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Juferate
die dreigespaltene Petitzeile 25 Gts.
№ 46.
20 Pfg.
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Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Oesterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Decadreffen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.
Dies der Brief.
Partetgenossen! Vergeßt der Verfolgten theilungen für glaubwürdig zu halten, als sie mit uns ander
und Gemaßregelten nicht!
Wer sind die Macher?
Das glänzende Zeugniß, welches sich die Wiener Polizei für die Entdeckung der großartigen Dynamitverschwörung" selbst ausgestellt und durch den Kanal der„ Korrespondenz Wilhelm" in die Presse des In- und Auslandes geleitet hat, hat nicht lange vorgehalten. Von denen abgesehen, die glauben, weil sie glauben wollen, denkt heute alle Welt über diese„ Entdeck ung" ziemlich skeptisch, denn wenn man etwas an der Verschwörung wunderbar findet, so ist es am wenigsten der Umstand, daß die Polizei sie entdeckt hat.
Aus dem eigenen Geständniß der Polizei ging hervor, daß sie schon längere Zeit vor der Entdeckung die Hand im Spiel gehabt, und wer die Geschichte etwas näher prüfte, dem mußte sich mit Nothwendigkeit die Vermuthung aufdrängen, daß diese ,, längere Zeit" in Wirklichkeit von Anfang an heißen muß. Mit anderen Worten, daß die fürchterliche Dynamitverschwö rung im Grunde nur ganz gemeine Polizeimache war, auf die eine Anzahl zu Ueberspanntheiten geneigter Arbeiter hineingefallen.
Es ist uns nun dieser Tage ein Brief zugegangen, der den Verdacht bis zur Gewißheit erhebt, ein Brief, der ein überaus charakteristisches Licht wirft auf das Treiben der Herren berufsmäßigen Staats- und Gesellschaftsretter, ein Brief, der da zeigt, daß die Ihring- Mahlows eine internationale Zunft bilden, eine Verbrecherzunft, der scharf auf die Finger zu sehen Pflicht Aller ist, die es mit der Bekämpfung der sich immer mehr breitmachenden Reaktion ernst meinen.
Der Verfasser des Briefes ist, wie er uns schreibt, ein Arbeiter, der längere Zeit in Budapest gearbeitet hat, dann aber warum? wird man weiter unten sehen von dort ausgewiesen wurde und jetzt im Auslande lebt. Wo? sagen wir nicht, um nicht die Polizeimeute des betreffenden Landes auf ihn zu hetzen, was bei der Internationalität der Polizeibande. sicher nicht ausbleiben würde.
Genug, der Brief ist uns von zuverlässiger Seite übermittelt und der Schreiber steht für die volle Wahrheit seiner Mittheilungen ein.
Geben wir ihm also das Wort:
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Geehrte Redaktion!
Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie das Nachstehende in Ihrem Blatt veröffentlichen wollten. Seit ich von den Wiener Anarchistenverhaftungen gelesen, läßt es mir nicht Ruhe, Alles mitzutheilen, was ich von einem ähnlichen Versuch weiß, der seinerzeit in Pest angestellt wurde. Wahrscheinlich sind sogar die zwei Bomben mit Pistonansat, welche die Polizei in Wien gefunden haben will, dieselben, die sich damals in Pest befanden.
Diese Bomben sind Eigenthum der Polizei, wie aus Nach stehendem hervorgeht.
Ein guter Freund von mir war aus Pest ausgewiesen worden und bat mich, da er mit mehreren Personen noch etwas zu reg In hatte, es für ihn zu besorgen. Ich sette mich mit den Leuten in Verbindung und fand einige sehr ehrliche Männer, unter ihnen aber auch vier Indivibuen, die sich als im Polizeidienst stehende, zu allerhand Verbrechen aufwiegelnde hallunken erwiesen. Ihre Namen sind Botrosch, Bartha, Tomasi und Brodbed. Die erften drei mehr plump, der lettere aber ein sehr gefährlicher Bursche. Brodbed ist der Intimus des Polizeiraths Frantt in Wien . Er hat brieflich viel mit ihm verkehrt, und da er es war, der damals beide Bomben nach Pest brachte, so ist auch anzunehmen, daß er sie von Frankl erhalten oder in deffen Auftrag besorgt. Die eine der Bomben wurde im Stadtwäldchen in Pest vergraben, und ich kann heute noch genau die Stelle bezeichnen, wo sie gelegen. Mit der anderen Bombe fuhr Brodbeck nach Weizen, wo, wie er sagte, er für sie Verwendung hätte. Bon Brodbed ging ferner der Plan aus, einen Einbruch im Lloydgebäude auszuführen. Es ging aber Niemand mit. Der Plan in Wien , von dem die Blätter schreiben, ist derselbe, den Brodbeck damals in Pest ausführen wollte, und da er viel in Wien verkehrt, so ift auch anzunehmen, daß er auch dort arbeitet".
Zu verschiedenen Malen hatte er Dynamit aus Wien mitgebracht und mir gegeben, ich solle es damit, versuchen." Ich warf es fort, und weil es daher nicht bald irgendwo kracht e", denunzirte er mich. Man suchte nach Dynamit bei mir, unmittelbar nachdem ich solches von ihm erhalten. Auf diese Art bekam ich meinen Lohn, weil ich mich nicht als brauchbar erwiesen.
Ueber spätere Vorgänge in Peft kann ich nur vom Hörensagen erzählen, boch ist mir Manches bekannt, worüber ich auf Wunsch gern Auskunft
ertheile.
Soviel ist sicher, damals plante man hauptsächlich in Best etwas von Seiten der Polizei, man fand aber keine Arbeiter, die sich darauf einließen.
Noch zwei Thatsachen. Eine Flugschrift, die in Wien verbreitet wurde, und in welcher dem Kaiser von Osterreich seine Syphilis vorgehalten wurde, wurde von einem herrschaftlichen Hause aus, in dem ein Ses tretär des Ministeriums des Innern wohnt, ausgetragen. In einer Anarchistenversammlung brachte ein Deutscher, der zum ersten Male da war, einen fanatischen Zoast aus, der Alle in Erstaunen sette. Man beobachtete ihn, und am andern Tage tam ber Mann auf dem deutschenkonsularezum Vors fchein.
Soviel für heute. Auf Wunsch kann ich Ihnen noch mehr und Ge. naueres mittheilen.
Ich schließe, indem ich noch das Signalement des Brodbeck folgen Kaffe.
Achtungsvoll 2c."
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Wir haben umsomehr Grund, die in ihm gemachten Mitweitig bekannt gewordenen Thatsachen übereinstimmen. Vor Brodbeck ist im Anfang dieses Jahres in der in Marburg damals erscheinenden Arbeit" gewarnt worden. Es liegt gar fein Grund vor, daran zu zweifeln, daß der geriebene Hallunke jetzt, wo über seine Pester Studien" Gras gewachsen, seine Experimente in Wien fortgesetzt hat, unterstützt vielleicht von noch einigen intimen Korrespondenten" des Herrn Frankl. In Wien aber fand er Arbeiter in der zu solchen Experimenten geeigneten Stimmung. Sie werden ihre Leichtgläubigkeit schwer geeigneten Stimmung. zu büßen haben, indeß die schurkischen Verführer sich in's Fäustchen lachen. Haben sie doch ihren Zweck erreicht und die Gesellschaft wieder einmal„ gerettet".
Siebzehn Proletarier sitzen hinter Schloß und Riegel, in einigen Wochen wird über sie abgeurtheilt werden, man wird sie auf lange, lange Jahre ins Zuchthaus schicken, als Herr Verbrecher, als gemeingefährliche Individuen Frankl aber wird zu seinen vielen Orden und Auszeichnungen noch einige neue erhalten, und seiner umsichtigen Untergebenen harren fette Gratifikationen. Wenn für nichts Geld da ist, für die Polizei ist es immer im Ueberfluß vorhanden.
Herrliche Zustände, in der That, in den Staaten der Ordnung, wo das monarchische Prinzip in seiner ganzen Reinheit sich offenbart. Welch' lehrreiches Beispiel gewähren uns ihre Regierungen in Bezug auf politische Moral, auf die Achtung vor Gesetz und Autorität.
Sie sind es, die überall durch ihre Agenten hetzen und schüren lassen, um immer wieder neue Vorwände zu den nichtswürdigsten Unterdrückungsmaßregeln und Bevormundungssystemen zu haben, vermöge deren allein sie sich noch an der Macht zu erhalten vermögen.
Sie sind es, welche auf der einen Seite durch brutale Polizeimaßregeln alle vorwärtsstrebenden Elemente zur Verzweiflung treiben und diese Verzweiflung hinterher für ihre schmutzigen Pläne mißbrauchen.
Sie sind es, die über Umsturz und Anarchie lamentiren, und selbst keinen Augenblick zögern, Umsturz und Anarchie zu provoziren, lediglich um desto besser im Trüben fischen zu fönnen.
Rußland, das seine Kaulbars, seine Nekliudow, seine Nabofow und wie das Gelichter sonst noch heißen mag, nach Bul garien sendet, um durch Drohungen und Bestechungen Butsche, Verschwörungen, Attentate anzuzetteln, und mit einer Schamlosigkeit sondergleichen erklärt, es fühle den Beruf in sich, der Anarchie in Bulgarien ein Ende zu machen, Rußland , das nur auf den Augenblick wartet, wo den Bulgaren die Geduld reißt, um über sie herzufallen, dieses heilige Rußland , der Hort der Legitimität, es zeigt uns heute das nichtswürdige System, nach welchem es von jeher intriguirt und konspirirt, in seiner unverhüllten Gestalt.
Treibt man es in den beiden anderen Staaten der heiligen Reaktions- Allianz aber vielleicht besser?
Oman ist hier weniger grotest, man wahrt den Schein mehr, das Prinzip ist aber das gleiche. Der Polizeistaat muß überall mit den gleichen Mitteln wirthschaften. Heute im fremden Land, morgen im eigenen. Er muß etwas zu retten" haben, denn das Retten ist ja sein Beruf, aus ihm leitet er seine Existenzberechtigung her. Im Großen, sowie im Kleinen.
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Drohung und Bestechung, Drohung und Provokation, das Ihringist auch das System der Bismarck und Puttkamer. Mahlow ist ein in's Deutsche übersetzter Kaulbars.
Als der„ pflichttreue Beamte" seinen Provokationsversuch machte und die Berliner Arbeiter sich für denselben noch nicht reif erwiesen, da begann die Auflösung und Unterdrückung der Fach- und Bezirksvereine. Sie wußten, was sie thaten, die Tartüffes der heiligen Ordnung! Sie beneiden die Wiener Polizei um das schöne Komplott und werden nicht eher ruhen, bis sie ein ähnliches angezettelt. Auch ein Buttkamer braucht Erfolge.
Möglich, daß er sie haben wird. Aber sicher auch, daß immer weitere Kreise das System erkennen lernen, nach dem sie gearbeitet werden, und daß dem Jubel seiner Reptile immer lauter die Frage entgegenschallt: Wer sind die Macher?
Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht. Dieses System muß und wird schließlich seine Spitze gegen seine Urheber selbst richten, und zu diesem Haupterfolg gratuliren wir Ihnen im voraus, Exzellenz!
Der Kommunismus Babeufs.
Dargelegt in einem noch heute lesenswerthen Artikel des berühmten Voltsmannes.
In den verschiebenen Aufsägen, die in deutscher Sprache über Babeuf und die nach ihm genannte ,, Verschwörung der Gleichen " ers schienen sind, finden wir zwar überall die sogenannte„ Analyse der Lehre Babeuf's", doch wird es für die Genoffen zweifelsohne interessant sein, einmal Babeuf selbst zu hören, wie er in seinem Blatt, der Volkss tribun", seine Jbeen vor dem großen Publikum entwickelt. Am vollstän bigsten geschah dies in der Nr. 35 des genannten Blattes vom 9. Frie
Erscheint
wöchentlich einmal
in
Berlag
Boltsbuchhandlung Hottingen Zürich .
Poffendungen franto gegen franko. Gewöhnliche Briefe nach der Schweiz foften Doppelporto.
12. November 1886.
maire des Jahres IV( 30. November 1795). Wir entnehmen diesen Artikel einer demnächst erscheinenden Arbeit G. Deville's über die babouvistische Verschwörung.
Deville sagt dort:
Der Wiederabdruck dieses Dokuments erscheint mir von um so größerem Intereffe, als dasselbe meines Wissens noch nie wörtlich mit. getheilt worden ist, die Geschichtsschreiber sich vielmehr begnügt haben, es mehr oder minder dem Sinne nach zusammenzufassen, oder ihm gar einen anderen Sinn unterzuschieben, wie z. B. der biedermeierliche uno verlogene Herr Thiers, der da schreibt, daß ein gewisser Babeuf Führer einer Sette von Kranken" war, die offen das agrarische Geset*)
predigten." Was den Werth dieses Dokuments noch erhöht, ist der Um stand, daß Babeuf es zum Theil in seiner Bertheidigung vor dem Staats
gerichtshof zitirte.
Sören wir also Babeuf:
Es ist Zeit, von der Demokratie zu sprechen, zu erklären, was wir unter derselben verstehen und was wir wollen, daß sie uns bringe, end lich uns mit dem ganzen Volke über die Mittel zu verständigen, wie ste zu begründen und wie sie aufrechtzuerhalten.
,, Diejenigen täuschen sich sehr, die da glauben, daß ich nur in dem Bestreben thätig bin, eine Verfassung an Stelle einer anderen zu setzen. Wir haben in viel höherem Maße Institutionen nöthig als Rone ftitutionen. Die Konstitution des Jahres 1793 hatte den Beifall aller vorbereitete. Wenn mittelft ihrer dieses Ziel nicht zu erreichen gewesen Wohlgesinnten nur deshalb verdient, weil sie den Weg zu Institutionen wäre, würde ich aufgehört haben, sie zu bewundern. Jede Konstitution, welche die alten mißbräuchlichen und mörderischen Einrichtungen forts bestehen läßt, wird aufhören, meine Begeisterung zu erregen; jeber Mensch, der dazu berufen ist, seine Mitmenschen zu regeneriren, sich aber mühselig in der alten Routine der früheren Gesetzgeberei herumquält, deren Barbarei Glückliche und Unglückliche fortexistiren läßt, wird in meinen Augen kein Gesetzgeber sein, mir keine Achtung abzwingen.
Arbeiten wir darauf hin, zuerst gute Einrichtungen ins Leben zu rufen, plebejische Einrichtungen, und wir werden stets sicher sein, daß eine gute Verfassung nachkommt.
" Plebejische Einrichtungen sind solche, welche das allgemeine Glüd sicher stellen, den gleichen Lebensgenuß für alle Mitglieder der Gemeinschaft verbürgen.
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Erinnern wir uns einiger der Grundprinzipien, die wir in unserer legten Nummer, in dem Artikel über den Krieg der Reichen und der Armen" entwickelt. Wiederholungen dieser Art langweilen in teiner Weise Diejenigen, um deren Interessen es sich handelt.
Wir haben den Saz aufgestellt, daß die volle Gleichheit ein natürliches Recht ist, daß der gesellschaftliche Vertrag, weit entfernt, dieses Naturrecht zu beeinträchtigen, lediglich jedem Einzelnen Garantie gewäh
ren soll, daß dieses Recht nie verlegt wird, daß es somit keinerlei Eins richtungen geben sollte, welche die Ungleichheit, die Begehrlichkeit begünftigen und es ermöglichen, daß den Einen das Nothwendige geraubt wird, um den Ueberfluß der Anderen zu bilden; daß dagegen das Gegentheil eingetreten sei, daß sich widerfinnige Einrichtungen in die Gesellschaft eingeschlichen, die Ungleichheit befördert und die Beraubung der großen Masse dnrch eine kleine Minderheit ermöglicht hätten; daß es Epochen gäbe, wo diese mörderischen fozialen Grundsätze schließlich dahin führen, daß der Gesammtreichthum sich in den Händen einiger Weniger vereinigt findet, daß dann der Friede, der natürliche Zustand, wenn Alle glücklich sind, nothwendigern eise aufhört; und daß, wenn so die Maffe jeder Existenzmittel bar ist, nichts ihr eigen nennt, wenn sie bei jener Kaste, die Alles an sich gerissen hat, nur auf gefühllose Herzen stößt, alle diese Umstände die Epochen jener großen Revolutionen, jener| dentwürdigen Ereignisse herbeiführen, die in dem Buche der Geschichte und der Geschicke vorhergesagt sind, jener Epochen, wo eine allgemeine Umwälzung des Eigenthumssystems unvermeidlich, wo der Aufstand der Armen gegen die Reichen eine unausbleibliche Nothwendigkeit wird.
Wir haben nachgewiesen, daß wir seit 1789 uns in diesem Stadium befinden und daß hierin die Ursache zu finden ist, warum damals die Revolution ausbrach. Wir haben ferner gezeigt, daß seit 1789 und be sonders seit 1794 und 1795 die Mißstände nnd die Unterbrückung des Volkes so zugenommen, daß seine majestätische Erhebung gegen seine Unterdrücker und Ausbeuter dringlicher wird als je.
Ist es etwa das Adergeset, das Ihr wollt, rufen uns hier Tausende ehrlicher Leute entgegen. Nein, wir wollen mehr als das. Wir wissen, welches unwiderlegliche Argument man uns entgegenhalten * önnte. Man würde uns mit Recht einwenden, daß das agrarische Gesetz nur einen Tag vorhielte, daß sich bereits am Tage nach seiner Durch führung die Ungleichheit wieder einstellen würde. Die Tribunen Frant reichs, die vor uns gewesen, haben das wahre System des gesellschaft lichen Glückszustandes besser erfaßt. Sie haben gefühlt, daß es nur in Einrichtungen zu finden sei, welche die thatsächliche Gleichheit ein für allemal fichern und aufrecht erhalten.
,, Die thatsächliche Gleichheit ist kein Traum. Ihre praktische Durchführung wurde von dem großen Tribunen Lykurg erfolgreich vers sucht. Es ist bekannt, wie es ihm gelungen ist, jenes bewunderungs würdige System einzuführen, in welchem die Lasten und die Vortheile der Gesellschaft gleichmäßig vertheilt waren, eine genügende Existenz der unveräußerliche Antheil Aller war und Niemand zu übermäßigem Reichthum gelangen fonnte.**)
Alle aufrichtigen Moraliften haben dies große Prinzip anerkannt und zu weihen gesucht. Diejenigen, welche es am offensten aussprachen, waren nach meiner Ansicht die achtungswürdigsten Menschen und die vortreffs lichsten Tribunen. Der Jude Jesus Christus hat nur mäßigen Anspruch auf diesen Titel, weil er den Grundsatz zu unklar ausgedrückt hat. ,, Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst", lehrt er. Das unterstellt zwar, sagt es aber nicht deutlich genug, daß das erste aller Geseze das ist, daß kein Mensch das Recht hat, zu beanspruchen, daß irgend einer seiner Mitmenschen weniger glüdlich sei als er.
" Jean Jacques hatte dasselbe Prinzip besser formulirt, als er schrieb: „ Soll der gesellschaftliche Zustand vollkommen sein, so muß Jeder genug und darf Niemand zu viel haben." Dieser turze Satz ist nach meiner Ansicht die Duintessens des Gesell schaftsvertrages."
Nach J. J. Rousseau sitirt Baboeuf Diderot, Robespierre , St. Juft 2c. und fährt dann fort:
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,, Es ist Zeit, daß das mit Füßen getretene und gemeuchelte Volk großartiger, feierlicher, in größerer Masse als es je gethan, seinen Willen fund gibt, auf daß nicht nur die Anzeichen, die Begleitungserscheinungen des Elends, sondern die Wirklichkeit, das Elend selbst, ausgerottet werde. Möge das Volt sein Manifest erlassen, möge es in demselben erklären,
*) Das heißt die Neuvertheilung des Grund und Bodens. Anmerkung des Uebersetzers .
**) Wir brauchen den Lesern des ,, Sozialdemokrat" wohl nicht erst bes Weiteren auszuführen, wie sehr Babeuf mit seiner Ansicht über die Lykurgische Verfassung im Jerthum war. Zu seiner Entschuldigung bient, daß sie von seinen Zeitgenossen getheilt wurde.