Abonnements alt Wrtnt bil alle» schweiierifchen Hastbureaux, sowie beim Verlag »ab bcsjen bekannten Agenten Mgegengenomme». und zwar zum voraus, ahlbar«« LterteljahrSpreiS van: s tzr.i, für bieSchweiz(Kreuzband) Sl. 8, für Deutschland  (Cauvert) h> ß. l,70 für Oesterreich<Couvert) Xfi J». 8,50 für alle übrigen Länder dei Weltpostvereins lstreuzband» Der oMldemckrat itt u de Inserate W« breigespalten! Petitzeile 25 ßtS.= 20 Pfg. Hrgan der Sozialdemokratie deutscher   Junge. Hrscheint ch entlich einmal in Zürich  (Schweiz  ). Iierlafl der volrsbuchhandluug Hottingen'Zürich  . boSseilduilstell franko gegen frank». Gewöhnliche Briefe nach der Schwei  , kosten Doppelporto. ♦�10. Briese an die Redaktion und Erpedition de« in Deutschland   und Oesterreich verbotenen.Sozialdemokrat' wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lasten. Z n d e r R e g- l schicke man uns die Briefe nicht direkt, sonder» an die bekannten Deckadresten. In zw-ifelhast-n Fallen eingeschrieben. 4. März 1887. »li g. 4 Parteigenossen! Vergeht der Verfolgten und Gemaßregelten nicht! Wahlfonds-Quittung. Zum Widerstand bis zumletzten Mann und - letzten Groschen" weiter erhalten: Nntwerxener Gencfien sFr. S5) Mk. 23. Pari«(65) 52, frtroj, v. b. F«te internationale de la fraternitd am 13,2. 1. Rate- * ArbuWchk. B'pest(27 31) 21 84. A. W. Sonne  «(5) 4. Allgem- °>rb.<Ver. Horgen  (4 50, 3 60. T. S. Davo«(3) 2 40. V. Krause (8) 4, Otio'chen, halt' de Beene warm. " In Rr. 3 quittirt: RH. 30,741 42. Oben(bis zum 1. März) quittirt 115 84. ei" od- q i* :ai tili eid bi q .> 10 it* 9 w 15 M l- :n» )' 4. . st -cht Ich ¥ ttt f n» Jnsgesmmnt: Mk. 30,857 26. Die Administration desSozialdemokrat". Die deutschen   Wahlen. Berlin  , 23. Februar. Eine Viertelmillion Stimmen mehr, und ein halbes Dutzend, vielleicht ein ganzes Dutzend Man- date weniger das ist die Bilanz der heurigen Reichs- tagswahl für die Sozialdemokratie. Der Zuwachs der Stimmen ist wesentlich, weil die Stärke unserer Partei im Volke liegt und unser Sieg nur durch das Volk erkämpft werden kann. Der Verlust der Mandate ist unwesentlich, weil unsere Partei keine parlamentarische ist, und weil sie bei der parlamentari- scheu Thätigkeit in erster Linie einen agitatorischen Zweck verfolgt, für dessen Verfolgung die Zahl der gewählten Abge- ordneten bedeutungslos ist. Im Wesentlichen also Fortschritt und Sieg. Im Unwesentlichen Rückgang und Niederlage. Die verlorenen Mandate fallen nicht ins Gewicht gegenüber den gewonnenen Stimmen. Achtmalhunderttausend Stimmen für die So- j i a l d e m o k r a t i e, das ist eine gewaltige, weltgeschich t- liche Thatsache! Das halbe Dutzend, vielleicht daö ganze Dutzend sozialdemo- kratischer Mandate, die zerrissen vor uns am Boden liegen, find Stücke Papier  , zwar nicht werthlos, aber doch von ver- gleichsweise geringem Werth. Genug, wir haben gewonnen und wir haben v erkoren, und wir haben bei Weitem mehr gewonnen als ver- lvren, und das Fazit ist demnach: Gewonnen. Nicht daß wir so thöricht wären und, nach Art des Fuchses »it den sauren Trauben, behaupten wollten, der Verlust der Mandate sei uns gleichgiltig oder wir freuten uns gar dar- über. Allein soviel steht fest: gegenüber den achtmalhundert- tausend Stimmen schrumpft der Verlust eines Theils unserer Mandate zu nichts zusammen. Und weiter steht fest, daß dieser Verlust den positiven Vor- cheil hat, uu« vor der schlimmsten Klippe, die unserer Be- vegung droht und drohen kann, zu bewahren, nämlich vor dem Parlamentarismus   oder genauer ausgedrückt: vor dem Wahn, al» ob durch allmälige Erlangung der Majo- rität auf parlamentarischem Wege der Sozialismus zu verwirk- Lchen sei. Niemandem, der dem Gang der Dinge aufmerksam gefolgt ist, kann es entgangen sein und imSozialdemokrat" viurde wiederholt auf diese Thatsache hingewiesen, daß die i» dem letzten Wahlkampfe(1884) erfochtenen Wahlsiege der Partei vielfach zu optimistischen Auffassungen geführt und die Illusion erweckt hatten, es werde nun immer so fort- gehen, und der Zeitpunkt, wo wir im Reichstag   die Majori- tät oder doch wenigstens einen ausschlaggebenden Ein­fluß erlangt hätten, sei in greifbare Nähe gerückt. Diese Illusion ist nun gründlich zerstört, und Jeder muß nun zur Einsicht gelangt sein oder gelangen, daß die Zustände, unter denen wir leben, eine normale parlamentarische Fortentwicklung zur Unmöglichkeit machen, und daß es vor Allem darauf ankommt, Eroberungen im Lolke zu machen und durch Gewinnung der Massen eine Macht zu schaffen, die im Stande ist, den jetzt herrschen- de« Gewalthabern dereinst die Spitze zu bieten. Wie wenig den Aufgabm der Gegenwart eine Partei ge- wachsen ist, welche an die Allmacht des Parlaments glaubt vnd im Volk keine feste Stütze hat, das sehen wir an dem abschreckenden Beispiel der Fortschrittspartei(nebst volkS- parteilichem Anhängsel), die durch die Bismarck  'schen Wahl- »anöver fast vernichtet worden ist und nirgends den Anprall aushalten konnte. Auf der andern Seite darf der Ausfall der heurigen Wahl auch nicht zu der pessimistischen Auffassung führen: die parlamentarische Thätigkeit sei nutzlos. Sie ist nicht nutzlos; sie hat uns schon außerordentlichen Nutzen gebracht. Und daß die Partei in dem gegenwärtigen Wahlkampf sich so stark ge- zeigt, ist zum großen Theil der parlamentarischen Thätigkeit und der mit ihr verbundenen Betheiligung an den Wahl- kämpfen zu verdanken. Nur oberflächliche Köpfe, großmäulige Prahlhänse oder Jhring Mahlows können aus den: Wahl- ausfall den Schluß ziehen, daß man nun entweder die Hände in den Schooß legen und von irgend einem glücklichen Ereig- niß das Heil erwarten oder diePropaganda der That" be- ginnen und durch eine wunderthätige Bombe oder irgend eine andere charlatanistische Wunderkur dieKrankheit der Zeit" kuriren müsse. Doch über solche Kindereien sind die deutschen   Arbeiter hin- aus, und Herr von Puttkamer   mag noch so viele Jhring- Mahlows bezahlen, er wird die deutschen   Arbeiter nicht zu derartigen Dummheiten verleiten. Die deutschen   Arbeiter und das ist neben dem Opfer- und Heldenmuth, den sie bekundet, wohl der lichteste, leuch- tendste Punkt in diesem wüsten Wahlkampf die deutschen  Arbeiter sind die Einzigen, welche sich durch die Bismarck- Puttkamer'schen Lügen nicht haben bethören lassen. Sie spot- teten des Kriegsgespenstes, während Bürger und Bauern sich ins Bockshorn jagen ließen, sie sind sich vollständig klar über die Lage der Dinge, über die Natur der politisch-sozialen Krise, in deren Mitte wir uns befinden, und endlich über den Charakter und die Ziele der Feinde, mit denen wir uns her­umzuschlagen haben. Die Jhring-Mahlows werden also umsonst ihre Kräfte versuchen. Was nun den Wahlkampf selbst angeht, so verdient er den Namen Wahlkampf eigentlich nicht. Es war keine Wahl, es war ein Kesseltreiben, es war ein U e b e r f a l l, eine moralische und physische Vergewaltigung, ein Plebiszit im schlechtesten napoleonischen Sinne nur roher, heuchle­rischer, verlogener, wie das der niedrigere BildungSzustand unseres Junkerthums mit sich bringt. So plump und brutal konnte es Bonaparte der Kleine nicht treiben die französische  Durchschnittskultur, die der unsrigen leider überlegen ist, setzte ihm kategorische Schranken. Nimmermehr hätte ein Napoleon es wagen können, so unverschämt zu lügen, wie dies in Deutschland   geschehen ist; nimmermehr hätte er es wagen kön- nen, sich so rücksichtslos über alle gesetzlichen und sittlichen Bedenken hinauszusetzen; nimmermehr hätte er es wagen kön- nen, den Regierungsapparat der Beeinflussung, Einschüchte- rung und Bestechung mit so zynischer Offenheit spielen zu lassen. In jedes Dorf, in jede Hütte brachte die Regierungs- presse die Lüge, daß der Reichstag   die Mittel zur Vertheidi- gung des Vaterlandes verweigert hätte, und daß die Fran- zosen im Begriffe wären, ins Land einzubrechen unddem Bauer die letzte Kuh ans dem Stall" zu holen und seine Töchter zu schäuden. Und damit das Volk es besser sich ein- präge, wurden die Franzosengreuel ihm illustri rt ins Haus geschickt und an allen Straßenecken angeklebt. Und der ganze Regierungsapparat vom Minister an bis zum Gemeinde- vorstand, Gensdarmen, Polizeidiener, Schulmeister und Pfaffen mußte arbeiten, umpatriotische" Wahlen zu erlangen. Und mit diesem Regierungsapparate vereinigte sich der Unter- drückungsapparat der Bourgeoisie: Jeder Arbeiter, jeder wirthschaftlich Abhängige wurde mit Brodlosigkeit bedroht, wenn er nichtpatriotisch" wähle. Und keine Ungesetzlichkeit, keine Drohung, keine Lüge, keine Rohheit, welche nicht die Sanktion des Pfaffen, des Schulmeisters und der Polizei er- halten hätte! Alle Scham abgestreift eine Orgie der Bestialität nie hat die Welt ein empörenderes Schauspiel gesehen! Und trotzdem Achtmalhunderttausend sozialdemokra- tischer Stimmen! Nie hat die Welt ein glorreicheres Schauspiel gesehen! Weitere Wahlresultate. Räch amtlicher Feststellung der Wahlresultate haben fich vielfach Aen- derungen gegenüber den ursprünglichen Zahlen, je.> Angaben herau«> gestellt, die aber im Ganzen nicht so wesentlich sind, daß wir unsere, in voriger Nummer mitgetheilte Aufstellung nach einmal zu machen hätten.*) Wir geben vielmehr heute zunächst eine Ergänzung derselben, und zwar, wo e« uns möglich ist. aus Grund der amtlichen Feststellung. Daß die« nicht überall der Fall, liegt daran, daß der amtliche Telegraph nur die Namen der gewählten, bezw. in Stichwahl kommenden Kandidaten gemeldet, nicht aber die auf die einzelnen Kandidaten ent- fallenden Stimmen. Eine bi« in« Detail genaue Aufstellung wird sich erst viel später ermöglichen lassen. *) Bon den größeren Abweichunaen nennen wir: Halle 6580(statt 4800), Teltow   BeSkow 357««statt 4900). Spremberg 3S64(statt 3109), West Havelland 4385(3800) aber auch derltn IV 32 064(33 069) Ham­ burg   III 17,803(18,588) ic. Im Ganzen bleibt jedoch, selbst nach Abzug der zu hoch angestellten Zahlen, ein Plue von über 8000 Stimmen, da« zu der G-sammtziffer hinzugefügt werden muß. Wahlkreis Potsd.-Osthavelland Frankfurt   a, O. Posen Reichenbach-Reurode Jerichow Merseburg-Querfurt  Biiterfeld-Delitztch Nordhausen Erfurt Apenrade-Flensburg Dithmarschen  Kiest Rendsburg Ottensen  -Pinneberg  Oldenburg  . Plön  Osnabrück  -Jburg Verden  . Hoya Minden>Lübbeke Bielefeld Höchst-Homburg Kassel Krefeld Neustadt-Landau Kaiserslautern  Bayreuth  Lichtenfels   Kronach Bamberg Würzburg Regensburg H°f Kaufbeuren Einbeck. Northeim Auerbach. Reichenbach Mittweida Oschatz  -Wurzen  Glauchau  -Meerane  Stollberg  . Schneeberg  Nofsen-Roßwein Plauen i/B. Pforzheim  FriedbergHefsen Schwerin-Wismar Rostock Weimar-Apolda Sonneberg  Dessau  -Zerbst  Schw.-Rudolstadt Reuß ä. L. Lippe-Detmold Lauen bürg Stade Naumburg-Zeitz Rosenheim  Rothenburg   a. T. Borna-Pegau  Bautzen  Wiesbaden  Luckenwalde  Aschersleben-Kalbe Altena  -Jserlohn Striegau  -Schweidnitz  Offenburg  61 Wahlkreise Eine Abnahme der sozialistischen   Stimmen weisen nach den uns vorliegenden Berichten folgende Wahlkreise auf(wir fügen jeder Zahl in Klammern die Differenz gegen die 1834er Wahl bei): Herford   Halle 953(- 32), Essen 483( 426), Hanau   5155(3431. Forchheim 194(101), Zittau   1705(201), Meißen   3975(-11751. Heilbronn   621( 497), Karlsruhe   2736( 274), Gießen 378( 121), Darmfiadt 4220(- 672), Main  , 5526(970), Speyer  . Frankenthal 4217(-605), Mülhausen   533( 2406), zusammen 7828 Stimmen. d. h. noch nicht einmal soviel, als wir in voriger Nummer zu wenig berechnet. Zu den obigen, einen Zuwachs aufweisenden Kreisen kommen ab« noch eine ganze Anzahl hinzu, die wir nur deshalb nicht aufgeführt, weil uns noch keine Endresultate darüber vorliegen. Im Ganzen glauben wir nicht zu hoch zu greifen, wenn wir den GesammtzuwachS gegen 1834 auf 200,000 Stimmen veranschlagen. DaS in zweiundeinhalb Jahren, macht eine jährliche Vermehrung der sozialistischen  Armee von 8 0. 0 0 0 M a n n, d. h. zirka d r e i« r in e e k 0 r p s, wo« für wir dem edlen»rüderpaar Bismarck Puttkamer   unsere volle»ner« kennung aussprechen. Nach Einzelstaaten berechnet, nimmt, von der Hochburg Hamburg   ab« gesehen, Preußen den ersten Rang ein. In Preußen hat das Krieg«« geschrei am wenigsten gezogen, derAppell an die Furcht" den gering« sten Widerhall gesunden, worüber Bismarcks spezifisch.preußischeS Ge« müth eine ganz besondere Genugthuung empfinden dürste. Nicht nur dr» Haupt- und R-stdenzstadt Berlin  , sondern auch ihre nähere und nächst« Umgebung haben brillant gestimmt. Desgleichen die Provinzen Sachsen  , Schleswig-Holstein  , Hannover  , Schlefien und die Rheinland  «(außer in den Distrikten der Unternehmer-Dcktatur). Gleich nach Preußen rangirt Bayern, das sich langsam aber stetig vorwärts entwickelt. Sachsen  hat trotz dem Sturm der vereinigten Ordnungsbanditen seine Stimmen« zahl vermehrt, auch die thüringischen Staaten haben sich brav gehalten. Am meisten Wirkung hat das KriegSgeschrei im Süden und Süd« westen, in Würltemberg. Baden und der Pfalz  , gehabt, und wenn unsre Genoffen trotzdem keine erhebliche Einbuße, in mehreren Kreisen sogar«ine Stimmenzunahme zu verzeichnen haben, so beweist da«, daß auch sie unerschrocken auf dem Posten waren. Unsre Partei hat ein« schwere Probe ruhmvoll bestanden, daS ist daS Fazit, welche« sich auS dem Wahlresultat ergibt, von welcher Seite auS man daffetb« auch betrachten möge. Zu den in voriger Nummer aufgezählten Stichwahlen kommt noch hinzu«ottbuö-Tpremberg(Breil), wogegen Rassel(Pfann« kuch) leid« zu streichen ist. Bon Berlin, Kiel   und München   abgesehen, stehen unsere Genoffen überall gegen Kartellbrüder, während dieFrei- finnigen" meist den Ausschlag geben. Wären dieselben Männer, so müßten sie selbstverständlich energisch gegen das eintreten, was fie selbst in ihren Wahlausrusen alS Reaktion bezeichnet, wie es aber in Wirklichkeit mit ihnen steht, darüb« in uns«« politischen Rundschau.