tmferer Gewalthaber. Sie wissen, daß der Kleine" sehr bald seine| ein, chrecniffe verliert und dann nur für die Sozialdemokratie Propagemba maht, aber fie gaben fich der Hoffnung hin, wenigftens bis zum endahltag werde die Wählerschaft sich unter dem Banne des Schredens tealten laffen. Nun- sie werden am 21. Februar finden, wie gründlich oge fich getäuscht haben.
Auch über Stettin ist der Belagerungszustand verhängt. Dort ustauchte man teine langen Umstände zu machen. Und es ging auch enlles glatt nach dem bekannten Rezept: Die Polizei stört die Ruhe und m die gestörte Ruhe wieder herzustellen und den Umfturz zu verhüten, nbird der Belagerungszustand eingeführt. Jener italienische Wundarzt, oner, um sich eine gute Praris zu verschaffen, des Nachts als Straßenafäuber die Wanderer überstel und verwundete, befolgte ungefähr das. ligbe Rezept.
bet Während über die eine Hälfte des Offenbacher Reichstagswahlkreises er Belagerungszustand verhängt ist, hat man für die andere Hälfte anurch einen freisamtlichen Utas, welcher die Abhaltung sozialdemokratiberer Wählerversammlungen verbietet, das Bersammlungsrecht für die inPozialdemokratie vollständig aufgehoben. Es ist das zwar ungefeßlich indind läuft schnurstracks den Beschlüssen des Reichstags zuwider, allein inbas fümmern fich die Herren Gewalthaber um das Gesetz, wenn es ihnen diem Weg steht? Und der Reichstag? je nun, er soll ja durch diese Ter Bahl zu einer Jasagemaschine herabgewürdigt werden. Und erreichen derie Herren ihren Zweck, so wird eine Mamelukenmehrheit die lästigen feiBeschlüffe von früher umstoßen und brauchbarere faffen.
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Unsere Danziger find noch nicht wieder in Freiheit gesetzt und terpon den Magdeburgern erst der vierte Theil. Man wartet natürlich bis naach der Wahl. Das aber fann schon jetzt festgestellt werden, daß in der irthlimmsten Zeit der napoleonischen Wirthschaft drüben in Frankreich 00hnliche Banditenstreiche nicht vorgekommen find. Ganze Wahllomites henitsammt den Kandidaten abfangen das sind Heldenthaten, ervelche der deutschen Polizei vorbehalten waren. Auf diesem Gebiet enind wir unzweifelhaft den Franzosen über"." Lieb Vaterland, magft ubig sein."
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da wird es mir unter den
ge Ja ,,, lieb Baterland, magst ruhig sein" Fenstern von Reservisten gebrüllt, die hinausgeführt werden, um sich im Bebrauch der neuen Mordwaffe zu üben, die natürlich nicht mehr die i. teuefte ist. Man läßt die Reservisten recht auffällig herummarschiren, ind macht überhaupt viel friegerischen Lärm, damit das Volk ja glauben oll, es gebe doch Krieg. Man weiß, daß sich durch diese famosen Alarmnachrichten Viele an der Nase herumführen und in's Bodhorn jagen affen. Inzwischen ist jedoch die Lügenhaftigkeit dieser Nachrichten so flar u Tage getreten, daß eigentlich nur noch die Dümmsten der Dummen baran glauben können.
Apropos, der berüchtigte Krieg in Sicht Artikel der„ Post" soll dem berrn Bleichröder und seinen Gönnern und helfers. belfern 20 Millionen Mark eingebracht haben- die bis 1. auf den letzten Pfennig dem kleinen Mann" aus der Tasche gemaust ind. Man nennt das offiziell:„ Fürsorge für den armen Mann", auch gu praktisches Christenthum".
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Je näher der Wahltag heranrückt, desto toller werden die Polizeiorgien. bitperr Buttkamer zeigt sich auf der Höhe seiner Miffion Better Dito pirb zufrieden mit ihm sein. Die Einzigen, welche noch zufriedener mit sesihm sein müssen, sind die Sozialdemokraten, denn er hat die Seiichtswürdigkeit des heutigen Polizei und Klaffenftaats so gründlich und
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vor dem Schädel hat, zum Bewußtsein gekommen sein muß. Der ozialdemokratische Dant wird seinerzeit nicht ausbleiben.
Die Mattherzigkeit des großen Theils der deutschen Bourgeoisie, die sich mit ihrer Brutalität übrigens sehr gut verträgt von jeher gingen Feigheit und Grausamkeit Hand in hand
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ben intelligenten Vertretern der bürgerlichen Klaffen längst kein Geheimaft niß mehr. Aber alle Versuche, dagegen anzukämpfen, haben sich als ver jebigeblich erwiesen. So schrieb noch zwei Tage vor der Wahl die bürgers Imich demokratische Berliner Boltszeitung", in einem unsere bürgerlichen nuklaffen" überschriebenen Artikel:
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Geht man nun aber.... auf den ernsten Schwerpunkt der Frage ein, so ist es mit wenigen Worten schlüssig bewiesen, daß der unver föhnliche Kampf der bürgerlichen Klassen gegen das bi berrichende Regierungssystem der einzige weg ist, um die politisch soziale Umwälzung zu vermeiden, es welcher wir sonst unaufhaltsam entgegentreiben.
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Ein absolut dittatorisches Regiment, welches jeden sei es noch so schüch teternen und verfassungsmäßigen Widerspruch der Volksvertretung nicht anders als durch die Drohung mit Staatsstreichen zu beantworten weiß, eg ist im neunten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts ein noch viel größerer Anachronismus, als es nach dem einigermaßen berufenen Zeug niffe des Grafen Cavour schon vor einem Menschenalter war, und wenn man selbst davon absehen will, so genügt es, die Reden des Fürsten Bismard und des Herrn von Buttkamer über die soziale Frage mit en einiger Aufmerksamkeit durchzulesen, um zu erkennen, daß diese beiden Staatsmänner der brennendsten Frage der Zeit mit einer Hilf, und Hathlosigkeit gegenüberstehen, die in der gefitteten Staatenwelt nirgends, außerhalb derselben aber höchstens in Rußland ihres Gleichen hat. Auss nahmegesetz und Belagerungszustand, Belagerungszustand und Ausnahmegeset, dies ist das A und ihrer Sozialpolitik, wogegen die in neun Jahren nach unsäglichen Mühen zu Stande gekommenen positiven" Leistungen des Krantentassen- und Unfallversicherungsgesetzes, selbst wenn en man diese almosenhafte Behandlung einer großen Kulturfrage höher if Schäßen wollte, als sie thatsächlich verdient, um so weniger ins Gewicht et. fallen fönnen, als sie durch die Lebensmittelsteuern mehr als aufge mogen werden.
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Wer sich darüber täuscht, daß eine derartige Sozialpolitik ein böses Ende nehmen muß, mag sich nur getrost an das alte Wort halten: Ben die Götter verderben wollen, blenden fie." Und wenn sich unsere a bürgerlichen Klaffen wirklich darüber täuschen, wenn sie in dem sozial politischen System Bismard- Buttfamer ihr Hoffen und Sehnen erfüllt su fehen glauben sollten, dann allerdings dankten sie geschichtlich ab und verdienten nichts Besseres, als von den bürgerlichen Klassen Englands und Frankreichs verächtlich über die Achseln angesehen zu werden. Aber selbst wenn man höhere Gesichtspunkte gar nicht beachten und fich nur an die äußerlichten und tur fichtigsten Intereffen der bürgerlichen Klaffen halten will, so sind dieselben gleicher Weise zu der Shroffften Oppofition gegen das herrschende System verpflichtet. Die Sicherheit, welche dasselbe ihren Klassenintereffen gegenüber der proleta irischen Bewegung verspricht, verstärkt sich nicht, sondern vermindert sich bis zur gänzlichen Bedeutungslosigkeit, wenn sie fich der politisch- sozialen Reaktion rückhaltlos in die Arme werfen. Weht ihre Fahne im Lager Der Regierung, so verlassen die letzten Bataillone diese Fahne und gehen über zu bem geinbe, vor bem fich bie bürgerlichen Stasjen in ble beber lichen Arme des Militärabsolutismus zu retten suchen. Thatsachen_beweisen. Selbst die entschiedeneren Elemente der bürgerlichen Klaffen, welche der Regierung„ jeden Mann und jeden Groschen" bewilligt, aber baneben ein dürftiges Stückchen parlamentarischen Rechtes zu retten versucht haben, müssen heute einen schweren Kampf um ihr po= litisches Dasein tämpfen, während die arbeitenden Klaffen, welche jeden Mann und jeden Groschen" schlechthin verweigern, einem bedeutsamen Wahlerfolg, trotz der schwersten Unterdrückung, mit spielender Leichtigkeit entgegenschreiten. S
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Mögen unsere bürgerlichen Klaffen die brohenben Beichen ber Zeit nicht übersehen! Sie haben durch traurige Schwäche viel gefehlt und gesündigt, aber ste tönnen auch vieles wieder gut machen, wenn sie sich endlich fest und mannhaft zur Sache des Rechts und des Bolkes bes tennen. Um den Sieg dürfen sie am wenigften bange sein, denn die Füße der Reaktion find thönern und ein kräftiger Stoß muß fie zer trümmern. Fliehen sie aber vor ihrem eigenen Erfolge, dann werden sie nights retten, sondern nur Alles verlieren und in unberechen barer Weise jene Erschütterung beschleunigen, welche fie mit mannhaftem Muthe gegen die Reaktion, aber nimmermehr mit Preisgabe ihrer Ehre an dieselbe beschwören können."
So bie Bolkszeitung".
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Nun, die Maffe des deutschen Bürgerthäms hat es vorgezogen, den legteren Weg zu wählen, und sich der unverhüllten Reaktion in die Arme geworfen; fie zieht den Schuh durch die Militär- und Polizeigewalt dem fonderbaren Ding vor, das man ,, Ehre" nennt, und das man nach
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Falstaff weber sehen, noch riechen, noch schmecken kann. So wird's also wohl ohne jene Erschütterung", vor der die„ Volkszeitung" warnt, nicht abgehen.
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Beiläufig ist die betreffende Nummer der Volkszeitung" wegen des obigen Artikels polizeilich tonfiszirt worden. Ein Beweis, wie herr lich weit wir es in Deutschland mit der Preßfreiheit gebracht. Aber es wird wohl noch besser kommen, dafür hat am 21. Februar das bürgers liche Deutschland gesorgt.
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Unbegreiflich für den Bourgeoisverstand.
Die Expedi
tion des Parteiorgans hat wiederum 2500 Fr. gezeichnet, bereits alſo über 10,000 Fr. für den Wahlfonds hergegeben. Diese große Summe tann unbedingt nicht von den Ueberschüssen des Blattes stammen." Also die bismardfromme Berliner ,, Nationalzeitung", und die Ordnungspresse des deutschen Reiches druckt es ihr getreulich nach. Einem Bourgeois gehirn mag es allerdings absolut nicht einleuchten wollen, daß das Dr gan einer so brutal verfolgten Partei wie die unsere noch Ueberschüsse macht, und daß diese Ueberschüsse nicht in die Taschen einzelner Personen fließen, sondern wieder der Partei zugute kommen ben Genoffen, beren Opferfreudigkeit das Blatt auf seine fetige Höhe gebracht, in Zeiten des Kampfes als Reservefonds dienen. Als die Bourgeoiste in Deutschland noch radikal war und ihre geistige Speise aus dem Ausland beziehen mußte, da machten alle literarischen Unternehmungen der Emigration Defizite über Defizite, denn die Herren Bourgeois ergößten fich zwar ebenso über die Kraftausdrücke, mit denen die damaligen Machthaber in den betreffenden Publikationen bedacht wurden, wie sie sich heute über die zynische Sprache der sozialistischen Organe" tugendhaft entrüften obgleich diese synische Sprache" nicht entfernt an das heranreicht, was in jenen geleistet wurde aber mit dem 3 ahlen sah es windig aus.
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Das ist eben bei den deutschen Arbeitern anders, liebe National zeitung". Die halten es für eine Ehrensache sonderbar, nicht wahr, baß so etwas auch Ehrbegriffe hat? ihren Verpflichtungen in jeder Beziehung nachzukommen, auch unter den härtesten Verfolgungen. Da haben wir z. B. vor wenigen Tagen aus dem belagerten Stettin folgenden Brief erhalten, der in seiner latonischen Kürze ganze Bände spricht.
Werthe Genoffen! Bis heute sind schon 28 Mann ausgewiesen, trifft uns sehr hart. Aufregung und Erbitterung groß. Muth zur Wahl ungebrochen. Senden Euch hundert Mart auf unsre Schuld. Thun unsre Pflicht. Besten Gruß!" Studirt diesen Brief. Ihr Herren Bourgeois, und dann sagt noch einmal, daß es unmöglich sei, daß unser Blatt so große Ueberschüsse machen tann.
Euch Genoffen aber rufen wir zu: Laßt uns so fortarbeiten wie bisher. Die allseitige Pflichterfüllung hat uns noch jede Niedertracht über winden laffen, die die Feinde unserer Sache ausgeheckt, sie wird uns zum schließlichen Siege führen!
Zu den Magdeburger Berhaftungen. Sofort nach den Verhaftungen in Magdeburg wendeten wir uns an einen, uns als sehr zuverlässig bekannten, aber außerhalb der eigentlichen Barteitreise stehenden Gesinnungsgenoffen mit der Bitte, Erkundigung über die Einzelheiten der Affäre 2c. einzuziehen und uns sobald als möglich darüber zu berichten. Derselbe schreibt uns nunmehr unterm 16. Februar:
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,, Erst heute bin ich in der Lage, Ihrem Wunsch nachzukommen, nachdem ich mit fast allen der bis heute aus der Haft Entlassenen Rüd Sprache genommen.
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Am Montag den 7. Februar wurden in Magdeburg und Budau - verhaftet, unter diesen auch eine große Anzahl Genoffen etwa 35 der sich wegen der bevorstehenden Reichstagswahl vorübergehend hier aufhaltende Kandidat unserer Partei, Aug. veine aus Halberstadt ; ferner Klees, Schneider Habermann, Randidat für Kalbe- Aschersleben und Egeln Wanzleben, und der Veteran unserer Partei, Privatier Julius Bremer - überhaupt das gesammte Wahlfomite mit Ausnahme eines Einzigen. Als die Inhaftirten zum Verhör tamen, wurde ihnen Folgendes vorgehalten:
Die sozialdemokratische Partei besigt im Wahlkreise Magdeburg ( Magde burg und Vorstädte) eine sehr gut gegliederte Organisation.
Der Wahlkreis ist in Bezirke getheilt. Jeder Bezirk wählt seinen Be zicksführer. Die gesammten zahlenden Parteimitglieder fommen bei wichtigen Fällen in sogenannten Corpore- Versammlungen, meist unter freiem Himmel, zusammen.
Die laufenden Geschäfte besorgt ein Ausschuß der Bezirksführer, der fich wöchentlich versammelt. Dieser Ausschuß hat auch den Vertrieb des ,, Sezialdemokrat" unter sich.
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Es haben seit März vorigen Jahres an den und den Tagen der und der Zeit- da und da solche" Corpores" stattgefunden. Es find gegenwärtig gewesen so und so viel Personen. Das und das ist verhandelt worden. Der und der hat das und das gesprochen, der und der hat den Vorsitz geführt, folgende Nebenvorfälle haben sich dabei ereignet u. f. w. bis auf das kleinste Detail.
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Bezirksversammlungen haben stattgefunden: an den und den Tagen in den und den Wohnungen; theilgenommen haben: verhandelt ift folgende Beschlüsse sind gefaßt worden: u. s. w. Daffelbe, aber lange nicht mit solcher Bestimmtheit, geschah mit Bezug auf abgesonderten, sogenannten zweiten Organisation.
Herrn Heine wurde vorgeworfen, im März, Juli und Oktober in Folge von Aufforderungen des Romites nach Magdeburg gekommen und an drei Bezirksversammlungen theilgenommen zu haben. Das erste Mal sei über den in Magdeburg herrschenden inneren Zwist der Partei, das zweite Mal über die hier verbreitete Zeitung Neues Volksblatt", das britte Mal über eine abgehaltene( oder abzuhaltende) Versammlung die Rebe gewesen.
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Es wurden auch gleich nicht nur alle näheren Umstände, sondern auch bie Angabe des Denunzianten als feststehend angenommen, daß Heine gleich Anfangs gesagt habe:
Laßt uns von allen parlamentarischen Formen: Wahl eines Vorsigenben, Zumwortmelden, Abstimmungen u. dgl. absehen, und uns nur in Form einer freundschaftlichen Unterhaltung die Sache besprechen; dann fönnt Ihr morgen einem jeden Menschen mittheilen, daß wir heute hier bei einander waren und was wir gesprochen haben.lt/ Dem Heine'schen Wunsch sei auch willfahrt worden. Dies haben auch alle Vernommenen bestätigt.
Heine und noch etwa zehn Andere sind bisher wieder entlassen, meist nach 6-8tägiger Haft. Es steht fest, daß die Polizei seit März 1886 im Allerinnersten der Partei einen Spion siten gehabt, und es hat sich bereits herausgestellt, daß dies der Metallarbeiter Rudolf Sped in Magdeburg ist.
Dieses Individuum, durch dessen Denunziation und Zeugniß vor Ge richt bereits im Jahre 1882 eine große Anzahl Genoffen wegen einer Bersammlung unter freiem Himmel( im Biederizer Basch) mit Geldstrafen, durch dessen Denunziation und Zeugniß vor Gericht im vorigen Jahr der Former Rudolf Schröder mit 8 Tagen Gefängniß und der Schloffer Scheibe mit 50 Mt. Geldbuße wegen Berbreitung eines verbotenen Aufrufs der Metallarbeiter heimgesucht worden, hatte sich immer wieder weißzubrennen und das Vertrauen der Genossen immer wieder auf's Neue au täuschen gewußt, um für wenige Judasgroschen zahllose Familien ins Unglück zu stürzen.
Ein Genoffe, der Rolporteur Fleischhauer in Neustadt, hielt sich anfangs verborgen, hat sich aber hinterher freiwillig gestellt. Um diesen der Bursche
aus dem Versteck zu loden und noch extra hineinzulegen. man hatte ihn
Spec am Sonntag, nachdem er wieder entlassen war zum Schein des Gerechten einige Tage miteingezogen, die Infamie gehabt, an Fleischauer zu schreiben, er( p) an Gonntag
an einen bestimmten Ort mehrere verbotene Bücher bringen. Diese Nichtswürdigkeit tennzeichnet den Buben und seine zweifellos hinter ihm stehenden Beschüßer" zur Genüge.
Mit den oben gemeldeten Verhaftungen zc. ist, wie es scheint, die ,, Untersuchung" noch lange nicht erschöpft, denn noch immer finden neue verantwortliche Vernehmungen, wenn auch ohne Jnhaftnahme, statt. Es wird dies, nach Umfang der babet Betheiligten, vielleicht der größte Sozialistenprozeß werden, welcher seit dem Erlaß des Schandgesetzes stattgefunden hat.
Ueber die Behandlung unserer Freunde vor Polizei und Gericht und während ihrer Inhaftirung habe ich keine Klage vernommen.
Nachdem sich die Angelegenheit weiter entwidelt, werde ich fernere Berichte nachfolgen laffen."
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Ein braves Weib. Deutsche Blätter, und zwar selbst freisinnige und demokratische, haben es für gut gehalten, den Entschluß einer jungen Amerkanerin aus gut fituirter Familie, sich dem zum Tode verurtheilten Anarchisten Aug. Spies antrauen zu lassen, als Ausfluß romantischer Ueberspanntheit, wenn nicht vollständiger Berrücktheit hinzustellen. Sie folgten darin dem Beispiel der New- Yorker Staatszeitung", eine recht unsaubere Duelle, die aber nach dem Gesetz der Trägheit noch immer benutzt wird, weil das genannte Blatt früher einmal radikal war. Zudem herrschen ja in keinem modernen Lande engherzigere Anschauungen über die Stellung der Frau im öffentlichen Leben als grabe in Deutschland . Run, thatsächlich hat Nina Van Zandt- dies der Name der jungen Dame sehr gut gewußt, was sie that. Hören wir, wie sich ein Chicagoer Rorrespondent der New- Yorker Boltszeitung" darüber ausläßt:
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,, Es ist wohl noch nie so viel Spott und Hohn gegen ein wehrloses Mädchen gerichtet worden, als die kapitalistische Presse des Landes über Nina Van Zandt ausgoß, blos weil die Genannte den Muth hatte, Vors urtheilen zu trogen, sich mit dem zum Tode verurtheilten Anarchisten Spies verlobte und eine Trauung mit ihm zu erreichen suchte, um so Zutritt ins Gefängniß zu erhalten und für die Verurtheilten wirken zu können. Es ist bekannt, wie diese Trauung vereitelt wurde; das Mädchen hat sich dadurch zu helfen gesucht, daß sie sich„ per procura" trauen ließ, wobei Spies' Bruder in dessen Namen den Chefons traft unterschrieb, aber der Sheriff will die Trauung nicht anerkennen, obgleich mehrere prominente Juristen erklärt haben, eine derartige Trauung sei vollkommen gefeßlich und rechtskräftig.
Jetzt hat Fräulein Van Zandt, oder Frau Spies, wie sie sich nun nennt, eine von Spies verfaßte Biographie, dessen Neben vor Gericht 2c., in Form einer Broschüre herausgegeben, zu der sie selbst eine Einleitung schrieb, worin sie erzählt, wie sie mit Spies bekannt wurde. Der Zwed der Broschüre sei, dem amerikanischen Volte Gelegenheit zu geben, selbst über den Mann zu urtheilen, der nebst seinen Gefährten von der tapis talistischen Presse systematisch beschimpft und verleumdet wurde und dessen Verurtheilung nur durch die niederträchtigste Verschwörung sozialer Geier erreicht wurde, welche die Geschichte kennt. Sie erzählt, daß sie aus Neugier während der Komödie, die der Anarchistenprozeß genannt wurde, in das Gericht tam und, da sie ihre Eindrücke aus den Presberichten gefchöpft hatte, überrascht war, als sie in den Angeklagten nicht rohe und lasterhaft aussehende Männer fand, sondern Leute mit intelligenten, gütigen und guten Gefichtern. Dies habe ihr Interesse geweckt und als Sie sah, daß die Gerichtsbeamten und die ganze Polizei darauf erpicht waren, die Angeklagten blos deshalb an den Galgen zu bringen, weil ste sich an der Arbeiterbewegung betheiligten, empörte sich ihr Rechts gefühl und ste besuchte in Gesellschaft ihrer Mutter die Verurtheilten oft, um zu erfahren, wie sie ihnen dienen, ihnen helfen fönne. Dabei lernte sie August Spies tennen und gewann ihn lieb. Um ihn öfters besuchen zu können, verlobte sie sich mit ihm, aber nun sagte man ihr, man werde ste in Zukunft gar nicht mehr ins Gefängniß lassen, da dies Recht nur den Frauen der Verurtheilten zukomme.„ Es wurde mir klar," fährt das Mädchen fort, daß meine Bemühungen für die Gefangenen, für die Gerechtigkeit, einer gewiffen Klaffe, welche an der Vernichtung der Verurtheilten intereffirt war, mißfielen, welches Gefühl noch durch meine gesellschaftliche Stellung und Verbindungen verstärft wurde. Es war mir klar, daß sie mich von allem Verkehr mit den Gefangenen und meinem Verlobten abschneiden wollten. Deshalb beschlossen wir, gesetzlich Mann und Frau zu werden. Da meine Eltern dies guthießen, so war unser Bund eine Sache, die nur zwei Personen etwas anging. Aber ein Mob von Zeitungsmenschen, viele von ihnen achtbare Wüftlinge", heulte und tobte, als unser Entschluß bekannt wurde. Wenn ich jebes in den Strafgeseten genannte Verbrechen begangen hätte, so hätten diese ritterlichen, galanten amerikanischen Gentlemen mich nicht schlimmer beschimpfen und schmähen tönnen, als sie gethan haben. Wäre ich eine unbekannte Ausländerin gewesen, so würde Nies mand ein Wort gegen die Heirath gesagt haben. Aber eine Amerikanes rin, von respektabler Herkunft und Stellung, welche der Stimme ihres Herzens mas allein ich für Moral halte folgt, anflatt dem Ge flimper der Dollars, das ist unerhört, schmachvoll. Das Mädchen muß übergeschnappt sein, muß überspannte Romane gelesen haben." Hätte ich einen alten, invaliden Wüstling mit viel Geld geheirathet, dann würden diese moralischen Herren, welche mich jetzt angreifen, mich in den Himmel gehoben haben und viele meiner christlichen Brüber und Schwestern würden zu ihren Söhnen und Töchtern gesagt haben:„ Sehr lobenswerth, ein sehr vernünftiges Mädchen." Und meine persönlichen Bekannten würden sagen:„ Ich habe sie immer für so nett gehalten." Ich will lieber den Tadel als das Lob dieser moralischen Menschen, die, wie es scheint, eine Liebe nicht begreifen, welche durch die Aehnlichkeit unserer Geistesrichtung und des Berufs doppelt start gemacht worden ist. Ich bin stolz auf die Freunde, welche ich gewonnen habe Menschen,
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die reine und selbstlose Liebe verstehen tönnen. Nina Van Zandt." Das find energische, charaktervolle Worte, die unsere volle Anerkennung verdienen.
Folgendes Pröbchen von dem Geist, der die Lehrer der neuen Aera erfüllt, finden wir in der Berliner Boltszeitung". Das forts schrittliche Blatt schreibt:
Ein recht sonderbarer Vorfall, welcher sich fürzlich in einer Schule bes Nordostens von Berlin ereignete und der Bezug auf die gegen wär tigen friegerischen Gerüchte nimmt, wird uns als wahr mitgetheilt. Bor einigen Tagen fam das neun Jahre alte Töchterlein eines Beamten mit den Worten zu ihrer Mama aus der Schule.„ Mama, wenn es Krieg gibt, dann werden uns die Franzosen die Köpfe abschlagen und damit die„ Linden"( die Straße Unter den Linden ) schmücken." Auf die Frage, wie sie denn zu dieser eigenthümlichen Neußerung tomme, erwiderte die Kleine:„ Der Lehrer habe heute in der Schale( das Mädchen besucht die vierte Klaffe) gesagt, es werbe Krieg geben und dann würden sich die Franzosen , wenn sie uns besiegten, schrecklich rächen. Die Eltern würden ermordet werden, und ben Kindern würde man bie Röpfe vom Rumpfe trennen, um sie unter den Linden zur Schau zu stellen." Diese Auslaffungen des betreffenden Lehrers sind auch von anderen Schülerinnen derselben Klaffe bestätigt worden."
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Schlimmer haben es auch bie ärgften Revanche Schreier in Frankreich nicht getrieben. Gegen diese Politit in der Schule" wird sich aber ebenso wenig eine staatsanwaltliche pans regen als gegen die Politik in den Kriegervereinen. In Preußen Deutschland herrscht ja nicht umsonst der Grundsag der Gleichheit Aller vor dem Geset!
,, Wehe dem Land, dessen König ein Kind ist," heißt es in der Bibel. Wer aber den Wayltampf in Deutschland verfolgte, de n drängte stý unwillkürlich eine andere Verston dieses Spruches des ,, weisen Königs Salomon" auf. Behe den Land, dessen Regent ein alter Mann ist ein größerer Unfug, als mit den 90 Jahren des alten Wilhelm von Seiten der nationalen" Barteien getrieben wurde, ist faum dentbar. Wollt Ihr unserm alten Raiser an Rande des Grabes noch den Schmerz anthun, daß sein Bolt seine Fürsorge für des Reiches Sicherheit mit Undant lognt? Das ist noch eine der mildesten Proben von der Art und Weise, wie die Person des alten Wilhelm dazu benutt wurde, die Wähler zu bearbeiten. Und Deutschland ist nicht umsonst die fromme Rinderstube". Der Spießer vergoß einige Thränen und wählte, dem alten Heldengreis zu Liebe, einen in der Wolle gefärbten Bismarcker, der sich, wie fein gerr und Meister, in der Stille über ihn und den alten Knickebeia" luftig gemacht.
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Als Charakteristikum der Wahlbeeinflussungen sei mitgetheilt schreibt man uns aus Stuttgart , daß ein hiesiger Fabcitant seine bei ihm beschäftigten Arbeiter seit 14 Tagen Uebers jeit arbeiten läst, aus feinem andern Grunde, als um dieselben vonden Arbeiterversammlungen fernzuhalten. Denn sobald eine tonfero ative Berjam niung stattfindet, so steht im Geschäft angeschlagen: Heute Abend ist wegen der Versammlung für Herrn Siegle um 7 Uhr Feierabend.
Das sagt genug. Siegle ist reichstreu", jedoch, Gegner aller Mono®