Sir. 49817 I I. 6839 V..B.' Die Abhaltung des mit der Eingabe vom 29. Juli 1887 angezeigten Lortrags von I. Marli tsch über das Thema:Der Arbeiter des Alterthums, welcher am 23. Juli'd. I., Abends 3 Uhr, im Zentrallokale des Arbeiter-Bildungsvereins, VI. Bezirk, Brückengasse 8, stattfinden sollte, kann bei dem Umstände, als das gewählte Vortrags- thema mit dem dem Arbeiter-Bildungs-Vereine in seinen Statuten vorgezeichneten Zwecke und den Mitteln zur Erreichung des­selben nicht im Einklänge steht, daher statutenwidrig erscheint, aus Grund der Verordnung des hohen Gesammtministeriums vom 30. Jänner 1384, R.-G.-Bl. Nr. 15, beziehungsweise des K K Iii. b des Gesetzes vom 6. Mai 1869, R.-G.-Bl. 66, nicht bewilligt werden. Hievon werden Sie hiermit zur Darnachachtung in die Kenntniß gesetzt. Wien  , am 23. Juli Ik87. KrauS. An Hrn. Rudolf Hans er, Obmann-Stellvertreter des Arbeiter-Bil- dvngsvereins in Währing  , Martinstraße Nr. 43. Also auch derArbeiter des A l t e r t h u m S", der doch schon lange todt ist, wird noch gefürchtet. Wie schrecklich muß erst der Arbeiter der Zukunft seinl! Und richtig! Der Fachverein der Bäcker Wiens wollte letzten Donnerstag eine Versammlung abhalten mit dem Vortrage:Die sozialistischen   Jdealstaate n." Das Ausnahmegesetz verbietet auch diese; die Erinnerung an die Vergangenheit, die Hoffnung für die Zukunft Alles konstszirt. Bleibt nur die traurige G e- g« n w a r t! Und die zu besprechen, ist erst recht staatsgesährlich I" Letztres hat in voller Deutlichkeit ein Genosse aus Böhmen   erfahren, der unter dem TitelReminiszenzen" die schmachvolle Behandlung der politischen Gefangenen aus der Arbeiterklasse seitens der Prager   Polizei schildert. Durch diesen Artikel, der in schmuckloser Aufzählung von Thatsachen besteht, hat die Wiener   wohlweise Polizeizensur einen rxtragroßen Strich gemacht, zweifelsohne und auch mit Recht von der Annohme ausgehend, daß just die Auszählung dieser Thatsachen noch zehnmal mehr aufreizend wirken würde als die schärfsten Kraft- «orte. Man wäre beinahe versucht, ihr die Konfiskation zum Lobe an- zurechnen, insofern in derselben wenigstens indirekt das Zugeständniß liegt, daß die geschilderten Zustände unerhörte sind. Aber diese Erkennt- vitz bedeutet nichts weniger als einen Schritt zur Besserung.Es wird fortgewurstelt", ist und bleibt auch hier die Parole Dem konfiszirten Artikel, der uns abschriftlich vorliegt, entnehmen wir folgend« Stellen: Nach abgebüßterStrafe" wurde jeder Geheimbündler, rsots jeder Sozialist durch einen Justizwachtmann auf die Polizeidirektion gebracht. Kam er hier nach demRapport" an, d. h. unzefähr um die Mittags- stunde, so mußte er hier übernachten. Er wurde in eine dunkle, schmutzige Separation gesperrt, die Jahrzehnte nicht geweißt worden zu sein schien, deren Wände mit Inschriften, Flüchen und diversen Bleistift-MalereienK geziert waren, und deren Lager von Ungeziefer strotzten. Eine Inschrift will ich besonders hervorheben, die ich seinerzeit an der Wand der trost- losen Separation geschrieben fand, weil ste gewissermaßen einen Kom- mentar bildet zu meinen Ausführungen. Sie war tschechisch und lautete ,» Deutsch  :Wer Andere in Ketten schlägt, ist selbst ein Sklave», und darunter war die Anmerkung:Ich verbrachte hier 6 Tage und 6 Nächte, auf die Erledigung eines vergeblichen Rekurses gegen meine Ausweisung au? Prag   wartend. H. K." Es waren die Initialen des Genossen Karl Holovsky, der thatsächlich eine ganze Woche auf der Polizeidirektion ge< fangen gehalten wurde,bis sein Rekurs von der Statthalterei zurück- käme." Ob derselbe überhaupt abgeschickt worden war? Ich erlaube mir daran zu zweifeln. Gerade so erging eS mehreren anderen Genossen. Durch einen Auf- ruf in den Zeitungen ließen sich ihre Namen ermitteln. Nachdem man jedem Genossen durch kürzeres oder längeres Einsperren in einer schon beschriebenen Separation einenBegriff" von den Annehmlichkeiten eines Polizeigewahrsams beigebracht, bertes man ihn zu einem der Herren PolizeirSthe. Hier wurde ihm ohne viele Umschw-ise angekündigt, daß er aus dem Präger Polizeirayon für immer ausgewiesen sei. Dann reicht« man ihm ein Schrittstück, das, soviel ich mich«rinnern kann, seine AuS- Weisung durch den§ 1 lit. d des Gesetze« vom 27. Juli 1871 Nr. 88 des R.lG.>Bl. zu begründen suchte, zur Unterschrift. So, jetzt unter- schreiben Sie eS einmal, daß Sie eS zur Kenntniß nehme n," lautet« die stereotype Ansprache an den Auszuweisenden. Viele der Genossen, denen am Ausenthalt in Prag   nicht viel gelegen war, unterschrieben blindlings Alles, was man ihnen zur Unterschrist vorlegte, nur um loS- zukommen. Ausgewiesen wurde Jeder, der nach§8 285, 286, 287 und 280 ge< straft worden war, ohne Rücksicht daraus, ob er sich vor seiner Jnhaf- tirung in Prag   ausgehalten oder aus irgend einem Winkel Böhmens  nach Prag   zur Aburtheilung geschleppt worden und gelegentlich dessen Prag   zum ersten Mal gesehen hatte; ob seineStrafe" einige Tage oder einige Monate gewährt hatte. Hegte Einer oder der Andere Bedenken gegen die Ausweisung und wollte er das ihm präsentirte Schriftstück nicht unterschreiben, so wurde ihm ganz einfach gesagt:Ob Sie unter­schreiben oder nicht, Sie müssen aus Prag   for t."... Nach der BuswetsungSprozedur wurde man ins städtische Gefängniß, in Prag  Fischpanka" genannt, eskortirt. Wer von den Ge- «offen Geld hatte und sich auch sonst auf der Polizeianständig" be< nommen, d. h. sich alles Mögliche und Unmögliche anhängen ließ, erhielt Sir Begleitung einen Zivilpolizisten. Dieser beanspruchte für die egleitung es ist«in Weg von zirka 20 Minuten 40-60 kr. Hatte man kein Geld und war mantrotzig" gewesen, so mußte man den Weg zur Büttelei in Gesellschaft aller Tags zuvor aufgegriffenen Vagabunden, Dirnen, Zigeuner, Obdachlosen und anderer Unglücklichen machen. Eskortirt von mehreren Wachmännern wandert tagtäglich so ein Transport von 2040 Köpfen und noch mehr durch die belebtesten Prager Stadtviertel und zeigt dem gaffenden Publikum sein Elend und seine buchstäbliche Nacktheit, ohne daß sich daS letztere deshalb schämen möchte. Die guten Etadtoäter haben vor lauter nationalen Sorgen noch keinen Transportwagen für diese Unglücklichen kaufen können. Im Stadtgefängniß wurden den Genossen ZwanzSpässe ausgestellt und sie wurden angewiesen, Prag   sofort zu verlassen.Besonders Ge- sichtlichen" und allen Jenen, welche wegen Geheimbündelei zum zweiten Mal bestrast worden waren, gab man zur Begleitung auf die Bahn einen Geheimpolizisten mit, den man sich auch wieder selbst bezahlen mußte. Der Zwangspaß in die Heimath war die letzt« Schmach, die man einem jedemGeheimbündler" anthat." Die von uns unterstrichenen Schlußworts sind das Einzige, was außer den Einleitungszeilen von dem Artikel in derGleichheit" stehen geblieben. Wann werden sie sich einmal in ihrem buchstäblichen Sinne erfüllen?! Wann wird man endlich von der jedemGeheimbündler" und in Prag   wird schon der Versuch, Gewerkschaften zu gründen, sals Geheimbündelei" ausgefaßt! angethanen Schmach wirklich in der Vergangenheit reden können?! Ebensalls konstszirt wurde die vorletzte Nummer der Brünner Arbeiterstimme", und zwar wegen einer Korrespondenz aus Wien   über den Prozeß des Genoffen Johann Markitsch.Da so ziemlich die ganze Auflage mit Beschlag belegt wurde", schreibt dazu derVolks- freund",so ist der Schaden, den unser Bruderorgan durch diese Kon­fiskation erlitten hat, kein geringer. Der Rest ist Schweigen" Angesichts solcher Drangsalirungen kann Einem freilich die Lust zum Reden vergehen. Der erwähnte Prozeß Markitsch ist übrigens auch recht bezeichnend für die politischen Zustände in Oesterreich  . Markitsch ist zu 30 Gulden Geld- ! träfe oder 6 Tagen Arrest verdonnert worden, weil er in einer Ver- ammlung des Wiener   Fortbildungsvereins gesagt hatte, das Par» lament sei nur eine Komödie. Der Hinweis darauf, er habe nur wiederholt, was der Abgeordnete V i t e z i t s ch im Abgeordneten- hause erklärt habe, wurde für nicht stichhaltig anerkannt, weil daS Zitat nicht wörtlich fei. V.tezitfch habe laut Protokoll gesagt: Das ist ja hierein eKomödteundketneBersammlungvonAb, geordnet e n." Allerdings ein bedeutender Unterschied. Auch eine Notiz derG l e i ch h e i t", in der die erbärmliche Liebe- dienerei der Kommission der Berliner   Kunst-AuSstelluug gebührend gekennzeichnet wird, ist dem Rochlift der Zensur, d. h. der Konfiskation, zum Opfer gefallen. Dieselbe lautete in ihrer ursprüng- lich-n Fassung: Wir sind nur neugierig, was die Bourgeoisie noch Alles entdecken wird, nachdem sie solcherart nun schon die Unsterblichkeit der Fürsten prokla- mirt und ihrenHeldenkaiser" selbst den Tod überwinden läßt. Und dann sind wir auf die verdutzten Mienen der Berliner Akademie neu- gierig, wenn nächstens und wir garantuen ihr, daß das nicht mchr solange dauert der von ihr angebetete Thron zusammenkrachen wird unter dem steghaften Ansturm nicht des Todes, sondern des nach langer unsäglicher Unterdrückung unaufhaltsam losbrechenden Leben«" Solches durfte der Zensor natürlich nicht paffiren lassen. Ein rother Strich, und der Staat   der Abwechslung halber und im Hinblick auf die Waffenbrüderschaft von 1866 pardon 1364, der p r e u ß i s ch e Staat war gerettet. In voller Würdigung der zensurlichen Intentionen ersetzte die Re- daktion derGleichheit" die gefährliche Stelle durch einen Ausspruch des deutschen   Patrioten Fichte. Statt ersterer liest man jetzt in der nach der Konfiskation veranstal- teten zweiten Auflage: Wir sind nur neugierig, was die Bourgeoisie Konfiszrrt! Haßt eure Fürsten nicht, euch selbst solltet ihr hassen. Ein- der ersten Quellen eures Elends ist die, daß ihr von ihnen und ihren Hel- fern viel zu hohe Begriffe habt."(Joh. Gottl. Fichte.) Konfiszirt! Unterdrückung unaufhaltsam losbrechenden Leben s." Die Wiener   Zensurbehörde wird an dieser Korrektur hoffentlich ihre helle Freude haben. Wir gratuliren. AuS Frankreich  . Pari», 6. August 1887. Es hat sich hier vor einigen Tagen eine Federation gebildet, bestehend aus 160 Deputirten, 10 Senatoren, 65 Stadtverordneten und 10 Journalisten, die zum Zweck hat, 1389 eine Feier der großen französischen   Revolution in großem Maßstabs zu arrangiren. Diese F-deration hat ein Manifest veröffentlicht, in dem die alten radi- kalen Phrasen breitgetreten werden.On ne peut rien quand on n'a rion"(Man kann nichts, wenn man nichts hat) heißt es in diesem Manifest, mit Bezug auf die ökonomische Lage des Volkes und die radi- kale Unthätigkeit und Unfähigkeit, dieselbe zu ändern. Was für einen Mischmasch diese Federation zu Tage fördern wird, zeigt schon ihre Zu- sammensetzung. Clemenceau  , Rochesort, Joes Guyot und Meyer von der Lanterne", Eh. Laurent vom opportunistischenParis  ", Ranc von der Republique sranyaise" und andere ehrlich- Piraten der Presse. Lockroy  , der jetzt Kattoff's Tod beweint, ist Präsident der Federation. Mit einem Worte, alle Schattirungen der Republikaner  , von dem blassesten bis zum rothesten, sind hier vertreten. Parallel mit dieser Federation soll auf den Vorschlag Ed. Vaillant'S im Pariser Gemeinderath ein Kongreß aller französischen   Kommunen 1889 in Paris  stattfinden. Ob die Idee eines Kongresses von 36,000 Kommunen durch- führbar, ist sehr zu bezweifeln, abgesehen davon, daß das franchstiche Gesetz jede Verbindung zwischen irgend welchen Kommunen behufs Be- sprechunz allgemein zu ergreifender Maßregeln verbietet. Dieses Gesetz dattrt noch vom Konvent 1793, der ein einiges untrennbares Frankreich  wollte. Vorläufig ist ein Komite eingesetzt, das ein darauf bezügliches Programm ausarbeiten soll, und der Stadtrath hat zu diesem Zwecke 6000 Fr. bewilligt. Ln Erwartung der vielen bei den Franzosen so beliebten Kongresse, die da bevorstehen, haben wir schon morgen, den 7. Augast, einen. Die Federation der sozialistischen   Arbeiter Frankreichs  "(P o s f i b i l i st e n) hat ihren achten jährlichen Regional-Kongreß des Zentrums für den 7. bis 14. August einberufen. Das Einlad ungsmanisest ist an alle Gewerkschaften, Arbeiterkorpora- tionen und Studienzirkel des Seinedepartements gerichtet. Die TageS- ordnung enthält 5 Fragen: 1) der Klassenkampf, 2) öffentliche Dienste und ihre Durchführung, 3) Aufhebung der Sladtsteuern sOktcois) und ihre Ersetzung durch eine starke Progressivsteuer auf das Einkommen, 4) Organisation der Arbeit, Fachschulen, städtische Arbeiten, korporative und Munizipal-W-rkstätten, Gesundheitseinrichtungen in den Werlstätten, Arbeit in den Gefängnissen, Frauenarbeiten»c. ac., 5) Armenunter- stützung, ihre Organisation, Unterhalt von armen und moralisch ver- laffenen Kindern, Spitäler, Unterstützung der Armen in ihren Wohnun- gen, medizinische Hilfe und Avotheken. Ich werde, sobald der Kongreß beendigt ist, darüber Bericht erstatten. Rur   so viel sei für heute bemerkt, daß die langdauernden Kongresse mit den vielen Fragen, die zur Verhandlung kommen und doch schließlich nur auf dem Papier bleiben, keine tiefere Bedeutung und keinen großen praktischen Nutzen haben. Viele Regional-Kongresse, denen ich beiwohnte, ließen mich zu der Ansicht gelangen. Wahrlich, unsere Genoffen hier hätten viel Wichtigeres zu thun als lange Debatten zu halten. Da haben Sie, um nur eins herauszugreifen, daS Gesetz über Kinder- und Frauen-Arbeit, das dem Namen nach seit Mai 1874 in Kraft ist, und das bis jetzt noch nicht angewendet wurde. Die Arbeiter selbst wachen nicht über seine strikte Durchführung, die Bourgeoisie und ihre Dienerin, die Regierung, wird dies noch viel weniger thun. Die Kmder der Arbeiter werden nach wie vor ausgebeutet, und kein Hahn kräht darüber. Und die zu Tage tre- tenden Mißbräuche sind so grell, daß selbst die Regierung Miene machen muß, dagegen einschreiten zu wollen. Sie will sogar das Gesetz zu Gunsten der Arbeiter noch mehr modisiziren, aber die Arbeiter, ich meine das Gros der bewußten und intelligenten, kümmern sich wenig um diese und ähnliche Fragen, die doch treffliche Gelegenheit sür Agitation in den Massen bieten. Für ste ist die von den Brouffisten propagirteLehre von den öffentlichen Diensten" das Alpha und Omega ihres Sozialis- mus. Trotzdem drängen die Umstände immer neue Schichten in das fozialistische Lager, wie die im 2. Arrondissement vorigen Sonntag statt- gehabte Wahl zum Gemeinderath beweist. Die Sozialisten haben etwa 700 Stimmen aus sich vereinigt, während vor 3 Jahren dort etwa 100 Stimmen für den sozialistischen   Kandidaten abgegeben wurden. Das 2. Arrondissement ist ein rein kaufmännisches Viertel, und das Wachsen der fozialistischen Stimmenzahl ist von guter Vorbedeutung. Sehr viel Entrüstung hat die Verwerfung des Projekt« der Pariser Stadtbahn durch die Deputirtenkammer hervor- gerufen. Die Verhandlungen über diese, seit 1872 sür nothwendig an- erkannte Verkehrseinrichtung ziehen sich bereits seit 1872 in die Länge, und zwar Dank der klingenden Beweise der Gegeninteressenten, der Tramway- und der OmnibuS-Gesellschasten. Ich habe bereits bei anderer Gelegenheit bemerkt, daß die Franzosen trotz ihrer vielen Revo- lutionen im Grunde ein konservatives Volk seien. Dies zeigt sich auch wieder hier. Während der Englinder bei all seinem Konservatismus stets einen Plan durchsetzt, sobald er dessen Nutzen oder Nothoendigkeit erkannt hat, muß der Franzose erst eine Revolution durchmachen, ehe er eine praküiche Idee und Neuerung einführt. Da aber bekanntlich Revo- lutionen nicht wie die Brombeeren reifen, so zieht sich die Susführung beschlossener Projekt« meist Jahrzehnte hinaus. Unterdessen geht Alles beim Alten weiter, mögen die zu Tage tretenden Mißstände noch so schreiend sein. Wer die Pariser Post, Wasserleitung, Gasbeleuchtung ,c. kennt, wird obiger Behauptung nur zustimmen; das SaS z. B. ist hier theurer als in irgend einer Großstadt der Welt. Eine Stadtbahn ist unbestreitbar für einen Rissenkörper wie Paris  «ine Forderung der äußersten Nothwendigkeit. Die Majorität der Kammer fand aber, daß die vorgeführten Interessen zu lokaler Natur feien, und daß der Entwurf außerdem noch nicht genügendstudirt" sei. Im Grund« hatte die Majorität bei ihrer Verwerfung Doppeltes im Auge. Sie wollte den Tramway Gesellschaften keine neue Konkurrenz schaffen, die um so furchtbarer geworden wäre, da die Pariser   Pferde- bahnen viel zu wünschm übrig lassen: sie reichen nicht au« für den Verkehr und fahren zu langsam. Zweitens aber wollten die Vertreter der Bourgeoisie der entsetzlichen Arbeitslosigkeit, die schon seit mehrere» Jahren in Paris   wüthet, nicht abhelfen. Und dies aus dem einfache» Grunde ni cht, weil man das Volk gern provoziren möchte, und die jetzt am Ruder befindlichen Opportunisten, welche hinterrücks mit den Mo- narchisten zusammen für die Reaktion arbeiten, die größte Lust ver- spüren, nach der alten Schablone einen kleinen Aderlaß am Volke pt praktiziren. Frankreich   nimmt an Einwohnern zu. Natürlich protestirte ganz Paris  , ohne Ausnahme der politischen Mei- nung, gegen den Kammerbeschluß. Die Sozialisten beriefen ein große» Meeting unter Vaillant'S Vorsitz ein. in welchem beschloffen wurde, daß die Stadt selbst die Angelegenheit der Stadtbahn in die Hand nehme» solle. Ob die Regierung das erlauben wird, ist eine andere Frage, den» diese, welche meistens aus Börsenbaronen besteht(Rouvier, Minister- Präsident, ist einer der auSgefeimtesten Börsenjobber) will das Unter- nehmen ihren Freunden zuweisen. Große Spekulationen stehen ja tu Aussicht. Sozialpolitische Rundschau. Zürich  , 10. August 1837. Der Militarismus und daS Landvslk. Der Exminist« Exprofessor und Exlozialist Schäffle, Exzellenz, setzt bekanntlich gegenüber d-rsozialdemokratischenG-fahr seine ganze Hoffnung auf denantikollertivtstischen Bauernschädel", sintemalen das Land­volk das Hauptkontmzent zur festesten Stütze des modernen Kultur- und Rechtsstaats, zur Armee, stellt. Leider ist nicht nur Bauer und Bau« in unserer Zeit der wirthschastlichen Zersetzung zweierlei, sondern vor Allem Bauer und Bauernknecht, Gutsbesitzer und Landtage- l ö h n e r. Daß wir im wohlsituirten Grundbesitzer, vom Landmagnate» bis zum Dorfprotzen, den erbittertsten Gegner haben, wußten wir längst; und niemand unter uns hat sich je eingebildet, unter ihnen Anhäng« für den Sozialismus werben zu können. Aber diese, Herrn Schäffle so theure Menschenklass« ist nicht das Landvolk, sondern die verfchwiw dende Minderheit desselben. Mit der großen Masse der Land- bevölkerung steht eS ganz anders. Wohl dringt unsre Propaganda nur sehr schwer zu ihr, aber der heutige Staat ist selbst so liebenswürdig, einen großen Theil unserer Arbeit auf sich zu nehmen. Er präparirt gewissermaßen den Bauernschädel für unsere Agitatton. Und das Prä- paratwnsinftitut ist die Armee. Die allgemeine Dienstpflicht zieht den stöhnenden Landtagelöhner vom Land in die Stadt, und dort hört und steht er genug, um mit ganz andern Ansprüchen an daS Leben nach Hause zurückzukehren, als er sie vorher gehabt. Das sagen nicht nur wir, das ist auch eine ständige Klage der Herren Krautjunker, die mit Schmerzen die schöne Zeit dahinfliehen sehen, wo der Knecht im Guts- Herrn ein übermenschliches Wesen erblickte. Die strengste Drillerei in der Armee verhindert den Soldaten nicht, allmälig hinter das Geheimnis des Schwindels zu kommen. Wir haben schon oft aus diese, den heutigen Machthabern sicherlich seht unerwünschte Seite des Militarismus hingewiesen. Was heute darauf zurückzukommen uns veranlaßt, ist ein Klagelied, das ein preußisch« Landjunker in der Berliner  Kreuzzeitung  " darüber anstimmt.De» ausgedienten Soldaten," jammert er,zumal denen von der Gard«, welche die Reize der großen Garnisonstädte geschmeckt, sei es viel z» despektirlich, wieder Acker- oder Schäferknecht zu spielen; sie bleiben i» großer Anzahl in der Garnisonstadt, nehmen Stellen als Kutsch«, Kellner, Hausdiener u. s. w. und seien für den Gesindedienst auf de» Lande verloren." Schrecklich! Sie verlangen nämlich, als Menschen behandelt z« werven, und das geht doch ganz und gar nicht an. Ergo: Laßt die i« der Landwirthschaft beschäftigten Arbeiter, besonders die Knechte, nut ganz kurze Zeit dienen oder noch b-ffer, vom Militärdienst befreit sein, während die Stadtbevölkerung und die Fabrikarbeiter ein Jahr läng» wie jetzt dienen können. Aber lieber Janker, was fällt Ihnen da ein? Die städtischen und du Fabrikarbeiter in die Armee! Wollen Sie denn unser k. k. Heer mv Gewalt sozialdemokratisch machen? Fragen Sie nurKamerad" Ball» strem, wie der über den Einfluß der städtischen Arbeiter in der Arm» denkt. Nein, diese braucht das Landvolk, denn das hat allein noch d« echten unterwüifizen Geist, der das Fundament der Armee ausmacht. Es ist ein böser Zirkel, indem sich die Anhänger der heutigen Staat» und Gesellschaftsordnung da begegnen. Es ist der Zirkel, den die«atz« beschreibt, die ihrem eigenen Schwanz nachgeht. Mbet I Natur i Unter u irnd w Ichulmei und de» ilatzenp den Zarckte, kratifche siebe v »wer Land Exempe ttorresp Kl- diesem «atirte» wenh kild vo »ebildet Ronsiqi sein W huber j lächerli, Ähnliche ««f. Ii hui« je »«g«> alberne dieses i verdien s, Si-t bejeichn wenh Sonner wegen jetzt, n, in s g« ß«gni sehe fehen u Ders, low, Und de es den >u erre, Nich wan be Und wi Wit ihn te* Pfu «ul Mnder 'eftehlei o. Mit «erhält Eroßdi Lebende jetzt in hän' WaS ist der Deutsche  ? Wenn er ein Mitglied der besitzend« Klassen ist, oder wenn diese grade seine Stimme oder sein Blut brauche», bieder, fromm und stark. Wenn er aber ein Proletarie« ist und grade keine Wahl vor der Thür steht, kein Sedanfest stattfindet, kein Krieg ausgebrochen ist, dann ist er einlach eine Kanaille. En? weder dieHurrah Kanaille", wie sich jüngst dieKreuzzeitung  " in ein* Polemik mit derNationalzeitung" ausdrückte, oder die Kanaille schlecht weg. AuS der Umgegend von Potsdam  , also in unmittelbarer? der Haupt- und Residenzstadt Berlin  , vernimmt man Dinge über d» Behandlung der Tagelöhner auf den Dörfern, die jedes national preußisch-deutsche   Herz bis zurflammenden Entrüstung» so laut« jetzt die gangbarste Phrase erbittern würde, wenn ste in Egyptel ober Tonkin passirten. So schreiben diePotsdamer Nachrichten" vo» Händler letzten Mittwoch:Mehr denn patriarchalische Zustände herrschen aul rüstuna unseren Rittergütern. Auf dem zum Rittergut Langerwich gehörende»? Vorwerk Saarmund kam es gestern zwischen den Tagelöhnern und der»«iflen' Inspektor Eckert zu Auseinandersetzungen, weil nach Ansicht der erster«»» deren Frauen zu lange an der Dreschmaschine beschäftigt würden. Heim fw.. früh überreichte nun bei der Arbeit der Gutsbesitzer Claude dem Jnspe» w'. f tot Eckert einen Revolver mit den Worten:Wenn eine Kanaill' loz Sie anfällt, schießenSi« sie sofort zu Boden, weite« ojA«" kann doch nichts werden." Die Tagelöhner, die sich dieser E-"- UC fahr nicht aussetzen wollten, wandten, da sie bei Herrn Claude ni« vorgelassen wurden, sich an den AuttSvorsteher Herrn Oberförster Koch wurden aber, da sie den Herrn nicht antrafen, aus morgen beschieden- Die Protzen fühlen sich in Deutschland   Dank den Polizeigesetzen üpp' ger denn je und behandeln die Arbeiter daheim brutaler alS sie eS a" in Feindesland erlauben würden. Nun, die Herren mögen vorsehen, daß der.Spieß sich nicht eines Tages umdreht. DieKanal hat auch schießen gelernt I J fiewäfi .Mä­ander I «««... an sich «Wen et ®etfeI6i hierauf Nicht m ordnete wieder kühlten Stellt, ei JMena  stellen, »urch 1 ward ei Der .We. 'eierst ishlen ndler kaubten Daß der deutsche   Kaiser unter polizeilicher Ueberwachunt«iäwal twi «Nnvalt allen di vilschu, anfzusta Nnd die �Harles «er steht, ist eine alte Gesch-chte. Und zwar Uebecwechung im doppelt� Sinne. Erstens diejenige, welch- zum Zweck hat. ihn dergestatt von d« Außenwelt abzuschließen, daß er nichts erfährt, was et nach Ansi« seines sorgsamen Haus meiers nicht erfahren soll. Es fehlt aber-r nicht an sonstiger polizeilicher Aufsicht. Und da es im Interesse 1 Hausmeiers liegt, daß sein kaiserlicher Mündel undHerr" wieder tüls d�ni tige Angst vor demrothenGespenst" hat, so wird d* U unglückliche Heldengreis jetzt ähnlichen polizeilichen QuälereienSchur £ l-hen.. Vorrichtungen" genannt unterworfen,'wie seit Jahren sein�zarisch� ftej U/V& JV»»|V«>* Neulich aus der Fahrt von Ems na» kin Neffe in Petersburg-Tatschina.-------,,--------... Gaste in wurde z. B. vor dem kais-rlichen Eisenbahnzug ein diesem gan»lachen ähnlicher Zug abgelassen, und der Kaiser erst befördert, als die telegr» l-iff�_ phische Nachricht angelangt war, daß der vorhergehende Zug unterwe?»NUj». nicht in die Luft gesprengt worden. Und was war der Vorwand uj«egonn,. diese»ngstmaßreg-I, durch welche der arme Heldengreis natürlich in teichz?. höchste Aufregung versetzt ward? Min hält- in einem Landstädtchen do ß; hessischen O-enwaldeS den Zettel eines ZeitungsreporterSM' l>lorr«ck Angaben über Ankunft»- und Abfahrtszeiten kaiserlichen ZugS g e f u n d e n. Die Leute, welch« den Heidts fcnidim, greis in Obhut Hasen, waren selbstverständlich nicht so dumm, desha> an ein Attentat zu glauben, allem dieser Glaube gehört nun einmal»»>«ey«" herrschenden System, das desrothen Gespenstes" und der Dynanm te, Attentate w-nn auch nur auf dem Papier   nicht entbehren kuim Jini) DieAraukfurter Zeitung", welche der Sozialdemokrat? ------~''itfikeit träat. I«1" gegenüber so gerne die RaSk« patronistrender Freundlichkeit trägt, s« »eisgai