an anderer Stelle behauptet,daß das Plaidoyer des Staatsanwalts in Folge der zeitlichen Beschränkungen(ei! durch wen?) selbst bei der ge- nauesten Präziston nicht immer im Stande ist, dem Gerichtshos eine eingehende Schilderung aller Ungesetzlichkeiten der sozialdemokratischen Parteiorganisation zu entwerfen", und ihnen sodann verstchert, es falle ihm natürlich auch nicht versteckterweise ein, den leisesten Borwurf gegen dt« bisherige Praxis der Gerichtshöfe zu erheben, er beabstchtige nur, durch die vorliegende Arbeit auch nach dieser Seite hm eine möglichst vollständige Klarlegung der Berhältnisse zu geben," und nun Staats- anwalt und Richtern darlegt, was ste unter den Paragraphen 128 und 129 zu verstehen haben, und daß all« Borbedingungen dieser Paragraphen in der von ihm geschilderten und gedichteten Organisation der Partei vorhanden seien. Krieter hat sein Machwerk, der bester«» Ueberstchtlichkeit halber, in ein Borwort, neun besonders betitelte Abschnitte und ein Schlußwort«in- getheilt. Räch ihm hat die Partei durch die letzten Wahlenden Höhepunkt ihrer parlamentarischen Erfolge überschritten", bedeutet der Verlust an Mandateneinen entschiedenen Rückgang"; jedenfalls habe dienationale Begeisterung des deutschen   Volks", soll heißen die durch verlogenes und hetzerisches Kriegsgeschrei hervorgerufene Philisterangstund das muthige Ausharren aller berufenen Veitheidiger der Ruhe und Sicherheit unseres Staats einen Sieg davon getragen über die dunk.e Schaar der Reichs- feinde". Daß die Partei 150,000 Stimmen bei den Wahlen gewonnen habe Krieter unterschlägt da« Mehr von noch 70,000 was will daS heißen gegen die Zunahme der Stimmenzahl der Ordnungisreunde? Aber wie diese Zunahme erlangt wurde und wie man die Sozialdemo- kratie während deS WahlkampsS unterdrückte, davon sagt Krieter nichts. Wäre heute abermals zu wählen, daS Verhältniß würde ein der Sozial- demokratie noch viel günstigeres sein. Lehrreich ist, was Krieter über die Entstehung der Arbeiterblätter, der Fachoereine und ihre Duldung sagt. Obgleich die Blätter stch sehr ge- mäßigt hielten, hätten sie doch durchihre geschickte Zusammenstellung der sozialistischen   Propaganda Raum gegeben". Das ist nach Krieter ergent- lich ein Bcrbrechen, d-sten stch die Regierungen schuldig machten. Daß die Reichsregierung durch ihr- Sozialvorlagen der Sozialdemokratie Ge- legenheit im R-ichstag gab, für ihr Programm ausgedehnte Propaganda zu machen, läßt die Reichsregierung als Mitschuldige an der sozio- listischen Propaganda erscheinen Jngleichen die Reichskommistion, welche einzelne Verbote der Polizeibehörden gegen Fachvereine wieder aushob. So kam eS, dcß die Sozialdemokratie in diesen Vereinenihren wahren Eharakter bald unverhüllt zeigte". Schrecklich! Siebenundzwanzig Zeilen weiter behauptet Krieter dagegen, daß die Sozialdemokratie nicht so viel Anhang gesunden hätte, wenn ihre An- Hängerdas wahre Antlitz der Partei gesehen hätten". Der Widerspruch ist faustdick, er kommt aber weder hier(Seite 18), noch an anderer Stelle dem unglücklichen Verfasser zum Bewußtsein. Reu ist auch, daß nach der Wahlbewegung von 1884 die Fachvereins- bewegungfast wie auf Kommando" herabsank, so daß ste heut« fast gänzlich eingeschlafen ist". Von der kleinlichen, erbärmlichen Verfolgungssuchl der deutschen Po' lizet gegen diese Vereine, von dem.famosen Puttkamer'schen Streikerlaß und dem Verbot und der Auflösung von zahlreichen Komites und Ver- einen dieser Art w: der Krieter natürlich nichts. Trotzdem ist auch heute die Bewegung nichteingeschlafen", nur hat sie heute ebensowenig wie not 1884 mit der Partei etwas zu thun. Es ist allerdings so weit gekommen in Deutschland  , daß die Polizei in jedem selbständig austre- tenden Arbeiter einen gefährlichen Sozialdemokraten steht und ihn danach behandelt, was übrigens für die Partei entschieden nützlich und gut ist. Räch Krieter besteht eine geheime politische Verbindung über die ganz« Partei.Eine festgefügte Vereinigung mit einem Borstand, einer be- stimmten Mitgliederzahl, bindenden Statuten und einer mit regelmäßigen Bereinssteuern gefüllten Kasse." Das ist nach Krieter apodiktisch gewiß: wie steht's aber mit seinen Beweisen? Als Beweis führt er einen Aufruf der Leitung für Leipzig  Stadt und Land" aus demSozialdemokrat" an, in welchem gesagt wird, daß nur d« r im Falle der Ausweisung Anspruch aus Unterstützung Hab-, welcher aktiver Genosse der Parr  «, sei und während der Mitgliedschast die üb- liche Parteisteuer bezahlt habe." Daß sich dies« Bekanntmachung nur aus den genannten Bezirk bezog, ober eine gleiche allgemeine Organisation nicht existirt und folglich nicht nachzuweisen ist, verschweigt Krieter. Ebenso verschweigt er, daß seiner Zeit in Freiberg   die Angeklagten rückhaltlos zugaben, daß es eine Anzahl Orte in der Partei geven könne, die eine Organisation !m Sinne des§ 128 de« Strafgesetzbuchs besitzen könnten, daß ein« stuche Organisation aber weder allgemein sei, noch mit der Parteileitung der Fraktion das geringste zu thun habe,«in« Auffassung, wel- cher sich der Gerichtshof, trotz des besten Willens, auch aus§ 128 zu verurtheilen, anschließen mußte. Aber darin liegt nach Krieter grade der Fehler, daß die Gerichte noch nicht genug auf bloße polizeiliche Behauptungen hin ver- urtheilen, sondern noch so etwas wie Beweis« verlangen Die bezüg« lichen Beußerungen Krieters hierüber sind so charakteristisch und ver- rathen so ganz und gar den niedrigsten Polizeibüttelstandpunkt, daß sie tiefer gehängt werden müssen. Er sagt wörtlich: Die Polizeibehörde hat die Ausgabe, ihre Wahrnehmungen und Er. Mittelungen der Staatsanwaltschaft und dem Strasrtchter zu unterbreiten, doch ist sie verpflichtet, hierzu auch das nöthtge Beweismaterial zu lte- fern.(Welches Unrecht!)Dieses Letztere(nämlich das Leweismaterial zu liesern) ist freilich in vielen Fällen au« leicht erklärlichen Gründen(sie!) äußerst schwierig(so! io!>, wodurch«in Em  - schreiten gegen die ungesetzlichen Organisationen oftmals lange Zeit un- möglich bleibt."(Sollte man das glauben? Doch das Beste kommt noch.) So ist ei biSweflen der Fall, daß die Behörde sehr genau über all« Einzelheiten der geheimen Thätigteit der Sozialisten unterrichtet ist, sie kenntdieMitglteder des Komite, sie kennt ihr« Zusammenkünfte, ihre Beschlüsse, die Verbreiter der verbotenen Schrtsten und doch genügt dteS nicht, um einen Gerichtshof zur Verurtheilung der Mitglieder eines solchen Ge« Heimbunde« zu veranlassen." Der Leser wird erstaunt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen über die Unzugänglichkeit dieser deutschen Gerichte', aber er tröste sich und lese weiter:Es muß alsdann die Behörde angestcht» dieser regel- mäßigen Gesetzesübertretungen ruhig in ihrer defensiven Stellung verharren, bis ein günstiger Zufall ihr dasjenige BeweiSmaterial in die Hände spielt, welches h i n r e i ch e n d ist, um den Strasrtchter von der Existenz der geheimen Verbindung zu überzeugen." Welch unerhörtes Unrecht von deutschen   Richtern, für ihre Verurthei- lungen wenigstens einiges Beweismaterial zu verlangen und nicht blind auf polizeiliche Versicherungen hin zu verurtheilen! Räch anderen Leuten haben bisher die deutschen   Gerichtshöfe es mit dem that- sächlichen Beweis oft recht leicht genommen, nach Krieter stehen fie olle im Verdacht, mit der Sozialdemokratie unter einer Decke zu stecken und st« nur zu verurtheilen unter der Wucht erdrückender Thatsachen wenn sie absolut nicht ander« können.Um so erfreulicher," heißt eS weiter, ist es deshalb, daß sich auch die Gerichte der Ausgabe unterzogen haben, dieser revolutionären Unterminirarbett der Sozialdemokraten ein- gehende Beachtung zuzuwenden." Kann man herabwürdigender von den deutschen   Gerichten sprechen als es hier von einem königlich preußischen Polizeikommissar geschieht? Früher waren die Gericht« harthörig, d. h. ungefügig, jetzt fangen ste nach Krieter an, dienstbar und gefügig zu werden. Ein Sozialdemokrat könnte leine schlechtere Meinung von der Wandelbarkeit richterlicher Anschauungen und Grundsätze haben, al« Krieter unverholen ausspricht. (Schluß folgt.)'
Manifest
m Iekttrar-Mahl-Aamitss fett sojiakötmokratischt« Partei Z>e«»tschra»fes an die Wähler de» Deutschen  «eiche». (Schluß.) Ein Staat, der nicht die Gerechtigkeit zur Grundlage hat, son- den, die Polizeiwillkür  , ist der Auflösung verfallen. Das Beispiel Rußlands  , dieses Musterlandes der traurigenStaatsmänner", für welche Politik und Polizei einerlei ist, ist fürwahr ein flammendes M-ne Tekel. Nirgends die Polizei so stark, nirgends das persönliche Regiment so aus die Spitze getrieben. Und die Polizei-Allmacht und die Zaren- Allmacht zur absoluten Ohnmacht geworden die russische   Polizei da« Gespött der Welt, und der Zar ein Gefangener in seinem Palast, ein Gegenstand des Mitleids, von dem ärmsten seinerUnterthanen" nicht beneidet. Wer in seinen fünf Vinnen Gesunde kann nach denSegnungen" des russischen   ZarenstaateS dürsten? Und daS sind die Segnungen der konsequent durchgeführten Polizeiwirthschaft! Nicht minder verderblich ist der Militarismus. In unserer Ansprache vor der Wahl bezeichneten wir ihn als die e i n z i g e G e» fahr für den europäischen   Frieden. Das zeigt sich jetzt, nachdem daS Wahlgetöse vorüber und die Wahllüge zerplatzt ist,, jedem Dentsähigen mit der mächtigen Ueberzeugungskraft wuchtiger Thatsachen. DaS Septennat, welches den Frieden verbürgen sollte, ist angenom- men, und dreihundertunddreißig Millionen des Nach­trag s e t a t« sind nur die« r st e A b s ch l a g s z a h l u u g, welche das deutsche   Volk für den 21. Februar zu leisten hat. Und daS Kriegs- geschrei und die Kriegshetze dauert fort. Sehr natürlich. Denn daS Volk würde die markauisagenden Kosten de» Militarismus keinen Augenblick bezahlen, wenn ihm nicht dessen Unentbehrlichkett durchschwarze Punkte" am politischen Horizont drastisch veranschaulicht würde. Das sortdauernde Kriegsgeschrei, bei dem übrigens auch schmutzige Börsenspekulation eine Roll« spielt, und welches für Handel und Gewerbe so verderblich ist, hat den- noch nur in dem Militarismus selbst seinen Grund. Nicht daß wir eine wirkliche Kriegsgefahr leugneten. Sie liegt aber nur im Militarismus. Wohl kennen wir den Satz: Wer den Frieden will, muß den Krieg vorbereiten(si vi» pacem, para bellum). Aber was beweist er? Er ist vor 2000 Jahren von dm Römern erfunden worden, und seit 2000 Jahren wird derFriede" durch dieBorbereitung des Krieges" so erfolgreich gefördert, daß Krieg und Kriegsgefahr in P« r m a n e n» sind und der Fried« unseren heutigen Machthabern ein unerreichbares Ideal scheint. Mit dem jesuitischen, widersinnigen, aberwitzigen Satz muß gebrochen werden, wie mit dem Militarismus selbst. Was hat die S t ä r I u n g des Militarismus durch da« Septennat genützt? Nichts! Daß wir Deutsche   dem Friedenipräsenzstand der Armee 41,000 Mann hinzugefügt haben, hat zur einzigen Folge, daß die Franzosen ihre Armee mindestens ebenso verstärken, und an dem gegenseitigen Krästeoer- hältniß ist nichts geändert, die Schraube ohne End« des Mi- l i t a r i« m u s ist blas tiefer ins Mark des Volkes gedreht worden. Und morgen ist vom Standpunkt des Militarismus aus-ine Erhöhung unserer Armee genau ebmso nothwendig, als sie«S vor dem Septennat war. Aber daS Ausland bedroht unS! Wir müssen uns doch schützen! Wer sagt denn, daß daS Ausland un» bedroht? Rur   despotische Staaten bedrohen den Frieden das despotische Rußland   geht ohne Zweifel auf kriegerische Abenteuer au«, ist aber zum Glück innerlich so zerfressm, daß es linder- leicht in Schach   gehalten werden kann. Das despotische Frankreich   war e i n st eine Gefahr für Deutschland  . Doch jetzt ist Frankreich   ein Freistaat. Und wer aus den früheren«ngrissen des despotischen Frankreichs   auf Deutschland   Kapital schlagen will, der vergißt, daß Frankreich   schon einmal«in freier Staat war, in welchem der Volkswille herrschte, und daß es damals 1792 durch Deutschland  , d. h. Oesterreich und Preu- ßen angegriffen und in Kriege oerwickelt wurde, die erst 181b ihr Ende fanden. Freie Nachbarstaaten sind uns eine Bürgschaft de» Frieden», und statt mit ihnen daS tödtliche Kirchthurmwettrennen des MilitariS- mu» fortzusetzen, sollte Deutschland  , von dem d t e I n i t i a t i v e des modernenMilitarismus ausging, stch mit den Nachbarstaaten über die Initiative zur Entwaffnung einigen. Si bedars dazu nur des guten Willen«., Einmal muß mit dem Militarismus doch gebrochen werden, wenn anders das Volk nicht zu Grunde gehen soll. Und die Frage ist ilos: wollen wir erst durch daS rothe Meer «SneS neuen Kriege« waten, verglichen mit welchem der von 1 870 7 1«in Kinderspiel war? Oder wol- len wir den Alp abwerfen, ehe er«nS in den Abgrund gerissen hat? Für vernünftige Menschen kann«S nicht zweifelhaft fein, was daS Vernünftigere ist. Und je eher wir unS de» Militarismus entledigen, desto besser für unS. Denn so lange er dräuend Über unS hängt wie eine Lawine, die der geringste Windstoß, der Tritt eine« rastenden Vogels in'« Rollen bringen kann, gibt eS kein Hell für da» deutsche   Volk und sür die Völker Europas  . Bis dieses Ziel erreicht ist, werden wir dem Militarismus gegenüber unserer D-vise, die unS im letzten Wahlkamps zum Sieg geführt hat, unverbrüchlich treu bleiben: Keinen Rann und keinen Grosch-n! Zum Schluß an unsere Parteigenossen die Mahnung: für die Ber« brettung unserer Grundsätze so thätig zu sein, als ob eine Reu» wohl schon vor der Thür« stünde. Die Pflicht der Agitation und Propaganda ist allezeit dieselbe! kein Tag darf ihr entzogen werden. Wir müssen die Massen gewinnen. Und darum dürfen wir unsere Agi- tation und Propaganda nicht aus die Städte beschränken. Die Land« bevölkerung leidet unter den heutigen Gesellschastsverhältnissen ebensosehr wie die Industriebevölkeruug der Städte. Hat sie sich bisher unseren Bestrebungen nicht so sympathisch gezeigt, so liegt die Schuld einzig an der größeren Schwierigkeit, ihr unser Programm vorzuführen. Diese Schwierigkeiten sind aber zu überwinden, und sie müssen über- wunden werden. Es gibt keine Hindernisse für«ine Partei, welch« das Recht und die Wissenschaft sür sich hat. au» den Verhältnissen stet« neue Kraft saugt, und m den aachsenden Verfolgungen die schwindend« Macht ihrer Verfolger sieht. Zur Pfingstzeit 188 7. Grillenberger. Hasenclever. Liebknecht. Meister. Singer.
Sozialpolitische Rundschau.
Zürich  ,»1. August»887. Der Gedanke der AubilSumsdenkschrist zur Feier de» Sozialistengesetze» hat in den weitesten Kreisen der Genossen und Freunde b-gelsterten Anklang gefunden, unter den Segnern aber, wie stch denken läßt, nichts weniger als angenehm berührt. WaS man unter der Hand abgethan glaubte, zumeist begraben im Schooße der Ver« gesienheit, das soll sich jetzt AlleS erheben, anNagend, brandmarkend, nach Rache und Sühne rusend I Da» ist srellich keine beneidenswerthe Ausficht I
Damit die S ch a n d s ä u l« ihr« Wirkung und ihren Zweck nach all« Richtungen hin im ausgedehntesten Maße erfülle, scheint es uns nöthlg die Denkschrift sofort auch in englischer und französischer Sprach« erscheinen zu lassen und namentlich auch für die Verbreituuz in den offiziellen V o lk s v ert retun gs k ö rpern der zwilb sirten Staaten zu sorgen. Und nun an'« Werkt Es ist keine Zeit zu verlieren l Her mit d« Bausteinen I Die Verkommenheit der st udirende« Jugend in Deutsch  - land ist jetzt gewissermaßen amtlich festgestellt und damit im vollste» Maße alles bestätigt, was wir jemals in dieser Beziehung gesagt. Scho» vor Jahren klagte Professor S ch m o l l e r sicherlich kein Reichsseind-- über die Faulheit, Rohheit und Berbummeltheit der deutschen   Student«». Und dieser Tag« hat Herr Bosse, Direktor im Reichsamt des Innere» zu Berlin  , und durch seine Stellung eine der kompetentesten Autoritäten. einen Vortrag über den Unfleiß der heutigen Studente» gehalten und diesen Vortrag in der, einen halbamtlichen Charakter tw genden und nur sür Beamte bestimmtenMonatsschrift für deutsche Bo amte" veröffentlicht. In diesem Bortrag wird ausgeführt, daß die He»«» modernen Studenten entsetzlich viel sausen und entjetzlich wenig lerne»! daß die Kollegien von der Elite der Studenten, den sogenannten Kovps- studenten, unter welchen dernationale Geist" ganz besonders gepfleg wird, so gut wie gar nicht besucht werden; daß namentlich die Jurist«» sich durch Faullenzerei und Rohheit auszeichnen, und daß infolge deffe» die jungen Juristen im Staatsdienste von einer erschreckende« Unwissenheit seien, wodurch der StaatsorganismuS, der tüchtig« Beanck erfordere, in seiner gesunden Existenz bedroht werde. Wir wollen es mit diesen Andeutungen deS Inhalts genügen lasse»- Für wen die Einzelheiten ein Interesse haben, der kann stch dieMonats schrisl" leicht beschaffen. Genug die heutigen Studenten sind genck so geschildert, wie sie find. Und ste sind genau so, wie sie unter des herrschenden System werden mußten. Fast ausnahmslos aus der hei» schenden Klasse hervorgegangen, theilt die studirende Jugend die LonK theil«, Anschauungsweise und Laster der herrschenden Klasse., i Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen" daS bewahrheitet sich auch hier. Das deutsche Bürger- und Junkerthu» der Loden, dem die studentisch« Jugend entspringt, zeichnet sich aus du« Geistesarmuth, Mangel an idealen Zielen, Mangel an Ehrlichkeit, Mangö an Rechtssinn, und sehr viel G-sinnungsrohheit. Bei dem Junkerthu» ist es nie ander« gewesen. Allein beim Bürgerthum war es ernnw anders. Es schwärmte sür ideale Ziele, und war biS zur Ritt« des Jahrhunderts der Träger der sreiheillichen Bewegung in Deutschlant Seitdem pflegt eS blo» die sogenannten materiellen Interessen, und duri den Kultus des goldenen Kalbs, den der Schnapsbrenner Bismarck z« nationalen Tugend erhoben hat, ist unser Bürgerthum vollends korrui» pirt worden, so daß es mit dem Junkerthum jetzt auf gleicher fittlich» Höhe oder Tiefe steht. Freiheit, Recht, Gerechtigkeit sind lächerlich Begriffe. Geldmachen, das Volk ausbeuten und Jeden, t* dieses schön« Geschäft fiört, verfolgen, zuGrund richten, ve» Nichten in diesen Sätzen drückt sich sein gesammtes Programm aus Reben dem Kultus des goldenen Kalbs entstand so naturgemäß d< Kultus der rohen Gewalt der rohen Gewalt nach Jnnel und der rohen Gewalt nach Außen. Stupide Selbstüberhebung, G« schimpfe aus die Ausländer, Geschimpfe auf die politischen Gegner, V«» herrluhung des Massenmords und der Gemeinheit, Anbetung eine« GötzO von Schmutz, Blut und Essen   kurz«in sich Wälzen im Schlanu» der Barbarei und Niedertracht. Und diesem Schmutz entsprechend die Früchtchen, die aus ihm herv»» gewachsen sind die studentische Jugend. Saufen, Rauf«» Orgien deS Patriotismus, niederste Handlangerdienste an die Reakti«< (man erinnere sich nur derSchlepperei" bei den letzten Wahlen I), 0* meinstes Streberthum das ist die heutige studirende Jugend. Das Wunderbare ist Mos, daß ein Mann wie Bosse, der fie doi kennt, stch darüber wundert. Kann es denn anders sein? Konntl die Aera Bismarck denn ein a n st ä n d i g e s, edles Geschlecht Hera» ziehen? Bei der Erziehung kommt alles auss Betspiel an; und da dk deutschen   Jugend Tag sür Tag, Stunde sür Stunde, Minute für Minw eingepaukt wird, daß es nie einen so großen, so vollkommenen Mensch« gegeben hat, wie dengenialen" Reichskanzler, um welchen alle W« Deutichland beneidet" so ist nichts natürlicher, als daß die Student» in diesem genialen Reichskanzler ihr Vorbild erblicken, dem sie nachahw» wollen. Und betrachten ste sich dieses Vorbild näher, lesen sie seine& schichte ein jeder Tag bringt ja eine neue Biographie fo sind» sie, daß das große Borbild auf dem Gymnasium und auf der Universw arg gesaullenzt, und rn Rohheiten aller Art sich ergangen hat. Und lest fie seine Reden, und lesen sie. waS die Zeitungen von ihm schreibe«, I finden sie, daß das große Vorbild eine souveräne Verachtung für Wah> heit, Adel der Gesinnung, kurz für alle Ideale hat, daß er auf die th« rischen Leidenschaften spekulirt, den Rassen- und Klaffenhaß systematis pflegt, in schamlos« Weise seine Sonder- und Privat-Jnteressen sörd» kurz: sie lernen das werden, waS sie geworden sin> Freilich, Herr Bosse ist selber Beamter, und sollt« die Wahrheit# auch aufdämmern, so darf er sie doch nicht sagen. Von ganz besonderem Interesse sür unS ist, daß gerade die Jurist� im Punkte der Faulheit und Unwissenheit den Bogel abs< schösse« haben. Bemerkenswerth oder auffallend ist daS allerdings nicht. Wesh  « sollen denn die deutschen   Juristen etwas lernen? Hören und lesen° denn nicht jeden Tag, daß Richter und Staatsanwälte nur dann Karrte! machen, wenn st« den Mantel nach dem Wmde hängen und thun, w» von oben befohlen wird? Glaubt man denn, die Studenten der JuriSpZ denz kennten nicht die modernen politischenProzesse? Diätenprozesse? DieSozialistenprozesse? Die reichs gerichtlichenHoch- und Landes verrathSprozesse Das lesen ste gewiß, die Herren Studentchen, wenn ste auch keU" wissenschaftlichen Bücher lesen denn diese Prozesse zeigen ja«s Seiten der Angeklagtenreicht feindliche",u«patriotisch� unnationale" Gesinnung, und aus Seiten der Siaatsanwälte üv Richter das glänzende G-q-nth-il; und muß sich nicht ein junges ju� stisches Gemüth an den Reden und Thaten dieser patriotischen, natu nalen Muster-Staatsanwälte und Muster-Richter erlaben und v» ihnen lernen?. Und wenn das junge juristische Gemüth sich dann fragt, was es> lernen hat, so entdeckt der Bruder Studio, falls er kein polizeiwidrig Riudvieb ist, sehr bald, daß juristische K« n n t n i ß bei den patr» tischen und.nationalen Staatsanwälten und Richtern gar keine Ro- spielen, j» ein, b i n d« r n d e r Ballast sind, und daß Alles aus patriotische, flastonale und loyale Gesinnung ankommt; daß y guter Richter nicht«, Jbazu da ist, zu urtheilen, sondem zu verurth«' len, und daß die emzige Kunst, welche er zu lernen hat, die ist:» paar Wendungen auswendig zu lernen, vermittelst deren die Sch» fragenfestzestellt" und das pflichtschuldig«Schuldig" in die richtig juristischen Berdonnerungssormeln gebracht wird. Und wer kein gar k großer Dummkopf ist, kann das in zwei, drei Stunden lernen._ Thut er dies, der hoffnungsvolle Jüngling, und versäuft er den 9[ der Zeit, unter obligatem Gebrüll derWacht am Rhein", Prügele� Mensuren" und ähnlichen Allotrien, so kann er zehnmal eher dura» rechnen, daß er Karriere macht, al« wenn er seinen Schädel mit jurij» scher Weisheit beschwert, die ihm, wenn er als Staatsanwalt od' Richter seines Amtes walten soll, nur unnöthige Skrupel»o Ursachen und sehr leicht an seiner Karriere Verderb« kann.. Wir haben es eben«herrlich weit gebracht". Und derLeipziger 3 tung", die stch über unsere Charakteristik der Aera Bismarck nicht tröst will, möchten wir den wohlgemeinten Rath ertheilen, den Vortrag Herrn Boss«, Direktors tm preußischen Ministerium deS Innern, ein»" gründlich durchzustudiren und uns dann ihre Meinung zu sagen.. U n« will es schier bedanken, daß derSozialdemokrat" die dem»» lifirende Wirkung de« jetzt in Deutschland   herrschenden System» nien� schärfer gezeichnet und gekennzeichnet habe, als dieser Direktor"7 preußischen Ministerium» de« Innern, dessen Chef bekanntlich P»' kamer heißt. Unser Puttkamer. Oder läßt sich über daS herrschende System Schlimmeres sagen, daß es die Jugend, die Zukunft der Nation und des Staats,»' giftet, in sittlicher und geistiger Hinficht ruinirt hat?