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Die dreigespaltene Petitzeile
25 G18.= 20 Pfg.
No. 5.
Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge.
Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Oesterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Borsigt abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht birekt, sondern an die bekannten Decadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.
Das ist die Bedeutung der famosen Alternative, wie Bis marck sie den Wählern gestellt. Kein Fortschritt, sondern
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten wahl zwischen Stillstand und Rückschritt.
und Gemaßregelten nicht!
Wahlfonds- Quittung.
Und um das Volk ja nicht zur Besinnung kommen zu lassen, daß man ihm zumuthet, sein eigenes politisches Todesurtheil zu unterschreiben, wird ihm vorgeschwindelt, von seiner Zustimmung zu Bismarck's schamlosen Verlangen hänge die Erhaltung des Friedens ab.
Dja, gewiß fann der Ausfall der Wahl diesmal für die Zum Widerstand bis zum„ legten Mann und Frage, ob Krieg oder Frieden, verhängnißvoll werden, aber legten Groschen weiter erhalten:
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Striegau Mr. 20- Antwerpen ( Fr. 21-) 16 80. Rother Raplan 185. C. Sch. Manchester 24-. Nedarspize 4 90. A. 2. Ffbg. i/ S. 3 6. R. bas. 3 80. Aug. Arb.- Ver. Biel( Fr. 14-) 11 20. Von Krausen Fr. 5-) 4-, Dito'chen, halt de Beene warm! Bukarest ( Fr. 148-) 118 40. London 10-, von Schaufelberger und seinen Arbeitern den Tyrannen und Massenmördern zum Trop! Bern ( Fr. 35-) 28 b. Gewerkschft. und Grütltanern;( Fr. 60-) 48- v. b. Mitgliedsch. deutscher Sozialisten und v. Deutschen Verein. A. H. Zürich ( Fr. 5-) 4-. Aug. Arb. Ber. Lausanne( Fr. 27 55) 22 04. Von einigen Genoffen im Königreich Stumm 20-. P. H. Lyon ( Fr. 5-) 4-, dem guten Beispiel Zürichs nachkommend. Allg. Arb. Ber. Chaurbefonds( Fr. 20-) 16 C. M. Langnau( Fr. 5-) 4-. Bern ( Fr. 55-) 44 v. b. Mitgliedschaft. E. G. Bkried.( Fr. 5-) 4-, Glückauf zum Kampf! Schwanden( Fr. 14-) 880, von dischn. Arbeitern. Dtschr. Ber. B.vey r. 40-) 40. Von den flämischen Parteigenoffen in Gent ( Fr. 500-) 400( vorläufige Sendung). Von der Administration bes ,, Sozialdemokrat"( Fr. 2500) Mt. 2000- zweite Rate. Jn Nr. 4 quittirt: Mt. 4724Dben 2860 79. Insgesammt: Mr. 7584 79.
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Die Administration des, Sozialdemokrat".
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Kabeldepesche aus Newyork vom 25. Januar: " Zehntausend Francs per Kabel nach Zürich ange wiesen. Weitere Summen folgen.
Zum 21. Februar.
In dem Augenblick, da unsere Genossen in Deutschland fchon mitten im Feuer des Wahlkampfes stehen, kann auch den Sozialdemokrat" tein anderes Thema beschäftigen als das der Wahlen. Ja, wir würden das Mandat, welches das Vertrauen unserer Lejer uns übertragen, gröblich verlegen, wenn wir nicht die uns gebotene Möglichkeit des freien Wortes heute bazu benutzten, das offen und rückhaltlos auszusprechen, was Dank den niederträchtigen Preßknebelungsgesetzen im Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte nicht ausgesprochen werden darf.
Arbeiter Deutschlands ! Ihr seid dazu berufen, am 21. Ihr seid dazu berufen, am 21. Februar Antwort zu ertheilen auf den nichtswürdigsten Schwindel, der je mit dem Bolk getrieben worden. Man will Euch um Eure wenigen Rechte betrügen, Euch zu willen fofen Sklaven in Staat und Gesellschaft machen, muthet Euch mit wahrhaft zynischer Frechheit zu, zu diesem wider Euch geplanten Attentate aus Patriotismus Ja und Amen zu jagen.
Was wir bereits in voriger Nummer betont und was auch das Wahlmanifest der sozialdemokratischen Abgeordneten au erster Stelle hervorhebt, das ist in der That der Kernpunkt des Kampfes, den Ihr diesmal zu führen habt:
Soll des Volkes Wille oder der Wille des Kanzlers, d. h. der jeweiligen Machthaber, über die Gekhicke des Volkes entscheiden?
Freilich, die Frage so offen und unumwunden zu stellen, Sazu fehlt den Bismard und Konsorten doch der Muth. Sie schieben das Parlament vor, nachdem sie selbst dafür Sorge getragen, daß es statt einer wirklichen Boltsvertretung nur der mitleiderregende Schatten einer solchen wurde. Für einen so shnmächtigen Körper, der nichts durchsezen kann, was der Regierung nicht paßt, wird das Volk sich schwerlich ins Zeug fegen, so spekuliren sie. Aber Ihr werdet Euch nicht täuschen lassen, deutsche Arbeiter! Nicht für diesen Reichstag, wohl aber für eine wirkliche Volksvertretung tretet Ihr ein, wenn Ihr am 21. Februar durch Abgabe eines sozialdemokratischen Stimmzettels auf des Kanzlers:„ Für kaiserliches oder Barlamentsheer!" mit einem fühnen:" Für die soziale Republif!" antwortet.
Das deutsche Volt hat sein Selbstbestimmungsrecht erst noch zu erkämpfen. Statt aber zu begreifen, daß dieser Kampf ein natürliches Produkt ist unserer ganzen modernen Entwicklung, der steigenden politischen Bildung des Proletariats, statt ihm burch vernünftiges Entgegenkommen die mildeste Form zu geben, legen Deutschlands Regierer in ihrer bornirten Herrschsucht es geradezu darauf an, ihn noch zu verschärfen, die Gegen fäße auf die Spiße zu treiben. Sie sind es, die zur Gewalt provoziren, während sie beständig über gewaltsame Umsturzbestrebungen zetern. Sie, die immer neue Vollmachten zur Abwehr der Revolution verlangen, sie sind es, die, wo es sich um wirkliche Reformbestrebungen handelt, dem Bolt immer wieder entgegenrufen: Nichts da von Reformen!
genau im entgegengesetzten Sinne, als Bismarck von seinen Reptilen in die Welt posaunen läßt.
Wer nicht mit Blindheit geschlagen ist, weiß, daß heute zwischen Frankreich und Deutschland die Dinge so stehen, daß jede Vermehrung der Rüstungen in dem einen Land eine entsprechende Steigerung derselben im anderen Lande zur Folge hat. Der Sieg der Militärpartei in Deutschland heißt Stärkung der Kriegspartei in Frankreich . Das ist so sicher, daß jedes Wort darüber Verschwendung wäre.
Nun hat Moltke , die Autorität, vor der anbetungsvoll zu verstummen jeder gutgesinnte Deutsche verpflichtet ist, in der ersten Lesung der Militärdebatte sehr richtig darauf hingewiesen, daß wenn der„ bewaffnete Friede", dessen wir uns heute erfreuen, noch eine Weile sich so fortsteigert, er wegen seiner Rostspieligkeit selbst zum Motiv des Krieges werden muß. Freilich hat dieselbe hohe Autorität in der zweiten Lesung, Bismard nachplappernd, die„ Befürchtung" ausgedrückt, daß, wenn die Militärvorlage abgelehnt würde, der Krieg undermeidlich sein werde, aber einen Beweis dafür hat er eben so wenig zu erbringen vermocht, als sein diplomatischer Souffleur. Er ist sich nicht einmal des Widerspruchs, in den er sich durch diesen Ausspruch mit sich selbst gesetzt, bewußt geworden. Lassen wir also den Moltke der zweiten Lesung seinem Bismarc, und halten wir uns an den der ersten Lesung.
Der Sieg der Bismärcker muß und wird den französischen Revanchemännern Oberwasser verschaffen; hat doch Bismarc's bloße Rede schon dem Chauvinismus in Frankreich einen neuen Anstoß gegeben. Die Folgen wären daher neue Rüstungen in Frankreich und dann wieder in Deutschland , bis schließlich die Unmöglichkeit, den theuren Frieden noch länger zu bezahlen, den Krieg zum Ausbruch treibt.
Ganz anders, wenn die Bismärcker unterliegen. Das wird den Franzosen den Beweis liefern, daß das Mordspatriotenthum in Deutschland durchaus nicht so mächtig ist, als man ihnen weismacht. Die Niederlage Bismarc's heißt Stärkung der Friedenspartei in Frankreich , heißt Protest hüben und drüben gegen den Krieg und die unausgesetzten Kriegs
rüstungen.
Grade weil diesmal von Oben die Frage der auswärtigen Politik in den Wahlkampf hineingeworfen ist, grade deshalb kommt es darauf an, daß das arbeitende Volk diese Gelegenheit benutzt, seine Stimme gegen die ganze bisherige Leitung derselben zu erheben. Und das geschieht einzig und allein durch Abgabe sozialdemokratischer Stimm zettel. Nur die Sozialdemokratie ist Gegnerin nicht nur der inneren, sondern auch der äußeren Politik Bismarc's.
Protest gegen die Reaktion in der inneren Politit, Protest gegen die Reaktion in der äußeren Politik, das ist die Devise des Wahlkampfs.
Arbeiter! Ihr habt am 21. Februar Euer Verdift abzugeben über die Schandwirthschaft, deren Opfer Ihr seid, Antwort zu ertheilen auf die feigen Nackenschläge, die man gegen Euch geführt. 184
Die bescheidenen Reformvorschläge Eurer Reichstagsvertreter hat man hochmüthig zurückgewiesen. Mit der frechen Lüge zurückgewiesen, sie seien undurchführbar, während sie in anderen Ländern längst durchgeführt sind.
Auf Eure Forderung nach Schaffung lebensfähiger Organi sationen, um gemeinsam mit Euren Kollegen für bessre Lebensbedingungen eintreten zu können, hat man mit Auflösung der letzten Reste Eurer bestehenden Organisationen, mit Buttttamer'schen Streit- Utasen geantwortet.
Erscheint
wöchentlich einmal
in
Berlag
der
Boltsbuchhandlung Hottingen Zürich.
29. Januar 1887.
will man durch höhere Besteuerung der Konsume artikel des Voltes aufbringen.
Ihr verlangt Befreiung von der Kapitalsherrs schaft und die Regierung antwortet mit der Befreiung des Kapitals von der Steuerpflicht.
Schutz den Millionären und Auspressung der Proletarier, das ist das Wirthschaftsprogramm der Bismärckerei. Die Lasten den Armen, die Rechte den Reichen- ist das Ziel ihrer Politik.
Und alles das unter der heuchlerischen Maske der Arbeiterfreundlichkeit.
Arbeiter! Es ist nur eine geringe Genugthuung, denn sie bringt Euch noch nicht nicht ans Ziel, aber es ist doch unter den gegenwärtigen Verhältnissen die wirksamste Art, Euch für alle Euch zugefügte Unbill zu rächen, wenn Ihr am 21. Februar durch Abgabe sozialdemokratischer Stimmzettel den hentigen Machthabern ein absolutes Mißtrauensvotum ertheilt. Es ist die schärfste Art, wie Ihr sie heute treffen könnt. Jeder sozialdemokratische Stimmzettel mehr ist ein neuer Zeuge für die Nichtsnuzigkeit ihrer Politik, ein neuer Stein zu dem Grabgewölbe ihrer Herrlichkeit. Schon fühlen sie ihr Reich wanken, darum soll ihnen die Drohung mit dem Krieg von außen über die inneren Schwierigkeiten hinweghelfen. Gewissenlose Abenteurer, die sie sind! Grade ihr Drohen ist es, das die Kriegsgefahr herbetführt.
Darum auf! Macht ihnen ihr schmutziges Spiel zu nichte, indem Ihr Euch offen und unumwunden für den Frieden erklärt, indem Ihr den Völkern draußen zeigt, daß die intelligentesten, aktionsfähigsten Elemente des deutschen Volkes nicht durch Dick und Dünn mit der Regierung gehen. Zeigt ihnen, daß Ihr den Frieden, die Freiheit und das Recht wollt für Euch wie für Alle!
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Nieder mit der Tyrannei! Nieder mit der Unterdrückung in jeder Gestalt! Nieder mit der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen! Das sei die Parole, unter der Ihr am 21. Februar Euren Stimmzettel abgebt. Und was dann Eure Feinde auch thun mögen, ob sie durch verstärkten Druck die innere Katastrophe beschleunigen, ob sie den Krieg mit Gewalt provoziren werden, um den Bankrott im Innern hinauszuschieben über sie die Sündfluth!
Das Wahlmanifest der sozialdemokratischen Fraktion des letzten Reichstags
hat folgenden Wortlaut:
Der Reichstag ist heute aufgelöst worden; damit ist unser Mandat erloschen und die Wähler Deutschlands haben innerhalb fünf Wochen ( am 21. Februar) vor die Wahlurne au treten, um ihr Urtheil abzugeben zwischen Reichstag und Regierung. In dem Konflitt, welcher zur Auf lösung geführt hat, war uns, ben Abgeordneten der sozialdemokratischen Bartei, die wir leider zur Seit der thätigen Mitwirkung unserer burch Jnhaftirung verhinderter Genoffen entbehren müssen, mit denen wir jedoch im Geist uns völlig Eins wissen, der Weg klar vorgezeichnet: unwandelbar auf dem Boden unseres Programms stehend, mußten wir jeden kompromiß verwerfen, im Intereffe bes arbeitenden Boltes mußten wir der Regierung, welche eine Verstärkung des Militärs forderte, jeben Mann und jeden Groschen verweigern. Mit dem Militarismus, welcher ein nothwendiger Auswuchs bes herrschenden Staats- und Gesellschaftssystems ift, gibt es für die Sozial bemokratie eben so wenig eine Aussöhnung, wie mit biesem System selbst. Der Militarismus ift unverträglich mit ber Freiheit und dem Wohlstand der Völker und legt es in die Hand der Machthaber, ohne Suftimmung der Boltsvertretungen verheerende Kriege herbeizuführen. Wir verlangen bie allgemeine Bolts. bewaffnung, die Erziehung der gesammten Nation zur Wehrhaf ber Nation umfaßt. Ein solches Heer ist zur Bertheidigung des Landes tigkeit, bie Schaffung eines Boltsheeres, welches bie ganze Wehrkraft doppelt und breifach so start als bas gegenwärtige, zum Angriff auf andere Nationen nicht zu verwenden und folglich eine Bürgschaft des Friedens. Mit der Beseitigung des Militarismus ist der Weltfriede gesichert.
Wenn wir von dem Militarismus und deffen Vertretern absehen, ift eine ernstliche Kriegsgefahr überhaupt nicht vorhanden; die Wörter wollen und brauchen den Frieden. Je größer die Zivilis sation eines Boltes, desto höher sein Friedensbedürfniß. Eine Gefahr
Unter der Parole: Schuß den Schwachen! hat man dagegen die wirthschaftlich Starken, Eure Prinzipale, durch Innungs- 2c. Privilegien noch mehr zu stärken gesucht. Wäh- birgt allein bas halbbarbarisch- despotische Rußland , und dieser Gefahr rend man Euch die Hände band, lieferte man ihnen neue Waffen gegen Euch!
Auf Eure, bei den letzten Wahlen abgegebene unzweideutige Erklärung, daß Ihr das schändliche Ausnahmegesez gegen die Sozialdemokratie als das, was es thatsächlich ist, als ein Ausnahmegesetz gegen Euch betrachtet, hat man, statt als ein Ausnahmegesetz gegen Euch betrachtet, hat man, statt mit Abschaffung desselben zu antworten, mit Hilfe serviler Rechtsausleger noch eine Verschärfung derselben eingeleitet. Statt den Belagerungszustand aufzuheben, der eine Schmach ist nicht nur für jedes Bolt, sondern auch für jede Regierung, die sich selbst achtet, hat man die nichtigsten Beranlassungen benutzt, ihn noch auszudehnen.
Auf Eure Forderung: Abschaffung der indiretten Steuern" hat man mit Bermehrung derselben geantwortet, und auch die 40 Millionen, welche dem Militärmoloch jezt jährlich mehr in den gierigen Rachen geworfen werden sollen,
wird erfolgreich begegnet durch einen Bund der Kulturvöltet. Aber das schlimmste Hinderniß eines solchen Bundes sind die koloffalex Kriegsrüstungen der Gegenwart, die in Gestalt des bewaffneten Fries bens" einen unerträglichen Zustand geschaffen haben, verglichen mit dem ber Strieg selbst kaum als das größere Uebel erscheint. Daß ein Suftanb nicht fortdauere, bei dem jeder Funke einen Weltbrand verursachen kann, bas liegt, wenn wir eine winzige Minderheit ausnehmen, im Intereffe bes gesammten Boltes.
Der Reichskanzler hat für die kommende Wahlschlacht das Losungss wort gegeben:
,, Kaiserliches oder Parlamentsheer!" Diese Parole drückt den vorhandenen Gegensatz nicht richtig auß; bie Frage, welche zur Entscheibung steht, lautet:
Gilt in Deutschland der Wille bes Reise Tanglers mehr als ber Wille ber Bolsver _tretung?"
Bir Sozialdemokraten find eine Anhänger bes parlamen tarif en Regierungssystems, welches gegenwärtig nur ben Anschauungen und Intereffen der Bourgeoisie entsprechen kann, aber ba