Abonnements Verden   bei allen schweijerischen Po?bureaur, sowie beim Verlag mb dessen d-kannien Agenten «Xtgegengenommcn. und zwar zum ifotaut zahlbar«« viertrljahripreii Don; Ur. 2, skr dieSchwciz(Kreuzband) »U. skr Deutschland  «Jouvert) |U 1,70 skr Oesterreich(Soudert) Gr. 2,50 skr all« übrigen Länder de» Weltpostvereins(Kreuzdand) Ziserite die dreigespaltene Petitzeile 25 SIS.= 20 Psg. Argan dl Erscheint Wöchentlich einmal in Zürich  (Schweiz  ). Mertag der »«zrsbuchhandlvvO Hottingen, Zürich  . pokstlldllllzeil sranlo gegen srant«. Gewöhnliche Briefe »ach der Schweiz   loste» Doppelport». M 47. Briese an die«edaliion und Elpedition de» in Deulschland und Oesterreich verbotenen.Sozialdemolrat'«olle man unier Beobachiung äußerster Vorsicht abgehen lassen. Z n der Regel schicke man uns die Briese nicht direlt, sondern an die belaunlen Deckadressen. Zn zweiselhasten Fällen eingeschrieben. 19. November 1886. Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht! Wie lange noch? Wem hat sich nicht diese Frage auf die Lippen gedrängt, der die Berichte über die Spremberg  -Kottbuser Ge- richtskomödie, über den Ausgang der Ratzeburger   Brief- fälfchungs- und Wahlbestechungs-Affäre, über die fortgesetzten Versammlungsauflösungen unter den nichtigsten Vorwänden und schließlich über die Massen- Verhaftungen, wie in Frankfurt am Main  , und den durch letztere herbeigeführten schrecklichen Tod des Ar- beiters Schäfer gelesen? Wie lange noch wird diese nichtswürdige Polizei- und Büttelwirthschaft auf dem deutschen   Volke lasten? Was muß erst noch geschehen, bis es sich aufrafft, um der heutigen Schandwirthschaft ein Ende zu machen? Wahrlich, was uns die letzten Tage wieder an Polizei- schurkereicn und Gerichtsinfamien gebracht, es sollte eigentlich mehr als genügen, das Faß zum Ueberlanfen zu bringen. Ein Polizist, dessen Neigung zu Uebergriffen selbst von Seiten seiner Vorgesetzten koustatirt worden ist, veranlaßt durch brutal-proookatorisches Vorgehen gegen eine Anzahl aus- gehobener Rekruten einen Auslauf, wobei er blank zieht, es kommt in weiterer Folge davon zu einer Demonstration der erbitterten Volksmenge und gegen 40 Arbeiter, ein Theil davon kaum dem Jünglingsalter entwachsen, werden zu Gefängniß strafen bis zu 1 Jahr 2 Monaten ver- nrtheilt, der Polizist aber avanzirt vom Sergeant zum Wachtmeister! Freilich, Hubrich ist ein Muster von politischer Gesinnungs- tüchtigkeit, und die Angeklagten sind, weil Arbeiter, sozialdemo- krallscher Gesinnungverdächtig". Ein hochgestellter Richter schreibt an einen Arbeiter einen Brief, worin er einen Stimmen kauf im Strafgesetz mit Gefängniß bis zn zwei Jahren und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bedroht versucht, und versieht diesen Brief er, ein Richter! mit einer gefälschten Unterschrift. Und dieser Mensch, Amtsgerichtsrath Franke, wird vom Dis- ziplinargerichtshof in Kiel   zurStrafversetzung" verurtheilt. Er darf also weiter amtiren, auch fürderhin Recht sprechen. Freilich, Herr Franke ist konservativ, Brieffälschung und Stimmenkauf aber hatten den Zweck, den Liberalen ein Mandat abzujagen! Sollen wir über die neuesten Versammlungsauflösungen und Verbote noch ein Wort verlieren? Hier können wir, mit einer geringfügigen Aenderung, den Dichter sprechen lassen: An's Unerhörte habt Ihr uns gewöhnt!" Die Willkür auf diesen Gebieten hat so schreiende Auswüchse gezeitigt, daß da eigentlich nichts mehr überrascht. In wel- chcm anderen Lande würde man es verstehen, daß, wie vor tiuigen Tagen in Mainz   geschehen, eine Versammlung auf- gelöst wird, weil der Vortragende Bebel einen der hervor- ragendstcn Redner des deutschen   Reichstages genannt? In Deutschland   gehört es zu den Alltäglichkeiten und ist noch nicht einmal das Aergste, waS in dieser Beziehung geleistet wurde. Freilich, nicht gegen Konservative und RegierungSauhänger. Diese dürfen zu den ärgsten Gewaltthaten aufhetzen. Niemand wird es wagen, sie dabei zu stören. Für sie gibt es kein Ver- eins- und Versammlungsgesetz, daS sie geniren könnte, für die Arbeiter aber kein Vereins- und Versammlungsrecht, das sie vor Mißbrauch schützen könnte. Die Ausübung ihrer elementarsten Rechte wird ihnen durch solch infame Praxis geradezu unmöglich gemacht. Handle es sich um rein wirth schaftliche Zwecke, wie bei den Fach- vereinen, oder um dig Theilnahmc au städtischen:c. Wah- len, überall wird der Arbeiter für �vogelfrei erklärt. Und dazu'kommt die nichtswürdige politische Spionage, die bestän- dige Beschnllffelnng, nur gelegentlich unterbrochen durch Ein- brüche in die Wohnungen, Erbrechen von Schränken, Kisten zc. im Namen des Gesetzes". Der Jrländer, den selbst die deutschen  Louservativen als von England unterdrückt hinzustellen lieben, ist hundertmal freier in seiner politischen Bethätigung als der glückliche Bürger des freien Deutschlands   notabene, wenn dieser Deutsche ejn Arbeiter ist. So waren am vorigen Mittwoch m Frankfurt   a. M. eine Anzahl Arbeiter beisammen, um wir folgen dem Po« lizeibericht über die Betheiligung an der Gewerbe. gerichtswahl zu berathen, als, durch einen Schuft von Spitzel avisirt, die Polizei in großer Zahl anrückt, das Lokal be cyl, die Theilnehmer an der Besprechung verhaftet und, zum Theil gefesselt, in Untersuchungshaft führt. Dort werden ihre Papiere durchsucht, aus bloße Notizen hin neue Verhaftungen vor- genommen, so daß man hälie meine» sollen, es handle sich um ein geplantes Verbrechen schlimmster Art. Aber nicht lange hält das geheimnißvolle Gebahren vor, man sieht sich gezwun- gen, Entlassungen vorzunehmen. Einer der Entlassenen, ein Schneider Schäfer, war kaum in seiner Wohnung angelangt, als sich auch schon wieder Polizei zur Haussuchung bei ihm einstellt, und zwar gerade als er einige Papiere Verbren- neu wollte. War eS die Vorstellung, nun wieder in Unter- suchungshaft wandern zu müssei die Furcht, vielleicht die Ur- fache von weiteren Verhaftungen' zu sein, oder welche Gedanken sonst sein Hirn durchkreuzten genug, die Erregung über- mannte ihn, er riß die Fenster auf und stürzte sich vom 4. Stock hinunter auf die Straße. To dt, Herr von Haake! To dt, Herr von Hergenhahn! Todt, Exzellenz von Puttkamer! Eine große Blutlache bezeichnete den Ort," heißt eS im Lokalbericht.Als man den Unglücklichen vom Platze trug, gab er noch geringe Lebenszeichen von sich."... Todt, Fürstliche Durchlaucht! Ein Proletarier weniger auf der Welt.Den Hauswirth", schreibt der Berichterstatter weiter, hörten wir über Schäfer mit großem Nachdruck sagen: Er war ein sehr ordentlicher Mensch." Todt, Ew. kaiserliche nnd königliche Majestät!Der Bor- fall hat eine große Aufregung in der Nähe der Querstraße hervorgerufen; aber die Leute sprechen mehr in sich hinein; sie scheuen sich, ihre Empfindungen und Gedanken Anderen gegenüber zu äußern." Wollt Ihr wissen, was diese Leute in sich hinein gesprochen, was sie sich gescheut, Anderen gegenüber zu äußern, was aber Hunderttausende von deutschen   Arbeitern mit ihnen empfunden, als sie die Nachricht von dem grauenhaften Tode ihres Bruders und Genossen erfahren? Nun, wir wollen es Euch sagen, wir, das Organ dieser Geknebelten. Fluch über das System, dem dieser Brave zum Opfer ge- fallen! Fluch über die Träger dieses Systems, die seinen Tod verschuldet! Fluch über die Hallunken, die ihn in den Tod getrieben!" So denken heute Hunderttaustmde in Deutschland  , und solche Gedanken prägen sich um so tiefer m die Herzen ein, je weni- ger ihre Träger sie nach Außen kundgeben können. Sie müssen heute schweigen, wollen sie sich nicht muthwillig an's Messer liefern. Aber was sie sich schweigend geloben, das werden sie um so sicherer halten. Heute bilden sie noch die Minderheit im Volke. Noch steht die große Mehrheit, getäuscht durch eine feile Presse, abseits der Schaar der Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit. Noch stützt die große Masse der Gedankenlosen die Herrschaft der Lüge und der Niedertracht. Aber diese Masse nimmt an Zahl von Tag zu Tag ab, während die Schaar der für die Emanzipation des Volkes Kämpfenden mit jedem Tage mehr anwächst. Ihr glaubt, dies Wachsthum durch neue Gewaltmaßregeln aufhalten zu können? Thoren, die Ihr seid! Weit entfernt, durch Eure Willkür- Herrschaft die deutschen   Arbeiter mürbe zu machen, weckt Ihr inimer wieder auf's Neue ihre geistige Spannkraft. Das Blut unseres in den entsetzlichen Tod getriebenen Genossen schreit nicht zum Himmel, wohl aber zum Volke, Taufende auf- rüttelud, deren Eifer in Gefahr war, nachzulassen. Jeder Tropfen dieses Blutes düngt die Saat, deren Reife Tausende und Abertausende mit steigender Ungeduld entgegensehen. Die Ernte läßt lange auf sich warten, aber wenn ihre Zeit gekommen, wird die Abrechnung um so gründlicher sein. Chriftlich-soziase Musterinstitute. Wie das Pfaffenthum seinenBeruf zur Gesellschaftsreform" dokumentirt. I. Wer da« Muckerthum an der Arbeit kennen kernen will, der hat nir- gends b'ssere Gelegenheit dazu als in der Umgegend der westfälischen Stadt Bielefeld  . In Nr. 15 de»Sozialdem." erschien bereits unter dem Titel!Ein e ch te r Vertreter der christlichen Liebe" ein kurzer Bericht, worin mitgetheilt wurde, wie der Pastor Mavgelido-f vom Rettungsbaus zu Schtldesche bei Bielefeld   ein 1»jähriges Mädchen, Bertha Töpfer, m so unerbörter Weis« mißhandelte, daß dieselbe infolge dessen mehrere Wochen vollständig arbettsunsähig war und daß ärztliche Hülfe für sie in Anspruch genommen werden mußte. Da nun dort und von dort aus- gehend so Vieles verübt wird, was als Verbrechen bezeichnet werden muß, so erochten wir eS als Pflicht, das Leben und Treiben in dieser Anstalt, sowie daS Leben und Treiben in den hier belegenen, eine ganze Kolonie bildenden An' alten, welch« unter dem NamenPastor Bodel- schwingh'sche Anstalten" weithin bekannt sind, dem Lichte der O.ffent- lichten zu übergeben. D nn diese Anstalten find wabr« Brutstätten sür Verbrechen uns dienen einer Anzahl Psaffen und der.n An- hängiel, welche dort herrl ch und in Freuden leben, als Eldorado, wäh< rend die dort autg nommenen Kranken und Zöglinge sich einer nichts we- Niger   als guten Behandlung zu erfreuen haben, ja vielfach sogar ganz un- menschlich»ah und grau am behandelt«erden. Auch wird dort aus dem <i>ebiete deri r e i e n L i« b e" Großartiges geleistet l Und da iür diese An, stalten in allen Gauen Deutschlands  , ja sogar über die Grenzen hinaus, gebettelt w»d. ja, em gai.ze» Heer Bettler extia angestellt find, welche im ganzen Lar de herumreisend sür diese Anstalten betteln doch nein, Betteln llingt zu aewöhnlich, man nennt es daherKollektiren", da man in netteren Kreisen, namentlich auswärts, tetne Ahnung van dem wahren Leben und Treiben in diesen Anstalten, sowie von den dort ver» übten Verbrechen haben wird, so dürfte es wohl von allgemeinem Inter» esse sein, etwas Näheres darüber zu erfahren. Wir sind sehr gut unter» richtet in dieser Beziehung und bürgen dafür, daß nachfolgende Schilde« rungen der Wahrheit gemäß sind. Zunächst wollen wir die anfangs erwähnte AnstaltRettungshaus bei Schildesche" vornehmen, und das nächste Mal wahrheitsgetreue Betrach« tungen über Leben und Treiben in den Pastor Bodelschwing'schen Anstalten anstellen, wobei dann Dinge zu Tage gefördert werden, so grauenhafter Art, daß man sie kaum für möglich halten sollte, wen» nicht die Beweise dafür vorlägen. Doch beginnen wir: Ungefähr'/. Stund« von Bielefeld   und gleich weit von Schildesch«» an der von Bielefeld   nach Schildesche   führenden Chaussee liegt die An» staltRettungshaus", auchJohannisstist" genannt, welche viele Län« dereien sowie eigene Kirche und Schule besitzt. In dieser Anstalt nun sollen kein Unterkommen habende,verwahrloste" undbesserungsbedürf« tige" Kinder ausgenommen und zu ordentlichen Menschen erzogen werden. Nicht wahr, das klingt sehr schön? Doch lichten wir den Vorhang, hinter welchem diese Erziehung dort betrieben wird, und wir starren einem Bilde entgegen, wie es grauenhaiter nicht gedacht werden kann. Die in dieser Anstalt untergebrachten Zöglinge werden in echt christlicher Weise erzogen, der Erziehungswohlivruch dort lautet:Viel arbeiteu, viel beten, viel Prüg-l und wenig Essen, dennSattessen ist Wyllust und dem Herrn nicht gefällig",genieße, was Dir Gott   beschieden, ent« behre gern, was Du nicht hast,"die Kinder müssen schon frühzeitig an Entbehrung gewöhnt werden," das sind die eigenen Worte deS christlich frommen Pastor Mangelsdorf. Und wahrlich, die Kinder werden dort an Entbehrung gewöhnt. Satt essen ist nicht, Butter auf's Brod be­kommen die Kinder ebenfalls nicht, sondern einfach trockenes Schwarz» brod(Pumpernickel) oder günstigenfalls sogenanntesKraut", eine schwarze klebrige Masse auf das Schwarzbrvd, jedoch nicht zum Satt« werden. So kann man häufig die Zöglinge einander sragen hören,hast Du nicht noch ein Stückch.n Brod?" worauf die Antwort immer ver« neinend ausfällt, denn jeder hat sein Theil verzehrt und nähme gerne noch etwas. Weißbrod(Weizenbrod) bekommen die Zöglinge ebenfalls nicht, oder doch nur in Ausnahmefällen. Wenn z. B. ein Zögling hinter« bringt, was ein Anderer gethan haben soll, also denunzirt, so er» hält der Denunziant dafür ein Stückchen Weißbrod als Belohnung! Infolge dessen kommt es häufig vor, daß ein Zögling vom Andern etwas hinterbringt, was Ei findung, also wissentlich falsche An» gab« des Denunzianten ist, nur um einmal ein Stückchen Weißbrod zu bekommen. Auf diese Weise werden dort Denunzianten förmlich gezüchtet! Auch sonst liefern solche Anstalten den größten Prozentsatz zum Verbrecher« thum, was sehr begreiflich ist, wenn man die dort geübte ErziehungS» Methode in Betracht zieht. Denn anstatt den Kindern die mangelnde Elternliebe ersetzen zu suchen, und sie in Liebe und Mild« oder doch mit sanfter Strenge zu erziehen, gibt man denselben nur harte, lieblose Worte zu hörcn, werden sie mit despotischer Strenge behandelt; und anstatt den Keim des Edlen und Guten, Herz und Vernunft in ihnen zu wecken und zu bilden, und das Selbstbewußtsein zu fördern, damit sie die hohe Würde und Ausgabe der Menschheit begreisen, mit einem Worte, den Menschen in ihnen zu wecken, statt dessen werden grade dies« edlen Güter der Menschheit absichtlich zurückzudrängen und hauptsächlich die thierischen Eigenschaften des Menschen in den Zög« fingen zu wecken gesucht. Oder ist es etwa etwas anderes, wenn nur blinher Gehorsam und zwarGehorsam aus Furcht und Zittern" herangebildet wird? Und dieser Gehorsam ausFurcht und Zittern", er wird dort nur zu sehr erzielt. Denn wahrlich, die Zög» fing« dieser Anstalt, sie fürchten sich und zittern vor den Anstalts-Ange» stellten, vor Allem vor Pusior Mangelsdorf, dem Mann der christ- lichen Liebe. Auch derHausvater" Beh e dortselbst ist ein erbärm- licher Prügelheld, hat er doch erst kürzlich einem Zögling der Anstalt 40 Schläge Prügel in einer Tour ertheilt, und zwar gehörige Streiche. Es klingt dies zwar unglaublich,'ist aber wahr. DieseS In- dividuum ist als armer Schlucker in dasRettungshauS" gekommen, erhält alsHausvater" täglich 2 Mark, hat große Familie, bringt die Anstaltsmethode der Entbehrung bei sich und seiner Familie mcht iz» Anwendung, lebt und zehrt vielmehr sehr gut, und gilt dabei jetzt als sehr reich. Alles von zwei Marl   täglich. Da sieht man doch, daß Gottes Segen m-t ihm ist. Wie sollte er auch anders dazu gelangt sein? In der Bibel steht ja schon:Seinen Freunden gibt eg Gott schlafend." Doch wieder zurück zum eigentlichen Thema. Daß die Zöglinge im Rettungshause sich keiner anstündigen Behandlung zu erfreuen haben, haben wir bereits erwähnt. An Prügeln mangelt es dort nicht, und außerdem ist dort eine Extra-Bestrafun*.smethode eingeführt, welche zur Charakteristik deS leitendenSystems" erwähnt werden muß. Wenn z. B. infolge der unwürdigen Behandlung und au« Sehnsucht nach Eltern und Geschwistern, also aus Heimweh, ein Zo lling die Anstalt heimlich verläßt und fortläuft, so wird hinter dem Flüchtling her ein« richtige Hetzjagd in Szene gesetzt und mit dem wtedereingefangenen Flüchtling mit einer Rohheit verfahren, die jeder Beschreit>ung spottet. Schreiber dieses war einmal Augenzeug« einer solchen B.rfolgungsizene, und ich muß gestehen, solche Brutatitälkn und Rohheiten, wie dabei g«- übt wurden, sind mir sonst nirgends vorgekommen. Solche Flüchtling« nun, oder wer fich von den Zogfingen besonders ichwer vergangen haben soll, bekommen zunächst das Urnversalmittel der Anstalt, Prügel, oder besser gesagt Schläge. Sodann werden dieselben längere Zeit bei Wasser und Brod eingesperrt; und hernach werden sie mit einem Anzug bekleidet, bei dem z. B. bei Knaben die eine Hülste der Hose blau und die ander« Hülste grau ist, während an der Selte, wo die Hose grau, die I cke dann blau ist, und umgekehrt; die Kopfbedeckung ist ebenso arrangirt. Die Mädchen werden in ähnlicher Weise gezeichnet, und in solchem Anzug« gekennzeichnet, müssen die Kinder alsdann mit den übrigen Zöglingen zusammen im Garten oder aus dem Felde arbeiten und des Sonntags Vormittags sogar mit den Andern zusammen eine halbe Stunde weit nach Ech'Idesche zur Kirche gehen. Auch dürfen die übrigen Zöglinge mit ihnen nicht sprechen. Schon mancher Vorübergehende war beim Anblick dessen empört über solche Aechtung. Und was die Prügelstrafe in der Anstalt betrifft, so wissen die Zöglinge davon zu erzählen. Schon mehrere Kinder sind infolge der, namentlich von Pastor Mangels» dors erhaltenen Schläge unter unsäglichen Schmerzen gestorben! Pastor MaugelSdorf hat in dieser Beziehung schon mehr wie einen Mord aus dem Gewissen l Wir sind auf Wunsch gerne bereit, die Beweise dafür zu liesern. Pastor Mangelsdorf ist ein Verbrecher in des Wortes vollster Bedeutung, der an den Schandpfahl und in« Zuchthaus   gehört. Und was wird dort nicht alles in Bezug auf die Zögling« als schwere» vergehen bezeichnet I So wird z. B. fast täglich der eine oder ander« der Zöglinge zur Stadt geschickt, um Defikat-ssen und sonstige Leckereien zu holen, wovon die Zögling« selbstredend nicht bekommen; selbst daS Kind, welches dergleichen holen muß, bekommt nichts davon. Daß ein Kind unter solchen Umständen schließlich auch einmal begehrlich darnach wird, ist gewiß sehr begreiflich; bei welchem Kind« wäre dies wohl nicht der Fall? Wenn fich nun ein Kind, welches derartige Leckereien holen