wahr. Die Sache verhält sich so: während die bei Prinz Verhafteten feines anderen Verbrechens schuldig waren, als sich in nicht ver schloffenem Raum über Gemeindeangelegenheiten, speziell die Wahlen für bas gewerbliche Schiedsgericht( nicht den Gemeinderath) zu unterhalten, und während bei keinem von ihnen irgend etwas Rompromittirendes gefunden wurde, sind von ande= rer Seite der Polizei und dem Untersuchungsrichter sehr tom s promittirende, Geständnisse" gemacht worden, auf Grund beren die Staatsanwaltschaft eine Hoch- und Landesverraths- Anklage gründen zu fönnen hoffte. Leider erwies sich aber die Dualität der Ur heber dieser Geständnisse" als eine so zweifelhafte, daß die Staatsanwaltschaft eine verbesserte und vermehrte Auflage des Bro effes Jhring Mahlow befürchtete und im Interesse des Rufs der preußischen Polizei und insbesondere des Herrn von Putt tamer, den Gedanken eines Hoch- und Landesverrathes- Prozesses aufgab.
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Diese Andeutungen, die später vervollständigt werden können, mögen für heute genügen.
Nur Eines sei noch bemerkt: unter den aus Frankfurt Ausgewiesenen befinden sich( wie wir bereits in voriger Nummer mittheilten), Leute, bie der Partei nicht angehören und das stärkste Mißtrauen erweden müssen.
Unter solchen Umständen empfiehlt sich die äußerste Vorsicht, and fann nicht Jeber, der sich als Frankfurter Ausgewiesener legitimirt, auf Vertrauen Anspruch machen."
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Preußen marschirt an der Spike der Zivilisation. Daß Preußen, das so eifersüchtig darauf wacht, sich in allem, was die Militärbressur betrifft, von keinem Staat der Welt überflügeln zu laffen, in Bezug auf die Schule einst der Ruhm des preußischen Staates fich von fast allen Kulturländern mit der größten Seelenruhe über holen läßt, ist bekannt. Aber das genügt, wie es scheint, noch nicht. Jede Ausgabe für das Schulwesen, d. h. das Volksschulwesen, scheint bem preußischen Staat, bezw. seinen Strebern von Beamten, schon zu Diel je höher das Kriegsbudget geschraubt wird, um so tiefer suchen sie das Schul budget zu drücken. Ein Musterbeamter in biefer Beziehung ist der Landrathsamtsverwalter des Kreises Beu then in Schlesien . Man höre nur, was jüngst der in Breslau erscheinenden ,, Katholischen Lehrerzeitung" über diesen gelehrigen Schüler Eugend Butty's geschrieben wird, und zwar unter ausdrücklicher Berbürs gung der Wahrheit:
Mehrere Lehrer des hiesigen Wahlkreises haben seit einer Reihe von Jahren ein etwas größeres Gehalt ausgezahlt bekommen, als ihnen eigentlich zukam. Diese wurden nunmehr aufgefordert, die überschüssige Summe zurückzuzahlen. Auf die Vorstellung, eine Lehrerfamilie könne Don 900 Mart Gehalt nur nothdürftig existiren( von 240 Mt. vierteljährlichem Gehalt wurden dem Hauptlehrer F. in B. 100 Mt. abge= Bogen), exttärte ber Herr Landrathsamisverwalter Elsner von Gronow, halt sehr wohl austommen könne, wenn er sich nur darnach einzurichten verstehe. Es sei nicht nöthig, daß der Lehrer alle Zage Fleisch esse; es genüge, wenn dies zweimal in ber Woche geschehe, die übrigen Tage sollte er sich mit Hülsen= früten begnügen."
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Man kann über den Nährwerth 2c. der Fleischkost verschiebener An Acht sein, hier aber handelt es sich nicht darum, sondern es liegt das offene Bestreben zu Tage, den Lehrern das Recht auf ein Genußmittel zu bestreiten, auf das selbst der Aermfte nur schwer verzichtet, und sie womöglich noch unter 8uchthausoft, überhaupt ihre soziale Stellung so niedrig als möglich zu drücken. Diesem Bestreben ent pricht auch die weitere, einem Schulzen gegenüber gemachte Bemerkung: Die Lehrer hätten Zeit genug zum Zerkleinern ihres Deputations holzes." Warum nicht auch gleich zum Fällen?
Solch rücksichtslos brutales Vorgehen gegen Männer, denen die Ersiehung der Kinder des Volkes obliegt, entspricht jedoch durchaus der von oben ausgegebenen Parole: Die Dummheit muß dem Bolte erhalten werden. Einen Orden für den gelehrigen Herrn Elsner vou Gronow!
- Beim Entrüßtangerummet burfte bie große Seeftabt" 2eipzig natürlich nicht fehlen. Nach Weihnachten wurde die impo fante Bolkskundgebung" in Szene gesezt. Und zwar von wem? Von einem Romite bestehend aus Mitgliedern verschiedener Parteien" unter welchen Mitgliedern uns die glorreichen Namen Findel, Gö, als ftrahlendes
Spaarben schier entgegenglänzten. Findel, das
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in allen das einst in den Wassern der Außersten Demokratie schwamm und nun seit Jahren in den Sümpfen bes äußerfien Nationalliberalismus herumwatet dieser musterhafte Biebermann, der seinerzeit, in Sachen der Leipziger Boltszeitung", nicht Bor Denunziationen zurückschreckte Herr weiland Boltsparteller und stimmiger Feind res Militarismus, ie rabiater Bismärder und seinem eigenen Geständniß nach für Geld käuf lich, und Sparig Sparig, ber nur mit sich selbst verglichen wer ben kann. Diese brei Namen besagen Alles. Sparig, Gög, Findel ba haben wir die Dualität der Leipziger Entrüstungsdemonstration. Jedes weitere Wort wäre vom Uebel.
Und die Duantität!
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Nach dem Tageblatt" wären 2000 Personen anwesend gewesen. Es waren aber, auf's Höchste geschäßt, nur 1200-1500 Personen zugegen, und von diesen bestand gut die Hälfte aus Nicht Nationalliberalen, welche blos gekommen waren, um Opposition zu machen oder sich den Spaß anzusehen. Die Resolution wurde mit knapper Majorität angenommen und dadurch festgestellt, daß es in Leipzig 700-800 Personen gibt, die mit Bismarck durch Dick und Dünn gehen. Das brauchte indeß nicht erst festgestellt zu werden, das wußten wir längst. Und wir wissen fogar, baß die Zahl der unbedingten Jasager in Leipzig eine noch weit i größere ift.
Die Herren Entrüftungsrummler haben alſo bewiesen, daß fie recht Schlechte Komödianten find, denn wenn sie sich auf das Geschäft beffer verstanden hätten, wäre es ihnen ein Leichtes gewesen, die doppelte und breifache Zahl von nationalpatriotischem Regierungs- Stimmvieh zusam menzutrommeln.
- Schwer zu befriedigen. Der brave Staatsanwalt Biets in Hirschberg in Solesien ist mit der Blamage noch nicht zufrieden, die er sich durch den Versuch zugezogen, den Arbeiter Hanschte, der unser Blatt abonnirt, als anstifter der von uns bewirkten Verbreitung verbotener Schriften in Anklagezustand zu versetzen. Sowohl von der Straftammer des Hirschberger Landgerichts als auch von dem Oberlandesgericht Breslau zurückgewiesen, stieß er in dem Erkenntniß des Lezteren auf den Paffus:
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Daß die Absicht des Hanschke, so lange dieser nur als Abonnent and Empfänger für sich selbst erscheint und ein Mehres ist bis jest wenigstens nicht nachgewiesen stch mit der Verbreitungsabficht des ausländischen Versenders nicht beckt" und als ftrebsamer Rechtshüter fand er in dem von uns gesperrt ge brudten Sage einen Wint, den er sich nicht entgehen lassen durfte. Ein Mehres nachweisen? Nichts leichter als das. Hanschte bezieht eingestandener, und ausspionirtermaßen ein Eingel exemplar bes„ Sozialbemokrat" direkt von der Expedition; nun sollen vor einiger Zeit vers schiedene Exemplare des verruchten Blattes von Hirschberg aus nach Somiedeberg verfandt worden sein, fann da noch ein Zweifel beftehen, bas Hanschte der Verfender ist? Also noch einmal her,§ 19 des Schand geseges, und wenn das nicht hilft, ihr schönen§§ 128 und 129 bes Strafgefeßes mit der neuen Reichsgerichtssauce! Ist Hanschte nicht Anftifter und Verbreiter, so bildet er mindestens eine geheime Ver Bindung zur Verhinderung der Ausführung 2c. 2c. Heran muß er, and sollte alle Logit darüber in die Brüche gehen.
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Daß dieser Bursche Bietsch und er steht durchaus nicht vereinzelt und er steht burchaus nicht vereinzelt ba gar fein Sam gefühl bestzt, das ihn vor solchen lächer lichen Attentaten auf den gefunden Menschenverstand zurückgält, vom Rechtsbewußtsein gar nicht zu reden, das beweist so recht, wie tief die von Bismard, Buttfamer und Spießgesellen gefäete Rorruption bereits um fich gefressen hat. Die Scham ist zu den Bestien entflohen, diese Bweifüßler haben das Gefühl dafür verloren.
- Die Kirche hat einen guten Moraltoder. Die Fr länder find bekanntlich gut katholisch, schon aus Opposition gegen
bas protestantische England. Kein Wunder daher, daß der katholische Klerus, in andern Ländern die himmlische Gensdarmerie für die irdischen Güter der Reichen und Mächtigen, in Jrland die umgekehrte Rolle spielt. So hat denn auch der Erzbischof von Tuam , Dr. Mc Evilly, ein Schreiben an Herrn Culkin, den Präsidenten der Nationalliga, ges richtet, in welchem sich u. A. folgende Stellen befinden:„ Sie haben meine volle Sympathie, nicht die wohlfeile Sympathie bloßer Worte, sondern Sie können fest darauf rechnen, daß ich entschlossen bin, Sie durch alle mittel zu unterstüßen, welche mir zu Gebote stehen, um das Ziel, welches Sie sich gesteckt haben, zu erreichen." Ueber den Feldzugsplan der Herren Dillon 2c. äußert sich der Erzbischof wie folgt: Vor allem wird der Einwand erhoben, ob denn einges gangene Verträge nicht gehalten werden sollen? Fills die bin dende Kraft der Verträge in Frage gestellt wird, wird die Gesellschaft dann nicht in ihren Grundveften erschüttert, zumal wenn solche Verträge ftaatlich fanttionirt sind? Gewiß, wenn die Verträge wirklich gültig sind; aber sind die Abkommen zwischen der großen Menge der Gutsherren und den Pächtern wirklich gültige Berträge? Ich behaupte ohne Zögern nein. Das erste und wichtigste Vorerforderniß eines Vertrages besteht in der Frei heit der beiden kontrahirenden Parteien. Bei dem Abkommen der großen Mehrzahl der Gutsherren und der Pächter in Frland war nur eine Partei frei, nämlich die Gutsherren, welche den Bächtern Bedingungen auferlegen konnten, ganz nach ihrem Belieben. Im Falle der Nichtannahme stand den Pächtern nur Auswande rung oder das Armenhaus offen"
Dazu bemerkt die nationalservile ,, Elberfelder Zeitung" tugendhaft: Den neulichen Lehren des Erzbischofs von Dublin , Dr. Walsh, über das Doppelteigenthum am Lande, gibt diese Auffassung des Erzbischofs von Tuam über den juristischen Begriff des 3 wan ges in Betreff der Höhe der Sophistik fürwahr nichts nach."
Wir aber freuen uns dieses Zugeständnisses, das noch weit mehr als auf die irischen Pächter auf die besiglosen Arbeiter paßt, und empfehlen es namentlich unseren Genofien in den katholischen Gegenden Deutschlands als wirksames Agitationsmittel gegen über eigenthumswüthigen Priestern und Raplänen. Wenn einmal ,, die Religion dem Volke erhalten bleiben" soll, nun so wollen wir sie auch nehmen, was sie werth ist.
-Wie Recht wir seinerzeit hatten, bie melodramatischen Auslaffungen des sächsischen Musterstaatanwalts Held über die Pflichten des Staatsanwalts nicht ernst zu nehmen, ist gelegentlich der Reichstagsdebatten über den Antrag Rayser( juristische Sicherstellung des Koalitionsrechtes der Arbeiter) durch den Herrn Oberstaatsanwalt Held selbst in der denkbar drastischsten Weise demonstrirt worden. Bes sagter Held rechtfertigte in jener Debatte als Regierungsfommissär alle polizeilichen und richterlichen Chikanirungen, deren Ziel das Koalitions recht der Arbeiter in Sachsen geworden ist, und stellte sich also thatfächlich auf den Boden des famosen Butttamer'schen Streit. Erlasses.
So haben wir nun hoffentlich das Lette von der Heldenhaftigkeit dieses Staatsanwaltschafts- Held gehört, der genau von demselben Stoff ist wie die übrigen Ordnungs- Helden der Staatsanwaltschaft in Deutsch land und anderen Klassenstaaten nämlich jeder 8oll ein Po lizeibüttel.
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In Sachen des Chicagoer Bombenprozesses ist uns von Herrn Dr. Ernst Schmidt in Chicago eine Buschrift zugegangen, der wir folgende Einzelheiten entnehmen.
Dr. Schmidt ersucht uns zunächst, Denjenigen, die durch unsere Vers mittlung zum Vertheidigungsfond beigesteuert, insbesondere den Vers liner Genoffen bie 300 Mart überwiesen, den herzlichsten Dank Ides Romites für die thatkräftige Theilnahme an der Sache der Gerech tigkeit zu übermitteln.
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Bis zum 17. Dezember waren im Ganzen 17,996 Dollars 64 Cents ( ca. 77,000 Mr.) eingelaufen und 12,826 Dollars 11 Cents verausgabt, so daß ein Kaffenbestand von Doll. 5170,53 verblieb.
Gegen Ende März wird der höchste Gerichthof in öffentlicher Sigung barüber endgiltig entscheiden, ob das gefällte Urtheil zu Recht bestehen oder den Verurtheilten ein neuer Prozeß gewährt werden wird. Bei dieser Verhandlung werden die tüchtigsten Advokaten auf Seiten der Vertheidigung plädiren, und es wird allgemein angenommen, daß ein neuer Prozeß gewährt werden wird.
Die öffentliche Meinung, resp. jebenfalls die unzweifelhafte Majorität des Volkes ist für die Umstoßung dieses Tendenzurtheils, während die ,, obersten Zehntausend" durch die reichlich bezahlten und mit Schnaps geschmierten Rehlen ihrer Schreibknechte Tag für Tag nach dem Blute der Verurtheilten schreien. Daß unter diesen Rehlen gerade eine gute Anzahl Deutscher sich finden, welche sich durch die niederträchtigsten Hegereien und Verleumdungen hervorthun und bei den Ame= rikanern lieb Rind" zu spielen bestrebt sind, ist eine traurige und be schämende That'ache. Und daß unter diesen wieder gar noch eine vers hältnißmäßig große Anzahl deutscher ,, Achtundvierziger" sind, welche widerlich blutbürstig gröhlen, ist geradezu efelerregend."
So Dr. Schmidt, der selbst ein Achtundvierziger, aber seinen Ueberzeugungen treu geblieben ist.
Wir wünschen und hoffen, daß die von ihm entwickelte Ansicht über den Ausgang des Prozesses sich bewahrheiten werde. Eine unbedingte Gewähr für unparteiische Rechtsprechung bietet aber der höchste Gerichtshof im Staate Jllinois selbstverständlich nicht.
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umgegend haben neuerdings wieder Massenhaussuchungen
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Von Nah und Fern. Am 17. Januar wird in Frankfurt am Main die Gerichtsverhandlung gegen unsere ver hafteten Genossen beginnen. Die Dauer ift bis zum 20. Januar veranschlagt. Unser Vertrauen in das Rechtsgefühl der Frankfurter Richter ist nach den bisher abgelegten Proben das denkbar geringfte, ind ß wollen wir im Interesse der Angeflaten hoffen, daß die Gewissen der Herren noch nicht ganz erstorben ist. In Hamburg und ftattgefunden. Dieselben galten nicht nur dem Gottseibeiuns ,, Sozial demokrat", sondern auch den verruchten Fach vereinen, die man gar zu gerne durch den Nachweis, daß ste fürchterliches Verbrechen! mit einander in Verbindung stehen, erbroffeln möchte. Leider fand man. weder in der einen noch in der andern Beziehung das gewünschte Material. Bayern wird unter dem verfukten Luitpold immer mehr zur preußischen Provinz. So wurde in Hof das deutschfreisinnige Sofer Tageblatt" vom 6. Januar tonfiszirt, weil es hinter die Meldung von einer Ordensverleihung an einen Grafen Holn stein ein Ausrufungszeichen gesetzt. Dieses Ausrufungszeichen soll nämlich eine Beleidigung des Prinzregenten sein. Da wird man wohl nächstens Fragezeichen für Hochverrath und Gedanken striche für Gotteslästerung erklären. Gegen Genoffe Godau in Königsberg ist der Abwechslung halber wieder einmal Antlage erhoben worden. Er solle in seiner Flugschrift Was wollen die Sozial demokraten" die Direktion der königlichen Ostbahn und die Verwaltung der Militärwerkstätten in ihrer Unschuld heiligsten Gefühlen getränkt haben. Leider war Gobau verstockt genug, anzukündigen, er werde für seine Behauptungen den Beweis der Wahrheit antreten. Aber das macht ja die Kränkung nur noch ärger, Genoffe Godau! In Sachsen haben sich in den Jahren von 1883 bis 1885 die Zahl der Fabrit. anlagen von 16,036 auf 13,962 vermindert, die Zahl der in denselben beschäftigten Arbeiter aber von 241,291 auf 284,533 vermehrt, d. h. es entfielen 1883 etwa 15, 1885 aber schon mehr als 20 Arbeiter auf einen Fabrikbetrieb. Eine Konzentrirung der Produktion, die eine wahrhafte Revolution genannt werden muß. Amerifa tommt die Nachricht, daß im Orden der Arbeitsritter, Dank dem geradezu verrätherischen Vorgehen des mit fast diktatorialer Gewalt ausgestatteten Großmeisters Bomberly eine heftige Krisis ausgebrochen ist. Wenn nicht eine gründliche Reform in der Leitung und Drganisation bald vorgenommen wird, so wird der Orden schon in ber nächsten Zeit gewaltig an Mitgliedschaft und Bedeutung verlieren, und zwar gerade zu Gunsten der Gewerkschaften, benen Herr Powderly den Krieg erklärt hatte. Eine straff zentralisirte Maffenorganisation wird immer nur so lange zusammengehalten werden können, als sie sich bestimmte pofitive Aufgaben stellt, sonst muß fie an dem Widerstand der sich immer energischer geltend machenden Spezialinters effen in Berfall gerathen. Eine interessante Nachricht kommt aus dem Westen der Bereinigten Staaten. Bei der letzten Wahl im Zerritorium
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Washington wurden 40 000 Stimmzebbel abgegeben, davon 15,000 von Frauen. Das spricht", schreibt das Phil. Tigebl." mit Recht, gegen die von den Gegnern des Frauenstimmrechts oft behauptete Indifferenz derselben in politischen Angelegens heiten".
Amerika.( Rapitalistische Brutalität in der Res publit.) Aus Philadelphia erhalten wir von einer Parteis genossin folgende Buschrift:
Den Lesern des„ Sozialdemokrat" find die Zustände in den deutschen sogen. Arbeitshäusern wiederholt gesch ilbert worden, hier auch einige aus amerikanischen . Aus Lancaster wird unterm 16. Dezember geschrieben, daß die dort inhaftirten Tramps"( Vagabunden) wegen schlechter Behandlung zu revoltiren versuchten; fie verweigerten die Arbeit, die im Klopfen von zwei Wagenladungen Steine pro Tag bestand, wenn sie nicht neben Heissuppe etwas Solides zu effen und etwas Rautabat betämen. Sie vertrieben ihre Wächter, ergaben sich aber, als die Polizei mit Revolvern auf sie zufam. Zur Strafe ward ihnen für die Dauer von 36 Stunden jegliche Nahrung ents zogen. Und dazu schreibt das Kapitalistenblatt Philadelphia Demokrat": Sie sind ruhig, das hat geholfen!
Ich wünschte nur, die Herren müßten die Touir und Couir(?) auch durchmachen, wie die armen abgehetzten Menschen.
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Weiter. Die Supervisoren des Westchester County haben am 13. Dezember einen Antrag eines ihres Kollegen Joseph B. See ist der Name dieses Schurken angenommen, nach welchem in jenem County ein Gebäude zur Unterbringung von Tramps errichtet werden soll, das so einzurichten, daß die darin befindlichen Tramps fortwährend ihre Zellen ausschöpfen müssen, wenn sie nicht elendiglic darin erfaufen wollen! Vierzehn Schurken stimmten für Annahme und nur a cht Stimmen wurden dagegen abgegeben. In der Resolution ist genau angegeben, wie das Gebände einzur chten fet. Es soll eine Menge Zellen enthalten, welche bis zu sechs Fuß Höhe unter Waffer gesetzt werden können. Die Richter des County werden in der Resolution angewiesen, alle Tramps", welche ihnen vorgeführt werden, nach jenem Gebäude zu schicken, dann sollen sie in Bellen ges sperrt werden, worauf das Waffer hereingelaffen wird. Um nun nicht elendiglich umzukommen, müssen die Unglücklichen mit einem in der Zelle stehenden Eimer fortgesetzt Wasser schöpfen.
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So etwas wagt man in dem gelobten Land Amerika gegen Leute vors zuschlagen, welche meist unschuldig Opfer der planlosen Produktionsweise find. Da können gewisse deutsche Leuteschinder von den praktischen Ames rikanern noch lernen!"
Soweit die Zuschrift.
Natürlich ist nicht die republikanische Staatsform für solche Brutalis täten verantwortlich zu machen, wohl aber beweist das Mitgetheilte, wie das bornirte Geldprozenthum sich auch in der Republik nicht genirt, ja sich unter Umständen weniger als anderswo genirt, seinen brutalen Instinkten gegen die„ Lumpen, die nichts haben", Ausdruck zu geben. Zur Ausführung wird ja das erwähnte schändliche Projekt- das feinen Urhebern die unsterblichkeit der Infamie sichert nicht gelangen. Das wird die organisirte Arbeiterschaft drüben unbedingt zu verhindern wissen. Schon hat in Newyort eine start besuchte Maffenversammlung einen energischen Protest dagegen beschlossen, in welchem es am Schluß heißt:
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Beschlossen, daß wir die Handlungsweise der Supervisoren von Westchester County als einen Akt der schmählichsten Brutalität ansehen, welche von Jedem, dem ein menschliches Herz im Busen schlägt, verdammt werden sollte;
Beschloffen, daß, falls die Supervisoren von Westchester County , allen Erwartungen entgegen, ihren brutalen Anschlag auf die Armen und Obdachlosen zur Ausführung bringen sollten, wir jedes Mittel gutheißen, welches angewendet werden sollte, um ihren projektirten Schreckenstempel im Interesse der Humanität und der Zivilisation zu zerstören."
Wie das gemeint, geht aus den Ausführungen des Referenten in jener Versammlung- Geo. G. Blod von der Bäder Union , ein durchaus nicht anarchistisch gesinnter Mann hervor. Er sagte:
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Es sei heute dahin gekommen, daß man verlangen müsse, daß statt eines Thierschutzvereins ein Berein zur Berhütung der Grausamkeit und Brutalität gegen menschliche Wesen gegründet werde. Keine Sprache habe Worte, die kräftig genug seien, die Brutalität, wie sie sich durch den Beschluß der Supervisoren von Westchester kundgegeben, zu kenns zeichnen. Die Entrüftung der Arbeiter werde es übrigens verhindern, daß das Projekt zur Ausführung gebracht werde. Sollte es trotzdem gewagt werden, jene Anstalt zu errichten, dann sei Redner dafür, daß man sie mit drei Pfund Dynamit wieder befeitige. Ein Bürger aus Westchester , D. Nernay, Besizer einer Kesselschmiede, schlug sogar vor, den Generalstaatsanwalt aufzufordern, die 14 Supers visoren wegen einer Verschwörung, einen Mord zu begehen, in Anklagezustand zu versehen.
Nach den von der Kapitalistenpreffe publizirten Motiven des Chicas goer Bluturtheils wäre diese Antlage glänzend zu begründen, aber sie wird natürlich nicht erfolgen. Die Schurken werden ihr Projekt in aller Stille begraben, und ein ähnliches, nur verheughelteres auss hecken.
Korrespondenzen.
Gera . Bor mehreren Wochen mußte unsere verwöhnte Bourgeoisie dem modernen Moloch Industrialismus ein Opfer von ihrem eigenen Fleisch und Blut bringen. Es paffirte einem der I hrigen, was gemein g lich fast nur den Arbeitern paffirt, er tam mit sei ner Person in das Ges triebe der Kolben seiner Maschine, die in ihrem rücksichtslosen Ungestüm den Mann in Stücke zerrissen. Der Kommerzienrath Robert Ferber, so hieß er, wollte, bevor er eine Reise, vielleicht nach dem schöneren Süden, antrat, die Maschine in aller Gile noch ein mal inspiziren, um, wie es im landläufigen Dithyrambenftile heißt, seinen Arbeitern ein leuchtendes Vorbild von Pflicht und Gewissenhaftigkeit zu sein. Er kannten aber die gefährlichen Eigenschaften seines mechinischen alter ego bo wohl zu wenig, denn sonst wäre dies Malheur gewiß nicht eingetreten, das so viel Krokodilsthränen aus den treuherzigen Luchsaugen der lieben Ronkurrenten und Mitbourgeois, Mitbrüder und titschwestern hervors lodte. Da variirte das bekannte Druckpapier wieber die alte Weise: Gott hat unsere Stadt schwer heimgesucht, der Mann war weise und ein großer Wohlthäter der Armen, seiner Arbeit er, ja der ganzen Stadt. Jm Fleiße allen seinen Arbeitern ein Muster- ganz recht, die letteren müßten ihre Arbeitsleistung nur nach der ihrer Herren bemeffen und den Preis dafür nach den Profiten derselben berechnen dürfen, dann tönnte man sich die wohlgenährten Muster gefallen lassen. Der Leichen zug war groß und fostspielig. Die Rutschpferde ließen die Köpfe hängen und traurig gähnte aus dem Innern der vielen Galawagen bie Leere. Natürlich waren auch seine sämmtlichen Arbeiter" freiwillig, ohne kommandirt zu sein, getommen in der langen Liste der Strafe abzüge stehen ihre Namen alle tausend der Reihe nach in Wirklichkeit aber folgten dem Sarge nur die Hälfte, denn die anderen fünfhundert hatten teinen guten Rock anzuziehen und mußten zu Hause trauern, wie während der anderen Tage auch Also der höchste Grab der Freiwillige teit bestimmte die Arbeiter, so oder so zu handeln; freiwillig bildeten fie auch den Schwanz des Zuges, und ihre hageren Glieder einen schreienden Rontraft gegen die wohlgenährten an der Spike desselben, und feierlich angethan mit weißer Halsbinde und weißen Handschuhen; ein Lurus, den sie sich aus dem glänzenden Bestande der berühmten Risikoprämie des Herrn Kommerzienraths erlaubt hatten, marschirten fie dahin fie dahin natürlich freiwillig.
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Bei den mehrfachen großen Leichenbegängnissen, die hier in der legten Zeit stattgefunden haben, hat auch unser Herr Oberbürgermeister sehr nügliche Studien gemacht. Er, der vorher farbenblind gewesen sein muß, hatte ruhig jebwebe Trauerfarbe geduldet und kein öffentliches Aergers niß dabei empfunden, ob nun die Leibtragenden sich schwarz, weiß oder roth schmückten. Jezt aber, seitdem der Berlin - Buttfamer Wind weht, wird er inne, daß rothe Halsbinden nicht pafsiren tönnen, und so ist die Folge ein Verbot" des Inhalts: