amerika  . Henry George's   Kandidatur findet nicht nur in Arbeiterkreisen begeisterte Zustimmung, auch eine große Anzahl unabhängig gesinnter Elemente aus dem Bürger stände haben sich in einer am 1. Oktober in Chickering Hall in New-Dork abgehaltenen Versammlung mit Wärm« für George erklärt. Als charakteristisch für die Gesinnung der Theilnehmer lassen wir zwei der gehaltenen Reden hiermit folgen. Reverent(d. h. ein Geistlicher) HeberNewton begann mit der Be- merkung, eine Zeitung habe gesagt, H. George's Nomination sei kein Spaß, und Redner glaube, baß alle Anwesenden es mit der Unterstützung George's ernst meinten. George habe keine Versprechungen gemacht, sich nicht im Voraus gebunden, wie die Politiker dies thun. Dies sei eines der Zeichen der Zeit, der großen sozialen Revolution, welche sich gegen- wärtig vollziehe!(Beifall.) Man werfe nun den Arbeitern vor, daß sie sich als eine besondere Klasse geriren; George's Nomination sei die einer Klasse. Natürlich, denn diese Klasse habe sich über schwere Uebel zu beklagen, und jetzt wunderten sich die Leute, welche den Arbeitern stets gerathen haben, an den Stimmkasten zu gehen, daß sie diesen Rath befolgen wollen. Sei den Arbeitern New Jorks Gerechtigkeit widerfahren? (Zahlreiche Rufe:Nein! Nein!") Die reichen Leute dieser Stadt de- zahlen so gut wie gar keine Steuern; sie wälzen alle Lasten auf die Schultern der Arbeiter ab. Deshalb wollten die Arbeiter jetzt einmal die soziale Frage in die Politik einführen. Henry George's   Nomination sei der Anfang einer großen nationalen Arbeiterbewegung!(Großer Beifall.) Und diese Bewegung sei bestimmt, dem Millennium, das alle Denker der Menschheit anstreben, den Weg bahnen. Im llebrigen brauchen die Arne« rikaner nicht zu fürchten, daß es stets Klassen in diesem Lande geben werde. Die Klassenherrschaft werde mit dem Erfolge der Bewegung be- seitigt werden. Die Ansprache schloß mit den Worten:Und damit Sie auch jetzt noch recht applaudiren mögen, deshalb rufe ich Ihnen zu: Stimmt für Henry George  !" Charles F. Wingate, welcher als einer der bekanntesten und hervorragendsten Sanitäts-Jngenieure New-Iorks vorgestellt wurde, erklärte, als er seine Rede begann, er sei einer derVerrückten", Cranks" tc., wie kapitalistische Zeitungen, wie dieTimes" und Eoening Post", die Anhänger und Freunde Henry George's   zu nennen belieben. George selbst sei sogar derKönig der Cranks" genannt worden. Was sei aber nun einCrank"? Eine Kurbel, ein Ding, das Umdre« Hungen   verursache Revolutionen!(Nichtendenwollender Beifall.) Solche Benamsungen könne man sich schon gefallen lassen, besonders wenn sie von den Organen der Kapitalisten ausgehen. Redner macht dann Mit- theilungen aus seinen Erfahrungen als Sanitäts-Jngenieur und wies nach, daß die Behörden New-Dorks in Bezug auf die Sanitäts-Gesetze ihre Pflicht nicht gethan hätten. Und weshalb sei dies nicht geschehen? Weil die Bürgerschaft selbst die Ausführung der Gesetze nicht verlangt habe. Und die kapitalistische Presse weise alle Klagen in dieser Beziehung zurück; sie unterdrücke alles, was daraus hinziele, Reformen herbeizu« führen und die politischen Macher bloszustellen. Es sei eine Schmach und eine Schande für freie Amerikaner, daß solche Zustände in der größten Stadt, New Jork, vorherrschten. Ja, es sei heutzutage so weit gekommen, daß Leute, welche mit den Arbeitern sympathisiren und behaupten, daß den Theiß-Boycottern Unrecht geschehen sei, beleidigt und verfolgt wür- den, wie die Abolitionisten vor 30 Jahren. Redner fragte, ob man sagen könne, daß in Amerika   die Interessen der Massen des Volkes gewahrt werden? Ob die Wohnungen, die Schulen, die Fabriken, Straßen»c. so aussähen, als ob das Volk etwas zu sagen habe?(Nein! Nein!) Es sei indessen jetzt endlich so weit gekommen, daß die Arbeiter an öffent- lichen Fragen Interesse zu nehmen begonnen haben und in Henry Georg« hätten sie sich einen Führer gewählt, mit dem sie, wenn nicht zum Sieg« schreiten, sich doch wenigstens zählen lassen könnten als Leute, die mit dem jetzigen Zustand der Dinge unzufrieden seien." Aehnlich äußerten sich Dr. A. Leon und die Professoren Th. Davidson und David D. Scott vomCollege of the City of New Jork". Der Letztere erklärte, er habe sich seit 40 Jahren nicht mit Politik befaßt, aber seit George nominirt wurde, habe er aufs Neue Vertrauen zum Volke bekommen, und er glaube, daß die Zeit für eine Wendung zum Bessern gekommen sei. Zu diesem Anschluß von Männern der Wissenschaft an die von Arbeitern eingeleitete Bewegung bemerkt dasPhiladelphia Tag« blatt", dem wir die obigen Auszüge entnehmen: Die Ratifikations-Versammlung in der Chickering Halle ist ein Er- eigniß von hoher Bedeutung. Es besagt, daß die gebildete Mittelklasse zum Volke übergeht. Man lese nur die Ausführungen Heber Newton's und namentlich sollten dies dieteutschen Radikalen" vom Schlage Heinzen's thun. Was er über den Klassen- Charakter der Bewegung und über das Aufhören der Klassenherrschaft mit dem Erfolg der Be- wegung sagt, das haben wir ihnen vergeblich begreiflich zu machen ver« sucht. Vielleicht finden sie es jetzt nicht unter ihrer Würde, sich einer Aktion anzuschließen, welcher die Arbeiterklasse ihren Stempel aufgedrückt hat und ausbrücken muß, weil sie vor Allem an derselben interessirt ist. Die Bedeutung dieser Demonstration wird auch von der Presse der Kapitalisten nicht verkannt. So sagt die hiesigePreß" mißmuthig, sie deute an, Henry George's   Kandidatur fei stärker als man angenommen; man habe gedacht, nur dieprofessionellen Sozialisten", die sich natura- lisiren ließen, würden für ihn stimmen, nun aber zeige es sich, daß nicht nur die Arbeiter setner Standarte folgen, sonvem sogar Prediger