mSchtigt haben, denn wie im dritten, so entschieden sie auch im viertenProzeß bei Beantwortung der an sie gestellten Fragen, wenn auch nichtsreisprechend, so doch im milderen Sinne. Es waren die Herren Richter,die alsdann die Strafen so hoch wie möglich ansetzten. So wurdendenn auch im vierten Prozeß zwei Arbeiter zu je anderthalb Iah-»en, ein dritter zu ein Jahr und acht Monaten Gefäng-«iß verurtheilt.Wir können hier nur noch einmal wiederholen, was wir bereits invoriger Nummer über die voraussichtliche Wirkung dieser enormenStrafen gesagt haben. Warten wir ab, in welchem Sinne sie auf dieArbeiterschaft von Spremberg ic.„bessernd" und„Abscheu er-regend" gewirkt haben.,— Die Impotenz des bürgerlichen Radikalismus zeitigt»war in keinem andern Lande so klägliche Erscheinungen als in Deutsch-land, ist aber selbst eine internationale Erscheinung. In allen modernenStaaten sehen wir Institutionen in Kraft, welche dem Programm desRadikalismus direkt widersprechen, und gegen die er auch eine zur Tra-dition gewordene Abneigung hat. Aber selbst wo er die Macht dazuhätte, ihnen ernsthast zu Leibe zu gehen, wagt er es nicht, weil er insich nicht mehr die Kraft suhlt, den Kamps mit dem Vorurtheil aufzu-nehmen, dem sie ihre Entstehung verdanken.Ganz besonders zeigt sich das in seinem Verhalten gegenüber demMilitarismus. Dieser ist dem gesinnunzstüchtigen Liberalen oderRadikalen„in tiefster, innerster Seele verhaßt". Sehen wir aber, daßer in irgend einem Lande Anstalten macht, ihm auch nur einigermaßenernsthaft zu Leibe zu gehen? Mit Nichten. Er sperrt sich gegen seineForderungen wie eine nicht sehr kapitelfeste Jungfrau gegen die Um-armungen eines ihr etwas unsympathischen Bewerbers. Er räsonnirtund schreit, aber schließlich gibt er doch nach.Was ist das zum Beispiel für eine Parole, welche der deutsch- Frei-sinn jetzt mit Emphase in seinen Blättern vertritt: Keine Mehr-•ausgaben? Gewiß, ein sehr schöner Gedanke, und unsertwegen auchaufrichtig gemeint. Aber wie nichtssagend sie ist, geht daraus hervor,daß die bismarckfromme Berliner„Post" mit unbezahlbarer Ironie sieebenfalls sich zu eigen gemacht und erklärt hat:„Keine Mehrausgaben,deren unbedingte Nothwendigkeit nicht nachgewiezen wird." Wenn manaber das Fundament des Militarismus nicht angreift, so ist heute nichtsleichter als der Nachweis dieser„unbedingten Nothwendigkeit". DieMotivirung ist die einfachste von der Welt. Es ist die bekannte unend-«che Schraube: Da wir von zwei Seiten zugleich angegriffen werdenkönnen, so müffen wir stark genug sein den Kamps eventuell mit beidenaufzunehmen. Auf dem Boden des herrschenden Militärsystems läßt sichNichts oder wenig Stichhaltiges dagegen einwenden; die Debatte spieltsich schließlich, wenn es zum Klappen kommt, in einer Weese ab, alsstritten verschiedene Beamte ein- und deffelöen Refforts über die Roth-wendigkeit dieser oder jener Neuerung. Sehr intereffant und lehrreich,aber— cela ne tire pas& consetpience, wie der Franzose sagt: Eszieht keine Folgen nach sich..Sehr treffend hat vor einigen Tagen Jules Guesde bei Besprechungder Büdgettede Camille Pelletan's— des französischen Eugen Richt-r—im ,Cri du Peuple" dieses System gekennzeichnet.„Stellt euch vor,"schreibt er,„jemand sei in einen Bach voller Blutegeln gefallen, dle;elbenhaben sich von allen Seiten über ihn hergemacht und saugen ihm mitdem Blut das Leben aus.'Da kommt ein Freund, ein Bruder, einRetter daher und hält ihm ungefähr folgende Rede:Du bist verloren! Jeder Zug Deiner unfreiwilligen Mielhlinge er-schöpft Deine Kraft, die Du vergebens zu ersetzen suchen wirst. Fastalles Brod oder Fleisch, das ich Dir in den Mund stecken könnte, würde,ohne jede andere Wirkung für Dich als die einer Ermüdung DeinerOrgane, von Deinen„Miteffern" ausgesaugt werden. Beim ersten Steigendes Wafferstandes— und die Zeit, da der Schnee schmilzt, ist nahe—wirst Du, unfähig, Dich über Waffer zu halten, hinweggeriffen werdenund ertrinken. Aber— laß alle Blutegel, die Du jetzt hast, hübsch anDir sitzen, und beschränke Dich darauf, Acht zu geben, daß eS nicht nochwehr werden."So ist's in Frankreich, und so ist's in Deutschland. Der Verlauf derMilitärdebatten im Reichetage wird einen weiteren Beweis dafür liefern,und— die Zahl der Blutegel wird um ein Erhebliches zunehmen.— Rührende Bescheidenheit. In Gera tagte vom 14. bis16. November ein Kongreß freier eingeschriebenerHilfs-kassen, aus dem 28 3 Kassen mit einer Gesammtmitgliederzahl von4 1 8,3 8 9 durch ISS Delegirte vertreten waren. Und zwar vertraten:30 Delegirte 28 Zentraliaffen mit 266,070 Mitgl.102„ 161 lokal eingeschriebene Hilfskassen„ 110,099„21„ 94 auf Grund landesrechtlicherVorschriften errichteter HilsSkassen„ 42,820„Der Kongreß, der in mehreren Resolutionen für Abänderung desKrankenoersicherungSgesetzes eintrat, hat sich durch dieses Majestäts-verbrechen an der ersten Frucht der Bismarckischen„Sozialreform" denganz besonderen Zorn des großen Sozialreformers und seiner Lakaienzugezogen und wird denn auch von dem Reptil, das den,„Berlinerpolitische Nachrichten" genannten Waschzettel Sr. Exzellenzvon Scholz herausgibt, sofort als„sozialdemokratisch" denunziit.Bisher halten sich nur die zertralisirten Kassen der Ehre erfreut, vonden Offiziösen für sozia'deinokraiisch erklärt zu werden, daß jetzt auchdie lokalen lc. Kassen daran müffen, ist ein Fortschritt, den wir nurmit Freuden begrüßen. Wir haben wirklich keinen Grund, zu prote-stiren, daß zirka 300 Kaffen mit 420,000 Mitgliedern uns zugezähltmerden, wünschen vielmehr von Herzen Se. Exzellenz oder Seiner Ex-zellenz Schweinburg mögen Recht haben.Aber mit Schimpfen allein ists nicht gelhan, 300 Kaffen bleiben 300Kaffen, und schließlich braucht ja gerade die Sozialresorm„Erfolge" so«öthig wie's liebe Brod. Nachdem also Schweinburg, seiner Natur gemäß,sich tüchtig auedenunzirt, schwenkt er plötzlich um und fährt fort:„Von gewissem Interesse waren jedoch die Verhandlungen des GeraorKongresses insofern, als man selbst dort nicht riskirt hat, zu leugnen,daß sowohl die Krankenversicherung als die Unfallversicherung dem Ar-beiter Vortheile biete, die ihm vordem nicht geboten waren. Bezüglichbeider Gesetze kam dieses Einverständniß, neben dem im Nebligen aus-gesprochenen Tadel derselben» in den beschlossenen Resolutionen zumNusdruck."Man kann wirklich nicht bescheiden-c sein. Also wenn die unter soschweren Geburtswehen zustande gekommenen Gesetze, für die bekanntlich unsere Partei von vornherein im Prinzip eingetreten war, die siesogar viel früher schon verlangt hatten, wenn diese Gesetze nicht als totalunbrauchbar verworfen werden, man vielmehr versucht, auS ihnen etwasordentliches zu machen, so ist selbst das schon für Seine Exzellenz ein„Eingeständniß". Wie gering muß der Mann von seiner und seinesHerrn und Meister gesetzgeberischer Begabung denken! Und er hat garnicht so Unrecht. Man bedenk« nur, wie wenig dazu gehörte, ein gutesKrankenversicherungsgesetz zu schaffen, und wie viel dem jetzigen daranfehlt, auch nur den mäßigsten Ansprüchen an em solches zu genügen.Ja, anstatt einzusehen, daß die auf dem G-raer Kongreß beschlossenenAbänderungsvorschläge nur dem Gesetze zu Gute kommen würden, denun-zirte sie der Minister in seiner Bornirtheit als sozialdemokratisch, undläßt die Mißstände fortdauern, zu deren schlimmsten— um bei der vonihm den freien Kassen gegenüber angewendeten Redeweise zu bleiben—der Einfluß politischer, das heißt° r b e i t° r f e i n d l ich e r Tendenzenbei den Regierungsorganen auf ,hre Stellung zu den verschiedenen Kaffengehört.— 5*n Mannbeim hat am 26. November«ine Nachwahl zumReichstag statlgefunden, da der Demokrat K l o p f e r sem Mandatkrankheitshalber niedergelegt hatte. Bezeichnenderweise hatte die Volks-vartei die bisberiae Inhaberin des Wahlkreises, kernen geeigneten Kan-verzichtet, sich„alle Rechte für die Zukunft vorbehaltend.Nim damit wird es wohl nicht vrel werden, der Kandrdatenmangelwar �n diesem Falle das Anzeichen ein-S viel schlimmeren Defizits, desMangels an einem einheitlichen Programm odn präziser an einheitlichenPrinzivien Der Kamps gegen das Preußenthum genügt heute, wo diefU i;'f ta a t Udk n Ji e g i e tu n g e n sich s-mmt und sonders noch preußischer alsPreußen selbst verhalten, durchaus nicht mehr, um eine politische Parteizusammen uhalten. und mit der rein formalen Demokratie lockt man»einen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. D.e politische Form ver-langt heute einen sozialen Inhalt, und dieser fuhrt zum Hervortretender Klassengegensätze, deren zersetzender Wirkung so verschwommeneParteien wie die süddeutsche Volkspartei nicht gewachsen sind. Die pro-letarischen und ihrer sozialen Stellung oder ihrer Denkweise nach zumProletariat hinneigenden Elemente gehen zur Sozialdemokratie, die übri-gen suchen je nach ihren Klassen- rc.-Jnteressen Unterschlupf in einer deralten Parteien, namentlich bei dem Mischmasch, Mittelpartei genannt.Das hat sich denn auch in der vorliegenden Wahl gezeigt, nachdem dieHerren von der Volkspartei es nicht einmal über sich vermocht hatten,ihren Wählern eine jedes Mißverständniß ausschließende Wahlparolezu geben.Die K359 Stimmen, welche ihr Kandidat Klopfer 1884 im erstenWahlgang erhalten,„verkrümelten" sich buchstäblich, und zwar entfielder Löwenantheil derselben, wie übrigens recht und billig, auf unserePartei, ein annähernd ebenso großer Theil auf die Nationalliberalen,deren Kandidat Dissens sich politisch möglichst farblos gab, um denKandidaten der Geschäftswelt— er ist Borsitzender der Handels-kammer— desto schärfer in den Vordergrund treten zu lassen. Das sehrlehrreiche Stimmenverhältniß ist folgendes:1884 1886Volkspartei S3S9 Schwamm drüber!WachsthumZentrum 1881: 1366*)— 1963 597Konservative 335 998 4S8Nationalliberale 5901 7588 1684Sozialdemokraten 4846 6808 1962Unsere Genossen, die eine außerordentlich rührige Agitation entfalteten,finden demnach ihr Mühen reichlich belohnt. Genosse D r e e s b a ch, ihrKandidat, kommt mit Herrn Dissens in die Stichwahl, und wenn auchHerrn DiffenS die 993 Stimmen der Konservativen gewiß sind, sie istseine Wahl damit doch noch nicht besiegelt, sobald es unseren Genossengelingt, auS den Reihen der Zentrumswähler, denen es, wo die religiöseFrage nicht in Betracht kommt, ebenso ergeht wie der Volkspartei, undauS der großen Zahl Derer, die im ersten Wahlgang noch nicht gewählt,eine genügende Reserve heranzuziehen.Jedenfalls hat der Kamps sich zu einer Fragestellung zugespitzt, mitder wir nur zufrieden sein können: Dort der erklärte Vertreter derAusbeutergesellschaft— hier der-Vertreter der neuen sozialistischen Ge-sellschaftsordnung. Für jeden klar denkenden Arbeiter, für jeden wirk»lich freiheitlich gesinnnten Mann kann die Wahl nicht zweifelhaft sein.Wie aber auch diesmal das Endresultat lauten mag, unsere Partei darfmit Stolz auf die nachstehende Liste blicken:1874: 1877: 1878: 1831: 1884: 1886:1056 1689 2376 2517 4846 6808Ein Hoch unseren wackeren Mannheimer Genossen!-w- Wieder etwas von Putth. Es war anfangs der SechszigerJahre, in der Konfliklszeit, als Bismarck alle Nasenlang den preußischenLandtag nach Hause schickte. Damals war der jetzige ReichspolizeiministerEhren- Puttkamer noch Landrath in dem pommerschen StädtchenD e m m i n. Schneidig waltetet« er seines Amtes, wirkte mit kosakischerBrutalität und zarischer Gesetzwidrigkeit für seinen verehrten Vetter, be-einflußte die Wahlen im Sinne der Regierung und hatte sich im kleinenKreise bereits zu jener Zeit so verhaßt gemacht, wie jetzt überall inDeutschland und darüber hinaus. War da eines TageS wieder Wahl,und Putty der Eifrige befand sich in der als Wahllokal dienenden Gast-wirthschast des Bäckers Rad w an g in der Anklamerstraße. Regie-rungsanhänger und Fortschrittler drängten sich zum Wählen, als Plötz-lich im Zimmer ein furchtbarer Lärm entstand. Zwei pommersche Hünen-gestalten, urwüchsig, derbknochia, die reinen Hinterwäldler, lagen sich inden Haaren. Es waren zwei Brüder, ihres Zeichens starksäustige Pfla-sterer. Der eine schrie, er sei ein Liberaler, und suchte seinem Bruder,der sich konservativ geberdete, die Grundsätze der Fortschrittspolitik aufseindringlichste einzubläuen. Die Söhne Plattlands schoben, schlugen,stießen sich, bald siegte der Liberale, bald hatte der Konservative dieOberhand. Putty's Herz erglühte in patriotischem Eifer; er wollte einerettende That verrichten und schlug sich für den regierungsfreundlichenBruder ins Mittel. Damit kam er aber schlecht an: die feindlichen Brü-der versöhnten sich jetzt und walkten den Herrn Landrath gottsjämmer-lich durch, so entsetzlich, daß ihm für einige Zeit Hören und Sehen, sürlängere Zeit das Sitzen verging, sintemal sein aristokratischer Hinterer(Heinrich Heine nennt diesen Körpertheil die Legitimität) in die untanf-teste, handgreiflichste Berührung mit den klopsgeübten, plebejischen Pfla-stererfäusten gerieth. Die wackeren Pommern oerarbeiteten des Tugend-bocks Legitimität und sonstige Leiblichkeit aufs solideste und— zogendann hohnlächelnd von bannen. Denn die ganze Prügelszene war einsorgfältig einstudirter, vorbereiteter, gutgelungener Streich der zwei zurpolitischen Opposition gehörenden Pflasterer. Es ist, als ob sie die ganzeNiederträchtigkeit dieses Oberstaatshallunken, Ordnungsretters, Jhring-Mahlow-Nährvaters und Dynamitardenprotektors bereits vorempsundenund das beleidigte Volk durch einen Akt der Lynchjustiz dafür ein kleinwenig entschädigt hätten.Daß diese«lomonstratio ack dommem nichts genützt, beweist, wie dick-fellig Putty ist. Aber die Prügel hat er weg, und die Demminer. habenlange nicht so gelacht wie damals.Uebrigens hat schon in den Sechsziger Jahren unser Ziegenbart aufden Ministerposten gerechnet. Als der Kronprinz das neue, nach Demminverlegte Uianenreziment inspiziren wollte, ließ sich die„Gnädige", diePutlkamerfrau, ein weißes Atlaskleid machen. Dabei äußerte sie zu ihrerSchneiderin:„Ich brauche es doch; mein Mann wird ja bald Ministerwerden." Nun, so schnell ging es nicht, aber jetzt ist Putty am Zielund zeigt seine Uneigennützigkeit allerwegen: sogar freie Wohnung undMiethscntschädigung nimmt er. Jetzt würde indeß eine Anerkennung,wie sie ihm die Demminer Pflasterer zu Theil werden ließen, eine inl-der Beziehung unzureichende Belohnung für seine notorischen Ver-d, e n st e sein.— Die ReichsrechtSfälscher-Akadcmie hat nun auch in der An«gelegenheit der D i ä t e n p r o z e s s e des„Durchlaucht" Fiskus gejpro-chen und zwar, wie selbstverständlich, im Sinne des Letzteren. Wie derBusenfreund des gewissenlosesten aller Börsenjobber, Bleichröder— derbiedere Otto, der sich nicht wohl fühlt, wenn er nicht alle paar Jahreeine Dotation einstreicht, und müßte sie den Arbeitern nickelweise ausder Tasche geholt werden— so ist auch das Reichsgericht der Ansicht, daßder Bezug von Parteidiäten für seine Thätigkeit im Reichstage für einenAbgeordneten, der nicht sünfzehnsacher Millionär ist, ein„unerlaubterGewinn' ist und dem Fiskus in den allezeit gierigen Rachen gehört.- Rechtsspruch ist einer Zeit würdig, wo Arbeiter wegen Widersetz-lchkett gegen einen frechen Ueberfall aus Jahrelang ins Zuchthausspedirt werden, und ein Amtsgerichtsrath Franke, der eine Unter-s ch r i f t g e f a l s ch t und einen strafbaren Stimmenkaufversucht hat, rmt einer bloßen„Strafversetzung" davon kam.?ro� fä® aKe guten Bürger. Wir lesen indeutschen Blättern:„In einem in Conrad's„Jahrbüchern" enthaltenenrul£»&er?rtn e.n' und Arbeitshäuser war zum Beweisfür die Behauptung, daß d e r m o r a lis ch e W e r th der Prügel-f � Zuritte! in den Armen- und Arbeitshäusern einSh U l*° ch e sei. auf die„Thatsache" hingewiesen,daß nn Königreich Sachsen die entlassenen arbeitsscheuen Korrigendenuor der Prügelstrafe und wegen des Verbots der Prügel-strafe ,n den Gesangnissen und Zuchthäusem Verbrechen, namentlichBrandstiftungen begehen, um nicht wieder ins Arbeitshaus gebracht zuwerden. Mit Bezug auf diese Behauptung hat das sächsische Ministerium des Innern der Redaktion der genannten„Jahrbücher" einei!??» n g zugehen lassen, in der es u. A. heißt: Im M ä n n e r-zu cht Haus eist die Prügelstrafe niemal sverbotengewesen:aber auch m den Gefängnißstrafanstalten sür männliche Personen istkörperliche Züchtigung als Disciplinarstrafe seit mehreren Jahren unterdenselben Voraussetzungen wieder zugelassen, wie in den Gerichtsge-sangnlffen. E s wird auch t h a t s ä ch l i ch von diesem Disciplinarmittelgebrauch gemacht; im Jahre 1885 ist es in den Landesstrafanstaltendes Königreichs Sachsen in 46 Fällen angewendet worden. Daß trotz-dem einzelne Falle vorgekommen sind, in denen Armen- und Arbeits-hauslinge Verbrechen begangen haben, um dem Armen- bz. ArbeitshauseTO!lr®aä;§en!!:umit5il!lt 1881 1366 Stimmen; 1884 enthielt es sich derWahl zu Gunsten Klopser'S.zu entgeh-« und lieber in eine Strafanstalt zu kommen, ist richtig. Si�bilden aber nur einen Bruchtheil derjenigen ebenfalls nicht gerade bedeu'tenden Zahl von Fällen, in welchen die Einlieferung verkommener Sub'jekte in eine Strafanstalt aus verschiedenen Gründen geradezu bezwecktworden ist. Seit aber die Strafanstaltsverwaltung dieser Erscheinungbesondere Beachtung geschenkt und entsprechende Maßregelngetroffen hat, ist die Zahl solcher Fälle bereits zurückgegangen."Es wird also fortgeprügelt. Welche Beruhigung, zu vernehmen,daß nicht nur die Zuchthäuser sondern auch Gesängniß instalten sich aufder Höhe der A r m e n- und Arbeitshäuser b. finden! Daß keindurch die Sünde der Gesellschaft zur Arbeitsscheue Herabge«sunkener mehr in die Versuchung g-räth, sich vom Armenhaus in'sZuchthaus zu wünschen, weil er weiß, ob Zuchthaus oder Armen-Haus, geprügelt wirst Du hier wie da!Der weiland Dr. Eisenbart hätte die Ausgleichung nicht besser be-wirken können. Auch er wäre in solchem Dilemma nie auf die Ideegekommen, für bessere Zustände in den Arbeitshäusern zu sorgen,warum sollen es die Regierungen anders machen, die ja sammt undsonders nach der Weise des eisernen— Sozialreformers tanzen?Nur immer fortgeprügelt, so löst man alle schwierigen Probleme derWelt.— Von Nah und Fern. In Hameln(Hannover) sind voreinigen Wochen auf eine nichtswürdige Denunziation hin9 Genossen unter der Beschuldigung, verbotene Schriften verbreitet zuhaben, verhastet worden, davon mußten aber 8 wieder entlassen werden,allerdings nachdem sie 17 Tage in Untersuchungshast zugebracht. Aneine Entschädigung denkt natürlich kein Mensch, solche kleineScherze, die unter Umständen die ganze Existenz des Betroffenen inFrage stellen, gehören zu den besonderen Annehmlichkeiten des Polizei-staats, die der beglückte Bürger dankbaren Gemüthes hinzunehmen hat.—Die Denkschriften über die Handhabung des kleinenBelagerungs«zustandes in Berlin und Hamburg-Altona sind bereitserschienen. Sie sind noch genau so arm an Logik und Ueberzeugungskrast alsin früheren Jahren—„in dürren Blättern säuselt der Wind". Daseinzig für uns Interessante daraus sind einige statistische Zahlen. InBerlin waren bis Mitte August d. I. 172, in Hamburg-Altonau. s. w. 233 Ausweisungen in Kraft. Kein Wunder, einengrößeren Schurken als der Altonaer Mord-Engel gibt es selbst inBerlin nicht.— Der Reichstag ist seit Donnerstag zusammen«getreten, hat aber bisher nur die T h r o n r e d e angehört und seineBureauwahl vorgenommen. Erster« ist diesmal sehr kleinmüthigausgefallen, mit dem sonst unvermeidlichen„gesicherten Frieden" hapertes nämlich. Väterchen, dessen Verrücktheit immer deutlicher zuTage tritt, ist ein vollständig willenloses Werkzeug in den Händen derpanslavistischen Maulhelden, und diese möchten am liebsten einen euro-päischen Krieg, um dabei im Trüben zu fischen. Wie anders ständeDeutschland jetzt Rußland gegenüber, wenn eS 1870 gegen Frankreichverfahren wäre, wie die„vatsrlandslosen" Sozialdemokraten es ver«langten!— Di« französische Republik genießt die Ehre, russische„Schutz-befohlene" in Bulgarien unter ihre Fittiche nehmen zu dürfen, nichtallein, sie theilt sie mit dem deutschen Reiche. Der Chauvinismus hübenund drüben hat also keine Ursache, sich wichtig zu machen.— Die I r-länder wollen sich nicht länger von der jetzigen Regierung hinhaltenlassen und beginnen jetzt die Agitation gegen die Landlords mitneuer Kraft, worauf die Herren Konservativen mit gerichtlichen Verfol-gungen, Versammlungsverboten»c. geantwortet haben. Wollen sehen,wer den Kürzeren zieht.Korrespondenzen.Königsberg i. Pr. Sonntag, den 14. November, gelangte hiereine:„Was wollen die Sozialdemokraten? Ein nichtgehaltener Vortrag von A. Godau" betitelte Broschüre inzirka 19,000 Exemplaren zur Vertheilung. In weiteren 18 Städten derProvinz sind am gleichen Tage ebenfalls 4-5000 Exemplare derselbenBroschüre verbreitet worden. Das anderthalb Bogen starke Schriftchen»welches in populärer Sprache zuerst die Ursache der Parteibildungenbehandelt und dann unsere Forderungen, vornehmlich das Hauptbestrebender Partei, Ueberführung der Arbeitsmittel in denBesitz der Gesammtheit, erläutert, hat beim Publikum einerecht freundliche Aufnahme gefunden, und hoffen wir damit viel Unklar-heit über unsere Bestrebungen beseitigt und eine feste Grundlage in dergroßen Masse für die weitere Entwicklung unserer Parteiverhältnissegeschaffen zu haben. Daß die Polizei von der ganzen Sache nicht sehrerbaut ist, ist kein Wunder, vornehmlich schon deshalb, weil wir inangeborener und anerzogener Achtung vor diesem Institut den HerrnPräsidenten Sonntags früh zu allererst mit einem Exemplar der Schrifterfreuten. Herr Böttcher II, der in Anbetracht seiner Verdienste, dieer sich durch das rückstchlslose Auflösen aller von ihm bewachten Ver«sammiungen erworben hat, unlängst zum Oberhaupt der hiesigen Krimi«nalpolizei avanzirt ist, hat seinen weiteren Vorgesetzten jedenfalls be«wiesen, daß man wohl ein ausgesprochenes Talent zum brutalen Unter«drücken auch des letzten Restchens von Versammlungsfreiheit haben, inallem Anderen aber ein großer Stümper sein kann. Trotzdem dieBroschüre in einer größeren Druckerei, mit Zuhilfenahme und Wisseneines zirka 50 Personen starken Personals, ohne alle Heimlichkeit her«gestellt wurde, wußte die Polizei nicht früher von dem Unternehmen,bis am Sonntag früh jedem der Herren ein Exemplar zugestelltworden war.Von der hiesigen Presse benimmt sich das Organ des Herrn Pro»fessor Möller, die„dcutsch-freisinnige"„Hartung'scheZeitung", am gemeinsten, indem das Blatt in einer 7 Spaltenlangen Notiz die Thatsache konstatirte und gleichzeitig mit frecher Slirnedie Lüge hinzufügte:„Die Schrift enthält absolut nichts Neues, vorallen Dingen aber kein Wort über die wirklichen Bestreb-ungen der Sozialdemokratie. Im Uebrigen aber wimmeltsie von den allbekannten Banalitäten und Phrasen."Nun, der Leserkreis der„Hartung'schen" hat die Broschüre ebenfallsstudirt, eine derartige Kampfesweise wird auch diesen Leuten dieAugen über den Charakter ihrer Wortführer öffnen, das dürfte das ver«logen« Preßgesindel früher merken, als ihm lieb ist.jVNachwort der Redaktion: Als Beweis, wie recht der Kor*respondent hat, wenn er die„Hartung'sche Zeitung" der Verlogenheitbezichtigt, lassen wir hiermit zwei Stellen aus der wirklich recht hübschgehaltenen Agitationsschrift solgen:„Das Hanptbestrcben der Sozialdemokratie ist darauf gerichtet,die Macht des Kapitals ganz zu b r e ch e n, die Kapital«Herrschaft mit ihrer Ausbeutung des Arbeiter« als Lohn»arbeiter ganz zu beseitigen und an Stelle der Lohnarbeitdie genossenschaftliche Arbeit einzuführen, bei welcher der Ar«beiter, überhaupt Jeder, der eine nutzbringende Thätigkeit entwickelt,den v o l l e n Ertrag seines Schaffens erhält und nicht, wie jetzt, miteinem Bruchtheil abgefüttert wird, während der Löwenantheil meisten«Demjenigen zusällt, der g a r n i ch t arbeitet.„Falsch ist es nun, wenn behauptet wird, wir wollen, um einen sol»chen Zustand zu ermöglichen, das gesammte Privateigenthumabschaffen. Richtig dagegen ist, daß wir verlangen: der Staat—worunter wir die Gemeinschaft aller Staatsangehöri»gen verstehen— soll Eigenthümer desjenigen Eigen«t h u m s werden, welches, bliebe e8 für immer in den Händen einerAnzahl Kapitalisten, diesen auch für immer die Macht gäbe, diegroße Masse des Volkes zu ihrem alleinigen Vortheil auszunutzen.Die großen Arbeitsmittel, wie Grund und Boden, Bergwerke,Fabriken u. s. w., sollen Eigenthum der Gesammtheit wer«den. An Stelle der Einzel Unternehmer soll schließlich die G e s a m m t-heit, der S t a a t, als Unternehmer treten, damit auch die G e«sammtheit, die Gemeinschaft, den Nutzen von der ganzenArbeit hat."...„Zuletzt ruft man uns entgegen:„Ja, wenn die ganze Arbeitstaatlich oder gemeinschaftlich organisirt wäre, dann würdenwir ja Alle eine ähnliche Stellung einnehmen wie die heutigen Beamten.